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Mit den illustrierten Beilage»Feierstunden" Unsere Heimat",Die Mode vom Tage".

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Mit der landwirtschaftlichen Wochenbeilagc: Haus-, Garten- und Landwirtschaft"

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8r. 136

Gegründet 1827

Donnerstag, den 13. Juni 1V2S

Fernsprecher Nr. 29

163. Jahrgang

Hilferding über den Mißerfolg der Reichsanleihe

Berlin, 12. Juni. 3m Haushalkausschuß des Reichstags erklärte Reichsfinanzminister Dr. Hilferding, infolge der Krediteinschränkung der Aeichsbank sei für die Reichs­finanzverwaltung die Aufnahme kurzfristiger Kredite nicht möglich gewesen. So habe man zu einer langfristigen Anleihe greifen müssen. Aus Gründen der Reparationspolitik habe man von einer Ausländsanleihe absehen müssen. Für eine Inlandsanleihe hätten sachverständige Bankiers irrtümlich gute Aussichten eröffnet. Zur Deckung des dringendsten Bedarfs für Mai mit 120 Millionen habe die Anleihe (177,7 Millionen) ausgereicht. Der darüber gehende Ertrag der Anleihe erleichtere die Schwierigkeiten am Monatsletzten (Ultimo), weil um diese 57 Millionen weniger kurzfristige Kredite ausgenommen werden müssen.

Die Bersicherungs- und Sparkassen haben sich wider Erwarten an der Anleihe nicht beteiligt, weil für sie der Anreiz der Befreiung von der Körperschafks- steuer gefehlt habe (?). Bei den Banken sei die feste Ueber- nahme der Anleihe nicht durchzusehen gewesen, weil sie nicht so frei verkäuflich gewesen sei wie 1927 die Rein-

holdsche Anleihe (die übrigens ebenfalls verunglückt ist), weil ihr nämlich derHauptreiz', die Befreiung von der Erbschaftssteuer für die vom Erblasser gezeich, neken Stücke, gefehlt habe.

Die von Hilferding vorgebrachke Begründung des An­leihe-Mißerfolgs sind arg weit hergesucht. AnAnreizen' hat es doch wahrlich der letzten Anleihe nicht gefehlt, wenn

man sie mit Steuerfreiheit, Befreiung von Nachforschung^», der Steuerbehörden, 7 Prozent Nennverzinsung, d. h. 14 Prozent praktischer Verzinsung usw. ausstattete. Den ein-- zigen und sehr naheliegenden Hauptgrund für den Mitz^ erfolg hat der Reichsfinanzminister indessen vollständig Mer- gangen: die Kapitalanlage in dieser Anleihe wurde all­gemein für unsicher gehalten: einem Staat, der seine Bürger durch Inflation um viele Milliarden gebracht und *iann mit Aufbietung aller buchstabengesetzlichen Schi­kanen die 2^prozenkige .Aufwertung' noch nach Mög­lichkeit hak beschneiden lassen, vertraut man seine Spar­groschen nicht mehr gern an. '

Ser tziung-M - wieder ein amerikanischer Erfolg

Amerika hat den Krieg gewonnen".Amerika hat Deutschland finanziert und dadurch auch wirtschaftlich ge- rettet". Das sind zwei Sätze, die jeder Amerikaner in Deutschland auf Schritt und Tritt hören will. Jetzt wird er auch sagen: .Amerika hak die Finanzlage Europas ge­ordnet". Und er hat Recht. So gut wie der Dawes- plan eine amerikanische Schöpfung ist, so gut gilt das­selbe auch vom Toung-Pakt, wie man den neuen Zahlungsplan, der uns auf 58 Jahre hinaus auferlegt ist, in der Geschichte nennen wird. Denn der Amerikaner Owen Toung hat die Pariser Tributkonferenz in diesen vier langen Monaten geleitet.

Ihm ist es zuzuschreiben, daß zwar die Verhandlungen nicht scheiterten, daß aber Deutschland seht an Reparationen mehr zu zahlen haben wird, als es nach dem Dawesplan zu leisten gehabt hätte. Denn wohl sind die Anfangszahlungen, um uns eineAtempause" zu gewähren, herabgesetzt, dafür ist aber die Zahl der Tribukjahre von 3g im Dawesplan auf 58 im Toungplan (das Versailler Diktat spricht von 30 Jah­ren) und die Gesamtsumme des Tributs von 82.5 Milliarden im Dawesplan auf rund 105 Milliarden Goldmark im Toungplan erhöht.

Natürlich spart Deutschland bei dem Boungplan einige Milliarden Zinsen; aber die Berechnung eines sogenannten Gegenwartswerts bei Zahlungen, die sich in so ungeheuer­lichem Ausmaß über ganze Menschenalter erstrecken, bedeu­tet nur auf dem Papier und unter dem Rechenstift eine Wirklichkeit, für die Praxis der Dinge dagegen mehr oder weniger eine bloße Vorstellung. Allerdings sind von den Zahlungen der letzten 22 Jahre die Ueberschüsse der Repa- rakionsbank abzurechnen: aber zu ihnen hat ja auch Deutsch­land beizutragen, und es bleibt mindestens sehr fraglich, ob sie schließlich so groß sein werden, daß sie eine fühlbare Ent­lastung für Deutschland bringen. Ferner muß ja der neue Zustand des Boungplanes gar nicht der augenblicklichen Lage, sondern dem Zustand gegenübergestellt werden, der für Deutschland bei dem Inkrafttreten des Dawes- Plans gegeben war: weil ja von vornherein feststand, daß dieser sich eines Tags als unhaltbar Herausstellen würde und weil er Deutschland ein sehr deutliches Anrecht auf Aen- derung gab. Für die Frage aber, ob der Toungplan rein materiell Deutschland günstigere Aussichten bietet als sei­nerzeit der Dawesplan, spielt doch die Tatsache noch eine entscheidende Rolle, daß Deutschland seither bereits mit einer Zusatzzahlung von rund 1 Milliarde Mark jähr­lich für die Verzinsung der Ausländsanleihen belastet ist, deren größeren Teil es schon zur Deckung der Tributzahlungen gebrauchte. Glaubt also Deutschland 1924 seine jährliche Tributverpflichtung nach der Uebergangszeit auf 2)4 Milliarden bemessen zu dürfen, so eröffnet es dis Boungperiode mit einer tatsächlichen Jahresleistung von mindestens 2,7 Milliarden Mark! (1700 Millionen Tri­but- und 1000 Millionen Zinszahlung.)

Halten wir fest, daß die Amerikaner Owen Roung und der Milliardär Morgan den Gegnern wieder zum Sieg in Paris, und zwar über ihre ursprünglichen Forde­rungen hinaus verhaften haben.

Seit dem Weltkrieg hat Amerika die Führerschaft über Europa übernommen. Das ist eine nackte Tat­sache. Amerika allein konnte-es sich leisten, den Vertrag nicht zu ratifizieren. Die Einladung zum Völkerbund ab­zulehnen, den Völkern den Kelloggpakt vorzuschreiben u. a. m. Als im vergangenen Jahre da und dort in Europa gelinde Zweifel über die praktische Nützlichkeit diesesWelt­friedens-Vertrags laut wurden, wies dieHerald- Tribune", das Organ der republikanischen Regierungs­partei, darauf hin, man werde in Europa bald merken, daß Amerika europäische Kriege nicht mehr dulde, und Page, ein naher Freund Wilsons, konnte schon 1913 schreiben: «Die Fukunft der Welt gehört uns. Man braucht nur mit zwei wirtschaftlich sehenden Augen eine ganz kurze Zeit in Europa zu sein, um dessen sicher zu werden. Nächstens wird es jedermann sehen. Die Engländer geben ihr Kapi­tal aus, und es ist ihr Kapital, das ihnen bisher noch ihre gewaltige Macht gibt... Was werden wir mit diesem Eng­land und seinem Weltreich demnächst machen, wenn die wirtschaftlichen Kräfte unmißverständlich die Führerschaft a« Raffen in unsere Hände legen?"

Das war vor 16 Jahren. Und heute? Die Vereinig­ten Staaten und England haben ihre Rollen ver­tauscht. England fühlt sich heute als der gefährdete Teil. Nicht nur spürt es den allgemeinen politischen Druck, der von Amerika ausgeht, am stärksten, es empfindet ebenso­sehr den Wettkampf auf dem Geldmarkt, im Bau der Han­delsflotte und auf den chinesischen, russischen, mitkel- und fudamerikanischen Märkten. Kanada und Australien ge- > Wien immer mehr in die amerikanische Einflußsphäre.

Gerade dieser englifch-amerikanische Gegen­satz, worüber Friedrich Brie, Professor für englische Sprache und Literatur an der Universität Freiburg/Br., schrieb, gehört zu den interessantesten Partien des soeben erschienenen Iunihefks (.Amerika') der Südd. Monats­hefte. Emerson sagte einmal im Gespräch mit Car­ole:England, eine alte, erschöpfte Insel, wird eines -kages sich damit begnügen müssen, wie andere Eltern, nur

Grundsätzlich".

Auseinandersetzungen in Madrid

Madrid, 12. Juni. Im Völkerbundsratsausschuß gab es gestern lebhafte Auseinandersetzungen zwischen Strese- mann und Briand in der Minderheitenfrage. Strese- mann wies mit Nachdruck darauf hin, der Völkerbund habe die Pflicht, die in den Satzungen ihm als Treuhänder der Minderheiten übertragenen Aufgaben sinngemäß auszu- 'egen und durchzuführen. Es genüge nicht, an dem bisher geübten Verfahren bloß einige Aenderungen vorzunehmen, wie es in dem Dreierbericht (Chamberlain, Quinones de Leon und Adatschi) vorgesehen sei. Briand widersprach sehr lebhaft, und der Vorsitzende Adatschi (Japaner) pflichtete ihm selbstverständlich in allem bei. Sie wollten von der von Stresemann beantragten Vertagung der Streitfrage und der Anrufung des HaagerSchieds- gerichts nichts wissen. Als nach dem Besuch Stre - semanns bei Briand abends 6 Uhr der Rat zusam­mentrat, fiel auch der kanadische Vertreter Dandurand um, indem er nach einigen unwesentlichen Aenderungen des Dreierberichts in Stresemann drang, den abgeänderten Be­richt nicht durch Ablehnung aufs Spiel zu setzen. So wurde denn der Bericht tatsächlich angenommen, und Briand hatte wieder seinen Willen durchgesetzt, wenngleich der deutsche Standpunktgrundsätzlich" aufrechterhalten wurde, so daß er also auf der Völkerbundsversammlung im September wieder vorgebracht werden kann. Tatsächlich wird in allen wesentlichen Punkten an der Min­derheitenfrage nichts geändert werden.

Die neuen Bestimmungen beziehen sich auf die Zulässig­keit von Minderheilsbeschrverden» die Zusammensetzung der Minderheitenausschüsse, die Häufigkeit ihrer Tagungen, die Mitteilungen über die Behandlung der Beschwerden im Dreierausschuß, die Veröffentlichung der Prüfungsergebnisse und die regelmäßigen jährlichen Veröffentlichungen über die Tätigkeit des Völkerbunds auf dem Gebiet des Minder­heitenschutzes.

Die Genfer Radiostation vor dem Rat

Madrid. 12. Juni. Au Besinn der heutigen Ratssitzung

in feinen Kindern stark zu sein." Dieses propheiische Wort ist heute seiner Erfüllung um ein gutes Slück näher ge­rückt.

Neueste Nachrichten

Die Reichsregierung zum 28. Iunk^ '

Berlin, 12. Juni. Zum 10. Jahrestag der Unterzeichnung des Versailler Diktats beabsichtigt die Reichsregierung eine Erklärung an das deutsche Volk herauszHgeben. An den geplanten Kundgebungen der vaterländisch« Verbände im Berliner Stadion wird sich, wie der Sozialdemokratische Pressedienst berichtet, weder die Reichsregierung noch nach Vereinbarung mit ihr, der Reichspräsident beteiligen. Reichs­präsident v. Hindenburg hat sonach die Einladung der Verbände abgelehnt.

Den zehnten Jahrestag der Weimarer Verfassung beab­sichtigt die Reichsregierung durch eine Festwache beim Reichspräsidenten, Gedenkfeiern in den Kirchen, Festsitzung im Äeichslag in Gegenwart des Reichspräsidenten, Volks­fest im Berliner Stadion mit eigens dazu geschriebenem Festspiel unter Mitwirkung einiger Tausend Schulkinder. Festvorstellunaen in den Tkeatern usw. zu feiern. Da der

... angenommen

»

wurde ein Bericht des "polnischen Ratsmitglieds über die Frage der Errichtung einer Radiostation, die dem Völker­bund in Krisenzeiten die Unabhängigkeit seiner Verbindun­gen sichern soll, entgegengenommen. Auf Grund dieses Berichts soll der Verkehrsausschuß der nächsten Völker­bundsversammlung einen ergänzenden Bericht über den gegenwärtigen Stand dieser materiell und rechtlich sehr verwickelten Frage, wie auch über die in der letzten Zeit eingegangenen Vorschläge zu ihrer Lösung unterbreiten.

polnische Umtriebe

In einer Madrider Zeitung lätzt der polnische Außen­minister Zaleski für Polen Werbungen erscheinen, die von einer tiefen Gehässigkeit gegen Deutsch­land durchtränkt sind und die tatsächlichen Verhältni"' in der deutsch-polnischen Minderheitenfrage auf den Kopf stellen. Weiter wird den Spaniern klargemacht, daß die Räumung der Rheinlande unmöglich sei, wenn Deutsch­land sich nicht durch einen neuenLocarno-Vertrag" ver­pflichte, die neuen polnischen Grenzen für alle Zeiten an­zuerkennen. Polen und die Staaten des Kleinen Verbands, hätten ein Recht, an den künftigen Besprechungen über die Entschädigung-!- und Räumungsfrage teilzunehmen.

Der taktlose polnische Mißbrauch der Gastfreundschaft in einem fremden Land wird von französischer Seite wie vom Völkerbundsrat und dem Sekretariat überhaupt, wie seit­her, mit Befriedigung verfolgt. Noch nie sind aber bst Rats- und Völkerbundstagungen so viele Falschmel­dungen in den Blättern geleistet worden, wie diesmal in Madrid. Schon vor Anfang der Tagung war in einem Madrider Blatt eine angebliche Unterredung Stresemanns mit einem Vertreter dieses Blattes erschienen, nach der Stresemann über die Minderheitenfrage in Spanien selbst sich in einer Weise geäußert haben sollte, die das größte Mißfallen der spanischen Regierung erregte. Zur Be­schwichtigung Primo de Riveras mußte Stresemann fest­stellen, daß jene Unterredung eine dreiste Erfindung war und daß er um besagte Zeit überhaupt nicht in Madrid weilte. Auch das Blatt mußte dann denIrrtum" zu­geben. Nicht ohne Grund wird vermutet, daß jener Zei­tungsartikel von polnischer Seite stamme, um in Spanien gegen Deutschland Stimmung zu machen.

II. August aus einen Sonntag fällt, soll den Schulen in Preußen der 10. oder 12. August freigegeben werden.

Auf Antrag des volksparteilichen Reichstagsabgeord^ neten Dr. Kahl beschloß der Deutsche Evangelisch». Kirchenausschuß, der in Eisenach tagte, den 28 evan-4 gelischen Landeskirchen in Deutschland die feierliche Be­gehung des 10jährigen Bestehens der Weimarer Ver­fassung am 11. August zu empfehlen.

Die Finanzlage der Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung

Berlin, 12. Juni. Einem amtlichen Bericht zufolge be­schäftigte sich der Verwaltungsrat der Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung in seiner letzten Sitzung mit der Finanzlage der Reichsanstalt. Nach einer Mitteilung des Präsidenten Dr. Syrup beträgt die schuldun g der Reichsanstalt beim Reich zur Zeit 275 Millionen Reichsmark. Der Verwaltungsrat nahm eine Entschließung an, in der gefordert wird, daß Reichs­regierung und Reichstag unverzüglich, und zwar noch in dieser Saison gesetzgeberische Maßnahmen trcf- fen, die geeignet sind, das finanzielle Gleichgewicht der Reichsanstalt wiederherzustellen.