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Mit Sen illustrierte« Beil«,esFeierftuuvea' Unsere Heimat".Die Mode »om Tage-.

i Bezugspreise: Monatlich einschließlich Trägerlohn i ott 1.60 1 Einzelnummer 10 Erscheint an

: jedem Werktage. Verbreitetste Zeitung im ! O.-A.-Bezirk Nagold. Schriftleitung, Druck und ; Verlag v. E. W. Zaiser (Karl Zaiser) Nagold

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Mit der laudwirtschaftlicheu Wochenbeilage: Haus-, Karte«, und Landwirtschaft"

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Nr. 216

Gegründet 1827

Samstag, den 14. September 182S Fernsprecher Nr. 29

103. Jahrgang

Rach der D.Ä.Z. wird der Reichsrnnenmimster das Volksbegehren für zulässig erklären. Me die D. Tagcszig. meldet, hak das Präsidium des Reichslandbunds sich mik § 4 des Volksbegehrens (Bestrafung von Ministern) nicht einverstanden erklärt. Doch sei anzunehmen, daß über die Aenderung des Entwurfs, der dem Reichsinnenministerium noch nicht übergeben ist, Verhandlungen geführt werden. Auch die Christlich-nationale Bauern- und Landvolkpartei hat jenem Z 4 nicht zugestimmt.

Die englische Räumung beginnt am 14. September mit der Heimbeförderung von 66 Mann.

Die Franzosen halten bei Biedesheim und Göllheim in der Rordpfalz unangemeldete Manöver ab. Viele Ort­schaften sind mik starken Einquartierungen belegt worden.

Rach dem Bericht des Handelsamts in Washington hak Deutschland seit September 1924 (Dawesplan 1179 Milli- onen Dollar (4952 Millionen Goldmark Anleihen ausgenom­men und in der gleichen Zeit 1990 Millionen Dollar (SZ58 Millionen Mark) an Reparationen bezahlt. Diese Dawes- Milliarden wurden aber in die Reparationen des Aoung- plans nicht eingerechnet.

Der Sachlieferungsausschusi und einige andere Ausschüsse des Aoungplans werden am Montag ihre Arbeiten in Pa - rrs begännen.

Die Sowjekregierung hak sich bereit erklärt, die Verhand­lungen mit England über die Wiederaufnahme der amk- uchen Beziehungen zu erneuern.

Eine neue Mllwirkschaslskonferenz?

Auf der Völkerbundstagung ist von französischer Seite die Einberufung einer neuen Weltwirtschafts­konferenz beantragt worden. Die Engländer wünschen ebenfalls eine Zusammenkunft, die sich' aber lediglich mit einigen, die englische Volks- und Reichs-Wirtschaft be­sonders interessierenden Fragen, nämlich mit der Regelung der Kohlen- und der Zuckersrage befassen solle.

Grundsätzlich ist gegen solche internationalen Ver­handlungen über die einer stattlichen Anzahl von Ländern gemeinsamen wirtschaftlichen Schwierigkeiten und über die Möglichkeiten ihrer Behebung durch solidarische Zusammen­arbeit nichts einzuwenden Das Bestehen einer Weltwirt­schaft und namentlich die Schicksalsverbundenheit der zem- traleuropäischen Volkswirtschaften haben sich in der Nach­kriegszeit immer mehr als Tatsachen erwiesen, ohne daß, wie man gleich hinzusügen möchte, die entsprechenden Fol­gerungen daraus gezogen worden wären. Das gilt in erster Linie für Deutschland und seine Behandlung seitens der Länder, die zu allermeist aus ein gleichberechtigtes Zu­sammenarbeiten mit uns angewiesen sind. Gerade wieder die sogenannte Lösung der Kriegsschuldenfrage, wie sie der Uoungplan unternimmt, läßt von der Erkenntnis einer europäischen Wirtschastsgemeinsamkeit nichts erkennen.

Und wie steht es um die Auswirkungen, um die Früchte jener ersten Weltwirtschastskonfereng, der man nun eine Fortsetzung geben möchte? Aus der diesjährigen Aus­sprache in Gens über die wirtschaftlichen Nöte Europas und der Welt wurde allgemein darüber Klage geführt, daß die Empfehlungen der Weltwirtschaftskonserenz so unzurei­ch e n d e e Beachtung gesunden hätten. So ist es in der Tat gewesen, aber mit einer sehr wichtigen Einschränkung, derer man in Genf keine Erwähnung getan hat: Daß nämlich Deutschland sich an die Entschließungen von 1927 gehalten und nichts unterlassen hat, um sie nach Mög­lichkeit zur Ausführung zu bringen. Die Folgen dieses unbegreiflichen Optimismus sind oft genug aus allen Lagern der deutschen Wirtschaft ausgezeigt worden: Plan­mäßiger Abbau unserer zollpolitischen Rüstung, Handels­verträge um den Preis größtmöglichen deutschen Entgegen­kommens durch Opferung der Landwirtschaft und als Ant­wort darauf ein Ansteigen der Schutzzölle in der ganzen übrigen Welt. Diese Erfahrungen zwingen uns, einer neuen Auflage der Weltwirtschaftskonserenz mit Be­sorgnis entgegenzusehen. Auf keiner der bisherigen 24 Kon­ferenzen haben wir gute Erfahrungen gemacht. Ein neues Genf könnte uns leicht in eine Entwicklung hineinziehen, die das Gleichgewicht noch weiter zuungunsten Deutschlands verschiebt und die Verhältnisse in den auf handelspolitischen Schutz besonders angewiesenen Erzeugungsgebieten zur i Katastrophe treibt.

Neueste Nachrichten

Ein Geständnis

Berlin. 13. Sept. Der Syndikus des Jtzehoer Blattes, Guido We sch ke', hat lautLokalanzeiger" im Altonaer > Polizeipräsidium ein Geständnis abgelegt. Er sei an dem ! ersten Sprengstoffanschlag in Weidensleth am 28. November i 1928 mitbeteiligt gewesen. Seine Mittäter zu nennen, war er bisher noch nicht zu bewegen. j

Französisch-deutsche Allianz"

Brüstet, 13. Sept. Die liberaleGazette" und andere belgische Blätter brachten dieser Tage gleichzeitig einen Ar­tikel aus Paris:Franzosen und Deutsche von der linken Seite arbeiten auf eine Allianz (Bündnis) zwischen den bei­den Ländern hin. Die Anhänger dieser Allianz sind haupt­sächlich Geschäftsleute (Großkapitalisten). Diese Herren glau­ben, daß man den französisch-deutschen Stahltrust durch eine politische Allianz ausbauen muß. Frankreich sieht sich durch die englische Rücksichtslosigkeit genötigt, einen ande­ren Verbündeten zu suchen. Der teuflische Snowden (die belgische Presse nennt Snowden immer teuflisch") ist jener Dämon, der die Entente cordiale zer­schlug."

JedeAllianz" muß auf Gegenseitigkeit und volle Souve­ränität gegründet sein, sonst ist sie auf Sand gebaut. Diese Grundlage würde aber bei einer deutsch-französischen Allianz um diese etwas geschmeidige Bezeichnung beizubehalten von vornher-nn fehlen. Auf der einen Seite steht Frank­reich mit seinem gewaltigen Heere, seiner glänzenden Waffenindustrie, seinem souveränen Recht, so viele Truppen auszubilden, so viel Waffen herzustellen, wie es nur will, und bezahlen kann, ein harter und unbarmherziger Gläubiger Deutschlands auf der anderen Seite dieses geknechtete Deutschland, das keine souveränen Rechte in bezug auf die Wehrkraft seines Landes hat, gezwungen, gewaltige Sum­men an seinen etwaigen.Verbündeten" zu zahlen, Deutsch­land, das sich einer Ueverwachung innerhalb seiner Gren­zen unterwerfen muß.

Oder bilden sich die Anhänger dieser Allianz vielleicht ein, daß Frankreich großmütig sagen wird: wir erkennen an» daß du nicht Schuld am Krieg hast, wir verzichten aüs die

Zahlungen des sgoungplans, wir geben dir freie Hand; die Wehrpflicht einzuführen, wir helfen dir im Osten und unter­stützen dich gegen Polen und die Tschechoslowakei . . . So­lange sie es aber nicht tun, bedeutet eine Allianz mit Frankreich nur eine neue feierliche Bestätigung von Deutsch­lands Knebelung. Dann ist eine Allianz widersinnig . . .

Daß Frankreich zurzeit gern eine Allianz mit Deutsch­land abschließen würde, ist schon denkbar. Es wäre sogar sehr klug vom französischen Standpunkt aus Deutsch­land wieder einmal moralisch zu binden. Sie sind ja sehr tüchtig, die heutigen Leiter der französischen Außenpolitik. Selten wurde in Frankreich kühner, klarer und bewußter gearbeitet als jetzt. Aber derteuflische Snowden" wird nicht ewig in England regieren, und wenn der Chamber- lainismus wieder ans Ruder kommt, würde Deutschland die Pariser Krallen sofort sehr zu spüren bekommen.

Von französischer Seite sollen tatsächlich bereits amtliche Allianzfäden gesponnen worden sein. Cs wäre freilich auch denkbar, daß die Verhandlungen nur zum Schein geführt wMden, um einen Druck auf England zu machen und dem teuflischen Snowden" einige Schwierigkeiten zu schaffen. Denn wer kann die Fäden zwischen dem Ehamberlainlsnnk» und dem französischen Außenministerium übersehen, in dem der ehrgeizige, kalt-leidenschaftliche Staatssekretär Berthe- lot der wirkliche Herr ist? Jedenfalls: Deutschland könnt« keinen dümmeren Streich machen, als wenn es sich durch den Pariser Sirenengesang in einen Gegensatz zur eng­lischen Arbeiterregierung derenFreundschaft" Deutschland nach den im Haag gemachten Erfahrungen ge­wiß nicht überschätzt werden soll und damit zu den Ver­einigten Staaten hineinlotsen ließe. Wir würden zwischen zwei Stühlen niedersitzen und einen schweren Fall tun,

Die Arbeitslosen-Fürsorge

Berlin, 13. September. In der gestrigen Besprechung des Reichskabinetts und des preußischen Kabinetts ist eine Mehrheitsverständigung zustandegekommen. Aus Grund dieser Einigung fand heute nachmittag eine Besprechung von Vertretern Sachsens, Württembergs und Bayerns mit Ver­tretern der Koalitionsparteien statt. Amtlich wird mitgeteilt, Naß für die Kvisensürsorge vom Reichstag 120 Millionen bewilligt worden seien. Diese Summe sei noch nicht völlig begeben.

Nach den Zeitungsberichten seien für die Krisenfürsorge nur 28 Millionen bewilligt, aber 98 Millionen ausgegeben worden. Das Reichsfinanzministerium müsse über die Ver­wendung dieser Gelder Aufklärung geben.

41L Prozent Arbeitslosenbeiträge der Saisonbetriebe?

Berlin. 13. September. DerLokalanzeiger" meldet, in der gestrigen gemeinsamen Sitzung des Reichskabinetts und des Preußenkabinetts über die Reform der Arbeits­losenversicherung sei auch ein Beschluß gefaßt worden, die Saisongewerbe, insbesondere das Baugewerbe und die Baustofs-wirtschaft mit einer l^prozentige-n- Bei­tragserhöhung zu dem jetzigen Beitrag von 3 v. H. zu belasten, während die übrigen Wirtschaftsgruppen eine l^prozentige Erhöhung des Beitrags tragen sollen. Dieser Beschluß soll mit Stimmenthaltung der sozialdemokratischen Kabinettsmitglieder und unter ausdrücklichem Widerspruch der volksparteii-ichen Minister gefaßt worden sein.

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Der neue Vorschlag zur Arbeitslosenversicherung

Berlin, 13. September. Ueber die wesentlichen Punkte der zwischen dem Reick und Preußen geschallenen Verstän­

digungsgrundlage für eine Reform der Arbeitslosenver­sicherung verlautet nach den Blättern folgendes: Für den Teil des Saisongewerbes, der besonders hohe Löhne zahlt, wird, wie gemeldet, eine Beitragserhöhung auf ins­gesamt 4^ Prozent (Arbeitgeber und Arbeitnehmer je 21« Prozent) vorgeschlagen. Für die alleinstehenden Arbeitnehmer unter 45 Jahren und ohne zuschlags­berechtigte Angehörige treten erst von 52 Wochen Anwartschaft die vollen Unterstützungsbezüge in Kraft. Die Wartezeit soll gleichfalls etwas verlän- gert werden. Die Erhöhung der Saisonarbeiterbeträge soll rund 20 Millionen Mark bringen.

Mit der allgemeinen Beitragserhöhung von 15 Prozent wird der Ertrag aus 249 Millionen Mark berech­net, so daß noch ein ungedeckter Fehlbetrag von rund 30 Millionen Mark bleibt, da der Gesamtbedars auf 279 Mil­lionen Mark geschätzt worden ist. Dieser Fehlbetrag soll aber durch die Beseitigung von Miß ständen und Mißbräuchen gedeckt werden, deren finanzielle Aus­wirkung auf 30 bis 50 Millionen Mark geschätzt wird.

Berlin, 13. Sept. Die Zahl der Unterstützungsempfänger m der Arbeitslosenversicherung hat in der zweiten Monatshälfte von rund 716 000 auf 726 OM d. h. um 9800 Personen oder 1,4 v. H. zugenommen. Die Zahl der männlichen Hauptunterstützungsempfänger betrug am 31 August 529 500, bei den weiblichen rund 196 OM. Die Zahl der Hauptunterstützungsempfänger in der Krisen- unterstützung ist um rund 3000 Personen oder 1,9 v. H. gestiegen. Die Gesamtzahl der Hauptunterstützungsemp» ^ Krisenunterstützung betrug am 31. August ^25 OM männliche und 32 OM weibliche, zusammen 154 000 Personen.

Der Reichshaushall zehrk die Boungplan-Erleichterung auf

Berlin, 13. Sept. Amtlich wird jetzt zugegeben, daß die Zahlungserleichterungen des ersten Toungplarr-Iahrs von den Bedürfnissen des Reichshaushalts mindestens ganz in Anspruch genommen werden, so daß von Steuer­erleichterungen auf Grund der Toungplan-Minberzahlungen keine Rede sein könne. Nach dem Zeitungsdienst sind tm Nachtragshausholt namentlich vom Reichsarbeiksminister Wisset! sehr erhebliche Mittel angeforderk worden. Nur zwangsläufige und unvermeidliche Nachforderungen der ver­schiedenen Reichsministerien sollen anerkannt werden. Auch die Wünsche auf Schaffung neuer Beamten­stellen sollen unberücksichtigt bleiben.

Kommunistischer Reberfall aus einen Jünglingsverein

Frankfurt a. O., 13. Sept. In dem kleinen Städtchen T i r s ch t i e g el an der polnischen Grenze feierte am Sonn­tag der evangelische Jünglingsverein die Einweihung des Gemeindehauses. Plötzlich um 12 Uhr mittags erschienen 12 große Lastautos mit etwa 5M Kommunisten aus Berlin und Frankfurt a. O. in der Uniform des Rotsrontkämpfer-

bunds. Die Fahnen an den Häusern wurden herunter- gerissen, Mitglieder des Jünglingsvereins und Frauen mit Stöcken mißhandelt, einige Männer mit Totschlägern nieder- geschlagen. Einer der Berliner hielt eine Rede, in der er a. sagte, sie kämpfen nicht gegen die Polen, sondern gegen die Deutschen. Die aus sieben Mann bestehend« Polizei war machtlos.

Umstellung des italienischen Kabinetts

Rom, 13. Sept. Von den sieben oder acht Mini­sterien, die Mussolini bisher neben dem Vorsitz im Ministerrat verwaltete, hat er jetzt s e ch s an die diesbezüg­liche Unterstaatssekretäre abgegeben und nur das ausschlag­gebende Innenministerium (und das Ministerium des königlichen Hauses) beibehalten. Zu Ministern wurden ernannt die Unterstaatssekretäre: Grandi (Auswärtiges), De Bono (Kolonien), Gazzera (Krieg), Siriani (Marine), Balbo (Luftfahrt) und Bottai (Körper­schaften). Der Unterstaatssekretär im Ministerium des Innern, Bianchi, wurde zum Minister für öffentliche Arbeiten ernannt. Das Ministerium für öffentlichen Unter­richt erhält die Bezeichnung ..Ministerium für nationale