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Nagolder Tagblatt »Der SeseLschirfter

Dienstag, 28. Februar ISA,.

Gutachten zur

Preußischer und Süddeutscher Typus

Der aus der Länderkonserenz seinerzeit eingesetzte Aus« ichuh für Organisatirmsfragen hat ein Gutachten aus­gearbeitet. dem alle Ausschutzmitglieder zugestimmt haben. Es gehören diesem Ausschuß an: Staatspräsident Bolz für Württemberg, Ministerialdirektor Brecht (Preußen), Mini­sterialdirektor PStzsch-Hesster (Sachsen) und Bürgermeister Petersen (Hamburg). Dieses Gutachten schasst für die Or­ganisation des Reiches zwei Typen. 1. den so­genannten preußischen Typus. Er betrifft alle Länder, die aus preußischem Gebiet gebildet werden. In ihnen soll neben der Selbstverwaltung, die dem Landeshauptmann untersteht, eine allgemeine ab­hängig« Reichsverwaitung eingerichtet werden. Reichsregierung und preußische Zentrale sind dann zu einer- einheitlichen Regierung vereinigt. Dadurch soll verhindert werden, daß Preußen in dem Augenblick, wo es im Reich aufgeht, zerschlagen wird.

rln Süddeutschland und Sackten soll 2. der io-

Reichsreform

genannte süddeutsche Typus vorherrschen. V. h. es bleibt in diesen Ländern bei der allgemeinen Landesverwaltung. Sie werden aber mit dem Reich insofern enger verbunden» als man die sogenannte Auftragsverwaltung einführt. Es besteht aber im Norden wie im Süden die Möglichkeit, einzelne Berwal- tungszweige in Neichssonderverwaltung, andere in Auf­tragsverwaltung zu geben.

Eine Differenz zwischen dem Norden und dem Süden wird vor allem darin bestehen, daß die Verfassung der preu­ßischen Länder vom Reichsgesetzgeber bestimmt wird und daß die Zuständigkeit dieser Länder vom Willen des Reichs abhängig bleibt.

Man hat also bewußt eine gewisse Differenzie­rung zwischen Norden und Süden gewählt. Aus dem Entwurf geht nicht hervor, welche Berwaltungs- zweige in Neichssonderverwaltung und welche in Austrags­verwaltung' gegeben werden sollen, z. B. ist über die Frage der Iustiz noch nichts entschieden.

Zum Landesparteitag der Bürgerpartei

De. Q«aatz sagt schwerwiegende Wahrheiten

heilbrou». 25. Febr. Im Festsaal der Harmonie sprach gestern in einer öffentlichen Versammlung anläßlich des Parteitags der Deutschnationalen Bolkspartei Reichstags­abgeordneter Dr. O u a a tz - Berlin über das ThemaZu neuen Zielen in Wirtschaft und Politik". Er führte u. a. aus: Die Ziele der Partei seien im Reich Freiheit und Ordnung Die Partei inuß sich mehr als bisher mit dem rücksichtslosen Kampfgcdanken erfüllen, das Einsetzen der nationalen Gruppe für das jetzige System hat sich nicht gelohnt. Die Perbindung bürgerlicher Parteien mit der Partei des Klasjenkampfs und der Klassenrepublik ist eine Lerlogenheit. Wir habe» kein System der Volks­herrschaft. sondern ein System der Lüge. Die Kreuzung zwischen bürgerlich-kapitalistischen Geschäftsinteressen und dem Marxismus bietet ein erbärmliches Schauspiel. Das jetzige System werden wir unter keinen Umständen stützen. Dir befolgen den altpreußijchen Grundsatz: Dem Feind muß auf jede Weise Abbruch geschehen. Die Mittel dazu mögen -er Parteileitung überlassen bleiben Die Zeit ist gekommen, diesem System den Todesstoß zu geben. Die Kriegs­schuld l ü g e wurde bekämpft vom Reichspräsidenten, von der württ. Negierung, von der bayerischen Regierung, nur »asAuswärtige Amt schweigt. Der Grund liegt darin, daß die Position der Sozialdemokratie auf der Kriegs schuldlün? n:'fa°bo',t ist. Was setzt in Paris vor sich geht.

bedeutet für uns einen Lebenskampf. Die Deutschnationale Volkspartei wird den kommenden Ereignissen als geschlos­sener Block entgegenslehen. Keinerlei wirtschaftlicher Druck, wie er 1924 auf die Partei angesetzt worden ist. wird einen Erfolg haben. Maßgebend sind für uns die L e b e n s n o t - Wendigkeiten des deutschen Volks. Wenn man uns den Weltmarkt versperrt, muß man uns wenigstens den Lebensraum im Vaterland, d. h. die agrarischen Geb-ets im Osten, zurückgeben. Das sind unsere Ziele. Wir sind Nationalisten und wollen dafür sorgen, daß das ganze Volk nationalistisch wird. (Stürmischer Beifall.)

Ein Familientag mit Konzert und verschiedenen sonstigen Darbietungen am Nachmittag verlieh dem Landesparteitag einen geselligen Abschluß. ^ «...

Nach einer Red« des Landesparteivorsitzenden Rechts­rat Hirzel-Stuttgart nahm die geschlossene Mitglieder- Versammlung einstimmig eine Entschließung an. in der den Ministern Dr. Bazille und Dr. Dehlinger das vollste Vertrauen und die Bitte ausgesprochen wurde, in gleicher Weise auch künftig für die nationalen Belange und Kulturgüter einzutreten. Der Reichs­parteileitung wurde der Dank für dos entschlossene Austreten gegen die Kriegsjchuldlüge und die versuchte Ver­schärfung der Kriegstribute ausgesprochen.

Reichsvnfallverhükungswoche. Am gestrigen Sonntag wurde in der König-Karl-Halle des Landesgeweroemus.ums die Reichsunfallverhütungswoche eröffnet, woran sich die Be­sichtigung der in den Raumen des Hauses für Technik und Industrie untergebrachken, sehr lehrreichen und interessanten Ausstellung über Unfallverhütung schloß. In der Schwäbi­schen Bilderbühne im Landesgewerbemuseum wurde glcick>- zeitig ein Film ..Der Mensch in Gefahr" vorgesührt. Die Beranstoltungen dauern d e aanze Woche über

Handwerks Arbeitsgemeinschaft. Die vor einigen Mo, «ten gegründete Arbeitsgemeinschaft des Junghandwerks ü» Württemberg und Hohenzollern veranstaltete am Sonntag m der Liederhalle den ersten Bezirkstag für den Bezirk Stuttgart. Die starke Beteiligung und die Stimmung be­zeugten. wie stark der Gedanke der Sammlung des Jung­handwerks bereits Wurzel geschlagen bai-

Versuchter Raubmord im Mietswagen. Der 23 Jahre »tte ledige Autoschlosser Franz 5) ieble von Altusried, Bez. Amt Kempten, ließ sich von dem 22 Jahre alten Bernhard Kraus. Führer einer öffentlichen Kraftdroschke, heute nacht XI Uhr vom Parkplatz Olgabau an nach Vai^irgen führen. An eiüer Stelle unterhalb Vaihingen, an der die Straße durch den Wald führte, wurde Kraus von Hieble »on hinten angefallen und mit einem Zimmermannsbammer am Kopf nicht unerheblich verletzt. Kraus konnte sich jedoch zur Wehr setzen und es gelang ihm, seinen Angreifer zu überwältigen und zu fesseln. In dem Kampf wurde auch Hieble schwer verletzt. Kraus verbrachte den Verbrecher mit Hilfe von zwei Privatpersonen in seinem Wagen nach Stuttgart auf die Kriminalhauptwache, wo Hieble zugab, daß er den Kraftwagenführer habe berauben wollen.

Aus dem Lande

Sehriagea. 25. Febr. RobertBanzergestorben Vorgestern ist hier nn 79. Lebensjahr der Tierausstopser Robert Panzer gestorben, der weit über die Grenzen Württembergs hinaus bekannt war. Dank seiner vorzüg­lichen Beobachtungsgabe und Gestaltungskraft vermochte er es, jagdlichen Beutestücken lebenswahre Naturtreue wkeder- zu geben. Neben Naturaliensammlungen und wissenschaft­lichen Forschungsinstituten zeugen die Trophäensammlungen bester deutscher Jäger von seiner Kunst

Lleversulzdach OA. Neckarjulm. 25. Febr. In der Notwehr schwer verletzt. Abends kam es zu einem Zusammenstoß .zwischen dem Polizeidiener Plenes, sch und dem Landwirt Ludwig Krämer von hier, wobei letzterer wohl in angetrunkenem Zustand sich zu Tätlichkeiten Hinreißen ließ. Der Polizeidiener machte in Notwehr von seinem Seitengewehr Gebrauch und verletzte Krämer am Kops so schwer, daß sein Aufkommen in Frage gestellt ist. Er wurde in das Krankenhaus Rcckarsulm eingeliefert.

LudwigÄmrg, 25. Febr. AmGraddesKönigs. Aus Anlaß des heutigen Geburtstages des Königs war das schlichte Grab des letzten Königs von Württcinberg auf dem allen Friedhof wieder schön geschmückt. Wie jedes Jahr, so bildete eS auch gestern das Ziel vieler, die dem verstorbenen Monarchen eine treue Gesinnung bewahrt haben. Don Re­gimentsvereinen und vaterländischen Verbänden erhielt das Grab einen weiteren reichen Schmuck durch Lorbeerkränze mit Schleifen. 3m Mittelpunkt des Grabs lagen die Kränze aus dem Herzogi. Hause.

Ehlingen a. N-. 25. Febr. Höhere Maschincn- dallschule. An der Höheren Moschinendouschale Eh­lingen fand am 22. Februar das Wintersemester seinen Ab­schluß mit der mündlichen Schlußprüfung, der die Vertreter -es Kultministernnns. des Zndustriebeirats, der Reichsbahn- dlrektion und -er Oberpostdirektion anwvhnken. Es bestan­den in der Abteilung für Maschinenbau 85 Kanhidaken. in -er Abteilung für Elektrotechnik 23.

Rcullingen, 25. Febr. Der neue Skadtvorstand. Bei der gestrigen Mahl des Stadtvvrsiands haben von 21464 Wahlberechtigten 16 763 (78 v. H.) abgestimmt. Auf Stadt- schulkheiß Dr. Haller-Langenau fielen 14 287, auf Stadt­schultheiß Dr. Prinzin g-Ha!l 2128 und auf Reglerungs- rat M a i s ch-Stuttgart 226 Stimmen. Ungültig oder zer­splittert waren 78 Stimmen. Die Mehrheit der Parteien und die Wirtschastsgrnppen waren für Dr. Prinzip eingetreten, die Reutlinger Wählerschaft, kümmerte sich aber nicht um die Parteivorschläge und wählte Dr. Haller mit großer Mehrheit. Dr. Haller entstammt dem Baufach. Er war 1921 bis 1926 Berichterstatter beim LandeSgewerbeomk und wurde 1926 zum Stadtvorstand von Langenau gewählt.

Alm, 25. Febr. Eisnot. Die ganze Ulmer Garnison ! ist in Bereitschaft, um bei dem zu erwartenden Eisgang überall zu helfen, wo es notwendig ist. In verschiedenen bayerischen Städten sind Pioniere schon in Tätigkeit.

Aus Stadt und Land

Nagold, den 26. Februar 1929. Empfinde» können alle Menschen gleich: das Zchaun und Schaffen nur sind Künstlergaben.

Georg Ebers.

Mtt der gefährlichen Straße Nagold-Altensteig

über die, wie bereits mitgeteilt, der Abgeordnete Ding- l e r-Calw eine Kleine Anfrage an die Regierung gerich­tet hat, beschäftigten sich sogar auch Stuttgarter Zeitun­gen. Es ist ganz interessant nach unseren eigenen verschie- dentlichen Ausführungen über dieses Thema in derSüd­deutschen Zeitung" folgendes zu lesen:

Als die Nebenbahn Nagold-Altensteig gebaut und die Bahn aus den Straßenkörper der Nagoldtalstraßee gelegt wurde, war dies schon eine gewagte Sache und die man­cherlei Unfälle, die sich schon früher ereigneten, zeigten, wie gefährlich und oerkehrshemmend ein solches Beginnen ist. Dortmals ahnte man die Entwicklung des Verkehrs nicht, der heute die Straßen beherrscht. Die Nagoldtalstraße entspricht den heutigen Anforderungen des Verkehrs nicht mehr. Die schmale Straße, die auf dem Straßenkörper ver­kehrende Eisenbahn, die unübersichtlichen Kurven, das ein­seitige Gefall der Straße nach der Talseite, die Enge an der unübersichtlichen Straßenkurve der oberen Mühle in Eb- hausen usrv. erschweren den Verkehr derartig und machen ihn in einer Weise gefährlich, daß eine Aenderung drin­gend geworden ist. Für die ländliche Bevölkerung ist der Verkehr mit Vieh- und Pferdefuhrwerk ein Schrecken ge­worden, insbesondere seit neben der Bahn der Autover­kehr die Straße beherrscht. Für die Autos ist die Straße be­sonders gefährlich, wenn sie mit dem Zug kreuzen und Fuß­gänger, Radfahrer, Motorradfahrer oder Fuhrwerke gleich­zeitig auf der Straßenstrecke verkehren.

Wer auf die Nagoldtalstraße zwischen Altensteig und Nagold angewiesen ist, ist ständig großen Gefahren ausge­setzt und dieser Zustand spitzt sich immer mehr zu. Aus die­ser Erkenntnis heraus haben sich die Vertreter des Ober­amts, eder anliegenden Städte und Gemeinden wiederholt mit diesen Mißständen befaßt und find mit der Bitte um Abhilfe an die Behörden herangetreten. Nun ist auch durch die oben erwähnte Kleine Anfrage im Landtag die Regie­rung und das Parlament auf diese unhaltbaren Zustände aufmerksam gemacht worden, auf die der württ. Staats­präsident im Herbst anläßlich seines Aufenthalts in Nagold schon hingewiesen wurde und der mit seiner Begleitung deshalb einen Teil der Straße abgefahren hat. Es ist höchste Zeit, Abhilfe zu schaffen. Diese könnte am besten erreicht werden dadurch, daß die Bahn vom Straßenkörper

beseitigt und in normaler Breite neu angelegt wird, was bei nur 13 Kilometer Länge auch bei chronisch gewordenem Geldmangel der Vahnverwaltung keine Unmöglichkeit sein sollte. Eine zweite Möglichkeit wäre, wenn die erstge­nannte. einzig richtige, je nicht zum Zug kommen könnte, eine erhebliche Straßenverbreiterung vorzunehmen, die ge­fährlichen Kurven zu beseitigen, die Bahnlieie evtl, unter Erhöhung des Bahnkörpers abzuschranken und das ein­seitige Gefälle, das besonders den Autoverkehr so erschwert zu beseitigen.

Dortrag Dorahak

Auch an dieser Stelle sei auf Len heute abend 8 Uhr im Veremshaussaal stattfindenden Vortrag des Vorsitzenden des Wurtt. Landesverbandes vom Blauen Kreuz. Herrn B o r n h a k-Stuttgart, hingewiesen. Derselbe wird spre chen über:Der Segen des Blauen Kreuzes" anlehnend an das Bibelwort: Wo die Sünde mächtig worden ist da ist doch die Gnade viel mächtiger worden. Viele find es. denen dies Wort Trost und Kraft fürs Leben geworden und die den Frieden des Herzens erlangen durften. Mögen viele der Einladung folgen. (Siehe Inserat in gestriger Num­mer).

Die Vorträge Schweitzers, die er gegenwärtig in allen größeren Städten Süddeutschlands, so letzten Sonntag in Pforzheim hielt, begegnen größtem Interesse. Der Name des seltenen Mannes, der. auf der Höhe akademischer Wür­den stehend, anerkannter Meister der Orgelkunst, Philosoph Theologe und Arzt als Urwalddoktor nach Zentralafrika unter der glühenden Sonne in mörderischem ^ o 2ahre lang aushielt, um den Schwarzen ärztlichen Beifall der Anwesenden dem Vorstand und besonders dem noch der Nachfolge Jesu zuzuführen fürwahr ein selte­ner Fall! Begreiflich der Wunsch so vieler, diesen Mann einmal zu sehen und reden zu hören. So waren in Pforz- herm mindestens 3660 Menschen in der Stadthalle zusam­men und lauschten ergriffen den schlichten Worten dieses Mannes der Tat. Sein Aeußeres zeigt ihn, trotz seiner hohen Wissenschaftlichkeit, n,chtVon des EedankensBlässe" angekranketl: ein großer stark gebauter, stämmig-breitfchul triger Mann in den 50er Jahren steht vor uns, der durch die klare, humorvolle und kraftvolle Art seines Sprechens der Elsäßer verbirgt sich nicht sofort alle Herzen ge- wlnnt und durch einige scharf geprägte Sätze zum Denken zwingt: Reichtum bedeutet Verantwortung. Wenn unsere wirkend" geworden find, so fühlen wir uns ver­pflichtet. auch den schwarzen Brüdern in Afrika die Errun­genschaften moderner ärztlicher Kunst und neue Heilmittel zu bringen. Da eine Missionsgesellschaft etwas seidas immer Defizit habe", so habe er auf eigene Faust in Lam- barene einen Spital gegründet. Heute sind darin tätig 4 Aerzte und 6 weiße Krankenpflegerinnen. An der Hand von Lichtbildern entführte uns dann Schweitzer nach Äs rika und ließ sein Werk und die unglaublichen Mühen vor uns erstehen, die eseine Gründung kosteten. Die Mitteilun­gen aus Lambarene und das Buch,, Zwischen Master und Urwald" enthalten alles Wissenswerte und schlingen ein Band um eine Gemeinde gleichgestimmter Seelen, die aus Dankbarkeit für eigene Errettung und Bewahrung der lei­denden Mitmenschen gedenken. Der Ertrag der Vorträge kommt auch anderen Tropenspitälern zugute, so einer neu zu gründenden Station im ehemaligen Deutsch-Ostafrika Kostbarer als Geld wird ein Mann sein". Dieses Bibel­wort darf in vollem Umfang auf Albert Schweitzer ange­wandt werden, der bald wieder fröhlichen Herzens in den Urwald Afrikas zurückkehren wird ein deutscher Lioing- stone Kfr.

Rohrdorf 25. Febr. Der alte Müller Jakob Kemps ist heute 77 Jahre alt gestorben. Es mögen wohl gern 5V Jahre her sein, seitdem er die hiesige Mühle käuflich er­warb und mit außerordentlichem Fleiß und Streben sei­nem Unternehm einen guten Namen zu verschaffen wußte, weshalb es ihm auch ungemein herb ankam, als er sich vor etwa 18 Jahren von seiner Mühle trennen sollte. In sei­nem Haus am Bahnhof verlebte er in beschaulicher Ruhe seinen Lebensfeierabend. Wer mit dem alten Müller zu­sammen kam, der konnte sich des Eindruckes nicht entziehen, in ihm einen Biedermann vom immer seltener werdenden alten Schlage vor sich zu haben. Ein solcher war er auch. Er liebte das einfache, dauerhafte, solide und war als durchaus gewissenhafter Geschäftsmann geschätzt. Altmüller Kemps wußte etwas, er las viel und gern und hatte sich eine reiche Lebenserfahrung gesammelt. Seine besondere Vorliebe war Altgeschichtliches. Wenn ihm hier zu seinem Eingang in die Totxngemeinde ein liebes Wort nachgesagt wird, dann geschieht es deshalb, weil solche Mannen lei der immer weniger werden. ,

Altensteig, 25. Febr. Verunglückt. Die durch die Schnee­schmelze vereisten Straßen und Wege schließen setz erneut Gefahren in sich. Am Samstag fiel Frau Vlumenwirt Pfeifle Witwe so unglücklich auf dem Glatteis, daß sie dabei einen Fuß brach.

Wart» 24. Febr. Eeneraloersammmlung der Darlehens­kaste. Am 23.Febr. fand die jährliche Generalversammlung des hiesigen Darlehenskassenoereins im Gasthaus zum Ad­ler statt. Der Vorstand Herr Hirschwirt Dürr eröffnete nach der Begrüßung der erschienenen Mitglieder die Ta­gesordnung durch die Verlesung des Geschäftsberichtes. Rechner Bürkle erstattete hierauf den Kastenbericht vom Jahr 1928. Derselbe weist einen Varumsatz von NM. 136 155 auf. Der Vuchumsatz beläuft sich auf 437 495-4t. An Reingewinn wurden 484 erzielt. Dieser wurde teils dem Reserve-, teils dem Auswertungsfonds zugeschrie­ben. Die Mitglieder haben ihre Geschäftsanteile zum größ ten Teile einbezahlt. Es konnte hieraus eine Dividende von 7 Proz. bewilligt werden. Für Anleihen werden 7 Prozent, für Darlehen 9 Prozent bezahlt. Mit 1200 Mart Festanlage ist der hiesige Darlehenskastenverein auch bei der Zentralkaste in guter Position. Durch Wiederwahl des Vorstandes und Rechners wurde der rührigen Leitung das Vertrauen und die Zufriedenheit der Mitglieder bezeugt. Um einem Bedürfnis in hiesiger Gemeinde abzuhelfen, wurde die Neuanschaffung eines Kleereibers empfoh len und beschlosten. Herr Schultheiß Hartmann wies hin auf den Nutzen einer landw. Darlehenskaste und be­tonte aber auch die viele Arbeit und Mühe, die die Ver­waltung einer solchen Kaste erfordern. Er sprach unter dem Beifall der Anwesenden edm Vorstand und besonders dem Rechner H. Bürkle den Dank der Mitglieder aus. Hierauf wurde von ihm die Anlage eines Saatgutackers zur Sprache gebracht. Es wäre sehr zu begrüßen, wenn die vie­lerorts eingeführten Anlagen auch in hiesiger Gemeinde Eingang finden würden. Die so nötig gewordene Verein