Seite 4 Nr. 199

Nagolder TagblattDer Gesellschafter"

Montag, 26. August 1929.

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Line Familie an Pilzvergiftung gestorben. In dem pol­nischen Radzyn starb die sechsköpfige Familie des Landarbei­ters Hatuschsewitz nach dem Genuß von frischen Pilzen.

Von Granaten getötet. Während einer Schießübung der lettischen Artillerie bei Dünaburg platzten zwei Geschosse an einem Waldrand, wo sich etwa 40 Personen aufhielten, um Granatsplitter aufzulesen. Zwei Frauen wurden ge­tötet, zwei schwer verletzt.

Abgestürzt. Bei der Besteigung der Aiguillesspitze (2200 Meter) sind zwei französische Alpinisten abgestürzt und schwer verletzt worden. Von zwei spanischen Bergsteigern ist der eine bei der Besteigung des Schieferfelsens über dem Lautarettunnel ausgeglitten und abgestürzt. Er war so­fort tot.

Fälscherwerkstatt in Marseille. Die Polizei in Marseille hat eine Fälscherwerkstatt ausgehoben, in der seit 1924 Echatzscheine der nationalen Verteidigung im Wert von 45 Millionen Franken, für mehrere 100 000 Franken Brief­marken, gefälschte Zinsscheine, Pässe, Kriegsbeschädigten­ausweise usw. in großer Anzahl angefertigt worden sind. Zwei der Fälscher, darunter ein früherer Sänger der Oper, wurden verhaftet.

Blutige Zusammenstöße in Jerusalem. Wie aus Jeru­salem gemeldet wird, haben die gespannten Beziehungen zwischen Arabern und Juden eine weitere Verschärfung er­fahren. Es kam zu einem mehr als zwei Stunden an­dauernden Straßenkampf zwischen Arabern und Juden, in dessen Verlauf neun Juden und drei Araber getötet wurden.

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Sonnenstrahlen in der Großstadt. Es ist bekannt, daß die günstige Wirkung der Höhenluftkurorte in den Alpen nur eine Folge der starken ultravioletten Strahlung der Sonne Ist. Diese Strahlen werden von der dichtern Lufthülle über den tiefer liegenden Gebieten verschluckt, lieber den großen Städten wird diese Wirkung noch besonders verstärkt durch die der Luft bei gemischten Rauch- und Staubmengen. Zur Prüfung dieser Ansicht haben jetzt im Juni K. Büttner und E. Sutter gleichzeitige Messungen ausgeführt, einerseits im Mittelpunkt Berlins, im Institut für Skrahlenforschung, an­derseits außerhalb der Stadt am Meteorologischen Observato­rium in Potsdam (das außer bei nördlichen Winden frei von Störungen durch Rauch ist). Als besonders geeignet wurden die Spektralgebiete Ultraviolett, Blaugrün, Gelb und Ultra­rot ausgewählt und lichtelektrisch gemessen, sowie außerdem auch die gesamte Wärmestrahlung der Sonne. Die Beobachter fanden, daß die direkte Sonnenstrahlung in allen diesen Spek­tralgebieten, besonders auch im Ultraviolett, durch den Ranch und Dunst der großen Stadt gleichmäßig um etwa 20 v. A. herabgedrückt wird. Sie fassen ihre Ergebnisse folgender­maßen zusammen: .Die vielfach verbreitete Ansicht, daß das Ckrahlungsklima der Großstadt besonders arm an physiologisch wirksamem Ultraviolett sei, bestätigt sich also nach diesen Ver­suchen nicht."

Danzail Die Besatzung und die Fahrgäste des Luftschiffs »Graf Zeppelin" sind bei ihrer Fahrt über Japan und der Bandung in Kasumigaura allüberall mit vieltausendstimmi- igem Banzai begrüßt worden. Das Wort setzt sich aus einem ^chinesischen und einem japanischen Bestandteil zusammen. Das chinesische ban ist die Aussprache der sogenannten Nmoy-Mundart des chinesischen Zahlworts fürzehntau­send", das in anderen Mundarten mit anderen Lippenlau­fen anlautet (in Peking wan, in Kanton man): im Japani­schen, das überhaupt alle Zahlen über zehn nur chinesisch ousdrückt, hat die erstgenannte Form im Gegensatz zu dem vuch benutzten Wort man meistens die unbestimmte Bedeu­tungsehr viel". Da die zweite Silbe zai (mit stimmhaftem s im Anlaut gesprochen) japanisch soviel heißt wieLebens­jahr", besagt demgemäß Banzai nichts anderes alsZehn­tausend Jahre" (wünschen wir Ihnen). Natürlich ist diese ursprüngliche Bedeutung, in welcher entsprechend der sprich­wörtlich gewordenen ostasiatischen Höflichkeit eine ganz Keine Uebertreibung steckt, mit der Zeit vollkommen ver­blaßt; jetzt enspricht der Ruf nur noch einfach unseremHoch, -Hurra". In Europa gibt es derartige Lebehochrufe in dem französischen Vive, dem italienischen Evviva und dem magyarischen Eljen (er möge leben!"). International ver­breitet ist nur das Wort Hurra, das wie manche andere militärische Ausdrücke aus der Türkei durch slawische Ver­mittlung nach Europa gekommen sein soll. Dann hätte es bie Bedeutung:Der Feind werde geschlagen; man schlage ihn!"

Turnen und Sport

Beim Jugendturntag

des Unteren Schwarzwald-Nagoldgaues in Höfen a. Enz errang der Turnverein Nagold im Siebenkampf Emil Stikel den 11. Preis, im 4-Kamps Alfred Fortenba­cher den 16. Preis, im Merkampf Jahrgang 1915: Wil­helm Maisch den 26. Preis. 4 mal 100 Meter-Staffel TV. Nagold und Rohrdorf unter 11 Bewerbern den 4. Preis.

Freundschaftsspiel Rohrdorf I Hirsau 1 2:7

Das zwischen den I. Mannschaften Hirsau-Nohrdors heute auf dem neuen Spielplatz ausgetragene Freundschaftshandball­wettspiel endete mit einem Sieg Hirsau's 2:7. Gespielt wurde beiderseits flott. Anschließend trügen die Nagolder Schüler-- maunschafteu mit den hiesigen Schülern ein Spiel aus, das zu Gunsten der Nagolder, die den Rohrdorfern körperlich über­legen waren, 1:6 aus ging.

Fußball.

Horb 1 Nagold 2, 3:3 (1:2).

Zu einem Freundschaftsspiel fuhr die 2. Mannschaft von Nagold nach Horb und konnte dort in einem durch­weg anständig ausgetragenen Kampf ein ehrenvolles Un­entschieden erzielen.

Altensteig Jugend Nagold B-Jugend 3:6.

Die Altensteiger Jungen machten ihre Niedrlage im Vorspiel auf hiesigem Platze wieder gut. Wohl war ihre Ueberlegenheit nicht so groß wie das Ergebnis vermuten lasten könnte, im Gegenteil, Nagold drückte sehr oft beän- stigend. Das zerfahrene Spiel der Nagolder auf der einen und der große Eifer auf der Altensteiger Seite verhalf aber den wackeren Jungens von A. zu dem einwandfreien Sieg.

*

Paul Samson-Körner schwer verunglückt. Bei dem Zusammen­stoß eines Personenkraftwagens und einer Kraftdroschke auf dem Kaiserdamm in Berlin wurde der Boxer Paul Samson-Körner, der den Personenkraftwagen selbst führte, am Oberkiefer fo schwer verletzt, daß er einem Krankenhaus zugeführt werden mußte.

Neuer ßHhenrekord. Der französische Flieger Burtin, der vor kurzem den Welthöhenrekord mit 1090 Kilo Belastung ge­schlagen hat, hat am 23. August über dem Flugplatz Tcmsswd- Le Noble mit SO Kilo Belastung die Höhe von 9500 Metern er­reicht. Den bisherigen Rekord hatte der Flieger Schienzinger seit Oktober 1928 mit 9190 Meter Höhe tun«..

Handel und Verkehr

Keine Meizenausfuhr aus Rumänien. Gute Maisernte

Obgleich der Weizen durch den strengen Winterfrost stark ge» litten hat, kann die diesjährige Ernte in Rumänien als eine gute Miitclernte bezeichnet werden. Doch mußte ein großer Teil der Weizenanbaufläche im Frühjahr umgepslügt werden. Die Weizen- erntz wird daher knapp für den Jnlandbedarf ausreichen. Rog­gen und Hafer und namentlich Gerste bringen eine sehr gute Ernte, zusammen 247 000 Wagen Ausfuhrüberschuß im Wert von 11750 Millionen Lei (30,55 Millionen Mark). Dazu kommt ein Ausfuhrüberschuß der Maisernte von 130000 Wagen. Der Geiamtausfuhrüberschuß wird aus 377 000 Wagen im Wert von 20 250 Millionen Lei (52,65 Millionen Mark) angegeben. Wegen der geringeren Qualität der rumänischen Getreideernte die Ware enthält wegen der rückständigen Bodenbearbeitung immer einen erheblichen Prozentsatz von Fremdkörpern wird es aber kaum möglich sein, den ganzen Ausfuhrüberschuß, der die rumänische Handelsbilanz mit einem Schlag wieder aktiv machen würde, unterzubringen. Schon deshalb nicht, weil Ru­mänien einen großen Mangel an Lokomotiven und Wagen hat. Natürlich muß wieder Deutschland aushelfen. Die rumä- ni'chs Regierung hat mit der Deutschen Reichsbahn ein Abkommen aus leihweise Ueberlassung von 100, nötigenfalls 300 Lokomotive« getroffen.

Gekreideüberschuß in Frankreich. Die diesjährige Getreideernte in Frankreich deckt nicht nur den Jnlandbedarf, sondern es bleibt eine erhebliche Ausfuhrmenge übrig. Die Landwirte beklagen sich aber, daß sie von der guten Ernte wegen des Tiefstands der Preise keinen Nutzen haben.

Rationalisierung in Oesterreich. Die Steyrwerk« legen einen großen Teil ihrer Automobilfabrik einig« Monate füll, um eine durchgreifende Rationalisierung des Betriebs auszuführen. Der Direktor hielt sich einige Zeit in Amerika auf. um für die Ratio­nalisierung Erfahrungen zu sammeln.

Mitteldeutscher Elektrozweckverband-Akkiengesellschaft. Die Ver­handlungen über die Verwandlung des Elektrozweckverbands Mit­teldeutschland in eine Aktiengesellschaft stehen vor dem Abschluß. Der Verband besteht aus 16 selbständigen Stromversorgungsunter­nehmen, deren elektrische Anlagen einen Gesamtwert von 30 Mil­lionen Mark haben. Dieser Wert soll nun auf ein Gesellschaftr- kapital von 20 Millionen zusammengelegt werden, außerdem

haben die beteiligten Städte 5 Millionen Aktien zu übernehmen. An der Aktiengesellschaft soll sich die Preußische Elektrizitäts-A.-G. und voraussichtlich die Vereinigte Elektrizitätswerke Westfalen G. m. b. H. mit einem Barzuschuß von 9 Millionen Mk. beteiligen.

Die Zuckerkredilbank AG., Berlin, hatte in ihrem 6. Geschäfts­jahr einen Umsatz von über 2000 Millionen Mark. Die Dividend» wurde wieder auf 12 v. H. festgesetzt.

Wieder ein Bankkrach. Die Bank Nauheim u. Eo. i« Darmstadt hat die Zahlungen eingestellt. Der Inhaber, Jakobi Guthmann, hat sich erschossen.

Die Staatsanwaltschaft hat in dem Zusammenbruch der Frankfurter Allgemeinen V e r s i ch e r u n g - A.-G. eine Untersuchung eingeleitet.

Die norwegische Reederei Christofser Wannervig in Oslo hat den Bankrott erklärt. Die Schulden sollen sich auf nahezu Ä Millionen Kronen (56 Mill. Mark) belaufen (?).

Täglich 8000 Ossenbarungseide. Wie eine von der Deutschen Handelskammer veranstaltete Umfrage ergeben hat, ergehen täg­lich etwa 90 000 Zahlungsbefehle, 35 000 Pfändungen, von denen 12 000 fruchtlos verlaufen, werden täglich vorgenommen und rund 8000 Offenbarungseide geleistet. Nichts beweist deutlicher, wie dringend notwendig ein Gläubigerausschuß durch Offenlegung der Listen ist.

Berliner Gelreidepreise, 23. August. Weizen märk. 23.8024.10, Roggen 19.1019.50, Braugerste 21.2023, Futter- und Jndustrie- gerste 16.7016.80, Hafer 16.8017.40, Mais 21.5021.70, Wei- zenmehl 29.5035, Roggenmehl 25.4028.25, Weizenkleie 11.50 bis 12.25, Roggenkleie 11.2511.50.

Würll. Edelmelallpreise, 24. August. Feinsilber Grundpreis 73.60, dto. in Körnern 72.60 G.. 73 60 B-, Feingold 2800 G., 2814 B.. Ausfuhrplatin 7.40 G-, 8.40 B.

Berlin, 24. August. Elektrolytkupser prompt cif Hamburg, Br« men. Rotterdam 170.75.

Bremen, 24. August. Baumw. Middl. Un. Stand, loco 20,94.

Märkte

Stullgarlec Obst- und Gemüsegroßmarkt. 24. August. Tafel­äpfel 1020; Schütteläpfel 35: Tafelbirnen 816; Johannis­beeren (rot) 1012; Preiselbeeren 3540: Mirabellen 1825; Pfirsiche 4555: Pflaumen 38: Reineklauden 1220; Zwetsch­gen 1015; Kartoffeln 34: Stangenbohnen 1520: Kopfsalat 48: Endiviensalat 610: Wirsing (Köhlkraut) 1012: Weiß­kraut. rund 1012: Rotkraut 1215: Blumenkohl 1550,- rot« Rüben 78; gelbe Rüben 68: Karotten, runde, 1 Bund 612; Zwiebel 89: Gurken, große, 1 Stück 820; Salzgurken 0.82.00; kleine Gurken 100 Stück 2535: Rettiche 515: Monatsrettiche» rote, 1 Bund 810: dto. weiße 12; Sellerie, 1 Stück 1020: To, maten 810: Spinat 1015; Mangold 810; Kohlraben 58»

Marktbericht der Stadtgemeinde Nagold

vom 24. August 1929.

Biehmarkt

Gattung:

Ochsen Stiere Kühe

Rinder u. trächt.

Kalbinnen

Schmalvieh

Handel gedrückt.

Schweinemarkt.

Milchschweine Läuferschweine

Zufuhr Stück: 2

Verkauft Stück:

260

338

260

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7,90 , Dinkel . . . , 9.009.20

8,95 Roggen , . 11.0013.0S

3,15 . Gerste .... 11.00-12.00

3,08 , Haber ... . 12.30

Wegen des Erntegeschäfts Zufuhr schwach, Handel leb­haft. Rege Nachfrage nach altem Weizen, Preise anziehend. Nächster Fruchtmarkt am Samstag, den 31. Aug. 1929.

Gestorbene: Goltl. Wein, Zimmermann, 49 I., Tonbach. Alfred Bayer, 3t I., Pfalzgrafenweiler. Matth. Kugler, 69 R., Höcschweiler.

Wetter

Einem schwachen Hochdruck über dem Kontinent stehen D« piessionen im Norden und Süden gegenüber. Unter ihrem Ein» fluß ist für Dienstag mehrfach bedecktes, auch zu zeitweiligen Ni« verschlügen geneigtes Wetter zu erwarten.