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Sechziger-Feier

Man schreibt uns:

In unserer heutigen Zeit ist jeder Anlaß u. wäre er noch so unbedeutend lächerlich den Leuten willkommen, ein Fest zu feiern. Anders ist dies bei den Jahrgangs-Feiern, sofern sie nicht zu früh einsetzen und nicht zu oft wieder­kehren. So vereinte sich am Samstag Abend, wie gestern kurz bereits erwähnt, der Jahrgang 1869 im Gasthaus zur Eisenbahn, um seine Sechzigerfeier zu begehen. Auch die meisten auswärts Wohnenden waren dazu erschienen. Welch freudiges und oft erstaunendes Wiedersehen! Wa­ren sich doch manche seit der Konfirmation nicht mehr be­gegnet. Eine stattliche Anzahl füllte den gastlichen Raum und nahm an der festlich geschmückten Tafel Platz. Der Leiter der Versammlung, Kamerad Albert Blum, Ober­lehrer in Cannstatt, begrüßte zunächst die Festgenossen und dankte dabei den Kameraden Heß und Merkle, die sich um das Zustandekommen des Festes besonders ver­dient gemacht haben. Dann gedachte der Redner unter Namensnennung der Toten unseres Jahrganges, beson­ders der zuletzt Dahingegangenen, des Min.-Dir. Dr. Ju­lius Keck und der Frau Elise H e ttl e r-M ül l e r. In der nun folgenden eigentlichen Festrede wurde uns in teils launigen, meist aber sehr ernsten Worten die Be­deutung des Festes vor Augen gestellt. 60 Jahre! Welch langer Zeitraum im Leben des Einzelnen! Verschieden war die Fahrt unseres Lebensschiffleins: in ruhigem Fahrwasser dahingleitend, bei manchen bewegt, ja vielfach stürmisch, bei einzelnen ist es sogar gescheitert und elend zu Grunde gegangen. Wie dem aber auch sei, immer durf­ten oder mußten wir es spüren, daß nicht wir es sind, die unser Schicksal machen, sondern dies liegt in der Hand einer höheren Macht. Der Gedanke daran macht uns be­scheiden bei äußeren Erfolgen und warnt uns zugleich, uns zum Richter über die Kameraden aufzuwerfen, de­nen weniger Erfolge im Leben beschieden waren oder die vielleicht völlig zusammengebrochen sind. Es kommt nicht sa sehr darauf an, was wir erlebt haben, sondern viel­mehr auf das Wie. Nicht das sei unsere Hauptfrage, wie weit wirs im Leben gebracht haben, sondern ob wir uns innerlich entwickelt haben, ob wir gute, starke, sittliche Charaktere geworden sind. Im zweiten Teil zeichnete der Redner in kurzen, kräftigen Strichen ein Bild des poli­tisch-wirtschaftlichen Lebens unseres Volkes in den letzten 60 Jahren, immer unfern Anteil im Gang daran aufzei­gend. Der Schluß klang aus in ermutigenden Worten, trotz der Schwere unserer Zeit den Kopf oben zu halten; wir könnten schon noch so vielTatkrast aufbringen, daß es, soweit wir dazu beitragen können, mit unserem Volke wieder aufwärts geht. Der gesellige Teil des Abends ver­lief in der gemütlichen Weise. Zwischenhinein wurde ein Brief von Kamerad Kapp-Ulm verlesen, indem dieser sich wegen Unwohlseins für sein Fernbleiben entschuldigte und zugleich seine Gedanken über die Bedeutung des Fe­stes darlegte. Auch Anna E ö l t e n b o t t-Sindelfingen hatte einen schriftlichen Gruß gesandt. Mit den Vorträgen bestellter Musiker wechselten allg. Gesänge ab. Außer­dem erfreute uns Kamerad Georg Schühle von Heidel­berg durch prächtige Vorträge mit seiner schönen Baß­stimme, wobei ihn Kamerad Blum am Klavier beglei­tete. Erst lange nach Mitternacht nahm man bewegt Ab­schied voneinander, eins in dem Geständnis: Es war sehr schön heute abend! Ein Rest der Altersgenossen machte am Sonntag Nachmittag den Toten auf dem Gottesacker einen Besuch. Ein gemeinsamer Spaziergang führte sie dann nach Jselshausen, wo man bei Kamerad Bau- mann im Lamm in gemütlicher Weise den Kehrab machte. So nahm unser Fest einen schönen, gemütlichen Verlauf. Noch möchten wir nicht versäumen, auch an die­ser Stelle Herrn Hermann Lutz zur Eisenbahn unsre volle Anerkennung aussprechen.

Egenhausen, 1. Sept. Tragischer Unglücksfall. Von

schwerem Leid heimge^ucht wurde gestern Abend die Fa­milie des Ulrich Bauer, Fuhrmann von hier. Drei sei­ner Kinder im Alter von 3, 4)4 und 7)4 Jahren ver­gnügten sich seitwärts der Hauptstraße, die an dem elter­lichen Haus vorbeiführt, mit einem kleinen Leiterwägel­chen. Da kam ein Motorradfahrer mit Beisitzer, beide aus Tailfingen bei Herrenberg, vom Dorf her. Die Kinder wollten offenbar im letzten Augenblick noch über die Straße, ihrem Wohnhaus zu. Schon war das Unglück ge­schehen. Die beiden jüngeren Geschwister wurden aus dem Wägelchen geschleudert. Das 4)6 jährige Luischen blutete aus mehreren Wunden, sprang aber noch bis zu seiner Mutter, die hilflos dem Unglück zusehen mußte, und hauchte schon nach wenigen Minuten sein junges Leben aus. Das 3jährige Brüderchen hatte leichtere Verletzun­gen, während der ältere Bruder mit dem Schrecken da­vonkam. Der schwer betroffenen Familie wendet sich all­gemeine Teilnahme zu.

Zwerenberg, 2. Sept. In hohem Alter gestorben. Im Bezirkskrankenhaus in Nagold starb am Samstag im 85. Lebensjahr unser ältester Mitbürger Martin Schaible, ein Langholzfuhrmann, der in den vielen Jahren seiner Arbeit manchen Stamm Langholz den Sägmühlen zuge­führt hat und sich allgemeiner Beliebtheit erfreute.

Äouringrn OA. Herrenberg, 2. Sept. S cb u I t h e i ß e n- w a h l. Der hiesige Ortsvorsteher, Schultheiß Haar, wird wegen seines bohen Alters auf 1. Oktober aus seinem Amt scheiden. Die Neuwahl ist auf Samstag, den 21. September festgesetzt.

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Vereinswett- und Werbeturnen des Turnvereins Wildberg.

Ein schöner Sommertag mit lachender Sonne wurde am Sonntag zu unserer Turnveranstaltung beschieden. Die Vorarbeiten hatten den Verlauf eines glanzenden Werbe­turnens vorausgesagt, das auch voll und ganz eingetrof­fen ist. Zu den Werbevorführungen konnten erstklassige Kräfte gewonnen werden und hat der 2. Zwölfkampfsieger von Köln, Herr Hans Reh mit dem Reichsbahn-Turn- und Sportverein unserer Einladung Folge geleistet. Was derselbe an sämtlichen drei Geräten zeigte, war die hohe Schule des Geräteturnens. Auch die andern Kornwesthei- rner Turner standen mit fein durchdachten Hebungen ihrem Meisterturner nicht viel nach. Der Turnverein Calw hatte mit der Turnerinnenriege und der Handball­mannschaft dem Feste an Verschönerung und Unterhaltung beigesteuert.

Gegen )41 Uhr setzte sich vom Lokal zur Traube ein stattlicher Festzug nach dem Turnplatz in Bewegung, wo

Nagolder TagblattDer Gesellschafter"

Dienstag, 3. September 1929.

j zuerst die internen Vereinswettkämpfe ihre Abwicklung . fanden. Nach einer kurzen Ansprache und Begrüßung der Gäste konnte pünktlich um 3 Uhr mit dem Werbetürnen begonnen werden. In buntfarbiger Reihenfolge wechselten die Bilder ab und wurde von den zahlreich erschienenen Zuschauern für die Darbietungen reichlich Beifall gezollt. Ein Sprinterdreikampf leitete die Werbeveranstaltung ein, dem die Freiübungen und die exakt durchgeführten Varrenübungen der Vereinsriege folgten. Die Turnerin­nen Calws und Wildbergs ernteten mit ihren gut aufge­führten Freiübungen und insbesondere mit den in den kornblauen Kleidern zur Darbietung gebrachten Tanz rie­sigen Beifall bei den Zuschauern. Die Kunstturner Korn­westheims füllten die Pausen mit schwierigen und tadellos durchgeführten Hebungen an den Geräten aus und wur­den die Vorführungen mit großem Interesse und Beifall von sämtlichen Anwesenden ausgenommen. Ein für sämt­liche Turner offener 1500 Meter-Lauf sah den 2. Deut­schen Meister über 800 Meter Karl Maier von Korn­westheim als 1. Sieger das Zielband zerreißen, dem Her­mann D e u b l e-Nagold würdig als 2. Sieger in größe­rem Abstand folgte. Die weiter teilnehmenden Turner zeigten trotzdem ein äußerst scharfes Rennen, konnten aber gegen die beiden Sieger nicht gefährlich werden. Ein noch zum Schluß durchgeführtes von Turnfreund Barth Na­gold sehr gut geleitetes Handballfreundschaftsspiel mit Calw endete nach gleichwertigem Spiel (3:3) unentschie­den. Der Musikverein Wildberg hatte in freundl. Weise die Zuschauer mit musikalischen Vortrügen unterhalten und die turnerischen Vorführungen mit Musik begleitet.

Den Kampfrichtern von Nagold und Calw, sowie den Gästen von Calw und Kornwestheim, insbesondere unse­rem Meisterturner Hans Reh wurde nach Schluß der Ver­anstaltung der herzlichste Dank für die gütige Mitwirkung ausgesprochn. Die Preisverteilung fand im Easthof zum Hirsch statt und hoffen wir, daß diese Veranstaltung man­chen der deutschen Turnsache Fernstehenden zu uns herbei­zieht. Gut Heil!

Ergebnisse des Wetturnens.

Volkstümlicher Fünfkampf der Turner: 1. Sieger: Hans Schmid mit 92 Punkten; 2. Oskar Bopp, 89 Punk­

ten: 3. Alfred Wörner mit 85 Punkten. Gerätesieben- kampf der Turner: 1. Sieger: Fritz Baumgärtner, 2. Ro­bert Hörrmann; 3. Ernst Baumgärtner. Jugendsieben­kampf: 1. Sieger Karl Schmid; 2. Eugen Baumgärtner. 3. j Georg Weil. Volkstümlicher Vierkampf für Anfänger: 1. Eugen Kempf; 2. Ernst Wurster; 3. Karl Kreudler. Sie­benkampf der Turnerinnen: 1. Fridel Mayer; 2. Klara Kümmerer, 3. Emma Baumgartner. Vierkampf für Ju­gendturnerinnen: Klara Frey 1. Siegerin. Sprintcr- dreikampf für Turner (50 Meter, 60 Meter und 100 Me­ter). 1. Sieger Alfred Wochele mit 6,17,111,9 Sekun­den; 2. Oskar Bopp; 3. Willi Bester. 1590 Meter-Lauf of­fen: 1. Sieger Karl Maier, Reichsbahnturn- und Sport­verein Kornwestheim mit 4 Min. 49 Sekunden. 2. Her­mann Deuble, Nagold mit 5 Minuten 02 Sekunden. 3. Fritz Böhler, Wildberg. Im Fünfkampf der Männer er­reichte Hans Schmid im Kugelstoßen mit 15 Pfund 10,70 Meter und lief Oskar Bopp die 100 Meter in 11,6 Sek.

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Ebhausen, 1. Sept. Werbetürnen. Am gestrigen Sonn­tag veranstaltete der Turnverein auf seinem neuen Sport- vlatz ein Werbeturnen. Vom Wetter begünstigt begann früh 7 Uhr das Einzelwetturnen für Aktive und Zöglinge. Nachm, halb 2 Uhr bewegte sich ein stattlicher Zug unter den Klängen der Musikkapelle Ebhausen vom Gasthaus zur Sonne auf den Platz, wo sich bald reges Leben ent­wickelte. Nach verschiedenen Darbietungen unter gütiger Mitwirkung der Turnerinnen und Turner des Turnver­eins Altensteig standen sich die beiden Handballmann- schaftenschaften Tv. Altensteig 1 und Ebhausen 1 zum fälligen Pflichtspiel gegenüber, welches Altensteig nach sehr bewegtem Spiel mit 4:2 für sich entscheiden konnte. Mit der Preisverteilung um 5.30 Uhr durch Vorstand H. Pfeifle fand die gutgelungene Veranstaltung den Abschluß. Preise erhielten: Aktive Turner: 1. Preis Wil­helm Kempf, 2. Georg Bäuerle, 3. Karl Dingler, 4. Joseph Wentsch, 5. Alfred Roth, 6. Eugen Roth, 7. Karl Braun, 8. Wilhelm Helber. Zöglinge: 1. Preis Eugen Schüttle, 2. Karl Schüttle, 3. Alfred Pfeifle, 3. Mathäus Schöttle, 4. Karl Walz, 5. Karl Schöttle, 5. Christian Mall, 6. Fritz Braun, 6. Heinrich Tribusser, 7. Hans Wurster.

Der Heimat entgegen

Zwei blinde Reisende

Kurz vor der Abfahrt wurden, in den Fahrgastkabinen versteckt, zwei jugendliche blinde Reisende vorgefunden. Sie wurden sofort der Polizei übergeben.

Eine gute Reklame

Der Photograph Otto Hilling in dem Städtchen Liberty (Staat New Jersey) hat, wie bereits mitgeteill, gegen das Luftschiff einen Pfändungsbefehl erwirkt, weil er auf der Weltfahrt keinen Platz bekommen habe und dadurch geschäft­lich schwer geschädigt sei. Der Flugplatzkommandant lehnte die Beschlagnahme ab, das Marineamt erkannte den Be­schlagnahmebefehl des Gerichts als zu Recht an. Der Be­schlagnahme entging denn auch das Luftschiff nur dadurch, daß die Good Jear-ZeppÄiN'-Gesellschaft eine Bürgschaft in Höhe des von Hilling eingebrachtenSchadenersatzes" von 25 000 Dollar hinterlegte. Hilling bzw. der Gerichts­vollzieher hatten bereits den bekannten Zeppelinpiloten An­ton Heinen angeworben, das Luftschiff aus der Halle zu bringen undan einem hohen Baum anzubinden". Der Platzkdmmandant hatte jede Beihilfe verweigert. Die Ko­mödie kam dank der Bürgschaft nicht zur Ausführung, aber Hilling hat jedenfalls ein gutes Reklamegejchäft gemacht und ist in aller Leute Mund,

Schulfeiern '

Das württ. Kultministerium veröffentlicht im Staatsanzeiger folgenden Erlaß: Das Luftschiff Graf Zeppelin" hat seine Weltreise ruhmreich vollendet und kehrt in diesen Tagen nach Friedrichshafen zurück. Es ist Aufgabe und Ehrenpflicht aller Schulen, bei diesem Anlaß den Schülern das Werk des Grafen Zeppelin und seiner Mitarbeiter eindringlich vor die Seele zu stellen und seine Bedeutung zu würdigen. Wo der Unterricht schon begonnen hat, sind zu diesem Zweck am Tage der Rückkehr des Luftschiffs nach Friedrichshofen oder an einem der folgenden Tage einfache Schul- oder Klassenferien abzuhalten. An allen übrigen Schulen ist des Ereignisses in den ersten Tagen nach Wiederbeginn des Unterrichts in entsprechender Weise würdig zu gedenken.

Graf Zeppelin" 509 Km. westlich der Azoren.

Hamburg, 2. Sept. Die Hamburg-Amerika-Linie teilt mit, daß das LuftschiffGraf Zeppelin" sich um 17 Uhr M. E. Z. auf 35,30 Nord und 38,10 West befunden hat. Es hat in der vergangenen Nacht mehrere Gewitter um­fahren und jetzt wieder Kurs Ost-Slld-Ost genommen. Da­nach befand sich das Luftschiff um die genannte Zeit 500 Km. westlich der Insel Fayal, die zu den Azoren gehört.

Die Empfangsvorbereitungen in Friedrichshafcn.

Zum Empfang des LuftschiffsGraf Zeppelin" wird als Vertreter der Reichsregierung Reichsverkehrsminister Dr. Stegerwald einkreffen. Er wird begleitet sein von folgenden Herren des Reichsverkehrsministeriums: Staats­sekretär Gutbrod, Ministerialdirigent Brandenburg und Ministerialrat Mühlig-Hofmann. Außerdem haben der amerikanische und der japanische Botschafter in Berlin ihre -Teilnahme zugesagt.

Friedrichshafen, 2. Sept. Zu den Empfangsfeierlich­

keiten werden folgende weiteren Persönlichkeiten im Lauf des Dienstag in Friedrichshafen eintreffen: Der bayerische Ministerpräsident Dr. Held, der badische Staatspräsident Schmidt, der württ. Finanzminister Dr. Dehlinger, der württ. Wirtschafts- und Justizminister Dr. Beyerle, der amerikanische Botschafter Schurman, der japanische Bot­schafter in Berlin, Nagaoki und der argentinische Konsul in München, Fremeney. Es wird mit einem Fremdenbesuch von 50 bis 60 000 Menschen gerechnet. Allein der Deutsche Touring-Club wird mit 8 000 Kraftwagen nach Frie­drichshafen kommen.

Das Programm für die Empfangsfeierlichkeiten hat insofern eine Aenderung erfahren, als man wegen des starken Andrangs die Vegrüßungsfeier im Rathaus, das inmitten der eng gebauten inneren Stadt gelegen ist, auf­gegeben hat. Es werden also zunächst nur nach Einbringen des Luftschiffes in die Halle Begrüßungsansprachen ge­halten und zwar vom Vertreter der Reichsregierung, Reichsverkehrsminister Dr. Stegerwald, vom württember- gischen Staatspräsidenten Dr. Bolz namens der württem- bergischen Staatsregierung, und von Stadtschultheiß Schnitzler für die Stadt Friedrichshafen. Außerdem wird voraussichtlich ein Vertreter der Werft das Luftschiff be­grüßen. Hierauf werden Paffagiere und Besatzung in einem Festzug durch die Stadt geführt. Hierzu hat der Deutsche Touringklub 50 bis 60 Wagen zur Verfügung gestellt, die auf dem Gelände der Maybach-Motorenwerke aufgestellt werden und nach Beendigung der Begrüßung in der Halle die Behördenvertreter, die Passagiere und die Besatzung im festlichen Zug durch die Stadt führen wer­den. Es war beabsichtigt, die Stadtkapelle Friedrichshafen bei der Ankunft des Luftschiffes konzertieren zu lassen; zu­nächst sollte das Luftschiff mit dem Deutschlandlied begrüßt werden. Dieser Plan ist aber dadurch unmöglich gewor­den, daß die Werftleitung das Betreten des Platzes auch der Stadtkapelle verweigert hat. Es sind zwar noch Ver­handlungen im Gang, doch ist es fraglich, ob sie zum Ziel führen. Diese unverständliche Haltung wird hier umsomehr bedauert, als es im Ausland möglich gewesen ist, das Luftschiff auch durch Musik zu begrüßen.

Neue Standortmeldung vom Zeppelin.

Friedrichshafen, 3. Sept. Nach einem beim Luftschiff­bau eingetroffenen Funkspruch von Bord desGraf Zep­pelin" befand sich das Luftschiff um 1 Uhr M. E. Z. auf 35,22 Grad Nord und 26,40 Grad West.

Sonnlagsrückfahrkarken und Sonderzüge nach Iriedrichshafen

Die Reichsbahndirektion Stuttgart teilt mit: Um den weitesten Bevölkerungskreisen Gelegenheit zur Teilnahme an den Festlichkeiten zu geben, die anläßlich der Rückkehr desGraf Zeppelin" in Friedrichshafen stattfinden, hat di« RBD. die Ausgabe von Sonntagsrückfahrkarten auf allen Bahnhöfen, auf denen Sonntagsrückfahrkarten nach Fried­richshafen aufliegen, zugelassen. Als Festtage sind Mitt- woch, 4. <^pt., und Donnerstag, 5. Sept., anzusehen. Die Sonntagsrückfahrkarten gelten also zur Hin- und Rückfahrt am Mittwoch, 4. Sept., und Donnerstag, 5. Sept. Ferner zur Rückfahrt Freitag, 6. Sept., wobei die Rückreise in Friedrichshafen vor 9 Uhr angetreten sein muß.

Ei« oberfränkisches Dorf durch Braud zerstört

Kronach, 2. Sept. ffn dem meist von Heimarbeitern be- wohnten Dorf Teuschnih mit etwa 1500 Einwohnern brach in der Nacht zum Montag Feuer aus, das bei star­kem Wind 59 Wohnhäuser, 37 Scheunen, 15 Schuppen unv- 20 bis 30 Nebengebäude einäscherte. Der Brand soll durch ein Motorrad, das in einer Scheune unterstellt wurde, hervorgerufen worden sein. Das Bezirksamt, die Kirche, das Pfarrhaus, die Schule und die Post, die sich etwas unterhalb des auf einem Berg liegenden Dorfs befinden, sind vom Feuer verschont worden. Das Großvieh wurde gerettet, dagegen ist das Kleinvieh verbrannt. Sämtliche Wehren der Umgegend waren in Tätigkeit. Der Schaden war auf eine halbe Million Mark geschäht; er kst mrr zum klei n en ^Leil durch Versicherung gedeckt.

310 Personen sind durch den Brand obdachlos geworden. Bereits im Mai 1911 war der Ort von einem schweren Brandunglück heimgesucht worden. Damals brannten 73 Gebäude nieder. Der Ort, der eigentlich ein kleines Städt­chen ist, zählte vor dem neuen Brand 111 Gebäude.

300 Gebäude ein Raub der Flammen.

Warschau, 3. Sept. In der Ortschaft Kamien bei No- wogrod hat ein gewaltiges Eroßfeuer 70 Bauernwirtschaf­ten mit insgesamt 300 Gebäuden vernichtet. Auch die ge­samte diesjährige Ernte wurde ein Opfer der Flammen.