Leite 2 — Nr. 145
Nagolder Tagblatt „Der Gesellschafter"
Montag. 24. Juni 1929.
Württ. Landtag
Keine staatseigene Fürsorgeanstalt — Das Anfschieben des 8. Schuljahrs nur ein Notznstand
Stuttgart. 22. Juni.
In der Samstagssitzung des Landtags wurden Abstimmungen zum Kap. 28 (Soziale Fürsorge) nachgeholt und die Ausschußanträge angenommen, ebenso ein Antrag Baus er (VR.) betr. Vorlage eines Rentnerversorgungsgesetzes durch das Reich.
Abgelehnt wurden die sozialdemokratischen Anträge, eine staatseigene Fürsorgeanstalt zu errichten und für die Kleinrentner eine weitere halbe Million zur Verfügung zu stellen. Die Beratungen erstreckten sich in Verbindung mit dem Kultetat namentlich auf Volksschulfragen.
Der Abg. Hey mann (Soz.) verurteilte scharf die Schulpolitik des Kultministers, namentlich auch seine Personalpolitik und den Umstand, daß die Regierungsvorlagen betr. die Volksschulreform und der Lehrerbildung den Abg. der Demokratie und der Sozialdemokratie vorenthalten wurden. Ferner wünschte er, daß die vierjährige Grundschule und die achtjährige Gesamtvolksschuldauer schon vom Jahre 1930 an grundsätzlich durchgeführt werden soll. Um dem Uebergang von der Volksschule in die höheren Schulen entgegenzuwirken, beantragte er die Errichtung von Aufbauklass en in der Volksschule. Kultminister Dr. Bazille teilte mit, daß mit dem neuen Schulgesetz die Hinausschiebung des achten Schuljahres aufhören werde. Das Ermächtigungsgesetz betr. die Hinaus- 'chiebung des achten Schuljahres habe der Landtag be- chlossen, er selbst habe es nur durchgeführt. Seine Per- önalpolitik sei frei von parteiischer Einstellung. Die Denk- chrift über die Lehrerbildung werde voraussichtlich im Juli )er Öffentlichkeit übergeben und auch das ganze Schulgesetz werde bis dahin allen Abgeordneten mitgeteilt werden. Der Aba. Klein (BB.) betonte, daß die Schulpolitik
dse Ministers Dank und Sympathie in weitesten Kreisen gefunden habe. Ein friedliches Zusammenarbeiten von Staat und Kirche sei notwendig. Der Redner beantragte weitgehende Dispensationen einzelner Schüler vom 8. Schuljahr, sowie den Ausbau der kleinen Land-Real- und Lateinschulen. Der Abg. Schneck (Komm.) beantragte Aufhebung der Verordnung des Kultministers betr. Teilnahme von Schülern an schulwidrigen Veranstaltungen. Abg. Dr. v. Hie der (Dem.) wandte sich gegen die Personalpolitik des Kultministers sowie gegen die Fülle der Befreiungen vom achten Schuljahr und die Art der Befreiungsmethode. Kultminister Dr. Bazille verteidigte nochmals die Hinausschiebung des achten Schuljahres mit Rücksicht auf die Notlage weitester Kreise. Der Abg. Kling (Ehr. Volksd.) erklärte, man müsse die Schulfragen ruhig und sachlich erörtern und der Schule im Rahmen des Möglichen das geben, was ihr gebühre. Der Abg. Rais (S.) vertrat die Ansicht, daß sich die Grundschule glänzend bewährt habe und daß man den Volksschullehrern die höchste und beste Bildung verschaffen müsse. Der Abg. Hartmann (DV.) erklärte, politische Beamte seien im demokratischen Staat eine Notwendigkeit. Diese Frage sollte in einem Gesetz geregelt werden. Der Abg. Becker (Komm. Op.) meinte, die Hochschulbildung sei für den Volksschullehrer gerade gut genug. Der Abg. Küchle (Z.) teilte mit, daß seine Partei mit Rücksicht auf die in Aussicht stehenden Vorlagen der Lehrerbildungsreform und des Volksschulgesetzes erst später dazu Stellung nehmen werde. Der Abg. Baus er (VR.) hob hervor, daß beim Bildungswesen zunächst gespart werden und daß das ländliche Bildungswesen mehr auf die Bedürfnisse des Landes zugeschnitten werden sollte.
Dann wurde die Weiterberatung auf Dienstag nachmittag vertagt. ^
fallen seien, so alarmierte der Landposten die Mordkommission de» Berliner Polizeipräsidiums. Es stellte sich aber heraus, daß die beiden Personen von einem Auto überfahren worden sind. Die Getöteten sind festgestellt als ein 34 Jahre alter Wächter und Zeitungshändler Fritz Engelke und seine gleichaltrige Ehefrau Helene Lngelke. die in Gatow wohnten. Sehr wichtig und für die Aufklärung bedeutungsvoll ist ein Fund, den man in der Nähe der Leichen machte.
Württemberg
Stuttgart. 22. Juni.
Vom üompetenzgerichtshof. Das Staatsministerium hat Len Ministerialdirektor Dr. H eld im Innenministerium zum ordentlichen und den Ministerialdirektor Scholl daselbst zum stellvertretenden Mitglied des Kompetenzgerichtshofs je für die Dauer ihres Hauptamts ernannt.
Rückgabe von Ausweispapieren durch die Standesbeamten. Es ist Klage darüber geführt worden, daß bei der Eheschließung von Ausländern, Auswelspapiere, z. B. Paß, Pahersatz, Heimatschein, Einbürgerungsurkunde, Staats- angehörigkeiksausweis u- ä., die der Inhaber nicht entbehren kann, von den Standesbeamten nicht zurückgegeben» sondern zu den Sammelakken genommen werden. Das Justizministerium hak nun die Standesbeamten darauf hingewie- sen, daß die Rückgabe solcher Urkunden stets als unbedenklich anzusehen ist, wenn ein Vermerk über ihren wesentlichen Inhalt zu den Sammelakken zurückbehalken wird.
Mozart-Serenaden im Alten Schloß. Im Laufe der nächsten Woche veranstaltet die Mozart-Gemeinde Stuttgart, deren Vorstand Kammersänger Ritter ist, im Hof des Alten Schlosses eine Reihe von musikalischen Ausführungen, die sich hauptsächlich mit Serenaden von Mozart befassen. In München, Salzburg und Würzburg kamen solche Veranstaltungen schon früher zustande und brachten einen großen Erfolg mit sich. Schönes Wetter vorausgesetzt, handelt es sich ungefähr um 10 Aufführungen, die voraussichtlich am 3. Juli mit Eintritt der Dunkelheit ihren Anfang nehmen.
Die „Metalls". Bei einem Teil der Bevölkerung ist die irrige Ansicht verbreitet, daß die schon einige Wochen stattfindende und nur noch wenige Tage bis zum 1- Juli ds. Js. geöffnete Ausstellung nur Fachleuten zugänglich sei, und doch verdient gerade diese Ausstellung neben den Fachleuten von den Hausfrauen, den Männern, bei allen Baulustigen, kurz beim gesamten Privatpublikum größte Beachtung. Die Ausstellung bietet dem aufmerksamen Besucher viel Neues und Beachtenswertes. Was die Technik an Zweckmäßigem und Preiswertem geschaffen hat, ist hier zu finden. Die MtS- steliung muß, da die Halle für andere Zwecke benötigt wird» am 1. Juli ds. Js. endgültig geschlossen werden; eine Verlängerung ist ausgeschlossen.
Schwieberdingen OA. Ludwrgsburg, 23. Juni. Ueber - fall. Nachts wurde ein hier bediensteter Knecht von zwei durchreisenden Burschen überfallen und blutig geschlagen. Di« Täter wurden in Hafk genommen.
Reichenbach OA. Gmünd, 23. Juni. RascherTod. Der Bauer Alois Betz erlitt beim Mähen auf der Wiese einen tödlichen Schlaganfall.
Weikersheim OA. Mergentheim 23 Juni. Von der Transmission erfaßt. In der Hohenlohifchen Pappenfabrik wurde der 26 Jahre alte Otto Wirth von hier von der Transmission erfaßt und gräßlich verstümmelt; er war sofort tot.
ssaulbruk der Bienen. Vom zuständiger Seite wird mit- Aeteut: Das Staatsministerium hat durch Verordnung vom 20. Juni 1929 bestimmt, daß die Verordnung des Reichs- ministers des Innern vom 8. April 1929, durch die für Württemberg die Anzeigepflicht im Sinne des 8 9 des Reichsvtehseuchengesetzes für die Faulbrut der Bienen ein-. geführt wurde, am 1. August 1929 in Kraft tritt.
Alm, 23. Juni. Das Schwäbische Liederfest. Aus der Festhalle in Ulm a. D. sendet der Südfunk am 29. Juni das Begrüßungskonzert als Auftakt zum 32. Schwäbischen Liederfest. Außer dem Württ. Landes- theater-Orchester stehen bei diesem Konzert sämtliche Ulmer Männergesangvereine geschloffen zusammen, um mit einem Thor von 1000 Stimmen Gesangswerke zu gewaltigem Erklingen zu bringen. Außerdem wirken 600 Frauenstimmen aus allen Kirchen- und gemischten Chören Ulms zusammen und ein tausendstimmiger Kinderchor, an dem sämtliche Ulmer Schulanstalten beteiligt sind.
Tagung der deutschen Baugenofsenschafken in Stuttgart
Der Hauptverband deutscher Baugenossenschaften in Berlin, dem 17 deutsche Baugenossenschaftsverbände mit über 2500 gemeinnützigen Bauvereinigungen, darunter auch der Verband der gemeinnützigen Bauvereinc Württemberg e. V. mit 104 gemeinnützigen Bauvereinigungen und 34 würtkemb. Gemeinden als Verbandsmitglied angehören, veranstaltete m Stuttgart vom 21. bis 23. Juni seinen 4. Allgemeinen Bauvereinstag. Anläßlich dieser Tagung fand am Sams- tag vormittag eine öffentliche Hauptversammlung im großen Saal des Stadtgartens stakt, zu der etwa 1200 Vertreter aus allen deutschen Gauen erschienen waren.
Eröffnung der Fluglinie Stuttgart—Friedrichshasen
Friedrichshofen, 23. Juni. Am Freitag abend wurde die Fluglinie Stuttgart—Friedrichshafen in Gegenwart zahlreicher Personen eröffnet. Die neue Flughalle war mit Wimpeln geschmückt. Dort traf nach 6 Uhr ein Dornier-Merkur ein, dem Staatsrat Rau und andere Vertreter der würt- tembergischen Regierung und Direktor Zobel von der Luft- Hansa, sowie Gemeinderat Fink entstiegen. Stadtschultheiß Schnitzler betonte, welche Bedeutung der Flughafen für Friedrichshafen besitzt. Dr. Eckener gab namens des Luftschiffbaues Zeppelin seiner Freude darüber Ausdruck, daß Friedrichshafen an das deutsche Luftfahrtnetz angeschlossen ist. In ähnlichem Sinn äußerte sich Direktor Dr. Ing. Dor- nier namens der Dornier-Metallbauten. Als Vertreter der Württ. Luftfahrt-AG. dankte Kommerzienrat Dr. Col s- man der württembergischen Regierung und der Stadt Stuttgart für die neue Verkehrsluftlinie.
5V. Vollversammlung der Handwerkskammer
Alm, 21. Juni. Zu der 50. Vollversammlung waren sämtliche Kammermitglieder, wie auch der Gesellenausschuß vollzählig erschienen. Der Syndikus der Kammer, Direktor Nachbaur, erstattete den Tätigkeitsbericht. Die Kammer war bei insgesamt 75 Tagungen und Versammlungen vertreten. An 10 Innungen, Vereine und Personen wurden Ehrenbriefe gegeben. Ehrende Anerkennungen erhielten 5 Meister und Meisterinnen. An 25 Arbeitnehmer im Handwerk wurden für 20-, 25- und mehrjährige Tätigkeit in ein und demselben Betrieb Ehrenurkunden verliehen. Der gegenwärtige Stand der gewerblichen Organisationen im Kam- Merbezrk Ulm beträgt: 299 Innungen, und zwar 196 freie Innungen mit 5708 Mitgliedern und 103 Zwangsinnungen Mit 6024 Mitgliedern, 42 Fachvereine und Fachgenossenschaften, 20 Handwerkervereine und 55 Gewerbevereine, zusammen 416 gewerbliche Organisationen. Das Wirtschaftsministerium hat neue Vorschriften über die Höchstzahl von Lehrlingen in den einzelnen Handwerksbetrieben herausgegeben. Die Kammer nahm hierzu Stellung und brachte einige Wünsche vor, die an die maßgebenden Stellen weitergegeben werden sollen. Die Vorlagen über Aenderung der Gesellen- und Meisterprüfungsordnung werden vorgetragen und fanden Genehmigung. Handwerkskammerdirektor Nachbaur hielt sodann ein Referat über „Die Bedeutung der Handwerkskammernovelle und die Durchführung der H a n d w er k s k am m e r w ah- len auf Grund derselben". In nichtöffentlicher Sitzung wurde der Haushaltplan 1929 einstimmig genehmigt. In den Vorstand der Kammer wurde für ein verstorbenes Vorstandsmitglied Flaschnerobermeister und Stadtrat Wilhelm Ri eg er in Aalen gewählt.
Aus Stadt und Land
Nagold, den 24. Juni 1929.
Nehmt euch in acht, ihr, die ihr das Volk in Unwissenheit erhalten wollt, seid am meisten bedroht; seht ihr denn nicht, mit welcher Leichtigkeit man ein unvernünftiges Tier zum reißenden Tiere macht? Mirabeau. *
Dienftnachrichte«.
Der Herr Staatspräsident hat übertragen: eine Studienratstelle (Gruppe 4b) an der evangelischen Lehrerbildungsanstalt in Backnang dem Studienrat Goes an an der Oberrralschule in Eßlingen (früher Nagold), eine Studienratstelle (Gruppe 4 b) an der evangelischen Lehrerbildungsanstalt in Nagold dem Studienassessor Beutln er in Stuttgart und eine Seminaroberlehrerstelle (Gruppe 6) an der evangelischen Lehrerbildungsanstalt in Nagold dem Seminarlehrer Utz an der evangelischen Lehrerbildungsanstalt in Eßlingen.
Die Bewerber um je eine Lehrstelle an der evang. Volksschule in folgenden Gemeinden haben sich bis zum 13 Juli beim Evang. Oberschulrat zu melden: Herrenalb OA. Neuenbürg, Befähigung zur Erteilung eines fremdsprachlichen Unterrichts erforderlich, Kayh OA. Herrenberg. Dienstwohnung. Gelegenheit zur Uebernahme des Organistendienstes und Nagold.
Die Reichsbahndirektion hat den techn. Reichsbahninspektor Egler in Horb nach Münster in Wests, versetzt.
Innitage
Die Heuernte war in letzter Woche im vollen Gange u. dank des prächtigen Wetters mag sie wohl zum größten Teil beendet sein. Wieviel Mühe, Lasten und Arbeit sammelt sich «n solchen Tagen in landwirtschaftlich eingestellten Bezirken Keine Achtstunden-Tage sind es, die unsere Bauein ükechaupt je kannten, viel weniger im Heuet, wo der Weg morgens beim Lagesgrauen. also schon gegen 3 und 4 Uhr hinausführt und vielleicht erst um die IO. oder II. Stunde Abends die Lagerstatt zu kurzer Ruhe ausgesucht werden kann. Aber nicht nur die arbeitsgewohnten Hände stn-> es, die zuareifen müsse», sondern alles, was sich nur regen kann, muß helfen, um die Heuernte zu bergen, Kinder, denen man Arbeit nocb gar nicht zurraut und altersgebeugte Mütterlein und Großvätter trippeln in diesen Tagen mit dem Rechen auf dem Rücken zur Wiese. Alles steht unter der Parole: es mutz sein! Für unsere Bauern allerdings nichts Fremdes, denn er ist es gewöhnt, daß sein Lebensabend voller Mühe und mit Arbeit gesegnet ist. Wollen wir nun die kleinen Regenschauer vom Samstag und gestern abend ganz außer Betracht lassen und weiterhin auf gutes Heuweiier hoffe». Wie wir bereirs vermeldet hatten, war ein Marionettentheater zu Gast. Die Zel war wohl schlecht gewähli, die M.nschbeit übermüdet und überarbeitet oder anderweitig zu übr in Anspruch genommen, und somit war der Besuch ein recht massiger. Schade, denn das Gebotene war wirklich einzigartig, sowohl die Faust-Aufführung wie auch das Märchen „Rumpelstielzchen". Wir dürfen dabei mit anderen Zeitungen sprechen und sagen, daß feine seelische Beobachtungen die Künstlerhand führte, sodaß sich die Gesten der Puppen und das gesprochene Wort völlig deckten. Sie gewannen Seele, die farbenschönen Figuren, in erstaunlicher Sinnenstäuschung der Zuschauer. Wahre Schulbeispiele feiner Bühnenbilder boten sich jeweils dar. Man fühlte: das ist alles durchlebt und durchwärmt von inniger Kunst, von liebevollem Drang zu schaffen, zu zeigen, zu wärmen, zu bilden. Wir sind Herrn Deininger dankbar für seine Darbietungen und er darf späterhin,;u einem besser gewählten Zeitpunkt sicherlich auf einen regen Zuspruch hoffen. — Im Mittelpunkt der Nagold« Veranstaltungen stand das Waldfest des Arbeitergesang- vereins „Frohsinn". Unter den Klängen der Mötzingei Musikkapelle (Leitung: Max Theurer-Nagold) ging es in langem Zug mit Kind und Kegel zum Wiesenplatz auf Teufelshirnschale. Liedervorträge des veranstaltenden Vereins und der Sängerlust Altensteig wechselten miteinander ab, Vorstand Schwarzkopf fand herzliche Begrüs- sungsworte und die Kinder vergnügten sich bei Sackhüpfen, Wettlaufen und ernteten dafür zwei bedeutungsvolle W.: Wurst und Wecken. Das dritte W. führten sich die älteren Mitglieder am Abend beim Familienfest im Löwen zu Gemüts, den Wein. — Die Turner waren wohl vollzählig nach Haiterbach ausgerückt und durften mit Kranz und Diplom geschmückt nach Hause kehren. Zu dem außerordentlichen Ergebnis unserer Nagolder Turner ein freudig „Gut Heil".— Die Turmbläser traten wieder einmal mit einem Ständchen in Funktion. Herr Ludwig Griininger, Sattlermeister und Frau durften nämlich am gestrigen Sonntag das Fest der silbernen Hochzeit feiern. Zu ihrem Jubeltage auch unseren herzlichsten Glückwunsch! — Mit dem heutigen Tag beginnt nun für unser deutsches Volk eine bedeutsame Woche: die zehnjährige Wiederkehr der Unterzeichnung des Vertrages von Versailles. Im ganzen deutschen Reiche sollen an diesem Tage des Schandvertrages öffentliche Kundgebungen stattfinden, um kundzutun, daß wir nicht gewillt sind, ohne weiteres die ungeheuren, menschenunwürdigen Lasten uns aufbürden und vor "allem den Ruf der Kriegsschuld auf uns ruhen zu lasten. So nun in unserem kleinen Heimatstädtchen solche Veranstaltung nicht aufgezogen werden kann, so wollen wir doch uns ins Herz eingraben, daß es unsere Pflicht uns selbst und unseren Nachkommen gegenüber ist, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln dagegen anzukämpfen im Sinne der Dichterworte: Der Mensch ist frei, ist frei und wär er in Ketten geboren! Wieviel mehr haben wir nun das Recht auf Freiheit, wo wir als stolzes, arbeitsames Volk die Freiheit von jeher unser Höchstes nannten!
Befitzwechsel.
In vergangener Woche gingen verschiedene Gebäude in anderen Besitz über, so erwarb das Schnepf'sche Familienwohnhaus mit Hintergebäude die hiesige Ortskrankenkaste und das Ortskrankenkastengebäude selbst wurde von Herrn Dr. med. Beck gekauft. Näherer Bericht hierüber folgt. ^
Walddorf. 24. Juni. 2» die Heimat zurückgekehrt.
Nach KjSbrigem Aufenthalt in Amerika ist gestern mittag Frl. Mina Walz, Tochter des Adlerwirts Walz, zur großen Freude ihrer Angehörigen heimgekehrt. Zfm April 1923 reiste sie hier ab, um zunächst bei Verwandten in Detroit Aufnahme zu finden, ging aber später in eine Stellung. Im Laufe der Jahre hat sie sich das amerikanische Staatsbürgerrecht erwo^ ben. Vor 2 Jahren ging ein Bruder von ihr ebenfalls nach Amerika, der dort auf seinem Beruf als Metzger Arbeit gefunden hat. Möge es der Zurückgekehrten in der alten Heimm wieder gut gefallen und sie sich wohl fühlen, wenn es ihr auch drüben sehr gut gegangen ist.
Walddorf, 24. Juni. Verunglückt. Am Samstag Mittag wollte Johs. Mayer jg. mit den beiden Pferden seinesIValers am Schwadenrechen Heu wenden. Dabei gingen die Pferde durch und M. kam unter den Rechen. Wäre die Maschine in Tätigkeit gewesen, hätte das Unglück weit schwerere Folgen gehabt, so aber ging es noch mit leichteren Verletzungen ab. ^
Bad-Teiuach. 23. Juni. Iakobifest. Nach zweijähriger Pause soll hier wieder am 28. Juli das allseitig beliebte Jakobifest, verbunden mit Hahnentanz uud Volkstrachtenaufzug, ab- gehalten werden. Die Vorbereitungen hiezu sind bereits im Gange und liegen wieder wie vor zwei Jahren in den Händen des Kurvereins.
Naterreichenbach, 22.Juni. Krastwagenbrand. Das Auto von Sägewerksbesitzer L. Jäck von hier geriet beim Tanken m Brand. Der Tank war etwas übergelaufen, so daß beim Anfahren das Benzin Feuer fing. L. Jäck und seine Tochter konnten sich glücklicherweise aus dem Wagen retten, welcher stark schädigt wurde. Der Brand konnte dann mit Handfeuerwjcy- apparaten erstickt werden.