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Nr. 241

Gegründet 1827

Montag, den 14 Oktober 1929

Fernsprecher Nr. 29

1VS. Jahrgang

Die Neuordnung der Lehrerbildung

Denkschrift des Württ. Kultministeriums

Das Mürttembergische Kultmmisterium hat im Juni 1928 eine Denkschrift über die zweckmäßige Ausbildung der Volksschullehrer mit den Eingaben der Lehrervereinigungen den zur vorbereitenden Mitwirkung berufenen Vertretungen mit der Bitte um Aeußerung übergeben. Nachdem 'die Gutachten eingegangen sind, wird die Denkschrift mit den Eingaben der Lehrervereinigungen und sämtlichen übrigen Gutachten der Oeffentlichkeit zur Kenntnis und Besprechung bis Ende Oktober ds. 2s. übergeben. Anfang November ds. 2s. wird dann das Staatsministerium zu den endgültigen Anträgen des Kultministeriums Stellung nehmen und einen bestimmten Vorschlag dem Landtag vorlegen.

Die Lehrervereiae verlangen Trennung der allgemeinen und der Berufsbildung. Die Allgemeinbildung soll auf einer höheren Schule erfolgen und in der Reifeprüfung nachgewie­sen werden. Die Berufsausbildung soll durch ein 3jähriges Hochschulstudium, mindestens aber auf einer pädagogischen Akademie mit viersemestrigem Studium gewonnen werden. Zu diesem Bildungsgang äußert sich das Kultministerium da­hin, daß die Frage nicht nur fachlicher, sondern auch finan­zieller Art sei. Es gehe nicht an, unter den gegenwärtigen Verhältnissen eine Lehrerbildung vorzuschreiben, die wesent­liche Mehrkosten für den Staat oder die Beteiligten früher oder später zur Folge haben müsse. Die Mehrkosten für die Lehrerbessldung infolge der akademischen Ausbildung belau­fen sich auf mindestens 7 Millionen Mark jährlich. Die Denkschrift lehnt aber auch aus fachlichen Gründen das Sy­stem allgemeiner Reifeprüfung mit akademischer Ausbildung ab. Dabei wendet sich die Denkschrift gegen die Ueberschähung des Wissens und die Schäden des Berechtigungswesens. Der Volksschullehrer braucht ein gediegenes Können und Wissen in den Fächern, in denen er unterrichten muß, Kenntnis der Methode des Unterrichts, eine gute Allgemeinbildung, schließ­lich eine gefestigte Persönlichkeit, am besten auf religiöser Grundlage. Nicht notwendig und ganz undurchführbar ist es, daß der Lehrer alle Fächer, in denen er unterrichtet, wissenschaftlich beherrscht. Unterrichten ist mehr eine Kunst als eine Wissenschaft. Erziehung mehr Sache des Charakters als des Wissens.

Da die Denkschrift aber anerkennt, daß die gegen die bis­herige Seminarbildung vorgebrachten Einwendungen zu einem Teil berechtigt sind, so erklärt sie es als den Willen des Kultministerium, eine neue Lehrerbildung vorzuschlagen. Das Kultministerium hält einen mittleren Weg für richtig,

Der Kampf um das Volksbegehren

Berlin, 13. Okt. Halbamtlich wird mitgeteilt, daß die Deutsche Welle" nunmehr sich entschlossen habe, die Bor­träge über das Volksbegehren bzw. den Uoungplan insach­liche" undpolitische" zu teilen, und sie habe neue Ein­ladungen an Befürworter und Gegner ergehen lassen.

Graf Westarp teilte in einer Versammlung gegen den Doungplan in Frankfurt a. M. mit, er habe eine Einladung des Rundfunks, zum Volksbegehren zu sprechen, ebenfalls abgelehnt. Unter den bestehenden Verhältnissen und der in Berlin geübten Praxis gegenüber dem Reichsavs- schuß für das Volksbegehren sei eine paritätische Behand­lung der Zwiegespräche ausgeschlossen.

Nach demDem. Zeitungsdienst" wird die Reichsreaie- rung eine gemeinsame Kundgebung gegen das Volks­begehren veröffentlichen.

Weitere Auflösungen

Berlin, 13. Okt. Der preußische Innenminister Grze- sinski hat auch die Auflösung des aus Frauen und Mäd­chen bestehenden Königin-Luise-Bunds in Dort­mund verfügt, weil diese Ortsgruppe bei einem Geländespiel des Stahlhelm alsMarkedenterinnen" Speisen und Ge­tränke verabreicht hätten und demnach alsHilfsorganisation des Stahlhelms" zu betrachten seien. Bei den Mitgliedern wurden durch die Kriminalpolizei Haussuchungen vor- genommen und alles schriftliche Material beschlagnahmt.

Verschiebung der Saaroerhandlungen

Berlin, 13. Okt. Die französische Regierung hat Vor­schlägen, die Verhandlungen über die Saarfrage auf den 22. Oktober zu verschieben, da die Vorbereitungen der fran­zösischen Verhandlungskommission noch nicht genügend fork- Seschritken seien. Die Reichsregierung glaubt nicht, daß der französische Wunsch auf Verschleppungsabsichten zurückzuführen fei. Auch in Frankreich sei man davon über- Augt, daß die Abstimmung der Saarbevölkerung im Jahr 1935 eine überwältigende Mehrheit für die Rückkehr zu Deutschland ergeben werde. Frankreich könne kaum ein Aioßes Interesse daran haben, sich dieser Niederlage vor aller Welt auszusetzen. Die französische Behauptung, daß es der Bevölkerung des Saargebiets zurzeit an nichts fehle, sei zum mindesten stark übertrieben.

Als voraussichtlicher Sitz der Verhandlungen wird iekt

der die Vorzüge der bisherigen Seminarbildung mit Vor­zügen der pädagogischen Akademien vereinigt, und gleich­zeitig die Nachteil- der Seminare und die Nachteile der Pädagogischen Akademie im wesentlichen ausschließt. Es stellt deshalb folgendes System für die Ausbildung der Volks- fchullehrer, di« in drei Stufen vor sich gehen soll, zur Er­örterung: 1. Stufe. Allgemeine Bildung auf einer sog. Auf­bauschule, d. h. einer sechsklassigen höheren Schule, die auf den siebenjährigen Besuch der Volksschule aufbaut und nach sechs Jahren A zur Akademiereife, im Zug B zur Hochschulreife und Akademiereife führt. 2. Stufe. Einjährige Berufsaus­bildung auf einer Pädagogischen Akademie (Lehrerbildungs­anstalt). 3. Stufe. Fortbildungskurs an den Akademien zwi­schen dem 23. und 30. Lebensjahr.

Die evang. Lehrerseminare in Nagold, Künzelsau, Back- nung und Nürtingen und Markgröningen (Mädchen), die kath. Lehrerseminare in Saulgau, Aottweil und Gmünd (Mädchen) werden in Aufbauschulen und zwar in die Form der deutschen Oberschulen umgewandelt. Pflichtmäßig ist nur eine Fremdsprache. Die Seminare in Heilbronn und Eß­lingen (evangelisch), sowie Gmünd (katholisch) sollen in päda­gogische Akademien umgewandelt werden. Das vorgeschlagene System begründet keinen Anspruch auf höhere Besoldung, auch sonst entstehen keine öffentlichen Mehrkosten.

Der Denkschrift sind die eingeholten 12 Aeußerungen an­geschlossen, die zum Teil schon aus früheren Veröffent­lichungen bekannt sind. Hervorzuheben ist noch, daß die evang- und die kath. Kirche es begrüßen, daß die konfessionellen Belange durch die Neuordnung gewahrt sind. 2m übrigen sehen die Oberkirchenbehörden von einer Stellungnahme ab. Die Universität Tübingen ist der Meinung, daß die Pädago­gischen Akademien am besten in die Hochschulstädte verlegt werden, dagegen sollen sie nicht in die Hochschulen eingeglie­dert werden. Der Würkk. 2ndustrie- und Handelskag, die Landwirtschaftskammer und der Handwerkskammerkag leh­nen die Akademisierung der Volksschullehrerbildung aufs entschiedenste ab-

Nachdem die Frage der neuen Lehrerbildung nun von allen Seiten beleuchtet worden ist, kann man wohl die Hoff­nung aussprechen, daß Regierung und Landtag eine Lösung finden werden, die den Bedürfnissen der Schule entgegen- kommk, die sich aber auch auf das unbedingt Notwendige mit Rücksicht auf die außen- und innenpolitische Lage des deut­schen Volks beschränkt.

fast allgemein das französische Außenministerium angegeben. Aus dem Saargebiet kommt ein Ausschuß, bestehend aus neun Mitgliedern, je einem Vertreter des Zentrums, der Deutschen Volkspartsi, Ser Deutschnationalen, der Wirt­schaftspartei, der Sozialdemokraten, der Demokraten, der Freien Gewerkschaften, der christlichen Gewerkschaften und der saarländischen Wirtschaft; der Vertreter dieser letzt­genannten Gruppe ist der Syndikus der Handelskammer zu Saarbrücken, Lütke. Der Führer der deutschen Abordnung ist der frühere Staatssekretär der Wirtschaftsabteilung im Auswärtigen Amt, v. Simson. Es ist mit sehr langen und sehr zähen Verhandlungen zu rechnen.

Der Preis für die Saarbefreiung soll möglichst gestriges werden

Paris, 13. Okk. Die beim Ministerpräfldium eingerichtet« Direktion für elsaß-lothringische Angelegenheiten hat an die Vorsitzenden der Handelskammern von Straßburg, Metz, Kolmar und Mühlhausen, ferner an die Vorsitzenden der Landwirtschaftskammern der Departements Mosel und Ober­rhein, sowie an die Vorsitzenden der Handwerkskammern ein Schreiben gerichtet, in dem unter Hinweis auf die bevor­stehenden französisch-deutschen Saaroerhandlungen diese Stellen aufgefordert werden, schriftliche bzw. mündliche An­regungen und möglichst statistisches Material zur Verfügung zu stellen, damit die französischen Unterhändler in der Lage seien, mit Nutzen die 2nkereffen Frankreichs bei den Saar­verhandlungen zu vertreten. Deutschland wird allem An­schein nach bei diesen Verhandlungen wieder ein schlechtes Geschäft machen, nachdem die Franzosen di« Saargruben durch rücksichtslosen Naubbau bereits ausgeplünderk haben.

Direktorium der Dolksparkei

Berlin, 13. Okt. Nach einer Blättermeldung soll die Nachfolge Stresemanns in der Führung der Deutschen Volks­partei durch Einsetzung eines Direktoriums (Curtius, Kar- dorff und Scholz) geregelt werden.

Polnisches

Bromberg, 13. Okt. In dem jetzt polnischen Gebiet von Westpreußen wurden von den polnischen Polizeibehörden bei einer großen Zahl deutscher P f ab sin der und Pfad - finderinnen Haussuchungen und zahlreich« Verhaftungen vorgenommen, weil sie an einem Pfad- finderbundestag in Kähnsdorf bei Potsdam trilgenommen hatten. Der Leiter der Pfadfinder, der frühere Lehrer Fritz Mielke aus Vromberg, wurde ebenfalls verhaftet, weil er

einen Sportkurs der Hochschule für Leibesübungen in Berltik mitgemacht hatte. Die polnische Herrschaft dürfte durch die­sen Polonismus bei den deutschen Mußpolen an Beliebtheit wohl kaum gewonnen haben.

Der Kehler Brückenkopf >

kehl. 13. Okt. Aus dem Fort Kirchbach bei Sundheim sind 8 Offiziere und 200 Mann zurückgezogen worden. Der Brückenkopf Kehl bleibt mindestens bis 30. Juni 1930 von zwei Bataillonen des 170. französischen Infanterieregiments besetzt.

Steuerermäßigungen in Frankreich

Paris, 13. Okt- Regierung und Finanzausschuß der Kmmer haben sich auf Steuerermäßigungen im Betrag von 628 Millionen Franken geeinigt, doch verlangt der Aus­schuß weitere Ermäßigungen, da die Staatseinnahmen höher seien, als aus dem Haushaltentwurf ersichtlich sek Finanzminister Cheran erklärte sich für Ermäßigung der Luxussteuer für Automobile um 60 Millionen und der Steuer auf Heilmittel um 26 Millionen bereit, weiter könne er nicht gehen. Der Ausschuß beharrt aber auf weiteren Steuerermäßigungen. Nach dem Haushaltvoranschlag de» Finanzministers betragen die Staatseinnahmen für 1930 49 072 Millionen, die Ausgaben 48 981 Millionen Franken.

Streit auf der Arbeitskonferenz

Genf, 13. Okt. Da auf der internationalen Arbeikskonfe- renz keine Einigung zwischen den Reedern und den Vertre­tern der Arbeitnehmer erreicht wurde, werden die 24 Vertre­ter der Reedereien die Konferenz verlassen.

Keine Europareise Hoovers

Washington, 13. Okt. .Associated Preß" meldet, Präsi­dent Hoover beabsichtige nicht, während seiner Prästgentschafk Amerika zu verlassen. Die Blättermeldungen, Hoover wolle den Besuch Mac Donalds demnächst erwidern, sind also un­richtig.

Verschärfung der Lage in China

Schanghai, 13. Okt. Die Aufstandsbewegung gegen die Nationalregierung nimmt allem Anschein nach bedrohliche Formen an- Nach Meldungen aus Kanton ist es dem Ge­neral Tschangfatkwei offenbar gelungen, seine Streit­kräfte mit denen der Aufständischen in Kwangsi zu vereini­gen. Ein gemeinsamer Vormarsch beider Heere auf Kanton soll bereits begonnen haben. Die Gegenmaßnahmen der Nationalregierung haben sich bis jetzt als ziemlich erfolglos erwiesen, und ihre Lage ist um so schwieriger, als sie sich nun­mehr gezwungen gesehen hat, eine Verordnung gegen Gene­ral Fengjusiang zu erlassen, das einer Kriegserklärung gleichkommt. Fengjusiangs Truppen rücken unbeirrt weiter vor und haben bereits die Stad? Hautschang im 2nneru der Provinz Honan erreicht. Zwei seiner Generale marschieren längs der Eisenbahn HankauPeking vor, ohne Widerstand zu finden. Der Staatsrat hat heute die Entsendung einer .Strafexpedition" gegen die beiden General angeordnet, so daß in wenigen Tagen wieder auf zwei Fronten gekämpft werden wird.

Ser Sklarek-Skandal

Der Berliner Oberbürgermeister Böß hat aus Los Am geles telegraphiert, seine Aeußerungen über den Fall Sklar«t (es handle sich lediglich um Wahlmache, es sei ihm garD gleich, was in Berlin sich abspiele) seien von dem ameri­kanischen Berichterstatter nicht richtig wiedergegeben wor­den.

Der frühere preußische Ministerpräsident Hirsch gibt in der Wests. Allg. Volkszeitung zu, daß er mit den Sklareks seit deren Ankunft in Deutschland vor zehn Jahren freund­schaftliche Beziehungen unterhalten und wiederholt auf deren Jagdgut in Mecklenburg Gast gewesen sei. Er habe auch verschiedentlich bei ihnen Anzüge gekauft. Amtlich Hab« er aber mit ihnen nichts zu tun gehabt und die Sklareks hätten auch nicht versucht, seine amtlichen Eigenschaften aus­zunutzen.

Württemberg

Skuttgark, 13. Oktober. Prof. Karl Wendling Direktor der Hochschule für Musik. Das Kura- tonum der Württ. Hochschule für Musik hat auf Antrag des Senats der Hochschule den Prof. Karl Wendling an § Stelle des bekanntlich von Stuttgart scheidenden Professors Wilhelm Kempff zum Direktor der Hochschule ernannt. Die künstlerische Persönlichkeit von Karl Wendling dürfte die Gewähr dafür geben, daß die Hochschule für Musik auch in Zukunft ihrer Aufgabe, eine Bildungsstätte echter Kunst zu sein, Nachkommen wird.

Der Zeppelin über Stuttgart. 2n der Nacht zum Sonn­tag, um 10.45 Ilhr, kündete der Motorendonneer des Luft­schiffs den überraschenden Besuch derGraf Zeppelin" an. Das Luftschiff, am sternenklaren Himmel deutlich sichtbar» sandte beim Ileberfliegen der Stadt Stuttgart aus beträcht- ! sicher Höhe blinkende Lichtgrüße herab und enteilte mit

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