22. Februar 182»
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Berlsg » T W. Z«is«r (Kerl Zaiser) Nagold!
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In Fällen häherer Gewalr »eiledt kein Anspruch aus Litserun, »rr Zeerun, »a»e NLckr-dlun, de, Bezu,»»retle»
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Samstaa, den 23. Februar 1S2S
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Degen der durch den außergewöhnlichen Frost verursachten Erschwerung des Eisenbahndiensles hat die Reschs- »ahnverwalkung sich entschlossen, den in der Hauptsache betroffenen Beamten uns Arbeitern des Außeiid'-'nlles n"ben der Darreichung von warmen Gekränekn imd krästiaem warmem Essen eine besondere einmalige Ge'duiwendung in Hohe von durchschnittlich 28 Mark zuzuwenden.
Die deutsche Grenzpolizei hat ein rveikve,»ive>akes pol. »isches Svionaoesystem. besonders in Dämmern, ausgedeckt. Vis seht sind acht Spione verhaftet worden.
Die Hafenarbeiter der deutschen Nordseekwkenstädte und von Lübeck und Stettin haben das Lohnabkommen zum 1. Avril gekündigt.
Der deutsche Dampser „Admiral Tirpih" hat in den chinesischen Gewässern 13 Schiffbrüchige eines sav<mischen Fllch- bampfers gerekkek. die 17 Tage auf dem Meer getrieben hatten.
Politische Wochenschau
Man will melken aber nicht füttern — Polnische Un- «rschämtheiten — Ein schönes „oberstes Gesetz"! — Was geht im Ruhrgebiet vor? — Notschrei der Landwirtschaft — Nach 15V Jahren Flucht in das angestammte Vaterland — Sittliche Knochenerweichung in Deutschland.
Am Montag ist die Tributkonferenz in ihre eigentliche Arbeit eingetreten, und zwar gleich in die Hauptfrage, ohne die es keine Lösung dieses schwierigsten Knoten geben kann, nämlich: Läßtsich Deutschlands Handels-und Zahlungsbilanzverbessern? Schon die Daweskommission 1924 ging von der Annahme aus, Deutschland werde seinen Tribut in der Hauptsache aus seinem Ausfuhrüberschuß bestreiten können. Das hat Och aber als ein großer Irrtum herausgestellt. Wir hatten in diesen vier Dawcksjahren nicht nur keinen solchen Ueber- schuß, sondern einen jährlichen Fehlbetrag von 2 Milliarden. Dernburg hat in dem neuesten He't der Zeitschrift „Nord and Süd" ausgerechnet, daß Deutschland seine jährliche Aus- fthr um mindestens 6 5 Milliarden, also von 13 auf 20 Milliarden steigern müßte, wenn es das leisten wolle, was unsere ehemaligen Feinde von uns an Kriegstribut — dB! »och nach elf Jahren — fordern. Ein Ding der Unmöglichkeit, wenn man bedenkt, daß der industriegewnltlgste und reichste Staat der Welt, die Vereinigten Staaten, im Jahr 1927 knapp 3 Milliarden Ausfuhrüberschuß hatten.
Dazu kommt noch, daß in und nach dem Krieg unsere Kunden davon gelaufen, alle unsere Kavitation im Ausland, die uns jährlich über eine Milliarde Zinsen und sonstige Ein- »ahmen gebracht, geraubt wurden, Rußland kaufunfähig «eworden, die meisten Länder, nach denen wir Absatz hatten, sich selbst industrialisiert haben, Amerika und England durch Hochschutzzölle sich geaen uns schützen und Frankreich und Italien sich gegen unsere E'mfubr wehren. Der Engländer Sir Josuah Stomp, der schon bei dch: ersten Dawes- kommission mitgewirkt hat und der jetzt in Paris neben Dr. Schacht die obioe Frage untersuchen muß, hat. in einem Bericht an die Internationale Handelskammer 1-925 das sehr berechtigte Wort gesprochen, man dürfe nicht von Deutschland Reparationen erwarten und daneben seine Daren ausschließen: „Entweder will man Reparationen, oder man will sie nicht." Er scheint indessen seine damalige Einsicht inzwischen etwas geändert zu haben.
Während so die Blicke der Deutschen heute nach Paris gerichtet sind, leistet sich das gehässige Polen eine Bosheit nach der andern gegen Deutschland. Da ist der Fall Ulitz Schon längst wollte man diesen Geschäftsführer des „Deutschen Bolksbunds" in Polnisch-Ostoberschlesien hinter Schloß und Riegel setzen. Aber seine Eigenschaft als Aboeordncter ließ es nicht zu. Was geschah? Die Warschauer Regierung löste den schlesischen Sejm auf — und am gleichen Tage war der wackere Mann verhaftet. Der „Deutsche Volksbuvd" erhob telegraphisch Beschwerde beim Voksbund. Der Generalsekretär setzte sofort den Fall als „dr nglich" auf dse Tagesordnung der kommenden Märztagung des Rats.
Hoffentlich bringt man in Genf so viel Mut auf. daß man endlich einmal dem Polen den Kopf ganz gehörig wascht. Denn er hat es sehr nötig. Schon die Verhaftung des Deutschen Ulitz ist eine unerhörte, durch nichts gerechtfertigte oder auch nur entschuldbare Gewalttat. DSnn das Dokument, das den ebenso tapferen wie loyalen Vorkämpfer des Deutschtums belasten soll, ist eine gefälscht e'U r - künde, die ein sehr zweifelhaftes Subjekt des polnischen Nachrichtendienstes aufgetrieben hat. Dazu die zunehmenden Entlassungen von deutschen Lehrern, die Entdeutschung des Grundbesitzes der Grenzgebiete, die massenhafte Parzellierungen deutscher Güter in Pommerellen und in Posen, alles m dem Sinn des „Kursor Poznanski", der unlängst mit verblüffender Unanständigkeit schreiben konnte: -Die Aus- rottungdes Deutschtums (es sind immer noch über 1 Million Deutsche in Polen) müsse oberstes Gesetz der Regierung und Pflicht eines jeden Polen sein.
Viel Aufmerksamkeit lenkt Firzeit der Ruhrbergbau auf sich. Schon vor ein paar Tagen berichtete der preußische
Sie KUMuMhaMsiW wieder Weitert
Berlin, 22. Fsbr. Die gestrigen Verhandlungen über die preuß'sche Koalition können als ergebnislos bezeichnet werden. Die Landtagsfraktion hat den Vorschlag des Ministerpräsidenten Braun, daß die Volkspartsj das Handelsministerium übernehmen und dazu einen Minister „obne Portefeuille" erhalten solle — der Vorschlag soll von Dr. Stress mann stammen — rundweg abgelehnt. Da weder der Handelsminister, abgesehen von d-m Ministerium im engeren Sinn, noch erst recht der Minister obne Portefeuille ein Verwaltungsgeb et besitzt, in dem es Beamte zu ernennen gibt, so würde die Volkspartei aus die Ernennung von Beamten ohne Einfluß bleiben, so sehr sie mit dem Gedanken einverstanden war, daß «ine engere Verbindung der Reicksreaierung mit der preußischen Regierung dadurch hergestellt würde, daß ein der Volkspartei angehörender Reichsminister — es war an den Neichswirischastsm'Nister Dr. Curtius gedacht — zugleich der preußische „Minister ohne Portefeuille" würde. Die Landtogsfraktion hat es welmebr auf das Kultusministerium abgesehen und lehnt als zweiten Kabinettssitz den des neuzusck-astenden „Ministers ohne Portefeuille" ab. Die Fraktion schlug vor, das Zentrum solle einen seiner drei Verwaltungsminister abg-llen und sich dafür mit einem portefeuillelolen begnügen. Das lehnte hinwiederum das Zentrum ab. Weitere Besvrechun-
ger^ zwischen Dr. K aas lAentr.) und Dr. StreseINauti (D. Vp), zwischen dem Reichskanzler Müller lSoz.) und Skresemann und endlich zwischen Braun und den Ver- tretern der prenß. Landtagsfraktian Abgg. Stendel und Schw a r z t.-a u p t, die noch in den gestrigen Abendstunden, ftattfanden, bestätigten nur die Kluft, die vorläufig unüberbrückbar zu sein scheint.
Die „Schlesische Volkszettung", ein führendes Zentrum» blatt, schreibt: „Ais das Zentrum aus der Reichsregierun«. austrat, ging ein Aufatmen durch die Zentrumswählerschaft- Endlich war reiner Tisch geschaffen, endlich war die wirkliche Verantwortlichkeit festgelegt. Für das au» den Wahlen mit Verlusten hervorgegangene Zentrum ist e» nicht tragbar, mit einer Partei wie der Sozialdemokratie zusammenzuarbeiten, die in der Regierung Koalitionspolitik, im Lande aber gemeinsam mit den Kommunisten Ovpo- siti^üspolitik treibt. Das Zentrum befindet sich dem geschlossenen liberal-sozialistischen Block gegenüber i» hoffnungsloser Einsamkeit, wenn es Regierung s p a r te i ist. Gefürchtet ist es nur in der Opposition^ Es ist nickt nur seinem Ansehen schuldig, außerhalb der Koalition zu bleiben, sondern auch aus staatsvol'tischen Gründen. In der Opposition sachlich und gründlich Mitarbeiten, das will die Wählerschaft."
Die Karlen werde« aufgedcckt
Vom Sachverständigen-Ausschuß
Paris, 22. Febr. Heute nachmittag soll der Bericht des Fünserausschusscs über seine bisherigen Arbeiten der Konferenz vorgelegt werden. Nach den anscheinend gut unterrichteten Meldungen der Londoner Blätter lassen sich die Ergebnisse der Fünfer-Beratungen dahin zusammensassen' Deutschland hat auf den Transferschutz zu verzichten und seine Jahreshöchst Zahlungen zeitlich an den Schuldentilgungszeitraum der Schuldner Amerikas anzupajscn: gehl Deutschlar-d darauf ein. so wollen die Gläubiger — auf die etwaige Ausnutzung des'sogenannten Wohlstandsindex gegen Deutschland verzichten.
Nüchtern und zahlenmäßig au«o?drückt. bedeutet dieser Vorschag die Zumutung an Deuychland. seine Höchstleistungen aus dem Dawespian der Zeit nach etwa zu verdoppeln und dazu noch die alleinige Verant
wortung für die ftebertragung zu übernehmen, d. h. aus die dem Schutz der deutschen Währung dienenden Begrenzungen des Transfers zu verzichten. Dazu also har die Konferenz den Bericht Dr. Schachts über die Wirtschakts- und Finanzlage Deutschlands entgegengenommen, yat de» Beweis sich erbringen lassen, daß die bisherigen Zahlungen gar keine wirklichen Leistungen Deutschlands gewesen si'd, Nichtsein konnten, sondern nur die Wiederaus- fuhr gepumpten Gelds um dann kaltlächelnd e^ma das Doppelte zu fordern! Wären die Dinge nicht ^o ernst, gäbe diese Einleitung der eigentlichen sachlichen Verhandlungen nicht eine erschreckende Vorstellung von der Geistesverfassung und Willensrichtung drüben, man könnte oersmhr sein, zu lachen. Man könnte weiter auch der Meinung sein, daß eine Erörterung auf dieser Grundlage überhaupt zwecklos wäre und daß unsere Vertreter gut daran täten, zu erklären. daß sie ihres Wissens zu e rn st h a f t e r Aussprache nach Paris entsandt worden seien und nicht zum Ko- mödiespielen.
Hanselsminister Dr. Schreiber im Hauplausschutz des preußischen Landtags, daß die Förderung an der Ruhr auf den Stand von 1913 gesunken sei. Dies bestätigt eine Denkschrift über die Besprechung, die die dortigen Bergbauverwaltungen mit der preußischen Regierung gehabt hatten. Der Ruhrkampf, die Inflation, dick scharfe Konkurrenz ynt England, Polen, Belgien und Frankreich, die geringen Abschreibungen, der große, hoch zu verzinsende Kapitalaufwand und andere Umstände haben etwaige Reserven aufgezehrt und die Produktion gehemmt. „Esi st eineunbedingte Notwendigkeit, daß der Bergbau wieder eine angemessene Rente abwirst, weil sonst die Kreditwürdigkeit verloren geht und weder für Anleihen noch für die Ausgabe von neuen Aktien eine tragfähige Unterlage vorhanden ist."
So wie hier läßt sich leider Gottes auch über diesen oder den andern Zweig unserer Wirtschaft klagen. Am meisten und wohl berechtigtsten sind die Notrufe der Landwirtschaft. So haben neuestens die Führer der landwirtschaftlichen Spitzenorganisationen (Brandes, Schiele, Hermes und Fehr) einen erschütternden Aufruf an die Reichsregierung erlaßen.
Das ist schlimm, sehr schlimm und fordert ungesäumt außerordentliche Hilfsmaßnahmen der Regierung, nicht kleine Flickereien, sondern hier Hilst nur ganze Arbeit. Wir haben gewiß nichts dagegen — namentlich in diesem außergewöhnlich kalten Winter — wenn der Reichstag die Krisen- unterstützung auf 4. Mai verlängert und dazu noch uus alle Berufe ausgedehnt hat, aber was dem einen recht ist. das ist dem andern billig. Die Spuren Rußlands sollten uns abschrecken. Man liest neuerdings, daß schwedische Bauernfamilien — etwa 3000 Köpfe stark — die seit 150 Jahren in dem Dorf Gannelsvenskby in der Ukraine ansässig sind, an die schwedische Regierung die Bitte gerichtet haben, wieder in die alte Heimat zurückkehren zu dürfe». Das sind die Folgen, wo ein Staat die Landwirtschaft, den Jungbrunnen jeder Bolkskraft verschütten läßt. Nichts rächt sich mehr an einem Volk als eine Mche Unterlassungssünde.
Die „Sonnenberger Lebenslänglichen" haben unserem Geschlecht die Augen geöffnet, wohin es kommt, wenn eine verweichlichte Gerechtigkeit die Zügel am Boden schießen laßt. Es fehlt unserem Geschlecht am sittlichen Ernst. So haben unlängst in Berlin zwei jurw ' Mädchen einen spröden jungen Mann auf der Straße überfallen und ihm mit einem Messer qesäbrliche Stich? bei
gebracht. Was tat die Presse? Sie brachte , die Bilder dieser beiden Gutedel. Wie schmeichelhaft für sie, die sich nu» gar wichtig Vorkommen müssen! Und wie verführerisch für andere, die ihnen nachahmen möchten! Unser Geschlecht muß wieder härter werden. Wehe einem Volk, das an sittlicher Knochenerweichung erkrankt. ti.
Deutscher Reichstag
Betriebssicherheit der Reichsbahn
Berlin, 22. Februar.
Abg. Mollath (Wirtlchaftsp.) fordert schleunige Herstellung der Abstellbahnböfe in Nürnberg. Auch die Verhältnisse in München hätten sich derart zugespitzt, daß ein weiteres tatenloses Zusehen nicht mehr verantwortet werden könne. Dringlich sei auch unverzügliche Inangriffnahme der Verstärkung der Brückenbauten. Mit großer Sorge sehe man der Abwicklung der Frostperwde entgegen. Der Redner verlangte rechtzeitige Maßnahmen, um Verkehrs- und Transportschädignngen bei dem zu erwartenden Hochwasser zu verhindern. Be! der Einführung der Polster, und Holzklasse habe sich die Verbesserung in der Hauvtsache auf die Aenderung der Abteilnummer beschränkt. Die alten Wögen. die jetzt die Bezeichnung „3. Klasse" tragen, müßten schleunigst instand geletzt werden. Die einzig? Möglichkeit, um die Reichsbahn für ihre Aufaaben instand zu setzen, sft «'ne vernünftige und tragbare Regel'mq der Eisenbahn belastung b->i den Verhandlungen in Poris. Man werbe sonst eine Wirtschastskatastrophe in Deutschland sehen, wie sie die Welt noch nicht erlebt habe.
Neveste Nachrichte«
Ernste Zwischenfälle in Spanien
London. 22. Febr. „Daily Expreß" berichtet aus He»° daye an üer französisch spanischen Grenze: Die Durchführung des königstchen Dekrets, durch das auf die Forderung, de» Generals Primo de Rioera hin der König von Spanien das Artilleriekorps aufiöste, bat eine neue Bedrohung für Len Frieden von Spanien geschaffen. Infanterieosfiziere l» Sevilla, die den Beseht erhalten hatten, tue Verwaltung brr »rllichen Artlllerieakademien zu übernehmen, wurden ptötz-