Seite 3 Nr. 279

Nagolder TagblattDer Gesellschafter"

Mittwoch, 27. November 1929.

Die wirtschaftliche Gefährlichkeit des Geburtenrückganges

Es ist zweifellos ein Verdienst der Führerbagung des Reichslandbunds, dah er am letzten Tag (23. Nov.) auf diesen wunden Punkt unseres Volkslebens den Finger legte. Die bedeutsamen Ausführungen des Freiherrn von demBusche-Kessel (Direktor der Deutschen Ar­beiterzentrale), des Dr. von Loesch und des Reichstags­abgeordneten He pp (Präsident des Reichslandbunds) wa­ren hauptsächlich aus die Interessen der Landwirtschaft abgestellt und mündeten in die Erwägung: Wenn es mit dem Geburtenausfall so weitergeht wie bisher und eine Aenderung ist für die nächsten Jahre nicht zu erwarten dann werden im Jahr 1932 nicht weniger als drei Millionen jugendliche Kräfte auf dem Arbeitsmarkt fohlen. Die vor­handenen werden selbstverständlich den Arbeitgebern, die sie am besten zu entlohnen in der Lage sind, zueilen. Zu diesen aber gehören die Landwirte nicht. Somit wird die Landwirtschaft erst recht an Knechten und Mägden Mangel haben.

Nun sage man nicht:Wir haben ja jetzt schon eine Mil­lion Erwerbslose. Seid froh, wenn es dann weniger solcher überschüssiger Arbeitskräfte gibt." Das ist ein Trugschluß. Mt dem Geburtenrückgang hängt aufs engste der Alters­aufbau zusammen. Bei den guten hygienischen Verhält­nissen, deren sich Deutschland erfreut, haben wir allerdings, trotz der Geburtenabnahme von 800 000 Neugeborenen der Vorkriegszeit aus nur 400 000 der Gegenwart, noch eine jährliche Bevölkerungszunahme von 400 000 Deutschen im jetzigen Reichsgebiet. Jedoch zugunsten der älteren und älte­sten Jahrgänge. Die alten Leute können nicht mehr so aiel leisten und brauchen auch weniger zu ihrem Lebensunterhalt als die Jugend und das mittlere Alter. Was mutz nun ein solches Volk tun? Man sieht es ja bei Frankreich. Es muß eben Arbeitskräfte importieren. Jüngere und fruchtbarere

Ausländer verdrängen allmählich das absterbende Volk. Arbeitslosigkeit ist zweifellos ein furchtbares Un­glück, aber der Bevölkerungsverfall ein viel grö- tzeres. Kein Volk lebt so dicht zusammen wie Japan> und doch erfreut sich dieser Staat einer ungestörten Volks­kraft und damit auch eines großartigen Aufstiegs.

Was nun den Geburtenrückgang selbst betrifft, so teilt hierüber die Statistik Zahlen mit, über die ein Volks» freund fast erschrecken könnte. Im Jahr 1900 hatten wir bei einer Bevölkerung von nur 56 Millionen Wer 2 Millionen Geburten, 1927 bei 63 Millionen nicht ganz 1,2 Millionen! Oder: damals kamen auf 1000 Einwohner im Reich 35,6, 1927 nur noch 18,3 Lebendgeborene (in Berlin gar 9,9). Zur Erhaltung des Bestands eines Volks sind aber durchschnitt­lich 3,2 Geurten je fruchtbare Ehe erforderlich. Heute aber sind die dritten Geburten bereits um drei Fünftel seit 1900 zurückgegangen.

Woher? Etwa von der körperlichen Entartung unseres Volks? So sieht unsere Jugend, Gott sei Dank, nicht aus. Da wirken vielmehr ganz andere Ursachen mit- Der Krieg, die Hungerblockade, die Unterernährung der Kriegs- und Nach­kriegszeit, die Wohnungsnot, der Mangel an lohnender Ar­beitsmöglichkeit, das Anwachsen der menschenmordenden Großstädte, Bequemlichkeit, die den Familiensorgen aus dem Weg gehen will, ein verantwortungsloses Genußleben, dem Millionen sich hingehen, Abneigung gegen eine sittenstreng« Häuslichkeit, wie sie unsere Väter liebten, Bestrebungen, die auf Lockerung der Che und Vermeidung der Geburten ab­zielen u. a. m.Ausgelöschtundausgetilgtkann ein Volk nur durch sich selbst, durch seine eigene Unfruchtbarkeit werden. Das ist in der Tat der gefährlichste Feind jedes Volks. KeinVolkstirbt aus, es wird ausgeboren" (Durgdvrfer).

Der Raucher zahlt 206

Die Tabaksteuer-Erhöhung

Aus Besprechungen zwischen Vertretern des Reichs­finanzministeriums und Persönlichkeiten der deutschen Tabak­industrie sind Mitteilungen an die Oeffentlichkeit gedrungsn, di« einen Schluß aus den Rahmen der geplanten Tabak st euer erhöhung gestatten. Danach soll die Steuer auf Zigaretten, Zigarettentabak, Hülsen, Pfeifen­tabak, Schnupf- und Kautabak erhöht werden. Für die Z i- g a re tte n soll die Banderolensteuer um 5 v. H. auf 35 v. H.. für Zigarettentabak die Steuer um 15 auf 60 v. H., für Zigarettenpapier von 1,5 auf 2,5 Mark je 1000 Blatt, für Pfeifentabak um 15 aus 35 v. H., für Schnupftabak um 5 auf 15 v. H. und für Kautabak um 5 auf 10 v. H. des Einzelverkaufspreises erhöht werden.

Millionen neue Steuern

Zu der erhöhten Vanderolensteuer für Zigaretten ist eine Er­höhung der Materialsteuer um 1 Mark auf 5 Mark je Kilo­gramm vorgesehen. Durch eine Kontingentierung der Ziga­rettenerzeugung soll der Uebererzeugung vorgebeugt werden. Weiter soll auf strengste Einhaltung der durch die Bande- roten gekennzeichneten Zigarettenpreise im Einzelhandel ge- hatten werden.

Im Reichsfinanzministebium bestreitet man, daß die aus Interessentenkreisen stammenden Mitteilungen endgültig seien. Eine förmliche Vorlage des Reichsfinangministeriums sei noch nicht vorhanden. Richtig ist allerdings wohl, daß nach Ansicht des Reichsfinanzminiskeriums die Hauptlast der Steuererhöhung von der Zigarette getragen wird, während die Zigarrensteuer unverändert bleiben soll. Das Mehrauf­kommen aus der Tabaksteuer soll mindestens 200 Millionen Mark ausmachen.

Aus aller Welt

Bestechungsprozetz Neumann

Vor der Sonderabteilung des Schöffengerichts Berlin- Mitte begann am Montag der Vsstechungsprozeß gegm den Reichsbahndirektor Wilheun Neumann und den Zivil- ingenieur Dr. David Kämpfer. Neumann wac feit 1920 im Eisenbahnzentralamt. Zu seinen Aufgaben gehört u. a. die Vergebung von Verwertungsarbeiten von Altmetallen in den Eisenbahnwerkstätten. Im Jahr 1920 bewarb sich Dr. Kämpfer um Aufträge. Er erhielt auch im Laufe der Zeit immer größere Aufträge. Neumann wurde von Dr. Kämpfer mit vielen Geschenken und Zuwendungen bedacht. Schließlich ließ er bei Neu-Babelsberg nach den Wünschen und Angaben Neumanns eine Villa mit umfangreichen Gartenanlagen errichten. Im folgenden Jahr bezog Neu­mann diese Wohnung. Der Mietvertrag lautste zunächst auf 10 Jahre. Aus einem Brief geht aber hervor, daß ihm und seiner Frau ein Wohnrecht auf Lebensdauer zu­gedacht worden war. Der Mietpreis sollte ein Hundertstel des Jahresdiensteinkommens betragen. Infolgedessen zahlte Neumann zunächst 3,90 Mark und schließlich 1925 8,15 Mark Monatsmiete. Nun geriet Kämpfer im Sommer 1925 in Zahlungsschwierigkeiten und mußte Gcschäftsaufsicht bean­tragen. Hauptgläubigerin war die Reichsbahn 450 000 Mark, da 400 Tonnen geliefertes Altmetall verschwunden waren. Dr. Kämpfer hat in seiner Geldnot die Metall­mengen anderweitig verwendet. Neumonn war nun in Be­sorgnis um seine Villa. Er beschaffte sich 25 000 Mark und kaufte die Villa von Dr. Kämpfer zu einem Preis, der nach den Schätzungen viel zu niedrig gewesen sein soll Weiter­hin bemühten sich Dr. Kämpfer und Neumann, einen Kon­kurs zu vermeiden, und Neumann interessierte die Firma Schoyer, den Kämpferschen Betrieb zu übernehmen. Er sicherte Schoyer feste Zuweisungen von monatlich 400 Ton­nen Altmetall auf 5 Jahre, während Schoyer in dieser Zeit von der Schuld des Dr. Kämpfer allmählich 350 000 Mark abzahlen sollte. Nach der Anklage befürchtete Neumann eine Anfechtung des Kaufpreises seiner Villa bei einem Konkurs. Er soll aber in dem Schoyer-Vertrag die Interessen der Reichsbahn in mehrfacher Weise seinen eignen Interessen hintangesetzt haben. Die Firma Schoyer hat die Kämpfer­schen Betriebe nicht übernommen.

Die Angeklagten bestritten, sich der Bestechung schuldig gemacht zu haben. Neumann erklärte, daß die Geschenke und Zuwendungen ihm lediglich aus Freundschaft gemacht worden seien und daß deren Wert auch verhältnismäßig gering gewesen fei. Die Dauer des Prozesses ist auf meh­rere Wochen berechnet.

Der Friedensnobelpreis für Prof. Curtius? Aus Oslo wird gemeldet, der diesjährige Friedensnobelpreis werde voraussichtlich dem Professor für französische Literatur an der Universität Bonn, Dr. Ernst Robert Curtius, zuge­sprochen werden. Curitus ist als Sohn des Präsidenten des Kirchendirektoriums Augsburger Konfession in Elsaß- Lothringen am 14. April 1886 in Thann geboren. Sein« Mutter war eine geborene Luise Gräfin Erlach-Hindelbank. In Bonn, Marburg und wiederum in Bonn lehrt er seit 1913. Seine bekanntesten Werke sind die Bücher Maurice Barrds, Balsac undFranzösischer Geist im neuen Europa". Die OsloerNya Dagligt Allehanda" schreibt, schon oster seien Nobelpreise an falsche Adressen vergeben worden; bei Curtius würde einmal ein Würdiger gewählt. Der Frie­densnobelpreis wird bekanntlich durch den norweaiuben

Landtag vergeben, während alle übrigen Nobelpreise durch die schwedische Akademie verteilt werden.

Ein Wolgadeutscher russischer Bildungskommissar. Der

bisherige Vorsitzende des Rats der Volkskommissare der Woldadeutschen Republik, Kurz, ist zum stellvertretenden Volkskommissar der russischen Räterepublik ernannt worden. Sein Nachfolger in der Wolgadeutschen Republik wurde der 37jährize Schlosfergeselle Gleim, der aus einer Kolonisten­familie stammt.

Eine riesige Linde steht neben der Kirche auf dem Friedhof des sächsischen Dorfs Collm am Collmberg (zwi­schen Oschatz und Dahlem). Der mächtige Baum mißt am Stamm über 11 Meter, die Krone erreicht eine Höhe von 30 Meter. Das Alter des Baums wird auf etwa 1000 Jahre geschätzt.

wieder ein Eisenbahnanschlag in Braunschweig. Am Samstag abend wurde auf der Strecke BraunschweigTelle die Fernbedienungsvorrichtung einer Eisenbahnichranke durch Zerschneiden der Drähte gestört. Ein Unglück konnte vermieden werden. Dies ist der siebte Anschlag gegen die Eisenbahn in Braunschweig. Bisher gingen di« Verbrecher allerdings so vor, daß sie allerlei Hindernisse auf die Schie­nen legten.

Revolveranschlag in der Pekerskirche in Rom. Als am Sonntag abend in der Peterskirche in Rom die Domherren nach der Vesper die Vorkapelle verließen, näherte sich ihnen ein junges Mädchen, zog einen kleinen Revolver aus der Handtasche, richtete ihn gegen den holländischen Prälaten Smith und drückte wiederholt ab, ohne daß jedoch die Waffe losging. Der Domherr Prinz Georg von Bayern schlug dem aufgeregten Mädchen den Revolver aus der Hand. Ein vatikanischer Polizist in Zivil nahm sie fest und brachte sie auf die Wache der päpstlichen Gendarmerie. Es handelt sich um die 22jährige Schwedin Margarethe RamstadGudun. Sie ist seit mehreren Jahren in Rom als Weißzeugnäherin tätig. Sie verweigerte jede Auskunft. Domherr Smith wurde ebenfalls vernommen. Er war einig« Zeit apostolischer Vikar in Norwegen und ist auch Titularbischof. lieber seine Aussagen wird strengstes Still­schweigen bewahrt. Fräulein Gudun soll vor einigen Tagen bei ihm um Unterstützung vorstellig geworden, aber abge­wiesen worden sein. Man nimmt an, daß die Schwedin von den vatikanischen Behörden den italienischen Behörden über­geben und von diesen nach Schweden abgeschoben wird.

Todessturz. Der amerikanische Marineflieger Leutnant George T. Cuddihy stürzte beim Einfliegen einer britischen Maschine aus 3000 Meter Höhe ab und war sofort tot. Er galt als einer der besten Flieger Amerikas.

Tragisches Ende einer Trauung durch frevelhaften Heber- mut. Auf dem Flugplatz Roosevelt Field auf Long Island bei Neuyork fand am 25. November eine Trauung im Flug­zeug statt, eine Unsitte, die sich in Amerika immer mehr einzubürgern scheint. Während nun das Flugzeug in einer Höhe von 800 Meter mit Stundengeschwindigkeit von 175 Kilometer dahinsauste, sollte vereinbarungsgemäß die ganze Traugesellschaft, das Brautpaar und 12 Hochzeitsgäste, nach vollzogener Trauung mit Fallschirmen absprin­ge n. Die Braut, die zuerst absprang, konnte den Fall­schirm nicht rechtzeitig aufreißen und stürzte aus einer Höhe von 300 Meter tödlich ab. Auch dem Bräutigam mißglückte der Absprung, so daß er tot liegen blieb. Nachdem der nächste, der absprang, beinahe in einen Zementmijcher ge­fallen wäre, verzichteten die übrigen auf den Absprung.

Vulkanausbruch. 90 Kilometer von der Stadt Baku ist ein Kaukasus-Vulkan überraschend in Tätigkeit getreten. Der Ausbruch war von starkem unterirdischem Getöse begleitet. Ueber dem Krater steht eine über 100 Meter hohe Feuer­fäule.

Theaterbrand in Chile. In Santiago geriet im Splen- did-Theater der Vorhang in Brand. Das Feuer legte das ganze Gebäude in Asche. Die Zuschauer stoben entsetzt aus dem Theater. Biele wurden dabei verletzt; vier Frauen lagen verkohlt unter den Trümmern.

Ein neues Werk kolbenheyers. Im Schauspielhaus in Düsseldorf gelangte E. G. Kolbenheyers neues Werk Die Brücke" zur Uraufführung. Auch sein Drama «Heroi­sche Leidenschaften" hatte in Düsseldorf die Uraufführung erlebt. Das neue, gedankentiefe Werk werft in die Zukunft. Es handelt sich um die Auflehnung der Jugend gegen das Alter und des Alters wider die Jugend. Zwischen beiden spannt der Dichter die Brücke über das Höllental, und die Brücke, die vermeintlich von einem großen plötzlichen Er­eignis gestürzt werden soll, hält stand und wird zum gol­denen Steg, über den die Jungen mit dem Segen des Mters hinüberschreiten. Meisterhaft ist der Schluß, die Aussicht aus die goldene Brücke, das beiderseitige Nachgeben gestaltet. Das Drama ist wieder ein Werk des Bekennens, geschaffen von einem Geist gütig waltender Besorgnis, mit dem sich Kolbenheyer wieder als ein echter und überragender Dichter bewährt hat. Der deutsch-böhmische Dichter lebt bekanntlich in Tübingen.

Ehrung Silbermanns. Die Stadt Leipzig hat das An­denken des berühmten Orgelbauers Gottfried Silber­mann durch Benennung einer Villenstraße im Stadtteil Leipzig-Schleußig nach ihm geehrt. Silbermann wurde 1683 als Sohn eines Zimmermanns in Kleinbobritzsch bei Frauenstein im Sächsischen Erzgebirge geboren. Er erlernte die Orgelbaukunst bei seinem älteren Bruder Andreas in Straßburg. 1712 kehrte er nach Sachsen zurück und erbaute 1714 als Einunddreißigjähriger die berühmte Orgel im Dom zu Freiberg und hierauf die Orgeln in der Sophienkirche und in der Hoskirche in Dresden. Im ganzen hat er 47 große Orgeln und eine Anzahl kleinerer Werke gebaut. Außerdem verbesserte er den damals üblichen Kielflügel und das Klavi­chord, deren Saiten mit Federkielen, Lederstückchen oder Metallstäbchen .gerissen' wurden, wesentlich. Durch kunstvolle Ausgestaltung des von Chriftofori erfundenen Hammer­klaviers wurde Silbermann der eigentliche Schöpfer des neu­zeitlichen Klaviers. Er starb 1753 in Dresden. Sein Schüler und Neffe Johann Daniel (gest. 1766 in Leipzig) setzte sein Werk fort.

Letzte Nachrichte n

Die Hochschulgruppe Frankfurt-Main des Nationalsozialist stischen Studentenbundes verboten.

Frankfurt-Main, 27. Nov. Rektor und Senat der Uni­versität Frankfurt-Main haben in ihrer Sitzung vom 26. November folgenden Beschluß gefaßt:Die Hochschul­gruppe Frankfurt-Main des nationalsozialistischen Stu­dentenbundes wird gem. Z 41 der Vorschriften für die Studierenden Deutschlands vom 1. Oktober 1914 wegen der Beleidigungen gegen die Frankfurter Universität, die in den am 21. und 22. November von dieser Gruppe ver­teilten Flugblättern enthalten sind, für dauernd verbo­ten".

Gegen die Verantwortlichen soll außerdem eingeschritten werden.

Der sächsische Landtag beschließt Aufhebung des 9. Nov. als Feiertag.

Dresden, 27. Nov. Der sächsische Landtag nahm in sei­ner Dienstagsitzung die Regierungsvorlage über die Auf­hebung des 9. November als gesetzlichen Feiertag mit 47 Stimmen der Rechten gegen 44 Stimmen der Sozialdemo­kraten, Altsozialisten und Kommunisten an. Es folgt noch eine dritte Lesung» die aber kein anderes Ergebnis zeiti­gen wird.

Um die Versicherung desGraf Zeppelin" für die Polar-

Fahrt.

Friedrichshafen, 27. Nov. Wie Dr. Eckener dem Vertre­ter der Telegraphen-Union erklärte, wird voraussichtlich am 2. Dezember ein Versicherungsmakler einer großen englischen Versicherungsgesellschaft von London nach Frie­drichshafen kommen, um Verhandlungen über einen Ver­sicherungsabschluß für das LuftschiffGraf Zeppelin" für die geplante Polarfahrt zu führen. Dr. Eckener hofft, mit dieser Versicherung einen Abschluß tätigen zu können.

Sobald das Luftschiff endgültig für die Polarfahrt versichert ist, wird die Werft in Friedrichshafen sofort mit dem Einbau der zu dieser Fahrt notwendigen Instru­mente beginnen. Es ist geplant allein 40 Polarhunde mit­zunehmen, für die im Luftschiff Hütten einzubauen sind.

Auffindung der Leichen der Koblenzer Zahnärzte. Mit dem Kraftwagen in den Rhein gestürzt.

Mainz, 27. Nov. Das systematische Absuchen des Rheins nach dem Kraftwagen mit der seit einigen Tagen vermiß­ten Koblenzer Zahnärzten Dr. Solomon und Dr. Karl Mayer, sowie der Zahnärztin Dr. Elfriede Heinzmann hatte am Dienstag Erfolg. Zwei Schiffer, die zwischen ihren Motorbooten Ketten gespannt hatten, die sie im Wasser treiben ließen, fuhren die Rheinstrecke zwischen Mainz und Bingen ab. Nachmittags gegen 5 Uhr blieben sie mit der Kette an einem Hindernis im Fluß hängen. Es stellte sich heraus, daß es sich um den Kraftwagen mit den Vermißten handelte. Der Wagen lag tief im Schlamm und war von Steinen und Geröll umgeben. Die Bergungs­arbeiten gestalteten sich infolgedessen sehr schwierig.DieJn- sassen lagen völlig zusammengekauert im Wageninnern. Sie haben, wie aus einer Besichtigung des Kraftwagens hervorgeht, äußerste Anstrengungen gemacht, um aus dem Wageninnern zu entkommen. So waren die Fensterschei­ben zertrümmert und die Rückwand des Wagens heraus­genommen, doch war der Wasserdruck so stark, daß ihr Vor­haben keinen Erfolg hatte. In ihren Händen hatten sie noch die Werkzeuge, mit denen sie arbeiteten. Man kann sich den Unfall erklären, daß der Wagen die Chausses be­fuhr und dann an eine Stelle kam, die gesperrt war. Beim Zurückfahren geriet er in eine Nebenstraße, die di­rekt an den Rhein führt. Offenbar infolge schlechter Sicht ist er dabei in den Fluß gestürzt.