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feierten Beilagen „Feierstunden" „Die Mode vom Tage".
Bezugspreise: Monatlich einschließlich Trägerlohn ^ „k 1.60; Einzelnummer 10 — Erscheint an
s jedem Werktage. — Verbreitetste Zeitung im f O.-A.-Bezirk Nagold. — Schriftleitung, Druck und i Verlag o. E. W. Zo. iser (Karl Zaiser) Nagold
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Mit der landwirtschaftlichen Wochenbeilagc: „Haus-, Garten- und Landwirtschaft"
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Montag, den 30. September 1929 Fernsprecher Nr. 2 g
103. Jahrgang
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ZusüMMOMU her BMm
Das größte Ereignis, das die deutsche Bankwelt jemals erlebt hat, indem sich zwei D-Banken verschmelzen, geht weit über den in der Begründung angegebenen Zweck der Rationalisierung hinaus. Das Schicksal der durch die Verschmelzung der beiden Banken zweifellos in großer Zahl frei werdenden Arbeitskräfte ist nur eine wirtschaftliche Seite. Eine weitere Seite ist die Zusammenballung der Banken h e r r s ch a f t, die für das gesamte Wirtschaftsleben um deswillen von so großer Bedeutung ist, weil es sich hier um Institute handelt, deren Tätigkeitsbereich außerordentlich groß ist. Von den rund 10,5 Milliarden Mark Kreditoren der sieben Großbanken Berlins entfallen auf die beiden sich vereinigenden Banken allein 4,3 Milliarden Mark, das sind rund 44 Prozent der gesamten Kreditoren. Bei den gesamten der Monatsberichterstattung angeschlossenen 104 Kreditbanken betragen die Kreditoren rund 13,9 Milliarden Mark, so daß also rund ein Drittel sämtlicher Bankkreditoren Deutschlands bei den beiden Instituten vereinigt sind. Damit wird eine ungeheuere Machtfülle in der Kreditgewährung in einer Hand vereinigt. Die Großbanken in Deutschland sind samt und sonders durch Verschmelzungen erst wirklich groß geworden. Was eine Großbank eigentlich bedeutet, ersieht man aus dem Konto Handlungsunkosten. Bei den beiden sich vereinigenden D-Banken betrugen die Verwaltungskosten im Jahre 1928 zusammen rund 150 Millionen Mark. Nicht berücksichtigt sind hierbei die Handlungsunkosten der Tochterinstitute der Discontogesellschaft (Norddeutsche Bank und Schaaffhausenscher Bankverein). Der Aufsichtsrat besteht bei der Deutschen Bank aus 63 Mitgliedern, die Zahl der Mikgieder des AufsichksratS bei der Discontgeseli- schaft beläuft sich auf 46, ein kleines Parlament. Die Auslese des Äufsichtsrates liegt in den Händen der Verwaltung der Unternehmen selber, die Generalversammlungen haben gewissermaßen nur das Vestätigungsrecht. Der rein private Charakter dieser Institute wird kaum noch anders gekennzeichnet werden können, als mit dem Zusatz, daß es sich um einen eigenen Staat im Staate handelt. Auch das einzelne Aufsichtsratsmitglied spielt in einem so großen Verwaltungskörper nicht mehr die große Rolle. Man wird vielmehr bald einigen führenden Köpfen begegnen, die zusammen mit den führenden Direktoren das Ganze beherrschen und damit durch die Bestimmung über die Kreditgewährung einen erheblichen Teil der Wirtschaft.
Die Tendenz zur Zusammenballung in der Wirtschaft ist zweifellos durch die Entwicklung in der Nachinflationszeit sehr geförderet worden. Der Umstand aber, daß die amerikanische National-City-Bank die Absicht hat, 100 Millionen Mark der neuen Aktien zu übernehmen und sich mit rund einem Drittel des Kapitals beteiligen zu wollen, ist, nachdem sie bei der A.E.G. Einzug gehalten haben, die dritte wichtige Seite der Transaktion.
Zu erwarten ist, daß die Beseitigung der Interessengegensätze, die zwischen beiden Instituten auf bestimmten Gebieten bestanden haben, und die sich insbesondere bei den von ihnen beherrschten Unternehmungen geltend machten, nun auch bei diesen eine neue Lage schaffen. So ist z. B. der Gegensatz zwischen Hapag und Norddeutscher Lloyd nicht zum wenigsten auch aus den beiden Hauptbankverbindungen zu erklären gewesen, und man wird nicht fehl gehen, auch bei diesen beiden Weltunternehmungen bald ein Friedensbedürfnis aufkommen zu sehen. Und das ist die vierte Seite der Auswirkungen dieser Fusion.
Neueste Nachrichten
Rücktritt der thüringischen Regierung?
Weimar. 29. Sept. Landbund, Deutschnationale, Wirtschaftspartei und Nationalsozialisten haben im Landtag den gemeinsamen Antrag eingebracht, die Regierung zu beauftragen, im Reichsrat gegen den Doungplan zu Kimmen. Da aber die Volkspartei mit Rücksicht auf Stceje- Mann gegen das Volksbegehren ist, wird nun auch die bisherige Reglerungskoalition in Thüringen (Landbund, Wirt- schaftspartei, Volkspartei und Demokraten) zu Ende sein, nachdem sich die neue Rechtsfront gebildet hat- Es ist daher möglich, daß die Landesregierung bereits in der neuen Woche den Rücktritt beschließt, worauf der vierte Landtag, der im Januar ohnedies neu zu wählen wäre, sich wahrscheinlich auflösen würde.
Die Finanznot der sächsischen Städte
Dresden, 29. Sept. sin einer Denkschrift an den Sächsischen Gemeindetag weist der Oberbürgermeister der Stadt Lschatz darauf hin, daß infolge der steigenden Ausgaben, namentlich der Fürsorgekosten und der sinkenden Steuer- Annahmen eine große Zahl sächsischer Städte in kürzester Zeit vor dem Zusammenbruch stehe. Nach einer Umfrage, die der Verband sächsischer Mittelstädte bei 65 sächsischen Ekädten von 45 000—130 000 Einwohnern veranstaltet hat, stellt er fest: Von den 65 Städten schließen das Rechnunas-
Der Sklarek-Skandal
Der Fall Sklarek erregt in Berlin großes Aufsehen. Vor ^ allem fragt man sich, wie es möglich war, daß die drei Brüder Sklarek von der Stadtbank immer wieder Kredite von 100 000 Mark und mehr verlangen konnten und sie von der Bank fast unbesehen erhielten. Die Direktoren der Bank verlangten nur, Laß vor der Genehmigung der Auszahlun- ^ gen an die -Sklareks Beweise vorgelegt werden dafür, daß von städtischen Aemtern Bestellungen bei der „Kleidervertriebsgesellschaft" Gebrüder Sklarek in entsprechender Höhe gemacht worden seien. Diese Bestellbriefe wurden ! von den Sklareks großenteils gefälscht und darauf wur- ! den ihnen die Gelder anstandslos ausbezahlt. Gegen die , Stadtbank wird also mindestens der Vorwurf grober § Fahrlässigkeit erhoben, denn es wäre ihre Pflicht ! gewesen, den auffallend häufigen und hohen Geldanforde- s rungen der Sklareks gegenüber bei den betreffenden städti- j schen Aemtern sich von der Richtigkeit Lurch Anfrage zu j überzeugen. Durch eine auffallende Verfügung einer maß- ? gebenden Stelle wurde die früher übsiche Anfrage bei jenen Aemtern als unnötig aufgehoben.
Vom Untersuchungsrichter wird daher nachgeforscht, ob die in Betracht kommenden städtischen Beamten auch in persönlichen und gesellschaftlichen Beziehungen zu den Sklareks standen. Wie der „Lokalanzeiger" berichtet, ist bereits erwiesen, daß der sozialdemokratische Bürgermeister Schneider vom Bezirksamt Berlin-Mitte und seine Parteifreunds Direktor Brolat, der jetzt kaufmännischer Direktor der Berliner Verkehrs-Aktiengesellschaft ist, ferner der Stadtrat Degner, dem die städtischen Krankenhäusrr unterstellt sind, und der Stadtverord- ! nete Rosenthal zum Freundeskreis der Sklareks gehören. Leo Sklarek habe sich immer seiner Beziehungen zu amtlichen Fübrern wie dem früheren preußischen Ministerpräsidenten Hirsch u. a. gerühmt. Die Sklareks seien ständige Gäste in gewissen Nachtlokalen gewesen, wo Champagner die Flasche zu 45 Mark getrunken wurde. Oft genug habe Leo Sklarek in seinem Auto Frauenzimmer herbeiholen lassen, die in verschwiegenen Nachtlokalen gewisse Tänze vor den Sklareks und ihren Gästen aufführen ! mußten.
Besonders groß ist die Erbitterung der Geschäfts
leute gegen die Berliner Stadtverwaltung, daß sie durch Erträge für lange Jahre die alleinige Lieferung von Kleidungsstücken übertrug, während die Tau- sende von Handwerksbetrieben unberücksichtigt blieben. Die Stadtkank glaubt, daß ein wesentlicher Teil ihrer Schädi- gung durch die fürstlichen Wohnhäuser der Sklareks, Kunst- gegenstände, den Rennstall und andere Vermögenswerte gedeckt werden könne.
Wie der Sklarek-Betrug an den Tag kam
Die Millionenbetrügereien der Gebrüder Sklarek sind durch zwei Revisoren ans Licht gekommen. Ein für die Berliner Stadtbank bestellter Revisor bekam vor einigen Wochen eine Anzahl Unterlagen für den Abschluß des Monats August und sah darunter auch eine angebliche Bestellung der Vorstadt Spandau bei der Firma Sklarek in Höhe von 69 000 Mark. Dieser Betrag erschien dem Revisor auffällig, denn das Wohlfahrtsamt des verhältnismäßig kleinen Bezirks verfügt nicht über so große Summen, daß man allein für 69 000 Mark Anzüge hätte kaufen können. Der Revisor ersah dann aus der Kasse der Stadtbank, daß der Betrag an die Sklarek tatsächlich ausge zahlt worden war. Da der Beamte mit einem im Bezirksamt Spandau tätigen Revisor befreundet war, rief er diesen an und fragte, ob etwa in Spandau bei der Anweisung der 69 000 Mark ein Schreibfehler vorgekominen sei. Der Svan- dauer Beamte erklärte sofort, daß in den letzten Monaten keine Bestellung erfolgt sei, die auch nur annähernd die Höhe dieser Summe erreicht hätte. Beide Revisoren trugen darauf dem Bürgermeister Stritte von Svandan diesen Fall vor. Der Bürgermeister ließ nunmehr auch andere Unterlagen, die seinen Bezirk betrafen, prüfen und stellte fest, daß die Aufträge fast samt und sonders gefälscht bzw. zugunsten der Firma Sklarek erhöht worden waren. Die Namenszüge der zuständigen Beamten waren offenbar mit einem Stahlstift durchgeh au st und nachgezogen worden. Der Bürgermeister veranlaßte sodann beim Berliner Magistrat die Einleitung einer Untersuchung. Die Berliner Stadtbank (Stadtpslege) scheint niemals Verdacht geschöpft zu haben.
Deutscher
! Frankfurt a. IN., 29. Sept. In der Jahresversammlung des Deutschen Städtetags führte der Vorsitzende Dr. Mule rt über „Sinn und Form der Selbstverwaltung" u. a. aus: Kaum in einem anderen Lande sind die großen Städte so schnell und so stark angewachsen wie in Deutschland. Damit und durch die Bedrängnis der wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse ist das Maß der Aufgaben der Selbstverwaltung ganz außerordentlich gewachsen. Die Aus- gestaltungderStädteverfasfung gewinnt nunmehr größte Bedeutung. Der Städtetag hat deshalb einen Entwurf ausgearbeitet. Bewegungsfreiheit und Verantwortungsfreudigkeit einer von kraftvoller Initiative geführten Verwaltung, Vertrauen der Bürgerschaft, leistungsfähige Gebietskörperschaften, klare Abgrenzung der Verantwortlichkeit der städtischen Organe, praktische Verwaltungsvereinfachung sind die wesentlichen Ziele des Entwurfs. Dringend notwendig ist aber nun auch die planmäßige Neuregelung der Finanzfragen. Die Einkommensteuer, das Rückgrat jeder modernen Steuer- und Finanzpolitik, muß weiterhin Reich, Ländern und Gemeinden gemeinsam zustehen unter gerechter und einheitlicher Abgrenzung des Anteils von Ländern und Gemeinden. Für dar Zuschlagsrecht zur Einkommensteuer muß eine praktische Form gefunden werden, die dem Steuer- ,ystem und den praktischen Erfordernissen entspricht. Da- durch wird am besten der jetzt auf die Gewerbesteuer aus-
SlSdtetag
geübte finanzielle' Druck erleichtert. Die Nachteile ein«, Ueberspannung der Real steuern dürfen nicht zu der Forderung führen, sie ganz abzuschaffen. Das Aus- maß des Abbaus muß von der Höhe der Beträge abhängen. me das Reich auf Grund finanzieller Erleichterungen den Gemeinden zu diesem Zweck überweist. Die Wohnungsno t bedingt eine Festlegung der H a u s z i n s st e u e r aus längere Zeit. Diese Steuer muß alsdann von den Härten befreit werden, die ihre jetzige Form noch vielfach aufwerst. Eine Erleichterung der direkten Steuern wird eine Erhöhung einzelner indirekter Steuern nach sich ziehen. Hierbei kann man an der G e t r ä n k e st e u e r nicht vorübergehen, da sie für die Wirtschaft am ertrag- lichsten ist. Besondere Aufmerksamkeit erfordert die Geltaltung des kommunaler Anleihemarktes. Bleibt auch der Iahreszuwachs an kommunalen Anleihen hinter den entsprechenden Zahlen der Friedenszeit nicht unerheblich zurück, so macht doch die Gesamtlage unseres Geldmarktes größte Zurückhaltung auf diesem Gebiet zur kommunalpolitischen Pflicht. Der Deutsche Städtetag hat in Zusammenarbeit mit der Deutschen Girozen- lrale eine freiwillige Verständigung unter seinen M't- gliederstadten in dieser Hinsicht angebahnt. Die Städte wllten bei der allgemeinen Finanzlage auch weiterhin ernste Sparsamkeit üben.
johr 1928 nur drei Städte ohne Fehlbetrag, ohne Deckung ab. Wenn der Notruf an Regierung und Landtag um Erleichterung der Gemeindelasten und Erhöhung der Einnahmen kein Gehör finde, dann werde das Bild des kommenden Rechnungsjahrs noch furchtbarer werden.
Der deutsch-amerikanische „Sabotage-Prozeß*
Washington, 29. Sept. Im Kriegsjahr 1917 flog die amerikanische Munitionsfabrik King Island (St. New Jersey) infolge eines Brands in die Luft. Die Amerikaner beschuldigten Deutschland, den Brand durch Spione gelegt zu haben, und sie verlangten einen Schadenersatz von 4V Millionen Dollar. Von deutscher Seite wird die Beschuldigung entschieden zurückgewiesen. Der Prozeß vor der Gemischten Kommission in Washington zieht sich nun seit mehreren Jahren hin- Bei der deutschen Vertretung in Washington hat sich nun ein gewisser Wazniak gestellt, der in der amerikanischen Anklage als früherer deutscher Geheimagent und Täler bezeichnet wird. Bis vor einigen Mo naten hatte man Wazniak nicht auffinden können. Inzwischen ist es nun der deutschen Vertretung nach mekirmonaki-
ger eingehender Untersuchung gelungen, die Behauptung der amerikanischen Vertretung in dem Prozeß zu widerlegen» daß Wazniak von mehreren Leuten in Mexiko in enger Zusammenarbeit mit deutschen Geheimagenten gesehen worden sei. Bon amerikanischer Seite werden noch formelle Einwände gegen die Einreichung des neuen Be- weismaterials erhoben.
Politische Schlägereien
Hamburg, 29. September. Nach einer Versammlung der Nationalsozialisten kam es im Lokal zu einer großen Schlägerei mit den Kommunisten. Zwei Nationalsozialisten wurden sehr schwer verletzt.
Bei einem Kampf in Schweidnitz (Schlesien) zwischen sozialdemokratischen Reichsbannerleuten und freien Gewerkschaftlern auf der einen und Nationalsozialisten auf der anderen S-rte gab es 50 Verwundete.
Britische Wünsche zur Tributbank
London, 29. September. Nach dem „Daily Telegraph" werden die britischen Vertreter im Organisationsausschuß