Nagolder Tagblatt »Der Gesellschafter"

Montag, 25. November 1223.

Gefallenen-Gedenkfeier

Dunkle WolktN vom November­wind gehetzt waren am Horizont he- > aufgezogen und Regenschauer um Regenschauer peitschte die Erde als um 2 Uhr eine Gemeinde der Leid­tragenden sich auf dem Friedhof bei den Kriegergräbern zusammengesunden baite. Wohl nicht nur in einer Stunde gedenken wir unserer Toten, oft wandern unsere Gedanken zu ihnen urück, auch zu ihnen, die heldenmütig kämpfend im oder am Kriege gestorben sind unter Verleugnung des ureigen­sten Ich, im Glauben an ihre Bestim­mung für Volk und Vaterland, wis- end, daß sie starben, damit wir leben können. Unsere sehnende Seele schaut auf ihr Bild und unser Herz und Den­ken wenden sich zu ihrem Opferlod.

Alljährlich schart sich das deutsche Volk an den Gedenksteinen unserer Helden, nicht um zu weinen und zu wehklagen, sondern um neue Kraft zu schöpfen im Kampf gegen unser Un­glück, um uns in der Zeit des krassen Materialismus und Egs smus einen hohen und behren Idealismus und sittlichen Fanatismus zurückzuerobern, auf dag wir der Opfer des Weltkrieges und uns Deutsche zu nennen wert sind.

Ein gemeinsam gesungenes Lied eröffnete die Feier­stunde und Stadtpfarrer Brecht sprach das Eingangsge­bet. Die Gedenkrede hatte Stadtpfarrer Wetzel der kath. Kirchengemeinde übernommen, der Worte vom Herzen zum Herzen fand, uns mahnte, unsere Toten nicht zu ver­gessen und ihrer in Liebe zu gedenken, vor allem der bra­ven Soldaten, die ihrem Gotte gedient und ihre Treue dem Vaterland gegenüber mit ihrem Leben bezahlten. Durch seine Weiherede zog sich der Gedanke, wie die schlichten Steinkreuze zu uns die Sprache der Heimat, der Bruder- treue und des Glaubens sprechen. Wir brauchen eine Hei­mat um arbeiten und leben und wir brauchen eine Bru­dertreue, um Schweres tragen zu können. Hierfür und hiermit kämpften unsere Brüder. Sie waren beseelt von dem Glauben an eine große Sache, an eine Idee, an das Religiöse. Nur solche Menschen waren fähig sich einzusetzen für das Volksganze. Gefallenengedenkfeier halten heißt, sich in die Reihen der Kämpfenden für das Gute stellen, die Pflicht erfassen, den Toten wesensverwandt zu bleiben und ihrer wert zu sein. Stadtpfarrer Brecht sprach nun­mehr wieder das Schlußgebet, das in der Bitte gipfelte, die uns alle in tiefstem Herzen beseelt: Herr mach uns frei! Und als ob der Himmel uns einen Lichtblick verbild­lichen wollte, da teilten sich die Wolken und Sonnenstrah­len, umschmeichelten das Gedenkkreuz, auf dem nur Weni­ges und doch so Bedeutungsvolles steht: 1914 bis 1918. 96 deutsche Männer liegen auf dem Nagold.Soldatenfried- bof, ebensoviel schlichte schwarze Kreuze bezeichneten bisher ihre Ruhestätten. Doch Wind und Wetter, Son­nenschein und Regen, Schnee und Eis hatten sie im Laufe der 10 Jahre verwittern lassen. Hierdurch hatte die Stadt­gemeinde sich genötigt gesehen, eine Aenderung eintreten zu lassen. Nach dem Entwurf von Prof. Schufter- Stuttgart-N agold ist nunmehr die Stätte würdig derer gestaltet, die sie birgt. Lange Reihen schlichter Steinkreuze sagen uns die Namen und die Truppenteile und ein Hoch­kreuz ruft uns von weitem zu einem stillen Gebet. Stadt­schultheiß Maier-Nagold legte mit Fichtes WortenDu sollst an Deutschlands Zukunft glauben, an deines Vol­kes Auferstehen" einen Lorbeerkranz am Kreuze nieder. Er dankte dabei dem Schöpfer des Gedankens zum Ausbau des Friedhofes, Prof. Schuster, weiterhin Stadtbaumeister Benz, den Steinhauermeistern Harr (i), Kössig und Brenner und dem Eärtnereibesitzer I. Raaf, sowie dem württ. Innenministerium für die zur Verfügung gestellten Mittel. Als Vertreter des Bez.-Kriegerverbandes legte Gärtnereibesitzer I. Raaf und der Reichsbundsvorsitzende Haag Kränze nieder. Der Ver. L.ieder- und Sänger­kranz umrahmte die Gedenkstunde mit feierlichen Chören und auch die Turmbläser paßten sich mit Chorälen der Stunde an.

Nachstehend seien die Namen, Truppenteil und Geburts­ort derer verzeichnet, die auf dem Nagolder Heldenfriedhof ihre letzte Ruhe gefunden haben. Sie sind auch in einem SchriftleinBeschreibung der Remigiuskirche zu Nagold" von Stadtpfarrer Schairer zu lesen.

Landwehrm. I. Dul leck, Res.Jnf.Ngt. 25, Schönfeld i. W. dweh ^^

-Holst

gold. ^llusk. P. Müller, Jnf.Regt.'131, Mellnor (Eraüdenz). Landw.-Pionier K. Kramer, Lanbw. Pion.-Vatl., Altenburg i. Sachsen. Reserv. P. Deckert, Jnf.Reg. 19, Ruppendorf (Kreis Görlitz). Landst.Pfl. K. Mannuß, Jns.Regt. 126, Forchtenberg bei Oehringen. Landst. I. Schnabel, Ers.Vatl Jnf.Regt. 121, Utzwingen b. Nördtingen (Bay.). Fahrer Jakob

hsobald, Fuhrpark!. 31, Büren (Rhein!.) Arm,-Soldat ' - -z, Neuhof (Bez. Kulm

:qt. 151, Landau in Bay.Feldart.Neg. 19,

Jungstetten b. Neu-Ulm (Bay.). Landwehrm. H. Stender, Jnf.-Reg. - - - ^ - "" ' > - ---- "

76, Halendorf (Schleswig). Landstm. I. Matzin- er. Bayr.Nes.Jnf.Reg. 15, Winkel i. Bay. Musk. Walter .omann, Jnf.Reg. 76, Hamburg. Ers.Res A. Oehlert,

Hof Nageln. P ,,, z

originellen Vühnenbalder sind von Erik Homann-We- Bay. Res. Jnf.Reg. 15, Lechhausen (Augsb.). Landstm. August Bothe, Landst.Jnf.Regt. 47, Echte, Kreis Osterode (Harz . Landstm. K. Meisel, Jnf.Regt. 92, Bremen. Landstm. Erna Weidner, Jnf.Regt. 126, Kullenmühle, OA. Neuenbürg. Musk. Fr. Brychcy, Preutz.Jnf.Reg. 354, Zarzytsche i. Schle­sien. Landstm. W. Schühle, Jnf.Reg. 120, Nagold. Ulan Wil­helm Schabbel, 2. Pom.-Ulan.Regt.. Laage, Bez. Güstrow. Schütze K. Rund, Pr. Inf. Regt. 15, Blankenstein (Wests.) Pionier P. Ehrich, Pr. Min.Werf. Komp. 305, Himmelpfort (Preußen). Unteroffizier W. Schüler, l.Feldhaub.Abt. 192, Öranienbaum (Anhalt). Musk. K. Ahlemaier, Jnf.Reg. 78, Winkelshütten in Wests. Res. P. Fluhr, Pionierbatl. 8, Neu­stadt a. d. Hardt (Rheinpf.). Ers.Res. Robert Jusek, Jnf.Re- aiment 50, Traubatschau i. Schlesien. Musk. B. Prinz, Ers.- Vatl. Jnf.Reg. 124, Jmmenried OA. Wangen. Unteroffizier A. Hildenbrandt, JnfRegt. 24 Neuheim bei Straßburg. Resero. P. Schneider, Siichs.Jnf.Reg. 177, Seifersdorf bei Leipzig, Gren. Karl Westermann, Ers.Batl., Gren.Reg. 119, Bast bei Baden-Baden. Arm.Sold. E. Schwarz, Ers.BatlJnf.Reg. 170, Stuttgart. Unteroffiz. Alfr. Ranft, Ers.Jnf.Neg. 125, Klein-Naundorf (Sachsen). Unteroff. I. Ebiorczyk, Res.- Jnf.Regt. 7, Poladowo (Posen). Musk. K. Venus, Jnf.Reg. 192, Dresden-Löbtau (Sachsen). Gefr. Ehr. Barth, Jnf.Reg,, 158, Oberhausen, Kr, Duisburg. Kriegsfreiw. Th. Tomas, Musk.Vatl., Duisburg. Landstm. K. Misch, Pion.Batl. 26, Altschalkowitz (Schlesien). Landstm. E. Heidemann, Garde- Nes.-Jnf.Regt., Tyeesen-Bielefeld i. Wests. Gefr. E. Höhl ein, Res.Jnf.Reg. 67, Schackendorf i. Sachsen-Meiningen. Gefreite: G. Hörrmann Ulanen-Regt. 15, Schw.Hall, Wttbg. Musk. K Knecht, Jnf.Reg. 126, Hofhernweiler, OA. Aalen, Landw, Mann I. Schaich, Jnf.Ngt. 127, Kohlberg OA. Nürtingen. Gefr. Fr. Bauer, Landst.-Jnf.Reg. 39, Cannstatt. Krieginv, E. Kirn, Mienenw.Komp. 27, Walddorf. Landstm. M. Fink, Ers.Batl., Landw.Inf.Negt. 126, Stadel, Bez. Negen (Bay,) Krankentr. E. Althuser, Div.Landw.S.K., Arzenheim bei Kolmar. S.Unteroff. N. Maendl, Nes.Jnf.Neg. 211, Bergen (Insel Rügen). Musk. R. Decker, Nes.Jnf.Neg. 120) Mittel­stadt OA.'Urach. Gefr. E. Os lat, Jnf.Reg. 43, Jucknischken, (Preußen). Fr. Krankenpfl. I. Eisätzer, Laz.-Erg. Truppe 8, Vaihingen a. F. Kanonier K. BaIduan. Futzart.Vatt. 739, Eichforst (Pommern). Ers.Res. K. Hartlieb, Bad.Res.Jnf. Reg. 110, Wyhlen, Amt Lörrach (Bad). Kan. H. Fischer, Futzart.Batl. 783, Geislingen a. d. St. Landstm. I. Mar­quardt, Jnf.Reg. 147 BirkaUj Elbing (Ostpr.). Sergeant K, Hof mann, Pr. Etapp.Fuhrpark, Neukommnitz (Posen). Res, I. Slaby, Pr. Leib-Erenad.Regt. 8, Schwalisew bei Bran­denburg. Musk. Karl Eckert, Res.Jnf.Reg. 260, Hannover, Musk. A. Odenwald, Ref.Jnf.Neg. 120, Breiten (Baden), Gefr. H. Schüßler, Heinr. Jnf.Reg. 96, Hagenau. Landstm. G. Wagner, Landw.Jnf.Reg. 125 Feldstetten OA. Münstn- gen. Ers.Res. Rupert Köl lerer. Res.Jnf.Reg. 81. Mörmosen (Oberbay.) Landstm. Paul Eggebrecht, Res. Jnf.Regt. 213, Stettin.Landwm. Chr.N ickert. Res.Jnf.Regt. 121, Unterhenn- bach. Res. E. Steinhoff, Res.Jnf.Regt. 90. Niendorf in Schleswig-Holstein. Pionier O. lisch, Ers.Batl. 13, Leon- qold. Landst.Pfl. K. Burkhardt, Landst.Jnf.Batl. Leon- berq, Freudenstein OA. Maulbronn. Unteroff. M. Herr­mann, S. Kraftwagen Ers.Abt. 13, Lieanitz (Schlesien,!. Landstm. Th. Hemmingsmeyer, Feldr.Depot 22, Obern- beck i. W. Musk. P. Gold, Ers.Batl., Inf. Reg. 120, Aalen Württ. Ersatz-Res. K. Walz, Jnf.Regt. 413, Nagold. Kanon, Ferd. Ried, Pr. Landw.Fußart. Batl. 42, Hohenberg bei Magdeburg. Pion. H. Pütt er, Mienenw.Batl. 14, Rulle bei Osnabrück. Vizewm. A. Längle, Alanen Regt. 20, Herbertm- qen, Württ. Musk. A. Strobel. Res.Jnf.Regt 106. Klein­milkau (Sachs.). Schütze E. Arps, 5. Ers. MGK., Hamburg, Fahrer A. Krause. Pr. Fußart.Vatl. 128, Kleinsausgarten rn Ostpr. Landstm. I. Wilhelm, Landst.Jnf.Batl. 13, Moos bei Altkirch. Schütze L. Vogel, 3. Ers, MEK. Tübingen. Un­tergruppenbach, Wttbg. Res. I. Grog, Bayr. Res.^nf.Regi- ment 4, Schönstein in Bayern. Musk. I. Schar rer, Ins.- Rgt. 120, Margrethaufen, Wttbg. Soldat S. Lukjanin, 14. Sib.Reqt. Baladino (Kiew). Musk. W. Dietz Reserve-^nfan- terie-Reqt. 213, Chemnitz. Kriegsfr. Paul Sage Husarenregt., Königshütte. (Schles.) Landstm. Th. Sohl er. 2 Garn.-Komp, Freiburg-Br. Landstpfl. Hermann Beutler, Reserve-Jnfan- terie-Regt. 122, Nagold, Husar Killinger. Hu,arenregt. 9. Gündringen. Reservist W. Benz, Jnfanterre-Regt. 121, gold. Einj.Krieasireiw. O. Lenz. Landw.-Feldart.Re

j.Kriegsfr reiter Ch

Na-

reiw. O. L e n z, Landw.-Feldart.Regt. 2, Nä­hr. Klenk, Ers.Batl., Landw.Jnf.Regiment

^ ..Gefr. I. Niethammer, Kriegsbesch., Sulz

. Nagold, öandwm. A. Raes, Jnf.Regt. 119, Nagold. Sol- - ' ' " " 14. Erusinski Gren.Regt., Pryar

gold. Gefreiter 119, Katterbach, Nagold. L dat P. Kowalew,

Seite 2 Nr. 277

Nach einer weiteren Meldung sind auch die beiden andern s Räuber Polczyk und Wollny, sowie der Bruder Emanuel j Polczyk aus Polen verhaftet worden. Sie sind sämtlich schwer , vorbestraft. >

Das Abkommen zur Zerstörung der Eisenbahnen

Berlin, 24. Nov. Halbamtlich wird mitgeteilt, daß deut­scherseits Schritte unternommen worden sind, um die Zu­stimmung Frankreichs zu der Veröffentlichung des Ab­kommens mit der Botschasterkonferenz über die Zerstörung d»r Eisenbahnen in der entmilitarisierken Zone zu erreichen.

Lampel aus der Hast entlassen

Neisse, 24. Nov. Der Berliner Schriftsteller Lampel und die wegen desFememords" MitangeschuMgten Schwe- ninger und Beulwitz sind nach Stellung einer geringen Sicherheit aus der Untersuchungshaft entlassen worden,

»

Die Arbeit in Slockerau wieder ausgenommen

Wien, 24. Nov. In der Fabrik der Firma Heid in Etockereau bei Wien wird die Arbeit am 25. November wieder ausgenommen. Bekanntlich verweigerten die sozia­listischen Arbeiter der Firma vor einiger Zeit die Einstel­lung einiger Arbeiter, die der Heimwehr angehönen, wor­auf der Industriellenverband die Schließung des ganzen Betriebs beschloß.

Lin Flaggenstreik in Straßburg

Paris. 24. Nov. Bei der am Freitag in Straßburg abgehaltenen Feier zur Erinnerung an den Einzug der französischen Truppen in Straßburg war das Rathaus nicht beflaggt. Der kommunistische Bürgermeister Huber hatte verboten, die französische Fahne zu hisfen. Gegen 10 Uhr gelang es einem Unbekannten, ins Rathaus einzudringen und am Balkon eine große französische Fahne zu befestigen. Auf Anordnung des Bürgermeisters wurde sie jedoch sofort wieder entfernt.

Kommunistenverhaftungen in WasäM»

Warschau. 24. Nov. Nach längeren Vorbereitungen hat die polnische Polizei einen großen Schlag gegen die War­schauer Kommunisten geführt. Der Hauptausschuß der Kommunistischen Partei Polens wurde ausgehoben. In 42 Haussuchungen wurden 1000 Kilogramm Werbeschriften beschlagnahmt. 50 Personen wurden verhaftet, darunter . 7 Agenten der Komintern (Kommunistischen Internationale) in Polen.

Spaltung der Regierungskoatikion in Lettland

Riga, 24. Nov. Das Parlament hat mit 51 gegen 45 Stimmen das Volksbegehren über die Landzutetlung an Mitglieder der ehemaligen deutschbaltischen Landeswehr angenommen. Auch der linke Flügel der

bürgerlichen Regierungskoalition hat zusammen mit der Linksopposition für das Volksbegehren gestimmt. Die deutsche Fraktion, die ihren Vertreter in der Regierung bereits früher vorläufig abberufen hatte, kündigt nunmehr auch ihren Austritt aus der Koalition an. Man ist jedock der Ansicht, daß die Deutschen weiterhin die Regierung unterstützen werden, weshalb die Stellung des Kabinetts nicht gefährdet sei.

Bestrafung eines Araberdorfs in Palästina

Jerusalem, 24. Nov. Das englisch-jüdische Gericht ver­urteilte das Araberdorf Aschdod, das nach der Anklage mit elf anderen Dörfern die jüdische Kolonie Beer Tuvia angegriffen hatte, zu einer Buße von 60 000 Mark. Das Urteil gegen die andern Dörfer wird später verkündet.

Die Kämpfe an der russisch-chinesischen Grenze

Moskau, 22. Nov. Die amtliche sowjet-russische Tele- graphen-Agentur berichtet, russische Truppenteile hätten am 17. November di« Chinesen geschlagen. Mehr als 8000 chi­nesische Soldaten und 300 Offiziere seien entwaffnet, 10 000 Gewehre, zahlreiche Feldgeschütze, sowie Munition und anderes Kriegsmaterial erbeutet worden.

»

Verurteilte Landesverräter

Leipzig. 24. Nov. Im Strafverfahren gegen den An­geklagten L u d w i g - Stuttgart und Genossen wegen Landesverrats (Fabrikspionage in Flugzeugwerken, in^den Leunawerken für Frankreich u. a. V.) lautet das Urteil des Reichsgerichts: Es werden verurteilt wegen eines gemein­schaftlich fortgesetzten Verbrechens nach 8 1 des Gesetzes gegen den Verrat militärischer Geheimnisse vom 3. Juni 1914 und wegen Vergehens gegen 8 351 des deutschen Strafgesetzbuches der Regierungsbaumeister Eduard Lud­wig aus Stuttgart zu 5 Jahren Zuchthaus und 5 Jahren Ehrverlust: der Techniker Eduard Scheibe, lettischer Staatsangehöriger, zu 6 Jahren Zuchthaus und 5 Jahren Ehrverlust und der Photograph Ernst Huttinger aus Bafel, badischer Staatsangehöriger, zu 3 Jahren Zuchthaus und 5 Jahren Ehrverlust. Der Senat ist über den Antrag des Reichsanwalts hinausgegangen.

Württemberg

Stuttgart, 24. Nov. Berufsbeamtentum bei der Reichsbahn. Präsident Dr. Sigel hat den Beam­ten der Reichsbahndirektion Stuttgart folgendes bekannt­gegeben: In der öffentlichen Presse und in der Beamten­fachpresse wird in letzter Zeit wiederholt behauptet, die Deutsche Reichsbahngesellschaft beabsichtige, den Berufs­beamten durch Angestellte zu ersetzen. Diese Behauptungen sind unrichtig. Weder der Generaldirektor noch die Haupt­verwaltung steht solchen Gedankengängen nahe. Beide stehen zu der früheren Erklärung, daß sie das Berufsbeam­tentum zur gedeihlichen Fortentwicklung der Reichsbahn- Gesellschaft für unbedingt erforderlich halten.

Vergehen gegen das Republikschuhgesetz und Geheim­bündelei. Das Schöffengericht hat 8 jugendliche Kommu­nismen, die sich mit Teilen der früheren Rotfrontuniform am Tage des Süddeutschen Arbeitertreffens am Stuttgarter Hauptbabnhof zusammengefunden hatten, zu je 3 Monaten Gefängnis, einen weiteren Kommunisten zu 8 Wochen Ge­fängnis verurteilt, während zwei andere Angeklagte frei­gesprochen wurden.

Störung km Bahnbetrieb infolge des Nebels. Die Reichs­bahndirektion Stuttgart teilt mit: Am Freitag, den 22. No­vember um 18 Uhr ist auf dem Hauptbahnhof Stuttgart beim Rangieren ein unbesetzter Personenwagen infolge un- zeitiger Weichenstellung entgleist. Verletzt wurde niemand. Durch die Entgleisung waren einzeln« Fahrstraßen längere Zeit gesperrt. Die Aufgleifungsarbeiten wurden durch den dichten Nebel ungemein erschwert. Der Nebel, der zeitweise nur eine Sicht auf 5 Meter zuließ, beinflußte auch in der Folge das Rangiergeschäft im Hauptbahnhof noch so nach­teilig, daß die Züge Verspätungen bis zu 75 Minuten er­hielten. Im Lande sind Störungen im Lauf der Personen­züge durch den Nebel nicht eingetreten.

Starker Nebel. Ueber den tiefer gelegenen Stadtteilen Stuttgarts lagerte am Freitag und Samstag abend bis gegen Morgen so dichter Nebel, daß man kaum zehn Schritte vor sich sehen konnte. Kraftfahrzeuge konnten so­zusagen nurim Schritt" fahren. Der Nebel drückte den Kohlenrauch nieder, so daß Leute, die sich lange im Freien aufhalten mußten. Gesichter bekamen wie die Kaminfeger.

Auch die Kleider bekamen ihr Teil ab. Etwa auf halber Höhe der die Stadt umgebenden Berge hatte man stern­klaren Himmel und prächtigen Mondschein über sich.

ep. Ein Hilfsverein für die niederen evang. kheol. Semi­nare Württembergs. Wie alle sonstigen höheren Lehr-An- stalten, so sollen nun auch die altberühmten Klosterschulen in Schöntal, Urach, Maulbronn und Blaubeuren einen Hilfsverein bekommen, der sich aus den ehemaligen Schü­lern, Lehrern und Freunden der Anstalten zusammensetzt. Die Gründung des Vereins wurde in einer von Ephoraus Dr. Mettler-Urach geleiteten Versammlung der Vertrauens- leute der einzelnen Promotionen einstimmig beschlossen. Er setzt sich neben der Pflege des Zusammengehörigkeitsgefühls der einstigen Seminarangehörigen vor allem die Unter­stützung wenig bemittelter Schüler und die Beschaffung von , Lehrmitteln zur Aufgabe. Nachdem durch die Inflation die ! alten Stipendien verloren gegangen und auch viele Eltern ! der Schüler verarmt sind, ist diese Hilfe besonders notwendig. Den Vorsitz hat Stadchfarrer Dr. Leube - Weinsberg.