Seite 2 Nr. 223

Nagolder Tagblatt »Der Gesellschafter"

Montag, 23. September 1928.

Wjähriges Jubiläum des landwirtschaftlichen Bezirksvereins verbunden mit landwirtschaftlichem Bezirksfest

Es ist nicht so ganz ungefähr, wenn die Landwirtschaft zu einer Zeit ihr Fest feiert, in der man dem

Sommer, lebe wohl

zuruft, ist dies doch der einzige Zeitpunkt, zu dem der Landwirt von seiner Arbeit abkommen kann und zu dem man zugleich noch Feste im Freien begehen kann.

Wenn weicher Wind die Wolken vom Himmel streift, wenn Blau in Blau Himmel und Sonne lächeln, wenn sie sich prall in die Straßen legt und drückend schwül es zwi­schen den Häusern ist, denkt man nicht daran und will es nicht glauben, daß der schimmernde Glanz vorbei! Draus- sen in den Wäldern brennt er ab in lodernder Pracht, brennt hin und wieder in flammendem Grün. Leise, leise fällt Blatt um Blatt zur Ruh, zernagt vom herbstlichen Rost. Feuchter kühler Wind streift am Abend dein Antlitz, schwer, voll von Erdgeruch liegen die Stoppelfelder und auf den Wiesen blühen die Herbstzeitlosen. Zum Heimflug sammeln sich die Schwalben, ihr Zwitschern dünkt uns wie das Weinen eines Mädchens, das trauert um ihr kurzes Sommerglück. Die Wanderburschen, auch sie ziehen heim­wärts. Doch ihr Lied klingt anders, als wo sie hinauszo­gen. auf Heimweh u. Wintersorge ist ihr Lied gestimmt, gen, aus Heimweh u. Wintersorge ist ihr Lied gestimmt, gen vom Röslein auf der Heiden oder auchIch weiß nicht, was soll es bedeuten".

Aber all das kümmerte uns nicht an den Sonnentagen der letzten Woche, in denen wir alle mit Festesvorbereitun­gen bis zum äußersten angespannt waren. Wie gerne wurde die Arbeit verrichtet, wie flott lief sie von der Hand immer in Gedanken an schöne Festtage. Doch auf einmal, oh weh! Man hörte ordentlich die Herzen vieler in die Stiefel rutschen, als am Freitag Abend der Wind nach Westen umschlug, der Himmel sich mit einem tiefen schmutzigen Grau überzog, der Regen sich in langen Bind­fäden mit der Erde verband und es aussah, als wollte der Himmel ausgerechnet nach monatelangem herrlichen Wet­ter das Jubelfest des Landwirtschaftlichen Vereines unter Wasser setzen. Aber erstens kommt es anders und zwei­tens, als man denkt!

Der Samstag

ließ sich zwar nicht so ganz zweifelsfrei an, aber doch so, daß man stille Hoffnungen hegen konnte und so manches Leibweh in das Stadium der Besserung eintrat. Die bunten Wimpel kreuz und quer Uber den Straßen, das Tannengrün an den Häusern, die Flaggen und Fähnchen, sie gaben der Stadt ein gar festlich Gepräge und wenn man so eine Weile gewandert war, dann hatte man die ausgestandene Angst so ziemlich überwunden, höchstens ein Wunsch beseelte einen, daß alle Zugangsstraßen gleich­mäßiger mitöffentlichem Schmuck" bedacht worden wä­ren. Wir denken dabei an die Freudenstädterstraße, die recht stiefmütterlich behandelt aussah, obwohl der ganze Hintere Bezirk durch sie kommen mußte. Aber auch hier gibt es eine Aussöhnung, genau wie beim Wetter, im An­blick der festfreudigen Innenstadt.

Den Auftakt zum Bezirksfest am Samstag gab die

Biehausstellung und Prämiierung

auf dem Stadtacker, die einen großen Auftrieb von wirk­lich schönem Vieh zeigte und Zeugnis von dem Blühen der Viehzucht im hiesigen Bezirk ablegte. Sieht man nicht ge­rade mit kritischen Augen eines Preisrichters, so hätte man allen gerne einen Preis zugedacht. Die Kritik jedoch hatte nicht immer uneingeschränktes Lob. mancher gute Wink wurde den Züchtern mit auf den Weg gegeben, mancher vielleicht unbekannte Fehler ausgedeckt, auf dessen Beseiti­gung nun hingearbeitet werden kann. Durch den außer­ordentlichen Auftrieb hatten die Preisrichter den ganzen Morgen ihres Amtes zu walten.

Auf dem Festplatz hatten inzwischen die Arbeiten ihre Vollendung erfahren, das Hämmern war verstummt und das geschäftige Hin und Her wich einer erwartenden Stille. Hier hinein erschallte plötzlich ein schneidiger Marsch, der durch Mark und Pfennig ging und uns wissen ließ, die

offizielle Eröffnung

beginnt. Der Vorstand des Landw. Vezirksvereins, Herr Hirschwirt Kleiner, sprach von der Kanzel des inmit­ten des idealen Festplatzes aufgebauten Musikpavillons herzliche Begrüßungsworte, insbesondere hieß er die Her­ren Stadtschultheiß Maier, Nagold, Landrat Baitin- g e r-Nagold, Land- und Reichstagsabgeordneten Ding- l er-Calw, Pfister vom Landw. Hauptverband Stutt­gart, Landtagspräsident Körner, Oekonomierat Haek- k e r-Nagold u. Landtagsabgeordneten Studiendir. Bau- s e r-Nagold willkommen. Er wies auf die schwierige Lage unseres Volkes hin, die nicht gerade dazu angetan sei, Feste zu feiern, doch seit 30 Jahren sei der Verein nicht mehr mit einem Fest an die Oeffentlichkeit getreten und durch die lange Zeit habe man sich nun wohl das Recht hierzu erwirkt. Vor allem dankte er auch Herrn Vereins­sekretär Bulmer, der seit Monaten Ungeheures geleistet und die Vorbereitungen mustergültig erledigt habe. Sein Wunsch geht weiter in der Hoffnung, daß die mit dem Ve- zirksfest verbundene

Ausstellung

dazu beitragen möge, durch Hebung des Umsatzes im all­gemeinen, auch die Lage der Landwirtschaft zu bessern. Dann sei der Zweck erreicht. Es schloß sich nun eine Füh­rung durch die in zwei großen Zelten und auf dem an­grenzenden Gelände untergebrachten Ausstellung an. Es ist wohl kaum möglich, auf alle Einzelheiten einzu­gehen, es darf aber gesagt sein, daß alle Aussteller sich un- gemein viel Mühe gegeben haben und auch Ausstellungs- telent hierbei bewiesen haben. Hervorgehoben sei das wirk­lich prächtige Material in der Geflügel- und Kaninchen­ausstellung, der mit unheimlich viel Mühe und Liebe auf­gebaute Stand der Landwirtschaftsschule Nagold, der in seiner Zusammenstellung die könnende Hand ihres Leiters, des Herrn Oekonomierats Haeker bewies. Auch Herrn Oberamtsbaumwarts Wlaz (Altensteig) Arbeit war in dem Aufbau der Feld- und Eartensrüchte zu erkennen. Ein unbeschriebenes Schild war hierüber zu lesenDienst am >

Kunden". So kommen wir gleich zu der einzigartigen Obstausstellung, die in jeder Beziehung erfreuen mußte, Qualität und Ausmachung. Wollte so manch einer sich ein Beispiel an dem Gezeigten nehmen, die Klagen über schlechte Preise auf dem Obstmarkt würden mehr und mehr verstummen. Hoch interessant war die Fisch-Schau, in der die Fischzllchter Freiherr von Eültlingen-Berneck, Böcking- Völlmlesmühle, Hartmann-Pfrondorf, Luz-Altensteig, die Fischereigenossenschaft Altensteig Forellen, Schupp­fische, Barben und Aale in den verschiedenen Altern aus­gestellt hatten. In den Hallen waren weiter vertreten Ge­treidemühle Mötzingen, Buchhandlung Zaiser, Eärtnerei- besitzer Reule und Gärtnereibesitzer Julius Raaf, Henßler- Altensteig, Pfaff-Nähmaschinen, Singer-Nähmaschinen, Kupferschmied Waker-Nagold, Radiovertrieb Gebr. Mo- nauni-Nagold, Stahlwarenh. Kappler, Nagold, Uhrmacher Günther-Nagold, Koch F. Kurlenbauer-Nagold, Spezialge­schäft für Silberwaren etc. Fritz Haag-Nagold, Sattlerm., L. Grüniniger-Nagold, Kupferschmied Conzelmann-Nagold, Landw. Maschinen Feuerbacher L Sohn, Ebhausen, Ferd. Weimer, Bau- und Erabsteingeschäft-Nagold, Sailermei­ster Schlotterbeck-Nagold, Landw. Maschinen Werner und Sohn-Nagold, Eisenwaren Berg L Schmid-Nagold, Win­denfabrik Venz-Nagold, Automobile Venz L Koch-Nagold, Landw. Maschinen C. P. Rau-Wildberg, E. Barth- Schopfloch, Jakob Heusei, mech. Werkstätte-Walddorf, H. Merkle, Magnermeister-Nagold, I. Theurer, Schmied- meister-Nagold und schließlich Buchhandlung Klumpp-Na- gold. Auf dem

Festplatz

selbst hatten 2 große Bierzelte der Ankerbrauerei und der Eambrinusbrauerei Aufstellung gefunden, eine urgemüt­liche Schnapsbude von Jakob Nestle erwärmte bei dem kühlen Mailüftchen, Obststände luden zu Traubenkuren ein, Metzger, Bäcker ließen nicht das Angstgefühl des Ver- hungernmüssens aufkommen, die Schießbuden sahen Schützen von Rang", Motorradrennfahrer hatten Gele­genheit, ihr Konterfei mit einem wackelnden Hintergrund mit nach Hause zu nehmen und schließlich waren die Ka­russells als horizontale und vertikale Magengymnastik der große Anziehungspunkt der festrummelliebenden Mensch­heit.

Um die Zeit der knurrenden Mägen, d. h. um 12 Uhr begann das offizielle

Festessen

auf dem Hotel Post. Festlich geschmückte Tafeln erhöhten die Stimmung und waren auch vielleicht der Urheber, daß dasGesetz", daß keine Reden gehalten werden sollten, umgangen wurde: Wes das Herz voll ist, des geht der Mund über! Herr Vorstand Kleiner begrüßte noch­mals die Versammlung, Herr Oberamtmann Vaitin- ger bedankte den Vereinsvorstand für seine Mühe und Arbeit im Verein, insbesondere in Bezug auf das Fest und Herr Kapp, Vorstand des Gewerbevereins Nagold, gra­tuliert dem Vereinsjubilar zu seinem 90jährigen Ge­burtstag und weist auf das enge Verbundensein des Hand­werks und des Handels mit der Landwirtschaft hin. Im Namen der Landwirtschaftskammer, als Eauvorsitzender und persönlich überbringt M. d. R., Vizepräsident der Landwirtschaftskammer Dingler, dem Verein herzliche Grüße. Nach allgemeinen, mit trefflichen Humor gewürz­ten Worten deutet der Redner in ernsten Ermahnungen auf die schlechten Preise für landwirtschaftliche Erzeugnisse und auf die Pflicht, nur deutsche Erzeugnisse zu verwenden und zu kaufen, hin. Denn gehe es der Landwirtschaft gut, so auch dem ganzen Volke! In sein Hoch auf das deutsche Vaterland wurde begeistert eingestimmt. Gärtnereibesitzer, Herr Julius Raaf, übermittelte die Grüße und Wünsche des Obstbauvereins und Herr Stadtschultheiß Maier fand höfliche und dankende Worte für die einsichtsvolle Vereinsmutter, Frau Hirschwirt Kleiner. Land­tagsabgeordneter Oberstudiendirektor Bause r-Nagold sprach von seiner engen persönlichen Verbundenheit mit der Landwirtschaft, gratulierte dem Verein im Namen des Seminars, dessen Schülerbestand sich vielfach aus dem ge­sunden Bauernstand rekrutiere und erhofft, daß dies auch in kommend. Zeit so bliebe, ob nun aus dem Seminar eine Aufbauschule würde oder ob es Seminar bliebe.Bei dem in 23 Jahren stattfindenden 80. Geburtstag des Seminars würde er sich freuen, alle die anwesenden Gäste auch als seine Gäste begrüßen zu dürfen. Tiefdurchdachte und schwer zu-wägende Worte sprach der Redner als M. d. L., wies darauf hin, daß der Aufbau unseres Vaterlandes von in­nen!-heraus kommen müsse und daß dabei die Landwirt­schaft an erster Stelle stehe. Der Vorstand des Landw.Bez.- Vereins Freudenstadt, Herr Braun, gratulierte eben­falls dem Verein und ermahnte, auch den Dank gegen den nicht zu vergessen, der alles lenke und füge, der allem das Gedeihen gebe. Für den Landw. Hauptverband sprach Herr Pfister aus Stuttgart. Der tiefe Kern für eine bessere Preisgestaltung in der Landwirtschaft liege in der Qua­lität der Erzeugnisse und deren Aufmachung und er for­derte alle Verbraucher auf, dieses Bestreben zu unterstüt­zen, eine Möglichkeit kleinere und größere Städte mehr wie bisher näher zusammen zu führen. Man möge beden­ken, daß, wenn die Landwirtschaft dem Ruin ausgeliefert würde, auch das Volk untergehe. Er wünschte weiter dem Fest einen guten Verlauf und dem Verein ein Blühen und Gedeihen zum Segen und Wähle der Landwirtschaft. Wäh­rend des Essens spielte die Militärkapelle des Reiterregi­ments im Garten des Posthotels und vervollständigte die lukullischen Genüße auf ihre Art.

Nach Aufhebung der Tafel war die Stunde gekommen, zu der der

Festzug

der am Sonntag in der gleichen Aufmachung, d. h. mit einigen Ergänzungen am Sonntag wiederholt wurde, vom Stapel lief. Vornweg ritten in ihrer kleidsamen, farben­freudigen Tracht vier Sulzer Reiter, ihnen folgte der Rad­fahrerverein mit einem aus Tausenden von Blumen und geschmackvoll aufgebauten Wagen derBlumenkönigin". Die Musik des Reiterregiments, auf die wir später noch eingehen werden, folgte, dann die Fahne des Landw. Ve­zirksvereins, der Vereinsausschuß, die Ehrengäste und die prämiierten Dienstboten. Dann kamen die Wagen. Das Gesamtbild erfreute durch seine Mühe und Arbeit, die da­

hinter steckte, durch seine alten und doch immer wieder schö­nen Motive und vor allem durch einzelne neue Ideen die leider nicht recht zahlreich vertreten waren. Es kam bei den Wagen immer wieder die schwäbische Gemütlichkeit zum Ausdruck und deswegen mag es auch sein, daß man recht viel feuchtfröhliche Wagen zu sehen bekam. Vor dem Schloß Hohen Nagold ritt der Herold mit dem Ctadt- wappen. Viel Kosten vor allem hatte der Nagolder Orts­verein auf seinen Wagen aufgewendet, aus dem der paus­bäckige Graf von Hohen Nagold, dem man das ritterliche Wohlleben wohl andichten könnte, mit seiner Gemahlin und seinem Troß mit huldseligen Lächeln und Nicken her­ausgrüßten. Der Vezirks-Wirte-Verein hatte recht schmack­haft und vielseitig aufgebaut. Mit großer Mühe war der Blumenflieger der Gärtnerei Schuster geschaffen, aus dem liebliche Kinderchen Blumengrüße an die Zuschauer ver­teilten. Der Wagen des Nagolder TagblattsDer Gesell­schafter"- warb als Heimatzeitung und zeigte in einem Sonnenball mit seinen Strahlen sein großes Verbreitungs­gebiet. Auch hierüber nicht mehr, sonst wird am Ende das Rätsel angedichtetEs hängt auf dem Baum und . . " Eechenlob" oder übersetztEigenlob". Wohl die Krönung des Festzuges bildete der ideenreiche Wagen der Decken­fabrik Jselshausen. Aus farbenfreudigen südlichen Erdtei­len und auch wärmebedürftigen Ländern war man hier zusammengekommen. Sie alle hatten ihren Kleiderbedarf aus Jselshausen gedeckt und die Deckenfabrik hatte so kund­getan, daß sie einfachste bis beste Decken, einfarbig und in einer kunstvollen Tönung herstellt. Neue Gedanken brach­ten auch die Wärter, die mir dasspinnen" von kürzlich nicht übel nehmen wollen. Es war dabei das richtige Spin­nen von Wolle gemeint! Es wurde aber nicht nur gespon­nen, sondern auch gebuttert usw., eine Wiege von einem alten auf neuen Großpapa geschaukelt und das Kindlein bekam einen recht ausgiebigen Schoppen. Gültlinaen war mit einem Erntewagen und einerSichelhenke", Sulz mit einem Trachtenwagen und der Butterfabrikation einst und jetzt vertreten. Bei den Metzgern sah es wirklich appetit­lich und zünftig aus, bei den Bäckern nicht minder. Aus einem kunstvoll aufgemachten Ofen kamen schöne Backwa­ren zum Vorschein, die der typischeBäck" den Festbesu­chern als Versucherle zu kosten gab. Als Aufschrift trug der Wagen aus gebackenen BuchstabenUnser täglich Brot". Weniger Ausdrucksvoll und kunstvoll waren die Vertre­ter der Milchgenossenschaften. Dafür sprachen die Ebhäuser wieder mehr an. Hier wurde das Bauhandwerk, die Land­wirtschaft und die Gurtenweberei vor Augen geführt. Von Oberschwandorf und Altnuifra wurde wieder geheuet und gelandwirtschaftet". Haiterbach war mit einemSonnen­winkel" auf dem Plan und stellte dadurch die These auf. daß scheinbar auch auf anderen Planeten Vier gebraut wird. Unsere Trockenleger sollen sich dieses wohlweislich überdenken, sonst könnte am Ende eines schönen Tages eine Planetenauswanderung erfolgen. Die zweite Abteilung ward durch Herrn Kaiser-Talhof mit einen schneidig grün uniformierten Musikern angeführt. Eine Bauernhochzeit folgte in ihrer liebreichen Tracht. Ein Auto der Schwarz­wälder Tageszeitung-Altensteig stellte eine Druckerei im Kleinen vor, der Fischereiverein brachte einen gleichen reiz­vollen Wagen wie beim Bauerntag im Jahre 1925, aus dem verführerische Fischermädchen heraus lugten. Unwill­kürlich signalisierte der Wagen in das menschliche Hirn das Liedlein von der kleinen Fischerin, die ja nicht allein fah­ren soll. Und ... es ist auch besser so! Einfach und doch ansprechend und recht vielsagend defilierte der Obstbauver­ein mit seinem Vertreter. Die schönsten Früchte auf das mustergültigste verpackt. Obsterzeuger, habt ihrs auch ge­nau angesehen? Der Bienenzüchterverein warb mit seinem Eottliebele für den Honigverbrauch, vom hohen Faß der Bierbrauer grüßte der GottGämbrinus", bei dem Forst­pflanzenbetrieb wurde ordentlich in der Erde gebuddelt und ebenfalls tüchtig dem schwäbischen Nationalgetränk, dem Moscht, zugesprochen. Daß nicht immer unendliche Ar­beit auf einem Wagen aufgewendet werden muß, damit er wirkt und gewinnt, bewies die Nagolder Forstverwal­tung mit ihrem Langholzfuhrwerk. Gebr. Theurer brachte Schnittware. Die Schreiner-Innung Nagold hatte es ver­standen, dem täglichen Anblick einer Werkstätte durch treff­liche Farbengebung des Wagens den Stempel desnoch nicht Gesehenen" aufzudrücken. Die Aufschrift:Einst hatte das Handwerk goldnen Boden, heute wir es mit Wech­seln betrogen" war typisch für die heutigen Verhältnisse. Die Sattler waren natürlich und fleißig. Effringen machte zur Abwechslung wieder einmal in Milch. Unermüdl. häm­merten die fleißigen Nagolder Schmiede u. Wagner, Ryth- mus u. einen grausigen, ansteckenden Durst hatten die Kü­fer. Sie dürften einmal das Rezept verraten, wie u. wo die Trauben wachsen, deren köstl. Saft unendlich sprudelt. Ein vollständ. Haus hatten die Bauhandwerker erstellt, der Ka­ninchen- und Geflügelzüchterverein zeigte die schönsten Zuchtergebnisse. Ob die Egenhäuser Schindel fabrizierten oder tränken und poussierten, war nicht ganz einwandfrei festzustellen. Rotfelden kam mit einer ganzen Erntegarni- iur angerückt und ebenso Schönbronn. Die Walddorfer Zapfenbrecher hatten ein ziemlich wackeliges Geschäft, die kraxelten auf den Tannenbäumen umher und freuten sich, wenn so ein Tannenzapfen zufällig einem an­der auf die Nase fiel. Den Schluß bildete ein recht kunst­voll aufgebauter Wagen des Sohlinger Stahlwarenhau­ses Kappler. Ueberall wurde der Zug mit dankbaren und freudigen Zurufen begrüßt und dies allein wird und kann der Dank für so viele Mühewaltung sein.

Nach Ankunft auf dem Festplatz wurde die

Auszeichnung der Dienstboten

die vorher sich zu einem gemeinschaftlichen, vom Verein gestifteten Essen in der Traube vereint hatten, vorgenom­men. Herr Vorstand Kleiner nahm diese Ehrungen für treue Dienste vor. Es erhielten hierbei aus kunstvollem Diplom und entsprechendem Geldgeschenk bestehende Prä­mien:

Friedrich Traub bei Karl Silber-Altensteig für 9 Dienstj. Martin Krauß » Jakob Walz-Schietingen »9 »

Marie Borkhart Friedrich Rohm-Sulz »10 »

Marie Rentschler » Chr. Braun-Gaugenwald »9 »

Frida Eistetter » Chr. Kugler-Jselshausen ,8 ,

Johanna Gutekunst , Rosa Kühnle-Berneck »8 »