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Mit de» illustriert«» Beilage»Feierstunden* .Unsere Heimat*,Die Mode vom Tage*

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Mit der landwirtschaftliche» Wochenbett»,» .Hau-.-, Garten- und Laudwirtschoii'

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Nr. 75

Gegründet 1827

Samstag, den 3V. März 1S2S

Fernsprecher Skr. S»

10S. Jahrgang

Politische Wochenschau

Knebelungsoersuche in Paris / Gerechtigkeit oder Schuldner-Einheitsfront? / Es dämmert im Arbeitslosenoersiche- rungsgesetz / Für was Verträge abgeschlossen werben / Amerika richtet künftig im Internationale» Gerichtshof mit /

Hurra! unserem Zeppelin.

Die Tributkonserenz steht vor dem letzten Akt. Wie wird der ausfallen? Der Zentrumsabgeordnete und ehe­malige preußisch« Ministerpräsident Stegerwald hat unlängst aus einem Kreisparteitag in Düren den Vorschlag gemacht: entweder müßten unsere Verpflichtungen bedeu­tend herabgesetzt oder müßten sie ganz in Sach­leistungen umgewandelt oder es müßte unsere Warenausfuhr so erheblich erleichtert werden, daß sie jährlich um 56 Milliarden gesteigert werden könne. Ob «s soweit kommt? Nach dem bisherigen Verlauf der Ver­handlungen sieht es nicht so aus. Die Rechnung, die uns von den Gläubigerstaten präsentiert werden soll, zerfällt nach all dem. was die Zeitungen, namentlichL'Oeuvre", verraten haben, in zwei Teile: erstens :n25Milliarden als Ersatz für die Berbandsschulden, die nach Wasbington abzuführen sind; zweitens als Entgeltung für denWieder­aufbau* in Frankreich. Unsere Vertreter D r. Schacht und Dr. Bögler, die bisher ihren Auftrag trotz aller Ein» schüchterungsversuche wacker ausgeführt haben, wollen sich nur auf 3 Milliarden hiefür einlassen. Owen Poung, der Vorsitzende der Konferenz, wollen ihnen Zureden, 5 wei­tere Milliarden zuzulegen. Frankreich jedoch besteht auf 18 Milliarden.

Nach Ostern sollen die Verhandlungen wieder ausgenom­men werden. Owen Äouna, der bisher mehr den Vermittler zwischen Deutschland und seinen Gläubigern machte, wünscht, daß zunächst der Schuldner unmittelbar mit jedem einzel» nen Partner verhandle. In England besorgt man Mei­nungsverschiedenheiten zwischen den Gläubigern. Die Lon­donerTimes" ruft deshalb die Gläubiger zu 'einer E i n- heits front auf, damit nicht hinterher gesagt werden könne, die Konferenz sei an der Uneinigkeit der Gläubiger gescheitert. Offenbar das ist in solchen Sachen immer so gewesen soll nachher Deutschland der Sünden­bock sein. Ob aber Amerika sich in eine solche Einheits­front einzwängen läßt, ist denn doch fraglich. Toung und Morgan sind Kaufleute, die nach wirtschaftlichen Inter­essen urteilen und wohl auch danach ihre letzte Entscheidung treffen. Für sie ist vielleicht die Frag« der deutschen Lei­stungsfähigkeit nicht gleichgültig, die auch Hu gen­berg in seinem aufsehenerregenden amerikanischen Brief stark betont und vorangestellt hat. Es hat keinen Sinn,

einen Schuldner über seine Leistungsfähigkeit hinaus zu pressen. Das liegt schon im Interesse des Gläubigers, der zu ieinem Gelbe kommen will.

Daß unsere Leistungsfähigkeit augenblicklich nichrs we­niger als rosig bestellt ist, zeigt der Februa r-A bschl» tz über die Steuereinnahmen des Reichs. Das Aus­kommen aus Zöllen und Steuern betrug nämlich 604 Mil­lionen Mark (1928: 611 Mill.), weit weniger als man ge­schätzt hatte. Wenn es so weiter ginge, dann allerdings stände es recht wackelig mit den Schätzungen unseres Defizit­etats 1929 über die mutmaßlichen Einnahmen. Dann würde das Defizit die bedenkliche Nähe an der Milliarde erreichen. Reichsfinanzminister Hiiferding hat jetzt fckwn, nachdem der Reichskredit bei der Reichsbank erschöpft ist, bei andern Banken 250 Millionen gepumpt. Daß ihm bei der ganzen Lage unserer Finanzen gar nicht wohl ist, geht aus seiner Etatsrede hervor. Er kündigte dort bereits eine Revision des Arbeitslosenversiche­rungsgesetzes an, gibt also zu, daß diese An der So­zialfürsorge mit allerlei Mißbräuchen belastet ist. Abgesehen von der Sondersürsorge für die Saisonarbeiter stellt es sich «nmer mehr heraus, daß die Ausschaltung jeder Bedürfnis- Prüfung ein schwerer Fehler war.

Der Reichstag ist in die Osterferien gegangen. Am letzten Donnerstag hatte er seine letzte Sitzung. Da wurden allerlei Reste aufgeschafft. Der wichtigste Punkt hieß: Rati­fizierung des Genfer Protokolls über das Verbot des G a s- kriegs. Eine lange Geschichte diese Verhandlungen des Völkerbunds über Abschaffung des Gaskriegs. Seit 1921 laborierte man an der Frage herum, bis man 1925 ein Protokoll" vereinbarte. Dieses verbietet die Anwendung von Giftgasen und Pestbakterien in Kriegen. Genf gab das Protokoll hinaus zurRatifizierung" d. h. zur Genehmi­gung der Regierungen und Parlamente der Mitglieder- stoaten. Aber der Völkerbund fand draußen wenig Gegen­liebe für sein Angebot. Außer Schweden haben nur wenige kleine Staaten das Protokollratifiziert". Die Ver­einigten Staaten. in denen schon 1922 eine Kon­ferenz das Siftgasverbot beschloß, sind heute daran, alle europäischen Lust- und Gasrüstungen zu übertrumpfen. Die Sowjetunion errichtet mit ihnen um die Wette Fabri­ken um Fabriken, in denen derchemisch« Krieg" vorbereitet wird. Für Frankreich ist das Genfer Protokoll über­haupt Luft. Und der englische Lord Cecil bat gegenüber unserem Vertreter, dem Grafen Bernstorss in Genf er­klärt:Wenn ein Land zu Mitteln des Kriegs greift, dann wird es auch alle Waffen benützen, die ihm zur Verfügung stehen. Das liegt im Charakter des Kriegs." Der Mann bat entschieden Recht. Denn im Ernstfall kümmert sich kein Land um solche Verbote. Wie war es nur im Weltkrieg mit der Kongoakte und der Genfer Konvention? Nach der

ersteren sollten keine farbigen Soldaten im Krieg zwlicyen Weißen in Europa verwendet werden dürfen. Frankreich England und Amerika führten trotzdem Hunderttausend,,: von Schwarzen, Braunen und Gelben ins Feld. Und wie wenig von feindlicher Seite der Schutz des Sanitätswesens beachtet wurde, ist noch allgemein bekannt, j Mehr Wert hat vielleicht die Satzungsänderung, die im > Auftrag des Völkerbunds ein Genfer Juristenausschuß am ; 19. März an demStändigen Internationalen s Gerichtshof", diesem obersten Weltgerichtshof, vor- l genommen hat. Derselbe soll ja satzungsmäßig für alle ihm s von den Parteien vorgelegten oder in den geltenden Ver- : trägen und Uebereinkommen besonders bezeichneten Sachen i zuständig sein, namentlich in Rechtsstreitigkeiten über die ! Auslegung eines Vertrags, wie überhaupt in allen Fragen des Völkerrechts und bei Tatsachen, die eine Verletzung einer internationalen Verpflichtung bedeuten. Es ist nun anzu- 1 nehmen, daß Amerika, wie sein neuer Präsident Hoo - ver bereits angekündigt hat, trotz seiner Ablehnung des Völkerbunds doch bei diesem Gerichtshof im Haag mittun wird und daß auch Deutschland in Zukunft einen Posten unter den 15 ordentlichen Richtern besetzen darf.

Biel spricht man wieder vom Zeppelin. Derselbe ftt nach Palästina geflogen. Auch eine Tat des Friedens, die von neuem den Beweis erbracht hat, daß dem deutschen Volk mit seiner stillen und emsigen Kulturarbeit ein erster i Platz unter den zivilisierten Nationen unseres Planeten gebührt.

! ' Aeue AachrWen

s Begnadigung der Hauptmanns Lemboura zu Festungshaft

i Berlin. 28. März. Der Herr Reichspräsident hat die ! durch Urteil des Reichsgerichts vom 9. Januar d. Is. gegen i den dänischen Hauptmann Lembourn wegen schwerer : Spionage verhängte Zuchthausstrafe von 5 Jahren auf ein ! Gnadengesuch des Verurteilten in Festungshaft von gleicher ' Dauer umgewandelt.

^ Landesverrat

Leipzig. 30. März. Das Reichsgericht hat den 21jcihri- gen Schmied Franz Boos aus Eberbach in Baden wegen Beirats militärischer Geheimnisse an einen belgischen Agenten zu 3 Jahren Gefängnis und 3 Jahren Ehrverlust verurteilt.

Der Lehrer Hans Duda, der wegen Vorbereitung zum Hochverrat sich seit mehreren Wochen im Untersuchungs­gefängnis befindet, hat sich erhängt.

Zusammenstoß zwischen einem deutschen Torpedoboot nnd einem schwedischen Fährschiff

Saßnitz auf Rügen, 30. März. Das Torpedoboot 96 saß am Donnerstag vormittag auf halbem Weg zwischen Trelleborg > und Saßnitz zwischen treibendem Packeis fest. Das schwedische FährschiffKönig Gustaf V befreite es und fuhr weiter, während das Torpedoboot in seiner Fahrrinne folgte. Hierbei lief es aus das Fährschiff auf und rammte es von hinten. Das Torpedoboot verbog sich dabei den Vor­dersteven, während das Fährschiff anscheinend keine bedeu­tende Beschädigung erlitten hat. Beide Schiffe liefen kurz nach 11 Ahr in'den Saßnitzer Hafen ein. Die deutschen See­

offiziere des Torpedobootes begaben sich sogleich an Bord des schwedischen Schiffs, um ihr Bedauern auszusprechen.

Die Stockung in der Reparalionskonferenz

London, 30. März. DerTimes " wird aus Paris ge­meldet, die Stockung in der Arbeit des Sachverständigen­ausschusses sei auf einen unerwarteten Schritt auf Kelten der Verbündeten zurückzuführen. Es sei feine Anregung gemacht worden, die ein neues Licht auf einige der Vorschläge der Verbündeten warf und Er- wägungen nötig machte. Die Annehmbarkeit der Gesamt­summe schwanke nämlich mit den Bedingungen, unter denen Ke angeboten werde. Die verbündeten Abordnungen suchen Derzeit die Bedingungen zu verbessern. Aber die sich in die Länge ziehenden Privatbesprechunoen könnten das bisher Erreichte wieder zunichte machen. Ein bestimmtes Ange- , bot sei noch nicht gemacht worden. Der Rede Sinn ist i ziemlich dunkel. >

Das französische Drängen !

Paris, 30. März. Die Blätter von der äußersten Rechten bis zu den Sozialisten und Gewerkschaften dringen nun­mehr in geradezu unanständiger Weise in Dr. Schacht, daß er in der Frage der Höhe der deutschen Zahlungen nach­geben und die Forderungen der Verbündeten annehmen solle. Den amerikanischen Sachverständigen wird ins Ge­wissen geredet, daß sie nur als Unterhändler und Vermittler zu wirken hätten.

Das französische Or-ensg^ek: angenommen

Paris, 30. März. Die Kawm.'r har das Gesetz über dir Mi derzulassung von neun geistlichen Orden mit 325 gegen 235 Stimmen angenommen.

Der Witwe des Marschalls Fach wurde eine Pension von 100 000 Franken (16 500 Mark) bewilligt, die bis auf die Enkel bis zu deren Volljährigkeit vereinbar ist.

Russische Grenzsperre gegen Nchlmmstan?

Hatkvktc. 80. März. Die russisch-' U.-z «ruira hft noch Berichten voll KarawanenftHrmii, >.>ie Ticr K'^r-l'» in Peschawar elngetrvssen sind, allen As-idm-en m lmlen, die asichaniich-russische Grenze zu iibör)chroi'»n. N "chend ziehe an der ganzen afghanischen Nord grenze Truppen zusammen.

Räumung Schongtunqs durch Üapan

Tokio. 30. März. Nach dem Eintreffen der Nachricht von der Unterzeichnung des japanisch-chincslschcn Ucber- eiiikommen über die Beilegung des Zwischenfalls in Tsinanfu hat der japanische Generalstad den Kommandeur der japanischen Truppen in Schaniung telegraphisch an­gewiesen, mit den Vorbereitungen für eine vollständige Zu­rückziehung der japanischen Truppen zu beginnen. M<m nimmt an, daß die Räumung bis Ende Mai durchgeführt sein dürft«.

Württemberg

Stuttgart, 30. März

Deutsche Liquidotiousschäden in Rumänien. Rach einer Verordnung des Asichsministers der Finanzen vom 21. Februar 1929 sind deutsche Liquidationsfchäden in Rumä­nien bis zum 15. Mai 1929, und wenn der Geschädigte feinen Wohnsitz oder einen dauernden Aufenthalt im Aus­land hat, bis zum 15. Zull 1929 beim Reichsentschädigungs- amk für Kriegsschäden, Berlin-Friedenau, Rheinstr. 45/46 anzumelden. Rach diesen Zeitpunkten können Entschä­digungsansprüche nicht mehr geltend gemacht werden.

Aus dem Parteileben. In derSchwabenwarte" tritt der Generalsekretär der Deutsches Volksparsei Dr. März für die Große Koalition in Württemberg ein.

13. Reichstaguag der Ev. Iungmänuerbnnde Deutschlands. Unter der Losung:Wir sollen Gott fürchten und sieben* findet an Pfingsten ds. 3s- Sie 13. Reichstagung und das 60. Jubiläum des Württ. Ev. 3ung- män Verbundes in Stuttgart statt. Hierzu werden 1012 000 evang. junge Männer aus allen Teilen de» Reichs erwartet. Das wohldurchdachke Programm verspricht eine fruchtbare Ausgestaltung der Tagung. Neben grossen Versammlungen auf dem Marktplatz, in der Stadthalle und beim Bärenschlößle steht die Arbeit in 14 Arbeitsgruppen, die unter der Leitung bekannter Führer und Fachleute stehen. So sprechen u. a. v. Dr. Damaschke-Berlin überBodenreform*. Dir. E n g e l m a n n-Berlin über Unsere Stellung zum modernen Kino", Dr. med. Hoppe- ler-Zürich über .Christi. Mannesjugend im Kampf um die letzte Schanze', Prof. v. Dr. H e i m - Tübingen über Die Absolutheit des Christentums*: auch die im evang. Iungmännerwerk selbst tätigen Führer wie Dr Stange- Kassel, Dr. H u m b u r g-Barmen und Dir. Engeike- Hamburg werden zu Wort kommen.

Die landwirtschaftliche Unfallversicherung in Württem­berg im 3ahr 1927. Rach einer Statistik über di« landwirt­schaftliche Unfallversicherung in Württemberg im Jahr 1827 betrug die Zahl der bei den landwirtschaftlichen Äerufs- oenossenschaften in Württemberg versicherten land- und forstwirlschafklichen Betriebe rund 308 500, die Zahl der versicherten Personen rund 783 000. Die Zahl der Betriebs­unfälle stellte sich auf 10 785 oder 13,78 auf tausend Ver­sicherte. Die entsprechende Reichszahl beträgt 15,24. Die Wirkungen der Unfälle waren 207 Todesfälle und 5488 Verlehungsfälle mit der Folge völliger oder teilweiser Er­werbsunfähigkeit. Die Gesamtzahl der entschädigten Unfälle betrug einschließlich des Bestands aus den Vorjahre» 28 108. Der Gesamtbetrag der Unfallenkschädigungen an Verletzte und an Hinterbliebene Gellte sich auf 4 234 200,47 Mark. Durchschnittlich betrug eine Unfallentschä-Igunz 150,68 Mark.

Rene Baugeldzuteilung der Gemeinschaft der Freunde. Die Bausparkasse der Gemeinschaft der Freund«, Wüsten rot (Württemberg) hat in den letzten Tagen wiederum 747 Bausparern insgesamt 10,5 Millionen Reichsmark zur Ver­fügung gestellt. Damit hak diese Bausparkasse in wenig mehr als 4 Jahren die Summe von 86,4 Millionen RM. für 5684 Bausparer bercitgestelst. Auch die soziale Tat, die die Schaffung von bald 6000 gesunden Eigenheimen mit Hilfe unkündbaren Baugelds zu nur 4 Prozent Zins de- deutet, wird heute in allen Kreisen anerkannt.

Zunahme der Rauckzer. Rach den Beobachtungen der Reichsbahn hat im Reiseverkehr die Zahl der Raucher zu­genommen. Bei der Zugbildung wird daher jetzt je eine Hälfte der Abteile oder Wagen für Raucher und für Richr-