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Mittwoch, den 27. März 1029

Bittere Tatsachen

Ln 0er neuesten Nummer desEvangelischen Deutsch­land" weist Prälat v. Dr. Schoeli in'einem größeren Aufsatz mit ganzem Ernst auf die unerfreuliche Tatsache hm, daß viele Volksgenossen immer noch nicht zu begreifen scheinen, daß unser gesamtes Wirtschaftsleben schwer be­droht ist. Der Mittelstand verarmt, di« Landwirtschaft in Not. die Industrie vor einer bedrohlichen Krisis, diese bitteren Tatsachen lassen keine Zweifel darüber crufkommen. daß nicht nur einzelne Schichten, sondern das ganze Volk m schwerem Kamps um seine wirtschaftliche Existenz steht.

Von allen Seiten ruft man nach dem Staat um Hilfe, und doch steht es fest, daß Staat und Gemeinden schon jetzt dem Ausland schwer verschuldet sind und nur in beschränk­tem Maß helfend eingreisen können.

Aus den bitteren Tatsachen ergeben sich bittere Folge­rungen.Es hilft nichts, sich darüber hinwegzutäuschen. Las not tut, ist zu allererst die klare Erkenntnis der wirklichen Sachlage. Daran fehlt noch viel. Wir leben, als hätten wir nicht den größten aller Kriege verloren und ungeheuere Verluste an Volks- und Einze'ver- mögen erlitten, als wären wir nicht um wirtschaftliche wert­volle Gebiete daheim und draußen gekommen, als müßten, wir nicht die ganz ungeheuerlichen Reparationslasten be­zahlen . . . Man will einfach nicht wissen, wie es tatsächlich mit uns bestellt ist, als ob Tatsachen dadurch aus der Welt geschafft würden, daß man die Augen vor ihnen verschließt.

Not tut zum zweiten die Herabsetzung unserer Ansprüche an das Leben. Wir leben über unsere Verhältnisse, natürlich nicht jeder einzelne, aber wir als Volk im ganzen. Wir leben aus Schulden. . . Von den, Auswüchsen soll gar nicht die Rede sein, obwohl sie auch im Ausland Aergernis erregen. Es handelt sich um die sozu­sagen normals-Lebenshaltung. Wollte Gott, es hätte jeder das Nötige an Nahrung, Kleidung und Wohnung: wieviel wäre damit gewonnen. Wir aber wollen um jeden Preis muh mehr haben. Wir sind entrüstet, wenn es jemand wagt, darauf hinzuwersen, daß es früher, wo wir reicher gewesen find, einfacher hergegangen sei, als jetzt, wo wir arm sind. Gleich heißt es von der einen Seite, daß man dem Volk sein bißchen armselige Lebensfreude mißgönne und vor. der an­

deren, daß »tan eben neidisch sei, weil man es den Bejjer- gestellten nicht gleichtun könne. Aber die Zeit könnte kom­men, wo wir alle samt und sonders gezwungen sind, wohl oder übel unsere Ansprüche herunterzusetzen, und wenn es dann um das geht, ohne-was man auch leben kann, dann dürfen wir recht zufrieden sein.

Was drittens nottut ist Sparsamkeit. Die erfreu­lich steigenden Einlagen in den öffentlichen Sparkassen be­weisen, daß gerade auch kleine Lcuie das begriffen haben. Aber daß es allgemein begriffen wäre, wird man schvierlich behaupten wollen. Staat, Gemeinden, öffentliche Korpo­rationen und Kirchen müssen mit gutem Beispiel voran- oehen. Wünschenswert wäre gewiß vieles, aber die Frage ist, ob man sich das Wünschenswerte leisten kann, solange man nicht einmal für das Notwendige die Mittel hat. Na­türlich meint jeder, daß das, was er gerade für notwendig hält, das Allernotwendigste sei. Aber dazu wäre eine ver­antwortungsbewußte Verwaltung da, daß sie unterscheidet, und für das, was nicht unbedingt nötig ist, kein Geld ber- gibt, solange sie es nicht hat . . .Erst recht haben es die Ein­zelnen nötig, sofern es ihnen irgend möglich ist, einen Spar­und Notpfennig zurückzulegen. Es ist ein offenes Geheim­nis, daß in tausend und aber tausend Familien so zu sparen versucht wird, daß man aus Kinder verzichtet. Wenn dos nicht nur zum Gegenteil ausschlägt, nämlich erst recht zum Herunterkommen der Familien. Worum es sich handelt, das ist der Wille, unnötige Ausgaben zu unterlassen, um in bösen Tagen das Nötigste zu haben. Das klingt freilich für viele furchtbar altväterisch und überlebt, aber die vor uns haben wahrscheinlich vom Leben ebenso viel verstanden, wie wir mit all unserer Aufgeklärtheit.

Was endlich viertens nottut ist mehr Wille zur Selbsthilfe. Der Deutsche, ist iy Gefahr, sich aus den Staat und seine Fürsorge, auf Versicherungen urid Kasten aller Art zu verlosten. Es ist freilich bequemer üatt nch selber zu regen, nach fremder Hilfe zu schreien. Aber alles Rechte will erkämpft sein. Darum ist es ein gutes Zeichen, wenn irgend ein Stand, irgend eine Gemeinschaft den WMen aufbringt, sich so weit irgend möglich, selber zu helfen."

Die Wahlen in Italien

Das laizistische Italien hat gewählt. Selbstredend Ichzistijch. Der Duce hat keinerlei Opposition zugelassen, weder bei der Ausstellung der Kandidaten noch im Wahl­kampf selbst, der nur aus Reden faszistischer Beamten be­stand. Man kann dieser Wahl nicht glauben: das Volk mußte wählen, wie die Diktatur ihm vorfchrieb Man könnte daher über die Wahlergebnisse hinweg gehen, wenn sie nicht auch eine gute, für uns Deutsche sehr beachtens­werte Seite zeigten: das Vttk war gezwungen, zu wählen. Mussolini kennt jene große Partei jedes Parla­ments, die Partei der Nichtwähler: die Unbekannte, dis Lurch ihren passiven Widerstand das Regieren zur Privatsache einiger Kreise macht. Er wußte, daß man ihm die Zahl der Nichtwähler vorrechnen und aus seinem Sieg unter Umständen einen Mißerfolg konstruieren würde: das hat er verhindert. Mit schärfsten Drohungen hat er seine ge­heimen Gegner an die Wahlurne gezwungen, vor.der sie

offen ihren Wahlzettei adgeben mutzten. Der ssafzismus will aufbauen; zu seinen Aufgaben gehört die politisckfe Er­ziehung des italienischen Volks. Der Faszismus verlangt von allen Italienern die Erfüllung der Wahlpflicht unter dem Gesichtspunkt: der Staat steht über der Person. Dabei war es Mussolini völlig gleichgültig, ob überzeugte Fcrszisten die Ja-Stimmen abgaben oder verängstigte Gegner. Ja man behauptet sogar, er Hobe eine bestimmte Zahl Nem- Stimmen zugelassen, gewissermaßen rationiert, um das Diktat zu verbergen. Dein Ducs kam es nur darauf an, daß das ganze Volk aufgerüttelt werde und politisch handle. Nicht der Faszismus hat gesiegt die Macht hatte er auf jeden Fall, sondern der Erziehungswille Mussolinis hat sich durchgesetzl. Man mag zum saszistischen Regime stehen, wie man will, sein Kampf gegen die Partei der politisch Gleichgültigen ist eine Tat, die auch den Andersdenkenden zur Achtung nötig:.

Reue Rachrichten

Abschiedsworte des Reichspräsidenten an Reichsgerichtspräsident Dr. Simons

Berlin, 26. März. Der Herr Reichspräsident hat an den am 1. April d. I. aus feinem Amte scheidenden Reichs­gerichtspräsidenten Dr. Simons ein Schreiben gerichtet, in dem es u. a. heißt:Sehr geehrter Herr Reichsgerichts­präsident! Auf Ihren eigenen Wunsch scheiden Sie nach 45jähriger Amtszeit aus dem Amt. Sie blicken auf eine Laufbahn zurück, wie sie nur wenigen befchisden ist. Aus dem Richterstand hervorgegangen, haben Sie zunächst Ihre ausgezeichneten Fähigkeiten im Reichsjustizamt und im Auswärtigen Amt bewiesen. Als Sie dann das Vaterland aus Ihrer Tätigkeit im Dienst der deutschen Wirtschaft wieder zum unmittelbaren Dienst am Staat rief, über­nahmen Sie die Leitung des Auswärtigen Amts. Was Sie, sehr verehrter Herr Reichsgerichtspräsident, in schwer­ste r Z e i t an dieser verantwortungsvollsten Stelle geleistet haben, ist von geschichtlicher Bedeutung.

Daß es Ihnen vergönn! war, auch auf dem Gipfel ihrer Schaffenskraft ihr Lebenswerk im Amt des höchsten Rich­ters des Reichs zu krönen, und daß Sie während der Füh­rung des höchsten deutschen Richteramts dazu berufen wur­den, nach dem Tod des ersten Präsidenten des Deutschen Reichs als stellvertretender Reichspräsident an die Spitze des Reichs zu treten, das werden Sie als eine besonders gütige Wendung des Schicksals empfinden. Sie dürfen aber auch den Ausdruck größten Vertrauens und höchster Anerkennung für Ihre Person und Ihre Arbeit im Dlenlt des Reichs erblicken." Nach einer herzlichen

Würdigung der Persönlichkeit des Reichsgerichtspräsidemen schließt das Schreiben: Empfangen Sie hiemit meinen tief­empfundenen Dank. Persönlich wird mich mit Ihnen stets die Erinnerung verbinden, daß ich vor fast vier Jahren aus Ihrer Hand mein jetziges Amt entgegennehmen konnte.

Meinem Dank schließe ich die besten Wünsche für Ihr weiteres persönliches Wohlergehen an. Ich spreche dabei die Hoffnung aus, daß Ihre umfassenden Kenntnisse und reichen Erfahrungen auf so vielen Gebieten des Lebens, Ihr hohes Ansehen innerhalb und außerhalb Deutschlands dem Vaterland auch weiterhin von hohem Nutzen sein möge.

In unabänderlicher Wertschätzung und mit freundlichen Grüßen bin ich Ihr

gez. o. Hindenburg.

Reichskanzler Müller erkrankt

Berlin, 26. März. Reichskanzler Müller ist an einer Magenverstimmung erkrankt und muß das Bett hüten. Aus diesem Grund wurde die Entscheidung über das E i n- reisegesuch Trotzkis, das gestern im Reichskattnett behandelt werden sollte, bis noch den Feiertagen ver­schoben; alsdann wird auch Dr Stresemann wieder in Berlin sein.

Landtagsauslösnng in Mecklenburg-Schwerin?

Schwerin, 26. März. Do« Urteil des Staatsgerichtshofs in Leipzig, das die sächsische Landtagswahl für ungültig er­klärte, hat auch für Mecklenburg-Schwerin groß« Bedeu­tung. lieber die letzte Landtagswahl in Mecklenburg be­standen nämlich dieselben einschränkenden Wahirechts- beltimmunaen wie in Sachsen und von den Nattonalsozia-

Die Neuwahl des sächsischen Landtag» wurde aas kr. M«i festgesetzt.

Der braunschi?eigische Landtag hat die Anträge betr. Anschlußverhandlungen mit Preußen (Deulschnat'onale) und Bildung eines Rcichsland Braunschweig (D. Bp s ab gelehnt.

Die Feindseligkeiten zwisstien Nanking und Hcmkan habe« begonnen. Auch südlich vom Jangtsestrom an der Grenze der Provinzen Hunsu und Liangsi wird gekämpft.

listen ist daher beim Sioatsgerichtshos eine K:age eingebrachi worden, über die der Gerichtshof noch nichl entschieden hat.

Die Bemessung Ser Reparationen

London, 26. März. Die .Times" läßt sich aus Daris melden, Reichsbankpräsident Dr. Schacht habe vor seiner Abreise nach Berlin dem Vorsitzenden der Sachversiändigen- konserenz, Owen Poung, eine Summe genannt, die Deutsch­land allenfalls zu zahlen bereit sei. Diese Summe sei aber offenbar mit den Forderungen einiger Verbündeten unver­einbar, Schacht sei daher ersucht worden, die Summg vor­läufig nicht bekannt zu geben. Die französische Abordnung wolle unter 8 Milliarden Goldmark für Wiedcrcmfbauarbei- ten nicht heruntergehen. Es scheine aber dieGefcchr" zu bestehen, daß die deutsche Reichsregierung dann lieber zum Dawesplan zurückkehren wolle in der Erwartung, daß er in einigen Jahren doch nicht mehr funktionieren könne.

Die Beisetzung des Macschalls Fach

Parts, 26. März. Die Beisetzungsseierlichbeiten für Marschall Foch haben yeute vormittag um S Uhr mit einem Gottesdienst in der Notre Dance-Kirche begonnen. Darauf setzte sich der Zug in Bewegung. Die englische Vertretung besteht außer dem Prinzen von Wales aus ach: Marschällen, dem Admiral der Flotte und dem Befehlshaber des Lust­fahrtdienstes. Außerdem sind 15 Staaten vertreten, unter ihnen die Bereinigten Siaten durch General Pershing. Der deutsche Botschafter nimmt an keiner der Trauer- seierlichkeiten teil, dagegen ist während der De.setzungs- fcisrlichkeit die Reichsflagge auf dem deutschen Botschafts­gebäude auf Halbmast gesetzt worden.

Die Versenkung des britisch«» Segle»

London, 26. März. Die Versenkung des des Schmug­gels verdächtigen britischen Segelschiffs .3'm alone" an der nordomerikanischen Küste hat in England beträchtliche Er­regung hervorgerufen und sie wird in den Müttern allge­mein als völkerrechtswidrig bezeichnet, -och beobachten die Blätter in der Beurteilung des Falls in Erwartung ge­nauerer Nachrichten Zurückhaltung.

Der amerikanische Schahsekretär Mellon erklärt, das Schiff sei ein bekanntes Schmuggelschiss gewesen, das selbst den englischen Behörden Unannehmlichkeiten bereitete. Das Schiff habe sich innerhalb der amerikanischen Küstenltni» (12 Seemeilen) des Staats Louisiana befunden, als es von den Küstenwachtschiffen zum Hatten angerusen wurde. Die Verfolgung ist also durchaus zu Necht erfolgt.

Prinz Georg. Generaigouverneur von Kanada?

London, 26. März. Der Uebertritt des Prinzen GeorA des jüngsten Sohnes des englischen Königs, von der Marine in das Auswärtige Amt hängt mit dem Plan zusammen, den Prinzen nach einer mehrjährigen AusbiDung in de« verschiedensten Regierungsämtern zum Generalgou­verneur von Kanada zu machen. Auf der letzten Reichskonferenz der Dominien war ausdrücklich festgesetzt worden, daß der Posten eines Generalgauoerneurs unab­hängig von Parteipolitik und daß der Generaigouverneur nur der persönliche Vertreter des Königs sei. Zur Festigung -er Beziehungen zwischen Mutterland und Dominien will man deshalb in Zukunft Mitglieder des Königshauses mit diesem Amt betrauen. Der zweite und dritte Sohn der Königs, die Herzöge von Port und Gioucester, lallen be­reits im Ärus der nächsten zwei oder drei Jahre diesen Posten in anderen Dominien erhalten. Es ist dabei vor allem anSüdasrika gedacht, wo Prinz Artur van Con naught, der Oheim des Königs, in» Jahr 1910 als General- gouverneur das Inkrafttreten der Unionversassung feierlich verkündete und (Ät 1923 ein Bruder der Königin diese Stelle innehat.

Di«Beleimung" von Mitgliedern der Königssomili« init politfich bedeutsamen Aemtern findet im britischen Reich manchen Gegner, die Mehrl-eit der von Natur etwas sen­timentalen Engländer ist aber überzeugt, daß die geplanten Besetzungen der Aemter nicht etwa das letzte Auijlacker» des verlöschenden Lichts des britischen Imperialismus, son­dern vielinehr ein Beweis dafür sei. wie eng das Britisch« Reich noch in sich gebunden sei und durch diese Fmiüliei»- politik nach enger verbunden werde

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