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Sezrg»»reil«: Monatlich einschließlich Trägerlohn 1 . 80 : Einzelnummer 10 — Erscheint ««
>rl>e« Wrrtt«««. — verbreitetst« Zeitun« im 2 -L.-Bezirk Nagold. — Cchriftleitunz, Druck «,ch Berlar ». G. W. Zaiser (Karl Zaiser) Ragold
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Gegründet 1827
Mittwoch, den 22. Mai 1929
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193. Jahrgang
Üagesspiegel
havas meldet, entgegen anderen Zeitungsberichten, haben sich die Sachverständigen über die Verteilung der deutschen Reparationen am Dienstag verständigt und sie werden in einem Schreiben Owen Poung Mitteilen, unter welchen Bedingungen die Verbündeten geneigt seien, die von Dr. Schacht bereits angenommenen Ziffern aus der Grundlage des von Stamp verfaßten Berichts ihrerseits auzunehmen. Dann sollen die gemeinsamen Verhandlungen mit der deutschen Abordnung beginnen.
Der neue sächsische Landtag wird zur Wahl des Dräsi- denten auf k. Juni einberufen. An einem der folgenden Tage wird der Ministerpräsident gewählt.
An Pfingsten wurde in Worms eine Reichskagung der Jungdemokraken abgehalten, auf der Reichsminister a. D. Dr. Koch eine Rede über die demokratische Politik hielt und der Forderung der Hamburger Gruppe entgegentrat, ein Krieg müsse durch Kriegsdienstverweigerung und politische Streiks unmöglich gemacht werden.
Vom 20. bis 23. M<ü findet in Magdeburg der 23. Deutsche Geographenkag unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Meinardus-Göktingen statt. Der nächste Geographentag soll in Danzig abgehalten werden.
Der polnische Außenminister Ialeski ist ln Budapest eingekroffen und hatte eine Besprechung mit dem Außenminister Walko. Man spricht von einer Annäherung Ungarns an Frankreich durch polnische Vermittlung.
Das kanadische Unterhaus erklärte seine Zustimmung zu dem Genfer Protokoll über das Verbot der Verwendung von Giftgasen im Krieg.
In Madrid wurde die Tagung der Völkerbundsligen eröffnet. Graf Bernstorff sprach über die Abrüstung, Dr. Schreiber über das Problem der Staatenlosen.
Anläßlich der Fronleichnamsprozession wird der Papst erstmalig den Vatikan verlassen.
Dr. Eckener in Friedrichshasen
Ergänzend erfahren wir:
Am Sonntag abend ist Dr. Eckener von Cuers in Friedrichshafen eingetroffen, um mit den Direktoren der Zeppelinwerft die durch den Motorenunfall des „Graf Zeppelin" geschaffene Lage zu besprechen. Pressevertretern gegenüber gab Dr. Eckener am Montag Mitteilungen über den Vorfall. Danach wurde während der Ausfahrt am Donnerstag nachmittag 2.30 Uhr kurz nach dem Ueberfliegen von Barcelona Dr. Eckener gemeldet, daß einer der rechtssmtigen Motoren wegen Kurbelwellenbruchs ausfcheide. Die Fahrt sollte trotzdem wenigstens bis zu den Azoren fortgesetzt werden, da man dort für die Rückfahrt mit Westwind rechnen konnte. In der Nähe des Cap Nao bei Alicante setzte aber plötzlich der zweite rechtsseitige Motor aus, da das Schwunggewicht an der Kurbelwelle gebrochen war und dadurch das Gehäuse beschädigt wurde. Nach einer Besprechung mit den Fahrgästen wurde nun sofort die Rückfahrt angetreten. Nachdem nachts 10.30 Uhr Barcelona wieder überflogen war, geriet das Luftschiff im Golf von Lyon in einen starken Mistralwind in Höhe von 400 bis 500 Meter und konnte kaum vorwärts kommen. Zu der Strecke von Barcelona bis zur französischen Küste, die bei der Hinfahrt in 2)4 Stunden zurückgelegt worden war, brauchte das Luftschiff im Rückweg 9 Stunden. Der Wind verstärkte sich und erst nachmittags 3 Uhr am Freitag kam Valence in Sicht.
Dr. Eckener wollte nun nordöstlich gegen die Schweiz abbiegen, da versagte auch der dritte und kur; darauf der vierte Motor, ebenfalls infolge Bruchs des Schwunggewichts, so daß auch die inzwischen beabsichtigte Rotlandung bei Valence aufgegeben werden mußte, da das Luftschiff in starken Aufwind geriet. Auch im Drometal, das darauf als windstiller aufgesucht wurde, erwiesen sich die Windverhältnisse als zu stark für eine Landung. Um den einzigen noch arbeitenden Motor nicht zu überlasten, entschloß sich Dr. Eckener, mit dem Wind nach Süden zu steuern. Von Paris aus wurde funkentelegraphisch der Flughafen von Luers zur Verfügung gestellt in dem Augenblick, als Dr. Eckener durch Funkspruch um eine solche Genehmigung bitten wollte. Bei der Landung dort waren 30 bis 40 Mann des Flugpersonals anwesend, mit deren Hilfe die Landung sich „elegant" vollzog. Von Toulon trafen dann Marinemannschaften ein, die das Luftschiff in die Halle brachten.
Die Tüchtigkeit des Luftschiffs
Von Dr. Eckener sowohl wie von sachverständigen Fahrgasten wird festgestellt, daß das Mißgeschick lediglich die Motoren für sich betreffe und das Luftschiff als solches nicht berühre. Dieses hat sich vielmehr auch in der zeitweise kritischen Lage glänzend bewährt, was auch von allen Sachverständigen des Auslands mit Bewunderung anerkannt I wird, ebenso die Führung Dr. Eckeners. Ueber dieUrsache ! der Motoren st örungen ist man aber noch ganz im ! unklaren: ein Urteil darüber wird sich vielleicht ermöglichen I
Fortdauernde Schwierigkeiten in Paris
Paris, 21. Moi. Die Sachverständigen in Paris haben sich in sebr lebhaften Auseinandersetzungen über die Verteilung der Tributbeute noch nicht eiligen können. Auch die heutige Sitzung soll noch nicht den endgültigen Abschluß gebracht haben. Von de» deutschen Vorbehalten betreffend die Forderung einer etwaigen Zahlungsaussehung und die Heranziehung der österreichischen Nachfolgestaaten zur Be« zahlunq L?r »iten Schulden der früheren österreichisch« ungarischen Monarchie wurde glatt abgelehnt, obgleich die Nachfolgestaaten nach den Friedensverträgen dazu verpflichtet wären. Die Bürgschaft für die Bezahlung wurde seinerzeit Deutschland auferlegt. (!) An den anderen Vorbehalten sollen Abänderungen vorgenommen werden.
Kleiner Nachlaß der amerikanischen Forderungen?
Reuyork, 21. Mai. Me hiesigen Blätter berichten, in einer Besprechung des Präsidenten Hoover und des Staatssekretärs Stimson mit den Parteiführern des Kongresses in Washington sei die Geneigtheit kundgegeben worden, än den amerikanischen Besahungskosken 10 v. H. oder 30 Millionen Dollar nachzulassen (was für ein Jahr etwa 5 Millionen Mark ausmachen würde) unter der Boraussetzung, daß auch die europäischen Verbündeten Zugeständnisse machen. An dem amerikanischen Anteil an dev Gesamtreparationssumme soll aber nichts geändert werden.
höchstens sollen die Jabreszahlungen etwas vermindert utrüber einen größeren Zeitraum ausgedehnt werden. ^
Vorah erhebt Einspruch
Reuyork. 21. Mai. Senator Bor ah hat. wie aus Washington gemeldet wird, die Besprechung mit dem Pra- sibenten Hoover am Montag vor Schluß verlassen, um da- durch seinen Unwillen kundzutun Aber die unno b I - A r t -me die Entschädigungssrage gelöst werden solle. Di« sogenannten Zugeständnisse der Verbündeten seien unver- nünftig und für eine Lösung ganz ungeeignet. In einigen Jahren werde dal>er die Frage wieder brennend sein.
Das amerikanische Zugeständnis hat lediglich moralische Bedeutung
Berlin, 21. Mai. Wie den Berliner Blättern zu den Verhandlungen in Paris mitgeteilk wird, betrug die Summe der rückständigen Besatzungskosten für Amerika 247,9 Mil- lionen Dollar. Durch eine Vereinbarung mit Belgien wurde diese Summe auf 233,1 Millionen Dollar vermindert» die in jährlichen Raken von 55 Millionen Dollar zu tilgen waren und zwar ohne Zinsen. Die Bedeutung der amerikanischen .Großmut" liegt nicht in der Summe, die kaum ins Gewicht fällt, sondern auf moralischem Gebiet, west sich nun Amerika selbständig in die Frage der geldlichen Abwickelung ein- schallet.
Poincare bringt wieder die Kriegsschuldlüge vor
Keine Sttberstreifen
Paris. 21. Mai. Bei der Einweihung eines Kriegerdenkmals im Fort Doiiaumont bei Verdun sagte Poincare unter dem ausdrücklichen Hinweis auf die Pariser Aeparationsverhandlungen: Die Gegner Frankreichs hätten sich nicht darauf beschränkt, den Krieg zu erklären, sondern sie hätten auch das unleugbare Verbrechen begangen, die „belgische Neutralität" zu verletzen. Nur dies habe ihnen den Eintritt nach Frankreich ermöglicht. Daher seien auch .vieft vernünftige Deutsche" der Ansicht, daß Frankreich und Belgien ein Recht auf Wiedergutmachung hatten. Frankreich habe schon seit längerer Zeit davon abgesehen, den vollen Betrag der Kriegsschäden und der Pensionen, die es zahlen müsse, zu verlangen. Zur Stunde sei es ungewiß, ob die Aeparations- verhandlunaen ein klares und endgültiges Ergebnis bringen
lassen, wenn die Motoren in Friedrichshofen genau untersucht worden sind. An eine Sabotage will Dr. Eckener nicht glauben. Die nach Cuers gesandten drei Ersatzmotorcn werden zurzeit dort eingebaut. Dr. Eckener hofft, daß das Luftschiff am Donnerstag oder Freilag wieder in Friedrichshafen sein könne. Die Motoren des LZ. 127 haben bis jetzt durchschnittlich 600 Betriebsstunden gearbeitet. Ermüdungserscheinungen sind kaum anzunehmen, da sie aus bestem Material hergeftellt und auf mindestens 2000 störungsfreie Betriebsstunden berechnet sind. /
LZ. 127 hat bisher, über 51 000 Kilometer durchfahren und die Konstruktion hat sich bestens bewährt. Der Gerüstbau ist gegen früher um 20 v. H. verstärkt und bietet auch bei außergewöhnlichen Beanspruchungen zuverlässige Widerstandskraft. Keine andere Luftfahrzeugart wäre unter gleichen Umständen so glimpflich davongekommen. Der Vorfall hat aber auch bestätigt, wo künftige Verbesserungen einzusetzen haben. Das nächste zu bauende Luftschiff LZ. 128, das bekanntlich eine Gasfassung von 150 000 Kubikmetern erhalten soll, wird mit 8 bis 10 Maybach- Motoren von 4000 bis 5000 Pferdekräften ausgestattet werden. Die neuen englischen Zeppeline R 100 und 101, die demnächst ihre Probefahrten machen werden, haben 185 000 Kubikmeter Gas. Von zuständiger Seite wird noch mit- aeteilt, daß LZ. 127 mit seinem vollen Wert von 3,2 Mill. Mark versichert ist.
Die Fahrgäste sind nicht entmutigt und wollen sobald wie möglich die Fahrt mit dem „Graf Zeppelin" sortsetzen. Nur einer verlor die Kurasche, als es sich um eine Notlandung handelte — er hatte schon beim Versagen des ersten Motoren einen lähmenden Schrecken bekommen —, und er wollte mit dem Fallschirm abspringen.
... - »
' Der Einbau des dritten Ersatzmotors in den „Graf Zeppelin" ist am Montag abend beendet worden. Der vierte Motor wird von Chefingenieur Dvorak und seinen Mitarbeitern wahrscheinlich nur ausgebessert werden. Die Zahl der Personen, die während der beiden Pfingsttage den Zeppelin besichtigten, soll mehr als 50 000 betragen haben.
An, dem Rückflug des Luftschiffs nach Friedrichshafen, der bei einigermaßen günstigen Wetterverhältnissen 10 bis 12 Stunden dauern wird, werden sämtliche Fahrgäste und sechs französische Offiziere, die Dr. Eckener ein» geladen hat, teilnehmen. Dem Luftschiff sind 3000 Kubikmeter Gas zugesichert worden. Wenn möglich, soll die Abfahrt von Cuers am Donnerstag früh 5 Uhr erfolgen.
werden- Dl« französische Negierung werde entscheiden, sobald der Bericht verliege. So viel könne aber schon jetzt gesagt werden, daß Frankreich es ablehne, die Kosten ddr Abmachungen zu tragen.
Anläßlich der französischen Hilfeleistung bei dem Mißgeschick des „Graf Zeppelin" ist in den Blättern wieder viel davon die Nede, wie sehr dieser Vorgang die .Verständigung" zwischen Deutschland und Krankreich fördern werde. Die Nede Poincares, des Kriegsmachers, zeigt, von welch nichtiger Bedeutung der reine, nicht gut vermeidbare Höflichkeitsakt gegenüber dem „Graf Zeppelin" für die französische Politik ist. Poincare führt unentwegt die Kriegs- schuldlüge zum Beweis für die unmögliche „Entschädigung" ins Treffen, und daran wird sich nichts ändern. Poincar6 hat das Recht, weil er die Macht hat.
Neueste Nachrichten
Der Reichspräsident zur 400 Jahr-Feier der Prolestatio« in Speyer
Berlin, 21. Mai. Der Herr Reichspräsident hat an die Festversammlung der 400 Zahn-Feier der Protestation vom Jahr 1529 in Speyer folgendes Telegramm gerichtet: .Zur 400 Jahr-Feier der Protestatio» gegen den Reichsabschied von Speyer sende ich in Gedenken an das für die deutsche evangelische Kirche so lkedcutsame Ereignis von 1529 mit Ihnen vereint allen Festteilnehmern meine herzlichsten Grüße. Möge die heutige Versammlung so vieler evangeli- scher Vertreter aus Deutschland und seinen Nachbarstaaten zur Erhaltung und Festigung des evangelischen Geistes und zur inneren Verbundenheit aller, die der evangelischen Kirche angehören, beitragen.
gez. v. Hindenburg, Reichspräsident."
Die deutsche Denkschrift zur Minderheitenfrage
Berlin, 20. Mai. Die am 12. April ds. Zs. von der Reichsregierung dem Generalsekretär des Völkerbunds übergebene Denkschrift über die Minderheitenfrage, deren Hauptpunkte im wesentlichen bereits bekannt sind, ist nun veröffentlicht worden. Die Denkschrift ist bekanntlich vom Londoner Dreierausschuß des Rats fast ganz abgelehnt worden.
Beschlagnahme Kommunistischer Zeitungen in Bayern
München, 21. Mai. Die Psingstnummern der kommunistischen .Neuen Zeitung" und der .Rordbayerischen Volkszeikung" sind durch Beschluß des Amtsgerichtes München wegen Aufforderung zum Hochverrat und öffentlicher Anreizung zum Klassenkamps beschlagnahmt worden.
Deutsche Pilger beim Papst
Rom, 21. Mai. Der Papst empfing gestern einen Pilgerzug aus München und Würzburg. Bei dem Empfang hielt der Papst eine deutsche Ansprache.
Wiedereröffnung spanischer Universitäten
Barcelona, 21. Mai. Der König, der zur Eröffnung der Ausstellung hier weilt, hat einen Erlaß unterzeichnet, duüch den die kürzlich über verschiedene Universitäten verhängte Schließung wieder aufgehoben yird.