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Mit den illustrierten BeilagenFeierstunden* »Unsere Heimat*, »Die Mode vom Tage*.

j Bezugspreise: Monatlich einschließlich Trägerlohn ' ^ 1.60; Einzelnummer 10 L. Erscheint au ? jedem Werktage. Verbreitetste Zeitung im ! O.-A.-Bezirk Nagold. Schriftleitung, Druck und j Verlag v. E. W. Zaiser (Karl Zaiser) Nagold

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Mit der landwirtschaftliche» Wochenbeilage: Haus-, Garten- und Landwirtschaft*

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Gegründet 1827

Donnerstag, den 18. Juli 1829

Fernsprecher Nr. 29

103. Jahrgang

Wie wirkt sich der neue amerikanische Zolltarif

auf die deutsche Ausfuhr aus?

Der neue amerikanische Zolltarifentwurf des Abg. Haw- ley ist bekanntlich am 28. Mai vom Abgeordnetenhaus mit 264 gegen 147 Stimmen angenommen worden, obgleich Präsident Hoover die übertriebenen Zollerhühungen bei mehr als hundert Tarifposten nicht billigt. Der Senat wird erst am 19. August nach den Ferien wieder in Washington zusammentreten; seine Stellungnahme zu dem Entwurf ist noch unsicher; wie es auch noch ungewiß ist, ob Hoover sein Veto gegen den Beschluß einlegen wird.

Wie würde sich aber der neue amerikanische Zolltarif aus die deutsche Ausfuhr auswirken? Manmußsichzu- näch st vergegenwärtigen, daß wir von Ame­rika heute fast dreimal so viel kaufen, als Amerika von uns kauft.

Deutsche Ausfuhr nach den Vereinigten Staaten:

1926 1927 1928

744 776 796 Will. RM.

Amerikanische Ausfuhr nach Deutschland:

1926 1927 1928

1603 2073 2153 Will. RM.

An der deutschen Gefamtausfuhr waren die Vereinigten Staaten in diesen drei Jahren mit 7,2, 7,2 und 6,5 v. H. be­teiligt. Damit sind die Vereinigten Staaten Deutschlands drittgrößter Kunde nach England und Holland. Von den vorgenannten Aussuhrzahlen entfällt der weitaus größte Teil aus Fertigwaren, nämlich: 1926 541, 1927 551, 1928 552 Milk. RM. Nicht alle deutschen Ausfuhrartikel werden von den bevorstehenden amerikanischen Zollerhöhungen be­troffen, leider aber gerade die wichtigsten. Den größten Po­sten d^r deutschen Fertigwarenaussuhr nach den Vereinig­ten Staaten stelle» die Baum w oll gewebe mit 601 Milk. RM. dar. Der Tarifentwurf sieht eine Erhöhung der Zölle für Baumwollgewebe um 8 Prozent vor. 8 Prozent Zollerhöhung scheint auf den ersten Blick keine allzu große Zahl; es wird aber eine Ware mit außerordentlich starke» Preisempfindlichkeit getroffen. Hier können Psennigbelräge für die Erhaltung oder den Verlust eines Marktes von aus­schlaggebender Bedeutung sein. Den zweitgrößten Posten nehmen aus der Gruppe der Chemie die unter dem Stich­wortSonstige chemische und pharmazeutische Erzeugnisse" zusammengesaßte Waren mit 38,3 Mill. RM. ein. So sollen künstliche Gummen und Harze, die zur­zeit noch zollfrei sind, einen Zoll von 30 Prozent plus 4 c erhalten. Für Kaliumnitrat, das im Jahr 1928 alle hier Wiedergebenen Aussuhrzahlen beziehen sich auf die­ses Jahr in Amerika einen Absatz von annähernd 1 Mill. RM. hatte, soll der Zoll um nicht weniger als 1000 Prozent erhöht, also verzehnfacht werden.

In der Reihenfolge unserer Ausfuhrartikel folgt nach dem Spielzeug die Keramik mit 23,9 Mill. RM. Bis jetzt enthält der amerikanische Tarif für Porzellan schon einen Wertzoll von 60 bis 70 Prozent. Dem Wertzoll soll nun ein Stückzoll zugesetzt werden.

Daß der nächstgrößte Ausfuhrposten, die Seiden - gewebe, mit 23,5 Mill. RM. eine etwa 20prozent. Zoll­erhöhung erfährt, soll nur nebenbei bemerkt sein. Leder mit einer Ausfuhr nach Amerika von 23,3 Mill. RM. und Lederwaren mit 81,1 Mill. RM. standen soweit alles Leder und Schuhe in Betracht kommen bisher auf der Freiliste, konnten also ohne Zoll nach den Vereinigten Staaten eingeführt werden. Das Abgeordnetenhaus hat be­schlossen, auch für diese Ware Zölle neu einzuführen, die zwischen 10 und 35 Prozent vom Wert schwanken.

Beispielsweise seien noch einige neue Zölle genannt, die sämtlich deutsche Waren treffen, deren Ausfuhr 1928 sich auf mindestens 1 Mill. RM., meist aber auf ein Mehrfaches be­laufen hat: Spiegelglas um 30 Prozent, optische Instru­

mente bis 25 Proz., Drahtgewerbe um 12 Prozent, Nadeln um 10 Prozent, chirurgische Instrumente um 75 Prozent Schmuckwaren bis 50 Prozent, Wollgewebe ein beson­ders wichtiger Ausfuhrartikel um 16 Prozent, Pelzwerk um 20 Prozent, Bleistifte um 35 Prozent, Uhren um 50 Prozent. Zu letzteren nur noch die Bemerkung, daß die be­absichtigte Erhöhung der Zollsätze für Großuhren in Zu­kunft eine Wertbelastung typischer Ausfuhrartikel von 160 Prozent bedeutet.

Sind die angegebenen Zollerhöhungen schon rein zahlen­mäßig zum Teil von einem erschreckenden Ausmaß, so ver- schlimm-rt sich die Lage noch ganz besonders durch die vor­gesehenen Aenderungen in den Zollverwaltungs- Vorschriften. Der amerikanische Zolltarif enthält z. B. in der Mehrzahl seiner Positionen Wertzölle, bei deren Be­rechnung bisher der A u s l a nd w e r t der Ware zugrunde gelegt wurde. Wenn der neue Tarisentwurs an diesem Grundsatz an sich auch festhält, so wird Loch dem Zollbeam­ten das Recht eingeräumt- darüber zu entscheiden, ob er in Zukunft bei der Berechnung des Zolles den Auslandswert oder den amerikanischen Wert zugrunde legen will. Welche Auswirkung diese neue Bestimmung haben kann, zeigt ein Blick in die Begründung des Gesetzes. Dort heißt es, daß man die Fakturenwerte der eingeführten Waren mit 3 multiplizieren müsse, um zu dem amerikanischen Wert zu kommen. (!) Würde diese Feststellung den Tatsachen ent­sprechen ist wohl maßlos übertrieben, so ergäbe sich hieraus logisch die Folge, daß, wenn der amerikanische Zoll­beamte in Zukunft nicht mehr den ausländischen, sondern den inländischen Wert bei der Berechnung des Zolles zu­grunde legt, für alle Wertzölle, von gewissen, auch jetzt schon zulässigen Abzügen abgesehen, eine Verdrei­fachung eintritt.

Es war richtig, daß Deutschland wie 38 andere Staaten gegen die maßlosen Zollerhöhungen Amerikas sich wehrt. Sehr richtig ist es aber auch, daß wir keinen »gemein­samen Protest" dagegen unterzeichnen und uns nicht in die von Briand gewünschte »Einheitsfront" gegen Amerika einspannen lassen. Unter den 38 Protestlern ist njancher Staat, der unter der handelspolitischen Begrün­dung noch ganz andere Gründe der Verärgerung gegen die Vereinigten Staaten verbirgt. Gründe, die mindestens uns gleichgültig, wenn nicht gar gegen uns gerichtet sind. Man ärgert sich über Amerikas Ablehnung des Versailler Vertrags, über Amerikas Fernbleiben vom Völkerbund, über Amerikas Kriegsschuldenpolitik und Flottenpolitik, vor allem jedoch darüber, daß den Krieg in weltwirtschaftlicher Bewertung kein einziger derSiegerstaaten" gewonnen hat, sondern nur Amerika. Sollten wir nun dabei mit­machen? Nein und abermals nein! Eben erst kündigt man uns weitere 58 Jahre der Tributknechtschaft an, und jetzt auf einmal die Einladung zuAll-Europa" Front gegen Amerika, das folgt allzu fix aufeinander! Ganz gewiß ist die innereuropäische Verständigung, mag sie nunAll- Europa" oderVereinigte Staaten von Europa" oder sonst» wie heißen, ein wichtiges Ziel für Politik und Wirtschaft des Erdteils, zumal auch Deutschlands, das alsLand der Mitte" den europäischen Frieden so dringend braucht wie kein anderes Land. Eben deshalb aber lehnen wir es ab, daß die Idee durch Bluff verhunzt wird. All-Europas Verwirklichung muß ganz anders beginnen als mit einem Amerika-Protest. Der erste Schritt zu All-Europa ist viel­mehr dre Aufhebung des Vertrags von Ver­sailles. Den Herren Poincare und Briand zulieb wollen wir uns denn doch, so viel berechtigte Beschwerden wir auch gegen Amerika vorzubringen hätten, von Wilsons Wori- bruch mit den 14 Punkten bis zur Herabsetzung der deut­schen Einwanderung um rund 50 v. H. die Finger am amerikanischem Feuer lieber nicht verbrennen.

Neueste Nachrichten

Kongreß der Bodenforscher

Königsberg. 17. Juli. In dieser Woche findet hier eine bedeutungsvolle Konferenz eines Teiles der Internatio­nalen Bodenkundlichen Gesellschaft statt, auf der 37 hervorragende Forscher des Auslandes vertreten sind. Es handelt sich um eine Vortagung des Kongresses der Internationalen Bodenkundlichen Gesellschaft, der 1930 in Moskau^und Leningrad abgehalten wird. Diese Gesellschaft ist erst nach dem Krieg entstanden, aber schon in der Vor­kriegszeit trafen sich mehrfach die internationalen Forscher für die Erkundung der Bodenfruchtbarkeit und vielfacher Fragen, die damit zusammenhängen, zu ge­meinsamer Beratung. Prof. Mitscherlich (Königsberg) wurde zum Leiter der Vortagung gewählt. Er ist mit seinen T o p f v e r s u ch e n für die Erforschung der Bodenfrucht­barkeit bahnbrechend gewesen. Mehr als zehn Jahre stiller Arbeit waren erfo-derlich, um der Oeffentlichkeit die Ergeb­nisse seiner Forschungen unterbreiten zu können. Heute sind

in vielen Kultürstaaten Europas und anderen Erdteilen Forschungsanstalten entstanden, die sich die Mitscherlichschen Methoden zu eigen gemacht haben. England, die Tschecho­slowakei, Schweden. Italien, Rumänien, Amerika und an­dere Staaten arbeiten in großem Umfang mit den Mitscher­lichschen Versuchstöpfen. Besonders tätig zeigen sich auch die Rumänen, die auch in wissenschaftlicher Beziehung be­achtlich arbeiten. Brasilien hat kürzlich für eine Viertel­million Mark eine Versuchsanstalt nach dem Mitscherlich­schen Mustsr eingerichtet. Der König von Aegypten, Fuad, besichtigte"auf-der Reise durch Deutschland die Topfversuchs­anstalt in Halle. Er war so begeistert, daß er sich die ganze Beschreibung in französische Sprache übersetzen ließ und für sein Land eine ähnliche Versuchsstation plant. In Ost- und Westpreußen befinden sich rund 25 000 Versuchstöpfe in Be­trieb.

Ausbau der Angestellten-Versicherung

Berlin, 17. Juli. In einem neuen Gesetzentwurf zum Ausbau der Angestelltenversicherung wird oorgeschlagen, daß dieMitgliederdesVerwaltungsrats durch Arbeitgeber und Versicherte gewählt und die höheren

Beamten durch den Verwaltungsrat bestellt werden sollen. Ferner soll Eltern und Großeltern von Versicher­ten, soweit sie bedürftig sind und von dem Versicherten unterhalten werden, ein rechtlicher Versorgungs­anspruch gewährt werden. Schuldlos geschiedene Ehe­frauen sollen den Witwen gleichgestellt werden und eben­falls einen Versorgungsanspruch erhalten. Für die Steige­rungsbeträge für die höheren Klassen sollen feste Sätze ge­schaffen werden an Stelle der bisherigen prozentualen Sätze. Die Angleichung an die Invalidenversicherung ist aus finanziellen Gründen noch nicht möglich.

Auszug im rumänischen Parlament

Bukarest, 17. Juli. Bei der Aussprache im Abgeordneters- Haus über die Verwaltungsreform gab der Führer der li­beralen Opposition, Duca, eine Erklärung ab, die liberale Partei lehne für die gegenwärtige Wahldauer die weitere Zusammenarbeit mit der Bauernregierung und der Kam­mermehrheit und im Senat ab. Darauf verließen die Libe­ralen unter dem Gelächter der Mehrheit den Sitzungssaal.

Ministerpräsident Maniu hielt dann mit der Liberalen Partei eine ljrenge Abrechnung. Er erklärte unter zu­nehmender Spannung des Hauses, die liberale Mißwirtschaft habe seit dem Kriegsende das Land so weit gebracht, daß sich der G e s a m t f e h l b e t r a g des Staatshaushalts aus 1814 Milliarden Lei (481 Millionen Mark) beziffern. Hie­von entfallen -7 bis 8 Milliarden auf die Eisenbahnen. 6K Milliarden seien durch dieBefestigung der Währung" ab­gedeckt. der Rest falle noch dem Staatshaushalt zur Last. Das Wort, das die liberale Partei, als sie noch am Ruder war, dem Ausland bei der Aufnahme der Ausländsanleihen gegeben, aber nickü gehalten habe, werde die Bauernregie­rung einhalten. Der Lei müsse in Wirklichkeit befestigt wer­den und zwar durch Herstellung eines geordneten und aus­geglichenen Staatshaushalts. Die Regierung werde sich durch niemand in der Durchführung ihres Ausbauplans be­irren lassen. Die Volkspartei gab hierauf eine ähnliche Er­klärung ab wie Duca und die Gruppe verließ ebenfalls den Saal. Die Gruppe um Dr. Lupu, die deutsche und ungari­sche Minderheit und die Sozialdemokraten blieben im Sitzungssaal. Der Auszug der Liberalen und der Volks­partei wird keinen großen Einfluß haben, da die Bauern­regierung im Parlament die überwiegende Mehrheit hat.

Die Mißwirtschaft und Günstlingswirtschaft der Liberalen in Rumänien unter den Brüdern Bratianu und dem Fürsten" Stirb ey, einem verwegenen Spekulanten, der sich den Fürstentitel kaufte, war beinahe sprichwörtlich ge­worden.

Eine Klage auf Entschädigung für entwertete Reichsanleihe in Amerika

Neuyork, 17. Juli. Der Verwalter für beschlagnahmtes feindliches Eigentum ist von den Erben eines im Jahr 1927 verstorbenen Gustav Doerschuch auf Gewährung einer Ent­schädigung für Reichsanleihe, die seinerzeit bei der Deutschen Dank hinterlegt wurde und nun entwertet ist, im ursprüng­lichen Wert von 100 000 Dollar verklagt worden. In der Klage wird auf dos gesetzliche Verbot des Handels mit dem Feind Bezug genommen und weiter darauf, daß der Treu­händer Millionen deutscher Gelder in den Händen habe-

Das Ergebnis der Schulanmeldungen in Oftoberschlesiea

kattowih, 17. Juli. Wie der KrakauerJllustrowanny Kurjer" meldet, sind für die deutsche Minderheitsschule 1800 Kinder und für die polnische Schule 29 000 Kinder angemel­det worden. Das Blatt behauptet, daß di« Anmeldungen für die deutsche Schule im Vorjahre 23 Proz. der gesamten Anmeldungen ausgemacht haben, während es in diesem Jahre nr^r 7 Prozent seien und erklärt, daß dieses für Polen außerordentlich günstige Ergebnis lediglich denBemühun­gen" (lies: Gewalttätigkeit) des polnischen Regierungspräsi­denten zu verdanken ist.

Der Streit um den konferenzort

Paris, 17. Juli. Nack, dem .Echo de Paris" scheint die britische Regierung auf die Fortsetzung des Notenaustausche- mit Frankreich in Sachen des Ortes der Regierungskonfe­renz verzichten zu wollen und statt besten durch ihren Bot­schafter in Paris unmittelbar mit Briand und Poincar- verhandeln zu wollen.

Die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit in England

London. 16. Juli. Das Unterhaus nahm ohne Abstim­mung die vom Kabinettsmitglied Thomas eingebrachte Kre- -itvorlage an. Hierdurch wird die Ausführung des Plans des Ministers Thomas zur Bekämpfung der Arbeitslosig­keit ermöglicht. Dieser Plan sieht finanzielle Hilfe oder Bürgschaften bis zu 25 Millionen Pfund Sterling für ge­eignete Arbeiten vor.

China zu Verhandlungen bereit

Peking, 17. Juli. Der Außenminister der Nankingregie­rung, Dr. Wang, hat den chinesischen Geschäftsträger in Moskau telegraphisch beauftrc gt, die Antwortnote auf da» russische Ultimatum zu übergeben. In der Note wird er­klärt, die Nankingregierung hege keinerleiAngriffs- absich ten gegen die Sowjetunion und sie hoffe, daß die Streitfrage gütlich geregelt werden könne. Der neue chine-