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Gegründet 1827

Dienstag, den 24. Dezember 1S2S

Fernsprecher Nr. 29

1V3. Jahrgang

Gewonnen oder verloren?

Berlin, 23. Dez. Der Reichsausschuß für das Volksbe­gehren erläßt folgenden Aufruf:

Sechs Millionen verantwortungsbewußter Deutscher haben sich, allem Wahlterror der Regierung znm Trotz, zu den Forderungen des Volksentscheids bekannt.

Sechs Milionen verantwortungsbewuhter Deut­scher haben der Katastrophenpolitik der heutigen Partei­rrgierung das Urteil gesprochen!

Da das Freiheitsgesetz weder eine Verfassungsände­rung enthält, noch ein vom Reichstag beschlossenes Gesetz beseitigt, genügt zu seiner Annahme die einfache Mehrheit der Ja-Stimmen. Die Regierung vertritt einen anderen Standpunkt, der im Gesetz keine Stütze findet. Im Ver­trauen auf die Unparteilichkeit der deutschen Gerichte wer­den wir das Recht des Volkes weiter verfechten.

Gestützt auf das Ergebnis des Volksentscheids bestrei­ten wir der Regierung und dem Reichstag die Befugnis zur Fortführung der Poungpolitik!

. Vorläufiges Ergebnis

Berlin, 23. Dez. Nach den am Montag bis 12 Uhr mit­tags beim Reichswahlleiter vorliegenden Ergebnissen des Volksentscheids ergeben sich folgende Zahlen:

Stimmberechtigte 42113 989

abgegebene Stimmen 3 293 580

ungültige Stimmen 1307 741

gültige Stimmen 6162 839

mit Ja haben gestimmt 5 825 466

mit Nein haben gestimmt 337 373

Daraus ergibt sich, datz mit Ja 13,8 v. H. der Stimm­berechtigten gestimmt haben. Gegenüber den Eintragun­gen zum Volksbegehren (4135 300) bedeutet das eine Steigerung um 37 Prozent.

In den 35 Stimmkreisen des Reichs ist das Ergebnis folgendes:

Ostpreußen 359 495 Ja (27 528 Nein); Berlin 132 205 (6235), Potsdam! 241727 (13 710): Potsdam!I 188 015

(8330); Frankfurt a. d. O. 260 853 16 275); Pommern 391406 (25 888); Breslau 220140 (18 496); Liegnitz 152150 (12 038): Oppeln 100 052 (11040); Magdeburg 233 166 (13 477); Merseburg 230 083 (14 227); Thüringen 356 757 (14 781); Schleswig-Holstein 190 318 (10 607); Weser-Ems 162 623 (6429); Osthannover 179 794 (10 201); Südhamiover- Braunschweig 215194 (15 164); Westfalen-Nord 104 507 (5858); Westfalen-Süd 90 820 (4434); Hessen-Nassau 171 389 (7130); Köln-Aachen 34161 (2658); Koblenz-Trier 39 715 (2584); Düsseldorf-Ost 46 272 (2868); Düsseldorf-West 65 716 3905); Oberbayern-Schwaben 129 562 (7896); Niederbayern 35126 (2580); Franken 311343 (10127); Pfalz 32 481 (1884); Dresden-Bautzen 202 585 (12 058); Leipzig 122 924 (7411); Chemnitz-Zwickau 264 260 (12 885); Württemberg 202 504 (5333); Baden 85 238 (3830); Hessen-Darmstadt 78 308 (4127); Hanckurg 46 792 (2262); Mecklenburg 147 375 (13 064).

st

Die einflußreichen Persönlichkeiten und die Behörden in Reich, Ländern und vielen Gemeinden können diesmal für sich in Ansvruch nehmen, das Möglichste und Unmöglichste aetan zu hoben, um den Volksentscheid zu erschweren. Schon die Verlegung auf den Sonntag knavp vor Weihnachten dürfte den Volksentscheid etwa eine Million Stimmen ge­kostet haben. Mahlkarten, d-urch die die Wähler durch Be­fragung sich hätten über die Behandlung des Stimmzettels vorher unterrichten können, wurden nicht ausgegeben. So waren viele Stimmzettel ungültig, auf denen der Wähler aus Unkenntnis das rechte Viereck «Nein" durchgestrichen batte, statt einfach ein Krenz*ist datz In-Viereck zu setzen. Zn Stuttgart war die Zahl der Abstimmungsbezirke so ein­geschränkt, daß es den einzelnen Wähler Mühe kostete, sein Wahllokal herauszufinden. Oft mußte man, um zu ihm zu gelangen, durch gefüllte Wirtschastsstuben hindnrchgehen. Mancher zoa es vor, unter diesen Umständen gar nicht ab- zustimmen-

Neueste Nachrichten

Skaakssekrekär Schmid beurlaubt

Berlin» 23. Dezember. Dem Staatssekretär im Reichs­ministerium für die besetzten Gebiete, Schmid, ist die nachgesuchte Beurlaubung bewilligt worden. Schmid hat bekanntlich als volkparteilicher Abgeordneter im Reichstag gegen die Vertrauenserklärung für die Reichs­regierung gestimmt.

Ueberfall aus einen Stahlhelmmann

Berlin, 23. Dezember. Der Kaufmann Küßner wurde gestern in den frühen Morgenstunden Ecke Glauchauer Stratze und Saalberg mit 6 Stichen in Kopf und Rücken aufgefun­den. Küßner hatte an einer Weihnachtsfeier des Jungstahl­belms, dessen Mitglied er ist, teilgenommen. Er wurde ins Krankenhaus geschafft.

Ein Mittelmeerpalri? .

Paris. 23. Dez. «Newyork Herold" will wissen, in Pa­riser maßgebenden Kreisen sei' von einem besonderen Sicherheitsabkommen unter den Mittelmeermäch­ten die Nede, das auf der Londoner Flottenkonferenz be­sprochen werden solle. Der Gedanke sei von der italieni­schen Negierung bei den französisch-italienischen Vor­besprechungen angeregt worden. Dem Abkommen würden außer Frankreich und Italien auch England und Spanien dektreten.

Eine neue Partei in Frankreich

Paris. 25. Dez. Sechs kommunistische Staüiräte von Paris sind aus der Partei ausgetreten und haben eineAr­beiter-Bauernpartei" gegründet. Die neue Partei will den Klassenkampf aufgeben, aber für die Weltrevolution Ein­treten.

Seligsprechung englischer Märtyrer

Rom, 22. Dez. Im Konsistorium vom 15. Dezember hat der Papst 136 englische Märtyrer, oder wie der amtliche Osservatore Romano" sich ausdrückt,künftige Hei­lige des Römertums" selig gesprochen. Der Papst hat sich zu dem kirchenpolitischen Schritt nur schwer ent­schließen können. Seit der Magna Charta (1315) ist der englische Nationalstaat mit Rom im Kampf gestanden, in dessen Jahrhunderte hindurch dauerndem Verlauf blutige Kämpfe ausgefochten wurden. Die auf seiten der katholi­schen Partei gefallenen Führer sind dieenglischen Mär­tyrer", von denen am 15. Dezember ein Teil seliggesprochen wurde. Schon 1860 hatte der englische Kardinal Wiie- mann üem Papst Pkus IX. die Seligsprechung einiger

! dieser Märtyrer vorgeschlagen, er wurde aber abgewiesen, i Kardinal Manning wiederholte den Vorschlag, in dem ! er 360 Märtyrer empfahl. Von diesen wurden dann 44 abg^ehnt und 54 seliggesprochen. Man glaubt, datz vor der jetzigen Seligsprechung bei der gegenwärtigen Regierung ln England sondiert wurde, welche Wirkung die kirchew politische Aktion beim englischen Volk haben werde.

Zsr SMmWt

Wer erinnert sich nicht der großen Reklame:Berlin tm Licht!" Und dann kamen Feste auf Feste, die der Ober­bürgermeister Büß patronisierte. Den Gipfel sollten sie erreichen mit einer zehnjährigen Dauer-Bau-Ausstellung mit Millionenbürgschaft der Stadt. Es gab zwar Leute, die meinten, man sollte mit den Millionen lieber Woh­nungen bauen, statt eine Bauausstellung für exaltierte Fremdarchitekten und andere Spekulanten zu veranstalien. Allein diese Stimmen wurden übertönt von dem Chorus der Lichtstädter. Endlich kam dieStudienreise" des Ehe­paars Böß und einiger Stadträte nach Amerika auf Stadt­kosten. Man wollte den Amerikanern von dem Glanz Ber­lins erzählen und Stimmung für eine Berliner Stadt­anleihe machen. Für so dumm hielt man die Amerikaner in der Lichtstadt.

Aber ehe noch die Studienreise und das große Lichtfeft» spieljahr zu Ende war, kam der fatale Sklarek-Skan- dal dazwischen und die ganze Herrlichkeit hatte ein Ende. Verschiedene derHerren" werden ins Zuchthaus wandern und nicht wenige werden froh sein müssen, wenn sie es nur mit dem Aermel streifen. Die Lichtstadt ist unter der Mißwirtschaft bis über die Ohren verschuldet und unter Staatskuratel gestellt. Tariferhöhungen von 1214 bis 3314 Prozent mußten eingeführt werden, und dann kam die An- kündigung, daß kein Pfennig von den Mehrerträgen vor­erst einmal zu anderen Zwecken verwertet werden dürfe als zur Abdeckung desUeberbrückungskredits" von rund 60 Millionen, die zur Bezahlung der dringendsten Schulden nötig sind. Ohne die langfristigen Anleihen sind dle kurz­fristigen Schulden Berlins nämlich auf die wirklich groß­zügige Höhe von 409 Millionen angewachsen.

Leider gehen im Reich di- Dinge genau den gleichen Gang wie in Berlin eines der modernen Schlagwörter heißt doch: Berlin ist das Reich! Auch das Reich ist jetzt unterStaatsaufsicht" gestellt. Nur daß, was für Berlin die Aussicht durch den preußischen Staat bedeutet, für das Reich Diktat des Gläubigerkapitals heißt. Das ist aus dem Finanzprogramm geworden! Der ganze Lärm um die Vertrauenserklärung. um das ..Sosort-Broaramm"

Tagesspiegel

Die sozialdemokratische Reichskagsfrakkion hak den Reichs­kanzler aufgefordert, das Reichsfinanzministerium wieder mit einem SoziaHemokraten zu besehen, da die Partei nicht auf den vierten Ministerposten verzichten wolle. Als Kan­didat wird Abg. Dr. Hertz in Aussicht genommen.

Rach späteren Nachrichten sollen in der sozialdemokrati­schen Fraktion doch auch Bedenken entstanden sein, ob da» Reichsfinanzministerium im gegenwärtigen Augenblick zu übernehmen oder ob es nicht gegen ein anderes Ministerium einzukauschen sei. Die Entscheidung soll am Dienstag getrof­fen werden.

Der Papst hak anläßlich seines 50iähriqen Vriesteriubi- (äums eine EnzyklikaQuinquaqeiimo Anno" lim 50 Jahr) hinausgegeben.

Zn einer Besprechung des belgischen Ministerpräsidenten Zaspar mit dem französischen Ministerpräsidenten Tardieu wurde vereinbart, an der Einberufung der zweiten Haa­ger Konferenz auf Z. Januar feskzuhalken. Tardieu wird selbst die französische Abordnung führen.

Der frühere polnische Ministerpräsident Dr. Barkels hat den Auftrag zur Neubildung des Kabinetts angenommen.

Nach Berichten aus Belgrad sollen kroatische Nationalisten in Agram und Belgrad Bombenanschläge am Geburtstag des Königs vorbereitet haben. Mehrere Beschuldigte sind verhaftet worden.

Bei den Parlamenkswahien in Aegypten errang di« nationalistische Wafd-Partei einen großen Lieg. Tie Hot die absolute Mehrheit im Parlament

Anschlag ans den Vizekönig von Indien

London, 23. Dez. Die Blätter melden: Kurz vor dev Station Neu-Delhi wurde eine Bombe auf die Schienen gelegt- (Nach anderer Meldung wurde sie in den Speise­wagen geschleudert.) Der Wagen wurde zertrümmert. Der Mzekönig von Indien, Lord Irwin, der in dem Zug fuhr, blieb unverletzt.

Aufsehenerregende Haussuchungen in Rußland

Moskau, 23. Dezember. In den Büros und in den Woh­nungen der vier Direktoren der englischM Lena-Gold­fel d e r - G e s e l l s ch a s t in Moskau, Leningrad, Srverd- lowft und Bodaibo an der Lena (Sibirien) wurden am 14. Dezember um Mitternacht plötzlich Haussuchungen vor- genommen und fünf russische Angestellte verhaftet. Alle Schriftstücke wurden beschlagnahmt. Direktor Samson hat bei dem neu in Moskau eingetrosfenen Botschafter Ooey Beschwerde erhoben und dieser berichtete sofort nach London.

Die Lena-Goldfelder-Gesellschaft befand sich seit einiger Zeit in finanziellen Schwierigkeiten. Bei einer Kaoital-

der RkichstzasptstM

und dieFinanzreform", das Streiten zwischen den Par- I teien und die Schönfärberei des halbamtlichen Presieappa- I cats sind für die Katze gewesen. Das Gläubigerkopital dik- Kert; P a r k e r G i lb ert, der Vertreter des Bankhauses I Morgan u. Co. und im Nebenamt Reparationsagent, be­fiehlt. Es paßt ihnen nicht, daß das Reich und Berlin sich gehoben, als gebe es kein Versailler Diktat, keinen Dawes- plan und keinen Poungplan. Es paßt vor allem der fra n- fischen Kapitalmacht im besonderen nicht, daß Reich und Reichshauptstadt den internationalen Geldmarkt :n Anspruch nehmen wollen, während Frankreich sich doch seine gute Laune aufwärmen möchte für die Zu-Bargeld-Machung der transfer-ungeschützten deutschen Doungzahlungen- l woraus so nebenbei wieder einmal heroorgeht, welch großes Interesse Frankreich an dem Zustandekommen des Aoung- plans hat. Es paßt aber auch der führenden amerikanischen Geldmacht nicht, daß das Reich und seine Hauptstadt, wenn sie schon pumpen müssen, um nicht bankerott zu gehen, wo anders pumpen als vor den Toren Pierpont Morgan u. Co.

Das scheint das große Geheimnis der überraschenden Lösung aller Ultimoschwierigkeiten im Reich und in Berlin zu sein. Dr. Schacht hat dabei nur die Rolle eines Mannes gespielt, der nicht auf dem Monde lebt, sondern der um die Machtverteilung und diesem irdischen Jammertal Bescheid weiß. Von Berlins Beruf, dieVergnügungsstadt von All­europa" zu werden, ist so wenig mehr die Rede, wie von Steuersenkung.

Wenn demgegenüber die Finanzen der süddeut­schen Staaten noch in guter Ordnung sind, soweit dies unter den gegebenen Zeitverhältnissen überhaupt möglich ist, so könnte dies für manche ein Fingerzeichen sein, mit der Werbung für den Einheitsstaat vorsichtiger zu sein. Es ist im Unglück noch ein Glück für Deutschland und das deutsche Volk, daß es im Reich noch Inseln gibt, wo ohne viel Getue die öffentliche Wirtschaft noch mit der Be­sonnenheit, Fähigkeit und Sachlichkeit des Kenners und Könners verwaltet wird. Nicht mit Großtuerei, sondern durch harte, geduldige und ehrliche Arbeit im wahrhaftige-,, stillen und beharrlichen Dienst am Volk und Bni-cland kön­nen wir wieder emporkommen.