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Nagolder TagblattDer Gesellschafter"

Donnerstag, 15. August 1929.

Tübingen. 11. August. VerbandstagderWürtt. G e w e r b e v e re i n e und H a n d w e r k e r v e r e i n i- gungen. Der Verband Württ. Gewerbevereine und Hanowerkervereinigungen hält hier am Sonntag, den 13. September seine Hauptversammlung ab mit Vorträgen von Generalsekretär Dr. Meusch - Hannover überDas deutsche Handwerk und die Reichsgesetzgebung" und von Staatsrat Dr. Hegelma , er überReich und Länder".

Grosselfingen in Hohenz., 11. Aug. ImTraumver- unglückt. Einem hiesigen Maurer träumte in der Nacht, er müsseabgerüsten". Er ging schlafend zum Fenster hinaus, um sich an die Arbeit zu machen, und siel etwa 5 Meter tief in den Hof seines Hauses hinab, wobei er sich erhebliche Verletzungen zuzog.

Söflingen, 11. August. Der Tod auf dem Lei- rungsmast. Der 21jährige Sohn Hermann des Weberei­obermeisters Braun, der beim städtischen Elektrizitäts- werk als Monteur angestellt war, hatte in Klingenstein nnen Hausanschluß zu machen. Durch den Regen war der Leitungsmast mit elektrischer Energie geladen, so daß der Verunglückte, als er mit den Steigeisen an dem Mast oben inkam, einen tödlichen elektrischen Schlag bekam. Er konnte erst nach dreiviertel Stunden aus seiner Lage befreit werden.

Aus Stadt und Land

Nagold, den 15. August 1929.

Es gibt keine Täuschungen des Herzens. Was das Ge­fühl uns sagt, ist alles wahr, wenn auch mitunter nur für einen Augenblick. ^ Kurz

Aufatmen

Wie das körperliche Leben vor allen Dingen eine Frage der Atmung ist, so hängt auch der Grad des geistigen Le­bens von einem gleichartigen Vorgang ab. Aufatmen heißt im Körperlichen wie im Geistigen einen tiefen Zug aus dem All tun. Für beides sind automatisch funktionie­rende Organe vorhanden, die bei richtiger Lebensart von selbst ihre Schuldigkeit tun. Daß unsere Lebensart die richtige sei, wird heute von keiner Seite behauptet. So haben wir daraus zu folgern, daß auch unsere Atmungs­organe körperlicher und geistiger Art nicht mehr das lei­sten, was uns innere und äußere Gesundheit verbürgt.

Kein Aufatmen ohne vorheriges Ausatmen. Dort setzt überhaupt die Wendung zum Besseren ein: Erst tief aus­atmen, Körper und Seele entgasen, entschlacken.

Für beides ist eine gereinigte Atmosphäre erforderlich. Zur Not tut es ein offenes Fenster. Aber bei dem offenen Fenster darf es nicht Tag für Tag bleiben. Mindestens einmal in der Woche brauchen Lunge und Seele einen entspannenden Ausflug, ein Ozon- und Aetherbad.

Wer sich dieser Naturpflicht entzieht, den sucht die Na­tur mit Siechtum innerer und äußerer Art heim. Miß­erfolge, Schicksalsschläge, Disharmonie sind Siechtumsfol­gen innerer Art. Werden sie nicht beachtet, so ist die wei­tere Folge: Ersterben. Die Bedeutsamkeit der Atmung führt also von selbst zur Wertung der richtigen Atmo­sphäre.Reine Luft" ist der höchste Ausdruck unseres wich­tigsten Anspruchs an das Diesseits. Reine Luft auch im Seelischen ist Voraussetzung für innere Tiefatmung, At­men heißt Lebensstoff hereinholen.

Da weder auf der Erde noch im Geistesleben überall reine Luft" vorhanden ist, so gebietet das Lebensinter­esse, sich darüber klar zu werden, welche Orte und Kreise uns lebenspendende Tiefatmung ermöglichen.

In innerer Beziehung können es nur solche sein, denen Gerechtigkeit und Wahrheit über alles geht. Alles Feige kriecht und schleckt also von neuem Staub. In Sphären der Unaufrichtigkeit und Inkonsequenz ist gesundes Auf­atmen ausgeschlossen. Solche Kreise gehen an sich selber zu Grunde. Wir sind schuldig, Kreise gereinigter Luft schaf­fen und bilden zu helfen. Nur der wächst über sich selbst hinaus, der sich in der Gemeinsamkeit mit anderen erlebt.

Unsere Heimat Nr. 8.

Die heutige NummerUnsere Heimat" stellt uns zu­nächst den Führer der altwürttembergischen Bauern im Bauernkrieg dar, Matern Feuerbacher, jenen besonnenen, ruhigen und gerecht denkenden Mann aus Großbottwar, von dem man eigentlich in weiteren Kreisen verhältnis­mäßig wenig wußte. Er ist es wert, daß man seine Be­rufung zum Bauernführer erfährt und von seinem Zug durch Württembergs! Land, bis die Böblinger Schlacht all diesen Hoffnungen ein grausames Ende bereitete.

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Wem gehört der Aeberhang? In vermehrtem Maß setzt jetzt die Obsternte ein. Da ist es zur Vermeidung von un­liebsamen Streitigkeiten wichtig, die geltenden gesetzlichen Bestimmungen über das sogenannte Ueberhangsrecht zu kennen. Nach § 911 des BGB. gelten Früchte, die von einem Baum oder einem Strauch auf ein Nachbargrundstück hinüberfallen, als Früchte dieses Grundstückes. Die Vor­schrift findet keine Anwendung, wenn das Nachbargrund­stuck dem öffentlichen Gebrauch dient. Diese Bestimmung hat jedoch keine Gültigkeit für den Fall, daß der Besitzer des Baums die Früchte herunterschüttelt. Die weit ver­breitete Meinung, daß der Nachbar von den überhängenden Zweigen eines Obstbaumes die Früchte abnehmen dürfe, ist falsch. Bei Beachtung dieser gesetzlichen Borschristen wird manche unnötige Streiterei mit ihren oft unangenehmen Folgeerscheinungen vermieden.

Kriegsgräberfürsorge. Dem Volksbund Deutscher Kriegs- gräberfürsorge, der in den letzten Jahren ein gutes Stück in seiner Arbeit vorwärts gekommen ist und bereits 55 der großen Sammetfriedhöse in Frankreich würdig ausgestaltete, ist es nunmehr gelungen, von der französischen Regierung auch die Genehmigung zum Ausbau der gemischten Fried­höfe zu erhalten. Untergemischten Friedhöfen" sind die­jenigen Friedhossanlagen zu verstehen, aus denen An­gehörige verschiedener Nationen, aber je in einem besonde­ren Teil, bestattet sind. Nachdem die Vorschläge des Volks­bunds von der französischen Regierung imemgeschränkt an­genommen sind, sollen di« Arbeiten aus einigen dieser Fried­höfe möglichst noch im Laus dieses Sommers ausgenommen werden. Da die Wetterführung der Arbeiten auf den übri­gen Friedhöfen nicht nur in Frankreich den Volks- bund sehr stark belastet, muß er sich noch mehr als bisher auf die Mitarbeit aller Kreise des deutschen Volks stützen können. Er hofft, daß die deutschen Städte sowie die gro­ßen Verbände, Vereine und Körperschaften sich dieser Aus­gabe mit besonderem Interesse annehmen. ^

Mötzingen, 11. Aug. Die Radler im Wettstreit. Es wäre nicht der rechte Eifer, wollte ein Verein sich nur be­mühen, schöne Feste zu feiern, sondern er muß es auch wa­gen, sich mit anderen Vereinen zu messen. Und dies tat der Radfahrerverein Mötzingen am letzten Sonntag. Bei Morgengrauen ertönte die Tagwache, und schon nach kur­zer Zeit waren 13 Fahrer und Fahrerinnen um ihr Ban­ner versammelt, um die weite Tour nach Mühlacker zum Radfahrerfest anzutreten. Der Weg führte sie über Edes­heim, wo bei ihrem Landsmann, Eärtnereibesitzer Schmet­tert ein 2-stündiger Aufenthalt stattfand, u. während dem alle Teilnehmer reichlich mit Blumen beschenkt wurden. In Mühlacker selbst errang sich der Radfahrerverein Möt­zingen bei starker Konkurrenz im Vlumenkorso Klasse A einen la-Preis, sowie den von der Stadt Mühlacker gestif­teten Fernfahrtpreis. Der weiten Entfernung entsprechend mußte man allzubald an die Heimfahrt denken. Heiter und fidel kam man abends halb 10 Uhr in der Heimat an. Hier wurden im Gasthof zum Rößle die errungenen Pokale kräftig eingeweiht. Leider verstrich allzu schnell die kurze Zeit des gemütlichen Beisammenseins und frohen Herzens trennte man sich, getragen vom Geiste echten Radsports, mit dem Wunsche, in Zukunft neue Siege und Lorbeeren an das Banner heften zu können. All Heil!

Bad Teinach, 11. Aug. Eine Rekordmeldung. Bad Tei- nach zählt zur Zeit 500 Kurgäste, d. h. so viele Fremde als es selbst Einwohner zählt.

Calw, 11. Aug. Vom Schnellzug überfahren Heß sich gestern mittag der in Pforzheim beschäftigte 16jährige Sohn des Schmiedmeisters Dennig aus Neuhausen. Er hatte sich bei Dennjächt auf den Bahnkörper der Nagold­bahn gelegt. Der Lokomotivführer, welcher im letzten Au­genblick die Gefahr erkannte, versuchte den Zug noch zum Stehen zu bringen, was infolge der hohen Fahrtgeschwin­digkeit jedoch erst zu spät gelang. Was den Jugendlichen in den Tod getrieben hat, ist nicht bekannt.

Calw, 13. Aug. Besuch von Wissenschaftlern. Vom 8. bis 12. September wird in Tübingen ein Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Vererbungswissenschaft abgehal­ten werden. Die Kongreßleitung wird am 10. September einen Ausflug nach Calw veranstalten, um das Anden­ken der hervorragenden Botaniker und Naturforscher Jo­seph und Karl Friedrich Gärtner (Vater und Sohn) zu ehren. Beide Gärtner sind hier geboren und haben ihren Wohnsitz, hier gehabt. Ihre biologischen Werke sind heute noch unübertroffen. An dem Geburtshaus von Joseph Gärtner, dem heutigen Haus von Kaufmann Räuchle auf dem Marktplatz, soll eine Gedenktafel angebracht werden. Der Gemeinderat bewilligte für diesen Zweck einen Bei­trag von 300 Mark. Die Stadtkirche hat einen neuen künstlerischen Schmuck erhalten. Die alte Sonnenuhr war zerfallen und ohne künstlerischen Wert. Im Auftrag des Kirchengemeinderats hat nun Kunstmaler Pelm in Stutt­gart ein neues, kunstvolles Bild mit Sonnenuhr geschaf­fen.

Hirsau, 11. Aug. Filmaufnahmen im Nagoldtal. Eine Berliner Filmgesellschaft ist zurzeit mit der Ausarbeitung eines neuen Films, betiteltSchwarzwaldmädel", beschäf­tigt. Den landschaftlichen Hintergrund hiezu bilden Na­turaufnahmen aus Bad Liebenzell, Triberg und insbeson­dere Hirsau. Von letzterem kommen hauptsächlich Kurpark, Kloster, Kurhotel und Schweinbachtal in Betracht. Sämt­liche Beteiligte an dem Film, dkr in etwa zwei Monaten herauskommen soll, hatten kürzlich im Kurhotel Kloster- Hirsau ihren Aufenthalt genommen.

Mldbad, 11. Aug. Ausbau des Kurorts. In der letzten Sitzung des Gemeinderats entwickelte Stadt- schultheih Bätzner einen großzügigen Plan zum weiteren Ausbau Wildbads als Weltkurort. Auf dem Sommberg wird, wie schon berichtet, von dem Pächter des Bergbahn- reskaurants, Riexing er, eine Pension erbaut. Ferner sind vorgesehen eine Verlängerung der Trinkhalle, ein neues Kurmittelhaus, Bohrung nach neuen Quellen, eine Zentralkläranlage, eine Autoumgehungsstraße, ein Kranken­haus u. a. Wildbad soll auch Wintersportplatz werden. Auch an ein Strandbad wird gedacht. Endlich wird eine zweite Bergbahn, und zwar auf die Meisternerhöhe ins Auge gefaßt. Das für die einschlägigen Privatbauten in Betracht konv- wende Gelände wird auf dem Weg des Erbbaurechts ver­geben.

Aus aller Welt

Die 90. Hauptversammlung des Deutschen Zentralverest» homöopathischer Aerzke» die zurzeit in Leipzig tagt, sererl gleichzeitig das 100jährige Jubiläum ihres Bestehens.

Auffallende Verleihung des Nobelpreises. Das SkxK- hvlmer «Spsnska Morgenbladei' meldet, der Friedens- oder Litarakur-Aobelpreis werde in diesem Jahr dem Schrift­steller Remarque für sein Buch .3m Westen nichts Neues' verstehen werden. Dieses Buch ist wegen seiner tendenziösen Einseitigkeit bekanntllch stark an ge fochten, und es würde dem Ruf der Sachlichkeit des Nobelinstituks wie­der einen Stoß versetzen, wenn diese Verleihung Üch be­stätigen llke.

Anschlag auf die Eisenbahn? Ein Bahnwärter fand am Montag abend beim Anzünden der Lampen auf dem Bahn­körper des Hauptbahnhofs Karlsruhe in der Nähe des Ausbesserungswerks aus Gemarkung Durlach eine Blech­schachtel mit 65 Sprengkapseln. Da es sich um einen Anschlag handeln dürste, wurd.e die Kriminalpolizei ver­ständigt.

Raubübersall im Kolomalwarengeschäft. In Aasen bei Donaueschingen betrat ein auswärtiger Mann vormittags kurz vor 9 Uhr das Koionialwareugeschäst der Frau End res, um Zigaretten zu kaufen. Als er diese erhielt, setzte er der Frau eine Pistole aus die Brust. D« Frau ver­suchte, dem etwa 20jährigen Mann die Waffe zu entreißen, und es entstand zwischen den beiden ein Handgemenge, bei dem die Fra» au der Hand verletzt wurde. Trotzdem ge­lang es ihr, den Mann auf die Straße zu drängen, wo er ein bereitgestelltes Fahrrad benützte, um zu flüchten. -

Auf der Spur des Mörders der beiden Mannheimer Lehrerinnen? Bei einer neuen Spur auf der Suche nach dem Mörder der beiden Mannheimer Lehrerinnen im Schwarzwald soll es sich um einen jungen Mann aus Gukach h-ndeln, der zur Zeit des Mords auf dem Feldberg als Ge- leqenheiksarbeiker beschäftigt war. Dieser ist bald nach dem Ncord nach Kanada ausgewanderk, soll sich aber vorher einem Freund anvertraut haben, der ihm versprach, das Ge­heimnis zu wahren, und dies Versprechen auch hielt, bis er kürzlich mit dem Motorrad tödlich verunglückte und vor

seinem Tod einem andern Freund sein Geheimnis erzäh'te. Es wurden nach dem Bekanntwerden dieser Spur die Er­mittlungen sofort ausgenommen. Der angebliche Mörder soll in Kanada verhaftet worden sein.

Auf Anfrage hat der Staatsanwalt in Freiburg mitqe- keilt, daß dort von einer Festnahme noch nichts bekannt sei. Die Ermittlungen batten bisher zu keinerlei greifbaren An­haltspunkten für die Täterschaft geführt.

lüü 000 Liter Bier ausgegossen. Den Alkoholbeamten in Detroit sind bei der Durchsuchung einer angeblichen Bsnzin- Füllstation 100 000 Liter Bier in die Hände gefallen. Die Fässer waren im angeschlossenen Kraftwagenschuppen unter alten Automobilen versteckt. Dort standen auch zwei Füll­pumpen, von denen die eine Benzin und die andere Bier lieferte. Das Bier wurde beschlagnahmt und in den Straßen- Kanal gegossen.

Schwerer Flngzengunfall io Japan. Ei» japanische» Bombenflugzeug mll Offizieren des Großen Generalstabq, die eine Besichtigungsreise unternahmen, stürzte ab, wobei sechs Offiziere, darunter die Chefs des Op e ra t i on »-! stabs, der Operattonsabteilung und der Abteilung für Fl»V zeuge, und zwei Wann den Tod farrden. ?

Da» Denkmal für Haig. Dem verstorbenen enMHe» Oberkoamnandierendeu im Weltkrieg, Marschall Haig soL auf Beschluß des Parlaments ein Denkmal in London gesetzt werden. Auf Grund eines Wettbewerbs wurde der jung» Bildhauer Hardiwan mit der Ausführung beauftragt. A» ausgestellten Bilder haben mm aber einen Sturm der Ent­rüstung im Kriegsmimsterium und bei einem Teil des P» bllkums entfacht. In keinem Stall des englischen Heeres so einostelbischer Biergaul" zu finden; Haig hätte ei» solches Monstrum nie bestiegen. Er habe sich muh niemal» so in den Sattei gesetzt, wie W i lhelm I. oder Bismarck auß deutschen Denkmälern zu sehen seien.

Die AreSeguug der römischen Laiserschiffe du Remise«,

Dieser Tage find Nachforschungen Wer die Lage und die Freilegungsmoglichkeit des zweiten im Nemisee bei Rom versunkenen römischen Kaiserschiffs angestellt worden. Rach, dem der Wasserspiegel um etwa 7 Meter gesenkt morde» ist, und das eine Schiff bereits zm» großen Teil aus da» Wasser hervorragt, beginnt die Hebung des zweiten, das i» einer Tiefe von 22 Metern im Schlamm cmf dem Bode» des Sees liegt. In.Gegenwart des Ministers der öffent­lichen Arbeiten und Vertretern der Geueraldirevio« der?! Ausgrabungen find Taucher zu dem versenkten zweite»! Schiff hinabgestiegen, um die für die Hebungsarbeiten ev^ forderlichen Nachforschungen und Vermessungen anzustelle», Inzwischen arbeite« die elektrischen Pumpen Tag und Nachts um das Nemdvaffer in den nahen, tiefer gelegenen Albane»! fee abzuletten. Man erwartet, daß zwn Jahrestag de» Marsches cmf Rom, am 28. Oktober, das erste Schiff voll«! kommen freigelegt and vom Schlamm bestell sein wird.

Letzte Nachrichten

Deutsche Flieger in Front

Die Europaflieger in Paris.

Paris, 11. Aug. Am Mittwoch nachmittag um 15 Uhr wurde auf dem Zivilflughafen in Orly die Ankunftskon­trolle für die Teilnehmer am Europaflug eröffnet. Der Flughafen, der von Paris aus nur mit großen Schwierig­keiten zu erreichen ist. wies verhältnismäßig wenig Be­sucher auf, von denen viele auf Fahrrädern aus den um­liegenden Dörfern herbeigeeilt waren. Schon eine halbe Stunde vor Eröffnung der Kontrolle zogen 1 Flugzeuge ihre Kreise über dem Flughafen, der im Glanz der Au­gustsonne lag. Die vier Flieger waren die deutschen Rö­der, Kneer und Kirsch und der Tscheche Kleps. Wenige Mi­nuten später trafen die ersten italienischen Fiatmaschinen und der Franzose Weiß ein. Die Engländerin Baily, die den Flug außer Konkurrenz mitgemacht hat, war bereits kurz nach 11 Uhr auf dem Flugplatz gelandet. Je mehr sich der Zeiger der 15. Stunde näherte, umso zahlreicher trafen die Flieger ein. Pünktlich kündete eine Leuchtrakete den Beginn der Abschlußkontrolle an. Als erster überflog der Italiener Battista das Zielband; ihm folgte als zweiter der Deutsche Röder, als dritter der Franzose Weiß, dann die Engländerin Spooner; an 5. Stelle folgte immer noch in der Minute von 15.00 bis 15.01 Uhr der Deutsche Gie­bel auf einer Klemm-Mafchine. Wenige Minuten später hatten im ganzen 18 Flugzeuge das Zielband überflogen, darunter 10 deutsche Apparate. In längeren Abständen trafen dann weitere Flugzeuge ein, u. a. mehrere Ita­liener.

Italienisches Lob fürGraf Zeppelin".

Rom, 11. Aug. Die italienische Blätter veröffentlichen spaltenlange illustrierte Berichte mit bewundernder Aner­kennung über den Weltflug desGraf Zeppelin". Auch kommt in der hiesigen Presse die Genugtuung zum Aus­druck über den großartigen Empfang, der den italienischen Kriegsschiffen in Kiel bereitet wurde.

Tödlicher Motorradunfall.

Stuttgart, 15. Aug. Am Mittwoch abend gegen 6 Uhr stieß in der Nähe von Böblingen beim Durchlaß am Mönchbronnen der mit seinem Motorrad von Stuttgart herkommende Sohn des Maurers Brodbeck von Böblin­gen mit einem entgegenkommenden Auto aus Stuttgart zusammen. Bei dem Anprall wurde Brodbeck sofort getö­tet, das Auto etwa 15 Meter weit in den Wald geschleu­dert, während das Motorrad an der Böschung einem Trümmerhaufen gleich liegen blieb. Die Schuldfrage ist noch nicht einwandfrei geklärt.

Englische Räumung beginnt

London, 15. Aug. Wie der amtliche britische Funkdienst meldet, beginnt die Zurückziehung der britischen Truppen aus dem Rheinland am 15. September 1929.

Handel und Verkehr

Berliner Dollarkur», 11. August. 1,1955 G-, 4,2035 B.

Dt. Abl.-Anl. 51.25.

Dt. Abl.-Anl. ohne Ausl. 11.25.

Berliner Geldmarkt, 14. August. Tagesgeld 68,5 o. H-, Mo­natsgeld 910,25 o. H., Warenwechsel 7,625 v. H.

BrwatdiskonI: 7,l25 o. H. kurz und lang.