3. November 1929
Dem heutigen Markt zugetrieben: 18 Och- >der, 205 Kühe, 1059 nkaust: 5 Ochsen, 10 Schweine. Verlauf
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Nr. 268
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Donnerstag, den 14. November 1929
Fernsprecher Nr. 29
103. Jahrgang
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Die Ausgabensteigerung des Reichs
Seit der Befestigung der Markwährung im Jahr 1924 sind die Ausgaben des. Reichs in außerordentlichem Maß gestiegen. Interessant 'A ein Vergleich der Ausgaben unmittelbar nach Beendigung der Inflation mit denseuigcii des letzten a-l geschloffenen. Rechmmgsjahrs IS?8—29.
In Millionen Mark
Cs betrugen: 1924 1988 mehr
Die ordentlichen Ausgaben 0854 10 581 3727
Die außerordentlichen Ausgaben 868 749 —119
Zusammen 7722 11 330 mehr 3608
Von der Summe der Mehrausgbaen werden zweckmäßigerweise zunächst dis „Zwangsläufigen", nämlich die erhöhten Dawes lei st ungen mit 1220 Mill. Mark abgezogen. Verbleibt ein Rest von 2388 Mill. Mark. Davon Aeben weiter ab die Mehrüberweisungen an die Län- ^der und Gemeinden mit 642 Mill. Mark. Rest 1746 Millionen Mark. Von diesen Mehrausgaben verteilen sich 1721 Millionen folgendermaßen:
1. Sozia lauswend ungen. Ausgaben 1928 in Millionen Mark (die Ausgaben des Jahrs 1924 und das Mehr sind in Klammern bz-igefügt): Reichszuschüsse zur Invalidenversicherung 192 (106, mehr 86), Sonderzuschuß des Reichs 40 (y, 40), Wochenhilfe 28 (9, 19), Kleinrentnerfürsorge 50 ,
(0, 30), Jnvalidenversicherungsbeträge der Deitragszeiten vor dem 1 Oktober 1921 im außerordentlichen Haushalt 161 (0, 161), Krisenunterstützung für Arbeitslose 05 (0, 95), berufsübliche Arbeitslosigkeit der Saisonarbeiter 28 (0, 28). rmterstützende Erwerbslosenfürsorge aus dem Jahr 1927 42 (0, 42). Zusammen 636 (115, mehr 521).
2. Weitere Fürsorgeaufwendungen. Ostpreußenhilfe 48 (0. 48), sonstige Grenzgebiete 17 (0, 17), Un- terstützungen iür sonstige Wohlfahrts- und Kulturzwecke 18 <5, 13h Beihilfen für Wetterkatastrophen 5 (0, 5), Woh- 7'ungsfürsorge für Flüchtlinge östlicher Grenzbezirke 6 (0, 6), Reichsbeitrag zugunsten der Arbeitnehmer im Lohnkamps der rbsinisch-westfälischen Eisenindustrie 11 (0, 11). Zusammen 105 (5, 100).
3. Personalmehraufwendungen. Ruhegehälter 956 i446, 510k. für Hinterbliebene früherer Angehörigen der Wehrmacht 751 (541, 210), für Heilbehcmdluna 57 (28, 29), für Krieasteilnehmer 1870—71 und frühere Kriege 17 (0, 17). Zusammen 1781 (1015, 766).
Nicht eina-rochnet sind die Gehälter, Löhne und Gehalts- und Lohnerh>''b,,rigen in den Reichsverwaltungen, nament- l'ch nach der Erhöhung vom 1. Oktober 1927 mit 1183 (802, 381h
Anleiheablösung machte gegenüber dem 1051 nn Jahr 1928 132 Mill. Mark mehr aus.
12 000 Sibiriend rutsche vor Moskau
Aus Moskau wird der K. Z. geschrieben: Der Zustrom von deutschen Kolonisten mit ihren Familien nach den Moskauer Datschenorten aus den verschiedensten Gegenden des Rätebunds hat auch in den letzten zwei Wochen ununterbrochen angehalten. Man muß die Zahl der jetzt vor Moskau versammelten Rußlanddeutfchen auf 12 000 schätzen. Nachdem der erste Transport von 400 Personen abgegangen ist und sich nun herausgestellt hat, daß das Zielland der Auswanderer, Kanada, Schwierigkeiten für die Aufnahme weiterer Auswanderer macht, hat sich dieser unglücklichen Masse Unruhe und Hoffnungslosigkeit bemächigt, die an Verzweiflung grenzt. Tatsächlich ist für sie ein Ausweg nicht mehr zu erkennen. Sie haben hinter sich alle Brücken abgebrochen. Die Gewißheit sicherer wirtschaftlicher Vernichtung, bedingt durch die allgemeine Landwirtschaftspolitik der Räteregierung, die gegen die Individualwirtschaft gerichtet ist und sich in der Praxis durch gewaltsame Fortnahme der bäuerlichen Produktion (Getreideaufbringung), sowie des beweglichen und unbeweglichen Eigentums auswirkt (falls das Aufbringungssoll nicht erfüllt wird, wird ein Ausgleich in Geld verlangt), war Veranlassung zu dem Zug nach Moskau. In Sibirien, woher der Hauptteil der Flüchtlinge kommt, wurde die Lage durch die dortige Mißernte aber noch besonders verschärft.
Dazu kommen die trennenden Abgründe, die in grundsätzlichen panischen Anschauungen zwischen den deutschen Kolonisten und den heutigen Machthabern bestehen. Als „Klassenfeinde" stellen all die Tausende deutscher Kolonisten aber nun vom Standpunkt der Räteregierung nur noch eine Herde von überflüssigen „Elementen" dar, denen in Rußlnad für immer jede Daseinsmöglichkeit genommen ist.
Wenn für Kanada oder sonst ein Auswanderungsland diese nicht aus ihrem Willen als Bettler kommenden Auswanderer wirtschaftlich im gegenwärtigen Augenblick unerwünscht erscheinen, so gibt es menschlich, und insbeosndere für Deutschland aus nationalen Gründen, sofern das Band der Muttersprache und der Kulturgebundenheit überhaupt noch wirksam ist, die Pflicht einer wirksamen und sofortigen Hilfe. Wir dürfen nicht 12 000 Deutsche verkommen lassen.
Vernichtung der deutschen Konkordia
Aus Gandsch-a, dem ehemaligen Ielisawetpol in Aserbeid- fchan im Kaukasus, wird gemeldet, daß die bisher reindeutsche Winzergenossenschaft Konkordia, die 98 v- H. aller in Aserbeidschan lebenden deutschen Weinbauern der dortigen 14 deutschen Kolonien vereinigte, als sogenannte Kulakenkooperation .enthüllt" worden sei. Dabei wurde aber noch vor zwei Jahren die Organisation der Konkordia amtlich als vorbildlich für das gesamte Genossenschaftswesen bezeichnet. Durch eine gewissenhafte und geschäftstüch^ge Leitung verstand es die Konkordia,'ihren Mitgliedern einen annehmbaren Erlös für ihre Erzeugung Zu sichern. Sie verfügte über eigene Verkaufsstellen im ganzen Rätebund, und sogar im Ausland wurden Rotweine der Konkotdia gut abgesetzt. Ihre Bedeutung bestand aber vor allem garin, daß aus den Gewinnen des Geschäftsbetriebs zahlreiche wertvolle kulturelle Einrichtungen in den deutschen Kolonien des Transkankasus. wie Schulen.
Krankenhäuser, agronomische Hilfe, Schädlingsbekämpfung, wissenschaftliche Weinbauforschung usw., unterhalten wurden, die sich durch ihren kulturellen Hochstanö von ihre- Umgebung sehr vorteilhaft abhoben. Die Konkordia war- deshalb häufig Anfeindungen ausgesetzt, welche die Zerstörung des nationalen deutschen Eigenlebens, das allein auf dem wirtschaftlichen Fundament der Konkordia bestehen konnte, beabsichtigten. Jetzt wird der Verwaltung vvrgewor- fen, Steuerhinterziehungen begangen und die ..Klassenlinie" nicht richtig befolgt zu haben. Wenn der bisherige deutsche Lharakter der Konkordia vernichtet wird, so zerbricht damit unfehlbar das Deutschtum der Transkaukasus - Deutschen, die von allen deutschen Kolonisten des Räkebunds kulturell am höchsten standen.
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Beratung der Reichsregierung
Berlin, 3. Nov. Das Reichskabinett wird sich am Donnerstag mit der Frage befassen, wie den vor Moskau lagernden und in großer Not befindlichen Sibiriendeutschen geholfen werden kann.
In Kiel hat sich ein Hilssausschuß für die deutsch-russischen Flüchtlinge gebildet, der sich mit einem Aufruf zur Linderung der schweren Not der Auswanderer an die Oef- fentlichkeit wendet.
Auch die Griechen wollen Rußland verlassen
Auch ungefähr ein Viertel der gesamten griechischen Bevölkerung des Nätebundes hat sich entschlossen, auszuwandern. Fast fünfzigtausend Griechen, die hauptsächlich im Kaukasus und in der Krim ansässig waren, bestürmen das griechische Konsulat in Moskau, um die Einreiseerlaubnis nach Griechenland zu erhalten. Hauptsächlich handelt es sich um Tabakpflanzer, Handwerker und kleine Kaufleute. Die Mehrzahl von ihnen ist schon seit mehreren Geschlechtern in Rußland ansässig, jedoch haben sie meist ihre griechische Staatsbürgerschaft beibehalten, während die aus- wandernden deutschen Dauern Rätebürger find.
Das griechische Konsulat in Moskau hat bis jetzt nur dreitausend Griechen den Sichtvermerk erteilt, da Griechenland nicht imstande alle Auswanderer wwrt aufzunehmen.
Neueste Nachrichten
Soalitionsbesprechungen über Agrarzölle und Standes- herrenrechte
Berlin, 13. Nov. Die Ministerbesprechungen mit den Führern der Koalitionsfraktionen hatten keinen Erfolg. Sozialdemokraten und Demokraten waren entschieden gegen die von der Landwirtschaft verlangte Erhöhung des Zolls auf Futtergerste. Bezüglich der Aufwertung der Renten der Standesherren wünschte die Bayerische Volkspartei Aufwertung der Papiermarkrenten auf 8 Proz. und Einbeziehung der sogenannten „unsitt- lichen" Renten in die Aufwertung; die Deutsche Volks- Partei wollte nur 5 Proz. zugestehen und die Sozialdemo.
Lagesspiege!
Es bestätigt sich, daß die Reichsregierung den Volksentscheid auf den 22. Dezember, also unmittelbar cor das Weih- nachksfesi ansehen wird.
Nach einer Zeitungsmeldung beabsichtigt die Etaats- anwallschafk, gegen das Urteil im Bauernprozeß von Neumünster (Holstein) Berufung einzulegen.
Die französische Kammer hak dem Kabinett Tardieu mit 317 gegen 257 Stimmen erneut das Vertrauen ausgesprochen, nachdem Finanzminisler Cheron entgegen einem mehr- i fordernden Ankrag der Sozialisten erklärt hatte, die Regie- i rung könne nur 5 Milliarden Franken (820 Millionen Mark), aäf 5 Jahre verteilt, für die Aufwertung alter Anleihen in den Haushalt einsetzen.
Sir Ronald Lindsay ist zum britischen Botschafter in Washington, Sir Esmond Ovey zum Botschafter tu Moskau und Sir Robert Vanstktart zum ständigen Unterstaatssekretär im Auswärtigen Amt ernannt worden. - -
kraten lehnten jede Aufwertung ab. Wahrscheinlich werden die Papiermarkrenten um 5 Proz. aufgewertet unter Ausschluß der „unsittlichen" Renten.
Die Arbeitslosigkeit in der zweiten Oktoberhälfte
Berlin, 13. Nov. In der zweiten Oktoberhälfte ist die Zahl der Hauptunterstützungsempfänger in der Arbeitslosenversicherung von 784 000 auf 889 000, also um rund 105 000 oder 13)4 Proz., gestiegen. Die Gesamtzahl der Unterstützten in der Arbeitslosenversicherung liegt zurzeit um mehr als 200 000 Personen höher als zur entsprechenden Zeit des Vorjahres. Die Zahl der Haupt- unterstützungsempfänger in der K r i s e n u n t e r st ü tz u n g ist von 165L00 auf 172 000, also um rund 7000 oder 4 Proz., angestiegen.
Der Berliner Universitäkskrawall
Berlin, 13. Nov. Der preußische Kultusminister Becker hat die Haltung des Rektors der Universität, Schmidt, gegen die Studenten der A.D.St. gebilligt.
koalilionskrise in Bayern?
München, 13. Nov. Die Korrespondenz der Bayerischen Volkspartei schreibt, die deutschnationale Fraktion des bayerischen Landtags habe dadurch, daß sie einen Antrag ein- brachte, die bayerische Regierung solle im Reichsrat gegerp den Aoungplan stimmen — ein Antrag, der das gleiche wolle wie ein gleichzeitiger Antrag der nicht der bayerischen Koalition angehörigen Nationalsozalisten — eine Lage geschaffen, die koalitionspolitisch unmöglich sei. Das Volksbegehren-Bündnis Hugenberg-Hitler sei mehr und mehr zu einer politischen Kampfgemeinschaft geworden. Die Bayerische Volkspartei sei sich ihrer Verantwortung für die weitere Entwicklung der politischen Verhältnisse in Bayern bewußt.
Die bayerische Volkspartei hatte gestern in verschiedenen Stadtteilen Münchens zahlreiche Wahlversammlungen ab- gehalten. Eine Versammlung wurde durch Nationalsozialisten gesprengt. Es kam zu Tätlichkeiten. Die Polizei mußte ein greifen und die Ruhestörer entfernen.
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Geldunterstühung der „humanste" durch deutsche Kommunisten
Paris, 13. Nov. Der kommunistischen „Humanste" sind nach ihrer eigenen Angabe aus Berliner kommunistischen Kreisen 30 000 Franken zur Unterstützung des Blattes zu- Legangen.
Württemberg
Stuttgart, 13. November.
Lrneuerungsmeldung für versorgungsberechligle. Der- sorgungsanwärter. die ihre Bewerbung aufrecht erhalten gekeilt, daß dieser Plan lediglich ein Vorschlag der Groß- werberliste führenden Behörde Mitteilen. Bewerber, die dies unterlassen, werden in den Listen gestrichen. Die Mit- teilung über die Aufrechterhaltung der Bewerbung muß bis zum 1. Dezember erstmals zum 1. Dezember des auf die Vormerkung fallenden Kalenderjahrs, bei der die De- werberliste führenden Behörde eingegangen sein. Es ist zweckmäßig, der Mitteilung über die Aufrechterhaltung der Bewerbung neben dem deutlich geschriebenen Namen das Geburtsdatum beizufügen.
Amtliche Kurzschristprüfung. Am Sonntag, den 10. No- vember d. I., wurde durch das Prüfungsamt für Kurzschrift und Maschinenschreiben bei der Handelskammer Stuttgart wieder eine Prüfung in der Kurzschrift abgehal- ten. Der Prüfung unterzogen sich insgesamt 49 Prüflinge. Von diesen haben 37 bestanden, und zwar 26 bei 150 Sil- den. 5 bei 180 Silben. 4 bei 200 Silben, 2 bei 220 Silben.