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Mit den illustrierten Beilage»Feierstunden" Unsere Heimat", »Die Mode vom Tage".

! Bezugspreise: Monatlich einschlietzlich Trägerlobn ; c-lt l.60; Einzelnummer 10 »Z. Erscheint an ! jedem Werktage. Verbreitetste Zeitung im j O.-A.-Bezirk Nagold. Schriftleitung, Druck und i Verlag v. E. W. Zaiser (Karl Zaiser) Nagold

Mit der landwirtschaftlichen Wochenbeilage: »Haus-, Garten- und Landwirtschaft"

Anzeigenpreise: Die 1-spaltige Borgiszeile oder deren Raum 20 -Z, Familien-Anzeigen 15 Reklamezeile 60 -Z, Sammelanzeigen 50 Aufschl. Für das Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Ausgaben uns an besonderen Plätzen, wie für telephonische Aufträge und Chiffre-Anzeigen wird keine Gewähr übernommen. : : :

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Nr. 176

Gegründet 1827

Dienstag, den 30. Juli 1S2S

Fernsprecher Nr. 29

103. Jahrgang

ufer 87. -Mühlacker: 4. Leon- 85, Milch, »schweine 37 ufer 80 bis ngen: Mut- Schömberg: 2745.

Gerste 10.40» 1313.50» 0.2011.50,

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h aufgestellt August 1929.

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Am Sonntag ist im Volkshaus in Zürich die Exekutive der sozialistischen Arbeiterinternationale zusammengetreken. Anwesend waren Vertreker aus Argentinien, Belgien, Däne­mark. Deutschland, Frankreich, Armenien, Lhina, Georgien. Großbritannien. Italien, Finnland, Oesterreich, Palästina, Rußland, Polen, Schweden, Rumänien, der Schweiz, der Tschechoslowakei. Angarn und der Vereinigten Staaten. Die denksche Sozialdemokratie ist vertreten durch Lrispien, Stelling und Vogel.

Großbritannien wird bei der bevorstehenden Repara- kionskonferenz im Haag durch Außenminister Henderfon und Schatzkanzler Snowden vertreten sein. Ob Macdonald teiinehmen wird, ist noch ungewiß.

Shne tzmmare!

Eine unerwartete Erkrankung, nicht eine der in Frank­reich so häufigen Kabinettskrisen oder Mißtrauensabstim­mungen, hat Poincars in einem Augenblick zum Rücktritt gezwungen, in dem er sich anschickte, die große Konferenz der Regierungen persönlich zu leiten und hier durch eine neue Befestigung der französischen Vormachtsstellung das Werk von Versailles zukrönen". Nur seinem großen Einfluß hatte Pas französische Kabinett es zu danken, daß die widerstrebende Kammer die Schuldenabkommen mit Amerika und England genehmigte, Frankreich damit von der Last einer sofortigen 400-Millionen-Zahlung befreite und die Voraussetzungen für die Ingangsetzung des Toung- Planes schuf. PoincarS hat seine frühere Haltung geän­dert. Auch er hat sich zweifellos davon überzeugt, welche ge- waltigen Vorteile die von Briand eingeleitete Politik bei entsprechender Auswertung, Umdeutung und Rückenstär­kung durch den Poincarismus für Frankreich bedeutet. Im Endziel sind sich Poincars und Briand ja immer einig ge­wesen.

Es ist bekannt, daß PoincarS nach den französischen Maiwahlen vom Jahr 1924 mit seinemRuhr-Kabinett zurücktreten mußte und danach einige Zeit als politisch er­ledigt galt. Aber schon zwei Jahre später, auf dem Höhe­punkt der Franken-Krise, die die Linksregierungen nicht zu überwinden vermochten, rief man wieder nach Poincarö als dem Retter. Er ließ sich bitten, aber er kam. Im Juli 1926 bildete er sein viertes Kabinett, in dem Briand als Außenminister verblieb. Und es gelang ibm dasWunder": Die Rettung Frankreichs vor einer Frankenkalastrophe. Damit war Poincarö mit einemmal wieder der Held Frank­reichs, dessen Einfluß auf allen Gebieten der französischen Politik lange Zeit fast unbegrenzt war. Auch die Kabi­nettskrise vom November 1928, die von Poincarö zu einer Umbildung des Kclbir>tts benutzt wurde, zeigte ihn trotz des Abfalls der Radikalen noch immer als Beherrscher der Lage. Erst in jüngster Zeit war sein Rückhalt in der Kam­mer wesentlich schmäler geworden. Es ist aber wohl mög­lich, daß es ihm selbst nicht unerwünscht war, daß die An­nahme der Schuldenabkommen mit einer so geringen Mehr­heit vorgenommen wurde und daß die Bedenken und Vor­behalte Frankreichs dadurch einen starken Ausdruck fanden.

Poincars ist zurückgetreten, weil er nichts mit seiner Verantwortung decken will, dessen Durchführung er nicht selbst in der Hand hat oder wenigstens bis ins Einzelne zu überwachen vermag. Sein Gesundheitszustand würde ihm das in den kommenden Wochen und Monaten aller Vor­aussicht nach nicht erlaubt haben. Aber er bleibt wachsam im Hintergründe und man könnte sich denken, bah er schließlich die Operation noch verschieben läßt, um diese Rolle spielen zu können. Man wird weiter im Auge be- hasten müssen, daß die Kammer bei den letzten Verhand­lungen in ihrer Mehrheit noch poincaristischer war, als Poincarü selbst. Briand wird an dieser Tatsache nicht vor­übergehen können. Es ist deshalb zu erwarten, daß er dis Poincars persönlich nahestehenden Minister, also Männer wie Barthou, Maginot, Tardieu, Marin ulw, bei der Neu­bildung des Kabinetts nicht übergehen kann.

Es wäre ein schwerer Fehler, wenn man in Deutschland im Hinblick auf die kommende Konferenz besondere Er­wartungen an Len Rücktritt Poincarös knüpfen wollte. Die Linie der französischen Politik liegt seit langem fest. Poincarö gehl, der Poincarismus bleibt, wag er auch in gewissem Maß in der äußeren Form sich andern. Deshalb will auch Briand bei der Kabinettsbildung nlle bisherigen Minister beibehalten, auch die Erzhetzer Barthou, Tardieu und Maginot: alsmildere Verbrämung" soll das Kabinett noch die Radikal-Sozialen (Linksdemokraten) herriot und D a- ladier als Minister ohne Ministerien erhalten.

Es ist em merkwürdiges Zusammentreffen, daß sowohl der deutsche wie der französische Ministerpräsident den kommenden Verhandlungen krankheitshalber fern bleiben wüsten und daß die unmittelbare Verantwortung voraus­sichtlich in erster Linie auf den Schultern Stresemanns und Briands ruhen wird, die ebenfalls beide nur über eine be­schränkte Gesundheitsreserve verfügen. Ob die Konferenz uun eine weitere Verzögerung erleiden wird, da für Briand die innerpolitischen Fragen zunächst im Vorder- ürund stehen, muß abgewartet werden.

Amerikanische BermilllW im rnsfisch chinefischen Streit

Berlin, 29. Juli. Die Zeikungsmeldungen, daß zwischen den diplomatischen Vertretern Chinas und Sowjetrußlands in Berlin V e rst ä n d i g u ng s v e r h a n d l u ngje n» im Gang seien, werden von der Moskauer .Iswestijia" als grundlos erklärt.

Die Pariser Ausgabe des «New Tork Herald' will wis­sen, China habe das Bermittlungsangebot Amerikas ange­nommen. Danach müßte nun zunächst in China der Zustand, wie er vor dem Streit bestand» wiederhergestellt werden.

Aufwiegelung der Mongolei durch Rußland

Schanghai, 29. Juli. Aus Taiyuanfu (Prov. Schaust) erhielt die Nankingregierung amtliche ungen, daß die Sowjetrussen die M o n g o l e i zu einem Aufstand gegen China aufzuwiegeln versuchen. Tschiangtaischek hat einen Verteidigungsplan für die ganze Nordgrenze aus­gearbeitet und die Verteidigung dem Gouverneur der Mandschurei, Marschall T s ch ang h s ü li a n g, sowie den

Generälen Denhsischan und Kingschüsen über­tragen. Weiter« Truppen sollen nicht nach dem Norden ge­sandt, doch im Fall des Ausbruchs von Feindseligkeiten entsprechende Geldunterstützungen gewährt werden. Die Gefahr eines Einfalls Ver Mongolen, berichtet dis Times", sei zweifellos vorhanden. Sollte es dazu kommen, werde es keine Verwicklungen mit anderen Mächten gedeih während dies allerdings sofort der Fall wäre, wenn es irr der Mandschurei zu Kämpfen käme.

Meuterei eines chinesischen Regiments in Charbin

Moskau, 29. Juli. Nach der Sowjet-Agentur hat ein chinesisches Regiment in einer Vorstadt Chardins gemeutert und in der Hauptstraße in den Läden und Wohnungen, von Kaufleuten schlimm gehaust. Die Klagen Chinas über- die bolschewistische Werbung scheinen demnach begründet zu sein.

3n England feiern 500000 Bauvnvollarbeiter

London, 29. Juli. Im Baumwollgebiet von Lcmcafhire ist heute wegen der Teilftreiks die Aussperrung von fast der ganzen Belegschaft in Kraft getreten. Von 1800 Betrieben wurden rund 1500 mit etwa 500 000 Arbeitern und Ange­stellten geschlossen.

Der Arbeitgeberverband hat sich zu Verhandlungen be­reit erklärt unter der Voraussetzung, daß zugleich die Lohn­frage (Lohnhe^llbsetzung um 1214 v. H.) behandelt werde. 300 900 Spinner der Manufaktuar.abteilungen lehnten dies, ab und erklärten, daß sie ab Montag feiern werden. Dar­auf wurde vom Arbeitgeberverband die Aussperrung verkündigt. Der Lohnausfall beträgt wöchentlich rund 20 Millionen Mark und überdies würden bei längerer Dauer der Aussperrung mindestens weitere 100 000 Arbeiter ver­wandter Zweige betroffen werden. Man glaubt daher, daß eine Verständigung in kurzer Zeit möglich sei.

Englisch-russische Verhandlungen

London. 29. Iuli. Der Sowjetbotschafter in Patts,! Dowgalewski, der die Verhandlungen über die Wie­deraufnahme der englisch-russischen Beziehungen führen soll,, ist in London eingetroffen.

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Der AIindische Kongreß für passiven Widerstand

London, 29. Iuli. Der Ausschuß des Allindischen Kon-i gresses in Allahabad nahm einen Antrag Gandhis an, einen algemeinen gewaltlosen passiven Wider-! stand gegen England vorzubereiten. Der Antrag des Führers der Swarajisten, sich nicht mehr an den par -s lamentarischen Arbeiten zu beteiligen, soll bei der nächsten Tagung im Dezember verhandelt werden.

Die radikale Partei lehnt ab Das alte Kabinett bleibt

Paris, 29. Juli. Die Sozialradikale Partei hat das An­gebot Briands, Herr iot und Daladier als Staats- Minister ohne Fach in das Kabinett aufzunehmen, ab- ge lehnt. Der Vorsitzende der Partei, Daladier, setzte Briand hiervon in Kenntnis. Briand machte sofort dem Prä­sidenten der Republik Mitteilung. Briand übernimmt nun das bisherige Kabinett. Er hofft aber, daß die Sozialradikale Partei das Keb'mett ünterstützen werde, auch wenn sie keine Vertreter im Kabinett hat.

Kallewitz

Nach dreitägiger Verhandlung hat das Kattowitzer Be­zirksgericht den Geschäftsführer des Deutschen Volksbuuds in Polnisch-Oberschlesien und früheren schlesischen Sejm­abgeordneten Otto Ulitzwegen Beihilfe zur Befreiung pol­nischer Staatsangehöriger vom Militärdienst" zu fünf Mo­naten Gefängnis unter voller Einrechnung der Unter­suchungshaft und Zubilligung einer zweijährigen Bewäh­rungsfrist verurteilt. Damit hat vorläufig die seit mehr als drei Jahren betriebene Hetze ein Ende gefunden.

Dieser Spruch ist j u r i st i s ch u n m ö g l i ch! Die Ver­nehmung der Zeugerr und Sachverständigen konnte auch nicht den Schimmer einer Schuld von Otto Ulitz im Sinn der

Anklage erbringen. Nicht einmal ein geschlossene? Indizien­beweis ist geglückt und konnte nicht glücken, weil das ge­samte gegen den Beschuldigten vorgebrachte Material keiner ernsthaften Nachprüfung Stich hielt, ja ohne Zweifel ge­fälscht war. Und das Gericht hat sich im tiefsten Herzen wohl auch seiner Sache nicht sicher gefühlt. Dafür spricht, daß man demFeind des Vaterlands" das Abbüßen der verhängten Strafe in der Form der Bewährungsfrist er­sparte. Es ist in der polnischen Rechtsprechung ein absolutes Novum, einemLandesverräter" Strafaufschub und Be­währungsfrist einzuräumen. Das ist nur erklärlich aus dem Streben, durch die scheinbare Milde der deutschen Minder- heit vor allem aber dem Auslands die Waffen aus den Händen zu schlagen.

Viel interessanter "ist jedoch das Kattowitzer Urteil in politischer Beziehung. Die polnische Außenpolitik gegenüber Deutschland und den Deutschen wird von der Zwangsvorstellung beherrscht, daß sich die westpolnischen Provinzen »m sichersten dem Staat erhalten lassen, wenn das deutsche Element in der zweiten Generation ausgemerzt wird. Das ist der Sinn des Kampfes gegen die deutschen Minderheiten in Pommerellen, Posen und Ostobcrschlesien. Der Deutsche Schutzbund ist in diesem Streben der gewaltige Stein des Anstoßes. Zalesskis Vorstoß in Genf, der den Völkerbund von demhochverräterischen Charakter" dieses Bundes überzeugen sollte, war nun ein wohlberechnetes Glied in der Kette jener Maßnahmen, die besonders gegen die Genfer Konvention gerichtet sind, die den Deutschen Ost­

oberschlesiens weitgehende kulturelle Rechte gibt und den, Aufsaugungsprozeß verhindern soll. Wenn der Schutzbund fällt, dann fallen auch diese Rechte. Und eine Handhabe zur, Auflösung des Bunds gibt die Ueberführung seiner leitenden Kräfte derVerschwörung gegen Polen". Seit Jahren hat die Kattowitzer Polizei nach dieser Richtung gearbeitet. Jetzt sollte der große Schlag geführt werden.

Di? Regierung in Warschau weiß aber wohl, daß sie die Sache nicht auf die Spitze treiben darf. Seit der Pariser Sachverständigenkonferenz weht dort ein anderer Wind.» Polen steht heute einsamer als noch vor einem Jahr. Sein Ostlocarno-Traum hat sich als unmöglich heraus­gestellt: immer mehr verstärkt sich der englisch- amerikanische Druck nach einer deutsch-polnischen Verständigung von den deutlichen Winken Mussolinis zu schweigen. In War­schau sieht man aber auch ein, daß die polnische Ostgrenze gegen Sowjetrußland noch viel unsicherer ist als die West­grenze gegen Deutschland. Man wollte daher eine Ver­urteilung in Kattowitz, aber das Urteil konnte verhältnis­mäßig milde ausfallen.

Es kann aber keine Rede davon sein, daß Ulitz und alle Deutschen sich dabei beruhigen. Es muß den Polen und ihrer Staatsleitung klar gemacht werden, daß mit solchen Kompromißurteibm der deutsch-polnischen Verständigung ein schlechter Dienst erwiesen wird. Es geht nicht an, daß aus Gründen der Staatsräson Unschuldige zu Schuldigen ge­stempelt werden. Ulitz hat selbstverständlich Berufung eingelegt, und es kann wohl erwartet werden, daß der Warschauer Kassationshof ein besseres, gerechteres Urteil findet.

Neueste Nachrichten

, . Der chilenische Generalissimus in Deutschland

. Bremen, 29. Juli. Mit dem LloyddampserStuttgart" traf heute auf Einladung des Reichswehrmimsteriums und in Erwiderung des Besuchs des Generals Heye in Chile im Frühjahr'der Generalinspektor des chilenischen Heeres, General Diaz in Begleitung des Oberstleutnants Fuen - tas in Bremen ein. General Heye, Vertreter des Senats und des Norddeutschen Lloyd begrüßten die Gäste. General Diaz wird zunächst die Krupp werke in Essen besuchen und dann über Düsseldorf nach Berlin reisen.

Vorbereitungen im Haag

^ Haag, 29. Iuli. In Hotels im Haag und in Scheveningen

' sind bereits für 300 Angehörige der Reparationskonferenz Zimmer bestellt worden. Die deutsche Abordnung wird im Lcanje-H«Lel in Scheveningen wohnen. Die Tagungen wer­den im Sitzungssaal der zweiten Kammer stattfinden, da sich bezüglich des Palastes des internationalen Gerichtshofs, wo die Verhandlungen eigentlich stattsinden soltten, Schwierig­keiten ergeben haben.

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