Leite 3 — Nr. 163
Nagoldcr Tagblatt „Der Gesellschafter"
Freitag. 3. Mai 1S28.
Sonstiges: Als Eänsehirtin wird Heuer Rosa Sceger unter den üblichen Bedingungen tätig sein. — Die vor einigen Jahren beschlossene Wiesenwalze soll nunmehr für die hiesigen Wiesenbesitzern angeschasst werden, nachdem der Herr Oekonomierat ein geeignetes System ausfindig gemacht hat. — Eine Anzahl kleinerer Gegenstände, die nicht von allgemeinem Interesse sind, wurden noch behandelt, sowie Grundstücksschätzung und Dekreturen vorgenommen.
In der Gemeinderatssitzung fand sich auch der heute neu eingetretene Stellvertreter des Stadtbaumeisters, Baumeister Benz ein, der freundlichst begrüßt wurde. Nach einer Ansprache des Vorsitzenden über die Aufgaben des Stadtbaumeisters, über das Zusammenarbeiten mit den städt. Aemtern und mit den beteiligten Geschäfts- und Handweriskreisen, sowie über die allgemeinen Beamtenpflichten wurde Herr Benz feierlich beeidigt und in sein Amt eingesetzt.
Bortrag über die französische Fremdenlegion
Wie aus dem Anzeigenteil ersichtlich ist, wird heute a-bend um 8 Uhr ein Herr Th. Pfisterer im Waldhornsaal einen Vortrag über „M eine Erlebnisse in der franz. Fremdenlegion" halten. Der Vortragende ist ö Jahre Frcmdenlegionär gewesen und es glückte ihm, nach mehreren vergeblichen Fluchtversuchen im vorigen Jahr durchzukommen. Die letzte Flucht unternahm er mit einem Nag old er, Gottlieb D e u b l e, der aber an der Grenze wieder adgefangen und zu einer Freiheitsstrafe abgeurteilt wurde.
Vom Sportverein
Kommenden Sonntag finden in Altburg die Eau-Wald- läufe statt. Die Läufe gehen für die Jugend über 1500, 2000, 3000 Mtr. Der S. V. N. beteiligt sich in ziemlich großer Zahl. Der Verein verbindet damit einen Ausflug (stehe A-rzeige). Nachmittags ist Gelegenheit, dem Aufstieg- spiel Calw-Büchenbronn beizuwohnen.
I.. 0. Reichs'vchrhüse lx>! der Fru'.-ahr-'-Beklelluos. Der Reichswehrminisier hat die GruepenkominandoS. Wehrkreiskommandos u'n. angewic!-'». daß bei der diesjährigen Frühjahrsbestellung den Landwinen unede; Hilfe durch die Reichswehr gewährt werden lin.i:, da enirch den langen und strengen Winter die rechtzeitig? Beendigung der' Frühjahrsbestellung und lne Ausnutzung urbaren Bodens gefährdet sei. Die Beurlaubung ven sreiivillig sich meldenden Soldaten zwecks Hilfeleistw g für die Landwirtschaft kann gewähr: werden, soweit die dienstlichen Belange es zulasten. Anträge sind an die in Frage kämmenden Truppenteile zu richten.
Für die kurbedürstigen Kriegsbeschädigten. In der Sitzung des Ist. Ausschusses des Reichstags von: 25. April brachte bei Beratung einer Eingabe der Aba. Loib! (P.V.P.) die Klagen zum Ausdruck, die von Kriegsbeschädigten darüber erhoben werden, daß aui Gesuche uni Gewähung von Kuraufenthalten zur Wiederherstellung oder Festigung der Gesundheit häufig so spät der Bescheid ergeht, daß ein Kurgebrauch überhaupt iu Frage gestellt wird. Der auwesende Vertreter des Reichsarbeilsininisteriums bat Prüsuug zugesagt, inwieweit, di? Durchführung eines rascheren Geschäftsgangs möglich ist. Cs darf aber auch den Kriegsbeschädigten empfohlen werden, solche Gesuche in öa ! i ch st f r ü b z eilig uorzuleaeu.
Untcrjettingcn, 1. Mai. Lehrer-Empfang. Trüb und regenschwer war der Himmel in der Frühe des heutigen Tages, von dem man erhoffte, er möge seinem Namen Ehre machen und uns nach trüben kalten Tagen Sonnenschein und Lenzesstimmung bringen. Galt es doch, den kürzlich hieher ernannten Herrn Hauptlehrer Dongus würdig zu empfangen und unserer Freude über seine Ernennung und Zusage Ausdruck zu geben. Schon am Herrenberger Bahnhof wurde Herr und Frau Dongus vom i Ortsvorsteher, vom Schulvorstand, von Vertretern des Ge- l sangvereins und sonstigen Freunden begrüßt und willkom- ! men geheißen. Vor dem festlich geschmückten Schulhaus f versammelt sich nach Ankunft des Autos eine große Menschenmenge in gespannter Erwartung der kommenden Dinge harrend. Der Gesang-Verein, dessen Dirigent Herr Dongus werden soll, sang zum Beginn: „Mit dem Herrn fang alles an". Hierauf sprach Herr Schultheiß Brösa m l e im Namen der Gemeinde und hieß Familie Dongus herzlich willkommen. Er führte u. a. aus, daß es ein glänzendes Zeugnis ist, wenn ein Lehrer zum 2. mal an eine Schule berufen wird und wünschte für seine Tätigkeit Glück und Segen. Herr Dongus dankte für alles Entgegenkommen herzlich und glaubt, nachdem ihm die hiesige Schule und die örtlichen Verhältnisse nicht fremd sind, daß alles gut gelingen werde. Der Schulvorstand, Herr Oberlehrer Maurer, wies aus den Wert der Erziehungsarbeit hin, die nur Früchte reifen läßt, wenn zwischen Schule und Elternhaus ein gutes Einvernehmen bestehe. Seine kernige Rede schloß mit dem Dichterwort: Und handeln sollst du so, als hinge von dir und deinem Tun allein, das Schicksal ab der deutschen Dinge und die Verantwortung wär' dein! Namens der Kirchengemeinde begrüßte Herr Pfarrer Stotz und deutete auf den hin, der ganz besonders bei unseren Kindern im Mittelpunkt stehen und die Jugendarbeit beseelen soll, der lebendige Glauben. Der Vorstand des Gesangvereins, Herr F. Haag, sprach im Namen des Vereins und freute sich, daß sie nun nicht mehr verwaist seien, sondern wissen, daß der Dirigenten- stab wieder geschwungen wird. Den Schluß bildete der Chor des Gesangvereins. „Aus weiter Ferne kehrt ich wieder". Möge sich Familie Dongus hier bald heimisch fühlen!
Herrcnberg, 2. Mai. Die Meisterprüfung haben u. a. aus dem hiesigen Bezirk bestanden: Im Malergewerbe: Friedrich E ö l z, Oberjettingen: im Maurergewerbe: Gottlob Bruckner. Bondorf: im Mechanikergewerbe: Christian K u r r l c, Bondorf: im Schneidergewerbe: Eott- hilf Schule, Unterjettingen: im Schreinergewerbe: Otto K u ß m a u l, Bondors: im Schuhmachergewerbe: Gottlob Kaiser. Oberjettingeu.
Horb, 2. Mai. Bestandene Meisterprüfung. Die Meisterprüfung haben u. a. aus dem Bezirk bestanden: im Schreinergewerbe: Eugen Dettling. Hochdorf: im Schuhmachergewerbe: Johannes Nesch. Vollmaringen.
Freudenstadt. 2. Mai. „Vermißt". Zu der gestrigen Notiz wird mitgeteilt, daß der als vermißt gemeldete Lehr- rer Otto Weber im Laufe des gestrigen Tages wieder zu Hause eingetrosfen ist.
Letzte Nachrichten
Neue Kämpfe
Ernste Lage in Neuköln — Generalftreikparolle der K.P.D.
Berlin, 3. Mai. In den späten Abendstunden wurde die Lage in Neuköln äußerst bedrohlich. Die Schießereien zwischen Demonstranten der K. P. D. und der Schutzpolizei verstärkten sich zusehends. Unaufhörlich rollten Krankenautos mit Verletzten davon. Ob auch Tote zu verzeichnen sind, ließ sich nicht feststellen, zumal in den hauvtsäch- lichstcn Kampfstraßen, der Steinmetz- und Prinz Hand- jery-Straße, wiederum alles Licht ausgelöscht war. In diesen Straßen hatten die Kommunisten wiederum Barrieren errichtet, hinter denen verschanzt sic unaufhörlich auf die Polizei schossen.
Gegen 22.3Ü Uhr rückten von allen Seiten Schupover- stärkungen heran, dazu Panzerautos mit Maschincnqe- wehrbcsatzung. Die neu anrückende Schupo war mit Karabinern ausgerüstet, zum Teil trugen die Beamten Handgranaten. Die Ladenbcsitzer in der Hermannstraße wurde» aufgefordert, die Rolläden herunterzulasscn, sämtliche Hausbewohner hatten die Fenster zu schließen. Die Polizei greift mit den schärfsten Mitteln durch. Wer sich am Fenster blicken läßt, hat damit zu rechnen, daß er erschossen wird. Scheinwerfer und Leuchtpistole» erhelle» das nächtliche Kampfgebiet. Die ganze Gegend um den Hermannsplatz ist polizeilich abgcricgelt; die Demonstranten sind cingekesselt. Der Verkehr ist lahmgelegt. Auch die Presse wird von der Polizei vom Kampfgebiet gewiesen.
Die Taktik der Kommunisten ging ursprünglich dahin, in kleineren Trupps die Polizei immer wieder zu beunruhigen. Während cs am Wedding verhältnismäßig ruhig blieb, wurden aber die Gemüter besonders in der Neuköl ner Gegend durch kommunistische Scharfmacher, unterstützt von Flugblättern der Roten Fahne, derart aufgeputscht, daß sich der dortige Kleinkrieg zu einer regelrechten grossen Straßenschlacht entwickelte. In den wüstesten Ausdrük- len beschimpfen die Flugblätter Zörgiebel und die S.P.D. als Abeitermördcr, die Arbeiter werden zum politischen Generalstreik aufgefordert. Die K. P. D.-Anhängcr wurden aufgerufen, am Abend „zu denStraßenzellenversamm- lungen in den bekannten Lokalen" zu erscheinen, die Roten Frontkämpfer hatten ihre Mannschaften für 20 Uhr in die „Zuglokale" bestellt.
Immer noch kritische Lage im Neukölncr Kampfgebiet. —
Berlin, 3. Mai. Augenblicklich ist ein kleiner Waffenstillstand eingetrelen, der jedoch nicht den Schluß des Kugelwechsels bedeuten dürfte. Vielmehr darf man erwarten, daß die Schutzpolizei neue Angriffspläne sucht, da die Vrinr Handjery-Straße als ziemlich uneinnehmbar gilt. Von der Steinmetzstraße versucht man, jetzt auch über die Hermannstraße hinaus Eisenträger zu ziehen, uni so ein Anfahren von neuen Schutzpatrouillen unmöglich zu machen. Die Gegend ist immer noch in vollständiges Dunkel gehüllt.
Das Gebiet zwischen Herinannsplatz und Prinz Hand- iervstraße nach den beiden parallelen Straßen Berlinerstraße und Hermannsstraße, also das eigentliche Arbeiterviertel Neukölns, bietet ein Bild wüstester Zerstörung. Sämtliche Laternen sind eingeschlagen. Die Straßen völlig in Dunkel gehüllt. Die kommunistischen Elemente und jugendliche Burschen beherrschen mit großer Kampfesfreudigkeit das Feld. Wo noch Laternen brennen, werden sie mit Steinen oder mit langen Stangen zertrümmert. Auf einem Gebiet von etwa einem Quadratkilometer sieht man keinen einzigen Schutzpolizisten. Selbst die Revierwache ist niriickaezoqen wgrden. Stücke von den Häusern als Folge der Schießereien sowie Glassplitter von zertrümmerten Fensterscheiben, von Wohnungen und Schaufenstern bedek- ken die Straßen. Zum Zeit sind Bäume abgesägt und quer über die Straße geworfen worden. Diese Arbeit hält immer noch an. Durch viele Hindernisse gelingtes dem Berichterstatter, bis an die Hermannsstr. Ecke Prinz Hand- ierystraße vorzudringen, die selbst nach der Berliner Straße abgeriegelt ist. Man kann sich des Eindrucks nicht erwerhen. daß die Taktik der Polizei nicht sehr glücklich ist. Einen ganzen Stadtteil der Herrschaft der Kommunisten und des Pöbels zu überlassen, ohne daß im Zeichen eines Demonstrationsverbots auch nur ein einziger Schutzpolizist zu sehen ist. chseint nicht geeignet, den Beweis zu liefern, daß die Polizei in der Lage oder gewillt ist, dem polizeilichen Demonstrationsverbot auch wirklichen Nachdruck zu verleihen.
Zur Mem-Zahn Mas ZkWltus"
Das Luftschiff „Gras Zeppelin" ist am Donnerstag morgen 8 10 Uhr unter Führung von Dr. Eckener mit 25 Fahrgästen zur Fahrt nach Wie» ausgestiegen. Der osfensichtttck, ziemlich schwere Schiffsrumpf wurde nach Verlassen der Halle »och einmal kurz ausgewogen. Unmittelbar darauf wurden gleichzeitig mit dem Hochwerfen des Schiffs einzelne Motoren angeworseu. anscheinend, um den Schiffskörper rascher hochzubringev Die Belastung schien aber immer noch zu groß zu sein, denn erst nach Entleerung mehrerer Wasserballast sacke ging das Schiss allmählich in die Höhe. Zunächst hatte cs den Anschein als ob es nicht gelingen würde, über die hart am Ostrand des Geländes stehenden Häusergruppen hinwegzukomme», da der rückwärtige Teil des Schisss sich nur langsam vom Boden löste. Schließlich glitt „Gras Zeppelin" aber doch glücklich über das Zeppelindorf hinweg und entfernte sich in langsamer ,vahrt nnt östlichem Kurs. Bei diesem unter schwierigen Verhältnissen vollzogenen Ausstieg machte sich der Mißstand des beschränkten Geländes sehr fühlbar.
Das Schiff überflog ui» 6.23 Uhr München und »m 6.45 II?r die Stadt Mühldorf am Inn.
Um 7.30 Uhr befand sich das Luftschiff über Linz cm der Donau. 8.55 Uhr über St. Pölten und erschien S.20 Uhr über Wien. Zwanzig oder dreißig Luftballons waren zur Begrüßung aufgestiegcn Trotz des trüben, leicht regnerischen Wetters erwarteten Zehntausende in den Straßen und aui den Dächern io- wie auf den Höhen des Wiener Walds die Ankunst des Luftschiffs. Das österreichische Großflugzeug A 28 mit Beamten der „Rawag" an Bord war „Graf Zeppelin" entgegengeslogen. hatte es aber im Nebel bei St. Pölten verpaßt und eilte nun dem mit großer Geschwindigkeit fliegenden Luftschiff nach.
In einer Höhe von 300 bis 400 Meter überflog „Gras Zeppelin" den westlichen Stadtteil, steuerte dann den Stesansdom an und wandte sich nach Süden. In diesem Augenblick erschien A 23 und konnte^ dem Luftschiff noch den Gruß entbieten. Der deutsche
Gesandte Gras Lerchenseld sandte vom Balkon des beflaggten Kesandtschaftsgebäudes seinen Gruß empor: die Ravag funkte ebenfalls einen Gruß an das Lustschiff und an den österreichischen Minister Dr. Schürff, der sich an Bord des Luftschiffs beraub. Nom „Graf Zeppelin" wurden drei Postsäcke abgeworfen, die von der Polizei dem Postamt übergeben wurden.
Um O SO Uhr befand sich das Luftschiff über Eisen st adt und nahm über den Neusiedler See Richtung aus Graz, das um 11 Uhr erreicht wurde. Unter dem begeisterten Jubel der Bevölkerung umkreiste es zweimal den von Tausenden besetzten Schloßberg, begrüßt und geleitet von dem Landeshauptmann R i n t e l e n, der in einem Flugzeug des Steirischen Fliegerver- eins aiifgesticgen war
Van Graz flog „Graf Zeppelin" sodann nochmals nach Wien, wo es vor 1 Uhr eintraf, wiederum stürmisch begrüßt. Um 1 Uhr mittags wurde Wien verlassen und auf kürzestem Weg die Rückfahrt angetreten. _
.Graf Zeppelin" von seiner Wiener Fahrt znriickgekehrt Friedrichshofen, 2. Mai. .Graf Zeppelin' ist um 18.47 lkhr in Friedrichshafen glatt gelandet.
Ganzmetall-Luftschiffe in Amerika
Unter der Leitung der Lustsahrtingenieure der Ford Motor Compagnh >st >n aller Stille nach den Angaben des Konstrul- teurs Ralph H. Upson ein Ganzmetall-Luftschiff gebaut worden, das Mitte Mai vor einer Abnahmekommission der umeritniiiicbcn Marine seine ersten Versuchsfahrten unternehmen soll. Dieses Luftschiff, „>l. E. 2" bezeichnet, ist nur etwa 50 Meter lang. Die Hülle des Lustschisfköepers besteht im Gegensatz zu der bisher üblichen Gepflogenheit ans dünnen Leichtmetoll- b lech en, für die eine besondere Aluminiuinlegierung, das sog. „Aleald", Verwendung findet. Diese Leichtmetallbleche werden durch zahlreiche Nieten mit de», Luslschifsgerüst zu einem starren Ganzen verbunden. Die Erbauer des Luftschiffs behaupten, daß die „At. <?. 2" unter allen Umständen jeuersicher sei und sich vermöge ihrer dauerhaften Konstruktion in jedem Wetter beyaupte» tonne. Der amerikanische Kongreß hat den Vau des Luftschiffes unterstützt.
Noch radilalere Neuerungen wird das State Luftschiff auiweiscn, das in Glendate (Kalifornien) gleichfalls im kommenden Juni seiner Vollendung cntgegensieht. Wie die „dl. L. 2" ist auch dieses von Capt. Thomas B. State konstruierte Lustschiff ovtl kommen aus Leichtmetall. Es wird nicht mittels Luftschrauben angetrieben, sondern durch ein am Bug des Schiffskörpers befindliches Turbogebläse buchstäblich vorwärts „gesaugt", da durch das Gebläse ein Vakuum unmittelbar vor dem Schiss erzeugt wird. Das Slate-Luftschifs ist rund 70 Meter lang und mißt bei einem Rauminhalt von 9345 Kubikmeter an seinem größten Umfang 49 Meier Durchmesser. Der Erfinder sieht de» Wert seiner Konstruktion vor allein darin, daß das Luftschiff äußerst einfach in seiner Handhabung ist, wodurch es sich in hervorragendem Maß besonders für regelmäßigen Reisedienst eignen soll. Das Luftschiff ist gegen Witterungseinflüsse vollkommen unempfindlich und kann im Freien bleiben, ohne auf seinen Fahrten besonders gegen atmosphärische Niederschläge geschützt werden zu müssen.
Es bandelt sich bei den Versuchen der Amerikaner ohne Zweifel nicht cinsach darum, die Boumwollhülle des Ballonkörpers gegen Aluminiumblech auszutauschen. Es geht vielmehr um einen neuen konstruktiven Gedanken: die Ballonhaut soll herangezogen werden zur Aufnahme der im Ballongerüst wirkenden Kräfte und Beanspruchungen, wie dies im Flugzeugbau längst gelungen ist, durch die Ausbildung der Flügelbespannung als „tragende Haut". War die alte Baumwollballonhülle in der .Hauptsache tote Last, so soll die Aluminiumhülle etwas leisten. Die Entwicklung der Ballonhülle zur mittragenden Haut würde die praktische Fctge haben, daß ohne Erhöhung des Konstruktionsgewichts erhöhte Knickfestigkeit des Gesamtballonkörpers erzielt würde. A!:o erhöhte Sicherheit.
Man wird mit Bedauern feststellen müssen, daß Amerika nur Inangriffnahme dieser Aufgabe seinen Ehrgeiz bekundet, auch ii» Luftschiffbau führend zu werden. Der neue Konstruktionsgedanke harte eigentlich in Deutschland längst volles Bürgerrecht haben müssen Aber die beiden feindlichen Lager „leichter als Luft" und „schwerer als Luft" mochten gerade in Deutschland absolut nichts voneinander lernen. — das Ende kann sein, daß man vo»> Amerika wird lernen müssen. Denn im Fall des Gelingens der bevorstehenden Versuche ist die Möglichkeit nicht von der Hand zu weisen, daß eine völlige Umwälzung des heutigen Lustfahrtwesens sich anbahnt.
Handel und Verkehr
Berliner Dollarkur,. 2. Mai. 4.2135 G., 4.2215 B. -
Dt. Abl.-Anl. 51.50. ^ ,
Berliner Geldmarkt, 2. Mai. Tagesgeld 8.5—10.5 v. H., Monatsgeld 8.25—9 50 v. H. . ^.-x-p.p.
privoldiskonl: 7 375 o. H. kurz und lang.
^ Der Luftverkehr In Württemberg. Di« Luftverkehr Württemberg A.-G. teilt mit: Es ist vielfach die irrige Meinung verbreitet, der Luftverkehr in Deutschland sei durch die bekannten Abstriche am Reichslufthaushalt eingestellt. Demgegenüber ist festzustellen, daß zwar die für die Sommerflugperiode vom 1. Mal ab vorgesehenen Linien noch nicht beflogen werden können, daß jedoch der eingeschränkte Luftverkehr «unterbrochen weiter betrieben wird. Vom 1. Mai ab sind einige Flugplanänderungen eingetreten. Es verkehren täglich von Stuttgart aus Flugzeuge nach Zürich, Bafel, Genf, München, Wien, Erfurt, Halle-Leipzig, Berlin, Breslau, Frankfurt a. M., Köln, Dortmund, Esten. Amsterdam^ Brüssel, London. Hannover. Hamburg. Kopenhagen. Der Som- merflugplan wird am 21. Mai in Kraft treten.
Rückgang der Konkurse im April. Rach cine^ Zusammen» stellung der Finonzzeitschrist „Die Bank" sind im April 917 Konkurse eröffnet worden igegoii 901 im März und 817 im Februar) Dein steht aber eine starke Zunahme der Vergleichsverfahren gegenüber, die von 365 im Februar und 374 im März am 439 im April gestiegen sind Mangels Masse sind 118 Kunkurse obgewiesen uwrdcn tim Mär-, 16.31.
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