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I jedem Werkt«,«. Verbreitetste Zeitung im O.-A.-Bezirk Nagold. Echriftleitung, Druck und Verlag v. G. W. Z « iser (Karl Zaiser) Nagold

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Nr. 2S8

Gegründet 1827

Samstag, den 2 November LÄ29

Fernsprecher Nr. 29

103. Jahrgang

Tagerspiegel

Der Sarg mit der Leiche des Fürsten Bülow kriffk Samstag nachmittag 1.1k Uhr auf dem Hauptbahnhof Altona bei Hamburg ein.

Mac Donald ist am Freitag vormittag, von Amerika kommend, in Liverpool eingekroffen. Er erklärte, er glaube bestimmt, daß feine Zusammenkunft mit Präsident Hoover und feine Besprechungen mit ihm und den anderen amerika­nischen Staaksmännern viel zur Annäherung der beiden Völker und zum gegenseitigen Verständnis beigekragen und einer wirksamen Zusammenarbeit mit den anderen Mächten zur Ausrechterhaltung des Friedens vorbereitet habe.

Der ehemalige Präsident der Republik Portugal, d'Al- meida, ist im Alter von KZ Jahren gestorben. Er war ein Hauptführer in der Revolution von ISIS.

.Politische Wochenschau" stehe Seite S.

SisSlimgen in Mecklenburg und Pommer«

200 neue Stellen offen

I.. <7. Die Kultur- und Siedlungs-AG. deutscher Land­wirte in Schwerin in Mecklenburg hat demnächst etwa 200 Siedlerstellen in verschiedenen Größen Zu vergeben. Aus dem Gute Zarnewanz bei Tessin <Amt Rostock) sind 60 Bauernstellen in den Größen von 10 bis 20 Ha. schon aufgebaut und können sofort bezogen werden. Das Klima ist gemäßigt. Bei den ausgelegten Siedlungen ist der Boden durchweg gut, milder Mittelboden (sandiger Lehm), der den Vorteil hat. daß er mit wenig Arbeitskräften und Inventar ordnungsmäßig bewirtschaftet werden kann und andererseits stets eine gute Durchschnittssrnte verbürgt,,also unabhängig von sogenannten trockenen oder nassen Jahren ist, welcher Gefahr die schwersten und leichten Böden immer ausgesetzt sind. Wiesen und Weiden sind in gutem Zustand und ausreichend vorhanden. Die Drainagen sind teilweise in großzügigster Weise durchgeführt. Bei den Wohn- und Wirtschaftsgebäuden ist der höchste Grad der Zweckmäßigkeit berücksichtigt worden, so daß sie in jeder Weise den Anforderungen der süddeutschen Sied­ler genügen werden.

Besondere Beachtung verdient die Anlage der Sied­lungsstellen, die so geordnet ist, daß fast olle Schläge eine Siedlung hat in der Regel 35 größere Schläge vom Hof aus beginnen können, wodurch viel Zeit bei den Bestellungs- und Erntearbeiten eingespart wird. Die Höfe liegen sämtlich an der Hauptstraße. Der Anbau erstreckt sich hauptsächlich auf Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Kartoffeln, Futterrüben. Klee und Kleegras. Die durch­schnittlichen Ernteerträge sind bei Getreide und Kartoffeln bis zu 30 Proz. höher als in Württemberg, bei Klee etwa gleichartig, bei Zucker- und Futterrüben etwas geringer.

Die Absatzverhältnisse sind gut, was auch ourch die Ausfuhr nach den skandinavischen Staaten bedingt wird. Für die Preisgestaltung rst die Berliner Notierung maßgebend. In Tessin ist eine modern eingerichtete Zucker­fabrik und eine Molkerei, welche zu guten Preisen die Milch abnimmt. Die Verkehrslage der Siedlung ist günstig. Drei verschiedene Bahnstationen sind in etwa 35 Minuten mit dem Wagen- zu erreichen. Evangelische Kirche und Schule sind vorhanden.

Der Kaufpreis stellt sich je nach Güte des Bodens auf etwa 1400 Mk. pro Hektar. Für eine 10 Ha. große Siedlung würde sich also folgende Berechnung ergeben:

1. Für Grund und Boden <K 14 000.

2. Für Gebäude und Brunnenanlag e -4t 17 500.

Zusammen 31 500.

Der Kaufpreis versteht sich einschließlich eines aus­reichenden lebenden und toten Inventars so­wie Lieferung von den der Jahreszeit entsprechenden Vor­räten an Getreide und Futtermitteln. Die An­zahlung bewegt sich je nach Größe der Siedlungsstelle zwischen 7000 und 10 000 Mark. Das Restkaufgeld ist mit niedrigem Zinssatz zu verzinsen. Die jährliche Gesamt­belastung von Zins und Rente auf den Hektar umgerechnet beträgt 6480 Mark. Von der staatlichen Grund­steuer ist die Siedlungsstelle für den Zeitraum von fünf Jahren befreit. Die gesamte steuerliche Be­lastung ist, auf den Hektar umgerechnet, geringer als in Württemberg.

Die Wirtschafts-, Boden- und Klimaverhältnisse sind als günstig zu bezeichnen. Die bisherigen Siedlungen der Kul­tur- und Siedlungs-A.-G. sind wiederholt von maßgeben­den Stellen als gut und gelungen bezeichnet worden. Die in Vil z, einer Nachbarsiedlung von Zarnewanz, angesehten Siedler äußern sich anerkennend und sind zufrieden. In der letzten Woche haben einige Württembergs! Sied­lungen in Zarnewanz gekauft und werden demnächst auf- ziehen.

Auch die in Rustow bei Loitz in Vorpommern von der

Moldenhauer Reichswirtschaflsminister -

Berlin, 1. November. Die Reichstagsfraktion der Deut­schen Volkspartei behandelte die politische Lage. Dr. C u r- tius soll Reichsaußenminister bleiben. Für dessen bisheri­ges Reichswirtschaftsministerium wird voraussichtlich der Kölner Universitätsprofessor Moldenhauer in Vorschlag ^bracht. Eine besondere Sitzung soll in nächster Zeit der Frage der Aenderung des Parteiwefens gewid­met werden.

Die Fraktion begrüßte es in einer Entschließung, daß das Volksbegehren abgelehnt worden sei. Die Frak­tion sei der Meinung, daß die Ablehnung noch stärker zum Ausdruck gekommen wäre, wenn nicht von Len Regierungen die Fehler des Verbots des Stahlhelm in Rheinland und Westfalen und der Beeinflussung der Beam­tenschaft gemacht worden wären. Des weiteren ersucht die Fraktion die Regierung und die Regierungsparteien, eine grundlegende Reform der Steue r-, .Fi n a nz - und Wirtschaftspolitik herbeizuführen.

TUahraun will eine neue Partei gründen

Berlin, 1. Nov. Der Vorsitzende des Jungdeutschen Or­dens, Artur Mahraun, schreibt in seinem Blatt, das Volksbegehren habe die Front des nationalen Widerstands zerrüttet. Die Volksgemeinschaft sei durch den Klassenkampf­gedanken bürgerlicher und (marxistisch-)proletarischer Prä- gung bedroht. Es solle deshalb einevolksnationale Reichs-

Terror in

Wien, 1. Nov. In Stockerau bei Wien wurden drei Ar­beiter, die der Heimwehr angehören und die in der Ma­schinenfabrik von Heidt neu eingestellt wurden, von den so­zialistischen Arbeitern gezwe nge.-, die Fabrik zu verlassen. Bald darauf erschienen Heimwehrführer und forderten die Arbeiter auf, ihren Beschluß zurückzunehmen. Als sie dies ablehnten, wurde die Heim wehr in Stockerau und den umliegenden Dörfern alarmiert, und es wurde an- gekündigt, daß die Fabrik besetzt werde, wenn die drei Heim­wehrleute nicht zugelassen werden. Auch der sozialistische Re­publikanische Schutzbund wurde alarmiert, die Gendarmerie wurde aufgeboten und das Militär erhielt Bereitschafts­befehl. Der Industriellenverband beschloß, daß die drei Heimwehrleute einzustellen seien und die Fabrik geschlossen werde, falls die übrigen Arbeiter sich weigern sollten, mit ihnen zu arbeiten.

Ein tschechoslowakischer Abgeordneter unter Hochverrat

Prag, 1. November. Wie aus Preßburg gemeldet wird, ist gegen den Führer der ungarischen EhriMchsozialen Ab­geordneten, Szüllö, Strafanzeige wegen Hochverrats und Spionage erstattet worden.

Vereinigung" gegründet werden, In der sich die Jungdeut­schen mit allen national und sozial empfindenden Gruppen vereinigen.

Der evangelische Kirchenverkrag

Berlin, 1. Nov. Da die preußische Regierung bis fetzt nichts weiter in dem Vertragsabschluß mit den evangeli­schen Kirchen getan und den zum Herbst versprochenen Her- trag dem Landtag bei seiner Tagung nicht vorgelegk hat. hat die Deutsche Fraktion in einer Anfrage Auskunft dar­über verlang, wie weit die Verhandlungen gefördert seien. Es sei auffallend, daß es in allen den Monaten noch nicht elungen sei, zu einem Abschluß zu kommen, da di« be- annten Forderungen der außerordentlichen Generalsynode der Altpreußischen Union schon seit Juni vorliegen.

Hitler cm den Kronprinzen Rupprecht

München, 1. November. Kürzlich hotte der Reichstags- abgeordnete L o s b l (Bayer. Volksp.) in einer Zeitung mit­geteilt, daß der ehemalige Kronprinz Rupprecht dem Volksbegehren ablehnend gegenüber stehe.

DieMünchener Telegrammzeitung" meldet nun. Krön- prinz Rupprecht, der zur Zeit in Berchtesgaden weilt, Hab« von nationalsozialistischer Seite Briefe erhalten, die ihm nahelegten, die Erklärung Loibls als inhaltlich unzutref­fend zu bezeichnen. Der Kronprinz habe es abgelehnt, sich zu einer Erklärung drängen zu lassen.

Sesterreich

Militär im polnischen Sejm

Warschau, 1. Nov. Gestern nachmittag 4 Uhr, kurz be- vor die Sitzung des Sejm (Landtag) eröffnet werden sollte, besetzten 150 polnische Offiziere die Vorhalle des Gebäudes. Sejmmarschall (Präsident) Dafzynski erklärte, er werde die Sitzung nicht eröffnen, ehe die Offiziere das Haus ver­lassen hätten. Seine Beschwerden beim anwesenden Kriegs­minister Pilsudski und beim Staatspräsidenten Mo­sel k i waren erfolglos. Erst abends 11 Uhr erschien der Kommandant von Warschau und befahl den Offizieren, das Haus zu verlassen.

Der Sejm wurde auf unbestimmte Zeit vertagt. Die Lage bleibt einstweilen vollkommen un­geklärt.

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Allgemein ist man der Ansicht, daß es sich um eine zwi­schen Pilsudski und den Offizieren abgekartete Sache handle. Es sollte der Opposition des Sejm, den Pilsudski einst die große Dirne" genannt hat, vor Augen geführt werden, daß die Pilsudskigruppe auch vor einem neuen Staatsstreich wie im Mai 1926 nicht zurückschrecke. Die Sozialisten, deren Führer Pilsudski früher war, haben im Sejm einen Miß­trauensantrag gegen die Regierung Switalski-Pilsudski ein­gebracht.

Stadt Loitz angesetzten württembergiscben Siedler sind im großen ganzen zufrieden. Die Gebäude sind hier noch etwas reichlicher als auf Zarnewanz, wo die Ausstattung mit le­bendem und totem Inventar eine wesentlich bessere ist als in Rustow. Durch die Besiedlung des bei Rustow liegenden Guts Passow wird die Stadt Loitz in der Lage sein, bis in etwa einem Jahr weitere württembergische Siedler anzu- fetzen.

Wer sich für die Siedtungsmöalichkeit näher interessiert, walle sich an die Württ. Landwirtschaftskammer, Stuttgart. Mari-nstraße 33. wenden, be! der auch die nähere Adresse des Vertreters der Gesellschaft, der gegenwärtig ln Würt­temberg weilt, zu erfahren ist. Dr. Grammer.

Der Kampf um das Volksbegehren

Die amtlichen Berichte über das Volksbegehren sind noch nicht abgeschlossen, es läßt sich aber eine stetige Zunahme des Einzeichnungsverhältnisses feststelleii. Bis 1. November mittags 12 Uhr betrug die amtliche Zahl der Einzeichnungen 3 571356 gegenüber den hiefür in Betracht kommenden Stimmberechtigten mit 36 689 048. Das sind 9, 7 3 Proz. Gemessen an der Gesamtzahl der Stimm­berechtigten (41 278 897) lagen erst die Eintragungsziffern aus etwa 88,88 Proz. des Reichsgebiets vor.

Die oben genannten Zahlen enthalten die vorläufigen nahezu vollständigen Gesamtergebnisse für 25 Stimmkreise, sowie Teilmeldungen für die übrigen 10 Stimmkreise.

Aus Ostpreußen lagen bis Freitag mittag erst aus 19 von 42 Stimmkreisen Ergebnisse vor. In Mecklen­burg-Lübeck beträgt die Einzeichnung 20 Proz. Einige Bezirke stehen noch aus. In ganz Thüringen stellen sich die Einzeichnungen auf 17,3 Proz., im Regierungsbezirk Merseburg (Prov. Sachsen) auf 18,66 Proz. Vier Gemeinden stehen noch aus. In der ganzen Pfalz sind 2,85 Proz. Einzeichnungen erfolgt.

Neueste Nachrichten

Vertreter der Grünen Front beim Reichspräsidenten

Berlin, 1. Nov. Reichspräsident v. Hindenburg empfing gestern die Führer der Grünen Front, die Reichsminister a. D. Dr. Schiele, Dr. Hermes, D r. Fehrund den Präsidenten des Deutschen Landwirtschafts- r. Brandes. Die Herren erstatteten dem Reichs­präsidenten eingehenden Bericht über den furchtbaren Ernst der Lage der Deutschen Landwirtschaft und brachten die Besorgnisse der Landwirtschaft bezüglich der deutsch-polnischen Handelsvertragsver­handlungen zum Ausdruck.

In den Kreisen der Landwirtschaft ist man durch den Rücktritt des Geheimrats v. Hippel aus der deutschen Kommission für den polnischen Handelsvertrag aufs höchste beunruhigt. Es sollen durch den Gesandten Rauscher schon Vertragsbestimmungen, die in Berlin ausgearbeitet worden feien, in Warschau vorgelegt worden sein. General­landschaftsdirektor v. Hippel glaubte diese Art der neuen Verhandlungssührung nicht mitverantworten zu können. Namentlich soll er der Ueberschwemmung durch polnischen Roggen entgegengetreten sein, di« nunmehr zu erwarten sei.

Die englischen Bergarbeiter gegen die RegierungsvorfchlSge

London, 1. Nov. Das Blatt des Bergarbeiteroerbands Miner" schreibt: Um ihrer eigenen Sicherheit willen muß die Regierung dafür sorgen, daß die versprochene Ver- Minderung der Arbeitsstunden zumindest nicht mit einer Herabsetzung der Löhne verknüpft wird. Wir treiben geradezu einer Krise im Dezember entgegen. Wenn die Regierung seiseit« steht und den Grubenbesitzern gestattet, uns einen Kampf aufzuzwingen, so bedeutet dies einen Verrat an den Bergarbeitern, eine Ge- sährdung aller Aussichten auf Erholung der Industrie und I di« Entfachung einer politischen Krise.