Seite 3 Nr. 258

Nagolder Tagblatt »Der Gesellschafter'

Samstag, 2. November 192g.

Sulz, OA. Nagold, 2. Nov. Betriebsstillegung. Aus einen Beschlich des Eemeinderates hin wurde das hiesige Schotterwerk stillgelegt. Einer ganzen Anzahl von Arbei- j tern und Bauern wurde dadurch ein lohnender Verdienst l genommen. !

Altensteig, 1. Nov. Tödlicher Unglücksfall. Heute mor- ! gen bestieg die Fuhrmannswitwe Friederike Großhans > / von der oberen Stadt mit noch zwei Frauen bei der Garr- ! Weiler Brücke den Anhängewagen des Herrn Kneißler- ! Spielberg. Etwa 100 Meter oberhalb der Neumühle wollte Frau Großhans in voller Fahrt vom Wagen steigen, wurde dabei von den Rädern erfaßt und überfahren. ! Durch die Erschütterung des Wagens wurde Herr Kneiß- ler erst auf den Vorfall aufmerksam und hielt sofort. Man brachte die Verunglückte zur Neumühle, wo sie aber kein Lebenszeichen mehr von sich gab.

Oberschwandorf, 1. Nov. Abschied. In einer kurzen, schlichten Feier verabschiedeten wir unfern lieben Herrn Hauptlehrer Bahlinger, der heute sein neues Lehramt in Nagold antritt. So selbstverständlich und bescheiden, wie er seinen Dienst in Schule und Kirche tat, lehnte er auch jegliches Betonen seiner Person in öffentlichen Ab­schiedsfeiern ab. Das konnte er aber nicht verwehren, daß im Flur seiner Wohnung seine Schulkinder ihm Abschieds­lieder sangen und einige Verse sprachen und der versam­melte Eemeinderat durch Herrn Schulth. Bessey, ebenso der anwesende Kirchengemeinderat durch Herrn Pfarrer Veil Worte warmen Dankes und herzlicher Anerkennung sagten. Herr Vahlinger wird in unsrer Erinnerung stets das bleiben, als was er sich auszeichnete: ein Lehrer und Erzieher von vortrefflichen Eigenschaften, dem die Eeistes- nnd Herzensbildung seiner Schüler gleichermaßen wichtig war.

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Calw, 1. Nov. 25jähriges Dienstzubiliium. Am heuti­gen Tage kann Stadtpfleger Frey auf eine 25jährige Diensttätigkeit bei der Stadtgemeinde Calw zurückblicken. 2m Jahre 1904 trat Stadtpfleger Frey als Stadtschult­heißenamtssekretär seine Dienstlaufbahn in unserer Stadt an, um später das Amt des Stadtpflegebuchhalters und nach dem Ausscheiden von Stadtpfleger Dreher während des Weltkrieges das des Stadtpflegers zu Übernehmen. Der Jubilar wurde heute morgen seitens des Stadtvorstandes und der Beamtenschaft beglückwünscht und mit Geschenken bedacht.

Herrenberg, 1. Nov. Ein treuer Beamter tritt mit Oberbahnwärter W e i ß e r-Affstätt nach 40jähr. Dienst­zeit in den Ruhestand. Seitens seiner Behörde wurde dem scheidenden Beamten durch Bahn-Inspektor Kimmich Dank und Anerkennung gezollt. Abnormes Ei. Im Geflügelhof Herrenberg, der im. Frühjahr dieses Jahres rechts der Bahnlinie nach Nebringen in der Nähe der Steinwerke Herrenberg, durch Baurat Schaal eröffnet und mit 250 Stück weißen amerikanischen Leghorn-Hüh­nern besetzt wurde, hat dieser Tage eine 6 Monate alte Henne ein Ei im abnormen Gewicht von 91 Gramm gelegt.

Vaiersbronn, 1. Nov. Tödlich verunglückt. Im Berufe tödlich verunglückt ist der bei der württ. Oberförsterstelle Vaiersbronn beschäftigte 62 Jahre alte Holzhauer Johan­nes Finkbeiner von Tonbach-Eichberg. In Distrikt 1, Abt. 34, war die Holzhauerpartie mit Schlagen von Wind- iallholz beschäftigt. Eine unerwartet zurückstürzende Tel- lerwulz erfaßte Finkbeiner und erdrückte ihn unter ihrer Last.

Freudenstadt, 1- Nov. Todesfall. Pfarrer Eugen Reiff von Miktelkal (OA. Freudenstadt), der Führer der Gruppe 1 im Evangelischen Landeskirchentag, ist in der Nacht

gum 31. Oktober nach kurzer Krankheit im Alker von 63 Jahren gestorben. Pfarrer Eugen Reiff ist am 11. Dezember 1866 in Ludwigsburg geboren. Sein Pater war Professor Justus Reiff, zuletzt in Stuttgart, ein Bruder des verstor- denen Amtsdekans Reiff. U. a. war er 7 Jahre lang als unständiger Geistlicher in Stuttgart tätig. Seit nahezu 30 Jahren bekleidete er das Pfarramt von Mitteltal im Schwarz­wald. Dort entfaltete er eine segensreiche Tätigkeit, die auch außerhalb der Gemeinde mannigfache Anregungen gab. Seit 1912 wirkte er als Abgeordneter des Bezirks Freudenstadt im Landeskirchentag. Don 192423 gehörte er dem Landes­kirchenausschuß, ferner bis zuletzt verschiedenen Ausschüssen des Lanöeskirchenkags an.

Aus aller Melt

Ein Schlageker Denkmal in Düsseldorf. In einer Sand­grube der Golzheimer Heide bei Düsseldorf starb im Mor­gengrauen des 26. Mai 1923 Albert Leo Schlagetsr, von den Regierungen im Stich gelassen, durch französische Kugeln den vaterländischen Märtyrertod. Schon länger ist beabsichtigt, ihm an der Richtstätte ein würdiges Ehrenmal zu ernststen. Der zu diesem Zweck gebildete Ausschuß von Männern aller Richtungen und Parteien legt jetzt der Oef- fentlichkeit einen von dem Professor der Düsseldorfer Kunst­akademie, Holzmeister, ausgearbeiteten Plan vor. Als Kernpunkt der Gesamtanlage entsteht ein Gedenkraum, eine Gruft mit einem vier Meter hoben und sieben Meter breiten Sarkophag. Auf der einen Längsseite steht: Deutsch­land muß leben und wenn wir sterben müssen; die andre Seite trägt in goldenen Lettern den Namen Albert Leo Schlageter. Am Rand der ringförmigen Anlage mit weit ausgreifender Platzgestaltung steht ein riesenhaftes, 27 Me­ter hohes schlichtes Kreuz aus Nirostahl. Der Sockel des Kreuzes trägt die Inschrift: Herr, mach uns frei!

Der älteste Gasihof Deutschlands, der heute noch genau so besteht, wie er vor Jahrhunderten aufgebaut wurde, ist der Ga st Hof zum Bären in Freiburg i. B. Aus Urkunden ist darauf zu schließen, daß er schon über 600 Jahre alt ist. Die Grundmauern des Hauses mit seinem dreistöckigen Keller deuten ebenfalls darauf hin, daß das Gasthaus im 13. Jahrhundert errichtet wurde.

Raubüberfall auf eine Sparkaste. Am Donnerstag gegen 6.30 Uhr abends drangen zwei mit Pistolen und Dolchen be­waffnete maskierte Männer in die Zweigstelle Palm- nicken der Kreissparkasse Fischhausen (Ostpr.) ein und raubetn die Kasse aus. Sie erbeuteten 7000 Mark. Wäh­rend der eine Räuber den Geldschrank plünderte, hielt der zweite den im Dienstraum anwesenden Rendanten und eine Beamtin mit der Pistole in Schach. Die Räuber konnten in der Dunkelheit unerkannt entkommen.

Die Freude am Feuerchen. In der mährischen Gemeinde Laschkau wurden im Oktober 14 Brände gelegt, durch die 25 Wohn- und Wirtschaftsgebäude eingeäschert wurden. Es

wurde nun ermittelt, daß die Brände von einem 14jährigen schwachsinnigen Mädchen verursacht wurden, daseine Freude am Feuerchen" hatte.

Wieder ein Schiffsunglück auf dem Michigansee. 7 Todesopfer. Auf dem Michigansee sind die beiden Fracht­dampfer .Marquette" undSenator v. Micholson' 20 Mel­len von Fort Washington (Wisconsin) zusammengestoßen. DerSenator" ist innerhalb 10 Minuten untergegangen. Wie gemeldet wird, sind 7 Personen ums Leben gekommen

Der Blinde als Jurist. Die erste juristische Prüfung, die Ende voriger Woche in Karlsruhe zu Ende ging, machte auch ein Kriegsblinder mit, und bestand sie mit der Note 1. Er wurde im Weltkrieg durch einen Schuß beider Augen beraubt und war nun untauglich für seinen Beruf als Chemiker. Daraufhin studierte er Iura. Der ehemalige Chemiker und jetzige Referendar, ein Heidelberger, sucht Verwendung im badischen höheren Justizdienst.

Zuschüsse für Kinderreiche in Frankreich. In Frankreich gibt es neuerdings Unterstützungskassen für kinderreiche Familien, die im nächsten Jahr noch weiter ausgebaut wer­den sollen. Die Kassen gewähren durchschnittlich folgende Zuschüsse im Monat: An eine Familie mit 2 Kindern 67 Franken, mit 3 Kindern 116 Franken, mit 4 Kindern 182 Franken, mit 5 Kindern 225 Franken und mit 6 Kin­dern 328 Franken. Insgesamt wurden im vorigen Jahr 292 Mill. Fr. (48 Mill. M.) an derartigen Zuschüssen gezahlt.

Unterschlagung. Bei der Steuernebenkasse Karthaus (Schlesien) sind Veruntreuungen aufgedeckt worden, deren Höhe sich auf 12 300 Mark beziffert. Der Steuerkassensekre­tär Eitner wurde in Untersuchungshaft genommen. Außer­dem hat Eitner Darlehen im Betrag von etwa 6000 Mark erschwindelt.

Ein sterbender Wald in Mecklenburg. Durch Kiefern- spannerfraß ist ein Mecklenburger Kiefernwaldgebiet von insgesamt 19 200 Hektar Ausdehnung dem Untergang ver­fallen. Es handelt sich um die zusammenhängenden Wal­dungen des Karower Forstes der Nossentiner Heide, des Klofterforstes Malchow und der umfangreichen Privat­forsten der angrenzenden großen Rittergüter. In diesem heimgesuchten Gebiet, das zwischen den Städten Malchow, Krakow und Karow gelegen ist, sind sieben Sägewerke mitten im Walde errichtet, um das Holz der abgestorbenen Kiefern zu verwerten. In Tag- und Nachtschichten wird hier gearbeitet. Bon dem zuständigen Forstamt Malchow werden folgende erschütternden Angaben über die Ver­heerungen des Spannerfraßes gemacht: Von den 8000 Hekt­ar Tannenwald, die dem Forstamt Malchow unterstehen, sind 3000 Hektar in so hohem Maß von Spannern befallen, daß hier 150 000 Festmeter Kiefernholz das sind für 1)4 Millionen RM. geschlagen werden müssen. Aehn- lich liegen die Verhältnisse in dem benachbarten Forstamt Jabel, wo rund 100 000 Festmeter geschlagen werden müssen. Die gleichen Verhältnisse findet man auf der prinz- lich niederländischen Besitzung Dobbin, sowie den benach­barten Privatforsten. In dem gesamten Waldkomplex müssen schätzungsweise für 3K bis 4 Millionen RM. kranke und abgestorbene Bäume heruntergenomm»" werden. Der von den Spannern angerichtete Schaden läßt sich ziffern­mäßig noch nicht berechnen, da die meisten der vernichteten Bäume erst in etwa 50 Jahren schlagreif gewesen wären.

Die Einwohnerzahl Palästinas betrug am 31. März 1929 557 649 mohammedanische Araber, 149 554 Juden, 78 463 Christen und 8850 Personen anderer Bekenntnisse.

Ein 2006 Jahre altes Testament auf Marmor. Eine viel umstrittene geschichtliche Frage ist jetzt durch einen Fund bei den neuesten Ausgrabungen der italienischen Regierung in der Kyrenaika gelöst worden. Es handelt sich um das Testament des Ptolemäus VII., des Königs von Aegypten und der Kyrenaika, von dem es hieß, er habe sein König­reich den Römern hinterlassen. Diese Ueberlieferung war von den Historikern für falsch erklärt worden; sie wird aber jetzt bestätigt durch eine Marmortafel, die vorzüglich er­halten und auf der in schön eingegrabenen Schriftzeichen Ptolemäus sein Reich den Römern hinterläßt, wenn er ohne Erben sterben sollte. Der König starb 116 v. Ehr., und ihm folgte auf dem Thron von Kyrenaika fein natürlicher Sohn Apion, nach dessen Tod 96 v. Ehr. das Land an die Römer überging. Durch dieses kostbare Dokument erfährt die Po­litik der Römer im östlichen Mittelmeer eins neue Beleuch-

!UNg.

Wer weiß das? Die Familie Bach hat von 15501800 22 hervorragende Musikkünstler hervorgebracht. Zu Luthers Zeiten wies Deutschland 2 645 000 Mönche und 200 000 Nonnen auf. Es gibt in Deutschland über 7000 Arten wildwachsender Blumen. Das Post- und Tele­graphenamt in Phari (Tibet) ist das höchstgelegene der Erde; es liegt 3000 Meter über dem Meeresspiegel. Man hat festgestellt, daß ein Maikäufer 21mal mehr zu ziehen ver­mag als ein Pferd, während die Biene 30mal mehr zieht. Blasebälge waren schon den alten Skythen um 569 v. Ehr. bekannt: sie sollen von einem Angehörigen dieses Nomaden- siammes erfunden worden sein. Die Redensart Das Tischtuch zwischen uns ist zerschnitten' rührk von einer'sym­bolischen Handlung her. die im Mittelalter üblich war; hakte ein Ritter die Standesehre verletzt, so wurde durch einen Herold bei der Tafel an seinem Platz das Tischtuch durch- schnitten, sowie sein Teller und das Brok umgekehrt.

Die Wohndichte in den deutschen Großstädten. In den deutschen Großstädten wohnen durchschnittlich 3,7 Menschen in einer Wohnung. Die höchste Wohndichte haben die rhei­nisch-westfälischen Industriestädte, die auch die höchsten Ge- burtsziffern zu verzeichnen haben. Die niedrigste durch- schnittliche Wohndichte haben Berlin (3,3), Krefeld, Wies­baden, Kiel, Magdeburg und Dresden. Allerdings ist bei diesen Vergleichen auch die Größe der Wohnungen in Rech- nung zu stellen.

Der Frosch als häutelieferant. Nach den Schlangen- und Cidechsenhäuten haben jetzt die Froschhäute ihren Platz in der Wertschätzung dtt Damenwelt, wenigstens in Eng­land, erobert. Man verwendet sie sowohl für Schuhe als auch für Handtaschen und andere Galanteriewaren. Das aus Froschhaut gewonnene Leder soll besonders haltbar und geschmeidig sein und fällt durch die Zeichnung und die schöne Farbe aus. Allerdings tragen weniger die englischen Frösche für die neue Modeihre Haut zu Markte", ak viel­mehr ihr« südafrikanischen Vettern, denen neben ihrer Größe eine besonders feste Haut nachgerühmt wird.

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Letzte Nachrichten

Vorläufiges amtliches Teilergebnis.

Berlin. 1. Nov. Amtlich wird mitgeteilt: Nach dem beim Reichswahlleiter bis zum 1. November, 22 Uhr, ein­gegangenen Meldungen ergibt sich folgendes vorläufiges Ergebnis: Zahl der Stimmberechtigten 38117 837, Zahl der Eintragungen 3 729 205 gl. 9.78 v. H. gemessen an der Gesamtzahl (41278 897) liegen die Eintragungsziffern aus 97.83 v. H. des Reichsgebiets vor. Das Ergebnis aus 26 Stimmkreisen ist endgültig. Aus 9 Stimmkreisen liegen Teilmeldungen vor. Die Zahl der noch nicht ausgezählten Stimmberechtigten der noch ausstehenden Gebiete ist in Ostpreußen 1156 000, Weser-Ems 113 000 Westfalen-Nord 376 000, Hessen-Nassau 458 000, Oberbayern-Schwaben 33 000, Niederbayern 623 000, Württemberg 22 000, Berlin 352 000, Mecklenburg 27 000.

Scvering stellt Strafantrag gegen Hugenberg.

Berlin, 1. Nov. Amtlich wird mitgeteilt: Im Berliner Lokalanzeiger und in einer Anzahl anderer in Berlin und auswärts erscheinender Blätter sind in einem von Dr. Hu­genberg verfaßten Artikel schwere Beschuldigungen gegen die mit der amtlichen Feststellung des Eintragungsergeb­nisses beim VolksbegehrenFreiheitsgesetz" befaßten Be­amten ausgesprochen. In dem Artikel finden sich folgende Sätze:Ist die Schlacht gewonnen oder verloren? Der so­zialistische Reichsinnenminister will es uns erst am 6. No­vember verraten. Hoffentlich wird inzwischen nicht allzu­sehrretuschiert,,. Gegen Schluß des Artikels heißt es: Aber wir haben den Kampf ausgenommen und hoffen Gutes von ihm für unser Land und Volk, einerlei was die Organe des Reichsinnenministers beim Volksbegehren her­ausrechnen?.

Der Reichsinnenminster hat wegen der in diesen Sätzen enthaltenen Beleidigung der ihm unterstellten mit der Er­mittlung des Eintragungsergebnisses befaßten Beamten Strafantrag gestellt.

OBM. Böß wünscht ein Disziplinarverfahren

Berlin, 1. Nov. OBM Böß teilt mit:Nach meiner Rückkehr von Amerika habe ich feststellen müssen, daß wäh­rend meiner Abwesenheit gegen mich in einem von mir bisher nicht bekannten Maß schwere, meine Ehre berüh­rende Angriffe erhoben worden sind, ohne daß ich in der Lage war, mich dagegen zu verteidigen. Mit Rücksicht auf die Art der Angriffe sehe ich es als meine Pflicht an, die restlose Aufklärung aller Vorwürfe im Disziplinarverfah­ren herbeizuführen. Ich habe deshalb heute die Einleitung des Disziplinarverfahrens gegen mich veranlaßt. Ich stehe weiter auf dem Standpunkt, daß es nicht angängig ist, daß ich, während ein Disziplinarverfahren gegen derartige An­griffe gegen mich schwebt, das Amt des Oberbürgermeisters der Reichshauptstadt ausübe. Daher habe ich mich nach meiner Rückkunft jeder Amtsausübung enthalten, und den Herrn Oberpräsidenten gebeten, mich bis zur Beendigung des Disziplinarverfahrens zu beurlauben".

Die gesetzliche Vertretung des Oberbürgermeisters liegt in den Händen des Bürgermeisters Scholz, auf dessen Schultern schon seit der Abfahrt des Oberbürgermeisters der Hauptteil der Amtsgefchäfte gelegen hat.

Bevorstehende Diskontveränderung der deutschen Reichsbank.

Berlin, 1. Nov. Der Zentralausschuß der Reichsbank ist auf Samstag vormittag 11 Uhr einberufen worden. Wie der D. H. D. erfährt, wird sich die Sitzung mit der Verän­derung der Diskontrate zu befaßen haben. In unterrichte­ten Kreisen rechnet man mit der Herabsetzung des Dis­kontsatzes von 7)4 auf 7 v. H. Dem Zenträlausschuß wird auch gleichzeitig der Ultimoausweis der Reichsbank vorge­legt werden.

Ein Schnellzug überfährt 7 rumänische Streckenarbeiter.

Berlin, 2. Nov. Berliner Blätter berichten aus Wien: Wie aus Bukarest gemeldet wird, ist der Schnellzug Kon­stanza-Bukarest bei der Station Brasi in eine Gruppe von Streckenarbeitern hineingefahren. Sechs Arbeiter wurden sofort getötet und einer ist schwer verletzt worden. Der Lo­komotivführer hat das Unglück überhaupt nicht bemerkt. Erst als der D-Zug in Bukarest hielt, bemerkte man an der Lokomotive starke Vlutfpuren. worauf man durch tele­graphische Anfrage von dem Unglück Kenntnis erhielt. Die Streckenarbeiter dürften infolge dichten Nebels das Her­ankommen des Zugs nicht bemerkt haben.

Beginn der Sechstagerennen in Berlin und Stuttgart

Berlin, 1. Nov. Am Allerheiligentag begannen sowohl in Stuttgart wie in Berlin die vorgesehenen Sechstageren­nen. Der Berliner Sportpalast war jedoch infolge der all­zuhohen Eintrittspreise nur zur Hälfte gefüllt. Auch die gute Besetzung des Rennens konnte keine genügende Zug­kraft ausüben. Dagegen hatte der Veranstalter in Stutt­gart ein ausverkauftes Haus zu verzeichnen.

Neuer Probeflug des »R 1V1" über England.

London, 1. Nov. Das englische LuftschiffR 101" über­flog bei feinem heutigen Probeflug auch Schloß Sandring- bam, wo der König von England zu seiner Erholung weilt. Das Schiff kreuzte längere Zeit über dem mittleren England und prüfte dabei feine Kompaße. Es traf um 16.55 Uhr wieder auf dem Landeplatz ein und wurde am Ankermast festgemacht. Die höchste erreichte Geschwindig­keit betrug etwa 112 Km. je Stunde.

Das LuftschiffR 10G', das in Howden gebaut wird, ist inzwischen so weit fertiggestellt, daß mit den ersten Probeflügen am 15. November gerechnet wird.

Spiel und Sport

Sporlvorschau

Zum letzten Verbandsspiel der Vorrunde hat unsere 1. S. V. N.-Mannschaft morgen auf eigenem Platze gegen die 1. Elf des Sp.-V. Altensteig anzutreten. Die morgi­gen Gäste haben an Verlustpunkten nur einen einzigen weniger als die Nagolder. Das morgige Spiel wird ent­scheiden, welche Mannschaft bei Beginn der Rückspielrunde die Tabelle anführen wird. Wir hoffen, daß es unseres heimischen Elf gelingen wird, dieses entscheidende Spiel zu gewinnen. Spielbeginn 2.30 Uhr. Vorher treten die 2. Mannschaften von Altensteig und Nagold zum B-Klafle- Berbandsspiel an. Nagold 3. Elf ist zum Verbandsspiel i nach Mötzingen und die Jugend nach Oberndorf verpflich­tet.