Seite 2 Nr. 264

Nagolder Tagblatt »Der Gesellschafter'

Samstag, 8. November 1828.

Alles wegen der Freunde Sklarek

Keilerei in der Stadtverordnetenversammlung

In der Stadtverordnetenversammlung am Donnerstag teilte Bürgermeister Scholtz mit, die Studienreise des Oberbürgermeisters Büß nach Amerika habe 57 700 Mark gekostet. Stadtverordneter Lange (Komm.) begründete den Mißtrauensantrag gegen Büß; man müsse von ihm u. a. einen Nachweis verlangen, wie er in so kurzer Zeit zu seinem Vermögen gekommen sei. Büß habe bei städtischen Grundstücksgeschäften, namentlich beim Ankauf des Gelän­des für den Messepalast, Provisionen eingeschoben. Stadtv. dicke (Deutschnat.) erklärte, der Sklarek-Skandal be­deute den völligen Zusammenbruch der Berliner Stadtver­waltung und Büß trage die Verantwortung. Scholtz verdiene den Dank der Stadt, daß er endlich reinen Boden schaffen wolle. Die Amtsprüfung des Herrn Büß sei eine Kette von Mißgriffen und Fehlschlägen. Durch seine parteipolitische Verranntheit habe er seinerzeit in dem Flaggenstreit in Berlin die ganze Bürgerschaft untereinander gebracht. Ge­rade Böß habe es am wenigsten angestanden, gegen die schwarz-weiß-roten Farben einen so fanatischen Feldzug zu führen. Von Vertretern der Deutschen Volkspartei und des Zentrums wurde ausgesprochen, daß Böß nicht mehr würdig sei, Stadtoberhaupt von Berlin zu bleiben. Stadt­verordneter Lange griff im Schlußwort die Sozialdemo­kraten heftig an und nannte sie eine Partei der politischen Betrüger. Der 70jährige Stadtv. Tempel (Soz.) ver­setzte Lange einen Schlag ins Gesicht, worauf sich zwischen Sozialdemokraten und Kommunisten eine fürchterliche Prü­gelei entwickelte. Die Sitzung mußte geschlossen werden, ohne daß es zur Abstimmung über den Mißtrauensantrag kam.

Eia Dementi des Oberbürgermeisters Böß. Oberbürger­meister Böß erklärte zu aen Ausführungen des kom­munistischen Stadtverordneten Lange, er, Böß, habe den Besuch Amanullahs im Warenhaus Wertheim nicht ver­mittelt. Er .Könne' also auch bei dieser Gelegenheit kei­nen Perserteppich von der Firma Wertheim zum Geschenk erhalten haben.

Böß geht

Nach dem Berliner Tagblatt hat der Oberbürgermeister Böß, der zurzeit zunächst auf vier Wochen beurlaubt" ist, sich geäußert, er sehe kein« Möglichkeit, in sein Amt zurückzukohren. Zu dieser Ansicht dürften die Gerichts­behörden und das Berliner Stadtparlament wohl auch kommen.

Die Kriminalpolizei hat bei Durchsicht der Blicker der

Pelzfirma Gohlicke, von denen die Brüder Sklarek Geschenke für ihre Freunde bezogen, festgestellt, daß auch der jetzig« Direktor der Berliner Verkehrsgesell­schaft, Stadtverordneter Brolat, auf der Liste der Firma Gohlicke erscheint. Brolat wird von der Untersuchungs­behörde über diese Buchung vernommen werden. Nach den Büchern hat Frau Brolat und deren Tochter Weihnachten 1928 je einen Pelz im Wert von je 2000 Mark erhalten. Die Rechnung dafür hätten, wie Brolat angibt, die Skla- reks bezahlt-, er habe ihnen deshalbVorwürfe" gemacht und im März 1929 einem der der Sklareks heimlich 2000 -K in die Tasche gesteckt. Eine Quittung habe er leider nicht erhalten. Der Pelzmantel sei erst einige Tage vor der Verhaftung der Sklareks von der Firma Gohlicke geliefert worden.

Die Kriminalpolizei hat weiter ermittelt, daß die Skla­reks in einem Geschäft in der Leipziger Straße Kunstgegen­stände, Kronleuchter usw. in Massen aufgekauft haben, um sie alsGeschenke" zu verteilen. Zwei solche Sendungen sind an den Direktor der Berliner Stadtbank, Zetzel, und an dessen Sohn in Neumünster (Holstein) gegangen.

Die konkursmaste des Sklareks

In der Untersuchung der Geschäftsbücher der Gebr. Sklarek wurde festgestellt, daß die drei Brüder für ihren persönlichen Gebrauch im Jahr 1926 der Geschäftskasse derKleiderverwertungsgesellschaft" 166 000 Mark, im Jahr 1927 437 000 Mark, im Jahr 1928 407 000 Mark und im ersten Halbjahr 1929 223 000 Mark entom- men haben. Dazu kommen die Ausgaben für ihren Renn­stall mit 703 000 Mark, außerdem hatten sie an ihrem Warenlager einen Reingewinn von 400 000 Mark (bei einem schätzungsweisen Wert von 571 000 Mark) und außer­dem erhielten sie an Forderungen an Stadtdienftstellen 209 000 Mark. Gefälligkeitswechsel wurden stoßweise vor­gefunden. Dem Gesamtaktivposten von 760 700 Mark bei derKleiderverwertungsgesellschaft" steht ein Fehlbetrag von 12,3 Millionen Mark gegenüber, so daß der Konkurs eine Quote von 5,5 Prozent ergeben dürfte. Bei der Sklarekschen Textilgroßhandelsgesellschaft" betragen die Aktiven 786 000 Mark, der Fehlbetrag 11,4 Millionen Mk.; die Quote dürfte sich mit 6,6 Prozent berechnen, bei der Firma Willi Sklarek mit 2,2 Prozent, bei Max Sklarek mit 2,6 Prozent. Der Konlurs Willi Sklarek wird mit 1,15 Prozent, derjenige von Leo Sklarek mit 2,2 Prozent ab- schließen.

Böhringen, OA. Rottweil, 8. November. Unvorsich­tigkeit. Der ledige Schäfer Ernst Roth von Böh­ringen wollte am Samstag nach Freiburg fahren und seinen Revolver mitnehmen. Er untersuchte die Waffe, wobei ein Schuß losging und ihn im Unterleib schwer ver­letzte.

Gmünd, 8. Nov. Gautagung reisender Kauf­leute. Am Samstag und Sonntag findet hier die Herbst­tagung des Gaus Bayern-Württemberg und der Südd. Verkehrskommission des Verbands reisender Kaufleute Deutschlands statt. In einer öffentlichen Kundgebung wird Verbandsdirektor Günther-Leipzig überWandlung«.- in der Berufstätigkeit des reisenden Kaufmanns" sprechen.

Weingarten, 8. Nov. Das Gröberdenkmal ist in dieser Woche aufgestellt worden. Der rechteckige, polierte Gedenkstein mit wirksamer natürlicher Äderung trägt fol­gende Inschrift:Dem unvergeßlichen Führer der Katho­liken, dem um Land und Reich hochverdienten Staatsmann Adolf Gröber, geb. 11. Februar 1854, gest. 19. November 1919. Gott gebe ihm ewigen Lohn!" Ueber diesem Text in Bronze-Lettern sind die zwei Gesetztafeln eingehauen und über diesen die Worte: Orax ultima lox Das Kreuz das letzte Gesetz angebracht. Auf dem Stein steht ein Engel in Bronze, der mit beiden Händen ein Kreuz hoch über das Grab hält. Entwurf (Modellierung) und letzte Aus­arbeitung stammen aus der Künstlerwerkstätte des Bild­hauers Eberhard- Weingarten.

Lindau. 8. Nov. Wieder ein Bankzusammen­bruch. Vom Zug überfahren. Der Bankbeamte Kesel von Kempten gründete vor einiger Zeit mit dem Bankbeamten Henn am hiesigen Platz ein Bankhaus unter der Firma Henn u. Kesel. Dieses Bankhaus hat gestern seine Zahlungen eingestellt. Am Dienstag früh wurde in Lindau-Aeschach neben dem Eisenbahngleis die 30 I. a. ledige Hausangestellte Rosa Müller aus Glatt in Hohen- zollern schwer verletzt aufgefunden. Die Lebensmüde wurde ins Krankenhaus eingeliefert.

Aus Stadt und Land

Nagold, den 9. November 1929.

Wer in der Jugend sich durch Mühsal mutzte schlagen, den rührts nicht, wenn sich die Jungen plagen. Rückert.

Vom Rathaus

Gemeinderatsfitzung vom 6. November 1828.

Anwesend: Der Vorsitzende und 15 Eemeinderäte. Ab­wesend: Eemeinderat Bernhardt, in Urlaub.

Mitteilungen: Die Ministerialabteilung für Bezirks­und Körperschaftsverwaltung hat den Schuldentilgungs­plan für die Nagold- und Waldachkorrektionsschuld» die Schuldausnahme für die Kreuzertalbachkorrektion und die Schuldaufnahme für den Wohnungsbau zur Wiederaus­leihung an Versicherte der Landesversicherungsanstalt ge­nehmigt. Ferner wurde genehmigt die Vereinbarung mit dem Straßen- und Wasserbauamt Calw über die künftige Unterhaltung und Beaufsichtigung der Flußbauten an der Nagold, Waldach und dem Kreuzertalbach durch die Ministerialabteilung für den Straßen- und Wasserbau. Kenntnis genommen wird ferner von dem Pensionie­rungserlaß für Stadtbaumeister Lang und von dem Kassenbericht der Stadtpflege.

Bau- und Straßensachen: Dem Gesuch des Dr. med. Beck um käufliche Abtretung eines städt. Streifens ent­lang der Südseite seines Wohnhauses an der Emminger- straye und um Genehmigung einer Einfahrt von der Cal- werstraße aus wird unter den üblichen Bedingungen ent­sprochen. Gegen den Wohnhausneubau des Hermann Wörner, Oberpostschaffners hier, am Wolfsberg wird

nichts eingewendet und der Benützung des Feldwegs Nr. 19/2 für häusliche Zwecke zugestimmt. Ebenso wird die von Dr. med. Köbele an der Calwerstraße zu er­stellende Autohalle unter Befreiung von entgegenstehen­den ortsbaustatutarischen Vorschriften in widerruflicher Weise genehmigt. Gegen die von der Ministerialabtei­lung für Bezirks- und Körperschaftsverwaltung geneh­migte Einleitung des geklärten Abortabwassers des Wohn- und Bürogebäudes des Elektrizitätswerksbesitzers L.Wohlbold an der Rohrdorfersteige in die Nagold wird auch vom Standpunkt der Stadt aus nichts einge­wendet. Die auf der linken Seite der unteren Calwer­straße stehenden Obstbäume bilden ein starkes Verkehrs­hindernis für die Fußgänger auf dem Gehwege. Sie ste­hen besonders nachmittags im Schatten und sind im Wachstum beeinträchtigt, auch bringen sie Schatten für die Wohngebäude. Der Ertrag ist ein geringer. Dem An­trag des Stadtbauamts auf Entfernung derselben wird deshalb zugestimmt. Der stufenweise Abbau des Stcin- bruchs im Mittlerbergle muß im Interesse einer rationel­len Bewirtschaftungsweise und des Arbeiterschutzes künftig planmäßig durchgeführt werden. Dabei ist es notwendig zur Erleichterung des Steinschlagens und des Einladens von der Terrasse aus Silos für die verschiedenen Eeschläge zu bauen. Die hiezu erforderlichen Mittel von zunächst etwa 1000 -K werden verwilligt. Beim Bau werden die bei den Brückenerneuerungen freigewordenen Eisenbalken verwendet.

Lohn- und Arbeiterfragen: Nach einer vorläufigen Mit­teilung des Arbeitsamts ist die Kreuzertalbachkorrektion als Notstandsarbeit anerkannt worden und es sind hiebei in erster Linie unterstützungsberechtigte Erwerbslose zu verwenden. Neuerdings kommt es vor, daß für Eaison- und Hilfsarbeiter die 26wöchige Unterstützungsdauer ab­läuft. Solche Erwerbslose haben keinen Anspruch auf Kri­senunterstützung und werden der Stadt in Armenfürsorge zugewiesen. Es werden ihnen bis auf weiteres Steinschlag­arbeiten im Akkord zugewiesen. Für andere Arbeiten feh­len im Haushalt die etatmäßigen Mittel. In Verfolg des Gemeinderatsbeschlusses vom 31. Oktober 1928 hat die städt. Forstverwaltung Grundsätze für die Regelung der Anstellungsverhältnisse der städt. Waldarbeiter auf­gestellt und Vorschläge für die Entlohnung der Arbeiter gemacht, die die Billigung des Gemeinderats finden.

Dienstnachrichten.

Der Herr Staatspräsident hat dem Staatsanwalt der Er. 4a Freiherrn von Gültlingen in Tübingen die

> Amtsbezeichnung Erster Staatsanwalt verliehen.

' Viehzählung am 2. Dezember 1929

! Nach den bestehenden Bestimmungen ist im ganzen Deutschen Reich am 2. Dezember 1929 wiederum eine Viehzählung vorzu­nehmen. Sie erfolgt im gleichen Umfange wie die vorjährige Viehzählung und erstreckt sich auf Pferde, Esel (auch Maulesel und Maultiere), Rindvieh, Schafe, Schweine, Ziegen, Geflügel (Gänse, Enten, Hühner, jedoch ohne Trut- und Perlhühner), sowie Bienen- i stärke. j

Schwäbische Dilderbühne !

Der regelmäßige Besuch der Schwäbischen Bilderbühne > in Nagold ist in dem bildenden Unterhaltungsleben Na­golds unbedingt als erfreuliche Tatsache zu verbuchen, denn die Filme, die sie bringt, sind durchweg lehrreich und gut und obendrein ist siemunmehr im Besitze eines neuen Vorführungsapparates, der so manche früher als ungut > empfundene Mängel beseitigt. Als Beifilm lief zunächst in ! der gestrigen ersten Aufführung im Seminarfestsaal ein ! Streifen über die Hafenstadt Hamburg. Wir sahen > dort vom Flugzeug, von Land und vom Schiff den Hafen, ! die Altstadt, die Märkte, die Handelshäuser, Hochbauten, die Innen- u. Außenalster, die prächt. Bauten u. Villen § der alten Hamburger Patriziergeschlechter, der Hafen Ha- pag usw. Wem Hamburg unbekannt ist, der bekam einen i kleinen Eindruck dieser deutschen Welthandelsstadt u. wem

Hamburg ein vertrautes oder bekanntes Pflaster ist konnte Wiedersehensfreude empfinden. Der Hauptfilm des Abends warDas Grab am Nordpol". Mit dem ExpeditionsschiffHerman" unter Führung der kühnen Forscher Snow fahren wir gen Norden nach Alaska nach Juneau, nach Nome. der Robbeninsel und nach der Herold- rnsel, erleben auf dieser Fahrt schweren Seegang, sehen prächtige Bilder aus der Vogelwelt, unendlich große Renntierherden, dürfen die gefährliche, prickelnde Jaqd auf Walfische verfolgen, wandern anläßlich einer Eisbar­jagd und einer solchen auf Walrößer mit Eskimos von Eisscholle zu Eisscholle, können überhaupt unendlich schöne Naturaufnahmen in uns aufnehmen und schließlich wurde im letzten der fünf Akte die Auffindung der Ueberreste der 8 Jahre vorher verschollenen 8 Expeditionsmitglieder des ForscherschiffesKarluk" gefilmt. Ein Dunkel schwebt über dem Ende dieser Tapferen, denn Lebensmittel, Waffen und Munition und was des Lebens Notwendigkeiten sonst noch sind, waren noch für Monate vorhanden. Der Filnn der uns einen Blick in eine uns bis heute für den ge­wöhnlichen Menschen unbekannte Welt tun läßt, soll von uns für seine letzte heute abend um 8 Uhr stattfindende Vorführung bestens empfohlen sein.

Bom Mädchen-Bibelkreis

Es ist erfreulich, daß heute mehr denn je in den Bibel­kreisen darauf Bedacht genommen wird, daß bei bestimm­ten Gelegenheitenpraktische" Bibelkreisarbeit in an­schaulicher Form dargeboten wird. Seit 10 Jahren be­steht in unsrer Stadt der Mädchen-Vibelkreis unter der Leitung von Frl. Isolde Gut. Im Mittelpunkt des Fa­milienabends am nächsten Sonntag im Vereinshaus stehen zahlreiche Bildergruppen (lebende Bilder). Frauen­gestalten aus dem Alten und Neuen Testament ziehen vorüber; man muß sich aus der Wirklichkeit ganz heraus­denken, um diesen feinen Kristall der Erinnerung ganz zn besitzen, der alle Strahlen beglückende Stunden in fick, vereinigt. Nicht oft tritt der Bibel-Kreis in die grös­sere Oeffentlichkeit, weil ihm das Betriebmachen fern liegt, aber man bekommt den Eindruck, welche Wohltat dieser Kreis für unsere weibliche Jugend ist. Dankbar dür fen Eltern ihre Töchter dieser Sache anvertrauen und für sie werben. Darum ergeht an Jedermann Herz!. Einla­dung. (Siehe gestrige Anzeige!)

Kommen Sie auch?

Am kommenden Donnerstag findet in der Buchhand­lung Z a i s e r-Nagold eine Vorführung der viel von sich reden machendenHackebeil Farbenwunder" statt. Wir weisen in diesem Zusammenhang auf unseren heutigen Anzeigenteil (S. 9) hin.

Aufklärung über die Reparationsfrage

Die Reichspressestelle schreibt uns:

Ein Lichtbildervortrag, welcher der Aufklärung über das Eesamtproblem der Reparationen in Verbindung mit allen Fragen, die sich unter dem StichwortLiquidation des Krieges" zusammenfassen lassen, dient, wird durch die Landesabteilung Württemberg-Hohenzollern der Reichs­zentrale für Heimatdienst, (Stuttgart, Tagblatt-Turm- haus) verliehen. Ganz besonderes Gewicht ist auf die Dar­stellung des Poungplanes im Vergleich mit dem Dawes- plan und auf die Darstellung des Rheinlandproblems ge­legt worden. Es wird sicher allgemein begrüßt werden, wenn die in ihren Zusammenhängen so außerordentlich schwierige Frage in anschaulichster und parteilos einwand­freier Weise dargestellt wird.

Unterhaltung und wissen,

enthält:

Der 8. November 1318 in Stuttgart Zum 8. November, Eines deutschen Knaben Stoßgebet Die deutsche Diplomatie vor dem Kriege Besuch bei Schiller, Zu seinem 170. Geburtstag am 10. November

Das Allegro, Mozart-Skizze Mädchenhandel, Skizze

An den Lagerfeuern deutscher Vagabunden in Süd­amerika, Roman

«1IMIIII11I

Simmersfeld, 9. Nov. Jubiläum als Sparkassenverwal­ter. In diesen Tagen waren es 25 Jahre, daß der Post­agent, Herr Johann Friedrich Hansel mann von hier, 25 Jahre die Zahlstelle der Württembergischen Landes­sparkasse Simmersfeld verwaltet. Aus diesem Anlaß wur­den ihm von der Sparkasse in Anerkennung seiner Ver­dienste ein Ehren-Becher und ein Diplom überreicht.

Bondorf, 8. Nov. Tödlich verlaufener llnglücksfall. 2n schweres Leid wurde die Familie des Bäckermeisters Wilhelm Vetter versetzt. Vor einigen Tagen hatte der ruhige, fleißige Mann das Mißgeschick, in der Scheuer sei­nes durch Erbschaft erhaltenen 2. Hauses in einen rosti­gen Nagel zu treten, der so tief hinein ging, daß er von einer zweiten Person entfernt werden mußte. Der Fuß schmerzte und schwoll rasch an. Als der Arzt gerufen wurde, waren schon deutliche Zeichen des Wundstarr­krampfes vorhanden, die eine schnelle Uebersührung in die Universitätsklinik notwendig machten. Noch in dersel­ben Nacht ist der 44jährige rüstige Mann in Tübingen gestorben.

Hcrrenberg, 8. Nov. In der Landwirtschaftsschule wurde der Unterricht wieder ausgenommen. Die Schule wird von 34 Schülern besucht, 19 sind im Oberkurs, 15 im llnter- kurs.

Neubulach, 8. Nov. Großfeuer. Gestern abend gegen 6 Uhr brach hier mit rasender Geschwindigkeit ein Feuer aus, das aufs schwerste größere Häuserkomplexe und sogar die Kirche bedrohte. Das Feuer soll durch Unvorsichtigkeit in einer Scheune Heraufziehen von Stroh bei offenem Licht entstanden sein und bald waren zwei auf der al­ten Stadtmauer aufgebaute Wohnhäuser u. drei Scheu­nen (einem Bäcker und einem Sattler gehörend) in ein Flammenmeer gehüllt. Sogar das Dach der Kirche hatte bereits Feuer gefangen. So mußte außer der Calwer Wek- kerlinie um 7 Uhr auch die Nagolder alarmiert werden, die äußerst rasch auf dem Brandplatz eintraf. Schwierig war die Herdeischaffung des Wassers, da die beiden Feuer­teiche weit ab von der Brandstelle lagen. Von den beiden Weckerlinien wurden je 700 Meter Schlauch benötigt. An lebendem Inventar ist nichts umgekommen» jedoch soll vom