Nagolder Tagblatt „Der Gesellschafter
Montag, 23. Dezember 1S2S
g, 23. TczemLc: 13-9
Seite 3 — Nr. 3V1
der letzten Tage, der 17 Grad unter Null n ein etwas milderer ißenden Wolken den ckle freuen, wenn das zünftiges „weißes" t, durch deren Reihen s Raunen geht, wird kälte hatte aber auch -bahn. Am Samstag ig freigegeben, doch iurm nicht bewältigt irein „Frohsinn" hielt r gut besuchte und c ab, ebenso wie ge- der der bekannte U- besuch gekommen war. d eines Kriegsschiffes hatte diese Partei korps einen Propa- Stadt unternommen egen den Pounaplan. tzner sprach, veran-
flammen die Kerzen Liebe, Friede und Kunden zurückführend borgenseins durch die n Jchs.
hungsamt der Stadl wrmalen 'Behandlung ssen derselben von der rd die Hefe nicht ent- sprodukten der Hefe- zesunde Säure dieser reabbaus können die Luft schwarz werden. Ablassen eine Schwef- ulfit, 5 «ramm pro
n Samstag, 21. Dez., rltheitz Vetter, sei- nß versammelten sich chengemeinderat im zu einer Festsitzung.
>. zum Ausdruck ge- :wortungsvolles Amt it geführt und stets tte. Zum Zeichen des nde ein sinniges Gehörten dankte Herr ne Ehrung. Bei dem m trugen der hiesige sikkapellen Wildberg- ends bei. Ein beson- m Jubilar insofern len Geburtstagsfeier >es Herrn Schultheis- :Iin zurückließ. Möge sein, noch einen ru- l Kreise seiner Kin-
rusftellung in Wild- e: Truthühner: Ernst Deuble, Eült- dberg 3. Pr., Gerda ß Schächinger, Wild- obert Geißelmann 1.
3. Pr.. Otto Selb, e, Eültlingen 3. Pr., > Sautter, Wildberg, erg, 3. Preis, Ja- Proß, Kaufmann 3. Wildberg 1. Preis, Pr.. Eugen Straub, Wildberg 2. Pr., Pr.. Paul Pfost, stellung in Lie- cger Züchter Preise: Ehrenpreis., Eugen ach 2. und 3. Preis,
irrkrampf gestorben
rkskrankenhaus, wo- e, der 53 Jahre alte rlz hatte sich in ver- mit einem Steig- dieser Verwundung g seiner Arbeit im sten sich Anzeichen nd der sofort hinzu- if fest, und ordnete ankenhaus an. Der allgemeine herzliche
e der Stadt Calw er Stadt Calw hat orgeabteilung einen ;r Bestimmung, die- ürftige Erwerbslose lere sollen erwerbs-
kine „Kranken- Autoschildern, raße gegen Herrenuzschwester angehal» n Arzt ließ sie ein- Fahrgast ein Mann war. Die „Schwe- sich. Der Arzt ließ hielt an und bat die Während der Fahr- i in raschem Tempo len Handkoffer und ug und Nummernder Suche nach der
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Gesamtergebnisse aus Württemberg und dem Reich
Handel und Verkehr
Gültige Ia-Stim'.mu
Gültige Nein-Stimmen
Ungültige Stimmen
Zahl der Stimmberechtigten
292 504
8 333
1538
1747 934
110 553 Eintragungen beim Volksbegehren
Ergebnisse aus dem Lande
Die () bedeutet die Zahl der Eintragungen beim Volksbegehren.
Oberamt Aalen: Ja 1377 (298), Backnang: Ja 4137 (1963), Balingen: Ja 3037 (1753), Besigheim: Ja 3114 (1740), Viberach: Ja 475 (177), Blaubeuren: Ja 4242 (2472), Böblingen: Ja 2324 (1087), Vrackenheim
Ja 3901 (1098). Calw: Ja 4097 (2900), Crailsheim: Ja 794 (322), Ebingen: Ja 840
(462),Ellwangen: Ja 794 (322), Eßlingen: Ja 4782 (2263), Freudenstadt: Ja 4228 (1030), Gaildorf: Ja 4050 (3229), Geislingen: Ja 3120 (1621), Gerabronn: Ja 6956 (4731), Göppingen: Ja 3233 (1423), Schwäb. Gmünd: Ja 749 (346), Hall: Ja 4854 (3231), Landratsamt Hechingen: Ja 770 (127), Heidenheim: Ja 3114 (1076), Heilbronn: Pa 4729 (2180), Herrenberg: Ja 6631 (5458), Horb: Ja 4305 (301), Kirchheim: Ja 3423 (990), Künzelsau: Ja 3257 (2052), Laupheim: Ja 577 (292), Leonberg: Ja 6555 (3287), Leutkirch: Ja 189 (78) Ludwigsburg: Ja 4708 (1962), Marbach: Ja 4999 (3188), Maulbronn: Ja 2623 (1223), Mergentheim: Ja 5847 (3398), Münsingen: Ja 2087 (935), Nagold: Ja 6383 (3811), Neckarsulm: Ja 2350 (1183), Neresheim: Ja: 865 (413), Neuenbürg: Ja 1748 (816), Nürtingen: Ja 2254 (1130), Oberndorf: Ja 989 (393), Oehringen: Ja 7975 (4622), Viberach: Ja 475 (177), Ravensburg: Ja 752 (402), Reutlingen: Ja 2098 (779), Riedlingen: Ja 260 (42), Rottenburg: Ja 538 (239), Rottweil: Ja 1023 (445), Saulgau: Ja 454 (78), Schorndorf: Ja 3550 (2025), Sigmaringen (Hohenzollern) Ja 527 (153), Spaichingen: Ja 142 (63), Stuttgart Amt: Ja 2826 (1345). Sulz: Ja 3986 (2902), Tettnang: Ja 609 (187), Tübingen: Ja 2039 (1451), Tuttlingen: Ja 1242: (378), Ulm: Ja 12 083 (6562), Urach: Ja 3975 (1806), Vaihingen: Ja 3096 (1985), Waiblingen: Ja 7743 (5290), Waldsee: Ja 175 (45), Wangen: Ja 61 (30), Welzheim: Ja 2777 (1325). Gesamtergebnis von Stuttgart: Gültige Ja-Stimmen 15 237 (9077).
Der Eindruck der ersten Ergebnisse
des Volksentscheids
Berlin, 23. Dez. Die ersten Ergebnisse des Volksentscheids, die in Berlin eintreffen, zeigen, daß die Teilnahme der Bevölkerung am Volksentscheid in ganz Deutschland sehr viel stärker als am Volksbegehren ist. Ein Vergleich der Zahlen für den Volksentscheid, mit denen des Volksbegehrens ergibt, daß beim Volksentscheid fast überall 60 bis 80 v. H. mehr Ja-Stimmen abgegeben wurden, als sich Personen für das Volksbegehren eintrugen und zwar ist - diese Beobachtung nicht nur im Norden und Osten Deutschlands, sondern bezeichnenderweise auch im Westen und Süden Deutschlands zu machen. Auch in den Städten ist die Beteiligung durchweg sehr rege. Irgendwelche Schätzungen lassen sich zur Zeit noch nicht anstellen, doch darf man wohl vermuten, daß die Ziffern des Volksbegehrens beim Volksentscheid erreicht, ja wahrscheinlich übertroffen werden.
Das vorläufige amtliche Gesamtergebnis
Berlin, 22. Dezember. Um 1 Uhr 28 Min. meldete der Reichswahlleiter folgendes vorläufig amtliches Ergebnis des Volksentscheides:
Es sind insgesamt 8 293 189 Stimmen abgegeben worden. Davon waren 130 787 Stimmen ungültig. Mit Ja haben gestimmt 5 825 882, mit Nein 377 328. Die Wahlbeteiligung betrug nach vorläufiger Schätzung 13,83 v. H.
Eine amtliche Stellungnahme.
Berlin, 23. Dez. Amtlich wird zu de mvorläufigen Ergebnis des Volksentscheides folgendermaßen Stellung ge
nommen: Da das verlangte Gesetz verfassungsändernd ist, hätte der Volksentscheid 21055 586 Ja-Stimmen auf sich vereinigen müssen. Davon ist nicht einmal ein Drittel erreicht worden. Die hinter dem Volksentscheid stehenden Parteien erzielten in der letzten Reichstagswahl vom Mai 1928 etwa 7 000 000 Stimmen. Der Volksentscheid ist damit gescheitert."
Berliner Blätter zum Ergebnis des Volksentscheids.
Berlin, 23. Dez. Die wenigen am Montag früh erscheinenden Blätter nehmen zu dem Ergebnis des Volksentscheids ausführlich Stellung. Der „Montag" stellt fest, daß alle Versuche den Volksentsechid ungünstiger zu gestalten, als das Volksbegehren, die auch in Kreisen unternommen worden seien, die der nationalen Opposition eigentlich sehr nahe stehen sollten, seien gescheitert. Für Deutschland entscheidend bleibe, ob die Ja-Stimmen das zum Volksentscheid gestellte Gesetz zur Annahme gebracht hätten, oder ob das Gesetz abgelehnt sei.Auf dieseFrage gäbe es 2 Antworten. Aber es gäbe keine Instanz, die über beide Antworten hinaus die Entscheidung fällen könnte. Die Verfassung von Weimar und das Gesetz zur Durchführung des Volksentscheids hätten hier in den Bestimmungen ein Loch, durch das jede Regierung vor der politischen Wirkung eines gegen sie ergangenen Volksentscheides durchschlüpfen könne. Die Reichsregierung habe sich bereits ihre Verteid- gung zurechtgelegt. Sie erkläre, daß das Gesetz gegen den Poungplan die Reichsverfatung ändere und verlange mit dieser Begründung für das Gesetz eine Mehrheit der Stimmberechtigten von 21 Millionen Ja-Stimmen. Weil die Regierung ihrer Auslegung über den verfassungsändernden Charakter des Gesetzes selbst nicht sicher sei, hat sie sich noch eine zweite Verteidigungsstellung gebaut. Sie behauptet, daß bei der Abstimmung im Volksentscheid über jedes Gesetz, das vorher im Reichstag abgelehnt sei, sich die Mehrheit der Stimmberechtigten beteiligen müsse, obwohl überhaupt kein Gesetz zum Volksentscheid gestellt werden könne, wenn es nicht vorher vom Reichstag abgelehnt sei, abgesehen von Abänderungsgesetzen des Reichstages selbst. Auch diese Behauptung sei verfassungsrechtlich sehr umstritten. Der Reichsausschuß bestreitet, daß das Gesetz verfassungsändernd sei. Er bestreite, daß die Mehrheit der Stimmberechtigten sich beteiligen müsse. Es gebe keine Instanz, die objektiv hier im Namen des Volkes Recht sprechen könne. Es gebe nur ein Wahlprüfungsge- richi, das das Ergebnis des Volksentscheides formal feststelle. Es ist aus Vertretern der großen Parteien zusammengesetzt und habe damit eine Mehrheit der Parteien, die die Regierung unterstützten. Das Wahlprüfungsgericht spricht also kein Recht, sondern mache die Politik der Regierung. So verbaue die Regierung gegen den Grundsatz der Volksgesetzgebung dem Volksrecht den Weg. Von der Regierung werde behauptet, daß das Gesetz abgelehnt sei und unbekümmert auf der zweiten Haager Konferenz den Poungplan unterschreiben könne. Die nationale Opposition bestreite der Regierung nach dem Ergebnis des Volksentscheids das Recht zu solcher Unterschrift. Der Wahlausschuß betrachtet den Volksentscheid als gewonnen.
Die „Montagspost" schreibt, trotz aller Bemühungen sei der Volksentscheid ein Mißerfolg geworden. Bei objektiver Prüfung werde man überall die erwartete Zunahme der Stimmen gegenüber dem Volksbegehren feststellen können. Es sei von vornherein klar gewesen, daß bei einer geheimen Abstimmung die Beteiligung erheblich größer sein mußte, als bei der Eintragung in öffentlich ausliegende Listen, zumal nach den Erklärungen der Regierung die Beamtendiesmal überhaupt nicht darüber in Zweifel hätten sein können, daß ihrer Stimmabgabe von Regierungsseite nicht das geringste Hindernis bereitet werde. Die Zahl der Ja-Stimmen sei noch immer erheblich geringer, als die Stimmziffern der Deutschnationalen und Nationalsozialisten bei den letzten Reichstagswahlen.
Neue Rohstahlgemeinschafr
Die Eise » verbände sind am 20. Dezember mit wichtigen Aenderungen aus zehn Jan re verlängert worden. Falls der Deutsche Röhrenverband, dessen Vertrag 1832 abläujl, nicht verlängert werden sollte, sind besondere Schugbestimmungen vorgesehen. Der grundsätzliche Unterschied zwischen der alten und der neuen Rohstahlgemeinschast besteht darin, daß die neue Rohstahlgemeinschaft einen Gesamtrahmen darstellt, mit dem alle übrigen Verbände stehen und fallen. Die Kündigungs- Paragraphen sämtlicher Vertanssverbände wurden hieraus abgestellt. In dem neuen Vertrag der Rohstahlgemeinschast sind ferner keine Quoten sestgesept worden, vielmehr bildet die Höhe der Erzeugung die Grundlage für alle Lasten und Ptl! chten. Ferner sind Vereinbarungen über einen Gruppenschutz getroffen, die für eine Rationalisierung der Eisen- und Stahlerzeugung künftig von Bedeutung iein können. Beim S t a b ° i s e n- verband wird künftig eine getrennte Abrechnung für das Jn- und Ausland in Kraft treten, und zwar im Verhältnis von 75:25.
Die Händlerfrage wird je nach den Verhältnissen in den einzelnen Verbänden eine Neuregelung erfahren; zum Teil ist sie schon erfolgt.
Für die Saarwerke ist ein Sonderkündigungsrecht vorgesehen. Es sind Vereinbarungen getroffen, die das etwaige Eintreten neuer Verhältnisse berücksichtigen, wenn die heutige politische bezw. wirtschasts- und zollpolitische Lage an der Saar eine Aenderung erfährt.
Die lange Vertragsdauer ist u. a. zum Schutz gegen Ucber- produktion gewählt worden. Die Werke sollen abgehalten werden, um einer vorübergehenden Konjunktur willen neue Kapitalien in die Betriebe zu stecken, die nach kurzem unrentabel werden, was namentlich in letzter Zeit zu vielen Zusammenbrüchen geführt hat. Daher müssen sich die Mitglieder der Gemeinschaft für die Bertragsdauer verpflichten, keine neuen Hochöfen und Stahlwerke zu bauen. Im einzelnen festgelcgte Erzeugnisse, die bisher von einem Mitglied nicht hergcstellt wurden, dürfen von ihm auch in Zukunft nicht hargestellt werden.
Die Erneuerung der Eiscnverbünde wird eine weitere Zusammenfassung der Industrie zur Folge haben, da man sich über verschiedene Ouotenforderungen nicht hat einigen können, so sollen durch verschiedene Gruppen Beteiligungen und Quoten aufgckauft werden, wofür schon bestimmte Werke in Aussicht genommen sind: es wäre also auch mit Stillegungen zu rechnen.
Das neue Vertragswerk ist für die gesamte deutsche Eissnwirtschaft, Erzeuger, Händler und Verbraucher von ebenso großer Bedeutung vie für die Gestaltung und Ordnung des europäischen und damit auch des Welteisenmarktes. Es ist geeignet, wieder Sicherheit und Stetigkeit in die Eisenwirt- schaft zu bringen.
Ein europäisches Luftverkehrsnetz
Die Internationale Flugplankonferenz in Berlin, an der 22 europäische Luftverkehrsgesellschaften teilnahmen, hat beschlossen, gemeinsam den Sommerverkehr in ganz Europa vom 1. Mai bis 31. Oktober, den Uebergangsverkehr vom 1. September bis 31. Oktober bezw. vom 1. März bis 30. April und den Winteroerkehr vom 1. November bis 28. Februar durchzusühren. Die Flug- Zeiten sollen verkürzt werden, so die Linie Berlin—Köln— Paris um eine volle Stunde. Neu eingeschaltet wird von der Deutschen Lufthansa, der österrichischen und der tschechoslowakischen Gesellschaft eine Tagesverbindung Oslo — Berlin — Prag- Wien—Budapest, sowie eine Linie Berlin—Wien— Belgrad, die später bis Saloniki weitergeführt werden soll. Allgemein soll der Sonntagsdienst eingeführt werden. Auch die Reichs- p o st l i n i e n von Berlin nach London und nach Paris werden Sonntag durchgesührt. Von Reichspostlinien sind ferner für 1830 vorgesehen die Linie nach Konstantinopel unter Einführung eines Nachtfchnellzuges nach Gleiwitz bezw. Wien und nach Se-^ villa unter Einschaltung des Nachtzugs nach Stuttgart. Die Reichspostlinien von Berlin nach Paris und London werden in der Weise durchgeführt, daß die Post in den Nachtstunden mit Flugzeug befördert werden kann und, am Abend ausgegeben, bereits am anderen Morgen in der Hand des Empfängers ist.
Im Osten liegt Hochdruck. Unter der Wirkung einer nördlichen Depression geht das Barometer ständig zurück. Für Dienstag ist zwar zeitweilig bedecktes, aber immer noch, vorwiegend trockenes Wetter zu erwarten.
Privatdiskonl: 7 v. H. kurz und lang.
Die amtliche Großhandelsmehzahl vom 18. Dezember 1929 ist gegenüber der Vorwoche von 134,4 auf 134,1 zurückgegangen. Agrarstoffe 126,1 (Vorwoche 126,5), industrielle Fertigwaren 156,2 (unv.).
Stützung der Seidenpreise In Italien. Zur Stützung der sinkenden und unrentabel werdenden Preise auf dem Rohseidenmarkt infolge der Weltüberproduktion hat Mussolini die sofortige Errichtung eines Finanzsyndikats angeordnet. An dem Syndikat sind die beiden staatlichen Versicherungsanstalten, das staatliche Seidenamt und die Mehrzahl der bedeutenderen Seiden-
Schneeröckchen
Von Wilhelm Hochgreve.
Novemberstürme Harfen wilde Lieder im kahlen Geäst. Bunte Blätter Wirbeln von Riesenfaust empor geschleudert in der nebelfeuchten Luft. Jeden Tag muß der Winter kommen. Eis starrt fast jeden Morgen auf den Regenpfützen in den Löchern und Wagenspuren. Rotkittel und seine Sippe sind schon fertig im Wmterhaar, und Grimbarts haben schon längst tüchtig Moos eingekarrt. Gar nicht zu reden von Aschenputtel, dem Siebenschläfer, der sich schon vor vier Wochen spcckfett im warmen Moder der Eichenhöhle zusammen gerollt hat, um seinem Namen Ehre zu machen. Das Großwiesel im Geröll des alten Steinbruchs hat's so eilig zwar nicht, aber Zeit ist es schon, daß es ebenfalls an den Wmter denkt und sich zum Hermelin umfärbt. Bald hüpft es im scheckigen Uebergangskleide aus seinem mit den Flaumfedern einer gemeuchelten Fasanenhenne ausgepolsterten Bau über den Schotter des verwilderten Steinbruchs, um in dem Schutzgehölz und an den Gräben auf die Jagd zu gehen. Schneewolken hängen geballt und tief vom Himmel herab, aber am Morgen sind nur die glatten Wege und die Steinplatten im Bruche überpudert. Das Großwiesel wird zum Hermelin, bevor das Land weiß ist. Und Schneeröckchen sehnt sich wieder nach seinem rotbraunen Sommerkleide, in dem es auf grauem Gestein, im gilbenden Grase, auf gelber Stoppel und in lehm- sarbenen Schollen weit weniger allen seinen Beutetieren wie auch seinen Feinden ausfiel als jetzt. Wie ein Blatt Weißes Papier, das der Wind über den Boden treibt, schreckt es im Springen Vögel und Kleinwild, daß es ihm schwerer als vordem wird, seine Mäusespeisekarte so abwechslungsreich zu gestalten. Es muß in seinem Weißen Verrätergewande andere Jagdweisen anwenden, um zu seinem Recht zu kommen. So geht es mehr noch als sonst auch nachts auf Raub, um schlafende Beutestucke zu beschleichen, die ihm die feine Nase verrät. Aber nachts sind wieder seine Feinde im Gange, die trotz seines Moschusgestankes Gefallen an ihm finden, Rotkittel, der Fuchs, Samtfohle, der-Marder, und Nadelkralle, der Waldkauz. Ganz übel ist auch Baldrian, ein schwarzer
Kater aus dem Dorfe, der Mäuse und Wiesel ohne Unterschied reißt. So hält's Schneeröckchen, häufig von diesen geschmacklosen Nachtbummlern gerade seines weißen Gewandes wegen in Todesgefahr gebracht, doch bald wieder mehr mit dem Raube am Tage und unter der Erde. Wie eine Schlange windet es sich durch Furchen, Wagenspuren und Unkrautstreifen an die Mauslöcher, taucht rn sie hinein mit seinem aalglatten, jeder Biegung und Enge nachgebenden Leibe und bringt mit seinen nadelspitzen Fangzähnen den Tod. So schlägt es sich durch die grauen und braunen Tage durch, bis eines Morgens der richtige Weiße Winter einaezogen ist. Und da ist es mit seinem Schneebalge in seinem Element. Hei, wie es jetzt wieder Hüpfen und springen kann! Ist doch alles weiß rings umher, so weiß wie es selbst. Denn den feinen Dotterhauch im Haar feines. Unterleibes kriegt ja kein Wesen zu sehen, und die hübsche schwarze Rutenquaste ist zu klein, um es zu verraten. Hoppla, wie es über die Gräben setzt und über die Furchen tänzelt! Weiß auf weiß, das paßt gerade.
. Höher wird der Schnee. Jeden Tag Wirbeln die Flocken wie Kirschblütenblätter nn Astril. Mit der Mäusejagd, seiner lustigsten Raubweise, ist es für Schneeröckchen ungefähr aus, seit die Sonne einmal für Stunden das Gewölk zerriß, den Schnee erweichte und daraus der Frost eisig über die Felder hauchte. Aber solch Wetter gibt mattes Kleinwild, und so muß manches Rebhuhn in der Ackerhecke unter Schneeröckchens Halsbiß verbluten, und mehrmals reitet das Tolldreiste ein Kaninchen zu Tode, hinter den Löffeln verbissen, und selbst ein Hase von sieben oder acht Pfund Gewicht verendet klagend unter dem mörderischen Saugfang seines verwegenen Reiters. Der leckt nur seinen warmen Schweiß und fängt sich dann noch vom Pferdcmist auf der Landstraße eine Haubenlerche, um deren Hirn zu fressen.
Immer wilder wird der Räuber in seiner Weißen Tarnkappe. Ztvei Tage haben chm nur eine beim Anflug gegen Ueberlauddrähte getötete Grauammer eingebracht, sonst war bei dem de» Neuschneebebang von den Büschen und Baumen pustenden und Schneewehen aufwerfenden eisharten Nordost keine Beute zu machen. Da zwickt es unbändiger Hunger auf rauchendes Blut. Die Feldbüfche aber sind Vogel- und wildleer, der Frostwind aus Nordost hat sie ausgefegt. Heißhunger
treibt Schneeröckchen in den Wald. Hin und' her geht sein Suchen, aber auch der Wald ist in seinen nach Nordost offenen Teilen wie ausgestorben. Endlich aber auf der windgeschützten Südwestseite gelangt es auf Fährten mit frischester Witterung, und roter Schweiß färbt letzt gar den Wechsel. Es weiß, daß es gegen Rehe nicht viel auszurichten vermag, aber der Heißhunger und der Schweißgeruch machen es sinnlos verwegen. Entweder — oder. In langen Sätzen ist es an den Betten der Rehe, sichert und fliegt wie ein Schneeball dem einen der Kitze an die Drossel. Das schnellt hoch, taumelt im ersten Schrecken einen Kreis und rast dann klagend davon. Ja, wenn die Mutter noch lebte, die von Aasjägern mit der Schrotflinte auf einer Treibjagd gemeuchelt wurde; sie würde dem weißen Räuber mit einem einzigen Hieb der harten Schalen am sehnigen Laufe seinen Ueoermut schon austreiben. Durch Mark und Bein dringt das Klagen des Kitzes, das jetzt mit seinem Reiter durch lichten Hockwald flüchtet. Das Falken- äuge des jungen Försters erfaßt schon auf weite Entfernung die Lage. Mit langen Schritten ist er heran, und donnernd bringt ein schneller Schrotschuß das Klagen des Kitzes zum Schweigen. Neben dem Reh liegt Schneeröckchen. Ein Schrot- körn nur traf es, aber das ging ins Leben. Eine rote Perle nach der andern rollt über den schwanenweißen Balg in den Schnee, und auch aus seinem Fange quillen Schweißtropfen. Aber rot war der schon vor dem Schuß. Das infolge seiner Mutterlosigkeit kümmernde und dazu schalenwunde Kitz hätte die saugenden Bisse des Hermelins nicht lange ausgehalten. So war ihm der Schuß, der seinem Mörder galt, eine Erlösung.
Während das Kitz aufgebrochen am Buchenzacken hängend ausschweißt und auskühlt, läßt der junge Jager den Schlan- enleib seiner Weißen Beute durch die Finger gleiten. Seine lauen Augen lachen. Er hat einen Wildmorder erwischt und den letzten Balg erbeutet, der ihm noch am Halskragen für die Braut zu Weihnachten fehlt. Wenn das braunlockige Mädchen den aus sechzehn Hermelinbälgen angefertigten Prachtkragen um den schönen Hals wirst, dann wird keiner seiner lebensfrohen Blicke danach fragen, wieviel Blut, Vogelhirn und Wildschweiß es kostete, diese sechzehn Achueebälge fo voll und glänzend werden zu lasten.