KMs«WrdAsrzLiSLUatttür

Mt den illustrierten BeilagenFeierstunden" Unsere Heimat",Die Mode vom Tage".

! Bezugspreiie: Monatlich einschließlich Trägerlohn s 1.60: Einzelnummer 10 Erscheint au

! jedem Werktage. Verbreitetste Zeitung im j O.-A.-Bezirk Nagold. Schriftleitung, Druck und ! Verlag v. E. W. Zaiser (Karl Zaiser) Nagold

Q

MH

Ken^GbLramLsvezLrikKaaolS

Mit der landwirtschaftlichen Wocheubeilage: Haus-, Garten- und Landwirtschaft"

Anzeigenpreise: Die 1-spaltige Borgiszeile oder deren Raum 20 Familien-Anzeigen IS -Z, Reklamezeile 60 -Z, Sammelanzeigen 50 5L Aufschl. Für das Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Ausgaben und an besonderen Plätzen, wie für telephonische Aufträge und Chiffre-Anzeigen wird keine Gewähr übernommen. : : :

Telegr.-Adresse: Gesellschafter Nagold. In Fällen höherer Gewalt besteht kein Anspruch uuf Lieferung der Zeitung oder Rückzahlung des Bezugspreises. Postsch.-Kto. Stuttgart 5113

Nr. 168 Gegründet 1827 ZKMStülg, döN 20. Juli 1828 Fernsprecher Nr. 29 103. Jahrgang

Krieg oder Frieden?

In Wer MmLe

Die Tage der reitenden Kuriere sind vorüber. Noten werken nicht mehr tage- oder wochenlang, nachdem sie ge­schrieben sind, von sporenMrrcnden Boten überreicht, der Telegraph jagt Frage und Antwort in Stunden um die Welk. Ist die Welt dadurch, daß sie sich durch technische Hilfs­mittel schneller verständigen kann und näher zusammen- gerückt ist, friedlicher geworden?

China glaubte sich in seinen Rechten an der von Rußland und China gemeinsam verwalteten Ostmandschurischen Bahn durch kommunistische Umtriebe geschmälert. Als Folge greift es im Mai dieses Jahrs zu Mitteln, die immerhin internatio­nalen Gepflogenheiten widersprechen: es verhaftet in Char- bin, dem Sitz der Eisenbahnverwaltung, den russischen Ge­neralkonsul und weist beinahe 40 Russen aus, schließt die Büros einer Anzahl von russischen Betrieben und beschlag­nahmt Papiere, auf Grund deren es sich zu diesen Schritten berechtigt glaubt. Auch in den folgenden Monaten lassen dis Russenverhaftungen nicht nach. Am 14. Juli sendet das rus­sische Kommissariat des Aeußern eine Note an die chinesische Regierung, in der von China eine Konferenz verlangt wird, um die strittigen Punkte zu bereinigen. Die vorläufige chi­nesische Antwort auf diese Note machte einen recht günstigen Eindruck ins Moskau. Aber die Ereignisse überstürzen sich. Zwei Tage später läuft in Moskau die endgültige chinesische Antwort ein, die von Rußland alsunbefriedigend und heuchlerisch" bezeichnet wird. Und nun folgt Schlag auf Schlag. China bleibt nach wie vor auf seinem Standpunkt, Rußland gefährde den Frieden des Ostens durch seine Um­triebe, bestehen und treibt Rußland in die Enge. Mit dem Vorbehalt/ sich alle Rechte des im Jahr 1924 in Mulden ab­geschlossenen Vertrages vorzubehalten, bricht Rußland die diplomatischen Beziehungen zu China ab.

Und nun? In weniger als einer Woche wird der Kel- loggpakt von allen beteiligten Nationen bestätigt wer­den. Soll das die Einleitung zu derAechtunch des Krieges" sein? Und dabei bleibt die Frage noch offen: Wer st e ck t dahinter? Noch ist es Zeit, das Schlimmste, den Krieg, abzuwenden. Doch bedarf es der maßvollen Führung der politischen Fragen: ein Sichversteifen auf den einmal eingenommenen Stanpunkt führt zum bewaffneten Zusammenstoß.

*

Krieg trotz Völkerbund?

Berlin, 19. Juli. Die der Reichsregierunä nahestehende Deutsche 'Allgemeine Zeitung" schreibt: Der Ausbruch eines Kriegs in Ostasien wäre eine Blamage für Europa. In Peking sitzt die ganze Diplomatensckar der europäischen Mächte, und noch keinem ist es eingefallen, die Einrichtun­gen des Völkerbunds des Kellogg-Vertrags, der zahllosen Schiedsgerichtsverkrüge usw. auszuwerten- Voraussichtlich wird in Peking bereits kalkuliert, welche Vorteile man aus einem russisch-chinesischen Krieg ziehen könnte. Das sollte man in Banking und Moskau bedenken. Militärische Er­oberungen würde es ohnedies nickt geben können, vielmehr müßte fick die militärische Tätigkeit in den ungeheueren Ebenen Sibiriens oder Chinas toklaufen, welcher von den beiden auch der Sieger wäre.

Die Neuyorker Börse mißt der russisch-chinesischen Span­nung wenig Bedeutung bei in der Ueberzeugung, daß es nicht zum Krieg kommen werde.

Schanghai, 19. Juli. Wie die chinesischen Blätter er­klären, wird die Nankingregierung auf die letzte russische Note, die den Abbruch der Beziehungen erklärte, nicht antworten.

Nach Meldungen aus russischen Quellen haben sowjet­russische Flugzeuge in der nördlichen Mandschurei über chinesischem Gebiet Flugblätter abgeworfen, in denen die Proletarier Chinas aufgefordert, werden, die Sowsetregie- rung zu unterstützen. Russische Handelsschiffe auf dem Amur wurden in Blageveschensk zusammengezogen, wo die Mög­lichkeit bestehe, größere Truppenmassen in die Mandschurei zu werfen.

Vrrlm«ekLMtMW mSeuWand

Deutschland übernimmt den Schuh für Russen und Chinesen

Die Sowjetregierung hat an den deutschen Botschafter in Moskau v. Dirksen das Ersuchen gerichtet, angesichts des Abbruchs der amtlichen Beziehungen zwischen Sowjet­rußland unD China wolle Deutschland die Wahrung der sowsekrussischen Interessen in China übernehmen.

Am Donnerstag hat der chinesische Gesandte in Berlin im Auswärtigen Amt die Bitte um Wahrung der chine­sischen Interessen in Sowjetrußland durch die dortigen deutschen diplomatischen und konsularischen Vertretungen ausgedrückt.

Die Reichsregierung hak beiden Ersuchen entsprochen.

Es ist ein einzig dastehender Fall, daß zwei miteinander' j in schweren Streu geratene Weltmächte sich an ein und j dieselbe dritte Großmacht wenden und um Schutz ihrer Interessen bitten. Freilich an welche Großmacht hätte sich z. B. Rußland wenden sollen? Unter allen bedeutenden Mächten der Welt gibt es nicht eine einzige, die bei einem etwaigen Waffengang zwischen jenen beiden Staaten nicht für sich selbst so oder so interessiert wäre. Von keiner andern Macht als von Deutschland konnten sie auch eine wirklich uneigennützige und ehrliche Durchführung ihres Antrags erwarten. Schon zu einer Zeit, als sich noch keine euro­päische Macht, von Amerika, das bis heute Sowjetrnßland noch nicht anerkannt hat, zu schweigen, um dieses Rußland bemühte, hat Deutschland zuerst die Sowjetunion anerkannt und ist ihr mit Arbeitskräften, Anleihen und der 300-Mil- lionenbürgschaft beigesprungen, damit das chaotische Staats­wesen in Ordnung gebracht werden könne. Dank hat Deutschland dafür allerdings wenig geerntet. Und in China hat Deutschland zuerst vorbehaltlos auf die Konzessionen und Fremdenvorrechte aller Art verzichtet, während die andern Großmächte damit entweder bis heute zögern oder andere Vorteile dafür einzutauschen trachten. Deutschland erfreute sich daher immer einer hohen Achtung in China.

Ob Rußland und China gegenseitig von der Schutzüber­tragung wußten, ist unerheblich, jedenfalls haben beide ihr Gesuch aufrechterhalten, und dies verstärkt den Eindruck, daß aus der einen wie auf der andern Seite das Vertrauen in die Aufrichtigkeit Deutschlands sehr groß sein muß. Und es wird sicherlich nicht getäuscht werden, wenn es je zu ernsten Verwicklungen kommen sollte.

An der serbisch-bulgarischen Grenze, die durch die ab­grundtiefe Weisheit und den bornierten Haß der Friedens- säbrikanten von 1919 eine ähnliche Unmöglichkeit darstellt wie der berüchtigtePolnische Korridor" zwischen Ost- und Westpreußen, ist es, wie seit demFriedensschluß" schon so oft, in letzter Zeit wieder zu verschiedenen blutigen Zusam­menstößen Zwischen Bulgaren und serbischen Gen­darmen usw. gekommen. Die bulgarische sozia­listische Partei hat nun Veranlassung genommen, einige ihrer Führer an die Grenze zur Feststellung der Tat­sachen zu senden. Heute liegt ein 7 Seiten langer Bericht dieses Ausschusses vor, der an alle sozialistischen Parteien Europas versandt werden soll.

In diesem Bericht heißt es, daß die viertägige Unter­suchung die ganze Grenze umfaßt und erschütternde Eindrücke ergeben habe. An dieser Grenze, die nicht die Gerechtigkeit, sondern Siegerwillklir geschaffen habe. Sie durchschneide Dörfer, trenne Kirchen, Schulen und Brun­nen ab und bedeute einen brutalen Raub bulgari­schen Gebiets zugunsten Serbiens. Au diesen Ungerech­tigkeiten komme der böse Wille der serbischen Grenzwachen, die unablässig Morde an der friedlichen, unschuldigen bul­garischen Bevölkerung begehe. Die Lage werde von Tag zu Tag ernsthafter. Die Zahl der im Lause der letzten Monate unschuldig ermordeten Bulgaren betrage mehr als hundert. An der Grenze herrsche ein barbarisches System der Ausrottung der friedlichen Bevölkerung, und zwar in einer Zone, die nichts mit Mazedonien oder maze­donischer Propaganda zu tun habe.

Es folgt sodann die Auszählung einer Anzahl von Greueltaten.

Diese blutigen Vorfälle, fährt der Bericht fort, seien nicht nur von lokaler Bedeutung, sondern verdienten die ernste Aufmerksamkeit Europas, weil dadurch der euro­päische Friede ernsthaft bedroht werde. DieSicherheit" der Serben fei an der Grenze absolut nick: gefährdet, da die Serben über dreimal mehr Grenzwachen verfügten als die Bulgaren.- Die Serben achten durchaus nicht den Minder­heitenschutz der bulgarischen Bevölkerung. Man fürchte, daß die Lage der Grenze durch die Angriffslust der Bel­grader Diktatur zu gefährlichen Verwicklungen füh­ren könnte. Diese Diktatur scheine, um von ihren inner:. Schwierigkeiten abzulenken, außenpolitische Ver­wicklungen künstlich hervorzurufen und an einen Einsall in Bulgarien zu denken. Deshalb müsse cm Alarmruf an die ganze Kulturwelt ergehen. Die Sozialisten Bulgariens regen an, daß Europa eine internationale Unter- suchung darüber vornehme, was an der serbisch-bulgarischen Grenze vorgche.

.Heute treffen erneut Nachrichten über E> enzübersälle der serbischen Wachen ein. schließt der Bericht. Bulgarische Aus­wanderer aus Losiugrad schlagen vor, daß man sich an den Völkerbund wende, um ihn zu veranlassen, einzugrcisen, um die bulgarische Bevölkerung vor völliger Nicdermetzelung durch die Serben zu schützen. In Bosiligrad seien 1600 Bul­garen verkästet, an Ketten gebunden und aotransronsi'r worden. Wenn Europa n-chr Hilfe 'ende, 'o w.-e^e d -

laierspieiel

Zum Reichsverfassungskag am 11. August wird die preu­ßische Regierung eine ausgedehnte Amnestie für Beamte er­lassen. die aus politischen Beweggründen Dienstvergehen be­gingen.

Der deutsche Botschafter v. Hösch hatte erneut eine Bespre­chung mit Vriand über die Reparationskonseren; der Regie­rungen.

Pariser Blätter behaupten, London komme für die Regie- rungskonserenz nicht mehr in Frage: wenn die Konferenz nicht in Paris abgehaitcn werden sollte, so würde ein Ort in der Schweiz gewühlt werden.

bulgarische Bevölkerung zur Selbsthilfe greifen müssen.

Was die diplomatische Seite anbetangt so läßt sich sagen, daß die Kabinette der Großmächte sich mit der Angelegenheit noch beschäftigen, aber es ist in Belgrad noch nicht durch­greifend vorgegangen worden.

Der italienische Gesandte war am Dienstag im Auf­trag seiner Regierung bei dem serbischen Diktator Liap- tsche w, um ibm zu sagen, daß Jtalienebensobeun- ruhigt sei wie Bulgarien. Italien werde zur Beseitigung der Kriegsgefahr an der Grenze das seinige mit beitragen. Inzwischen ist der bulgarische Minister des Aeußern Bü­ro w, in Paris tätig, um bei der französischen Regierung eine Einwirkung auf Belgrad im Sinn der Schaffung eines bessern nachbarlichen Verhältnisses zu erreichen.

Die Großmächte scheinen freilich im Augenblick mehr mit den Vorbereitungen zur Londoner Konferenz beschäftigt zu sein, als daß sie die Schwere der Kriegsgefahr im Osten er­kennen können.

Neueste Nachrichten

Die neuesten Nachrichten zum russisch-chinesischen Kon­flikt sind sehr widersprechender Art. Mobilmachung ist noch keine erfolgt. Vermittlungsschritte sind eingeleitet. Andrerseits wird mehrfach von Zusammenstößen der Truppen berichtet.

Kriegszustand in den drei östlichen Provinzen Chinas.

Der erste Zusammenstoß.

Peking, 19. Juli. Auf Veranlassung des Marschalls Tschanghsueliangs ist in den drei östlichen Provinzen der Kriegszustand erklärt worden. Die Verwaltung ist von den Militärbehörden übernommen worden. Die chinesische Kommunistische Partei wurde außerhalb des Gesetzes ste­hend erklärt. Jede Art der kommunistischen Propaganda wird strengstens verfolgt werden.

Am Freitag wurden vier Kavallerieregimenter und drei Tanks aus Charbin nach Chailar verlanden. Wie über die ersten Zusammenstöße bei Ssachaljan mitgeteilt wird, versuchte in der Nacht zum Freitag eine russische Abteilung mit zwei Maschinengewehren die chinesische Grenze zu überschreiten und die Verbindung mit Ssachal­jan zu unterbrechen. Eine chinesische Kavallerieabteilung stellte fest, daß es sich nicht .nun russische Truppen han­delte, sondern um eine chinesische kommunistische Truppe. 19 chinesische Kommunisten wurden standrechtlich erschos­sen.

Aufmarsch chinesischer Truppen an der Grenze von Turkestan.

Peking, 29. Juli. Die Nankinger Regierung hat chi­nesische Truppen an die russisch-chinesische Grenze, und zwar in die Gegend von Chinesisch-Turkestan entsandt. Die Truppen sind bereits in Kaschgar eingetroffen, lieber diese Stadt ist der Belagerungszustand verhängt worden. Die chinesischen Truppen haben die Grenze gesperrt. Die Ver­bindung ist unterbrochen.

Kriegsrat in Moskau. Noch keine Mobilmachung.

Kowno. 19. Juli. Wie aus Moskau gemeldet wird, fand am Freitag unter dem Vorsitz des Kriegsministers eine längere Sitzung des Kriegs- und Revolütionsrates statt, in der der Chef des Eeneralstabes, der Leiter des Versorgungsamtes, und der Chef des Leningrader Militärbezirks teilnahmen. Besprochen wur­den die Schutzmaßnahmen an der chinesisch-russischen Grenze, für den Fall eines Ueberfalls seitens weißgar- distischer oder chinesischer Truppen.

Wie von amtlicher russischer Seite zu dem Gericht über den Abschluß des Urlaubs Budjonnys mitgeilt wird, ent­sprächen diese Gerüchte nicht den Tatsachen. Auch die Nach­richten über eine Mobilmachung der Roten Armee ent­sprächen nicht der Wahrheit.

Die Vermittlung in Nanking und Moskau beginnt.

Peking, 20. Juli. Der amerikanische Gesandte. Ajac Murray, hat am Freitag dem chinesischen Außenminister, Dr. Wang, telegraphiert, daß er von seiner Regierung