Seite 4 — Nr. 133

Nagoldcr Tagblatt „Der Gesellschafter"

Montag, 10. Juni 1S2S

Schuldenansprache, außer wenn man unsere eigenen La­sten im gleichen Maße erleichtern würde.

Die Wahlen in Waldeck — Kein Landtagsfitz?

Kassel, 10. Juni. Am Sonntag fanden in Waldeck die durch die Angliederung an Preußen notwendig geworde­nen Wahlen zum preußischen Landtag und zum Kommu- nallandtag statt. Bei der heutigen Zusatzwahl zum preus- sischen Landtag wurden auf die am 20. Mai 1928 gül­tige gewesenen Liste bei 35 354 Wahlberechtigten insge­samt 8 517 gültige Stimmzettel abgegeben. Nach den bis­herigen Ergebnissen wird keine der Parteien einen Land­tagssitz erhalten.

Der Verfassungstag in Hessen staatlicher Feiertag?

Darmstadt, 10. Juni. Staatspräsident Adelung hat dem Landtag den Entwurf eines Gesetzes über den Verfas­sungstag zugeleitet, indem verlangt wird, daß der Ver­fassungstag am 1. August als staatlich anerkannter Feier­tag gelten soll.

Kleinluftschiff K. R. 27 zertrümmert. — Auf dem Hannoverschen Flugplatz vom Sturm zerstört.

Hannover, 10. Juni. Das Raab Katzensteinsche Klein- lustschisf R. K. 27, das am Samstag von Kassel kommend glücklich Hannover erreichte, und auf dem Flugplatz am Ankermast festgemacht wurde, ist Sonntag vormittag dem Sturm zum Opfer gefallen, sodaß von der Vorführung im Rahmen des Flugtages abgesehen werden mußte. Gegen 9 Uhr wurde das Luftschiff von einer starken Böe erfaßt und mit solcher Gewalt auf den Boden gedrückt, daß es keinen Widerstand leisten konnte, und vollkommen in Trümmer ging. Als Wrack blieb es am Ankermast liegen. Menschen sind bei dem Unfall glücklicherweise nicht zu Schaden gekommen.

Vom Vesuv. Am Freitag dauerten die Ausbrüche des Bejuvs noch an, doch sind sie etwas schwächer geworden, Vas Aussteömen von Lava hat aufgehört.

Lönlngin Suraja von Afghanistan ist in Bombay von einer Tochter entbunden worden.

Unterschlagung. Der 26jährige Kassenbeamte der Ber­liner Verkehrsgesellschaft Max Krüger ist nach Unterschla­gung von 10 000 -4t geflüchtet.

Handel und Verkehr

Die Börse zum Pariser Abkommen

An den Börsen ist man der Meinung, die Einigung über die deutschen Vorbehalte >n Paris werde langsam eine Entspannung auslöjen, obgleich auf der Konferenz das eigentliche Ziel, nämlich eine tragbare Lösung der Reparationsfrage auf Grund wirt­schaftlicher Möglichkeiten nicht erreicht worden sei. Die Börse hofft, wenn sich in der nächsten Zeit erweisen werde, daß der neue Doung-Plan von Deutschland nicht erfüllt werden könne, so müssen neue Verhandlungen geführt werden. (?) Der» Schlüssel für eine wirklich endgültige Regelung haben die Ameri­kaner als Generalgläubiger in der Hand. Vielleicht verhelfen sie zu gegebener Zeit mit den ihnen zur Verfügung stehenden Druck­mitteln der Vernunft zum Sieg. Die Börse glaubt, daß jetzt für die deutsche Wirtschaft immerhin wieder etwas Zeit und Geld ge­wonnen sei und datz die Spannungen im gesamten deutschen Wirt, schaftslcben und bei vielen Firmen in der nächsten Zeit Nachlassen werden. Die Wirtschaft könne, sobald sich die Auswirkungen des neuen Plans einigermaßen übersehen lassen, wieder disponie­ren, was in der letzten Zeit fast unmöglich gewesen sei. Hätte dieser Druck noch länger ungehalten, so wären zahlreiche Firmen in ihrer Existenz bedroht worden. Die Quellen der Kredit­beschaffung waren stark versiegt. Nach der Erhöhung des Dis­

konts und der Kreditbeschränkung der Reichsbank haben diö> Privatbanken keinen anderen Ausweg mehr gesehen, als ihr« Debet- und Kreditzinsen zu erhöhen, so daß also der offizielle Reichsbankdiskontsatz auch nach außen hin als illusorisch gekenn­zeichnet wurde. Dadurch wurde von den Banken gewissermaßen eine Diskonterhöhung vorweggenommen. Ob sie sich noch ver­meiden lasse, erscheine fraglich und hängt mit davon ab, inwieweit die Kreditbeschränkung der Reichsbank in den nächsten Tagen ge- lockert werden könne. Dafür aber sei in erster Linie der Zufluß ausländischen Kapitals maßgebend.

Russische Gekreldekäufe in Kanada. Die Sowjetregierung hat beim kanadischen Getreidekonzern (Pool) 300 000 Tonnen Brot­getreide angekauft. Die Sendungen müssen nach Wladiwostok ver­lüden werden, von wo sie mit der Eisenbahn durch ganz Sibirien nach dem europäischen Rußland befördert werden. — Rußland war früher ein Hauptausfuhrland für Getreide, durch die Zer­schlagung des Großgrundbesitzes ist aber die eigene Getreidever- jorgung ungeheuer zurückgegangen.

Der Hapag-Dampfer „Weskphalia", der am 22. Mai von Ham­burg abging, ist am 4. Juni, nachm. 6 Ubr, in Neuyork ange­kommen.

Fruchtpresse. Winnenden: Weizen 11.70—12.40, Haber 10.80 bis 11.20, Dinkel 9-9.50, Roggen 11—12, Gerste 12 Mt. d. Ztr.

Stuttgarter Obst- und Gemüsemarkt. 8. Juni. Edeläpfel 4b bis 55; Tafeläpfel 20—40; Erdbeeren 100—130; Kirschen süße 35—15; Kartoffeln 5—6; Kopfsalat 4—10; Wirsing 20—25; Blu­menkohl 30—100; Rote Rüben 35—40; Karotten runde 15—25k Zwiebel 7—9; mit Rohr 20—25; Gurken große 40—60; Rettiche 15—25; Monatsrettiche 8—10; Sellerie 15—20; Spargeln 60—120; Schw. Spargeln 40—80; Spinat 20—25: Rhabarber 8—12; Kohl­raben 12—20.

. Welker

Die Wetterlage hat sich wenig geändert. Infolge der fort- bestehenden Depression im Norden ist für Dienstag immer noch unbeständiges, auch zu zeitweiligen Niederschlägen geneigtes Wet- ter zu erwarten.

Stadtgemeinde Calw.

Zu dem am nächsten Mittwoch, de« 12. Juni 1929 stattfindenden

Pferde», Dieh- und Schweinemarkt

ergeht Einladung.

Die üblichen gesundheitspolizeilichen Vorschriften sind einzuhalten. Die Schweinehändler haben dis zur Vomahme der tierärztlichen Untersuchung der Schweine bei ihren Körben und Kisten zu bleiben, welche vor

der Ärztlichen Untersuchung nicht geöffnet werden dürfen.

Calw, den 8. Juni 1929. 2088

Stadtschultheißenamt: gez. Göhner.

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Verwandten, Freunden und Bekannten geben wir die schmerzliche Nachricht, daß heute nacht mein guter Gatte, unser lieber, unvergeßlicher Vater

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nach schwerem, mit Geduld ertragenem Leiden im Alter von 53V- Jahren un­erwartet rasch von uns geschieden ist.

Im Namen der tieftrauernde« Hin­terbliebenen :

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