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Nagolder TagblattDer Gesellschafter"

Württemberg

Stuttgart, 8. Sept. Verhaftung von Einbre­chern. Seit etwa 1 siahr wurden hier in unregelmäßigen Zeitabständen immer wieder Laden- und Büroeinbrüche, so­wie Schaukastendiebstähle verübt, wobei den Tätern jeweils größere Geldbeträge und Waren von erheblichem Werte in die Hände gefallen sind. In einem Falle erbeuteten sie 1250 RM. Bargeld, bei einem Ladeneinbruch wurden Textil­waren im Wert von etwa 4000 AM. mitgenommen und bei dem kürzlich gemeldeten Diebstahl des Uhrmachers Hoff­meister in der Marienstraße Bijouteriewaren im Werte von annähernd 3000 AM. entwendet. Nunmehr wurden durch die Kriminalpolizei als Täter eine Reihe hier ansässiger Personen ermittelt. Es sind dies der vielfach vorbestrafte 24 I. a. led. Gärtner Karl Fichte, der 26 3. a. led. Elektro­techniker Rudolf Benoit, der 26 3. a. led. Dreher Her­mann Beck, der 27 I. a. led. Kaufmann Oskar Bidling- maier, der 22 3. a. led. Ofensetzer Emil Klotz, der 22 3. a. led. Kraftwagenführer Edmund Fichte, der 24 Z. a. led. Friseur Hermann KL m m und die 25 5. a. Kontoristin Helen« Baudach. Sie hakten nach ihren eigenen Angaben für die nächste Zeit weitere größere Einbrüche in kiesige La­dengeschäfte geplant. Bis jetzt sind über 20 größere Ein­brüche aufgeklärt, aus denen noch Beutestücke im Wert von etwa 2600 AM. beigebrachk werden konnten.

Reichstagung der Kriegsbeschädigten. Freitag nachmittag hielt der Berbandsausschuß des Zenkralverbands deutscher Kriegsbeschädigter und Kriegshinterbliebenen im Schmollsaal des Kunstgebäudes eine Sitzung ab, in der Berbandsan- oelegenheiken beraten wurden. "Im Anschluß daran wurde im Kuppetsaail der Berbandstag selbst eröffnet, zu dem Vertreter her einzelnen Landesverbände sowie der Regierung erschienen waren. Die Mitgüederzahl hat um etwa 60 Prozent An­genommen. das Vermögen sich verdoppelt. Der Verband hat ein zweites Erholungsheim erworben und die Sterbeunker- stützung eingeführt. Abends fand im Kuppelsaal ein Be­grüßungsabend statt.

Der kaufmännische Stellenmarkk im August wurde durch «°EEEgungstermin ungünstig beeinflußt. Zahl- reich« Kündigungen in den verschiedensten Wirtschaftszrvei- ü ^kennen, daß für ein« Besserung der allgemeinen Wi r tschaftslage nicht die geringsten Anzeichen vorhanden Gegenteil konnte wieder ein« reckt erhebliche Zahl von Betrievsmllecmnaen beobachtet werden, besonders ln det

Eisen- und Metallindustrie. Die Banken schritten an ver­schiedenen Plätzen zu weiterem Personalabbau.

Der Fall Böblingen vor der Entscheidung. Die Ent­scheidung über die Frage, ob für die Inbetriebnahme der angefochtenen Starkstromleitung vor dem Döblinger Flug­platz die erforderliche polizeiliche Erkenntnis zu erteilen oder zu versagen ist, wird in der kommenden Woche fallen.

Hagelwetter. Aus Möhringen a. d. F-, Schnaitheim a. Br. und Gemarkung Heidenheim werden schwere schadenbrin­gende Hagelwetter gemeldet.

Ludwigsburg, 8. Sept. Straßenbahn Ludwigs- burg Stuttgart. Die Genehmigung für die Straßen­bahn durch das Wirtschaftsministerium ist in nächster Zeit zu erwarten. Schwierigkeiten bereiten noch die Einwände der Gemeinde Kornwestheim wegen der Grunderwerbungskosten (von denen die Geschäftsführung des Elekkrobahnenoerbands G. m. b. H- nur 225 000 Mk. anerkennen will) und der Ge­meinde Zuffenhausen wegen ihres Beitrags. Beide Ein­wände zusammen betreffen eine Summe von 600 000 Mark.

Dapfen, OA. Münsingen, 8. Sept. Der Blitz schlägl in eine Schafherde. Bei einem Gewitter schlug der Blitz in eine auf dem Oberhardt weidende Schafherde und tötete zwei wertvolle Schafe. Der Schäfer blieb unverletzt.

Wellendingen, OA. Rottweil, 8. September. Bestat­tung von General Blaul. Am Freitag wurde hier Generalmajor a. D. Bla ul zu Grabe getragen. Für die Gemeinde Wellendingen legte Schultheiß Schneider dem verstorbenen Ehrenbürger einen Kranz nieder.

Tuttlingen, 8. Sept. Als deutscher Lehrer des Auslands. Studienassessor Dr. Rheinwald, seit etwa 3 Jahren an der hiesigen Oberrealschule angestellt, übernimmt eine Lehrstelle an der Deutschen Kaiser-Wil- Helms-Schule in Schanghai.

Alm. 8. September. Unterschlagung. Der Buch­druckereibesitzer und Rechner der Darlehenskasse Erbach bei Ulm hatte sich wegen Unterschlagung zu verantworten. Er hatte von den Mitgliedern Geld eingenommen, ohne es so­fort zu buchen und bei der Revision ergab sich ein Fehl­betrag von nahezu 3000 Mark. Der Angeklagte hat diesen Betrag teils in bar, teils durch ein« Hypothek gedeckt. Das Gericht, das den Angeklagten freisprach. war der Meinung, baß da» Gebaren des Angeklagten am Rand »in«r Unter­schlagung vorbeigehe. Ein Teil der Schuld sei auch der nach­lässigen Kontrolle zuzuschreiben.

Aus Stadt und Land

Nagold, den 9. September 1929.

Die Welt ist voll Torheit, Dumpfheit, Inkonsequenz und Ungerechtigkeit; es gehört viel Mut dazu, diesen nicht das Feld zu räumen und sich beiseite zu begeben. Goethe.

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Bilder vom Wochenende Seplembertage

Man gestehts sich's nicht gerne ein, denn die Sommer­lage sind so schön, so hell und noch so heiß, aber es ist doch so: 2m September geht der Sommer zur Neige, denn im­mer kleiner wird die Bahn der Sonnenkugel und immer kürzer die Tagesfrist. Der September wird zum Zeitraum und die Erde in ihm zum Schauplatz eines erbitterten Kampfes, in dem die Nachhut des Sommers mit der Vor­hut des Herbstes mit den verschiedenartigsten Waffen um die Palme des Sieges kämpfen. Der Sommer schickt seine Eonnenglut (40 und mehr Grad in der Sonne) und seine Gewitter ins Treffen, damit es am nötigen Gefechtslärm nicht fehle, der Herbst sucht den Feind mit Einnebelung oder mit Kältewellen (nur 2 Grad noch des Nachts) zu überwinden. Nun. wir wissen, wer siegen wird, wir beu­gen uns dem Stärkeren und gehen getrost dem Kommen­den entgegen, denn er ist auch Herrscher und schön in sei­ner Art.

Herbst in der Natur und Herbst im Menschenleben, sie ähneln beide einander, sie haben beide gemein, daß für die Menschheit die Arbeit geleistet ist und nun Nuhe kom­men darf und muß. So sehen wir einen städtischen Be­amten, Herrn

Stadtpfleger Lenz

aus dem Dienste scheiden. Samstag nachm, fanden sich die Stadt- und Gemeindepfleger im goldenen Adler in Nagold zusammen. Es galt, den in in den Ruhestand getretenen, bisherigen Vor­sitzenden, Herrn Stadtpfleger Lenz-Nagold, in Dank­barkeit für seine langjährige eifrige Tätigkeit im Verein eine gebührende Ehrung anzubringen. Herr Stadtpfleger Krapf- Altentteig brachte als Leiter der Veranstaltung zum Ausdruck, daß Herr Lenz es immer verstanden habe, die Belange des Vereins und seiner Mitglieder tatkräftig und nach Möglichkeit zu vertreten. 20 Jahre lang lag die Leitung in seinen Händen, gewiß eine geraume Zeit, was vollste Anerkennung verdient. Herr Stadtpfleger Frauer-Wildberg erinnerte an die stets treue Zusammenarbeit und Herr Gemeindepfleger Gayer-Sulz ließ seine Gedanken in humorvoller Weise in vergangene Tage zurückschweben. Als Zeichen der Dankbarkeit wurde Herr Lenz zum Ehrenvorsitzenden ernannt und mit einem kleinen Angebinde bedacht. Mit bewegten Worten brachte der Geehrte seinen Dank zum Ausdruck und versprach, auch fernerhin dem Verein mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Zum Vorsitzenden wurde Herr Stadtpfleger K raps-Altensteig gewählt.

Hat nun der Stadtpfleger i. R. seine Lebenskraft und Lebensarbeit in den Dienst der Stadt Nagold und der bürgerlichen Gemeinde gestellt, so durfte die Gemeinde am gestrigen Tage eine neue Kraft begrüßen, Herrn Stadtpfarrer Brecht, der bereits am Mittwoch vom Kirchengemeinderat in sein Heim geleitet wurde und nun­mehr die Nachfolge des hier so beliebten Herrn Stadt­pfarrers Presse! verwalten wird. Somit darf der ge­strige Sonntag, an dem die

Investitur von Herrn Stadtpfarrer Brecht

stattfand als ein Festtag der evangelischen Kirchenge­meinde gelten. Der Blumenschmuck auf dem Altar der Kirche gab dem Ganzen ein festliches Gepräge. Seiner Antrittspredigt legte der neue Geistliche 1. Petri 4, 10 zu­grunde:Dienet einander, ein jeglicher mit der Gabe, die er empfangen hat, als die guten Haushalter der mancher­lei Gnade Gottes". Man spürte es aus den Worten des Seelsorgers, wie sehr er von der Schwere des Pfarramts

durchdrungen ist. Nun gilt es unserer Gemeinde wie auch jeder anderen: Land, Land, Land, höre des Herrn Wort! Die Amtseinsetzung fand im Anschluß durch Herrn Dekan Otto statt, der über die Aufgaben eines Pfarrers sprach und sodann eindringlich der Gemeinde ans Herz legte, was ihre Aufgabe sei. Als Zeuge sprach Herr Stadt­pfarrer F i s ch e r-Verneck, nachdem die Herren Vertret- ter der Gemeinden Nagold ynd Jselshausen (Stadtschult­heiß Maier und Schultheiß Rau sei), sowie der Va­ter des Herrn Stadtpfarrers, Herr Jugendrat a. D. Brecht, ihre Glückwünsche dargebracht hatten. Zu An­fang des Gottesdienstes hatte der KirchenchorWie schön leuchtet der Morgenstern" gesungen und nun ließ erAl­lein Gott in der Höh' sei Ehr'" erklingen. Hiermit war die feierliche Handlung beendet. Möge allezeit ein herzliches Verhältnis zwischen Seelsorger und Gemeinde bestehen. Unsere besten Wünsche für eine gesegnete Wirksamkeit be­gleiten ihn.

Im großen und ganzen sind es lokale Fragen, die Men­schen von heut am meisten und brennendsten interessieren. Aber es gibt auch andere Dinge, besonders im Jahre 1929, die uns Deutschen auf den Nägeln brennen und in die wir uns hinein vertiefen müssen. Eine Partei ist es hier am Orte, die unermüdlich für ihre Ideen wirbt, die im­mer wieder kommt, um Bericht über die neuesten Vor­gänge zu erstatten, die N. S. D. A. P. So war Herr

Landtagsabg. Prof. Mergenthaler von der NSDAP.

zu einem ReferatDie Youngplan-Verbrecher" am Sams­tag Abend im Waldhornsaal erschienen. Nach einleitenden Vegrüßungsworten des Ortsgruppenvorsitzenden führte der Redner in ganz kurzen Zügen gefaßt ungefähr fol­gendes aus: Die letzte Zeit wurde zu ganz unbootsmäßi­gen Hetzereien der deutschesten aller deutschen Kundgebun­gen benutzt, dem Reichsparteitag in Nürnberg, den man sich nicht scheute durch die unglaubgichsten Entstellungen in den Schmutz zu ziehen und schließlich durch die gemeinen Verdächtigungen anläßl. der verschiedenen Bombenatten­taten inNorddeuschl.Derartige Handlungen lehnen wir aus sittlichen und politischen Gründen unbedingt ab und scheuen uns nicht, den Verdacht auszusprechen, daß diese Attentate von Spitzeln der Polizei Zörgiebel provoziert worden sind (siehe Aufruf Hittler auf Seite 1). Unsere Prophezeiungen in Bezug auf den Dawesplan sind restlos eingetrosfen, ja übertroffen worden. Wir erwähnen sie nicht, weil wir uns freuen, recht behalten zu haben, son­dern weil es das Volk ist, das darunter zu leiden hat. Wenn man die dauernde Steigerung der Arbeitslosen­ziffern betrachtet, so wird man zugeben müssen, daß wir katastrophalen Verhältnissen entgegen gehen und es wird nicht anders werden, so lange der Marxismus Führung behält und unsere Außenpolitik treibt. Vom Dawesplan haben die Freunde des Youngplanes gesagt, daß er doch erfüllt worden sei. Ja, aber mit 1315 Milliarden Aus­landsschulden, die jährlich 1,5 Milliarden Verzinsung ver­langen, und nicht, wie es vorgesehen war, mit Ueberschüs- sen aus den Ausfuhr. Dazy kommen nun noch die durch­schnittlich 2,5 Milliarden Abgaben auf Grund des Young- planes, zusammen also jährliche Zahlungen von 3,8 bis 4 Milliarden. Dies muß zum Abgrund und Untergang führen. Auch die Verhandlungen über die Arbeitslosen­versicherung sind Machenschaft des Marxismus, der sich mit Hilfe des internationalen Finanzkapitals verankern will. Die Meldungen, daß der Youngplan günstiger sei, sind Lüge, denn der Dawesplan sieht nur eine Zahlungs­zeit von 37 Jahren, der Youngplan von 58 Jahren vor, d. h. im ganzen 6267 Milliarden für den Dawesplan. aber 114 Milliarden für den Youngplan. Wenn es mög­lich wäre, die Wahrheit des Youngplanes in das Volk zu tragen, so würde es sich aufbäumen. Eine Lüge ist auch die Abschaffung der Kontrollorgane. An ihre Stelle tritt die intenationale Weltbank. Eine interessante Aeußerung ist

Montag, 9. September 192g.

die des Berliner Tagblatts, die besagt, daß die überschüs­sigen Gelder dieses Bankinstitutsfruchtbar" dazu benutzt werden sollen, um nutzlos Gebiete in der Welt urbar zu machen. Zu diesem Zwecke müsse man Musterungen in Deutschland abhalten und die besten deutschen jungen Männer und Mädchen dorthin versenden. (Uebrige Aus­führungen brauchen wir über den Youngplan nicht mehr zu bringen, da sie bereits in Mitteilungen des Reichsaus- schusses für das Volksbegehren von uns veröffentlicht wur­den. D. Schr.) Was wollt Ihr nun machen? Diese Frage wird oft an uns gerichtet. Sie soll beantwortet sein. Der Gang der Außenpolitik ruht auf der Kriegsschuldlüge und wir müssen bezahlen, weil wir die Alleinschuld am Kriege übernommen haben. Aus diesem Grunde und nicht weil wir den Krieg nicht gewonnen haben, müssen wir be­zahlen. Die Kriegsschuldfrage ist auch keine Eelehrten- frage, wie man sie bei uns hinzustellen beliebt, sondern eine politische Frage. Wir wollen bezahlen, doch nur das, was wir zu leisten in der Lage sind, Wissenswert ist auch die Tatsache, daß durch die 600 Millionen-Abgabe der Reichsbahn, diese gezwungen sein wird, das Personal­konto zurück zu schrauben, da die Youngplanzahlungen an erster Stelle stehen. Dafür wird aber der Internationalen Bank Steuerfreiheit gewährt! In den letzten Tagen kam in dem amtlichen Organ der Württ. Regierung eine Stel­lungnahme zum Youngplan, die wir in seiner unglaub­lichen Abfassung, d. h. in seiner bejahenden Tendenz rück­haltlos ablehnen müssen. Wir werden, so dies nicht anders wird und der Leitartikler des Staatsanzeigers im Einver­nehmen mit der Regierung handelte, als ausschlaggebende Stimme im Landtag künftighin die heutige Regierung nicht mehr gegen den starken Ansturm der Linken stützen können. Das in Aussicht genommene Volksbegehren ist d i e Gelegenheit, das Schicksalsschiff unseres Volkes herum zu reißen und wenn dies nicht gelingt, ist unser Volk auf Generationen hinaus verloren und versklavt. Wir brauchen eine Regierung, die nicht kapituliert vor dem internatio­nalen Finanzkapital und eintritt für die Lebensnotwen­digkeiten des deutschen Volkes. Ich hoffe, daß bei der kom­menden Arbeit unserer Partei für das Volksbegehren der Schwarzwald seinen alten gesunden Sinn zeigt, und daß er mithilft, damit unser deutsches Volk nicht untergeht, denn Deutschland soll leben in Ewigkeit!" Freudiger und überzeugter Beifall bedankte den Redner ßür sein treffliches Referat. Herr PH. Bätzner sprach die be­schließenden Worte. Es wurde auch noch auf den am 17. Oktober in Nagold stattfindenen Vortrag des bekannten Nationalsozialisten Straßer hingewiesen.

Im Löwensaal war am Sonntag Nachmittag der Reichsbund versammelt, der es sich nicht hatte nehmen lassen, seine Mitglieder und Freunde zu dem

10jährigen Reichsbund-Stiftungsfest

einzuladen. 10 Jahre Arbeit im Dienste der Frontsolda­ten ist schwer und wert, unumschränkt anerkannt zu wer­den. Ueber diese Tagung erhalten wir von anderer Seite folgende Zeilen:

Ein schöner Septembertag war's, Mariä Geburt! Und an diesem Tag feierte der Reichsbund der Kriegsbeschä­digten etc. Bezirk Nagold seinen 10. Geburtstag! Der Löwensaal" in Nagold hätte ja noch mehr fassen können, doch wir waren zufrieden, wenigstens, weil die Kamera­dinnen und Kameraden unseres Bezirks zahlreich erschie­nen waren. Nach dem flottenStadion-Marsch" und dem wuchtigen MännerchorVolkes Wille" entbot der Bezirks­leiter, Kamerad Soulier, herzl. Willkommgruß. Ein Rückblick auf die verflossenen 10 Jahre und ein getreues Gedenken unserer gefallenen und an den Folgen des un­seligen Krieges gestorbenen Kameraden aus seinem Mund leitete die Feier ein, worauf derMusikkolleg" mit seinem einschmeichelndenKrausköpfchen" einsetzte. Der gemischte ChorO Täler weit, o Höhen" v. Mendelsohn von unserem unsterblichen Schlesier Eichendorsf gedichtet, war Heimatsehnen und Heimatliebe, echt und wahr, und auch vom ArbeitergesangvereinFrohsinn" so vorgetragen. Nun die Festrede! Kamerad Boy na unser bewährter Kämpe fand gleich den richtigen Kontakt zu uns. als er von der Schützengrabenkameradschaft sprach. Da fühlten wir gleich, daß einer da stand, der den Krieg nicht aus schönen Beschreibungen kannte, sondern, daß er selbst mit von der Partie war. Kamerad Boyna kritisierte zunächst die Interesselosigkeit der Oeffentlichkeit an unserer Feier, die wiederum beweise, daß die im Krieg ausgegebe­nen SchuldscheineDer Dank des Vaterlandes ist Euch ge­wiß!" heute nach 15 Jahren nicht mehr anerkannt wer­den. Auch die Kriegervereine, die doch das WortKame­radschaft" auf ihre Fahne geschrieben hätten, hätten völlig versagt, wenigstens in Bezug auf die Kriegsopfer! Beim Ruhrkampf, bei Jndustriesubventionen, bei der Fürsten­abfindung, bei Pensionen etc., wäre immer der gute Wille und das Geld da! Nur bei den Kriegsbeschädigten und Hinterbliebenen würde ständig geknausert! Ein Wink für die, die morgen schon wieder die Flinte auf den Buckel nehmen möchten! So stünden die Kriegsopfer immer wie­der allein und wenn ihre Organisationen, vorab der Reichsbund nicht wäre, könnte man ein noch viel trauri­geres Lied singen. Aber nicht nur um das Versprechen an unsere gefallenen Kameraden im Felde: für die Hinter­bliebenen zu sorgen, einzulösen, sei der Reichsbund da, sondern auch: kommende Geschlechter vor dem Wahnsinn eines neuen Krieges zu warnen! Mit voller Ueberlegung habe der Reichsbund auf seine Fahne geschrieben:Nie wieder Krieg!" Warum? Kann man von jedem Kriegs­opfer erfahren; Darum treu bleiben den Idealen des Reichsbunds, eine spätere Zeit wird bestätigen, daß wrr auf dem richtigen Wege sind! Herzlicher Beifall war der Dank der Festversammlung für Kamerad Boyna, der uns allen aus den Tiefen unserer Herzen gesprochen hat. Nach einem weiteren Männer- und Gemischten Chor ging »Der Herrgottsschnitzer von Ammergau" über die Bretter! Wie­viel Humor, Ernst, Scherz und Gemüt legt doch der urbay- rische Eanghofer in dieses Stück! Und wie verstanden es unsere Nagolder Spieler, sich in das Ganze hineinzuden­ken! Wem sollen wir denn das meiste Lob erteilen? Zu­nächst der fachmännische typische Klosterwirt rm Nebenamt Bürgermeister (Herr M ü l l e r), dann sei­ner liebreichen Pflegetochter Loni, der nachdenklichen halv- und zuletzt Ganzverliebten (Frl. Lutz), der Landschaft^ maler Baumiller (Herr W. Stikel) war gut, hätte doch ein bisserlmalerischer" sein dürfen! Die Üohner-Traudl (Frl. Hamann) war 'ne würdige Matrone und ryr Sohn Paul, der Herrgottschnitzer (Herr Eugen Kern) wie immer, ganz bei der Sache trotz seiner Muhen, Arbei­ten und ... Sorgen als Regisseur. Der Muhe Uers. die Loni, war ihm herzlich zu gönnen! Auch der Mu (Herr Alb. Schweikle) und besonders der alte Pecher- lehnl (Herr Eng. Stikel) waren würdig in ihren Aw-