Ragolder Tagblatt »Der Gesellschafter

Freitag, 15. Februar 182».

»g, 15. Februar 1828.

van glaubt und denkt ist erledigt. An seine dürfnis, das befriedigt wenn diekapitalisti- istlichen Grundbegriffe nen Platz: Sünde gibt r allem Schuld; Erlö- lng und der Klaffen­in etwas Feindseliges. Bewegung, ihr Opfer­ist wohl nur dadurch Kirche geleistete reli- hunderten jenes Wert- inner wieder begeistert, nschenwürde zu kämp- Kirche einseitig der nt habe. Aber sie war Mächten des Staates, irlich-agrarischen Welt- itt und setzte sich offen i. Die Kirche kann und en verschiedenen Strei- :. Sie muh versöhnend dt und Land einander iller Stände, auch der ische Beeinflussung die te Gesetze schaffen, in- rtschaftskampfes geben, rantwortlichkeitsgcfühl r Gewissen. Der christ- cganisation und hier ten von Bethel und der Christenheit ge- Kirche sind wir ja im ürgergewissen. Unsere ialen Not geschwiegen; Höhe ihrer Aufgabe, von heute scheint sich ge selbst kann und soll Lege jeder Hand an, «rrn Springer sind wir >es sozialen Lebens an g. Unsere Wünsche be- hrten. Kfr.

Nensch er'raaen. Die sch ertragen 'ann, bat t. Nanlen der imms- ufgejuch! bar war lehr igs Icaar »ünsz'p Grad l»-en Begleitern diese Flieger in zebniaus-nd us vierrig Grad left- !abaf baden. Es folgt , Erfrierunastade nirbf >eabakb»et worden, daß -hen ^tendo!aen»ß ge- w Kältegraden dem

itzuug am 13. Febr. 1423. r, Holzaufkäuser in den iu Elise Hehr mit der Unwesen, ein. Diese Aen- legrafenbauamt hat den Erweiterung des zur Ausführung ge­bt und gleichzeitig da- welchen Erabarbeiten in sondere auf die Erdkabel weit sie auf städt. Platz immen. Rach einer dt. Elektr. Werks wurden 251700 KWSt., 1923: ., 1927: 59V 509 KWSt.. » KWSt. elektrische Ener-

feinem Arbeitszimmer und fragte leise: »Wa»

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an keiner Sekte nieder, ndenlchaitlich: .Ich .. er habe »ck ihn lieb ge» a ich aut Mutter hörten ater, lieber Vater. hiA

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(Fortsetzun» folgt.!

Seite 3 Nr. 38

<pe erzeugt. Zu dem am 25. Januar abgehaltenen Stamm- holzvcrkauf im schriftlichen Aufstrcich wurde (nachdem 1 Rachgebot eingegangcn war) den übrigen Höchstbietenden eben­falls Gelegenheit zur Einreichung von Nachgeboten gegeben, wovon teilweise Gebrauch gemacht wurdx. Der bisher erzielte Durchschnittserlös von 103,9 Proz. erhöht sich dadurch auf 10V Prozent. Bei dieser Sachlage wird dem ganzen Verkauf die Ge- , nehmigung erteilt. Der Vorsitzende schlägt vor, die seit 1926 geplante Hochdruckanlage mit Stauanlage im schnaitbachtal wodurch die Elektrizitäts- und Waffer- »ersvrgung für die Stadtgemeinde endgültig gesichert wäre, er­neut und ernstlich ins Auge zu fassen, den durch die Preissteige­rung in den letzten Zähren überholten Kostenvoranschlag nach den heutigen Preisen berichtigen zu lassen und Elektrizitäts- fowie Nutzwasfer-Sachverftändige über dieses Projekt zu hören. Nach langen Beratungen wird dieser Vorschlag mit 8:5 Stim­men zum Beschluß erhoben. Auf Ansuchen des Totengräbers Walz wird seine Belohnung für das Anfertigen eines Grabes im Waldfriedhos (weil der Boden felsig ist) mrt sofortiger Wir­kung von 12 au) 15 RM. erhöht, wobei noch Walz das Läuten des Glöckleins der Friedhofkapelle zu übernehmen hat. Gleich­zeitig werden die von der Stadtpflege zum Einzug kommenden Beerdigungsgebührcn für beide Friedhöfe erhöht und zwar für Personen Kl. 1 (gut bemittelt) Erwachsene von 30 auf 36 RM.; Kinder v. 15 auf 18 RM.; Kl. 2 (bemittelt) Erwach­sene von 20 aus 24 RM.; Kinder v. 10 auf12 RM.' KI. 3 (minderbemittelt) Erwachsene von 10 auf 12 RM.; Kinder von 5 auf 6 RM. Gegen 2 Stromabnehmer, welche mit der Be­zahlung der Stromgeb ührcn länger als 3 Monate im Rückstand sind, wird der Entzug des elektr. Stromes - angeord­net. Künftig soll jedem der länger als 3 Monate mit der Be­zahlung der Stromgebühren im Rückstand ist, ohne vorherigen (bemeinderaisbeschlug der Strom entzogen werden. Wie jedes 'Zahl, so werden auch Heuer wieder an die Eltern bedürftiger Konfirmanden Beiträge zur Anschaffung von Kleidern bewilligt. Auf Grund der vom Stadtpsarramt und der Methodi- stcn-Kirche mitgereilren Konfirmandenlistcn werden 23 Konfir­manden als bedürftig anerkannt, welchen je 10 RM. ausbezahlt werden sollen. Wilhelm Wurst, Löwenwirt und Postagent in Grömbach beabsichtigt sein Postfuhrunternehmen mit Pferde- i-etrieb in einen Kraftfahr zeugbctrieb umzustellen, wogegen leine Einwendungen erhoben werden.

Haiterbach, 13. Febr. Generalversammlung des Turn­vereins. Am vergangenen Sonntag hielt der Turnver­ein im Gasthaus zumLamm" seine diesjährige Gene­ralversammlung. Nach Eröffnung der Versammlung und Begrüßung der zahlreich erschienenen aktiven und passiven Mitglieder durch den Vereinsvorstand Göttlich Bre- zing brachte Kassier Schüler den Kassenbericht zur Verlesung, wofür ihm nach der Rechnungsprüfung Ent­lastung erteilt wurde. Nach dem Tätigkeitsbericht des Vereinsvorstands kann der Verein auch im verflossenen Jahre auf schöne Erfolge zurückblickcn. Im Mittelpunkt der überaus reichhaltigen Tagesordnung stand die Bera­tung über das am 22. und 23. Juni hier stattfindendc -erste Gauturnfest des Vereinigten llnteren-Schwarzwald- Nagold-Gaus, verbunden mit Fahnenweihe und 25jähri- gem Jubiläum des hiesigen Vereins. Etwa 41 Eauver- eine werden sich an dem Wetturnen beteiligen. Der Ver­ein rüstet sich schon heute mit vorbildlichem Eifer und setzt alles daran, den zu erwartenden Gästen den Auf­enthalt in hiesiger Stadt recht angenehm zu machen. Tine genügend große Anzahl von Grundstücken wird von hiesigen Bürgern für den Festplatz zur Verfügung ge­stellt. Um Uebernahmc des Ehrenvorsitzes wird Stadt-

schultheitz Bernhard ersucht werden. Den Mitglie­dern, die bereits 25 Jahre dem Verein angehören, und in der Versammlung vollzählig anwesend waren, soll eine Ehrenurkunde überreicht werben. Im Anschluß an das Gauturnfest ist für Montag, den 24. Juni die Abhaltung eines Kinderfestes vorgesehen. Einen weiteren Gegenstand der Tagesordnung bildete die Frage der Besoldung des Vorstandes und der Vereinsturnwarte. Sowohl der Ver­einsvorstand, wie sämtliche Turnwarte erklärten sich un­ter dem großen Beifall der Anwesenden dereit, ihr Amt auch weiterhin unentgeltlich zu versehen. Die Veranstal­tung einer Werbeausführung ist für die Zeit nach Ostern in Aussicht genommen. Beschlossen wurde ferner die Ein­führung von Mitgliedskarten und Quittungsbüchlein. Zum Bundesturnfest in Heilbronn am 25. und 26. Juli stellt der Verein wieder eine Musterriege. Die anschlies­senden Wahlen ergaben die Wiederwahl sämtlicher bis­herigen Ausschußmitglieder. Als Vereinslokal wurde das schon früher dem Verein dienende Lokal im Gasthaus zum i "Lamm" bestimmt. Zum Schluß wurde dem Vereins- > Vorstand, den Turnwartcn und sonstigen Ausschußmit- ! gliedern, sowie der aktiven Turnerschaft für

ihre zieldewußte erfolgreiche Arbeit im Verein Dank und Anerkennung ausgesprochen mit dem Wunsche, daß der trefflich disziplinierte Verein auch weiterhin wachsen, blü­hen und gedeihen möge.

Freudenstadt, 14. Febr. Fremdenverkehr. Der Abschluß der von der Kurverwaltung geführten Fremdenstatistik er­gab für das abgelaufene Jahr 35 142 Kurgäste und Pas­santen (darunter 3333 Ausländer) mit 247153 Uebernach- ! tungen, ferner 10 652 zu geschäftlichen Zwecken anwesende ' Gäste mit 15 274 llebernachtungen. Im Jahr 1927: 28 252 ! Kurgäste und Paffanten (darunter 2706 Ausländer) mit 229 995 llebernachtungen und 9878 zu geschäftlichen Zwei­ten anwesende Gäste mit 12 425 llebernachtungen. Die Ee- j samtzahl der llebernachtungen in der Zeit vom 1. Januar bis 31. Dezember 1928 beträgt demnach 262 327 gegen 242 420 im Jahre 1927.

In der Zeit vom 21. Dezember 1928 bis 31. Januar 1929 wurden gezählt 3266 Gäste mit 21 331 Uebernachtun- gen gegen 2150 Gäste mit 15 275 llebernachtungen im Jahr zuvor.

Calmbach, 14. Febr. Beim Rodeln verunglückt. Gestern verunglückte die 14 Jahre alte Berta Seitz durch ein Auto ziemlich schwer. Als sie nach Schluß der Schule mit dem Schlitten vom Schulhof auf die Straße fuhr, geriet sie un­ter ein mit Arbeitern besetztes Lastauto, das trotz War­nungstafel ziemlich rasch herankam und das Mädchen überfuhr. Sic erlitt einen Oberschenkelbruch, Rippenbrüche und Verletzungen am Halse.

Lksk. nuex

Hermann Burle

Der Künder deutschen Schicksals

(Zu seinem 50. Geburtstag am 15. Febr. 1929).

Von Dr. W. F. Stradcck.

Von der Masse nicht beachtet, von den seelisch Entwur­zelten gemieden, wenn nicht angefeindet, von manchen be­wundert und nur von wenigen geliebt und verstanden zu werden, ist das harte Los einiger zeitgenössischer deutscher Dichter und Denker, die, fern ab vom Tagesgeschrei, eigene Pfade wandeln. Dornenpfade, die erkämpft sein wollen von Menschen, denen Blut und Artung, Schollenruch und knor­riger Ahnen Weistum mehr bedeuten als der ganze Hokus­pokus einer aus kulturellen Fugen geratenen Zeit, Men­en voller Protest und faustischen Erlöserdranges, voller idersprüche innerer Gesichte, die Schwertschlag fordern non heimlichen Helden.

So einer ist der Alemanne Hermann Burte. Aus zähem Vauerngeschlecht entsprossen mag auch der schrift- stellernde Vater ihm manches aus der Humanitären Welt Alt-Weimars mit auf den Wege gegeben haben verleug­net er diese seine Herkunft nicht in seinen Werken, ist ge­rade, lauter, stellenweise derb, polternd, dann wieder ver­sonnen-grüblerisch, nicht selten die Gipfel reiner Geistigkeit im kühnen Eedankenfluge streifend und dann wiederum bo­denständig und heimatgläubig wie nur je ein Erdgewach- sener.

Daß Hermann Burte einstöde, leere Jahree künstleri­schen Drills" hindurch den Pinsel führte, kam dem Dichter, der Sehen gelernt, später sehr zustatten. Seine Reisen nach England und Paris mit ihren Studien über die Welt Shakespeares, Byrons, Wildes, Rabelais' und Baudelaires formten insgeheim den Weltmann und Dramatiker in Burte, sein Verkehr mit Vernoulli in der Schweiz führte ihn zu tieferem Begreifen des Weisen von Sils-Maria, der kategorische Imperativ eines Kant in die friderizianische Welt zuchtvollen Pflichtbewußtseins. Ueber allem diesem aber loht die reinigende Flamme des Gott-Mensch- und Heimatsuchers, wie sie ihren sichtbarsten Ausdruck inWilt- feber, der ewige Deutsche" fand. Von Nietzsche und Spitte- ser kommend hat Hermann Burte in diesem seinenersten Prosaroman", den Richard Dehme! als solchen bewertete und mit dem Kleistpreis auszeichnete, harte Abrechnung gehalten mit dem Sein und Schein seiner Zeit, und zwar «us der schwer errungenen Erkenntnis heraus, daß wer ta­delt, zweifelt,Sinn für das Leben und die Einsicht, welche iiber dem Augenschein ist", gewonnen haben muß. Als alles um ihn wankt in der Umwertung aller Werte, be­kennt Wiltseber:Ich sehe Nichts im Reiche. Nichts, wo­rauf ein Geistiger stolz sein könnte. Aber ehrlos wird, wer »ichts verehren kann! Run bleibt die Heimat als letzte Hoffnung . ."

Und als auch diese Hoffnung ihm zerspellt, weil ihm das geistige Gut der Heimat vertan erscheint:Ich suchte Schönheit und fand den Wust; ich suchte ein Dorf, da lag es im Sterben . .; ich suchte das Reich, da war es eine Horde Enten, welche denAar lahm schwatzten", bleibt nichts als die heldische Erkenntnis, leidend und kämpfend dem Schicksal ein besseres Reich, eine bessere deutsch« Heimat ab- rutrotzen. Und um seines Trutzglaubens willen lieben wir Liese» ungebärdig« Werk, das jedem ernsten Deutschen viel v sage« hat

Das kämpferische Moment findet sich schon in den Erst­lingswerken des Dichters, in den drei, EinakternDer kranke König",Donna Ines" undDas neue Haus" so­wohl als auch in den 154 Bekenntnissonetten derPatri­cia". Mag besonders in den Sonetten, die Burte eingedenk seiner Englandreisc einer hochgeborenen Tochter Albions weihte, noch manches betont kraftgeschwellt undgenialisch" anmuten, so steckt in ihnen doch ein stark ausgeprägter Wille zurhythmischer Struktur" und echt dichterischer Er­lebnis- und Gestaltungskraft. Reifer, abgeklärter wirken allerdings die drei Jahre später von Burte veröffentlichten SonetteDie Flügelspielerin und ihr Tod".

Auch das Theater, wenn auch nicht das ekstatisch-ver­krampfte der jüngsten Vergangenheit, hat der Dichter sich zu erobern gewußt, ohne dort bisher die Gunst der mehr oder minder kritiklosen Menge in gebührendem Maße ge­wonnen zu haben. Aus demHerzog Utz" spricht noch der Nitzscheaner, der den unbedingten Werkgedanken über alles individuelle Erleben stellt, erst mitKatt e", der am 6. November 1914 am Hoftheater zu Dresden zur Urauf­führung gelangte, gibt Hermann Burte Ureigenstes. Ge­wiß, dieses Werk weist, betrachtet durch die Brille des ge­schulten Dramaturgen, Eestaltungsfehler auf, ihm mangelt der Sinn höchster Tragik, denn Kalte ist nicht der störrische Kronprinz Friedrich, König und Kronprinz umrahmen ge­wissermaßen nur ein dramatisches Geschehen, in dessen Brennpunkt beide handelnd bezw. leidend das Schicksal, die Staatsräson, stellt. Und dennoch: Kategorischer, friderizia- nischer hätte auch ein preußischer Dichter denKalte" nicht formen können als der Alemanne Burte.Michael Kohl- haas" undDer Prinz von Hombung", derMüller von Sanssouci" nicht zu vergessen, find aus gleich knorrigem Holze wie dieserKalte" geschnitzt. Hier verkörpert sich edel­stes Preußentum im ehernen Willen zum Staate und dem fanatischen Gerechtigkeitsstreben der diesem Staate Dienen­den.

Daß Burte auch andere Stoffe dramatisch gestaltete, den Leidensweg eines Helden imSimson", den manche Literarhistoriker als sein Hauptwerk bezeichnen, einen nicht ganz ausgerciftenWarbeck" undunter Ver­zicht auf alle dichterischen Mittel", wie Burte.selbst gesteht das sehr wirksame moderneBühnenstück"Der letzte Zeuge", sei hier vermerkt. Daß er uns in einer Zeit na­tionalen Niederganges aufrüttelnde Werke wieWilt- feber" undKutte" (beide im H. Haeffel Verlag-Leipzig erschienen) schenkte, das läßt uns hoffen.

Für wieviele heimliche deutsche Dichter, die dem Ner­venkitzel und der Sensationsgier breiter Muffen geflissent­lich aus dem Wege gehen, gilt heute jenes Bekenntnis, das Burte den von der Menge ob seiner Gesinnung verspotte­ten Hanswurst imWiltseber" zur Kugelläuferin sprechen läßt:In guten Tagen schrieb ich jenes Stück im Ernst, mit meinem Herzblut: Glut in der Seele, Eis im Ver­stände. Mark in der Faust, Blut in den Adern! Ich meinte es ernst, nun müssen jene lachen. . . Mein Dichtercrnst: ihr Narrenspaß. Der Held ist ihnen etwas zum Lachen, der Feigling etwas zum Nachahmen. Und doch spiele ich den deutschen Helden, (lies Dichter!) und doch? Denn so wie Du auf Deiner Kugel, so läuft über mir die Hoffnung her. daß irgendwo und irgendwann ein Irgendwer auf­springt, wenn ich die Stile lese von der heiligen Flamme, und ruft: Stille, Pöbel! Das Stück ist gut! Ihr seid die Hanswurste, nicht der da oben Einmal muß es einen Pak­ten . Einmal?

Kleine NachMlen aus aller Welt

Auf der Eisscholle im BoÄensee abgetrieben

Drei Personen erfroren

Am Bodensee begaben sich am Mittwoch abend fünf junge Burschen aus Hard und drei Erwachsene zur lieber» querung des Bodensees auf das Eis. Plötzlich löste sich eine Eisscholle mit diesen acht Personen vom Eisfeld ab und trieb in den See hinaus. Da starker Westwind und dichter Nebel herrschte, waren Hilferufe nicht hörbar, so daß di« Menschen die ganze Nacht auf dem See umhertrieben. Von Wasserburg, wo die ersten Hilferufe um 9 Uhr vormittags gehört wurden, wurden Boote ausgesetzt, die zur Eisscholle gelangten, jedoch nur fünf der Unglücklichen mit erfrorenen Gliedern retten konnten, während die andern drei bereits tot waren und liegen bleiben mußten Dos dichte Schnee­gestöber und der starke Nebel hinderten die Rettungsarbeiten sehr, so daß die Eisscholle, auf der sich die Toten befinden, noch nicht wieder aufgefunden werden konnte. Bei den Toten handelt es sich um drei junge Burschen, Kälber, Broilo und August Mayer.

Schnee und Frost

Der Wassermangel im bayerischen Gebirge wird ganz besonders im Chiemseeland sehr ernst. Fast alle Elektrizitäts­werke stehen still. Zum erstenmal seit 15 Jahren «st der Walchensee zugefroren.

134 Schiffe haben Kiel als Not- und Schutzhafen an- ge>oufen oder sind infolge von Eisscknvierigkeiten in Kiel verblieben. Unter den Fahrzeugen befinden sich 88 deutsche,

11 dänische. 5 finnische, 4 schwedische, 3 tschechoslowakische und je 2 norwegische, russische, holländische und französische Schiffe.

-Die deutschen KriegsschiffeElsaß" undSchleswig- Holstein" in Kiel leisten den Handelsdampfern weiter kräftig Hilfe und haben schon viele aus dem Eis befreit.

Der Kapitän und der erste Steuermann des norwegischen Dampfers ..ToresjieU' (2483 Tonnen), der seit 10. Februar

12 Kilometer von der Küste im Eis festliegt, kamen nach einem sünsstündlaen beschwerlichen und ge'ähr Ichen Marsch über die Eisschollen nach Danzig um mit seiner Schissmakler- iuma zu verhandeln. Nach der Angabe des KaplkänS liegen in der Ostsee draußen 8 Dampfer fest.

Im polnischen Kreis Ianow ist eine lagernde Zigeuner- gruppe von 34 Köpfen erfroren.

Nach den amtlichen Berichten ist zur Zelt Rumänien das kältcste Land Europas. Aus der Bukowina werden 45 Grad gemeldet, der Schnee liegt stellenweise 6 Meter hoch. Czernowitz ist vom Berkchr abgeschlossen. D e moldauische und bessarabische Landbevölkerung hat viel unter der Wolfs­plage zu leiden. Das Schwarze Meer ist längs der Küste zugesroren.

Das Skerben des Wilds. In der Gegend von llebersee im Chiemgau (Oberbayern) wurden 17 Hirsche erfroren auf­gesunden. Auf der Isar mußken Enten aus dem Eis gehackt werden. Im Sornwald bei Simmern (Hunsrück) fand ein Förster 20 verendete Rehe. Die Tiere hatten sich durch das Einsinken im Schnee die Läuse wundgelaufen und waren liegen geblieben und verhungert. In der Eifel bei Trier sind Hunderte von erfrorenen Vögeln und >m Hochwald üb« 59 Rehe umgckommen. Ganze Bäume werden von der Kälte von oben bis unten durchgeriffen.

Eine dritte Drücke gerissen Die vor 1A Jahr eingebaute sogenannte Alte Mainbrücke in Frankfurt hat durch die Kälte in -der Höhe des Scheitels der Brückenbogen Risse be­kommen, die teilweise mehrere Zentimeter breit sind. Sie betressen jedoch nur die Sandsteinverkleidung der Brücke» front, während der eigentliche Bau aus Eisenbeton nicht betroffen sein soll. Man glaubt die Ursache auf den Unter­schied der Schrumpsungsmöglichkeit zwischen Beton und Sandstein zurückzuführen zu können.

Beide Beine erfroren. In Nauen bei Berlin sind einem jungen Mädchen beide Beine bis zu den Knien herauf er­froren. Das Mädchen glaubte, auch in dieser Kälte mit hauchdünnen Florstrümpfen gehen zu müssen. Nun werden ihr aller Wahrscheinlichkeit nach beide Beine abgenommen werden. Nach der Mitteilung des Berliner Gesundheits­amts steht dieser Fall von Frostschäden durch leichte Strümpfe keineswegs vereinzelt da.

Letzte Nachrichten

Der Protest des deutschen Bolksbundes beim BAterdund.

Dringtichkeitsoerfahren angewcndet.

Genf, 15. Febr. Der Generalsekretär des BAterdund« hat Donnerstag abend die Entscheidung getroffen, daß der telegraphisch eingetrofsene Protest des Deutschen Volks­kunde« in Oberschlefien unverzüglich sämtlichen Mitglie­der« des BAkerbundsrates, sowie insbesondere d«r polni­schen Regierung übermittelt, sowie der Fall auf die Tages­ordnung der nächsten Ratssitzung gesetzt werden soll. Für Le« Protest wird nach der Entscheidung des Eeneralsekre- tariats das Dringlichkeitsverfahren angewendet» das für besondere wichtige Fälle eine sofortige Entscheidung de» BAkerbundsrates aus der Nächstliegenden Tagung oor- sieht.

Der Wortlaut de» Protestes wird vom Sekretariat de« Völkerbundes nicht bekanntgegeben, jedoch wird in de» Telegramm die sofortige Freilassung lltitz und nach der Freilassung Untersuchung der Verhaftung durch einen Sonderkommisfar des Völkerbundes gefordert.

Es erhebt sich nun die ernste Frage, ob Ulitz trotz de» Protestes des Deutschen Bolksbundes beim Völkerbund bi» zur Tagung des nächsten Rates, der erst in »einhalb Wo­chen Zusammentritt, im Gefängnis verbleiben soll.

Ministerialdirektor Dr. Erwin Bumke zum Reichsgericht».

Präsidenten ernannt.

Berlin, 15. Febr. Der Reichsrat stimmte am Donners­tag dem Borschlag der Reichsregierung zu, als Nachfolger des Reichsgerichtspräfidentcn Dr. Simons, der bekanntlich zum ersten April dieses Jahres seine Beisetzung in de« Ruhestand erbeten hat, den Ministerialdirektor im Reichs­justizministerium, Dr. Erwin Bumke zum Präsidenten de« Reichsgerichts zu ernennen. Der Rechtsausschutz hat, wie der Berichterstatter hervorhob, diesen Vorschlag einstim­mig und mit Freuden gutgeheißen.

Ferner genehmigte der Neichsrat noch den Gesetzent­wurf über ein Zusatzabkommen -um deutsch-schwedische« Handels- und Schiffayrtsvertrag vom 14 Mai 1826.