Seite 2 — Nr. 238
Nagolder Tagblatt »Der Gesellschafter'
Donnerstag, 10. Oktober 1929.
Höhere Fleisch- und Vieh^ölle
Berlin, 9. Okt. Im Handelspolitischen Ausschuß des Reichstags wurde mitgeteilt, daß die Bindungen aus dem Handelsvertrag mit Schweden, der für alle folgenden Meist- begünstigungsverlräge Deutschlands maßgebend war, am 15. Februar 1930 ablaufen und daß bis dabin eine neue Regierungsvorlage mit höheren Fleisch- und Viehzöllen ein- gebracht werde. Es wurde davor gewarnt, den Hopfenbau «m bisherigen Ausmaß fortzusehen, da infolge des amerikanischen Alkoholverbots der Weltbeöarf wesentlich geringer geworden sei. (Der Hopfen-, Tabak- und Zuckerrübenanbau hat in den letzten Jahren zugenommen, weil der Getreidebau' so unlohnend geworden ist.) Von dem Abg. Hermes und von deutschnationaler Seite wurde beantragt, daß der Zoll- fchutz für Schlachtvieh nicht unter 29.50 Mk., für Schafe 22.50 Mark und für Rindfleisch nicht unter 45 Mark für den Doppelzentner betrage, lieber den Antrag konnte nicht abgestimmt werden, da die Linksparteien sich von der Sitzung fernhielten und der Ausschuß daher nicht beschlußfähig war.
Das Verfahren gegen Major Buchrucker eingestellt
Berlin, Okt. In dem „Femeprozeß' Klapproth im Mai v. I. halte Major a. D. B u ch r u ck e r als Zeuge erklärt, die Zusammenziehung von Freiwilligen und deren Bewaffnung (zur Abwehr bolschewistischer und polnischer Anschläge) sei mit Wissen des Reichswehrministeriums und
der Reichsregierung erfolgt. Der im Prozeß anwesende Vertreter des Reichswehrministers, General Hammerstein, hatte die Angaben bestritten und behauptet, Buchrucker habe „gefälschte Gestellungsbefehle" ausgegeben. Diese Behauptung bestritt wiederum Major Buchrucker unter Erd. Auf Antrag Hammersteins und auf Veranlassung des Reichswehrministers Gröner wurde sodann gegen Major Buchrucker das Verfahren wegen Meineids eingeleitet. Nachdem sich die Voruntersuchung fast über 1)4 Jahre hingezogen hatte, hat der Staatsanwalt selbst dis Einstellung des Verfahrens beantragt. — Das Aeichswehrministerium hat in diesem Streit nicht gut abgeschnitten.
Forderungen der Bankangestellten
Berlin, 9. Oktober. Bei der gestrigen Besprechung im Reichsarbeitsministerium mit den Vertretern der Verbände der Bankangestellten beantragten diese, daß eine Verkürzung der Arbeitszeit auf 42 Stunden wöchentlich und für Buchungsmaschinenpersonal auf 6 Stunden täglich in Aussicht genommen werde, bevor weitere Kündigungen vorgenommen würden. U eberarbeit dürfe infolge der Bankenverschmelzung nicht geduldet werden. Darüber hinaus sei durch Gewährung eines Abkehr- gelbes an alle nicht freiwillig zum Abbau sich Meldenden, speziell für die jüngeren Kräfte der Anreiz zum Verlassen des Banksachs zu bieten. Ueber 50 Jahre alte Arbeitskräfte sollen nur mit einer auskömmlichen Pension genötigt werden, den Betrieb zu verlassen. Neueinstellungen während der Verschmelzung dürften nur in Frage kommen, wenn vorher alle Wartegeldempfänger wieder eingestellt seien.
Goslar gegen Becker
Goslar, 9. Okt. Der Oberbürgermeister von Goslar hat sich nach Berlin begeben, um beim preußischen Kultusminister wegen der Maßnahmen gegen die beiden höheren Schulen der Stadt Einspruch zu erheben. Die Stadt Goslar werde finanziell insofern geschädigt, als sie sich in Verhandlungen mit dem Staat über die Umwandlung ihres Lyzeums in ein Oberlyzeum befunden habe. Es sei anzunehmen, daß durch die Verfügungen des Ministers diese Verhandlungen ungünstig beeinflußt worden seien.
; Tschechoslowakische Gebietswünsche
Budapest, 9. Oktober. Die Blätter beschäftigen sich lebhaft mit Aeußerungen, die der tschechoslowakische Staatspräsident Masaryk dem Vorsitzenden des ungarischen Sozialinstituts, Rajniß, gegenüber getan haben soll. Masaryk erklärte, der Zugang zur Donau bei Preßburg sei für die Tschechoslowakei eine Lebensnotwendigkeit. Die Tschechoslowakei würde für die Abtretung des in Frage kommendes Gebiets einen Gebietsstreifen austauschen, dessen Bevölkerung zu mehr als 50 v. H. etwa aus Ungarn bestünde. Außerdem könne er in Aussicht stellen, daß die ungarischen Minderheiten eine Vertretung im tschechoslowakischen Kabinett erhalten könnten.
Von tschechoslowakischer Seite wird geleugnet, daß /ine Unterredung Masaryks mit Rajniß überhaupt stattgesunden habe. Die ganze Meldung sei erfunden. Der frühere ungarische Außenminister Dr. Gratz bestätigt aber, daß Masaryk ihm selbst gegenüber schon diese Vorschläge gemacht habe. Masaryk solle nun selbst öffentlich erklären, ob das wahr sei oder nicht. Der Fall erregt in Ungarn das größte Aussehen.
Württemberg
Stuttgart, 9. Okt. Der Abstimmungsleiter beim Volksbegehren. Zum Abstimmungsleitsr des 31. Stimmkreises Württemberg und Regierungsbezirk S:-;- maringen wurde Ministerialrat Dr. Kiefer, zu seinem Stellvertreter Regierungsrat Dr. Fetz er, beide im Innenministerium in Stuttgart ernannt-
Stuttgart, 9. Okt. 6 5. Geburtstag. Heute vollendete dre frühere württembergische Köningin Charlotte in Beben- Hausen ihr 65. Lebensjahr.
Zum Tarifstreit in der württ. Industrie. Die Angestelltenverbände geben bekannt, daß di« Schlichtungsverhandlungen einen Schiedsspruch brachten, der ab 1. Oktober eine Erhöhung der Tarifgehälter um 3 Prozent vorsieht. Dieses Gehaltsabkommen soll mit monatlicher Kündigungsfrist erstmalig aus 30. September 1930 gekündigt werden können.
Cannstatt. 9. Okt. Zwischen Himmel und Erde. Eine schwere Nervenprobe mußten gestern morgen laut Cannstatter Zeitung die Marktbesucher und Passanten an der Stadtkirche bestehen. Dort waren Handwerker mit dem Auswechseln und Ausbessern von Ablaufrohren beschäftigt. Zu diesem Zweck wurde ein jüngerer Arbeiter, der mit einer Gurte um den Leib herum festgeschnallt war, an einem Seil vom Kranz des Kirchturms herabgelassen. Der Mann hing sreifchwebend in der Luft, als er plötzlich zu verstehen gab, daß die Gurte defekt geworden sei. Er konnte sich mit allen Kräften nur am Seil festhalten und wurde so schließlich nach großen Anstrengungen glücklich wieder hochgezogen.
Aus dem Lande
Eßlingen, 9. Oktober. Kommunale Beteiligung an der Neckarwerke AG. Eßlingen. Der Bezirksverband Neckar-Enzwerke, ein öffentlich-rechtlicher Verband von 15 Amtskörperschaften zum Zweck der einheitlichen Wahrnehmung der Interessen der an die Neckarwerke AG. Eßlingen und und die Enzgauwerke G.m.b.H. Bissingen angeschlossenen 268 Gemeinden, beschäftigte sich in einer Vertreterversammlung mit der Frage der Sicherung seines Gebiets in der Elektrizitätsversorgung und der Gewinnung eines mitbestimmenden Einflusses auf die Verwaltung der in einer Hand (der N.A.G.) vereinigten Unternehmen. Dabei wurde ein Vertrag mit der Neckarwerke A.-G. genehmigt» Darnach wird den Gemeinden vom Bezirksverband der Vorschlag gemacht, die in den Jahren 1935 bis 1953 ablaufenden Verträge einheitlich bis Ende 1954 zu verlängern, wogegen eine Strompreisermäßigung und die weitere Herabsetzung der Minimalgarantie erreicht, sowie dem Bezirksoerbarck die finanzielle Beteiligung am Unternehmen in erheblichem Umfang und weiterhin ein mitbestimmender Einfluß auf die Verwaltung desselben durch paritätische Vertretung im Aufsichtsrat und in dessen Ausschuß gesichert wurde. Der bisherige Aufsichtsratsoorsitzende. Dr. Mattes, wird den Vorsitz beibehalten, ebenso bleibt die Direktion unverändert. Durch das Abkommen werden die Neckarwerke ein gemischt-wirtschaftliches Unternehmen. Der abgeschlossene Vertrag bietet auch den von der Neckarwerke-. A.-G. und der Enzgauwerke G.m.b.H. versorgten Industrie-' kreisen eine besondere Möglichkeit der Beteiligung. Hauptaktionärin der Neckarwerke A.-G. ist die Gesellschaft für elektrische Unternehmungen Berlin (Gesfürel).
Gmünd. 9. Okt. Gmünder Hsimattage 1929. Am Donnerstag, Freitag und Samstag dieser Woche werden zum drittenmal die Gmünder Heimattage veranstaltet- Außer einheimischen Gesangs- und Vortragskünstlern wurden vom Gmünder Heimat- und Verkehrsverein als Redner verpflichtet Professor Dr- S ch w e n k e l - Stuttgart, Professor Dr. P f l e i d e r e r - Stuttgart und Universitätsprofessor Dr. F e h r l e - Heidelberg.
Rottenburg, 9. Okt. Tagungsürkirchliche Denkmalpflege. Der Kunstverein der Diözese Rottenburg tagte am Montag im Waldhornsaal. Bischof Dr. Sproil führte in einer Ansprache aus, die kirchliche Kunst habe immer modern sein wollen. Die Kirche lehne deshalb die moderne Kunst nicht grundsätzlich ab, es sei aber Vorsicht und Prüfung im Hinblick auf die kirchlichen Ueberlieferungen und Vorschriften, sowie auf die Anschauungen des gläubigen Volks am Platz. Universitätsprofessor Dr. Stolz sprach über die kirchlichen Kunstschätze Rottenburgs, Pfarrer P f e f f e r-Lautlingen über die Domkirche in Rottenburg. Der Bischof sprach den Wunsch aus, daß der Stadt Rottenburg immer ihr religiöser Charakter erhalten bleibe. Der Vertreter des Landesamts für Denkmalpflege, Professor Dr. F i e ch t e r - Stuttgart sprach über Denkmalspflege, der Diözesanverein habe immer vorbildlich mitgewirkt, alte Kunst zu erhalten und die neue zu fördern.
Ein schweres Mißgeschick traf den von Felldorf stammenden Schüler März, als er gestern mittag in einem Klassenzimmer des Progymnasiums sein Vesper verzehrte. Er wurde von Matthäus Grammer aus Dettingen so lange gehänselt, bis der sonst ruhige Bub sein Messer, mit dem er eben seine Wurst abschnitt, auf den Grammer warf. Der Wurf ging so unglücklich, daß die Spitze des Messers in den Leib des Grammer eindrang und schwere innere Blutungen herbeisührte. Der Schüler wurde sofort in die Klinik nach Tübingen gebracht. An seinem Aufkommen wird aezweitelt.
Ulm, 9. Oktober. lOOJahrealteDonaubrücke. Am 15. Oktober 1829 fand die Grundsteinlegung der mächtigen Steinbrücke statt, die dem Verkehr über die Donau zwischen Ulm und Neu-Ulm dient und heute den Namen Alte Donaubrücke" führt. Sie war lange Zeit die einzige Brücke: vor hundert Jahren kam ihr große militärische Bedeutung zu-, die neben anderen Gesichtspunkten für die Wahl Ulms zur Bundesfestung maßgebend war. Heute verbinden * vier Straßenbrücken bie beiden Städte, wenn man die Illerbrücke, die von Wiblingen nach Neu-Ulm führt, einrechnet.
Ravensburg, 9. Okt. Versuchter Totschlag. Das Schwurgericht hat den 25 I. a. ledigen Hilfsarbeiter Franz Xaver Müller von Enzkofen OA- Saulgau wegen eines Verbrechens des versuchten Totschlags zu einer Gefängnisstrafe von 3)4 Jahren verurteilt. Er hatte am 18- Mai versucht, seine Geliebte, die 23 I. a. Hulda Kraft zu erschießen. Das Geschoß durchschlug die Lunge des Mädchens, doch komue sie wieder geheilt werden. Der Grund zur Tat war Eifersucht.
haisterkirch OA. Waldsee, 9. Oktober. Tödlicher Unfall. Der in der Mauchenmühle bsdienstete ledige Matth. Häuschle von Niedlings, Gemeinde Diepoltshofen wollte Haber vom Dachboden holen und zwar mittels Mühleaufzug, kam beim Auffahren der Wells zu nahe und wurde abgeworfen und erlitt tödliche Verletzungen.
Friedrichshafen, 9. Oktober. Wettbewerb für ein Kriegerdenkmal in Friedrichshofen. Das Preisgericht, dem außer Stadtschultheiß Schnitzler uneinigen Gemeinderäten als Sachverständige Pros. Laur- Friedrichshafen, Prof. Habich und Prof. Dr. Fiechter- Stuttgart angehörten, beurteilte die 65 eingelaufenen Arbeiten für ein Kriegerdenkmal in Friedrichshafen. Ein erster Preis wurde nicht verteilt, da kein Entwurf hinsichtlich der Platzwahl und der Durchführung vollkommen befriedigte. Einen zweiten Preis erhielt die Bildhauerin Frl. Franziska Sarwe y-Stuttgart und ebenfalls einen zweiten Preis Bildhauer Erwin D a nn e r - Ludwigsburg: einen dritten Preis Bildhauer Eugen S ch w a b-Stuttgart, einen vierten Karl Rieber-München. Ferner wurden an- gekaust die Entwürfe von den Bildhauern Martin Scheible-Ulm und I. Clement-Stuttgart, sowie ein weiteres Projekt von E. S ch w a b - Stuttgart.
vverstdorf. 9. Okt. Berühmter Besuch. Dr. Eckener, Oberingenieur Dr. D ü rr und Geh.-Rat May- b ach sind in Oberstdorf zur kurzen Erholung eingetroffen und haben rm Hotel „Löwen" Quartier genommen.
Leichtflugzeugbau Klemm G.m. b. H. endgültig in Böblingen
Böblingen, 8. Okt. Durch den Beschluß des Gemeinderats Böblingen, das Anwesen der „Versuchsbau Hirth G. m. b. H., Feverbach" beim Flugplatz an der Calwerstraße um den Kaufpreis von 50 000 -N für die Klemmwerke zu erwerben, für Zwecke der Erweiterung weiterhin ein Darlehen
von 50 000 -N zu gewähren, sowie durch ein für Stadt und Staat zu gleichen Bedingungen und Sicherheiten zuaebillia- tes Darlehen von 70 000 -K als Baukostenzuschuß ist die Frage der Ansiedlung der „Leichtflugzeugbau Klemm G. m b. H. nach längeren Verhandlungen gelöst. Unter der Ba,^ leitung des Stadtbauamts, das auch die Pläne gefertigt hat ist mit dem Erweiterungsbau bereits begonnen worden' Durch eine Schuldaufnahme von 50 000 -tl bei der Württ Girozentrale und von 20 000 bei der Stadt Stuttgart wird die Stadt Böblingen die Mittel ihrerseits auchringen
Aus Stadt und Land
Nagold, den 10. Oktober 1929.
Schon für die Schule ist es eine dankbare Aufgabe auf die Festigung des Gefühls, daß wir alle Deutsche sind, hinzuwirken. Bismarck.
Von der Anerkennung
Die meisten Menschen glauben, daß sie zu wenig Anerkennung finden. Mit der Anerkennung ist das aber eine eigene Sache — man läßt sich gern anerkennen, aber man erkennt nicht gerne an!
Anerkennung wird genau so ungern gezollt, wie etwa Dankbarkeit. Vom Menschen, die man anerkennen muß oder denen man Dankbarkeit (meist sogar noch etwas mehr) schuldet, macht man gern einen weiten Bogen.
Neidlose Anerkennung des lieben Nächsten rechnet eigentlich schon zu den menschlichen Tugenden, ist dementsprechend nicht allzu verbreitst und wenig beliebt.
Nicht alles, was anerkannt wird, verdient auch anerkannt zu werden, wie auch vieles, das niemals anerkannt wurde, dennoch der Anerkennung wert gewesen wäre.
Eine Art der Anerkennung aber gibt es, die jeder in seinem Inneren besitzt, der untrügliche Barometer jeder menschlichen Handlung — das Gewissen.
Und doch bedürfen die meisten Menschen der Anerkennung ihrer Mitmenschen. Nur der ganz Große lebt in jener eisigen Höhe, wo ihn weder Anerkennung noch Tadel trifft. Der Alltagsmensch aber will die Mühen und Sorgen seines Alltags anerkannt sehen. Was für die Pflanze der Strahl der Sonne, ist ihm die Anerkennung.
Das Werk eines anderen anerkennen, beweist die Größe des menschlichen Charakters; denn kleine Menschen lieben zu verkleinern und nicht anzuerkennen.
Wir alle haben Stunden im Leben, wo uns ein wenig Anerkennung bitter not tut. Wer es aber nie verstanden hat, einen anderen restlos anzuerkennen, der darf sich nicht wundern, wenn auch er keine Anerkennung findet.
Dienstnachrichten.
Der Herr Staatspräsident hat den Studienrat (Professor) Weinmann (früher Nagold) an der Mädchenrealschule in Ludwigsburg seinem Ansuchen gemäß in den Ruhestand versetzt.
Der Päckchenverkehr der Post. Mit der Einführung der Päckchen hat die Post eine Gelegenheit geschaffen, leichtere Gegenstände und kleine Warenmengen unter einfachen Bedingungen und zu einem — gegenüber der Paketgebühr — ermäßigten Gebührensatz zu versenden. Es gibt zwei Arten von Päckchen, nämlich „B r i e f p ä ck ch e n" und „sonstige Päckchen". Der Unterschied besteht darin, daß die „Brief- päckchen" den. sonstigen Päckchen gegenüber in den Abmessungen und im Gewicht beschränkt sind, aber schneller befördert werden und deshalb einer erhöhten Gebühr unterliegen. Päckchen beider Arten dürfen briefliche Mittellutigen enthalten und werden ohne Paketkarte befördert. Zur Aufschrift dürfen Fahnen nicht verwendet werden. Auf Päckchen beider Arten sind Namen, Wohnort und Wohnung des Absenders anzugeben. Auf gute und haltbare Verpackung ist Wert zu legen.
Versendungsbedingungen für „Briefpäckchen": Gebühr: 60 Rpf. auf alle Entferungen, Freimachungszwang. Abmessungen: 25X15X10 oder 30X20X3 Zentimeter, in Rollenform 30 X15 Zentimeter. Höchstgewicht: 1 Kg. In der Aufschrift deutlicher Vermerk: „Briefpäckchen". Zulässig: Eilzustellung und Postlagerbehandlung. Unzulässig: Wertangabe, Einschreiben, Nachnahme, Rückschein.
Versendungsbedingungen für „sonstige Päckchen": Gebühr:-40 Rpf. auf alle Entfernungen- Freimachungszwang. Abmessungen: 40X25XK) oder 50X20X10 oder 40X30X5 Zentimeter, in Rollenform: 70X10 Zentimeter. Höchstgewicht: 2 Kg. In der Aufschrift deutlicher Vermerk: „Päckchen". Zulässig: Eilzustellung, Postlagerbehandlung, Einschreiben, Nachnahme, Rückschein. Unzulässig: Wertangabe.
Gefälschte Dollarnoten. In einigen Städten hat ein gutgekleideter Mann im Alter von 35 bis 40 Jahren, kräftig, mit kurzgeschnittenem Schnurrbart, Geschäftsleute dadurch geschädigt, daß er Anzüge und andere Gegenstände kaufte und eine 10- oder 100-Dollarnote in Zahlung gab. Die Note war eine echte Ein- Dollarnote, auf der die Wertziffer 1 in 10 oder 100 gefälscht war. Der Betrüger ist anscheinend Ausländer und spricht gebrochen Deutsch. Es kann dies aber auch nur eine Finte von ihm sein.
*
Unfülle
Böblingen, 9. Oktober. Schwerer Zusammenstoß. — Ein Toter. Am Vaihinger Berg, wurde der Motorradfahrer Löffler, Schuhmachermeister aus Weil im Schönbuch gestern abend von einem Auto aus Tübingen, das einem Lastauto Vorfahren wollte, erfaßt. Das Auto fuhr auf einen Baum auf und wurde infolge des starken Anpralls vollständig zertrümmert. Die Insassen erlitten größtenteils schwere Verletzungen. Löffler wurde getötet Er hinterläßt eine Witwe und zwei Kinder.
Die Verletzten des Autos sind Professor Knopp aus Tübingen mit Frau und Tochter, sowie eine Schwägerin mit zwei Kindern aus Amerika.
Weiterer Zusammenstoß. Gleich nach diesem Unfall ereignete sich ein zweiter; ein Auto stieß auf den Anhänger eines Bier-Lastwagens, der ohne Beleuchtung gewesen sein soll. Der Vorderteil des Autos wurde vollkommen platt gedrückt; der Wagen kippte dabei, sodaß die Insassen das Fahrzeug nicht verlassen konnten und auf Hilft werten mußten. Glücklicherweise ist dabei niemand zu Schaven gekommen. Der Personenwagen gehörte der Fa. Kau PN L Henßler, Nagold, der mit einigen Nagolder Zainen von Stuttgart nach Nagold fahren wollte.