Seite 3 — Nr. 1Ü8
Nagoldcr Tagblatt „Der Gesellschafter
Freitag, 10. Mai 1»SS
Letzte Nachrichten
Der „Temps" zur Strescmann-Rcde.
Paris, 10. Mai. Der „Temps" beschäftigt sich mit der Rede Stresemanus auf dem Festmahl der ausländischen Presse in Berlin und hebt die vom deutschen Außenminister geübte Zurückhaltung hervor. Wenn Stresemann von den Rückwirkungen einer endgültigen Regelung der Kriegsschuldenfrage auf die Gestaltung der Weltwirtschaft spreche, so vergesse er dabei vielleicht, daß die Entwicklung der internationalen Beziehungen vor allem von dem Vertrauen abhänge, das man nur zu dem neuen Deutschland haben könne, das aber die deutsche Politik bis jetzt oft genug nicht gerechtfertigt habe. Wenn man dem deutschen Außenminister glauben wolle, so bedeute die Aussprache der vorbereitenden Abrüstungskonferenz einen völligen Bankrott des gesamten Abrüstungsgedankens. Es sei aber richtiger, von einem Mißerfolg der deutschen Auffassung zu sprechen, die die Abrüstung von dem Gesichtspunkt aus betrachte, sich aus den Fesseln des Versailler Vertrages zu befreien. Es sei nur zu wünschen, daß die Deutschen zu einer gesünderen Auffassung über die Kriegsfragen kämen, indem sie Beweise eines moralischen Abrüstungswillens gäben.
Beobachtung der totalen Sonnenfinsternis durch eine Expedition der Hamburger Sternwarte.
Hamburg. 10. Mai. Das von der Hamburger Sternwarte nach den Philippinen entsandte Sonnenfinsternis- Forschungsunternehmen meldet, daß die totale Sonnenfinsternis am 9. Mai bei wolkenlosem, aber dunstigem Himmel gut zu beobachten war und eine größere Anzahl von photographischen Aufnahmen der Sonnenkorona gemacht werden konnte.
Eine neue Schlacht am Jselberg.
Innsbruck, 10. Mai. Bei der am Donnerstag von der Münchener Hofer-Filmgesellschaft durchgeführten Verfilmung „Die Schlacht am Jselberg", an der sich zahlreiche Tiroler Schützenkompagnien, insgesamt 3 000 Personen, beteiligten, kam es bei der Szene, in der Tiroler Freiheitskämpfer mit Franzosen und Bayern um den Besitz des Berges ringen, zu einem regelrechten Handgemenge. Nahezu 40 Personen erlitten Verletzungen. Eine schwere .Verletzung trug ein Teilnehmer davon, dem während des Kampfes eine Rakete zwischen Kleider und Hemd gerutscht war, wo sie explodierte.
Vom Blitz erschlagen.
Berlin, 10. Mai. Nach einer Meldung Berliner Blätter aus Lübben wurden am Donnerstag nachmittag bei einem Ausflug nach dem llnterspreewald drei Personen von einem schweren Gewitter überrascht. Ilm sich gegen Len starken Regen zu schützen, suchten sie Schutz unter einem Heuschober. Plötzlich schlug ein Blitz ein. Zwei Personen wurden auf der Stelle getötet, die dritte erlitt lebensgefährliche Verbrennungen.
Ein Ausflüglerauto verunglückt.
Berlin, 10. Mai. Bei Krampnitz in der Nähe von Potsdam stürzte, wie Berliner Blätter melden, am Donnerstag beim Ueberholen eines Motorrades ein mit 1ö Personen besetztes Lastauto in voller Fahrt um. Die Infamen stürzten auf die Straße: drei Personen wurden schwer, mehrere leicht verletzt.
Aeichsmmisler Severing hat die Innenminister der Län- -er auf Freitag nach Berlin eingeladen wegen eines allste- meinen Verbots des Rotfrontkrämpferbnnds. Nach der Besprechung wird auch Thüringen das Verbot durchfuhren, während Anhalt es ablehnt.
Aus Paris wirb bericotct. der von Owen Houng a»fge- stellte Reparationsplan sei ausgegeben worden.
Nach der Meldung der ..Wiadomosci Warszawsbie" ist auf dem Bahnhof in Warschau ein elegant oebleideler Mann verhaftet worden, der aus Berlin anqereist kam und einen falschen polnischen Paß hatte. Bei ihm wurden ein Feldznosvlan für den Aufruhr in Berlin, eine genaue Liste der Führer und Unterführer in den Ssrastsnkämufen usw- vorgefunden. Der Mann wollte nach Moskau reisen.
Der merikanische chrä-l^en> Sterte; 05il sich bereit erklärt. mit dem Klerus über den Acligionsstkeüen zu verhandeln.
spiel und Sport
Fußball.
S.V. Nagoldl — Sp. Vereinigung Söllingen 1, 1:1 (1:1) Zum fälligen Rückspiel in Söllingen mußte die erste Mannschaft des Sportvereins mit Ersatz antreten. Wenn auf dem als gefährlich bekannten Söllinger Platz von Nagold trotzdem ein Unentschieden herausgespielt wurde, so kann man mit der Leistung zufrieden sein. Das Spiel begann bei strömendem Regen und sieht Nagold sofort energisch im Angriff, was auch gleich bei Söllingen gefährliche Momente hervorruft, die nur mit Glück gewehrt werden können. Immer wieder versucht die sich gut findende Nagolder Mannschaft in Führung zu gehen und erreicht dies auch nach etwa 10 Minuten bei einem feinen Durchspiel. Nun strengt sich auch Söllingen kräftig an und kann das Spiel offen gestalten. Auf beiden Seiten werden in der Folge mehrere Gelegenheiten ausgelassen, was ja bei dem nassen, immer wieder abspringenden Ball auch nicht anders sein konnte. Etwas unerwartet kann Söllingen bei einem Strafstoß den Ausgleich erzielen. Von der Latte sprang der Ball hinter die Linie. Bald darauf ist Halbzeit. Ohne Pause wird weitergespielt und es ergibt sich zunächst wieder ein offenes Spiel. Nagold läßt sich aber ganz allmählich das hohe Spiel Söllingens ausdrängen und muß jetzt zeitweise schwer verteidigen. Doch Nagolds Verteidigung mit Torwart ist auf der Hut und kann, wenn auch manchmal mit etwas Glück, sein Heiligtum reinhalten. Da es immer noch regnet, werden die Leistungen auf beiden Seiten immer mehr herabgedrückt und langsam pendelt das Spiel mit leichter Ileber- legenheit von Söllingen aus. St.
Sechsbelnig
Der Mensch bewegt sich teils zu was,
Teils macht es ihm aus zwecklos Spaß.
Begibt er ohne Zweck sich fort,
So nennt er dies Bewegungssport.
Doch raffiniert und überlegt Bewegt er was, daß ihn's bewegt.
So beispielsweis das fromme Pferd,
Womit er reitet oder fährt,
Bewegt er künstlich durch die Stadt,
Damit er selbst Bewegung hat
(Manschen sieht ihn stolz und keck,
Doch dieses ist nur Nebenzweck).
So ist normal der Dinge Lauf:
Der Mensch sitz fröhlich obenauf.
Doch wenn es ins Konträre schlägt-
Einseitig wird der Mensch bewegt.
Dann nämlich ist das Pferd zum Schluß Der Rektor und der Spiritus.
Zwar kommt der Gaul nicht oben hin,
Jedoch der Mensch kommt unter ihn.
Drum eh Du reiten willst mit Ernst,
O Mensch bedenke, daß Du's lernst.
Sonst wird's, daß, eh Du Dich's versiehst,
Das dümmste Roß Dir über ist.
Kurzum begibt Dich — tschuck und tschupp —
Zu Nagold in den Reiterklub!
Der plan für „Graf Zeppelins" Fahrt um die Well Die „New Work Americain" kündigt den großen Weltslug des Luftschiffs „Graf Zeppelin" an. der seine» Ausgang von Neu york aus nehmen soll und von der Neuyorker Hearstpresje unterstützt wird. Das Lustschisf soll von Neuyork aus erst ostwärts der Alten Welt zu fliegen und nach drei Wochen seinen Ausgangspunkt Neuyork wieder erreichen. Zwischenlandungen sind in F r i e d r i ch s h a f e n, in Tokio und wahrscheinlich auch in Los Angeles geplant, wo der Betriebsstoff ergänzt wird. Der Start >st auf Anfang Juli festgesetzt. Bon Friedrichshafen führt der Weg über Sibirien nach Tokio und von da über den Stillen Ozean und die pazifische Küste der Vereinigte» Staate» entlang nach St. Francisco oder Los Angeles. Die letzte Etappe bildet der Flug guer durch den n o r d a in e r i k a n i s ch e n Kontinent mit dem symbolischen Flug um das Freiheilsstandbild als Abschluß. Zur Zeit wird die Erlaubnis der zu überfliegenden Länder cingeholt. Außer der Besatzung werden wadrscheinlich 15 Fahrgäste teil- nchmen. Zahlende Fahrgäste werden nicht mitgenommen. Die deutsche und die japanische Presse sind durch mindestens je einen Berichterstatter vertreten. Im Auftrag der Hearstpresie werden
außer Karl Wiegand und Lad» D r u m in o u o - r, a ,> ver belannte Polarsorschcr Witkins an der Fahrt teilnebmen.
Der zweite Besuch des „Graf Zeppelin" wird in Amerika mit der gleicher» Spannung erwartet, wie der erste. 200 Matrosen werden in Lakehurst in den Landungsarbeite,, eingeübt, damit Störungen wie beim ersten Besuch vermieden werden.
Die zweite Amerikafahrl des „Gras Zeppelin" ist auf 15 Mo! lmargens 7 Uhr) in Aussicht genommen. Bis jetzt sind 16 Fahrgäste, darunter g Amerikaner, vorgemerkt. Das Littt- Ichiff wird Post und Frachtgüter aufnehmen. darunter ein Rübe nsge in älde und ein B e ch st e i n - F l ü g e l im Gewicht von 300 Kg. Ob auch die allgemeldeten zwei lebenden Gorillas mitgenommen werden können, ist zmeiselbait, da mit Kälteeinbrüchen über dem Meer zu rechnen ist und der Gorilla gegen Kälte sehr empfindlich ist. Der Ausemhail in Amerika wird nur drei Tage dauern.
Handel und Verkehr
Oie GroßhandeGmefnalil kür den Monatsdurcbickmitt Avril ist mit 137.1 qeqenüb-r dem Vormonat März 1130 6) heträ-htlich. nämlich uni 1 3 v. H zurückqegangen. Am meisten die Amcir» Ooise »on 133 7 aut 1232 Gl v. 6). am meniasten die indu- "'-tellen Fertigwaren von 158,0 auf 157,8 (0,1 v. H,). 1913 gleich 100
Amrckwiiijchc Luflschisspläne. „New Bork World" erfahrt, der Regierung i» Washington werde ein großzügiger Llistschiffplan unlerbrciiet. Es soll ein eBrkehrsdicnst nach Hawai und später nach Japan und China, sowie nach Südamerika uiid Europa ein- gerich'et werden, an dein die amerikanische -Luftbesörderungs- und die Luftfahrt-Gesellschaft und deren Bankhäuser, sowie d!e Good- »car Zeppclinbau-Gescllschaft beteiligt sind. Es soll ein Konzern mit einem Kapital von 200 Millionen Dollar gegründet werden.
Zwangsversteigerungen aus dem Lande. In der Zeit vom 1 Oktober bis 31. Dezember 1928 wurde in Deutschland »bcr 3071 ländliche Grundstücke das Zwangsversteigerungsverfabren eröffnet und gegen 4A2 lnndlillie Nnmdstucke durchgesühel. Zmangsversieigernilgsvcrsohren wurden eröffnet gegen 225 Betriebe in Größe von zwei bis fünf Hektar, gegen 360 Mittelbetriebe gegen 209 Wirtschaften. Diese 800 Banernbetriebe umfassen van 5 bis SO Hektar, in den größeren Betrieben bis 100 Hektar 13 905 Hektar. Zahlenmäßig bedeutet das eine Zunahme von 13 Prozent, sloclienmäßig eine Znnainne von 19 Prozent. Bei Großbetrieben über 100 Hektar — es kommen 80 Betriebe mit einem Gcsamtumfnng von 23 051 Hektar in Frage — beträgt die zahlenmäßige Zunahme sogar 10 Prozent, und die ilachenmaßige Zunahme 12 Prozent, lieber die Hälfte dieser Großbetriebe liegt in Ostpreußen. Die mittclbnuerlichen Betriebe sind also in besonders hohem Maß nach heute der Zwangsversteigerung ausgesetzl.
Pforzheimer Schlachtviehmarkt. Austrieb: 5 Ochsen, 13 Kühe, 52 Rinder, 21 Farcen, 12 Kälber, 1 Schuß 380 Schweine. Preise: Ochsen 1. 54—56, 2. 48-52, Farren 1. 51. 2. und 3. 49—46. Kühe 2. und 3. 40—28. Rinder 1. 57—60. 2. 52 -55. Schweine 1 73-79, 2. und 3. 77. 4. 73—76. 7. 68—71 „X Marktverlauf: mäßig belebt.
Viehpreise. Kirchheim n. T.: Farren 350—3:z), Ochsen und Stiere 425—810. Kühe 210—940, Kalbet» 470—950. Schmalvieh 170-430. — Riedlingen: Farren 280—620, Ochse» 480—540.
Kühe 190—475, Kalbeln 400—720, Jungrinder 140—310. — Pforzheim: Kühe mit Kalb 320-600, Kühe ohne Kalb 480—600, Kalbinnen 460—,580, Jungrinder 240—370 ,X.
Pserdepreise. Riedlingen: Pserde 190—1250. — Pforzheim: Scklachtpferüe 50—100. leichte Pferde 200-300, mittlere 700 bis 1000. schwere Pferde 1100—1400 „(l.
Schweinepreise. Aalen: Milchschweine 33—50. — kiirchheim u. Teck: Milchschweine 40—55, Läufer 60—85. — Ludwigsburg: Läufer 60—85, Milchschweine 40—-50. — Oberskenseid: Miich- schweine 35—48. — Ochscuhausen: Milchschweine 45—55. Läufer 65. — Riedlingen: Mutterschwcine 25,5—285, Milchschweine 40 bis 47. — Pforzheim: Milchschweine 35. — Schömberg: Milch- jchweine 27—45. — Schwenningen: Milchschweine 35—42 «4l.
Aruchtpreise. Aalen: Weizen 13, Roggen 11.50, Gerste 11.50 bis 12.50, Haber 9.30—11.50, Saathaber 12, Esparsetten 28. —- Heldenheim: Kernen 12.70, Weizen 11.70, Gerste 10.70, Haber 11.10. — Leulkirch: Gerste 11.80—12.50, Haber 11-12.50. — Riedlingen: Braugerste 11—11.40, Futlcrgerste 10.40, Haber 11 bl--. 11 30 M
Familiennachrichten.
Vermählte: Hugo Dengler — Gertrud Schlipf, H e r- renberg — Wilhelm Sattler — Emma Hösel, Ehninge n—E ärtringen. Gestorbene: Adam Kern, Sattler, Jahre alt, Altensteig.
Wetter
Süddeutschland liegt am Randgebiet einer nördlichen De- Pression. Für Freitag und Samstag ist zwar mehrfach heitere», aber noch kein beständige» Wetter zu erwarten.
Die heutige Nummer umfaßt K Seiten, einschließlich der Beilage „Die Mode vom Tage"
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