Mnnenhalle'. Juli 1929.
Lafeläpfel Sy ;eren 40 bis 20, schwarz ; Kartoffel ; Kopfsalat ßkraut 20; lben 8—10; -10; Gurken onatsrettiche a 6—10.
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Mit, den illustrierten Beilage« „Feierstunden" „Unsere Heimat", „Die Mode vom Tage".
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Nr. 170 Gegründet 1827 Dienstag, den 23. Juli 1929 Fernsprecher Nr 29 103. Jahrgang
Dritter deutscher Reichskrkegertag
ragesspieget
Die Annahme des Schuldenabkommens mil England und Amerika durch die französische Kammer erfolgte mit nur 8 Stimmen Mehrh-nt, nachdem die Regierung die Ver- trauenstrage gestellt hatte.
Aus Paris wird berichtet, die Reparationskonferenz werde voraussichtlich in Brüssel abgehalten werden. Poin- care werde auch seinen willen durchsetzen, die Konferenz in Teile zu zerlegen, wogegen sich war Donald und henderson entschieden ausgesprochen haben.
Ser Zwischenbericht der Sawesageulev
Wieder eine absichtliche Verzögerung
Seit der Reichstagsaussprache im letzten Drittel des Juni hat man von amtlicher Reparationspolitik in Deutschland nichts mehr gehört. Nicht nur die Reichsregierung, sondern auch der Dawesagent Parker Gilbert hüllte sich in Schweigen. Der Zwischenbericht für die ersten neun Monate des (fünften) Dawesjahrs, der sonst stets zwischen dem 10. und 20. Juni zu erscheinen pflegte, ist jetzt fast fünf Wochen s pä t e r erschienen. Offenbar liegt der Verzögerung eine Absicht Gilberts zugrunde. Der Schluß- bericht für das vierte Dawesjahr ist ja auch erst am Neujahrstag 1929 erschienen, also
kurz vor der Eröffnung der Pariser Sachverständigenkonferenz;
so kurz, daß es kaum mehr möglich war, die schiefen Urteile Gilberts über die Zahlungsfähigkeit Deutschlands richtigzustellen. Die fremden „Sachverständigen" beschlossen dann jenem Bericht Gilberts entsprechend: Deutschland kann nicht nur die geforderten Reparationen, sondern — was ganz neu war — auch die Kriegsschulden der Verbündeten bezahlen.
Auch den neuen Zwischenbericht hat Gilbert verzögert; es steht ja
wieder eine Reparakionskonfcrenz, die der Regierungen, vor der Tür.
Und wiederum wird Deutschland nicht die genügende Zeit mehr haben, mißgünstige „Jrrtümer" Gilberts in knapp zwei Wochen wirksam zu widerlegen.
Der Zwischenbericht enthält sich im allgemeinen einer herabsetzenden Kritik der deutschen Verhältnisse, bemerkt aber z. B., daß die deutsche Art, Güter im Verkehr und der Habrikation zu handhaben, besonders ungewöhnlichen Temperaturschwankungen während längerer Zeiten nicht an- gepaßt sei. Deshalb sei in der strengen Kälte des vergangenen Winters eine Wirtschaftsstocküng eingetreten. Ob die größere Bewegung seit März nur eine nachträgliche Ausfüllung jener Stockung oder das Wiedereinsetzen einer großzügigen Wirtschaftstätigkeit darstelle, lasse sich noch nicht beurteilen.
Die Mai-Krise habe sich in erster Linie bei der R e i ch s- üank bemerkbar gemacht. Ihre Krediteinschränkung vom 4. Mai hätte nicht auf den Gesamtumlauf abzuzielen brau- wen, denn auch die Diskonterhöhung habe den Verlust an Gold (der Reichsbankgoldschatz sei von März bis Mai um 964 Millionen — von ursprünglich 3258 Millionen — vermindert worden) nicht verhindern können. Die Mai-Krise sei aber vollkommen überwunden;
wenn die Reichsbank fesibleibe, werde man eine Entwertung der Mark nicht zu fürchten brauchen.
In der Verwaltung des Reichs und der Länder zeigen sich steigende Einnahmen, denen allerdings noch stärker steigende Ausgaben gegenüberstehen. Für eine b e - friedigende FortentwicklungderHaushalt- lage in ihrer Gesamtheit sei die Grundlage gegeben, wenn eine wirksame Ueberwachungder Ausgaben vorhanden sei.
Der Bericht erwäbnt, Laß mit Jnkraftreten des Young- pians der 8 52 des Reichsbankgesetzes, nach dem die Noten m Gold einzulösen sind, wieder in Kraft gesetzt werden solle. Gilbert hält es aber für zweifelhaft, sowohl vom Standpunkt der allgemeinen Lage auf dem internationalen Gold- markt als auch vom Gesichtspunkt der inneren Bedürfnisse Deutschlands, ob die Ausprägung von Goldmünze n zweckdienlich sei. Ende Juni 1929 waren von den alten, inzwischen als kraftlos erklärten Reichsbanknoten im Betrag von 10,4 Mill. Mark der Reichsbank noch nicht zurückgegeben. Es sei anzunehmen, daß diese Noten, deren Um- tausch l-eute noch möglich ist — allerdings zum Betrag von 1 Pfg. für 10 Milliarden Papiermark — inzwischen vertilgt worden sind.
Der Bericht sagt, bei der derzeitigen Lage des internatlo- ualen Geldmarkts werde es Deutschland nur in engbegrenztem Maß möglich sein, weitere langfristige Auslandsdar- lehen zu erhalten. Und doch könne Deutschland zurzeit ohne Auelandskredit nicht auskommen.
Bezüglich der Reichsbahn sagt der Bericht: die für 1929
München, 22. Juli. Der Reichskriegerbund Kyff Häuser, die Spitzenorganiiation der 29000 Kriegervereine mit fast drei Millionen Mitgliedern, hat seinen Reichstagungen von 1926 und 1927 in Berlin jetzt die dritte in München folgen lassen. Eine Rede, die der Erste Präsident, General v. Horn, auf dem Vertretertag des Preußischen Landeskriegerverbands in Kiel gehalten hatte, und in der er auf den parteilosen Charakter der Kriegeroereine hingewiesen hatte, war in einem Teil der Presse so ausgelegt worden, als bedeute die Rede eine Abkehr vom Stahlhelm. Beim Empfang von Vertretern der Behörden und der Presse erklärte nun General v. Horn ausdrücklich, es sei eine mißverständliche Auslegung, wenn man in seiner Kieler Rode ein Abrücken vom Stahlhelm erkennen wolle. Er sei durchaus kein Gegner des Stahlhelms, dessen geistiger Inhalt mit dem des Kysfhäuserbundes in mehreren Dingen übereinstimme, weil beide den alten Soldatengeist pflegten. Allerdings habe er gesagt, daß die Stahlhelmkameraden in den Reihen des Kyffhäuserbunds sich als Krieger- vereinler betätigen müssen. Die Leitung des Stahlhelms sei darin durchaus mit ihm einig,. Es bestehe kein Gegensatz der Auffassung. Es gebe keine Organisation in Deutschland, die so wie der Kyffhäuserbund mit den Landesverbänden auf landsmännischer und föderalistisechr Grundlage aufgebaur sei.
Der Sprecher der bayerischen Kriegervereine. Dr. Zipfel, versickerie, daß derer 890 000 Mitglieder treu zum
Der Brand
Charbin, 22. Iuü. Der sowjekrussische Generalkonsul wird von den chinesischen Behörden an der Abreise verhindert.
Der englische und der amerikanische Konsul wandten sich nach U. P. an die japanische Regierung, um den Schuh für sämtliche Ausländer in der Mandschurei im Fall eines Kriegs. Alle Russen werden verhaftet.
In Nanking herrsche Kriegsbegeisterung und Empörung gegen Rußland, das es trotz der entgegenkommenden Noten Chinas auf einen Krieg ankommen lassen wolle.
Reisende, die in der Grenzstadt Mand schul! eintres- fen, berichten, daß sich die chinesischen Truppen längs der Grenze eingraben und gegenüber den Stellungen der russischen Truppen, die sich auf den Abhängen der Tschili-Berge befinden. Feldbefestigungen errichten. Russische Alucneuae
veranschlagten Einnahmen genügten gerade, die voraussichtlichen Ausgaben zu decken. Nachdem aber durch den Schiedsspruch vom 24. Mai mit der Lobnerhö- hung um 60 Millionen Mark das Gleichgewicht des Haushalts erschüttert worden sei.
sei es notwendig, neue Einnahmen für die Reichsbahn zu
erschließen,
zumal im Haushaltplan 1929 ein weiterer unsicherer P osten vorhanden sei: die Beschaffung der Geldmittel für Anlagezuwachs. *
Obgleich Parker Gilbert zugeben muß, daß die öffentliche Verschuldung in Deutschland im letzten Jahr um 2300 auf 16 900 Millionen Mark sich vermehrt hat, ist die Grundabsicht seiner Denkschrift wieder eine ausgesprochene Färbung ins Rosenrote: Deutschland geht es immer besser — und kann daher zahlen. Der Umstand, daß zahlenmäßig derUeberschußderEinfuhr nach Deutschland gegenüber der Ausfuhr eiwas zurückgegangen :st, nennt er „vielleicht das bedeutsamste Moment" in der Entwicklung der letzten Zeit. Dabei muß er in anderem Zusammenhang zugsben, daß die günstige Ernte des Jahrs 1928 erheblich zur Verringerung des Passivsaldos beigetragen habe. Er behauptet ferner, daß in der deutschen Arbeitslosigkeit eine „erhebliche Senkung" zu verzeichnen sei. Das ist grundfalsch. Der Tiefenpunkt der Arbeitslosigkeit im Sommer 1929 liegt nicht unerheblich unter dem Tiefenpunkt der Arbeitslosigkeit im vorigen Jahr. Immerhin klingt es doch etwas bescheidener als im letzten Schlußbericht,
wenn Gilbert jetzt feststellen zu können glaubt, die deutsche Wirtschaft stehe Mitte 1929 etwa auf dem gleichen Stand wie um dieselbe Zeit des Vorjahres. Im Schlußbericht vom 1. Januar hatte er von einer „Blüte" der deutschen Wirtschaft gefabelt. Er erkennt richtig, daß die Knappheit und die Teurung des Gelds (hoher Zinsfuß) nachteilig auf die neue wirtschaftliche Tätigkeit eingewirkt haben, aber er setzt voraus, daß es sich hierbei nur um eine „vorübergehende Erscheinung" handle. Er unterläßt es, die Bedeutung der im Youngplan vorgesehenen Mobilisierung der deutschen Reparationsschuld auf ihre Wirkung für die Kapitalversorgung der deutschen Wirtschaft zu untersuchen. Soweit in Gilberts Zwischenbericht Schlußfolgerungen gezogen werden, lausen sie auf eine EmpfehlungdesNoung- plans hinaus: Deutschland kann zahlen.
großen deutschen Vaterland stehen, aber gleichzeitig mil jeder Faser ihres Herzens an dem eigenstaatlichen Leben Bayerns.
Die Reihe der allgemeinen Veranstaltungen eröfsnete am Freitagabend ein Fackelzug mit 4000 Teilnehmern. Am Samstag folgte eine große Gefallenenehrung am Kriegerdenkmal mit 2000 Fahnen, wobei General von Horn von der Kriegsschuldlüge sagte: „Diese Schmach und Entehrung des Deutschen Heeres lassen wir niemals auf uns ruhen. Dagegen müssen die Deutschen aller Parteien und Schicksten einig kämpfen." Es wurden zahlreiche Kränze am Denkmal niedergelegt, unter anderem von Prinz Rupprecht. Am Abend waren große Begrüßungsfeiern in sämtlichen Hallen des Ausstellungsparks, wobei der Erste Präsident des Bayrischen Kriegerbunds, General von Donner, auch die Vertreter des Nordmnerikanischen Kriegerbunds, sowie den Stahlhelmführer Selüte begrüßte.
Reichspräsident von Hindenburg hatte ein Begrüßungstelegramm gesandt.
Die öffentliche Hauptveranstaltung brachte der Festzug, der sich am Sonntagmittag durch die innere Stadt bewegte. Der Vorbeimarsch dauerte zweieinhaW Stunden. Eine Kompagnie der Reichswehr nahm daran teil, und diese hatte auch drei von den 30 Musikkapellen gestellt. Der Zug bot mit seinen zahlreichen historischen Militörgruppen. berittenen und unberittenen, ein überaus buntes Bild.
im Osten
spähen dauernd über chinesischem Gebiet. In Muk'den herrscht Ruhe. Nach japanischen Berichten haben nirgends Gesichte, sondern nur einige unbedeutende Scharmützel statt- gesunden.
Paris, 22. Juli. „Chikago Tribüne" berichtet aus Peking, Tschangkaischek habe Befehl gegeben, daß 10 Divisionen zur Verstärkung der Truppen in die Mandschurei abrücken. Die japanischen Konsuln haben auf Weisung ihrer Regierung die japanischen Staatsangehörigen aufgefordert, die Grenzstädte in der Mandschurei zu verlassen. Mehrere tausend „Weißrussen" (frühere Zarensoldaten und Offiziere) haben sich den Chinesen zur Verfügung gestellt. Man befürchte, daß diese darauf brennen, mit den kommunistischen Russen zu kämpfen, und daß es deshalb zu Zusammenstößen komme.
Neueste Nachrichten
Das Abkommen Ruhrgas-A.-G.—Ferngas-Gesellschaft Saar m. b. h.
Berlin, 20. Juli. Die Verhandlungen, die in der letzten Zelt zwischen der Ruhrgas-A.G. und den in der Ferngas-Gesellschaft Saar m. b. h. zusammengeschlossenen Gruppen über die gemeinsame VersorgungSüdwestdeutsch- lands mit Wärmegas stattgefunden haben, sind zu einem vorläufigen Abschluß gekommen. Ruhr und Saar werden ihre Ferngasinteressen in Südwestdeutschland in Zukunft gemeinsam zu fördern suchen, sie werden den Zusammenschluß aller Gasabnehmer in dem gemeinsamen Versorgungsgebiet in eine gemischtwirtschaftliche Gesellschaft anstreben, an der die kommunalen Gas- abgeber und die Gaserzeuger und möglichst auch die L ä n - der beteiligt sein sollen. Sie werden ihre Verträge gemeinsam schließen, ihre Erfahrungen austauschen und sich auch sonst jede Hilfe zuteil werden lassen. Die Versorgungsgebiete werden gegenseitig abgegrenzt.
Uniformverbvt gegen Nationalsozialisten im besetzten Gebiet
Koblenz, 22. Juli. Die Rheinlandkommission hat das Tragen und die Beförderung nationalsozialistischer Uniformen und Ausrüstungsstücke im ganzen besetzten Gebiet verboten. Zuwiderhandelnde werden sofort verhaftet. — Das Verbot wird die Besetzung schwerlich beliebker machen.
Schärfere Handhabunq der öffentlichen Fürsorge
Der Reichsarbeitsminister und der Reichsminister des Innern haben im Reichsarbeitsblatt ein Schreiben an die Sozialminister der Länder veröffentlicht und darin eine schärfere Handhabung der öffentlichen Fürsorge angeordnet.
Wenn der Arbeitslose sich ohne berechtigten Grund weigert, eine Arbeit anzunehmen, dann versagt das Gesetz die Unterstützung für vier Wochen. Dasselbe gilt, wenn der Arbeitslose sich ohne berechtigten Grund weigert, sich einer Berufsumschulung oder Fortbildung zu unterziehen, die geeignet ist, ihm die Aufnahme von Arbeit zu erleichtern, ohne daß ihm dadurch Kosten erwachsen. Die Dienststellen der Arbeitslosenversicherung Klagen darüber, daß das Verfahren der Fürsorgebehörden in vielen Fällen den Sinn dieser Bestimmungen, den Arbeitswillen zu fördern. durchkreuze. Die Fürsoraebehörden unterstüklm