Seite 2 Nr. 128

Nagolder TagblattDer Gesellschafter"

Dienstag, 4. Juni 1929.

Mac Donald erklärte, er werde seinen ganzen Ein­fluß ausbieten, daß mindestens vor zwei Jahren keine neuen Wahlen stattfinden.

Mac Donald läßt durch denDaily Herold' Baldwin auffordern, sofort zurückzutreken. Heute fand ein Kabi­nettsrat statt. Mac Donald soll bereits seine Minlster - liste aufgestellt haben. Darin sind Snowden als Fi­nanzminister, Thomas als Außenminister, Werdge- word als Erster Lord der Admiralität und Dalton als Kriegsminister vorgesehen.

Seulscher lleichslag

Berlin, 3. Juni.

Präsident Lobe teilt bei Eröffnung der Sitzung mit, daß nach dem Beschluß des Aeltsstenrats heute die Beratung des Ernährungsetats zu Ende geführt werden solle.

Abg. Graf v. Westarp (Dn.) verlangt die sofortige Besprechung des Ergebnisses der Pariser Repara­tionskonferenz. Alle seien sich darüber einig, daß dort Bedingungen aufgestellt seien, die weit über Deutsch­lands Leistungsfähigkeit hinausgehen. Die deutschnationale Fraktion beantrage, daß der Reichsaußenminister noch in dieser Woche vor seiner Abreise zur Völkerbunds­tagung nach Madrid eine Erklärung zu dieser Frage abgebe, damit der Reichstag in dieser wichtigen Frage nicht ausgeschaltet werde.

Präsident Löbe erklärt, die Reichsregierung habe ihn gebeten, darauf hinzuweisen, daß die Pariser Konferenz die belgische Frage noch zu erledigen habe und daß der Bericht der Konferenz nicht vor Ende dieser Woche zu er­warten sei. - , ^ ^

Abg. von Lindeiner-Wildau (Dn.) bedauert, daß die Reichsregierung nicht selbst zu der von Graf Westarp angeschnittenen Frage Stellung genommen habe. Im Aeltestenrat habe der Außenminister Mitteilen lassen, daß vor der letzten Iuniwoche eine Erörterung der Pariser Konferenz im Plenum nicht stattfinden könne. Mit dieser Hinausschiebung könne der Reichstag sich unmöglich ein-g verstanden erklären.

Präsident Löbe: Der Reichskanzler und der Reichs­außenminister haben sich bereit erklärt, morgen im Aus­wärtigen Ausschuß zur Pariser Konferenz Stellung

zu nehmen. ^ ^

Abg. Dr. Fr ick (NS.) beantragt Herbeirusung des

Reichskanzlers. , , .

Abg Dr. Br eil sckeid (Soz.) widerspricht dem An­träge der Deukschnalionalen. Es sei wiederholt betont wor- den, daß die Sachverständigen in Parisunabhängig von politischen Einflüssen' verhandelt hätten (Lachen rechts). Wenn Sie (nach rechts) behaupten wollen, daß unsere Sach­verständigen irgendwie von unserer Seite beeinflußt wor­den seien, so werden wir gern zur Widerlegung dieser Be­hauptung bereit sein.

Württemberg

Stuttgart, 3. Juni. Ehrung Hellers. Der Vor­sitzende des Landesverbands der Württ. Presse, Schrift­leiter Adolf Heller, wurde anläßlich des 25jährigen Jubi­läums des Verbands und seiner eigenen Vorstandschaft zum Ehrensenator der Technischen Hochschule Stuttgart ernannt.

Die Forderungen der Orksvorsteher. Die Vereinigung württ. Ortsvorsteher hat am 27. Mai hier eine außerordent­liche Mitgliederversammlung abgehalten, wobei der Vor­sitzende, Schultheiß Rath, über die Beratung der neuen Gemeindeordnung und insbesondere über die Frage der Sicherung der auf Zeit gewählten Ortsvorsteher berichtete. Er führte dabei aus, daß in einer verhältnismäßig kleinen Zahl von Fällen die bisherigen Ortsvorsteher nicht wieder­aewählt wurden, daß sich aber in den letzten Wochen die Fälle gemehrt haben, in denen Gegenkandidaten auftraten. Die Versammlung faßte eine Entschließung, worin bedauert wird, daß im Landtag die Frage der Sicherung der auf Zeit gewählten Ortsvorsteher unentschieden blieb und daß dabei Anträge gestellt wurden, die einen erheblichen Mangel an Verständnis für die Schwierigkeiten des Ortsvorsteher­amts, hingegen eine starke Unterschätzung der für Gemeinde, Staat und Volk nachteiligen Folgen einer ungenügenden Sicherung der auf Zeit gewählten Ortsvorsteher erkennen lassen. Von Regierung und Landtag werden Anstellungs­bedingungen für die Ortsvorsteher erwartet, die den Orts­vorsteher nicht dem Parteistreik opfern, ihm vielmehr Siche­rungen bieten. Ortsvorsteher, die ihr Amt gewissenhaft versehen haben und nach Zurücklegung des 50. Lebensjahrs nicht wiederaewählt werden, sollen eine lebensläng­liche Pension erhalten, wobei, wenn ein solcher Orts­vorsteher keine 20jährige Dienstzeit als Ortsvorsteher oder keine 30jährige pensionsberechtigte Gesamtdienstzeit hat. Abzüge an der Pension gemacht werden sollen, und zwar in Höhe von 1 v. H. des Ruhegehalts für jedes Jahr, um das der nicht Wiedergewählte im Alter hinter dem 65. Lebensjahr zurückbleibt. Die Versammlung erwartet ferner von der dritten Lesung der Gemeindeordnung im Landtag rückwirkende Kraft für die Bestimmungen über die Ver­längerung der Wahlperiode bei einer Wiederwahl von 10 auf 15 Jahre, außerdem sprach sich die Versammlung für die Amtsbezeichnung Bürgermeister bzw. Oberbürgermeister aus.

Tagung des Reichsverbands der Rheinländer. Der Reichsverband der Rheinländer hält in der Zeit vom 14. bis 16. Juni hier seine 8. Jahrestagung ab. Am Sonntag, den 16. Juni findet mittags 12 Uhr im Hof des Neuen Schlosses eine große Kundgebung für die Befreiung der Rheinlands statt.

Bau einer Betonstraße. Der Bau von Betonstraßen, der in Amerika große Ausdehnung angenommen hat, findet neuerdings auch in Deutschland mit der Zunahme des Kraft­wagenverkehrs immer mehr Anwendung. Auch die Stadt Stuttgart beabsichtigt, diesen Sommer eine Versuchsstrecke herzustellen. Sie hat dazu die Waldstrecke Geroksruhe Stelle als besonders geeignet ausgewählt.

Auszeichnung. Bei der Haararbeiter-Ausstellung des Landesverbands der Friseurmeister Württembergs in Schw. Hall wurden die Fachschulen Stuttgart und Ludwigsburg, die der städt. Gewerbeschule angeschlossen sind, mit einer goldenen Medaille ausgezeichnet. Die Fachlehrer L. Feß­ler-Stuttgart und S ch u r r e r - Ludwigsburg, sowie der Gewerbelehrer Stephan- Stuttgart erhielten Ehrengaben als Anerkennung für besonders gute Leistungen.

Schiedsspruch im Rlalergewerbe. Im Schiedsspruch für das württembergische Malergewerbe beträgt der Tariflohn

eines Malergehilfen für die Stunde 1.37 -tl (nicht wie ge­meldet, 1.30 -N) und für Gehilfen unter zwanzig Jahren 5 v. H. weniger.

Vom Tage. In einem Haus der Rotestraße verübte eine 28 I. a. Frau in der Küche ihrer Wohnung durch Einatmen von Gas Selbstmord. Einen Selbstmordversuch durch Einatmen von Gas machte in einem Haus der Teckstraße eine 29 I. a. Frau. Der Sauerstoffapparat wurde mit Er­folg angewandr.

Ludwigsburg. 3. Juni. Erneuter Einbruch im Köhl-Kasino. In der Nacht zum vorletzten Sonntag ist wieder ein Einbruch von unbekannten Tätern ins Hermann Köhl-Kasino verübt worden. Es wurden wieder Zigarren und Kuchen, sowie einige Mark Bargeld ent­wendet. Das Kasino steht jetzt unter scharfer Beobachtung.

Backnang, 3. Juni. Mit der Kasse des Arbeits­amts flüchtig gegangen. Als am Samstag morgen die Arbeitslosen durch das Arbeitsamt Backnang ausbe­zahlt werden sollten, fehlte die Kasse und der Kassierer. Es handelt sich um einen Betrag von 3800 Zl, mit dem der beim Arbeitsamt in leitender Stellung beamtete Ludwig Bar­th o l o m ä flüchtete. Der Fluchtplan wurde von Bartholomä seit langer Zeit vorbereitet. Er unterschlug verschiedentlich größere und kleinere Beträge, die er aber alle zu vertuschen wußte. Eine Stellung als Direktor in einer württ. Ober- amlsstadt beim dortigen Arbeitsamt lehnte er ab, da er fürchten mußte, daß seine Betrügereien aufgedeckt würden. Als am Freitag eine Geldsendung von 3000 <N eintraf» nahm er diese an sich nebst dem übrigen Kasseninhalt. Er legte einen Zettel in die Kasse: .RM. 3800.. In zehn Jahren zurückzahlbar.' In der Nacht auf Samstag fuhr er nun mit einer Kellnerin des Gasthauses zum Engel auf dem Motorrad davon. Man vermutet, daß er nach Spanien will, da er dort einen Bruder hat, der Deutschland aus ähn­lichen Gründen verlassen mußte. Bemerkenswert ist noch, daß der Vorgänger von Bartholomä ebenfalls mit der Kasse ins Ausland flüchtete. Bis jetzt ist es der Polizei nicht ge­lungen, ihrer habhaft zu werden.

Ravensburg, 3. Juni. Das Eisenbahnunglück bei Ummendorf 2 Monate Gefängnis für den Lokomotivführer. Das große Schöffengericht hat am Samstag den verh. Lokomotivführer Albert M a g g. der durch zu rasches Fahren das bekannte Eisenbahnunglück bei Ummendorf verschuldet hatte, wegen fahrlässiger Trans­portgefährdung in Tateinheit mit fahrlässiger Körperver­letzung zu der Gefängnisstrafe von 2 Monaten verurteilt. Der Staatsanwalt hatte 3 Monate Gefängnis beantragt. Das Gericht hat es als erwiesen betrachtet, daß der An­geklagte den Langsamfahrbefehl in Friedrichshafen bekom­men und das Signal ^ (Langsamfahrtfignali in Ummen­dorf richtig gestanden hat. Der Zustand der Fahrzeuge sei ein guter gewesen. Die Schwellen seien als Ursache der Ent­gleisung wohl nicht in Frage gekommen. Dagegen hat es das Gericht als erwiesen erachtet, daß der Angeklagte zu schnell gefahren sei.

Aus Laden» 3. Juni. Irrtümlich für tot er­klärt. Nach Rohrbach bei Eppingen kam ein Mann aus Amerika auf Besuch, der seit 35 Jahren nichts mehr von sich hören ließ und deshalb vor 12 Jahren schon amtlich für tot erklärt wurde. DerVerschollene" ist seit 42 Jahren in Amerika, wo er eine gutgehende Bäckerei betreibt.

Erstes Deutsches Zimmerstutzen-Bundesschietzen

Stuttgart, 3. Juni. Das 1. Deutsche Zimmerschützen- Bundesschießen, das vom 1. bis 9. Juni hier auf dem Cannstatter Wasen stattfindet, nahm am Samstag mittag mit dem Empfang der fremden Schützen, die aus ganz Deutschland herbeigeeilt waren, seinen Anfang. Bereits am Nachmittag wurde mit dem Schießen auf den 72 Schieß­ständen auf dem Wasen begonnen. Abends fand im Oberen Museum ein Festbankett statt, bei dem der Vorsitzende des Deutschen Zimmerschützenbundes, Fabrikant Heinzel- mann- Stuttgart, die Zimmerschützen herzlich willkommen hieß. Am Sonntag vormittag stellte sich ein Festzug auf dem Karlsplatz auf, von wo aus er sich durch verschiedene Straßen der Stadt zum Cannstatter Wasen bewegte. Der Festzug mit vielen Musikkapellen, ungezählten Fahnen und verschiedenen Festwagen bot ein buntes, farbenprächtiges Bild. Voraus ritt die Stuttgarter Stadtgarde zu Pferd, worauf die Bundesleitung und der Festausschuß im Wagen folgten. Ihnen schlossen sich etwa 3000 Zimerschützen aus dem ganzen Reich an. Mit Spannung harte man die Dinkelsbühler Knabenkapelle erwartet. Es gab aber eine Enttäuschung und statt der Knabenkapelle sah man nur ein großes Plakat im Festzug mit der Aufschrift: Das Kommen der Dinkelsbühler Knabenkapelle von der bayerischen Re­gierung verboten! Das bayr. Kultministerium hat die Reis« mit der Begründung untersagt, daß es sich um Schul­kinder handle. Insgesamt wies der Zug 12 verschiedene Abteilungen auf. Hinter diesen kamen dann verschiedene prächtige Festwagen, von denen derWackere Schwabe" in einer alten Ritterrüstung besonders ausfiel. Verschiedene dekorierte Autos beschlossen den Festzug. Am Nachmittag fand auf dem Cannstatter Wasen das Schießen seinen Fort­gang.

Berbandstag der Glasermeister

Heilbronn. 3- Juni. Die 21. Tagung des Landesverbands der Glasermeister Württembergs und Hohenzollerns führte gegen 300 württ. Glasermeister am Samskag und Sonntag nach Heilbronn. Die Ausschußsitzung des Landesverbands fand am Samstag stakt; abends schloß sich ein Begrüßungs­abend an. Im Geschäftsbericht, erstattet von Syndikus Dr. Barth, wird die Aufstellung einer neuen Gesellen- und Meisterprüfung für das Glaserhandwerk als erfreulicher Fortschritt bezeichnet. Das Verdingungswesen liege noch sehr im argen. Im Tarifwesen verhandle man mit den Ar­beitnehmerorganisationen seit Herbst vorigen Jahrs. Nach dem Kassenbericht ist ein Kasienbestand von 4879 Mark vorhanden. Der Mitgliederstand hat sich nicht günstig ent­wickelt. Ein Bortrag des Syndikus Dr. Marth beschäf- tigke sich mit wichtigen Tagesfragen des Glaserhandwerks, Notwendigkeit des Ausbaus der Organisation über das ganze Land, Borgunwesen und unlauterer Wettbewerb, Tarifverhandlungen und Submissionswesen. Bon 10 der Hauptversammlung vorgelegken Anträgen beauftragt einer den Verband, dayin zu wirken, daß durch eine Lehrlings­ordnung dem vielfach im Glasergewerbe bestehenden Miß­verhältnis zwischen Gesellen- und Lehrlingszahl gesteuert wird. Die Borstandswahl ergab Wiederwahl bis auf ein freiwillig verzichtendes Mitglied. Zum Deutschen Glasertag nach Karlsruhe werden zwei Vertreter entsandt. Sie wer­den u. a. einen Antrag auf Aenderung einiger Gepflogen­heiten im Verkehr mit den Glasversicherungen zu vertreten haben. Der nächste Berbandstag findet in Eßlingen statt.

Aus Stadt und Land

Nagold, den 4. Juni 1929.

. . Nichsb kann die Zukunft dir vergiften: rein und Un­berührt lregt der Morgen vor dir und spricht: Ich will dein sein, wenn du es willst!

Dom Rathaus

Nächste öffentliche Gemeinderatssitzung am Mittwoch, den 5. Juni, nachmittags 5 Uhr.

Altensteig, 2. Juni. Die Generalversammlung der Landw. Bezugs- und Absatzgenossenschaft Nagold-Alten- steig, die am Dünnerstag im Easthof zumSternen" stattfand, nahm einen sehr anregenden und glatten Ver­lauf. Der Vorsitzende des Aufsichtsrats, Sparkassendirek­tor Walz, eröffnete die Sitzung mit Begrüßungsworten und anschließend erstattete der Vorsitzende des Vorstands Gemeindepfleger Kalmbach, den Geschäftsbericht. Aus diesem ging hervor, daß im letzten Geschäftsjahr ein Ge­samtumsatz von 34 000 Zentnern erzielt wurde. Die Bi­lanz trug Geschäftsführer Wilh. Schneider vor. Der Reingewinn beträgt 2066.76 Mark. Die Rücklagen betra­gen jetzt ca. 20 000 Mark. Der Jahresumsatz betrug ca. 260 000 Mark. Es wurde die Notwendigkeit hervorgeho­ben, daß die Mitglieder ihren Anteil durch freiwillige Beiträge möglichst zu erhöhen bezw. auszugleichen suchen, damit die Genossenschaft mit eigenem Kapital arbeiten und hohe Zinsen vermeiden kann.Bei den darauffolgenden Neuwahlen wurden die Alten sämtliche wiedergewählt. Oekonomierat Häcker-Nagold hielt nach den Wahlen einen Vortrag über wirtschaftliche Maßnahmen, dem eine anregende Diskussion folgte.

Das Fest des Apostels der Deutschen. Am 5. Juni be­geht die katholische Kirche das Fest des großen Apostels der Deutschen, Bonifatius. Im Jahr 680 in England ge­boren, führte er ursprünglich den Namen Winfried. Als Mitglied des Benedikkinerordens wurde er mit 30 Jahren zum Priester geweiht. Von glühendem Missionseifer er­füllt, begab er sich auf Grund päpstlichen Auftrags nach Friesland, Thüringen und Sachsen. Im Jahr 722 erhielt Winfried die Bischofsweihe mit dem Namen Bonifatius. Predigend und Gutes wirkend kam er auch nach Bayern und gründete Kraft päpstlicher Vollmacht u. a. auch das Bistum Passau. An seinem Lebensabend nach seinem ersten Wirkungskreise Friesland zurückgekehrt, erlitt Bonifatius dort durch die Hand heidnischer Friesen im Jahre 755 mit seinen Gefährten den Märtyrerkod. Sein Leib ruht im Dom zu Fulda.

Larikasversicherungen. Die Caritasvorsorge für die Diözese Rottenburg hat zwei neue Sparten der Versiche­rung in den Bereich ihrer Geschäftstätigkeit ausgenommen: die Unfall-Vorsorge und die Hilfe für kinderreiche Familien. In den letzten drei Monaten, also unmittelbar nach Grün­dung der Unfallvorsorge, wurden in 75 Unfällen an Unfall- Tagegeld 4981,70 Mk. ausbezahlt. Die Caritashilfe für kinderreiche Familien, die am 20. Februar 1929 errichtet wurde, hat in ebenfalls 75 Füllen bis Ende Mai mehr als 2500 Mark Taufgaben ausbezahlt. Anläßlich der Taufe des 5. und jedes weiteren lebenden ehelichen Kinds wird eine Taufgabe gewährt, wenn beide Eltern mindestens ein Jahr der Caritasvorsorge angehören. Gehört nur ein Nternteil der Caritasvorsorge länger als ein Jahr an, so betrügt die Gabe 25 Mark.

Unterjettingen, 2. Juni. Kleinkinderschul-Eröffnung. Nach 6jähriger Pause konnte mit dem 1. Juni die hiesige Kleinkinderschule wieder eröffnet werden. Im schmucken neuen Kleidchen wartete sie mit der vor einigen Wochen vom Eemeinderat gewählten Schwester Dorle Schäfer der kleinen Leutchen, die fortan ihre Schritte täglich zum Schüle" lenken sollen, um sich nicht nur in treue Obhut zu begeben, sondern vielmehr die bisher schlummernden Kräfte wecken und sich erzählen zu lassen von dem, der der beste Kinderfreund ist und dessen Name die Erziehungs­arbeit beseelen sollte. Pünktlich um 9 Uhr sind die Kleinen an Mutters Hand in der Kinderschule angekommen, die Vespertasche umgehängt, einen Zettel mit Name und Ge­burtstag in der Hand.Jesu, geh voran'" wurde zum An­fang gemeinsam gesungen. Hierauf eröffnete Herr Pfar­rer Stotz namens des erkrankten Ortsvorstehers die Schule und gibt den Müttern manche beachtenswerte Rat­schläge und Mahnworte. Die kleinen Leute sind doch nun nicht mehr sich selbst überlasten, sondern der Schwester übergeben, die ihre Kraft in den Dienst der Sache stellt, andrerseits aber auch Gehorsam und Treue erwarten kann. Daß alle Ablenkung, Süßigkeiten u. a. mehr die Mutter nicht ersetzen können, merkte man, als die Mütter sich zum Weggehen anschickten. Eemeinderat Vrösamle zum Adler dankte Herrn Pfarrer für seine feinen Aus­führungen, ebenso dem Gemeinderat, durch dessen Zustim­mung das Werk zum Gelingen kam. Wenn auch die Wahl des Eemeinderats nicht zu jedermanns Befriedigung aus­gefallen ist, so möge sich doch jeder in die Sache fügen. Herr Brösamle stiftete jedem Kind eine Bretzel, die nicht verachtet wurde. Für die Schwester ist es ein schöner, aber nicht leichter Dienst, der durch die Eltern hoffentlich nicht erschwert wird. Allen aber wünschen wir ein gutes Ein­vernehmen, viel Segen, Liebe und Freude.

Calw, 3. Juni. Schultheitzenwahlen in Altburg und Liebelsberg. Am Samstag und Sonntag haben in den Gemeinden Altburg und Liebelsberg Ortsvorsteherwahlen stattgefunden, welche in schönster Weise das Vertrauen der Einwohnerschaft zu ihren seitherigen Ortsvorständen bestätigten. In Altburg, wo die Wahl unter Vorsitz von Landrat Rippmann stattfand, gaben von 685 Wahlberech­tigten 381 ihre Stimmen ab. 375 Stimmen hiervor ent­fielen auf Schultheiß Walz; 6 Stimmen waren zersplit­tert. In Liebelsberg die Wahl wurde hier von Regie­rungsrat Nagel geleitet stimmten von 229 Wahlbe­rechtigten 183 ab. 180 Stimmen wurden für Schultheiß Braun abgegeben; 3 Stimmen waren zersplittert.

Horb a. N., 3. Juni. Stadt- und Zeilungsju- biläum. Während Horb die Feier seines 700 jährigen Bestehens begeht» kann dasSchwarzwälder Volksblatt" m Horb auf ein 80jähriges Bestehen zurückblicken. Staatsprä­sident Dr. Bolz hat dem Verleger des Blattes, Herrn Pauk Christian, ein Glückwunschschreiben zugehen lassen, worin die Verdienste des Schwarzwälder Volksblatts um Vaterland und Heimat sowie um die Bezirksinteressen An­erkennung finden.