Nagolder TagblattDer Gesellschafter-

Seite 2 Nr. 183

Montag, 15. Juli 1929.

naym. Er wollte nach der Sache sehen und bemerkte, daß ein fremder Mann gerade aus der Haustüre entwischte. Als der Junge nun seine Arbeit auf der Bühne wieder fortsetzen wollte, hörte er, wie die Untertürkheimer Zeitung berichtet, nochmals Schritte im Keller. Ohne Bangen ging er her und schloß schnell bedacht die Kellerräume ab. Er meldete nun seinen Fang beim Amtsdiener und nach Eintreffen eines Landjägers konnte der Fremde, der ebenfalls aufgeräumt hatte und sich nun hinter Mostfässern'versteckt hielt, fest­genommen werden. Außer ungefähr 50 Mark in bar hatte er sich mit einer goldenen Uhr und den Sonntagsstiefeln des Hausherrn versehen, die dem Dieb wieder abgenommen werden konnten.

Lubwigsburg, 14. Juli. Hauptmann Köhl Mis­sionsflieger. Ozeanflieger Haupkmann Köhl hat bei der katholischen MissionsorganisalionMiva" eine Stelle als Flugdirektor angenommen. Als erste Missionsgesellschäft der Welt verwendet die .Miva" Flugzeuge bei ihrem Werk, Haupkmann Köhl wird schon im nächsten Februar nach Süd- weskafrika reisen, wo er ein Gebiet von mehreren hundert­tausend Gevierlmeilen zu bearbeiten hak. Die .Miva" wird von Franziskanermönchen geleitet; ihr Direktor ist Pfarrer Schulte von Köln, ein früherer Fliegerkamerad von Hauptmann Köhl.

Heilbronn, 12. Zull. Bestrafte Kommunisten. Die Aotfronkmikglieder Englert, Relnmann und Lang von hier hakten in der Nacht des 1. Mai einen Arbeiter überfallen und ihm mit einem Schlagring einen Finger der linken Hand abgeschlagen. Das Gericht er­kannte auf Geldstrafen in Höbe von 70. 100 und 100 RM.

Hall, 14. Juli. Das neue Krankenhaus. Der Derwaltungsrat der Haller Diakonissenanstalt hat in einer Sitzung beschlossen, den Bau des neuen Krankenhauses als Hochhaus der Architektensirma Alfred und Richard Bihl in Stuttgart zu übertragen. Ehe über die Aufbringung der nötigen Mittel nicht Klarheit geschaffen ist, kann jedoch mit dem Bau nicht begonnen werden.

Tübingen, 14. Juli. Beim Baden ertrunken. Beim Stochdorphiahaus badete der 19jährige Bäckergeselle Hans Rotfuß mit zwei Dienstmädchen, denen er das Schwimmen lehren wollte. Plötzlich geriet ein Mädchen an eine tiefe Stelle. Rotfuß wollte es retten, und es gelang ihm auch, er selbst aber ertrank.

Rottweil» 14. Juli. Württ. Städtetag. Die Ver­treter größerer und mittlerer Städte des Lands vereinigten sich am Donnerstag und Freitag hier zu einer Tagung des Würkt. Städketags. Stadkschultheiß Abrell hielt eine Be­grüßungsansprache, auf die Oberbürgermeister Dr. Mül- berger - Eßlingen erwiderte.

Tuttlingen, 12. Juli. Tödlicher Sturz. Nachmit­tags ist der Biehfülterer August Walch der Deutsch- Hof-Brauerei etwa 12 Meter tief vom Heuboden abgestürzt. Im Bezirkskrankenhaus ist Walch seinen Verletzungen er­legen.

Weingarten, 14. Juli. Besichtigung. Am Freitag fand die Besichtigung des Versorgungskrankenhauses durch die Vertreter der Kriegsbeschädigten-Organisationen statt. Alles war erfreut über die Verbesserungen, die im Lauf der letzten Jahre durchgeführt worden sind.

Friedrichshofen, 14. Juli. Die Zeppelinpost. Das Seeblaki erfährt vom hiesigen Postamt, daß, soviel bis jetzt bekannt ist, eine Amerikafahrt ausgeführt wird. Zutreffen­denfalls wird die beim Postamt lagernde Post auf dieser Fahrt befördert. Ob diese vor oder nach der Weltfahrt statt­findet, steht noch nicht fest.

Aus Bayern, 14. Juli. Vorsicht bei Verfütke- rung von verhageltem Getreide. Die Bauern in den verhagelten Gemeinden sind gegenwärtig daran, das durch den Hagel zusammengeschlagene Getreide abzumähen und es als Viehfutter zu verwenden. Wie aus Endorf bei Traunstein (Bayern) gemeldet wird, sind dort an einem Tag nach dem Füttern von verhageltem Getreide drei Stück Vieh infolge Blähung eingegangen.

Vom bayerischen Allgäu, 14. Juli. Umfangreiche Unterschlagungen. Der bei der Butterfirma Barten- stein in Kempten seit über 17 Jahren angestellte Georg Heuberger hat im Lauf der letzten Jahre große Unter­schlagungen an Butter, Eiern und ebenso bedeutende Geld­unterschleife begangen. Die Summe beträgt rund 10 000 M.

Dieser Tage wurde der Kaufmann Anton Fackler von Haldenwang, der sich mit seinem Fahrrad auf einer Tour befand, von einem Motorrad überrannt und so schwer ver­letzt, daß er nach der Verbringung ins Kemptener Kranken­haus gestorben ist.

Villingen, 14. Juli. Unterschlagung. Der Leiter der Villinger Zweigstelle eines Seidenhauses in Krefeld, Brunner, hat unter Beihilfe des Revisors der Firma seit 1923 für mindestens eine halbe Million Seidenwaren unter­schlagen und unter Preis an Kaufleute in Villingen und Freiburg abgesetzt. Beide sind verschwunden, Brunner soll aber inzwischen nebst einigen der Hehler verhaftet worden sein.

Die Umlage der Württ. Handwerkskammern

Nach einer Verordnung des württ. Wirtschaftsministe, riums erheben die Handwerkskammern für das Rechnungs­jahr 1929 eine Umlage, die sich aus einem Grundbettag von 3 AM. und einem nach Beitragseinheiten berechneten Er- gänzungsbekag zusammenseht. Der Berechnung sind die von den Handwerkskammern im Benehmen mit den Ge­meinden auf den Stand vom 1. Januar 1929 berichtigten und ergänzten Umlageverzeichnisse, sowie die vom Wirk- schaftsministerium genehmigten Haushaltspläne der Hand­werkskammern für 1929 zugrunde zu legen. Betriebe mit einem steuerbaren Gewerbeertrag bis zu 40 RM. einschließ­lich haben keinen Ergänzungsbetrag zu entrichten. Betriebe mit ttnem steuerbaren Gewerbeertrag

von 41100 NM. sind mit K Einheit,

von 101200 NM. sind mit '/« Einheit,

von 201300 AM. sind mit H Einheit,

von 301500 AM. sind mit 1 Einheit,

von 501700 RM. sind mit '/, Einheit,

von 7011000 AM. sind mit "/« Einheit, von 10011500 RM. sind mit 2 Einheit, von 15012000 RM. sind mit 3 Einheit, von 20013000 AM. sind mit 4 Einheit, von 30011000 AM. sind mit 5 Einheit,

' von 40015000 AM. sind mit 8 Einheit,

Wer 5000 RM. mit 7 Einheiten heranzuziehen. Auf Hand­werksbetriebe, die im Handelsregister eingetragen sind, trifft nur die Hälfte des für sie berechneten Anteils: jedoch gilt auch für sie ein Mindestumlagebetrag von 3 RM.

Aus Stadt und Land

Nagold, den 15. Juli 1929. !

Die Kunst hat kein Vaterland, alles Schöne sei uns ^ wert, welcher Himmelsstrich es auch erzeugt chaben mag.

Carl Maria von Weber.

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Was war in Nagold los?

Das Wetter.

Nun haben wir endlich ein Wochenende gehabt, das beinahe ohne Regen verlies. Schönes, sonniges Wetter lag bereits über dem Sonntag und Samstag. Allerdings war es um die Mittagszeit so schwül, daß Regen und gewitter­hafte Störungen nicht ausbleiben konnten. Ein leichter Gewitterregen setzte ein und in der Ferne grollte dump­fer Donner. Bald war es vorüber, zum Glück ohne ver­heerenden Regen, Sturm und Hagelschlag. Der Abend war schon wieder schön und der folgenden Sonntag war ebenfalls ein richtiger heißer Sommertag. Solch ein Som­mertag lockte natürlich die Wanderer und Ausflügler hinaus in die Natur, in die grünen Täler und die schat­tigen, herrlichen Wälder unseres Schwarzwaldes.

Im Gegensatz zu den vorhergehenden Sonntagen herrschte in unserer Stadt selbst ein lebhafter Durchgangs­verkehr. Der Schwarzwaldverein, dessen letzter Ausflug so gründlich ins Wasser fiel machte bei dem herrlichen Wetter eine Frühwanderung über den Schloß­berg nach Teufelshirnschale, wobei der Geologie der Land­schaft besonderes Interesse zugewandt wurde.

Der Landwirtschaftliche Bezirksverein Nagold

hielt am Samstag Mittag eine Au s s ch u ß si tz u n g ab, zu der auch Stadtschultheiß Maier, Landrat Vaitin- ger, Veterinärdirektor Keßler und Oberamtstierarzt Dr. Mezger erschienen waren. Unter Leitung des Vor­sitzenden Kleinert wurde fast ausschließlich über die ge­plante Lotterie und die landw. Ausstellung, die vom 13. bis 15. September stattsinden soll, beraten und verhandelt. Der Eeflügelzuchtverein und der Bienenzucht­verein hatten ihre Beteiligung an der Ausstellung von einem dauernden Beitrag abhängig gemacht. Da auch der Bezirksverein wenig Geld zur Verfügung hat wurde be­schlossen, einen einmaligen Beitrag von 20 und 30 Mark zu gewähren. Der Festzug soll bereits am Samstag statt­sinden, es wird aber nötig sein, ihn auch am Sonntag zu veranstalten, wenn es irgend möglich ist.

Am Samstag ist ebenfalls eine Dienstbotenpramie- rung, bei der solche Dienstboten in Betracht kommen sol­len, die fünf und mehr Jahre in landw. Betrieben tätig sind. Sehr verschiedener Meinung waren die Anwesenden Uber die Frage der Höhe des Eintritts und der Art der Erhebung desselben, wobei man davon ausging, den Mit­gliedern Vergünstigungen zuteil werden zu lassen. Man besprach sich weiter über die auszustellenden landwirt­schaftlichen Erzeugnisse, über die Zulassung von Ver­gnügungsunternehmungen zum Festplatz, über die Ko­sten und die Preise, die die Aussteller für den Platz zu bezahlen haben, für den ungedeckten Quadratmeter etwa eine Mark, für den in gedecktem Zelt etwa 23 -1l. Für die Lotterie wurden die Bedingungen verlesen und die Höhe der Gewinne festgestzt. Sie sollen in land- und hauswirtschaftlichen Geräten bestehen, die Hauptgewinne in Tieren.

Dem Württ. Volkstheater

war das schöne Wetter nicht so günstig wie den Ausflüg­ler«. Mittags erfreuten sich die Kinder wieder an der rührenden Geschichte derRosa von Tannen bürg". Für die Kleinen ist ja so ein Theater etwas ganz Schö­nes. Abends fand sich ein bei dem sommerlichen Wetter verhältnismäßig zahlreiches Publikum ein zu dem bekann­ten VolksstückDer Po st michel von Eßlingen". Die bekannten Geschichte ist hier von Wechsler dramati­siert worden in einfacher, aber wirksamer Weise. Ganz in der Art des Volks- und Tendenzstücks, manchmal un­ter Anlehnung an das sogenannte Schicksalsdrama werden ohne dichterischen Wert, ohne psychologische Wahrschein­lichkeit in primitiver Art Personen und Handlung ange­legt. Es wird moralisiert und gepredigt durch die Hand­lung und direkt durch Ermahnung und Wort. Es wird ge­zeigt, wie der unschuldige Postmichel des Mordes verdäch­tig wird und des Todes sterben muß, wie aber das Ge­wissen dem wahren Schuldigen keine Ruhe läßt, sondern ihm schwer zu schaffen macht und wie er doch vor seinem Tode erkennt: es gibt eine Ewigkeit und es gibt einen Gott. Das Püblikum ging willig mit bei dieser traurigen Geschichte, die die aus den vorhergehenden Vorstellungen bereits bekannten Kräfte des Volkstheaters zu wirkungs­voller Darstellung brachten.

Reichsjugendwettkämpfe

Am Samstag Vormittag fanden auf dem Sportplatz an der Calwerstraße die vom Ortsausschuß für Leibes­übungen veranstalteten, von Studienrat Grau geleite­ten Reichsjugendwettkämpfe statt, zu denen Schüler und Schülerinnen sämtlicher Nagolder Schulen mit den Jahr­gängen 1911 bis 1918 antraten. Der Zweck dieser Wett­kämpfe wie des nachmittags folgenden Wettschwimmens war: die wichtige Sache der Leibesübungen zu fördern. Für alle Altersklassen bestanden die Leistungen in einem Dreikampf, der Lauf, Hochsprung und Ballwurf, bezw. Kugelstoßen. Prof. Ulrich hielt einleitend eine kurze An­sprache an die etwa 300 Schüler und Schülerinnen. Heiß brannte die Sonne hernieder während die Wettkämpfe vor sich gingen. Hier bemühte man sich die schwere, eiserne Kugel recht weit zu stoßen, Auf einem anderen Teil des Platzes wurden Bälle geworfen und in dieser Fertigkeit gestritten. Auf der Straße ging der Lauf vor sich: Ach­tung, ein Pfiff,an die Plätze" fertig, die weiße Flagge winkt:los" und die zwei Läufer stürzen los. Zum Wettschwimmen traten etwa 50 Schwimmer an. Wir lasten nun die

Siegerliste

der R. I. W.-Kämpfe 1929 folgen:

Borklasse Mädchen: 1. Killinger. Marie, 2. Ottmar, Olag. 3. Moser Elly. Volkssch. 4. Beck Renate, 5. von Uxkull Inga L. und K. Volkssch. 6. Brezing Emilie, Volks­schule. 7. Maier Herta L. und Realschule. 8. Martini,

Hilde, Volksschule.

1. Altersklasse Mädchen: 1. Kurlenbauer Maria, Volks­schule 2. Kempf, Hildegard, L. und R.-Schule. 3. Grieche Hildegard L. und Realsch. 4./5. Küchele, Frida, Volkssch. 4 /5. Leitz Gretel, L. und Realsch. 6. Mast, Lina, Volkssch.. 7./8. Klotz Helene, L. und Realsch. 7./8. Luginsland Hilde, Volksschule. 9. Raff Friedhilde L. und Realsch.

R^^ttrsklasse Mädchen: 1 . Härle Margarete. L. und

Borklasse Knaben: 1. Holderle Robert, L. und Real­schule. 2. Henne Hans, S.ll.-Schule. 3. Grieche Siegfried L. und R. 4. Raaf Friedrich L. u. R. 5. Strähle Friedr Kern Fritz, S. U. 7. Schuon, Adolf S ll' 8-/10. Küchele, Otto, S. rt., Kiefner Theodor, L. und N Schatz Karl L. u. R. 11. Kienle, Hermann L. u. R.

1. Altersklasse Knaben: 1. Renz, Oskar L. und R Schäberle Otto L. u. R. 2/3 Maier Otto. 4. Jrion Felix L. u. R. 5. Haug, Rudolf. Seminar. 6. Günter, Will, Se­minar 7. Braß, Karl, V.-Sch. 8. Jllenberger Eugen L u. R. 9. Birk Dieter L. u. R. 10. Nicht Mbrecht, L u N' 11- Küchele, Fritz, S.-ll. 12. Holzäpfel. Rudolf, Latein- und Realschule.

2. Altersklasse Knaben: 1. Schmid, Erich, L. und N 2. Holländer Rolf, L. und Re. 3. Moll, Helmut. Seminar'

4 5. Storz Walter, Seminar. 4/5. Zänker, Erwin Semi­nar. 6. Hahn Gerhard, Seminar. 7. Weiß Eugen, L. und Realsch. Reichardt Oskar, Sportverein. 8. Küchele Eber­hardt, Sem. 9. Maier Kurt, L. und R. 10. Fink, Helmut Sem. 11/12. Käfer Alfred Sem. 11/12. Koch, Walter, Se­minar. 13. Schmid Robert, Sem. 14. Kunz Siegfrieds Se­minar. 15. Bozenhardt. Alfr., L. und R. 16/17 Ebert Karl Sem. Staiger Ernst, Sem. Walz Alfred, Sportverein. '

3. Altersklasse Knaben: 1. Alber Richard, Sem. Kil­linger, Gottlob, Sportverein. 2. Schmid Otto, Sem. 3 Hunzinger, Helm, Sem. Schweikle, Albert Sportverein. 4/5. Schmid Willi, Sem. Wagner Hermann, Sem. Theu­rer Otto, Sportv. 6. Klenk Otto Sem. 7. Bürkle Imma­nuel, Sem. 8. Weiß Willi, Sem. 9./11. Brüstle, Fr., Sem. Förster B., Sem. Heinzelmann P., Sem. 12. Herrmann G Sem. 13. Fessele Joh., Sem. 14. Ereeb, Karl, Seminar. 15. Sayer Georg, Sem. 16/18. Mauch Hermann, Seminar. Schüttle. Eugen, Sem. Seemüller, Otto. Sem.

Die Siegerliste des Wettschwimmens werden wir in­folge Platzmangels morgen veröffentlichen.

2m Evangelischen Dolksbund

wird morgen Abenv Alida Schwengel aus Eßlingen über die Dichterin M. Fees che sp^cben und Dichtungen derselben vortragen. Zu diesem Abend sind alle eingelaoen. (Siehe auch Inserat.)

Württ. Bolkstheater

Morgen Dienstag, den >6 Juli, kommt das beste deutsche Lustspiel zur Ausführung: .Im weißen Rößl" v. Blumen- thal und Kadelbura. Es ist zwar keine Novität, aber ein gutes Lustspiel, das den Zuschauer bis zum Schluß bestens unterhält.

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Ebhause«, 15. Juli. Ordinationsfeier von Missionar Christian Schüler. Es war ein ergreifendes Bild unser überfülltes Gotteshaus am gestrigen Sonntag, von der näheren und weiteren Umgebung waren die Mistions­freunde gekommen, um der Ordination von Missionar Schüler beizuwohnen (so war Nagold besonders zahlreich vertreten!) Zudem war Gelegenheit geboten, durch die Anwesenheit des Missions-Inspektors Huppenbaue r- Basel, sich aus berufenem Munde berichten und erzählen zu lassen von dem Werk der Mission. Den Eingangsgruß (Pf. 96) verlas Pfarrer K ü b I e r-Zwerenberg, woraus dann Miss.-Jnsp. Huppenbauer die Festpredigt hielt, de­ren Inhalt er nach Apostelgesch. 27,2125 zugrunde legte. Denn zu den wunderbarsten Erlebnissen im reichbewegten Leben des Apostels Paulus gehört unzweifelhaft auch diese Schiffahrt. Wie manches Samenkorn göttlichen Wortes hat Paulus in die Seelen dieser bunt zusammen­gewürfelten Schiffsgesellschaft streuen dürfen! Es ist ein köstliches Zeugnis von seinem inneren Leben:Des ich bin und dem ich diene". Das hat seinem Leben jetzt die Richtung gegeben. Es war eben doch ein passender Text für diesen Tag und der Redner hat durch seine frische Art so recht die Herzen der Missionsfreunde bren­nend gemacht und gewiß ist mancher der Mission noch etwas ferne Stehende überzeugt worden von der Not­wendigkeit, diese Arbeit mehr als bisher zu unterstützen. So erzählte er von der großen Gärung in Indien, wo das Volk aus seinem buddhistischen Schlaf zu erwachen beginnt und mit allen Mächten und Mitteln des Materialismus und Nationalismus zur Selbständigkeit, natürlich auch politisch, drängt. Wenn wir aber das begonnene Missions­werk mit allen feinen unschätzbaren Werken erhalten wollen, müssen wir in der Heimat dafür sorgen, daß nicht nur jeder Einzelne sein Scherslein opfert, sondern daß in stetem sürbittenden Gebet den Missionaren das Bewußt­sein ihrer Kraft gestärkt wird. Ueberall in Indien ist ein großes Fragen nach dem lebendigen Gott und oft wird die Frage gestellt:Was dünkt euch um Christus? An­schließend fand die Ordination des Missionars Christian Schüler, gebürtig von hier, statt, welcher von seiner Be­hörde in Basel nach Indien bestimmt worden ist. Der feierliche Ernst dieser Handlung wurde noch erhöht, als der Ortsgeistliche, Pfarrer Gütz, wie auch der ganzen Missionsgemeinde den innigsten Wunsch und die Bitte aussprach: Gib deinem Knecht mit aller Freudigkeit zu reden dein Wort (Apostelgeschichte 4, 29); denn wo man Gnade aus seiner Fülle nimmt, entsteht die rechte Freu­digkeit. Nicht bloß ein Wort des Mutes, sondern auch der Demut wurde angeführt: Der Jünger ist nicht über seinen Meister und der Knecht nicht mehr, denn sein Herr. Daran anknüpsend sprachen noch zwei Zeugen: Mis­sionar S chm i d-Nagold und Pfarrer K llb l e r-Zweren- berg. In herzbewegenden Worten sprach noch der Ord i- nierte zu seiner Heimatgemeinde. Das Bekenntnis des großen Heidsnmissionars (Paulus) nach Römer 1,16Ich schäme mich des Evangeliums von Christo nicht", mache er auch zu dem Seinigen und sprach die Bitte und den Wunsch aus, ein brauchbares Werkzeug zu werden iin Dienste des großen Königs. Die Darbietungen des Kirchenchors gaben den stimmungsvollen lleberaang zum gesprochenen Wort. Nach einem Schlußgebet von Mij- fionar Schmid und nach dem frischen Kampflied:Zieyi fröhlich hinaus zum heiligen Krieg" verließ man das G 0 l- teshaus. So hatte Ebhausen ein Missionsfest, das wirklich wert war, gefeiert zu werden!

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Bad Liebenzell, 14. Juli. Ein bekannter Ku^ast. 2m "Oberen Vadhotel" ist der in Stuttgart und Württem­berg wohlbekannte italienische Dichter Sil della Valla Marchese di Casanova mtt seiner Gatttli zu längerem Kuraufenthalt eingetrofsen.