Seite 2 Nr. 159

Nagolder Tagblatt »Der Gesellschafter

Mittwoch, 1v. Juli 1829.

Heppach im Remstat, Jngelfingen unb Neckar­sulm seien stark verseucht gewesen. Eine Eingabe Ä«z Wernbauoereins betr. Ausbau der staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt in Weins b erg wurde der Regierung als Material übergeben. Das der Kurverwaltung Freu- denst adt gewährte Staatsdarlehen wurde noch für einige Zeit gestundet, bis die Aufnahme einer Anleihe sür die Stadtgemernde von anderer Seit« möglich «st.

Durch den Wegsall der Personalabbauvorschristen des Reichs ist eine Aenderungdes Beamtengesetzes notwendig geworden. Damit fallen auch die Bestimmungen sür di« Sonderbehandlung verheirateter Beamtinnen und die Gelldabfindung an Beamtinnen aus Anlaß ihres Aus­scheiden» wegen Verheiratung. Der Finanzausschuß bil­ligte den Aenderungsentwurf einstimmig mit der Maßgabe, daß für Beamtinnen, die in der Zeit vom 1. April bis 1. August 1929 infolge Verheiratung freiwillig aus dem Dienst geschieden sind, aus Billigkeitsgründen eine Abfin­dung nach den dis 1. April geltenden Bestimmungen ge­währt werde.

Ein Wänderungsantrag Ströbel-Körner, einen früheren Antrag anders zu fassen, wird angenommen: 1. Darauf hinzuwirken, daß bei der Festsetzung der Rückzahlungster­mine für die Not st ands Darlehen. die im Jahr 1926 den Hochwasser, und Unwettergeschädigten gewährt wurden, auf den Notstand der einzelnen Darlehensnehmer Rücksicht genommen wird. 2. Die Bereitwilligkeit zu erklären, in besonderen Notfällen auch für das Jahr 1929 eine ange­messene Zinsverbilligung zu ermöglichen, entweder durch Beiträge aus dem Verfügungsfond der Zentralleitung sür Wohltätigkeit oder wie seither durch Mittel, die im Kap. 28 in einem Nachtrag zum Staatshaushaltplan ein­zustellen sind.

Der Ausschuß ging dann zur Beratung der Anträge Körner (BB.) und Kling (Ehr. Volksdienst) über, den Staatsbeitrag für die Landestheater auf di« vor­jährige Höhe zu kürzen. Wg. Körner führt dazu aus, der Antrag wolle kein Mißtrauen gegen die Landesthoater und deren Leitung ausdrücken, aber man müsse die ungünstige Finanzlage berücksichtigen. Dom Ehristl. Volksdienst wird angeführt, daß früher di« eigenen Einnahmen der Hof­theater 64 v. H., setzt nur noch 44 v. H. ausmachen. .Dieser Entwicklung müsse entgegengewirkt werden. Von allen Seiten wurde indessen anerkannt, daß die Leistungen o-r Landestheater vorzüglich seien und künstlerisch auf der Höhe stehen. Generalintendant Ke hm gab Aufschluß über die gegenwärtige Entwicklung im Theaterwesen, die Kosten der Inszenierungen, Gehälter, künstlerische Anforderungen. Auswahl der Stücke. Allen könne man es eben nicht recht machen. Kultusminister Dr. Bazille erklärte, an den vorgesehenen Ausgaben könne nichts abgestrichen werden, ohne daß die Landestheater dem Wert nach gefährdet «verden.

Württemberg

Stuttgart, 9. Juli.

Besuch amerikanischer Homöopathischer Aerzke. Am Mittwoch nachmittag treffen mit einem Sonderzug 150 amerikanische Aerzte mit 250 Angehörigen in Stuttgart ein. Bon Montreal in Kanada, wo der diesjährige Kongreß der amerikanischen homöopathischen Aerzte am 1. Zum stattfand, schiffte sich eine Gruppe nach Europa ein und besuchte zu­erst London und Utrecht. Mittwoch abend findet im Haus des Deutschtums eine Festsitzung der Stuttgarter Homöo­pathischen Aerztevereinigung statt.

Bootskaufe des Marinevereins. Am Sonntag beging der Stuttgarter Marineverein die Feier seines 30jährigen Be­stehens ung zugleich die Taufe eines Zugendboots. Bei der Jubelfeier begrüßte der Borsitzende des Mairnevereins Stuttgart, Langjahr, unter den Gästen den Protektor des Vereins, Graf F u g g e r - Kirchberg und Vizeadmiral

^tlijing vom Bund deutscher Marinevereine. Die Gattin des Protektors taufte das Book auf den Namen .Graf Fugger', Dde Taufrede hielt Fregattenkapitän Witt­mann.

Taufe im Haus des Herzogs Albrecht von Württemberg.

Am 2. Juli fand im Haus des Herzogs Philipp (in der Her­zoglichen Rentkammer hier) die Taufe eines Töchterchens aus der zweiten Ehe mit Herzogin Rosa, der Schwester sei­ner ersten 1924 verstorbenen Gemahlin, statt. Das Kind er­hielt den Namen Helene, nach der ersten Gemahlin des Vaters. Den Tauffeierlichkeiten wohnten Herzog Albrecht von Württemberg, sowie andere Angehörige der Herzoglichen Familie bei.

Bom Deutschen Sängerbund. Der Vorsitzende des Deut­schen Sängerbundes, Rechtsanwalt List in Berlin, ist nach 22jähriger Tätigkeit an der Spitze des Bundes zurück­getreten. Friedrich List stammt von Ulm, wo er am 1. Aug 1868 geboren ist. Sein Nachfolger an der Spitze des Sän­gerbundes ist Geheimrat Dr. Hammerschmidt in München.

Der Sohn vom eigenen Vater erstochen. Mißgunst und Zwietracht war die Ursache einer fürchterlichen Bauern­tragödie, die sich am 13. Juni 1928 in Burgstall, OA. Mar­bach, ereignete. Durch die Aufteilung des stattlichen Bau­ernguts des 61 Jahre alten Landwirts Ludwig Holzwarth von Burgstall kam es in der Familie zu heftigen Auftritten. Der älteste Sohn bekam die Hälfte des Guts verschrieben: damit war er aber nicht zufrieden. Zudem hatte er sein Erbrecht bald verspekuliert, wodurch die Mißstimmung noch gesteigert wurde. Der alte, bisher sehr angesehene Bauer sah sein Werk in den Händen seines Sohnes langsam zer­rinnen. Es kam deshalb zu immer heftigeren Szenen, die auch in die Oesfentlichkeit drangen und das Ansehen der Fa­milie verminderten. Am 13. Juni v. I. fing nun der Zweit­älteste Sohn Gotthold des Bauern mit dem ältesten Sohn Hermann Streit an. Der Vater kam dazu und forderte sei­nen Sohn Gotthold auf, Hermann zu verprügeln. Mit der Mistgabel befolgte Gotthold den Rat seines Vaters. Her­mann, der einen lahmen Arm hatte, konnte sich nicht zur Wehr setzen, weshalb ihm sein Knecht zu Hilfe eilte. Als dies der alte Bauer sah, stürzte er sich mit dem offenen Messer auf seinen Sohn und brachte ihm zwei Stiche bei. Einer davon, ein Herzstich, hatte den sofortigen Tod des Be­troffenen zur Folge. Früher schon hatte der Vater sich ge­äußert. nicht eher Rnhe zu bekommen, als bis er seinen Sohn Hermann aus der Welt geschafft habe. Das Schwur­gericht Heilbronn, wo sich Holzwarth vorigen Jahres wegen dieser Tat zu verantworten hatte, verneinte die Schuldfrage auf Totschlag und erkannte nur wegen Körperverletzung mit nachgefolgtem Tod auf 3 Monate Gefängnis. Die vom Staatsanwalt gegen dieses Urteil eingereichte Revision hatte Erfolg. Das Urteil wurde aufgehoben und der Fall an das Schwurgericht Stuttgart verwiesen. Jetzt wurde der An­geklagte wegen Totschlags zu 2 Jahren 6 Monaten Gefäng­nis verurteilt. Der Staatsanwalt hatte 316 Jahre Gefäng­nis beantragt.

Aus dem Lande

Heilbronn, 9. Juli. Ein Eisenbahnzug fährt durch die Straßen. Allgemeines Aufsehen erregte gestern einGüterzug" der Reichsbahn, der durch die Stra­ßen der Stadt fuhr. Es waren richtige Eisenbahnwagen von ansehnlicher Größe, ähnlich den Güterwagen oder gro­ßen Möbelwagen, die durch motorische Kraft getrieben werden und abgeschlossen sind. Es handelt sich um einen Versuch. Ein solcher Lastzug läuft seit einiger Zeit zwischen EßlingenStuttgartLudwigsburg. Er ist bestimmt, Fracht­güter auf kurze Entfernungen zu befördern, um so die Ver- -ladekosten zu ermäßigen, die Güter werden von Haus zu Haus befördert, und zwar am gleichen Tag, so daß sowohl eine Beschleunigung als auch eine Verbilligung erreicht wird. Im Rheinland laufen solcbe Lastzüge vielerorts mit bestem

M-erei-enemtiov

Nachdruck verboten.

(Fortsetzung 37)

Sie sah, wie weiß er im Gesicht geworden war. Er suchte nach Worten und fand kein einziges der Erwide­rung. Das Schweigen zwischen ihnen wurde peinlich. Nach einer Weile hatte er sich gefaßt.Rita, du mußt doch wis­sen, warum du von ihm gehst".

Ich habe dirs ja soeben gesagt".

Das ist kein Grund, Rita, um dessentwillen man einen Mann allein läßt, mit dem man zehn Jahre zusammen­lebte. Nur einfach, weil man ihn satt hat."

Ihr Blick wurde spottend. Sie spielte mit den Knöp­fen ihrer Handschuhe und sah ihn dabei ununterbrochen an.Erlaube mir eine Frage, Max: Weshalb hast du dich von Lore-Lies getrennt?" Er fuhr zusammen. Wortlos sah er sie an.

Doch einfach nur, weil du sie satt hattest! Einzig al­lein aus diesem Grunde, aus keinem anderen. Du hast es selbst gesagt und wirst es jetzt auch nicht leugnen wollen".

Er schwieg noch immer.

Und genau aus diesem Grunde tu ichs auch! Aus keinem anderen. Du wirst doch nicht der Ansicht sein, daß du dies Recht für dich allein in Anspruch nehmen kannst. Wir Ebrachs-Frauen haben eben kein Glück mit unse­ren Männern".

Rita! Mein Bruder ist der beste Mensch, den ein Weib sich wünschen kann".

Sie zuckte die Schultern.Aber er ist langweilig".

Rita!"

Sie stampfte mit dem Fuße auf.Er ist langweilig, sage ich dir! Ich will keinen Mann, der mir tagsüber zwanzigmal die Hand küßt und wie ein Hund hinter mir herläuft und in der Nacht ein halbes dutzendmal an mei­nem Bette erscheint und an meinem Herzen horcht, ob ich auch gewiß noch atme. Am Morgen knöpft er mir die Schuhe und des Abends hält er mich auf dem Schoße wie ein Wiegenkind. Ich will einen Mann, der Raste hat Raste! hörst du! und Blut in den Adern und keine Milch. Einen, der mich bezwingt und auf die Knie drückt und war es auch mit Schlägen".

Dann nimm mich!"

Max!" Sie bekam Angst vor seinem Gesichte und seinem Blicke. Jnstinktmäßig rekelte sie sich enger auf

ihrem Stuhl zusammen und bog sich von ihm ab. Sie zog die Hände nach dem Rücken, als ob er danach greifen wollte, und irrte mit ihren Augen an den seinen vor­über.

Willst du mich haben?" höhnte er.Ich bin von der Art, wie du sie brauchst. Ich habe Raste im Blut! Raste! Verstehst du! Ich bin auch wie ein Hund, der hinter dir herläuft, aber kein Pudel, sondern eine Dogge, die auf den Mann dressiert ist: einen Schritt ab vom Wege und ich reich dich nieder".

Sie war ganz fahl geworden. Für den Moment un­fähig, sich zu erheben, schauerte sie in sich zusammen.Du erlaubst dir Ungeheuerliches!" Es sollte zürnend klingen, aber er hörte die Furcht heraus. Das machte ihn mutig.

Wann willst du die Scheidung einleiten?"

Der Ton seiner Stimme beruhigte sie wieder.

So bald als möglich".

Ich werde dir behilflich sein".

Sie staunte ihn an. Nun hatte sie wieder Furcht vor ihm. Etwas an ihm geiiel ihr nicht. Er lachte! Sie mußte die Augen schließen, sah blaue Lichter tanzen und fühlte ein Brausen in ihrem Blute.

Zwei Arme rissen sie von ihrem Stuhle auf und an einem anderen Körper hoch.Max!"

Ihr Schrei erstarb unter seinen Lippen. Ihre Gelenke knackten. Sie fühlte in der nächsten Sekunde kein Glied mehr, dann ließ sein Mund den ihren frei. Seine Hände drückten sie nieder, immer tiefer bis sie vor ihm in den Knien lag. Wie leblos hing ihr Kopf gegen seine Schen­kel.

Bist du zufrieden jetzt?" keuchte er.Oder ist das dir auch noch zu langweilig? Morgens, mittags und abends, jeden Tag kannst du das haben, auch öfter, wenn du meine Frau bist! Sag du! Sag mir doch!"

Ein Stöhnen kam zu ihm herauf. Ihr ganzer Körper war wund und zerschlagen.

Er hob sie hoch und ließ sie in seinem Arm veratmen. Nun geh nach Haus und sag es deinem Mann und morgen bist du geschieden".

Max! -"

Er lächelte hohnvoll bitter.Wir Ebrachs-Männer ha­ben eben kein Glück mit unseren Frauen".

Mar!"

Er sah sie an. Sie senkte den Blick vor ihm und zitterte an seinem Körper.

Am Nachmittag komme ich", sagte er ruhig.Wann ist er denn zu Hause? Von eins bis drei? Nun gut!"

Sie hielt seinen Arm umklammert und legte den Kopf gegen seine Schulter. So von ihm abgewendet, frug sie, was die Folge sein werde.

Erfolg. Es besteht für den erwähnten Lastkraftzug ein Reservezug, und um diesen auszunützen, wurde vereinbart, daß von der Zuckerfabrik Heilbronn eine gewisse Menge Zucker auf diese Weise nach Feuerbach spediert wird. Um den Rückweg auszunützen, werden nunmehr in Heilbronn Bezieher von Waren aus Stuttgart-Feuerbach gesucht, die auf diese Weise jedenfalls schnell und ohne zeitraubende Um­ladung befördert werden können.

Wegen eines Verbrechens an einem siebenjährigen Kind wurde ein 18jähriger Fürsorgezögling von Murrhardt ver­haftet.

Wegen einer Zurechtweisung durch den Baker sprang ein IVjähriges Mädchen in der Altstadt aus dem erster, Stack der elterlichen Wohnung auf die Straße. Schwerverletzt wurde das Mädchen ins Krankenhaus verbracht.

Wegen neun Diebstählen von Fahrrädern in Heilbronn wurden der ledige Kaufmann Friedrich Weigls von Neuenstein und der Arbeiter Eugen Zager von Rodalben verhaftet. Die Näder konnten wieder beigebrachk werden.

Vaihingen a. d. E., 9. Juli. Vermißt Der ledige Friseur Eugen Bachmann wird hier vermißt. Er verließ am 29. April 1929 seine Stelle in Moutier (Berner Iura-, um nach Deutschland zurückzukehren und ist siitdem vcr- schollen.

Rok. OA. Mergentheim, 9. Zull. Bom Auko ge- lötet. Der Flaschner Zohann Kremer von hier hatte auf der Straße von Bamberg nach Strullendorf auf einem vorüberfahrenden Kohlenfuhrwerk aus Bamberg Platz ge­nommen. Als das Fuhrwerk in einen Nebenweg einbog, sprang Kremer ab. Zn demselben Augenblick fuhr hinter dem Magen ein Thüringer Lieferauto vorüber. Der Ab- springende wurde von dem Auko erfaßt und etwa 20 Meter weit geschleift. Er erlitt einen Schädelbruch und mehrfach Beinbrüche, so daß er sofort kok war.

Kirchheim u. T., 9. Zuli. Einweihungsschießen. Am letzten Samstag und Sonntag fand das Einweihungs­schießen der Schützengilde Kirchheim in ihrem neuen Schühenheim auf der Plochinger Steige statt. Ueber 130 Schützen beteiligten sich an dem Preisschießen, für das eine große Anzahl wertvoller Preise zur Verfügung stand. Als beste Schützen gingen aus dem Wettstreit hervor: Festscheibe Kirchheim: R. S t r ö h l e n - Geislingen: Glückscheibe: F. Reim-Eßlingen: Standmeisterscheibe: G. Maurer- Kirchheim: Armeemeisterscheibe: F. R e i m - Eßlingen, Skandpunkkscheibe: Hirschle - Kirchheim: Kleinkaliberfest­scheibe: Dr. M e n z e l - Stuttgart.

Tübingen. 9. Zuli. Bon der Universität. Pro',. Dr. jur. Dr. theol. h. c. Günther Holstein in Greifswald hak den an ihn ergangenen Ruf nach Tübingen abgelehnh hingegen einen nach Kiel als Nachfolger Prof. W. Zellineks auf den Lehrstuhl für Staats-, Verwalkungs-, Kirchen- und Völkerrecht angenommen.

Biberach, 9. Zuli. Kein städtisches Flugzeug. Flugzeugführer Hettrich in Allmendingen hat in einer Zuschrift die Beschaffung eines Flugzeugs durch Skadk- gemeinde in Anregung gebracht. Das Flugzeug soll als Zubringer zu den bestehenden Luftverkehrslinien, zur Aus­führung von Passagierflügen und für Neklamezwecke ver­wendet werden. Der Gemeinderat brachte zum Ausdruck, daß der Sacke nickt näheraekr>'ken werden kann.

Von der bayrischen Grenze, 9. Juli. DieFolgendes Hagelschlags. Welch schlimme Schäden das grausam« Unwetter vom letzten Donnerstag verursacht hat, geht u. a. aus einer Nachricht aus Riedsend hervor. Dort waren sämt­liche Pferdegespanne zwei Tage unterwegs, um die für die 34 Häuser zählende Ortschaft benötigten 50 000 Stück Dach­platten herbeizufchaffen.

Sigmaringen. 9. Juli. SeltenesJagdglück. Am Sonntag abend erlegte im fürstl. Wildpark Josefslust der fürstl. Hofkammer- und Forstrat Thurn durch einen Blatt- schuß in voller Flucht ein Wildschwein, das vor einigen Tagen in den Park eingebrochen war.

Eine geschiedene Frau,,, sagte er.Ein kleines Duell! Sonst weiter nichts!"

Du warst es, der mich küßte", weinte sie auf.

Ja, ich! Wer sagt denn, daß ich es leugnen will? Du brauchst es nur zu bestätigen".

Ich sage ihm, daß du lügst! Daß es nicht wahr ist!"

Was ist nicht wahr? Daß ich dich im Arme hielt? Daß ich dich vor mir auf die Knie zwang? Das soll alles nicht wahr sein? Rita, du sprichst wie ein Kind. Ich werde deinem Manne sagen: Bruder, nimm deine Frau mit dir in dein Zimmer und laß dir dort ihren Leib zeigen. Jeder Fingerabdruck, jedes blaue Mal, das du daran findest, ist von mir".

Sie hob beide Hände zu ihm auf und wollte sich vor ihm zu Boden werfen. Aber er hielt sie hoch.

Morgen!" wimmerte sie.

Ja, morgen", sagte er und suchte ihren Blick.So ge­gen Abend, oder auch schon in aller Herrgottsfrühe hat unser alter Vater einen Sohn weniger".

Max wen wer-"

Einer von uns beiden muß daran glauben, das siehst du doch ein! Nicht wahr! Ernst ist Offizier gewesen, ich Akademiker! Da geht es nun einmal nicht anders. Auch zwischen Brüdern nicht."

Rita hörte einen Knall aus dem anstoßenden Zimmer und fuhr auf.

Es wär nur ein Stuhl", beruhigte er.Du mußt nicht so aus der Fassung sein. Ich werde schon sorgen, daß der Richtige auf dem Platze bleibt".

Du!" Sie schüttelte ihn, daß die Knöpfe seiner Hemd­brust sprangen.

Ja, ich! Du hast es gesagt!"

Und Lore-Lies?"

Sag ihr" er bog sich gegen ihr Ohr. Ohne etwas gesprochen zu haben, schob er sie wieder von sich.Sag ihr, was du willst! Sie wird alles glauben. Und wenn du ihr berichtest, ich hätte dich vergewaltigt, wird sie auch das nicht für unmöglich halten".

Das Klavierspiel im Musikzimmer verstummte. Mit heisernem Klang war eine Uhr zwölf Schläge in den Mit­tag.

Geh", sagte er und strich ihr das verwirrte Haar zu­rück.Ich möchte dich bitten, daß du zwischen eins und drei nicht zu Hause bist".

Sie stieß ihn von sich.Ich werde da sein".

Wie du willst".

Er half ihr im Flur in den Mantel und öffnete «hr die Türe. Sie vernahm seine Stimme noch über die Treppe hinab.Aus Wiedersehen,, hörte sie ihn sagen.

Fortsetzung folgt.