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Wezugspresse: Monatlich einschließlich Trigerlohn -ck 180: Einzelnummer 1V L. Trscheiut «« jede« Werkt«»«. Berdreitetft« Zeitung im O.-N.-Bezirk Nagold. Echristleitun», Druck und Verlag ». G. W. Z«tser (Karl Zaiser) Nagold

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Nr. 108

Gegründet 1SL7

Montag, den 6. Mai 1929

Fernsprecher Nr. r»

1VS. Jahrgang

Tagesspiegel

Dr. Schacht erklärte in Paris, die deutsche Abordnung der Sachverständigen nehme den Reparationsvorschlag Owen Dvungs unter bestimmten Bedingungen an. Zoung er­suchte Dr. Schacht, die Bedingungen schriftlich -arzulegen. Gerüchtweise wird auf französischer Seite von durchschnitt­lichen Iahreszahlungen zwischen 2048 und 2060 Millionen Goldmark gesprochen. «Matin" will von Jahresleistungen von 1908 Millionen in den ersten 13 Jahren wissen. .Oeuvre " erzählt von 37 Jahresleistungen von 17582258 Millionen bei einem mobilisierbaren» aber transferun- geschühlen Teil von jährlich 658 Millionen. Das bedeute ein Reparationskapital von 10 Milliarden gegenüber den bisher gesorderten 13 Milliarden. Die Berbandsfchulden an Amerika vom 37. bis 58. Jahr sind aber hiebei noch nicht berücksichtigt.

Der Borbereikende Abrüstungsausschuß in Genf hat mit 22 gegen 2 Stimmen (China und Sowjetrußland) bei Stimm­enthaltung Denlschlands die Borschrift der mittelbaren oder nnmikkelbaren Beschränkung des Heeresmakerials abgelehnt und in einer nichtssagenden Entschließung die Ansicht aus­gesprochen. die diesbezügliche Beschränkung könne allenfalls nur so erreicht werden, daß die Ausgaben der Staaten für diese Zwecke veröffentlicht werden.

Nach der Abstimmung im Vorbereitenden Abrüstungs­ausschuß in Genf erklärte der deutsche Vertreter. Graf Bernstorff: Der Ausschuß hat seine Aufgabe, was die Landabrüstung angeht, aus dem Auge verloren. Ich sehe mich daher genötigt, von dem Programm, das die Ausschußmehr­heit hier ausgestellt hat, klar abzurücken, und ich mnß von jetzt an der Mehrheit die volle Verantwortung überlasten.

Das am Dienstag zu wählende neue Kabinett in Thü­ringen soll nur aus zwei Ministern, Dr. paulsen und Dr. Riedel, bestehen, zu denen noch fünf Staatsräte treten.

Der österreichische Nationalrak hat mit 89 gegen 59 Stim­men Streeruwitz zum Bundeskanzler gewählt. Er wird am 7. Mai die Regierungserklärung abgeben.

Zum Präsidenten von Venezuela wurde der 72jährige General Jüan Gomez vom Kongreß einstimmig wieder- gewählt. Gomez ist seit 1909 Präsident.

Wieder Ruhe in Berlin

Die Opfer des Mai-Aufruhrs: 19 Tote.

^ ' Berlin, 5. Mai. Das Polizeipräsidium meldet: Die Nacht kbilf Samstag ist ruhig verlaufen. Die Straßenhindernisse wurden beseitigt, die Straßenbahn kann wieder verkehren. Die abgesperrten Straßen wurden wieder freigegeben und die Wachposten eingezogcn. Zahlreiche Betrunkene M den meisten Betrieben wurden die Löhne am Freitag aus­bezahlt wurden von der Polizei in ihre Wohnungen ge­leitet, damit sie nicht in die gefährdeten Gebiete hinein- gcrieten.

In Neukölln wurden vier weitere Tote gefunden.

In den Krankenhäusern sind sechs weitere Verleg:? gestorben.

Die Gesamtzahl der Todesopfer beträgt 19. einschließlich eines durch Uebersahren getöteten Mannes. Schwer ver­letzt find 36, leichter verletzt über 200 Personen. Die Zahl der letzteren ist nicht festzustellen, da viele von ihnen durch ihre Genossen in Sicherheit gebracht wurden.

36 Schwer, ««d über 200 Leichtverletzte

-- Du ausländischer Zeitungskorrespondeuk i« Neuköll» erschaffen

Berlin, 5. Mai. Unter den Todesopfern der Straßen- Kämpfe in Neukölln am Freitag befindet sich auch ein aus», ländischer Pressevertreter, und zwar der in Nelson (Neusee­land) geborene, 46 Jahre alte Charles Mackay, der Ber- treter der neuseeländischen Zeitung «Waitara Daily News'. Er wurde gegen Ahr abends in der Hermannstraße am Boden liegend erschaffen aufgefunden.

Schlägerei in einer Stadtverordnetenversammlung

Berlin, 5. Mai. In der Berordnetenversammlung des Bezirks Berlin-Friedrichshain wurde ein kommunistischer Antrag, die Vorgänge an: 1. Mai zu besprechen, von den Sozialdemokraten abgelehnt. Die Kommunisten riefen, die Sozialdemokraten seien eine Mörderpartei. Die letz­teren antworteten, die Kommunisten seien schuld an dem vergossenen Arbeikerblut. Es entstand dann eine milde Schlägerei, so daß die Sitzung aufgehoben werden mußte.

Der« der Zeppelin-Werft Merl

Berlin, 5. Mai. Wie dieGermania" mitteilt, hat sich die Haushaltkommission der Regierungsparteien bezüglich des Reichsbeitrags für die Zeppelinwerft in Friedrichshafen auf einen Zuschuß geeinigt, der einschließlich des württcm- bergischen Beitrags von 2 Millionen die Fortführung der Arbeiten ermöglicht.

Die nach den Abstrichen im Reichshaushalt für die Luft­fahrt noch zur Verfügung stehenden Mittel sollen in erster Linie für den Luftverkehr verwendet werden, während die Flugzeugindustrie in diesem Jayr zu einem großen Teil, in den kommenden Jahren fast ausschließlich auf Anleihen ver­wiesen werden soll.

Von der Gesamtsumme von 19230 880 Mark erhält die

Lufthansa bar 10 Millionen, 6 Millionen werden ihr als Anleihe unter Reichsbürgschaft zur Verfügung gestellt; die Tilgung bei der Reichskreditanstalt bis 1932 übernimmt das Reich. Für weitere zwei bis drei Jahre werden der Lufthansa je 16 Millionen jährlich langfristig zugesichert.

Die Luftfahrtindustrie erhält bar 5180800 Mark, für 9 Millionen Anleihe übernimmt das Reich die Bürgschaft. Für die Deutsche Verkehrsflieqer- schulr find 2 300000 Mark vorgesehen.

. ^ Der Iqipelinlustschiffbau wird für 1929 und 1930 je 2,5 Millionen erhalten. Sollte der Bedarf höher werden, so wäre er durch Anleihen unter Bürgschaft des Reichs zu decken.

Die neue Srienlpolikik Zlaliens

Der italienische Unterstaotssekretär für Auswärtiges, Nrandi, die rechte Hand Mussolinis, hat der türkischen Regierung in Angora einen Besuch gemacht. Der Vorgang verdient größte Beachtung. Amtlich wurden für den Besuch zwei Gründe angegeben: die Befestigung der seit einem Jahr bestehenden italienisch-türkischen Freundschaft und die Wegräumung der Hindernisse für ein türkisch-grie­chisches Sicherheitsabkommen.

Es handelt sich im Grund um die Aufrollung der 4anz e n Mitte l me e r fr a g e in türkischem und italie­nischem Sinn. Nach vielen Irrungen und Wirrungen haben sich die einst so erbitterten Gegner auf einer Linie gefunden, die ihnen eine Zeitlang das Zusammengelzen ermöglicht. Die beiderseitige Freundschaft ist natürlich alles andere als uneigennützig. Trotzdem wird die Bindung diesmal nicht länger dauern, weil das gemeinsame Ziel noch in nebel­haften Fernen schwebt. Italien steht am Beginn einer groß angelegten Reurjchtung seiner Außenpolitik. Sie bewegt sich in der Linie auf die Schaffung eines Kolo- nialimperiums von möglichst großer Ausdehnung. Aber Mussolini ist es klar geworden,, daß er mit der bisher gehandhabten Methode seinem Ziel nur schwer, vielleicht überhaupt nicht näherkommen werde. Der Versuch, sich zwischen England und Frankreich zu drängen, hat wenig gefruchtet. England braucht Frankreich dringend auf dein europäischen Festland und außerdem haben die alten Kolo­nialmächte kein Interesse an der Großzüchtung des neuen Konkurrenten, nachdem Deutschland glücklich aus- g« schalt et ist. Italien hat weiter die Aussichtslosigkeit seiner Bemühungen eingesehen, auf dem Balkan mehr zu erreichen, als es bisher erreicht hat. In dieser Erkenntnis begnügt sich Mussolini auf dem Balkan >nit dem Ausbau eines Systems von Verträgen, bie ihm die Möglichkeit einer mittelbaren Einflußnahme sichert und seinen von Frankreich begünstigten Hauptrivalen Südslawien durch eine bul- garisch-griechische Bindung im Schach hält. Darum auch das Bemühen um den Sicherheitsvertrag zwischen Griechenland und der Türkei, denn Griechenland mit einer feindlichen Türkei in der Flanke kann das ganze Gebäude ins Wanken bringen.

Dagegen hyt Italien im Orient die Absicht einer um so stärkeren Tätigkeit. Der Türkei ist hierbei die Rolle des ersten Pfostens der Brücke zugedacht, auf der sich der italienische Vormarsch in den Orient vollzie­hen soll, während Aegypten. Persien und Afgha - n i st a n zu den übrigen Pfeilern bestimmt sind. Aus dieser Erwägung heraus hat bei den Besprechungen in Angora Ruschdy Beys alter Lieblingsgcdanke, der B u n d d e r un­abhängigen islamischen Staaten, seine Wieder­geburt gefeiert, nur daß die Großmacht, die zum Rückgrat dieser Koalition ausersehen ist, nicht mehr Rußland, sondern Italien beißen wird. Wobei aber noch keineswegs ge­

sagt ist, daß Rußland nicht auch unter Umständen mit von der Partie sein kann.

Sympathien für die Bildung dieser neuen Mächtegrup­pierung entspringen der geistigen Gemeinschaft aller Betei­ligten in Fragen der inneren Politik. Italien fühlt sich hierbei als der Schutzherr eines Nationalismus mit faszisti- scher Verbrämung. In sämtlichen vier Staaten ist die Ab - kehr vom Parlamentarismus und die Neigung zur Diktatur festzustellen. Die politischen Führer der Türkei, Aegyptens, Persiens und Afghanistans glauben an die Wiedererstarkung ihrer Länder durch die starke Hand von oben her, mit der letzten Absicht, sich der ständigen Bedrohung von England durch die Europäisierung ihrer Wehrkraft und ihrer Wirtschaft freizumachen. Italien ist ihnen hierbei ein geistiges wie technisches Vorbild.

Worauf Italien durch den Anschluß an diese Koalition hinaus will, bleibt vorläufig noch unklar. Eines kann es auf diesem Weg zunächst allerdings erreichen: die dauernde Beunruhigung Englands und Frankreichs und ihre Ge­neigtheit zu Zugeständnissen an die italienischen Forderun­gen. Neben der ideellen Beeinflussung des Orients in saszistischem Sinn über Angora ist von dort her ein dau­ernder Plänklerkrieg gegen die englischen und französischen Mandate im Mittleren Osten möglich. Mussolini weiß wohl, daß er jetzt etwas unternehmen muß, bevor es zu spät wird. England beginnt sich militärisch in Palästina und Mesopotamien festzusetzen. Das gleiche geschieht in Arabien, wo Italien durch den englischen Vertrag mit König Zahia von Mmen über Nacht um seine jahre­langen Anstrengungen gebracht worden ist. Auch Frankreich rafft sich endlich zu einer Befriedung Syriens auf und denkt ernsthaft an eine großangelegte Politik sozialer und wirtschaftlicher Reformen.

Die erste der neuen italienischen Minen ist bereits auf­geflogen. Wie die arabische Presse berichtet, hat Italien gegen den Bau des Hafens von Haifa mit der Begründung ^Einspruch erhoben, daß die Ausschreibung des Baus nicht auf dem Weg des freien Wettbewerbs erfolgt sei. Dieser Schritt ist nicht bloß zur Wahrung der wirtschaftlichen In­teressen Italiens geschehen, sondern mit der deutlichen Nebenabsicht, sich der arabischen Welt als Förderer ihrer Nationalen Wünsche zu zeigen. Türkischerseits wird ähn­liche Arbeit Frankreich gegenüber geleistet. Die dauernden ^Zwischenfälle an der syrisch-türkischen Grenze sind mehr als Die Reibereien streitender Nachbarn. Sie sind der Aus­gangspunkt eines planmäßig angelegten Versuchs zur »Schaffung einer dauernden Jrredentastimmung, die im ge­gebenen Augenblick zum Funken eines Aufstands in ganz Syrien werden soll. Weiter erhebt die Türkei anläßlich d>es Kaufs der Orientbahnen Anspruch auf die Konzession Hum Bau des Hafens von Alexandrette, und die türkische Presse fordert sogar schon das ganze umliegende Gebiet bis Aleppo hinauf als türkisches Sprachgebiet.

Selbstverständlich wird eine englisch-französische Gegen­arbeit nicht lange auf sich warten lassen. Ob Mussolini mit keiner neuen Orientpolitik mehr Glück haben wird als mit seinen bisherigen Kolonialplänen, wird die Zukunft lehren.

Neueste Nachrichten

Die Vorschläge Owen Boiing«,

London. 4. Mai. Pertinax meldet demDaily Telegraph" aus Paris: Die neuen, jetzt erörterten VorschlägeÖwen Toungs sehen 37 Iahreszahlungen von einem Durchschnitts­wert von etwas weniger als 2 Milliarden Mark vor. Sie be- tragen daher etwa 200 Millionen Mark weniger, als die von den Verbündeten geforderten Zahlungen. Außerdem ersetzen sie nicht die 23 Millionen, die die Belgier jährlich noch er- hatten sollten als Entschädigung für die vom deutschen Be- satzungsheer zurückgelassenen Markbeträge und auch nicht die jährlich der amerikanischen Regierung zugewiesenen Mark­beträge. Es sei nicht bekannt geworden, welche Vorsorge für die Flüssigmachung der Schuld getroffen werde.

In der Minderheitenfrage bleibt es beim alten

London, 5. Mai. DieTimes" berichtet, der Unteraus­schuß des Völkerbundsrats für die Minderheitenfrage (Cham, berlain, Adatschi-Japan und Luinones de Leon-Spanien) habe seinen Untersuchungsbericht für den Rat abgeschlossen. Irgendwelche fühlbare Veränderungen im Verfahren gegen die völkischen Minderheiten werden im Bericht nicht empfoh­len. Ein Narr, wer etwas anderes erwartet hat.

Lin türkischer Erfolg

Konfianttnopel, 5. Mai. Nack Meldungen türkischer Blätter hat die französische Regierung beschlossen, die Eisenbahnlinie MersinaAdana den türkischen Behörden zu übergeben.

Diese wichtige Linie war von den Franzosen über­nommen, die Türkei hat aber die Herausgabe der Verwal­tung verlangt. In dem jahrelangen Streit mußt« Frankreich nun nachgeben.

Württemberg

Kirchenpräsident 0. v. Merz s

ep. Stuttgart. 5. Mai. Kircheupräsident I). Dr. Johan­nes von Merz ist in der Nacht zum Sonntag nach kam» uberstandener Grippe an einer herzlähmunq unerwartet rasch gestorben.

l). v. Merz wurde am 24. Februar 1S57 in holl als Sohn des Stadtpsarrer» und späteren Prälaten Merz geboren. Artikel s-stak.

Proteststreik? Die Koinmunisten haben ani Freitig abend im Dinkelacker Saalbau eine Kundgebung gegen dir Er­eignisse in Benin veranstaltet und eine Entschließung ange- nommen- worin sich die Arbeiter verpflichten, in ihren Be­trieben für die Durchführung eines Proteststreiks einzutre- ren. Betriebsversammlungen sollen mit der Organisierung und Führung des Kampfes beauftragt werden.