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Nagolder TagblattDer Gesellschafter«

Trauerfeier für Liman von Sanders

München, 26- August Am Sonntag vormittag fand aus Anlaß der Ueberführung -es verstorbenen Heerführers Dr- Liman v. Sanders nach Darmstadt im alten südlichen Friedhof in München eine Trauerfeier statt. Die Stadt München hatte einen Ehrenkatafalk errichten lassen und eine Kranzspende gewidmet. Als Vertreter der Stadt waren zu der Trauerfeier erschienen Bürgermeister Dr. Hübner und eine Etadtraksabordnuna, sowie von der Reichswehr Stand­ort München mit dem stellvertretenden Befehlshaber der 7. Division, Generalmajor v. Wenz, die sämtlichen dienst­freien Offiziere der Truppe und Stäbe. Eine Ehrenabtei­lung der Reichswehr hatte mit zwei Musikkapellen Auf­stellung genommen- Die Einsegnung nahm der protestantische Geistliche von St- Matthäus am Ehrenkatafalk, der mit den Orden und Ehrenzeichen des Dardanellenhelden geschmückt war. vor. Am Auftrag der preußischen Offiziere des alten Heers, des Veteranen- und Kriegervereins München-Au, dessen Ehrenmitglied der Verstorbene war, und des Marine­offiziervereins wurden Kränze niedergelegt. Darauf trugen Reichswehrmannschaften unter Ehrensalven den Sarg zum bereitstehenden Wagen der Reichswehr zur Ueberführung nach Darmstadt. ^

General Liman v. Sanders war einer der bedeutendsten Heerführer des Weltkriegs. Der breiten Oeffentlichkeik blie­ben seine Verdienste mehr oder weniger unbekannt, da er kein Heer an der West- oder Ostfront führte, sondern fern im Orient focht.

3m Herbst 1913 wurde er als Führer der großen deutschen Militärmission und Reorganisator der osmanischen Armee nach Konstantinopel entsandt. Als er von den Türken zum kommandierenden General des 1. Armeekorps, das um die Meerengen herum garnisoniert war, ernannt wurde, er­hoben Rußland und England schärfsten Einspruch. Die Dar­danellen und der Bosporus in deutscher Hand! Dis Er­nennung wurde rückgängig gemacht. Außerordentlich schroie- «urde Limans Lage in Stambul nach Ausbruch des eltkriegs. Die türkische Regierung war keineswegs so­fort entschlossen, auf die Seite der Mittelmächte zu treten. 3m jungkürkischen Komitee gab es eine starke, ententefreund- Äche Partei. Wenn die Türkei schließlich im November 1914 Deutschlands Bundesgenosse wurde, so hat Liman erhebliche Verdienste daran. Vor allem aber trieb er die säumigen türkischen Behörden, die immer so viel Zeit haben, zur Eile an. die schwierige Mobilmachung zu vollenden und die Trup­pen zu Armeen an den gesährdetsten Punkten zusammen­zuziehen. Was Kenner der dortigen Verhältnisse kaum für möglich gehalten hätten, Liman gelang es, den Angrif­fen der Ententeflotte und des englisch-französischen Heers ein energisches Halt zu gebieten.

Er wurde der Oberbefehlshaber der türkischen Haupt­macht in den Dardanellen und wies die mit überwältigen­der Ueberlegenheit an Menschen und Material unternomme­nen Angriffe der Engländer und Franzosen auf Gallipoli bis Januar 1916 heldenmütig ab. Eine ungeheure Willens­kraft war aufzubieten, um die ihm unterstellten türkischen Führer in Gehorsam zu halten. Dabei fehlte es nicht an Anfeinbunegn aus Stambul, nicht nur von türkischer Seite, fonvern leider auch von deutscher Seite. Die dauernde Un­einigkeit und Eifersucht der höchsten deutschen Stellen war Stadtgespräch in Konstantinopel. Auch die Oberste Heeres­leitung ließ in völliger Verkennung der dortigen Schwierig­keiten fortgesetzt Anforderungen an den Marschall ergehen, di« dieser nicht erfüllen konnte. Mehrmals sah er sich ver­anlaßt, seinen Abschied einzureichen oder damit zu drohen. Man begriff dann immer wieder, daß man Liman durch keinen besseren ersetzen konnte.

Das Ententeheer verzweifelte am Erfolg und leitete den Abzug ein. Der Marschall erkannte die Absicht sofort und

machte die Türken aufmerksam. Die ließen sich jedoch nicht überzeugen: vielleicht wollten sie es auch nur nicht glau­ben. Es erwies sich jedenfalls als unmöglich, dos Türken­heer zum allgemeinen vernichtenden Angriff auf die langsam Abbauenden vorzubewegen. Wie schwere Stunden mag der Marschall damals durchlebt haben, als er, von der deutschen Heeresleitung zum Angriff gedrängt, vom passiven türkischen Widerstand gehemmt, den sicheren, entscheidenden Sieg sei­ner Hand entgleiten lassen mußte! So kam es, daß die Tür­ken kaum Gefangene machten und keine Geschütze erbeuteten, sondern nur Telexhonmaterial und Konserven eroberten. Die aufreibende Zeit in den Dardanellen, namentlich während des glühend heißen Sommers 1915, hatte dem Marschall einen Teil seiner eisernen Gesundheit genommen. Für das, was er dort in der aufopferndsten Weife geleistet hatte, fand er nicht gebührend Anerkennung, weder bei den Türken, noch in Deutschland. Man stellte ihn kalt, übertrug ihm die Ver­teidigung der Küste von Saros bis südlich Smyrna. Er stand an einer Stell«, die nur beobachtet, nicht angegriffen würbe, indes die Hauptmacht der Türken nach Armenien, Syrien und Mesopotamien abtransportiert wurde. Liman von San­ders litt unter dieser Kaltstellung Qualen. Er wurde nervös und war schwer zu behandeln.

Nach dem Irak schickte man Goltz- Pascha, nach Palä­stina später Falkenhayn, anstatt den bestunterrichteten, erfolgreichen Feldherrn mit dem dortigen Oberbefehl zu betrauen. Gegen seinen Willen, ja ohne sein Wissen, wurde im Januar 1918 der merkwürdige Vorstoß derGoeben" undBreslau" aus den Meerengen heraus unternommen, der mit dem Verlust derBreslau" und der schweren Be­schädigung derGoeben" ein Ende fand.

Einige Wochen später sah man sich dann doch veranlaßt, den Grollenden von den Meerengen abzuberufen und an die Spitze der türkischen Armeen in Syrien und Palästina zu stellen. Er übernahm eine undankbare Ausgabe: ein im Innern bereits erschüttertes Heer mit völlig unzureichender Verbindungslinie, in den Flanken und im Rücken aufstän­dische Araber, sich gegenüber ein an Menschen und Material weit überlegenes Heer. Trotzdem gelang es seinen Führer­gaben und seinem Willen, die Türken bis zum letzten Wider- stand zusammenzuhalten. Cr wurde geschlagen, sein Heer zertrümmert, aber die militärische Ehre war gerettet.

Von Konstantinopel aus leitete Liman von Sanders den Abtransport der deutschen Truppen. Die Engländer nahmen ihn dort gefangen und internierten ihn aus Malta.

Englische Nachrufe

Dem verstorbenen General Liman von Sanders werden in der Londoner Presse lange Nachrufe gewidmet, die voll Anerkennung für die militärischen Tugenden und Leistungen des deutschen Generals sind. Seine alten Feinde könnten auch nicht ein schlechtes Wort gegen ihn an­führen. Bekanntlich ist sein früherer Gegner, der General Hamilton, energisch für die Freilassung des Generals aus der Gefangenschaft in Malta nach dem Waffenstillstand eingetreten, als ihn die englische Regierung vor ein Kriegs­gericht wegen angeblicherGreueltaten" stellen wollte, die sich aber durch nichts beweisen ließen.

DieSundy Times" sagt in einem Leitartikel, das britische Heer habe während des Weltkriegs keinen fähige­ren und ehrenhafteren Feind gekannt als den verstorbenen deutschen General Liman von Sanders. Es ist angenehm, daran zu denken, schreibt das Blatt, daß er ein ebenso ritterlicher wie entschlossener Feind war und daß seine vor­maligen Gegner auch nicht ein ungutes Wort über ihn zu sagen hatten.

Württemberg

" Stuttgart, 26. August. LagedesArbeitsmarkts in Südwestdeutfchland. Der Stand an Haupt­unterstützungsempfängern am 21. August war folgender: In der versicherungsmäßigen Arbeitslosenunter­stützung 33 924 Personen, in der Krisen Unter­stützung 8053 Personen. Die Gesamtzahl der Unter­stützten stieg um 246 oder 0,6 v. H. von 41 731 auf 41 977 Personen. Davon kamen aus Württemberg 12 948 gegen gegen 12 649 und auf Baden 29 029 gegen 29 082 am 14. August. Im Gesamtbezirk des Landesarbeitsamts Süd­westdeutschland kamen am 21. August auf 1000 Einwohner 8F Hauptunterstützungsempfänger wie in der Vorwoche.

Unwahre Gerüchte. Don zuständiger Seite wird mitgeteilt: In einem längeren ArtikelKonkordat für Württemberg" behauptet dasBerliner Tageblatt". Kult­minister Dr. Bazille bewahre in seiner Schublade einen Kontordatsentwurf, der bei paffender Gelegenheit aus der Versenkung hervorgeholt werde. Diese Behauptung ist in jeder Beziehung unwahr.

Beschlagnahme von Büchern, Verhaftungen Am Sams­tag erschienen Kriminalbeamte in der kommunistischen Buch­handlung, Geißstraße 14, und beschlagnahmten 79 Skück der Waffen für den Klaffenkampf". In Cannstatt wurden mehrere Verhaftungen von Kommunisten vorgenommen wegen illegaler Arbeit für den .verbotenen' Roten Front- tämpferbund.

Aus dem Lande

Adelberg OA. Schorndorf, 26. August. Ortsvar­steherwahl. Bei der gestrigen Ortsvorsteherwahl haben von 485 Wahlberechtigten 402 gleich 82 v. H. gültig ab­gestimmt. Davon erhielten Gemeindepfleger Weber in Holzheim 207 und Verwaltungspraktikant Esch er-Ebers­bach a. F. 195 Stimmen. Elfterer ist somit gewählt.

Gmünd, 26. August. Dem Brandstifter auf der Spur. DasHimmelreich" war am Samstag abend und am Sonntag das Ziel vielerNaturfreunde" und anderer Touristen, dis an der Trümmerstätte des abgebrannten Naturfreundehauses Abschied von ihrem schönen Heim nahmen. In der Nähe des Brandplatzes fand man in der Erde vergraben Keks und Zigaretten und andere Gegen- stände, die von dem Brandstifter in dem Haus entwendet wurden, ehe er, um den Diebstahl zu verbergen, den roten Hahn aufs Dach setzte. Die gestohlenen Genußmittel waren zu einem Teil in einem Koffer vervackt. der seinerzeit bei

dem noch unaufgeklärten Einbruch' in der Kantine des Normannia-Platzes entwendet wurde. Dieser Fund hat auf eine Spur geführt, die zurzeit verfolgt wird.

Bietigheim, 26. August. Auf der Suche nach Wasser. Am Freitag weilte auf Veranlassung der Stadt­verwaltung Studienrat K n ö d l e r - Heilbronn hier, um im Gelände beim Brandholz neue Quellen und Wasseradern festzustellen. Es ist dem bekannten und erfolgreichen Ruten­gänger gelungen, mehrere große Wasserzüge, von denen eine reiche Ausbeute zu erhoffen ist, aufzufinden. Hernach wurden die Versuche in den Auwiesen fortgesetzt, woselbst die Rute ebenfalls stark zuschlagen" begann, so daß auch in diesem Gebiet mit großen Wafferläufen, die unabhängig von der Enz sind, gerechnet werden kann.

Backnang, 26. August. Den Tod auswärts ge­sucht. Seit letzten Donnerstag früh hat sich ein beliebter Mitbürger, H. L., von zu Hause entfernt und andern Tags in einem Briefe mitgeteilt, daß er in seiner Heimatstadt Nördlingen aus dem Leben scheiden wolle. Die dortige Polizei wurde von diesen Mitteilungen verständigt. Nun ist am Sonntag von Nördlingen die Meldung eingegangen, daß der Unglückliche am Sonntag morgen zwischen Har­burg und Donauwörth von der Bahnkontrolle tot aufgefun­den wurde. Sein Leichnam wird in Nördlingen beigesetzt.

Göppingen, 26. August. Tödliches Motorrad­unglück. Auf der Straße von Ebersbach nach Reichen­bach fuhren gestern abend ein Motorradfahrer namens Wild von Ebersbach und ein Personenkraftwagen aus Reichenbach so heftig zusammen, daß ersterer schwer ver­letzt ins Bezirkskrankenhaus eingeliefert werden muhte, wo er inzwischen seinen Verletzungen erlegen ist.

Geislingen a. Kk 26. August. Töd? tt u r z

beim Klettern. Gestern nachmittag stürzte ein Tourist von einem Felsen im Roggental ungefähr 40 Meier tief ab und blieb schwer verletzt unter einer großen Buche liegen. Durch herbeieilende Spaziergänger wurde er geborgen und durch Mitglieder der Sanitätskolonne ins Krankenhaus ver­bracht, wo er ohne das Bewußtsein wiedererlangt zu haben, nach einigen Stunden verschied. Der Verunglückte ist etwa 22 bis 24 Jahre alt und anscheinend Feinmechaniker- In seinem Besitz befand sich eine Sonntagsrückfahrkarte Stutt­gartGeislingen. Sein Taschentuch ist mit H. D., ein Pro­viantsäckchen mit M. D. und ein Küchentuch mit K. H. ge­zeichnet: er trug eine blaue Baskenmütze. Der Adgesiürzte soll Dangelmaier heißen.

Alm, 26. August. Betrug beim Pferdehandel. Der schon mehrfach vorbestrafte ledige Pferdehändler Emil Daferner in Obertürkheim wurde vom Amtsgericht Ulm

_Dienstag, 27. August 192g.

wegen Betrugs im Rückfall unter Zubilligung 'mildernder Umstände zu 4 Monaten Gefängnis verurteilt. Er entlehnte von einem Bekannten namens Müller in Oberurbach 500 -Zt, um ein Pferd zu kaufen. Am 19. März erstand er ein solches aus dem Ulmer Pferdemarkt von dem Domänepächter Schil­ling in Reußenstein für 760 -4t gegen 380 -4t Anzahlung und Restzahlung nach 14 Tagen. Er stellte das Pferd bei Müller in Oberurbach ein, konnte es aber nicht so, wie ge­wünscht, veräußern, so daß es 67 Wochen bei Müller stehen blieb, ohne daß Daferner Futtergeld bezahlte. Um zu seinem Geld zu kommen, verkaufte Müller den Gaul weiter. Schilling hatte das Nachsehen und wurde um den restlichen Kaufpreis von 380 Mark geschädigt, da bei Daferner nichts zu holen ist.

Ulm, 26. August. Siedler-Versammlung. Am Sonntag fand im Kasinosaal eine vom kath. Caritasverba id eingeladene Versammlung von Interessenten für eine Sied­lung im Osten statt. Dr. Schaufler- Berlin führte aus, daß der Caritasverband sich der seit dem Krieg wieder mehr hervortretenden Siedlungsfrage angenommen habe. Infolge der Uebersteuerung und der hohen Löhne rentiere sich der Großgrundbesitz im Osten nicht mehr. Dagegen könne sich ein junger Bauer, der keine fremden Arbeiter braucht, selbst kräftig Hand anlege und eine tüchtige Bäuerin mitbringe, auf einer Siedlung von 2060 preuß. Morgen (1 pr. M. gleich 25.5 Ar) für sich und seine Kinder eine Existenz schaffen. Caritasdirektor Dr. Straubinger teilte mit, er könne auf Grund eigener Besichtigung versichern, daß die Siedlungsverhältniffe namentlich im Osten des Reichs, wo jetzt viele große Güter zerstückelt werden, viel angenehmer seien als in Amerika und Kanada. Im Osten und Norden könnten 100 000 Bauern angesiedelt werden mit Dollstellen von 5060, Mitttelbauernstellen von 30-40, Handwerkerstellen mit 1015 und Landarbeiterstellen mit 510 Morgen.

Kein Bahnhofbau in Ulm

Zu der in mehreren Tageszeitungen veröffentlichten Mitteilung aus Ulm, daß der dortige Bahnhof umgebaut werde, daß hierfür 5 Millionen Mark vorgesehen leien und die Arbeit als dringlich bezeichnet sei. teilt die Reichs- bahndirektion Stuttgart mit: Pläne und Kosten­voranschläge für einen Umbau des Bahnhofs Ulm liegen zur Zeit nichtvor Die Frage, ob in absehbarer Zeit eine Erweiterung der Ulmer Gleisanlagen in Angriff genommen werden kann, ist noch durchaus offen.

Gegenüber den in den letzten Tagen in der Oeffentlich- keit von verschiedenen Seiten geäußerten Wünschen nach dem Umbau oder Neubau von Empfangsgebäuden ausi Bahnhöfen bedauert die Reichsbahndirektion darauf Hin­weisen zu müssen, daß sie genötigt ist, die für Bauten ver-! fügbaren Mittel im Interesse der Sicherheit und Schnellig­keit des Verkehrs für betriebsnotwendige Bauten zusam­menzufassen. Sie ist deshalb bis auf weiteres nicht iw der Lage, erhebliche Mittel zur Erfüllung örtlicher, wenn^ auch an sich durchaus begreiflicher Wünsche nach Verbes-j erung oder Verschönerung der Empfangsgebäude oder ihrerj Einrichtungen aufzuwenden.

Rommelsbach OA. Tübingen. 28. August. Die Motorradraserei. Abends fuhr ein hiesiger junger Mann mit einem Motorrad auf der Reutlinger Straße dem Dorf zu. Am Ortseingang verlor er die Herrschast über das Rad und stürzte. Bewußtlos mußte er heun- getragen werden.

Diberach, 26. August. Todesfall. Nach längerem Leiden ist Kunstmaler Karl Gnant im Alter von 59 Jahren gestorben. Seine Arbeiten in Dekorationsmalerei fanden besondere Beachtung.

Pforzheim. 26. August. Selbstmord. Am Sams­tag nachmittag hat man in einem Garten hinter dem Friedhof einen in den vierziger Jahren stehenden Fabri­kanten erhängt aufgefunden.

Ovenhausen OA- Laupheim, 26. August. Motor­radunfall. In der Nacht zum Sonntag verunglückte der Motorradfahrer Hans Büchsenmann auf der Heimfahrt von Schwendi einige hundert Meter vor dem Dorf. Sein Zustand ist bedenklich.

Braunenweiler OA. Saulgau, 26. August. Einbruch. In der Nacht hat ein Dieb dem hiesigen Rathausgebäude einen Besuch abgestattet. Im Rathaüszimmer erbrach der Dieb ein kleines Holzkästchen und entnahm aus einem ver­siegelten Briefumschlag den zweiten Schlüssel zum Kaffen- schrank der Gemeindepflege. Er nahm ferner den an einem Bücherregal hängenden Schlüssel zum Transformatorenhaus und einen weiteren Schlüssel, der zur Registratur bestimmt ist. Als Täter kommt zweifellos ein Mann in Betracht, der tags zuvor bei dem anwesenden Ortsvorsteher nach dem Lehrer fragte und dann versprach, später wiederzukommen.

Der Flugtag in Böblingen

Böblingen. 26. August.

Am gestrigen Sonntag veranstaltete der Württ. Lust­fahrtverband bei günstigem Flugwetter einen Flugtag, der durch eine wohldurchdachte Organisation eine tadellose Ab­wicklung und Bewältigung des starken Verkehrs ermög­lichte. Walter Spengler, der, wie auch Well e'r, schon das Programm des Bormittags in der Hauptsache bestritt, eröffnete um 3 Uhr den Reigen der Kunstfiüge vor mehr als 5000 Zuschauern. Er meisterte seine Maschine mit be­wundernswerter Sicherheit. Zwei Segelflugzeuge gaven ein Schulbeispiel. Auf einer Klemm-Maschine tummelte sich Weller mit höchster Geschicklichkeit, bald hoch, bald rief, nur meterweit über der grünen Fläche. Die Europaflirger Siebe l, Lusser, Poß, Kirsch und Hagenmeyer mit ihren siegreichen Klemm-Maschinen entboten unter den Klängen des Deutschlandliedes ihre Grüße aus Fliegerart. Mit Spannung wurden die Fallschirmabsprünge der Hsdy Schumann und Krause verfolgt. Fluglehrer SpeNg- l e r zeigte weiterhin eine staunenswerte Beherrschung seiner Maschine beim Rammen und Einfangen des Ballons, so­wie beim Einholen und Abwerfen der Postsäcke. Voller Achtuna muß der Leistung der Piloten Häuptmann 3 "9' wer, Spengler und Weller gedacht werden, die aus Klemmleichtflugzeugen mit stehendem Propeller im Segei- flug elegant zum Gleitflug ansetzten und landeten. Wog Hirth zeigte sich beim Ballonabschießen wie auch beim Ballonrammen als gewandter Flieger. Rundflüge wurden den ganzen Tag über durchgeführt. Am Abend kamen dann noch die ganz Glücklichen vom Flugtag daran, me bei der Auslosung einen Freiflug gewannen. Ein Flieger­ball in der geschmückten Flughalle unter Mitwirkung der Musikkapelle der Polizeiwehr Stuttgart zu Ehren der Europaflieger beschloß den Flugtag. , , .