Seite 3 Nr. 195

Nagolder TagblattDer Gesellschafter

Mittwoch. 21. August 1929.

an den Niedergang des Jahres, an den Herbst gemahnt. So viele Leute wollen Heuer aus der Naturbeobachtung auf einen frühen Herbst schließen und in der Tat es darf nur einmal einen oder zwei Tage regnen, es braucht nur ein grauer Wolkenvorhang sich zwischen Sonne und Erde schieben und schon bietet eine trübe Natur einen freudlosen, ernüchterten, frühherbstlichen Anblick. So fällt unzeitiges Herbstgefllhl schon in eine Zeit, in der die Sieghaftigkeit des Sommers noch allein das Herrscher­wort behaupten sollte.

Untertalheim, 20. Aug. Das Unwetter am letzten Don­nerstag hat auch die hiesige Markung sehr schwer heimge­sucht und an Obstbäumen und in Getreidefeldern einen großen Schaden angerichtet. Die Gärtnerei des P. Mül­ler hat es besonders schwer getroffen. Zum größten Teil wurden die Frühbeetfenster zusammengeschlagen. Der Mllllersche Schaden wird sich auf etwa 400 Mark belau­fen. Das Weizenfeld, Hochdorf zu gelegen, liegt wie gewalzt am Boden. Der Schaden beträgt beinahe 100 Pro­zent. Es ist ein Glück, daß mit wenigen Ausnahmen, sämtliche Landwirte gegen Hagelschaden versichert sind, nur ist der Ertragswert um einige Hunderte Mark pro Hektar zu nieder versichert. Etwa 100 Geschädigte haben ihren Schaden bei der Nordd. Hagelversicherungsgesell- schast geltend gemacht. Leider bringt das Vernichten der Weizen-Ernte, die als gute Ernte zu rechnen gewesen wäre, den Landwirten noch mehr Schulden und trägt zu einer untragbaren Belastung sehr bei.

Calw, 20. Aug. Vom Bau der Kleinenztalstraße. Mit der guten Witterung der Sommermonate hat, wie wir im Calwer Tagblatt" lesen, der Neubau der Kleinenztal­straße große Fortschritte zu verzeichnen trotz verschiedener Hindernisse, welche die Arbeit hinauszögerten. Einmal war es der lange Winter, dann die Abfuhr des angefal­lenen Langholzes, ferner die Rücksichtnahme aus die Heu­ernte im oberen Kleinenztal, nicht zuletzt aber auch die Zuweisung nicht geeigneter Arbeiter verlangsamten die Ausführungen der Arbeiten. Mit intensiver Arbeit mußten alle diese Versäumnisse nachgeholt werden. Die Erdarbei­ten sind bis zur Brücke unterhalb des Enzhoses voll im Gange, so daß bereits über die Hälfte der Baustrecke des ersten Loses nahezu fertig ist. Die Brücke unter dem Enz- Hof ist ebenfalls fertiggestellt. Sie ist ein imposanter, dauerhafter Eisenbetonbau mit modernen Formen, der sich aber dem Landschaftsbild schön einsügt. In Angriff genommen und weit gefördert ist das zurückgelassene Straßenstück an der Würzbachmündung, verbunden mit der Kleinenzverlegung, welch letztere schon so weit ge­diehen ist, daß an die Betonierungsarbeiten der Uferbefe­stigung gegangen werden kann. Bis zur Enzverlegung ist die neue Straße vollständig fertig gewalzt und auch der Anschluß der Staatsstraße Calw-Calmbach voll hergestellt. Die Durchfahrt zur sog.Engen Brücke" wird schon viel benützt. Es fehlt nur noch der Durchbruch zur Höfen- Neuenbürger Straße, der sehr dringend ist, denn mit je­dem Tag steigert sich die Zahl der Autos und Motorräder sowie anderer Fahrzeuge. Im Laufe des Baues kamen auch allerlei Nebenarbeiten zum Austrag. So mußte zum Beispiel der Hauptstrang der Wasserleitung teilweise tie­fer gelegt werden, um einem Einfrieren derselben vorzu­beugen. Die Erbreiterung der Straße Calmbach-Höfen ist nun fertig.

. Ostelsheim OA. Calw, 20. August. DieHandabge- schnitten. Der 23 Jahre alte Heinrich Haug brachte beim Futterschneiden eine Hand in die Maschine, wodurch diese vollständig abgeschnitten wurde. Haug wurde in das Spital nach Weilderstadt verbracht.

Nexingen, 20. Aug. Ertrunken. Am Sonntag ertrank beim Schwimmen in Karlsruhe, wo er in Stellung war, der 24jährige Arthur Gideon, Sohn des Sigmund Gi­deon,zur Ratstube", hier.

Aus aller Welt

Deutsche Missionstätigkeit in China

DieevangelischeMission betätigt sich lebhaft in China und ist mit zahlreichen Organisationen vertreten, von denen einzelne vor etwa 75 Jahren ihre Wirksamkeit in China begannen. Es sind dies die Barmer Rheinische Mis­sion (Sitz Tungkun, Provinz Kwantung) und die Basler Mission in Hongkong (beide seit 1847). Weiter sind es der Allgemeine Evang.-Protestant. Missionsverein (Tsingtau), der Berliner Missionsverein, die 1885 bzw. 1887 sich nieder­ließen, und die Hildesheimer Blindenmission (Kayingtchu, Prov. Knangtung). Die Liebenzeller Mission (Tatung, Prov. Kweitschu) ist die verbreitetste. Sie hat 22 Niederlassungen. Zu erwähnen ist auch die Breklumer SchleswigHolstemer Evang.-Lutherische Missionsgesellschaft (Pakhoi in Kwang­tung). In Schunking und Kaischien in der Provinz Setsch­wan wirkt die Missionsstation des deutschen Frauen-Mis- sionsbundes u. a. Das protestantische Hospital- und Schul­werk (1913: 7000 männliche und weibliche Schüler in 250 Anstalten) war recht ausgedehnt und hat im Weltkrieg und später in den Bürgerkriegen nicht geruht. Der deutsche Mis­sionar, ob Katholik, ob Protestant, hat tapfer auf seinem Posten ausgehalten. Man rühmt ihm auch nach, daß er besser als der amerikanische sich in die chinesischen Gefühls­schwingungen und in Chinas Kulturformen einzuleben ver­stehe.

Auf katholischer Seite wurde China als Feld der Mönchsorden schon vom Missionspapst Innozenz IV. (gest. 1254) ins Auge gefaßt. Es waren vor allem die Franziskaner, die in China ihr Feld suchten. Unter ihnen waren von jeher fähige und zielbewußte Deutsche. Seit sich der koloniale und wirtschaftliche Blick Deutschlands auch auf Ostasien einstellte, widmete sich von den Missionsgenossen­schaften deutschen Ursprungs die Steyler Mission der Arbeit in China. Sie übernahm 1882 von den italienischen Franziskanern Südschantung als Missionsgebiet. Obwohl nur wenige Patres im Weltkrieg das Geschick der Auswei­sung traf, hat die Steyler Mission doch durch Unruhen und Hungersnöte stark gelitten. Aber nach dem Krieg erfolgte unverdrossen ein Neuaufbau. Mitte 1924 bereits beschäftigte die Steyler Mission wieder 63 europäische Priester, 14 Laien­brüder und 67 Steyler Schwestern: in 156 Schulen wurden an 3500 männliche und weibliche Zöglinge unterrichtet. Ein katholisches Vikariat besteht in Tsinanfu in der Provinz Schantung mit Zweigposten in Tsingtau. Katholische Mis­sionsanstalten, vor allem solche der Franziskaner, arbeiten ferner in Schantung in Jentschanfu, außerdem in den Pro­vinzen Huonan (Jungtschau). Kansu (Tsintschau), Schanfi (Schotschan) und Fukien (Schaowu).

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Ihnen stets neue Kundschaft zuführt.

Präsident hoover Ehrendoktor der Technischen Hochschule Karlsruhe. Die Technische Hochschule Karlsruhe ernannte Herbert Hoover, den Präsidenten der Vereinigten Staaten, auf einstimmigen Antrag der Bauingenieurabteilungin Bewunderung seiner weitblickenden und erfolgreichen In» genieurarbeit in allen Weltteilen" zum Doktor-Ingenieur ehrenhalber.

ep. Die Hauptversammlung des Guskav-Adolf-Vereins findet vom 15.20. September in Breslau stakt. Die Tagung wird Sonntag, 15. September, durch eine große Volksversammlung in der Jahrhunderthalle eingeleitek. Am Tag darauf finden in sämtlichen Breslauer Kirchen Jugend- Gottesdienste statt: am Abend ist allgemeine Begrüßungs­feier. Der 17. September ist den Arbeitsgemeinschaften ge­widmet, die in den Hörsälen der Universität tagen. Die Fest­predigt in der Elisabethkirche hält Oberkonsistorialrat Lic. Hecke! aus Berlin. Bei der Hauptversammlung am 18. September, die durch den Vorsitzenden, Geheimrat

cn""^torff, eröffnet wird, spricht Geheimrat

Aahlwes aus Berlin über die deutsch-evangelische Gemeinde in Südamerika. Auf einer zweiten Versamm­lung wird über das gemeinsame Liebeswerk beraten, zu dem außer einer Gemeinde in Polen und einer solchen in'Brasi- lien auch eine Gemeinde in Böhmisch-Kamnitz mit vorgeschlagen ist. Die Hauptversammlung im Jahr 1930 soll bekanntlich in Stuttgart stattsinden.

Der Schnitter Tod. Nicht weniger als 40 000 Personen starben im vergangenen Jahr in Deutschland eines gewalt­samen Todes. Darunter befanden sich 16 000 Selbstmörder und 4000 Ertrunkene. 2000 kamen ums Leben durch Unfall mit Kraftfahrzeugen, 1500 mit Pferdefuhrwerken, 1114 im Bergbau, 859 durch Eifenbahnunsälle, 484 im Maschinen­betrieb, 426 durch Motorradunfälle, 320 auf der Straßen­bahn, 300 durch Unfall mit dem Fahrrad, 7 durch Unfall im Flugzeug.

Selbstmord des Radierers Gara. Der 42 Jahre alte Maler und Radierer Arnold Gara in Dresden, der beson­ders als Illustrator im Ausland bekannt ist, hat durch Ein­atmen von Leuchtgas seinem Leben ein Ende gemacht. Als Ursache gibt er in einem hinterlassenen Briese Nerven- zerrüttung an.

Ein Mann in Frauenkleidern vor Gericht. Eine eigen­artige Szene spielte sich dieser Tag« im Verhandlungssaal des Essener Schöffengerichts ab. Ein 42 Jahre alter Kaffee­hauswirt hatte sich wegen verschiedener kleinerer Vergehen zu verantworten. Sämtliche Zeugen waren erschienen, nur der Angeklagte .fehlte". Nach der Aufforderung des Vor­sitzenden, den Angeklagten hereinzuführen, traten die Zeugen ab. Nur eine baumlange Person in eleganter Damentoilette blieb zurück und erklärte mit fester Stimme, sie sei der An­geklagte. Man war zunächst sprachlos vor Verblüffung. Der Vorsitzende erklärte jedoch entrüstet, mit einem An­geklagten, der in Frauenkleidern erscheine, könne nicht ver­handelt werden. Der Angeklagte erwiderte ihm, er fühl« sich in Frauenkleidern wohler als in Männertracht. DaS Gericht war jedoch anderer Meinung und nahm den An­geklagten in eine Ordnungsstrafe von 100 Mark. Die Ver­handlung wurde vertagt.

Letzte Nachrichten

Haltlose Gerüchte über Snowdens Absichten. Amtliche englische Feststellung.

Haag, 21. Aug. Von englischer Seite wird am Diens­tag abend entgegen den umlaufenden Gerüchten amtlich festgestellt, daß Schatzkanzler Snowden niemals die Ab­sicht gehabt habe, eine Ablehnung des Poungplanes her­beizuführen. Ebensowenig habe Schatzkanzler Snowden die Absicht, die Geltung des Dawesplanes wiederherzu­stellen. Die englische Abordnung habe vielmehr lediglich das Ziel verfolgtz innerhalb des Poungplanes gewisse Ab­änderungen im Interesse der englischen Forderungen her­beizuführen, ohne jedoch hierbei an die Grundlagen des Poungplanes zu rühren. Die Auffassung, daß England den Poungplantorpedieren" wolle, sei irreführend und entbehre jeder Grundlage.

Bevorstehende Sechsmiichte-Besprechung gemäß dem deut­schen Antrag.

Haag, 21. Aug. Zu heute nachmittag ist eine Besprechung der an der Besatzungsfrage beteiligten vier Mächte Deutschland, England, Frankreich und Belgien einberufen worden. Anschließend daran findet sodann um 5.36 Uhr eine Besprechung der sechs einladenden Mächte statt. Die Einberufung der Sechsmiichte-Besprechung ist auf den Schritt der deutschen Abordnung zuriickzufiihren, dem all­gemein für den weiteren Verlauf der Konfercnzverhand- lungen entscheidende Bedeutung beigemessen wird. Gemäß dem deutschen Antrag wird die Sechsmächtebesprechung grundsätzlich Entscheidungen über den weiteren Konfe- rcnzverlauf und über die Behandlung der großen politi­schen Fragen zu treffen haben.

Der Mörder des Heimwehrmannes Janisch verhaftet.

Wien, 20. Aug. Die Gendarmerie hat als Mörder des Heimwehrmannes Franz Janisch das Mitglied des Re­publikanischen Schutzbundes, Oskar Seidel, verhaftet. Aus­ser Seidel wurden noch drei Mitglieder des Republikani­schen Schutzbundes verhaftet, die an der Ermordung des Janisch beteiligt waren. Seidel gibt zu, den Janisch er­schossen zu haben.

Das FlugbootRomar" in Travemünde glatt gelandet.

Hamburg, 20. Aug. Das FlugbootRomar" ist nach seinem Langstreckenflug um 20.30 Uhr im Flughafen Travemünde gelandet. Bei dem Flug wurden fünf Länder überflogen und ohne Zwischenlandung eine Flugstrecke von 2680 Kilometern zurückgelegt.

Probeflug eines amerikanischen Eanzmetall-Luftschisfes.

London, 21. Aug. Nach einer Meldung aus Detroit hat dort das erste Ganzmetall-Luftschiff zum erstenmal einen Probeflug von 45 Minuten Dauer mit fünf Mann Besatzung durchgeführt. Das Luftschiff hat bei etwa 50 Meter Länge einen Durchmesser von rund 16 Metern und ist mit einer dünnen Aluminium-Kupfer-Legierung be­deckt. Zur Füllung ist Heliumgas verwendet worden. Als Antrieb dienen zwei Motoren.

Russischer Vormarsch am Amur.

London, 21. Aug. In Peking eingegangene Berichte des amerikanischen Konsuls in Charbin besagen, daß die chinesischen Truppen verschiedene Erenzstellungen im Hin­blick auf heftige Hebelgriffe russischer Vorhuten geräumt haben. Von russischer Seite sei der Amurfluß an verschie­denen Stellen überschritten und chinesisches Gebiet besetzt worden.

Weitere Zuspitzung der Lage in der Mandschurei.

London, 21. Aug. Die letzten Nachrichten aus Schang­hai sprechen von einer weiteren Zuspitzung der Lage. Ja­panische Truppen bewegen sich demnach in nördlicher Rich­tung entlang der südmanschurischen Eisenbahn, um für alle Notfälle bereitzustehen. Bedeutende chinesische Streit­kräfte wurden auf dem Marsch entlang der Tientsin Pukau Eisenbahn gesichtet. Fünf chinesische Schiffe ha­ben Anweisung erhalten, sich für den Transport chinesi­scher Truppen in Bereitschaft zu halten. Gleichzeitig ver­lautet, daß die Sowjetregierung China eine weitere War­nung zukommen ließ. Von chinesischer Seite wird bekannt­gegeben, daß bei den 414 Stunden dauernden Kämpfen in der Nähe von Da lai Nor an der Grenze zwei chine­sische Offiziere und 25 Mann getötet wurden.

Spill

Neuer Probeflua derRomar". Am Dienstag früh 3.40 Uhr stieg das von der Lufthansa für den Südamerikadienst angekaust« Großflugzeug Rohrbach-Romar zu einem zweiten Probeslug über die Nordsee nach England und Norwegen auf.

Der Schweizer Flieger Käser, der mit seinem FlugzeugJung Schweizerland" am Montag von Portugal zu seinem Ozeanflug i aufgestiegen ist, hat um 6 Uhr abends Greenwicher Zeit di»! Azcreninsel Terceira überflogen.

Handel und Verkehr

Berliner Dollarkurs, 20. August. 4.195 G-, 4.203 B,

7proz. Dt. Reichsanl. 1929 98.50.

Dt. Abl.-Anl. 52. > .

Dt. Abl.-Anl. ohne Ausl. 10.25.

Berliner Geldmarkt, 20. August. Tagesgeld 6.58.5, Monats». geld 9.25-10.25 v. H.

Privatdiskout: 7.125 v. H. kurz und lang.

Die Reichssteuereinnahmen im Juli 1929 betrugen m Millionen) Mark: für Besitz- und Verkehrssteuern 804,5, für Zölle und Ver- brauchsabgaben 334,4, insgesamt 1138,9. Für die Monate April bis Juli des laufenden Finanzjahrs stellen sich die Eingänge an Besitz- und Verkehrssteuern auf 2288,9, aus Zöllen und Ver­brauchsabgaben auf 986,6, zusammen also auf 3275Z. Der Vor­anschlag für das gesamte Finanzjahr betreägt 9325, so daß im ersten Drittel des laufenden Rechnungsjahres 167,2 mehr auf­gekommen sind, als das Drittel des Voranschlages beträgt. Da hierin Vorauszahlungen usw. enthalten sind, können Schlüsse auf eine etwaige Ueberschreitung des Gesamtaufkommens nicht gezogen werden.

Die Tariferhöhung der Reichsbahn. Die Reichsbahnverwal­tung teilt mit, daß die Frage der Tariferhöhung noch nicht ent­schieden sei. Bor dem 15. September sei eine Entscheidung nicht zu erwarten.

Amerikanische Schisfahrlslinien nach dem Schwarzen Rleer. Die Sowjetregierung hat mit der Ausfuhr-Dampfer-Gesellschaft in Neuyork einen Vertrag über die Eröffnung einer regelmäßigen Fracht- und Reiseverbindung zwischen Neuyork und den Häsen des Schwarzen Meers Odessa, Batum und Noworosstijsk ab­geschlossen. Der Dienst soll zweimal monatlich ausgeführt werden.

Der russische Gummitrusl hat mit der amerikanischen Syber- ling Rubber-Gesellschaft einen Vertrag für technische Hilfe zur Herstellung von Autoreifen abgeschlossen. Damit ist der 25. technische Hilfsvertrag zwischen Rußland und Amerika zum Ab­schluß gelangt. Die Hilfsoerträge bezwecken die Einrichtung von) einschlägigen Fabriken und Industrien in Rußland, wozu Amerika die erforderlichen Maschinen usw. liefert und das Unterweisungs­personal stellt. Anfangs wurden solche Verträge von Sowjetruß­land namentlich mit Deutschland abgeschlossen, immer mehr wendet sich der Rätebund aber in letzter Zeit an Amerika, wohl in der Erwartung, von dort nicht nur die dringend nötige große Anleihe zu bekommen, sondern die längst ersehnte politische An­erkennung zu erreichen.

Die Auslandsverkäufe der amerikanischen General Motors Lo die bekanntlich auch einen Teil der Opelwerke in Rüsjelsheim an sich gebracht haben, betrugen im zweiten Vierteljahr 1929 93 979 Kraftwagen gegen 80 533 in der gleichen Zeit des Vorjahrs.

Erklärung des Reichsaufsichtsamks zum Zusammenbruch der Frankfurter Allgemeinen

Das Neichsaufsichtsamt für Privatversiche­rung teilt mit, es habe von den Schwierigkeiten und ordnungs­widrigen Geschäften bei der Frankfurter Allgemeinen Versiche- rungs-A.-G. erst durch die Pressemeldungen Kenntnis erhalten, da die in Betracht kommenden Geschäfte weder aus der Bilanz, noch aus dem Geschäftsbericht, noch aus den dem Reichs­aufsichtsamt sonst einzureichenden Unterlagen erkennbar gewesen sei. In gleicher Weise sei der Aufsichtsrat der Gesellschaft >n völliger Unkenntnis über die tatsächlichen Verhältnisse gelosten worden. Zu einer Revision an Ort und Stelle habe bei der bis­her sich allgemein eines hohen Ansehens erfreuenden Gesellschaft kein Grund Vorgelegen. Die Verluste seien nicht aus dem ord­nungsmäßigen Bersicherungsbetrieb entstanden, sondern dadurch, daß die Frankfurter Allgemeine Versicherungs-A.-G. oder ihre Leiter an anderen Unternehmungen beteiligt waren, für welche die Leiter in unerlaubter Weise und in vollem Widerspruch zu dem Geschäftsplane Bürgschaften in über­aus großem Umfang und ohne Vorwisten des Aussichtsrats und des Reichsaufsichtsamts zu Lasten der Gesellschaft übernom­men haben. Den Ausbruch des Konkurses würde das Reichsauf­sichtsamt sowohl im Interesse der Versicherten wie auch der All­gemeinheit für bedenklich halten und daher zu verhüten suchen.

Vcrs,cherungs-A.-G. belaufen sich nach derFranks. Kg." ar 160 Millionen Mark, die größtenteils durch Außenwerte un sonstige Sicherheiten gedeckt sein sollen. Eine Abwicklung dies« Verbindlichkeiten dürste nur ganz allmählich möglich werden.

Die »igentlichen Verluste der Frankfurter Allgemein­werden vorerst auf 16 bi- 20 Millionen Mark geschätzt.

Direktor Sauerbrei verschwunden. Der Direktor der zusam- menaebrochenen Südweltdeutlchen Bank in Frankfurt a. M.. einer