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Nr. 114 -
Montag, den 18. Mai 1925.
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SS. Jahrgang.
5urchtbare3echerrkatastropebeiDortmimd
44 Bergleute getötet.
Dortmund, 17. Mai. Ein furchtbares Grubenunglück hat sich auf der Zeche Dorstfeld ereignet. Das Preußische Oberbergamt teilt zu dem Explosionsunglück mit: Bisher sind 1 Toter und 25 Verletzte geborgen. Etwa 30 Mann aus den durch die Explosion des Sprengstoffmagazins auf der Wettersohle gestörten Abteilungen sind noch vermißt. Das Rettungswerk ist in vollem Gang, lieber die Ursache der Explosion und ihre ganze Ausdehnung ist noch nichts festgcstellt. Die Zeche Dorstfeld hat, wie der Berichterstatter der Tcl.-Union erfährt, das Gesteinsstaub- Verfahren in vollem Umfange als erste Zeche des hiesigen Reviers eingcführt. Die Belegschaft ist mit elektrischen Grubenlampen ausgerüstet. Die Nettmigsleute von der Zeche Minister Stein waren die ersten, die kurz nach 6 Uhr am Unglücksort rintrafen und sofort einfuhren. Bald darauf trafen auch die Rettungsmannschaften von anderen Zechen und sämtliche Direkttonsmitglieder ein, ebenso ein Oberbcrgrat und ein Bergrat, die sofort einfuhren. Die Tore der Schächte 2, 3, 5 und 6 sind von einer riesigen Menschenmenge umlagert.
Nach den von der Verwaltung der Zeche Dorstfeld heute Abend hcrausgegebcnen Listen der Toten und Verwundeten der Explosionskatastrophe sind die Namen von 31 Toten und von 6 In den Krankenhäusern nachträglich verstorbenen Verletzten fest- gestellt. Außerdem ist noch ein unbekannter Verletzter verschieden. Es sind also 37 Tote fcstgestellt. Unbekannt sind noch weitere 7, sodaß die Zahl der Todesopfer nunmehr 44 beträgt. In den Krankenhäusern befinden sich 24 namentlich Festgestellte und ein unbekannter Verwundeter. Ein Steiger wird noch vermißt. Man
vermutet, daß er sich noch im Schacht unter den Trümmern befindet. Sollte diese Vermutung zutreffcn, so würde sich die Zahl der Toten endgültig auf 45 erhöhen.
Die Teilnahme des Reichskanzlers.
Köln, 17. Mai. Wie die Tel.-Union von amtlicher Seite erfährt, hat der Reichskanzler sofort nachdem ihm die Meldung von dem Grubenunglück auf der Zeche Dorstfeld bekannt wurde, gestern Abend den Angehörigen der Opfer durch die Bergbaubehörden seine innigste Teilnahme übermitteln lassen.
Hindenbnrgs Beileid.
Berlin, 18. Mai. Anläßlich des Grubenunglücks bei Dortmund hat der Herr Reichspräsident an das Oberbergamt Dortmund folgendes Telegramm geschickt: Der schwere Unglücksfall, der die Zeche Dorstfeld betroffen hat, und so vielen braven Bergleuten das Leben nahm, hat mich auf das schmerzlichste bewegt. Ich bitte, den Hinterbliebenen der Verunglückten und den Verletzten ineine wärmste Teilnahme zu übermitteln, v. Hinden- burg.
Der Reichsarbeitsminister an den Betriebsrat.
Berlin, 18. Mai. Anläßlich des Grubenunglücks bei Dortmund hat der Reichsarbeitsminister folgende Beileidsknndgebung erlassen: An den Betriebsrat der Zeche Dortstseld bei Dortmund. Tief erschüttert von dem entsetzlichen Unglück, das eine so große Zahl Ihrer Kameraden in der Vollkraft ihrer Jahre dahingerafft hat, spreche ich Ihnen allen mein wärmstes Beileid aus. Ich bin überzeugt, daß alles geschehen wird, um die durch Unglück hervorgerufene Not zu lindern. Dr. Brauns.
Die Iahrtausendfeier der Rheinlands.
Die Eröffnung der Sahrtausend- Ausstellung der Rheinlande.
Köln 17. Mai. Der Festalt zur Eröffnung der großen Jahr- tausendseier-Ausstellung der Rheinlande in Köln fand gestern in der Riesenhalle auf dem Köln-Deutzer Meßgelände in Anwesenheit von Vertretern der Reichs- und Staatsregierungen, sowie der Spitzen der Provinzial- und städtischen Behörden statt. Der Festakt wurde eröffnet durch eine wirkungsvolle Ansprache von
Oberbürgermeister Dr. Adenauer
„Stromauf, stromab, in den Städten, in den Flecken und Dörfern. in den stillen Waldgebirgen, im brausenden Lärm der Industrie, in den lieblichen Seitentälern unseres Stromes, überall Jahrtausendfeier! Nur wer die Stürme miterlebt hat, die in den letzten Jahren über das Rheinland dahingegangen sind, nur wer gefühlt hat, wie die Erde unter uns, wie unsere Heimaterde bebte, nur der empfindet, was cs heißt, um Heimat, Bosks- 1«V und Vaterland zittern zu müssen, nur der kann ermessen, und verstehen, was die Jahrtausendseier uns Rheinländern ist, wie sie uns aus dem Innersten, aus tiefstem Herzen kommt, die Feier seelischer Vertiefung und Erhebung, die Feier rheinischen Deutschtums. Dem rheinischen Deutschtum ist auch die Schau gewidmet, deren Eröffnung wir heute festlich begehen. Ein Jahrtausend rheinischer Geschichte, rheinischer Kultur will sie -eigen in Bildern und Ausschnitten, denn unmöglich ist es, das 'pulsierende Leben eines Jahrtausend in seiner Vollständigkeit darzulegen. Herzlicher Dank gebührt außer den treuen Mitarbeitern auch vor allem der Rcichsrcgierung und der preußi- jschen Staatsregierung, allen ihren Organen für ihre besonders .tatkräftige Unterstützung und auch den übrigen Regierungen der Länder am Rhein, Bayern, Baden und Hessen und nicht an letzter Stelle den kirchlichen Behörden für ihr alle Erwartungen Lbertresfendes Entgegenkommen. Grüße rufe ich hinüber vom Rhein zur Donau, von Köln nach Wien zu unseren Brüdern in Oesterreich. Viele Jahrhunderte waren sie politisch mit uns eins, sie, die kulturell und geistig immer mit uns verbunden bleiben werden. Glaubt unseren Altvordern, danket ihnen und gelobt ihnen, deutsch zu sein wie sie, frei zu sein wie sie."
Der Redner schloß mit einem Hoch aus die rheinische Heimat und das deutsche Vaterland.
Reichskanzler Dr. Luther
nahm hieraus das Wort, um die herzlichsten Wünsche sür die Ausstellung und die herzlichsten Grüße aus dem übrigen Deutschland zu überbringen. Er führte aus:
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich bringe »Ihnen die herzlichsten Wünsche für die Ausstellung, die heute «rössnet wird. Ich darf sprechen namens des Herrn Reichs- vrlchdcnten (lebhafter Beifall und Händeklatschen), der mich be- wndcrs beauftragt hat, seine aufrichtigen Wünsche zu übcr- vringen, und ich darf sprechen nicht nur namens der Reichs- rcgierung. sondern auch namens der Länderregierungen, die lum Rhein gehören. Als die Reichsregierung ihre Aufmerk- «mkeit den im Entstehen begriffenen Veranstaltungen dieses Wahres am Rhein zuwandte,
4a durste erwartet werden, daß die Eröffnung der Ausstellung in Köln in Gemäßheit der Bestimmungen des Vertrags «on Versailles aus einem von fremder Besatzung freien Boden erfolgen würde.
»^behr richtig!) C,e wissen, daß diese Erwartung entlauf Worden ist. Es muß immer und immer wieder ausg ' derden. daß das deutsche Volk einen berechtigten An
rauf hat, daß die erste Rheinlandzone den Vertragsbestimmungen entsprechend geräumt wird. (Ueberaus lebhafter Beifall und Zurufe: Sehr richtig! Aber bis zum heutigen Tage sind wir noch immer nicht einmal in Kenntnis der Beanstandungen. die gegen Deutschland erhoben werden, um die Nichträumung zu begründen. (Hört! Hört!)
Wir müssen ^ies sestftellen voll tiefer Bitterkeit, zumal am heutigen Tage, wo hier rin Werk eröffnet wird, das bestimmt ist, dem Friede., im besten Wortsinne zu dienen.
Denn, wie kann man wohl besser dem Frieden dienen, als wenn man dev inneren Wert eines Volkes dadurch steigert, daß man ihm die Lebendigkeit seiner Kultur, das Werden seines Volkstums vor Augen hält? Solches -'aber ist der Zweck der Ausstellung und der Zweck dieser Ausstellung ist auch, mitzu- arbeiteu am Wiederaufbau des deutschen Vaterlandes. Ein Wiederaufbau ist ja doch nicht möglich, wenn nicht auch die seelischen, die inneren Werte eines Volkes wiederum gesteigert werden. Der Mensch ist ja doch keine Produktionsmaschine. Nur wenn der Anschluß gesunden ist an die großen Werte, die jedes Volk sich in seiner Geschichte erarbeitet hat, wenn der Anschluß gefunden ist an das, was lebendig ist in Religion, Kunst und Kultur, wird auch die Grundlage gegeben sein für dauerhaftes und segenbringendes wirtschaftliches Schaffen. Was in sozialem Sinne das Rheinland, der rheinische Anteil am deutschen Volke sür ganz Deutschland bedeutet, ist aus beredtem Munde direkter schon geschildert worden. Ich mochte nur hinzu- miiaen, daß vom übrigen Deutschland aus die Gefühle und Gedanken sich immer zum Rhein wenden.
Wenn wir davon sprechen, daß der Rhein ei« deutscher Strom ist, daß der Rhein der deutsche Strom ist, fo meinen wir damit nicht nur die geographische Tatsache, daß der Rhetnstrom in feinem wichtigsten Teil durch Deutschland fließt, sonder« wir meine» mehr.
Auch die anderen Deutschen, die in den Stromgebieten der Elbe und der sonstigen norddeutschen großen Ströme, auch die Deutschen, die im Stromgebiet der Donau wohnen, sie ave empfinden den Rhein auch als ihren Strom, denn die Geschichte der Rheinlande ist ein so starkes Glied im ganzen Werden Deutschlands. daß ganz Deutschland ein Recht hat auf den Rhein! (Bro.ro!) Dabei steht im Vordergründe des Empfindens das Willen von rheinischer Kultur in Geschichte und Gegenwart, von rheinischer Kunst. Aber immer mehr setzt sich auch das Wissen und die Erkenntnis in ganz Deutschland durch, daß die wirtschaftliche Entwicklung der Gegenwart eine ihrer fruchtbarsten Stätten gerade im Rheinland hat und daß das Wort vom Adel der Arbeit, das heute hier gesprochen wurde, gerade auch im Rheinlande im stärksten Maße zur Verwirklichung drängt. Das Rheinland, das uns immer vor die neuen sozialen Probleme stellt, die wir lösen müssen, um unseres Volkes willen, das ist ja auch das Rheinland, dem ich persönlich aus meiner Tätigkeit als Essener Oberbürgermeister so eng verbunden bin. Das ist ja der Zusammenhang, aus dem heraus ich wieder gern sage, daß das Rheinland meine zweite Heimat ist. (Bravo!) Wenn ich so zurütwenk« an di« trotz aller Schwere der Zeit so glücklichen Jahre, di« ich in den Rheinlanden verbracht habe, dann fällt mir immer wieder ein dies wundervolle Grutzworl, mit dem der Bergmann sich grüßt, dieses Glückauf! Das Wort, das zugerufen wird, nachdem er hineinfährt in die Erde, an die Arbeitsstätte und das besagen will, nun kommt glücklich wieder heraus ans Tageslicht! Dies ist ja auch der Weg unseres Volkes.
Mir streben empor zum Tage, zn« junge« TnSe und der Arbeit.
Tages-Spiegel.
Di« Eröffnung de» Jahrtausend-Ausstellung in Köln gestaltet» sich zu einer großen Kundgebung für das Rheinland. Ansprachen hielten unter anderen Reichskanzler Dr. Luther, preußischer Ministerpräsident Braun und Oberbürgermeister Dr.
Der Reichstag beschloß, die am 15. Mai fällig gewesene Einzahlung auf die Vermögenssteuer um einen Monat zu »er schieben.
Die Entwasfnnngsforderungen der Alliierten an Deutschland werden nach englischen Blättern schwer und reichhaltig seil «nd die Räumung Kölns noch in diesem Jahr ««wahrscheinlich machen.
Halbamtlich wird mitgetcilt, daß die Sitzung der Botschafter« konferenz aus Mittwoch nächster Woche festgesetzt w«rde.
Im österreichischen Nationalrat stellt« Außenminister Mataja eine Herabsetzung der Sichtoermcrksgrdühren für die Ein« reise von Deutschland nach Oesterreich in Aussicht.
Im Solituderennen errang in der Klasse de» Rennwagen der Sieger des Vorjahres, Merz ans Mercedes, wiederum de« Sieg.
In der Entwicklung unseres Volkes, im Wiederaufbau, im Dienst« des großen und wahren Friedens, dieser -Arbeit, rufe ich auch Ihnen zu: Glückauf!
Das Festmahl im Gürzenich
Köln, 17. Mai. J>» schönen ehrwürdigen Saale des Gürzenich fand gestern abend aus Anlaß der Eröffnung der Jahr« taufendausstellung ein Festmahl statt, Lei dem
Oberbürgermeister Dr. Adenauer
die Gäste willkommen hieß. Er wies auf die Tradition der Stadt Köln hin, zu der von altersher auch die Gastfreundschaft gehöre. Als er betonte, daß sein erstes Willkomm dem Kanzler des Deutschen Reiches und dem preußischen Ministerpräsidenten gelte, antwortete lebhafter Beifall. Der jetzige Kanzler sei früher als Oberbürgermeister der Stadt Essen ein alter Konkurrent gewesen. Jeden Rheinländer freue es, daß, wie der Kanzler heute selbst gesagt habe, nun das Rheinland seine zweite Heimat sei. Preußen sei in den letzten Jahren der ruhende Pol gewesen und das sei nicht zuletzt dem preußischen Ministerpräsidenten zu danken. Ein herzliches Willkommen gelte auch dem bayerischen, dem badischen und dem hessischen Ministerpräsidenten. „Sie vertreten Länder", so fuhr Dr. Adenauer fort, „die von der gleichen Last bedrückt sind wie wir. Und noch eins darf ich hinziifügen, was man auch draußen hören soll. Das Rheinland ist eines der ältesten Kulturgebiete. Das hat die Ausstellung, die wir eröffnet haben, von neuem bewiesen. Sie beweist, daß hier vor Jahrhunderten eine Bevölkerung gewohnt hat, die die Werke des Friedens, die Werke der Kunst verstand. Niemand ist, so wie wir davon durchdrungen, daß die Völker Europas zum Frieden kommen müssen, und niemand wünscht so sehr wie wir den Frieden für Europa, der nicht auf der Anzahl der Flugzeuge und der Giftigkeit der Gase begründet ist. Niemand weiß wie wir, daß das alleinige Fundament des Friedens, das heißt, ein Fundament, das christlichen und Klturvölkern selbstverständlich sein müßte. Gerade diese unsere Ueberzeugung berechtigt uns aber auch dazu, daß wie in Zukunft auch so frei sein wollen wie irgend ein Volk in Europa und daß wir keine Fesselung unserer Freiheit auf die Dauer ertragen können. Jede derartige Schranke dient in Wahrheit nicht dem Frieden, weil sie die friedliche Gesinnung untergräbt.
Wir find Franken, das heißt freie Männer, wir wollen wieder frei werden und frei bleibe«.
Dr. Adenauer kam dann nochmals ans die Ereignisse des Tage- zu sprechen und erklärte, daß er den Gedanken des rheinischen Museums freudig aufgreife. Dieses Kulturgut, das hier zusam- mengetragen sei, müsse zum Studium und zur Erbauung des gesamten Rheinlandes aufgcdaut werden, damit es allen zur Festigung in der Ueberzeugung des Wertes des rheinischen Deutschtums diene. An diesem Werk sei einig gearbeitet worden. Der Wunsch des besetzten Gebietes sei. daß diese Einigkeit erhalten bleiben möge und daß sich ihr zugcsellen mögen Recht und Freiheit nach außen, damit das Wort unserer Nationalhymne wahr werde: Einigkeit und Recht und Freiheit. In diesem Sinne trank Dr. Adenauer auf das Wohl des deutschen Vaterlandes.
Nach einer längeren Ansprache des preußischen Ministerpräsidenten Braun, nahm der bayr. Ministerpräsident Held das Wort. Er unterstrich die guten Beziehungen, die immer zwischen Bayern und der Stadt Köln bestanden hätten. Bayern strebe auch heute nach deutscher Einheit und Freiheit. Der badstch« Staatsminister Dr. HeLpach feierte den deutschen Rhoin. Der Zusammenhalt zwischen dem Rheinland« und Preußen sei ein Gebot der Geschichte und der Kultur»