Nagolder Tagblatt „Der Gesellschafter
Seite 2 — Nr. 204
Samstag, 31. August 182g.
neben der Ueberwachung durch den Völkerbund) nicht , geändert werden. — Der berühmte „Feststellungs- und Versöhnungsausschuß" Briands wird also nicht als solcher gegründet, die Gründung erübrigt sich aber auch durch die beiden im Locarnovertrag vorgesehenen „Ausgleichs» ausschüsse", die bisher noch nicht besonders heroor- getreten sind, weil dies während der Besetzung auch nicht nötig war. Nach der Räumung werden diese Ausschüsse sich aber durch ihre Tätigkeit bald bemerkbar machen. Da sie ein Bestandteil des Locarnovertrags sind, der als ewiger Vertrag gilt, so sind auch die Ausschüsse bzw. die Ueberwachung verewigt.
Die Berliner Presse, soweit sie nicht grundsätzlich gegen den Aoungplan ist, spricht sich über das Haager Ergebnis sehr zurückhaltend aus.
Die Unterzeichnung der Haager Abkommen
Wie verlautet, soll die Unterzeichnung der auf der Haager Konferenz entworfenen Abkommen später ebenfallsimHaag erfolgen, nachdem in der Zwischenzeit die Kommissionen an anderen Orten ihre Arbeiten vollbracht haben werden.
Voraussichtlich wird Dr. Stresemann mit einem Teil der deutschen Abordnung am Sonntag in Berlin einkreffen, während die übrigen mit Staatssekretär v. Schubert nach Gens reisen.
Neueste Nachrichten
Bombenanschlag in Schleswig
Schleswig. 30. August. Vor der Wohnung des stellvertretenden Regierungspräsidenten Grimpe in der Neubergstraße wurde heute nacht gegen 2 Uhr vom Dienstmädchen eine Bombe entdeckt. Das Mädchen besaß die Geistesgegenwart, die Höllenmaschine, die am Eingang der Wohnung lag, an eine Stelle außerhalb der Gartenumzäunung zu schaffen. Der Beamte rief die Schutzpolizei an, die die Drähte der Höllenmaschine durchschnitt und so den Anschlag vereitelte.
Die Lage ln Palästina
London, 30. August. Das Kolonialamt veröffentlicht einen Bericht aus Jerusalem, der die Lage als zufriedenstellend bezeichnet. Getötet sind 63 Araber, 4 Christen, 97 Juden, verwundet 103 Araber, 9 Christen und 151 Juden.
Der Pariser „New Bork Herald" meldet aus Jerusalem: die Drusen aus Syrien, die mit Arabern auf Jerusalem marschieren, seien von dem Sultan El Atrasch ausgesanüt. der seinerzeit so lange gegen die Franzosen kämpfte.
Rom. 30. August. Nach dem „Osservatore Romano" verfolgt man im Vatikan die Vorgänge in Palästina mit Besorgnis. Der Vatikan habe seinerzeit auf die Gefah'en der jüdischen Einwanderung aufmerksam gemacht. In Palästina würden die sozialen Rechte und Interessen der Eingeborenen mißachtet und die Grundsätze der Freiheit und das Selbstbestimmungsrecht der Völker verletzt.
Das Flokkenprogramm Japans
Tokio, 30. August. Der Marineminister hak ein Flotten- dauprogramm für die nächsten 6 Jahre ausgearbeitet, das den Bau von 4 Kreuzern zu 10 000 To., 15 großen Torpedo- bookszerstörern und zahlreicher Schiffe kleineren Tonnengehalts vorsieht. Die Kosten belaufen sich auf 400 Millionen Ben (800 Millionen Mark). Die Regierung bezweckt mit dieser Vorlage, sich bei den zu erwartenden Flotten- abrüstungsverhandlungen in einer besseren Lage zu befinden.
Württemberg
Stuttgart, 30. August.
Glückwunsch der Stadt Stuttgart. Die Stadtverwaltung Stuttgart hat nach der Landung des Luftschiffs „Graf Zeppelin" in Lakehurst an Dr. Eckener folgendes Glückwunschtelegramm gerichtet: „Schwabens Hauptstadt sendet die herzlichsten Glückwünsche zum Fiug um die Erde und wünscht baldige glückliche Rückkehr in die Heimat."
Der Württ. Industrie- und Handelstag sandte an den Luftschiffbau Zeppelin in Friedrichshafen folgendes Telegramm: „Zur erfolgreichen Vollendung der Weltfahrt, der Länder und Völker verbindenden Tat, die zugleich auch ein glänzendes Zeugnis für die Leistungsfähigkeit von Württembergs Wirtschaft und Technik ist, sprechen wir dem Erbauer, der Führung und der Besatzung herzlichste Glückwünsche aus."
Blitzschlag in das Großkraftwerk Münster. Bei dem Gewitter am Donnerstag abend 9 Uhr fuhr ein Blitz in das Großkraftwerk Münster. Die Folge war, daß in der Stadt und in den Außenbezirken der Lichtstrom teilweise ausging oder nachließ. In zehn Minuten wurde durch Umschatten der nötige Strom beschafft. Zuerst wurden Straßenbahnwagen und Straßenbeleuchtung, dann die innere Stadt und kurz darauf auch die Außenbezirke wieder mit Strom versorgt.
Ein Schwindlerpaar. Wegen verschiedener Wechselfälschungen und einer Reihe anderer Betrügereien hatte sich der 40 Jahre alte geschiedene Kaufmann Otto Bergler von Ueberlingen und seine Braut, die 36 Jahre alte ledige Kontoristin Eugenie Wilderoder von Stuttgart vor dem Erweiterten Schöffengericht in Stuttgart in über zweitägiger Sitzung zu verantworten. Der von den beiden angerichtete Schaden beläuft sich auf über 8000 Mark. Sie hatten u. a. eine neue Schlafzimmereinrichtung auf Kredit gekauft und diese dann eine halbe Stunde später nach der Lieferung im Pfandhaus für 250 Mark versetzt. Bergler wurde zu 4 Jahren Gefängnis und 5 Jahren Ehrverlust und die Angeklagte Wilderoder zu 6 Monaten und 15 Tagen Gefängnis verurteilt.
Aus dem Lande
Leonberg, 30. August. 4. Bundestag der württ. Schreinermeisterssöhne. Am 24. und 25. August hielt der Württ. und Hohenz. Bund der Schreinermeisterssöhne hier im «Schneidersaalbau" seinen 4. Bundestag ab. Der Bundesvorsitzende R. Kircher - Stuttgart hieß die aus ganz Württemberg erschienenen Schreinermeisterssöhne und zahlreiche Ehrengäste herzlich willkommen. Der Bund war als Fachvereinigung führend in der Arbeitsgemeinschaft des Württ. und Hohenz. Junghandwerks. Schreinermeister B ub se r - Malmsheim ermahnte die jungen Schreinermeisterssöhne in treffenden Worten, mit lebendigen Sinnen alles, was moderne Technik und Wirtschaft bietet, in sich aufzunehmen und nutzbringend im Beruf zu verwerten. Herr Siller - Ludwigsburg gab die Anregung, auch die weiteren Zweige des holzverarbeitenden Handwerks in den Bund aufzunehmen. Dem Schriftführer der Arbeitsgemeinschaft des Junghandwerks, B r ä n d l e - Stuttgart, wurde von dem Bundesvorfitzenden für seine treue Mitarbeit die Ehrennadel des Bundes überreicht.
Bad Mergentheim, 30. August. Kur des Reichstagspräsidenten. Reichstagspräsident Paul Löbe hält sich seit einer Woche in Bad Mergentheim auf. Er litt bei seiner Ankunft an einer akuten Gallenblasenentzündung, befindet sich aber wieder auf dem Wege der Besserung. Voraussichtlich wird er sich einem längeren Kurgebrauch unterziehen müssen.
I Haagen OA. Mergentheim, 30. August. Fürst und I Bauer. Man schreibt der Taubemeituna: Ein bieliaer
Landwirt wollte am Samstag sein Getreide"ins Lagerhaus Laudenbach abliefern. Als er etwa 100 Meter vom Ortseingang Laudenbach weg war, kam hinter ihm ein Auto angefahren und blieb bei dem Wagen halten. Der Nährer rief dem Fuhrmann zu: „Mein lieber Mann, Sie haben dort einen vollen Sack verloren." Der Mann zog die Stirne kraus und sagte: „Würden Sie nicht so gut sein und znrück- fahren und mir den Sack holen?" „Jawohl," sagte r>er Autofahrer, „fahren Sie bitte mit." Der Landwirt stellte seinen Wagen zur Seite und fuhr mit dem Auto zurück zu dem verlorenen Sack, den dann beide im Schweiß ihres Angesichts auf das Auto luden, worauf sie wieder zum Getreidewagen fuhren. Der Autobesitzer, ein junger Herr,, stieg auf den Fruchtwagen und half den Sack auf den Wagen laden. Der Landwirt lächelte natürlich über diese große Gefälligkeit und wollte dem Herrn ein Trinkgeld verabreichen. Doch dieser lehnte dankend ab. Der Landwirt fragte zuletzt, mit wem er die Ehre habe. „Ich bin der Fürst von Bartenstein."
Spaichingen, 30. August. 24 lebende Kinder. Der kinderreichen Familie des Bonaventura Koch in Schör- zingen, der im Dezember 1927 der letzte Nachkommen geschenkt wurde, ist wieder ein Kind beschert worden. Es sind jetzt 24 lebende Kinder, wovon die jetzige Mutter 15 ihr eigen nennt. Sechs sind in Amerika, zehn Kinder unter 14 Jahren sind daheim und die übrigen sind bei Hand- werkern in der Lehre und die Mädchen in Stellung.
Schramberg, 30. August. Besorgte Storcheltern. Die Störche rüsten sich zur Abreise nach dem Süden und halten zu diesem Zweck mit ihren Jungen Flugübungen ab. Bei einer dieser Uebungen über unserer Gegend scheint ein schwächlicher Sprößling schlapp gemacht zu haben und ging im Bernecktal in der Nähe des Restaurants „Berneckbad" nieder auf die Erde. Kurz entschlossen ging das Storchenpaar her und baute auf dem Dache der früheren Villa des Hans v. Stein neben dem Berneckbad ein provisorisches Nest, hob das Junge hinein und ließ nach beendeter Arbeit ein freudiges Klappern erschallen. Wahrscheinlich warten die besorgten Eltern die nötige Kräftigung ihres Nachkommsns ab, um dann ihre Flugübungen fortzusetzen.
Alm, 30. August. Schwere Gewitter. Ein schweres Gewitter, das über eine halbe Stunde dauerte und ^arke elektrische Entladungen mit ungeheuren Niederschlägen mit sich brachte, zog vergangene Nacht über die Ulmer Alb. Die Stadt Ulm war zwischen 1411 und 11 Uhr ohne Licht. Lediglich die Wohnungen in der Altstadt waren von der Störung verschont geblieben. Auch der Straßenbahnverkehr^ ruhte eine halbe Stunde lang. In Langenau l-^lug der Blitz um 1412 Uhr in das Doppelwohnhaus des Kolonialwarenhändlers Urban, das vollständig eingeäschert wurde. Zwei Familien wurden obdachlos. Die Feuerwehren der, Umgebung waren die ganze Nacht mit Löscharbeiten beschäftigt. Auch zwischen Stetten und Achstetten OA Laup- heim ist infolge Blitzschlags eine Scheuer niedergebrannt.
In der Thränstraße stieß ein Motorradfahrer in rasender Fahrt auf ein Auto. Er hatte es mit lebensgefährlichen Verletzungen zu büßen.
Graben OA. Waldsee, 30. August. Vorsichk! Die 25 Jahre alte, seit zwei Jahren verheiratete Oekonomenfrau Franziska Dangel von hier hat ihr junges Leben dadurch eingebüßt, daß sie während des Erntens in erhitztem Zu- stände kalten Most genossen und infolgedessen ein heftiges Magen- und Darmleiden bekommen hak.
Aus Stadt und Land
Nagold, den 31. August 1929.
Die Menschen gefallen sich dann am besten, wenn sie andern zu gefallen glauben.
Engelbert Humperdinck
(Zu seinem 75. Geburtstage am 1. September 1929) Von Studienrat Dr. Paul B ll l o w-Lübeck.
In dem gleichen Jahre, da sein berühmtester Schüler in der Weltabgeschiedenheit der kleinen Stadt im Frankenlande seinen 60. Geburtstag begehen durste, hätte Engelbert Humperdinck — der vor acht Jahren Heimgegangene — die Feier seines 75jährigen Namenstages vom ruhig-schönen Abendsonnenglanz der Liebe und des Ruhmes umleuchtet gesehen. Siegfried Wagner hat in seinem Erinnerungsbuche seines Freundes und Lehrers Wesensart treffend geschildert: „Wie gern sah man in feine vergitzmeinichtblauen Augen; wie heiter stimmten uns seine neckischen Wortspiele, aber auch seine Zerstreutheit und sein traumverlorenes Wesen! Sein Zuspätkommen war sprichwörtlich geworden. Selbst den Papst hat unser Freund einmal eine halbe Stunde lang in den vatikanischen Gärten warten lasten, das heißt, der Kirchenfürst wartete nicht auf den Audienzbedürftigen, sondern unser Freund hatte das Nachsehen. Er war der Deutsche, wie er im Märchen steht. Als er mich einmal fragte, ob ich nicht einen guten Operntext für ihn wüßte, sagte ich ihm, er solle sich nur selber komponieren, das gäbe das beste Märchenspiel. Nicht allein sein äußerer Lebenslauf sondern auch Humperdincks künstlerischer Werdegang gleicht einem zauberschönen, von deutscher Waldromantik umsponnenen Märchentraum, der den in geruhsamer Heimwelt Geborgenen stillbeglückend umfängt. Wie harmonisch und durchsichtig, wie kernkräftig und sicher vollzieht sich der Aufstieg des einem stillen Eelehrtenhause entstammenden musikalischen Musterschülers auf dem Kölner Konservatorium bis zum ruhmumsonnten Meistertum als Schöpfer der ersten deutschen Märchenoper. Im Bayreuther Kulturbezirk wurzelt reinmenschlich wie künstlerisch die Entwicklung Humperdincks zu jener bedeutenden Persönlichkeit des deutschen Musiklebens, dem er als Gipfelleistung seines viel verzweigten Schaffens die Partitur seiner Märchenoper „Hänsel und Eretel" schenkt. Von Iugendjahren an der Erscheinung Richard Wagners in unbedingter Hingabe und Begeisterung zugetan, geleitet ihn sein Lebensweg an einem Tage des Winters 1879'80 in Neapel nach der Villa Angri, wo Wagner mit der Partitur des „Parsival" beschäftigt ist — inmitten der Lehr- und Wanderjahre Humperdincks ein Schicksalstag, der zum engsten persönlichen Verkehr und zur künstlerischen Arbeitsgemeinschaft mit dem Bayreuther Genius führt. Da ist es dann vor allem die Vorbereitung und Mitwirkung im „Parsival"-Festspieljahr von 1882, die endgültig Humperdincks eigene künstlerische Entwicklung und Weltanschauung bestimmten. Die selbstschöpferische
Tätigkeit läßt er in diesen Jahren bedeutungstiefer Anregungen und Eindrücke zurücktreten, um nach dieser Zeit ernster Sammlung und Ruhe erst allmählich selbständiger Meisterschaft entgegen zu reifen. Was er Wagner verdankte, durfte er dem Sohn bei der Vorbereitung zum musikalischen Beruf vergelten: „Es waren sehr stille Stunden, in denen Meister und Schüler miteinander arbeiteten. eine Zeit, in der der Grund zu viel Bedeutendem und Schönem gelegt wurde". Aus dem Schülerkreise Wagners ist es dann als einziger Humperdinck, der nach dem Tode seines Meisters vor aller Welt selbst den musikdramatischen Meisterkranz gewinnt, und wiederum fühlt sich Siegfried Wagner beim Erscheinen von „Hänsel und Eretel" ermutigt, die ihm gemäße Bahn als Märchenkomponist zu beschreiten. Aus dem Erlebniskreise um Wahnfried und Bayreuth reift Humperdinck zur Erkenntnis seiner eigenen künstlerischen Sendung heran: mitten im lärmenden Triumphzuge der veriftischen Oper der Jungitaliener erblühen ihm die märchenholden Partiturblätter zu „Hänsel und Eretel", dem Werk, zu dem er im kindergesegneten Familienkreise seiner Schwester Adelheid die erste Anregung empfing. Mit dem Eliicksruf dieser echt deutschen Volksoper sieht sich der nahezu Vierzigjährige in den Brennpunkt des Weltruhms - gerückt. Diese vom Melodienzauber deutscher Waldromantik um- wobene Oper, die in ihren Tönen den Märchengeist echter Kinderseligkeit einfängt, entstammt einer wahrhaft von innen her strömenden Schaffensfreude, die einzig von dem Wunsche beseelt ist, frohen Kinderherzen eine Beglückung zu schenken. Auch weiterhin bleibt Humperdinck der ruhige, stille Pfadsucher in lauschigen Waldgründen und fingt von Maienwonne und Winterleid der „Königskinder" in jenem von Waldeszauber durchrauschten Märchenspiel, dessen Spielmannssang zusammen mit dem Abend- segen aus „Hänsel und Eretel" die Totenfeier im Stahns- dorfer Waldfriedhof weihte, wo Humperdinck neben seiner Frau zur letzten Ruhe gebettet ist. Während seine beiden Märchenopern zum unverlierbaren Besitz der deutschen Opernbühne gehören, bedeuten vor allem noch zwei Opernschöpfungen Humperdincks — die entzückende komische Oper „Heirat wider Willen" sowie die humordurch- sonnte Spieloper „Gaudeamus" — ein ernst mahnendes Vermächtnis des Meisters. Auch Humperdincks Liedschaffen könnte im Rahmen unserer Hausmusik noch einen kräftiger betonten Platz inne haben. Mit jenen dankbewegten Worten, die einst sein väterlicher Freund an der heimgebrachten Leiche C. M. v. Webers sprach, feiern wir auch das Andenken Humperdincks, des unvergeßlichen Meisters der deutschen Märchenoper: „Lieben kann dich nur der Deutsche; du bist sein, ein schöner Tag aus seinem Leben, ein warmer Tropfen seines Blutes, ein Stück von seinem Herzen".
Die Forelle
Es war schon lange her, daß ich wieder einmal eine Forelle beobachten konnte. Als Kind habe ich mit Entzücken diesem flinken Tierchen im Hellen Wiesenbach meiner Heimat zugeschaut. Jetzt sah ich die alte Bekannte aus meiner Kinderzeit wieder im kristallhellen Gebirgsbach. — Was ist es doch Herrliches um diese Klarheit, die jede Einzelheit auf dem Grund erkennen läßt! — Da stand sie nun mit ihrem dunklen Rücken regungslos lm reißenden Bach. Für sie schien es keine Strömung zu geben; entweder sie stand seelenruhig, nur mit der Schwanzflosse leicht vibrierend, oder sie huschte in blitzschnellen Wendungen vor-, rück- oder seitwärts. Ganz wie sie wollte, die Strömung schien sie nicht nennenswert beeinflussen zu können.
Brachte diese kleine Bergforelle nicht mit scheinbar größter Mühelosigkeit das fertig, was dem !o viel auf seine Kraft pochenden großen Menschen so schwer fällt: gegen den Strom zu stehen, gegen ihn zu schwimmen? Hier verfing das in der Welt so gut im Kurs stehende Wort nichts: „Man kann nicht gegen den Strom schwimmen" oder „Man muß mit den Wölfen heulen".
Darum, o Mensch, gehe hin zur Forelle und lerne von ihr, wie man gegen den Strom schwimmt und wie leicht das geht, wenn nur der entschiedene Wille und die innere Kraft dazu da ist, wie da das Gewicht der Umwelt gering wiegt. Es kommt eben alles im Leben auf unsere eigene Entscheidung an und nach unserer Entscheidung wird mit uns ge- gehandelt. Diese geht oft gegen den Strom, aber es geht!
F- H-
Das Nagolder Miffionsfest
welches schon seit vielen Jahren am ersten Sonntag im September gefeiert wird, steht wieder bevor. Es sind diesmal zwei Redner gewonnen worden Pfarrer a. D.M a i e r (früher Missionar in China) und Missionar Schreiber, zur Zeit im Heimaturlaub aus Borneo. Durch ihre Ausführungen werden sie dieser Missionsfeier einen anregenden und nachhaltigen Inhalt geben. — Möge das hiesige Missionsfest auch am morgigen Sonntag seine alte Anziehungskraft — von Stadt und Land — beweisen.
Oberlehrer Barlholomäi
In den nächsten Tagen verläßt ein um unser Schulwe- n wohl verdienter Mann, Herr Oberlehrer Bartho- imäi, unsere Stadt, um in seinen Wirkungskreis in reudenstadt einzutreten. ^
Zehn Jahre war er an der hiesigen Volksschule tang^ las er während dieser Zeit den Kindern seiner Schule g- esen ist, mögen besonders die Mütter beurteilen, die sie