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Nn»nlstee Tnnblntt ^Der GeiettschakterE

Dienstag. 12. Februar 1929.

fügung stellte. 40 Jahre lang versah er in Treue das Amt eines Kassiers beim hiesigen Kriegerverein. 35 Jahre lang war er als Kassier und Schriftführer für den Obstbauver­ein Nagold tätig. An seiner letzten Ruhestätte sprachen unter Kranzniederlegung Worte des Dankes und der An­erkennung für seine Mühe und Arbeit Schulvorst. Brei- ning namens der hiesigen Lehrerschaft, namens der Schule und zugleich im Auftrag des Bezirksschulamts Na­gold; ferner Geschäftsführer Ziegler für den Krieger­verein Harterbach und Obstbaumwart W a l z-Altensteig für den Obslbauverein Nagold. Zahlreiche Lehrer waren aus nah und fern herbeigeeilt, um dem toten Amtsbru- Bcr die letzte Ehre zu erweisen. Gemeinsam mit dem Ge­sangverein und einem Schülerchor hatten sie den musikali­schen- Teil der Traucrfeier übernommen. Die Stadtgc- meirkde Hairerbach wird der Wirksamkeit des Entschlafenen nicht vergessen, sondern treu in.ehrendem Gedächtnis be­halten.

Odcrjettingen. 11. Febr. Brands»«. Heute mittag ge­gen Ulhr brach im Hause des Landwirts Martin Stro- häler Feuer aus. Der Eigentümer befand sich gerade in Herrenberg. Da versuchten seine Angehörigen die einge­frorene Wasierleitung mittels Strohfeuer aufzutauen. Plötzlich griff die Flamme auf zündbare Stoffe der Um­gebung über, und bald quoll der Rauch aus Türe und Fenster des Stalles. Die Haustiere konnten jedoch noch in Sicherheit gebracht werden. Auf die Alarmzeichen der Kirchenglocke und des Hornisten hin, war die Ortsfeuer- j rr-chr alsbald zur Stelle. AÜcr die Kälte bot einer ra- > scheu Löscharbeit die größten Schwierigkeiten. Mit heißem s Wasser wurde die neue Spritze in Tätigkeit gesetzt, sodaß l mit Erfolg gelöscht werden konnte. Wasserträger unter- i stützten wirksam die Arbeit. Das Feuer griff zwar noch um sich, konnte aber auf den mittleren Teil des Gebäudes ! beschränkt werden. Um 1.45 Uhr etwa erschien die Nagol- >

der Motorspritze. Ihr Eingreifen war jedoch nicht mehr nötig, da durch die aufopfernde Arbeit der hiesigen Feuer­wehr der Brandherd gelöscht worden war. Glücklicher­weise nahm kein Menschenleben Schaden. Der Eigentümer ist versichert. Herr Landrat Ernst und Herr Oberamts­baumeister Rieker nahmen den Sachverhalt an Ort und Stelle auf.

Herrenberg, 11. Febr. Hohes Alter. In voller Rüstig­keit feierte der älteste Einwohner unsrer Nachbargemeinde Affstätt, Joh. Eg. Widmayer, heute im Kreise seiner Lebensgefährtin, seiner Kinder und Enkel den 91. Ge­burtstag. Der ehrsame Bauersmann erfreut sich noch recht gesunder Tage, die ihn allzeit durch Haus und Hof und Feld und Flur führen. Ist auch bei dem rüstigen Al­ten in seiner Eäutracht das Augenlicht etwas dunkel ge­worden, dann ist sein Geist und seine Kraft noch nicht ver­fallen. Ein Patriarch voll regster Anteilnahme an allem, was im Bauernhaus und Bauerndorf lebt und webt und sorgt und schafft. Gerne hört man seiner lebendigen Er­zählung aus alten Tagen, als die Eisenbahn noch nicht ging, als gute Zucht und gut Regiment die Herrschaft führten und der Ahnen Tugend noch Goldwährung war. Zwei Kameraden hat er im vergangenen Jahr ins Grab gesehen. Dem 89jährigen Altveteran und letzten Olgagre­nadier Karl Wörner und einer 90-jährigen Greisin. Jetzt ist der Jubilar allein geblieben. Wie lange sein graues Haupt noch aufrecht? Niemand kann es wissen. Aber durch manch mitfühlend Herz mag es leise ziehen, wenn sein Ständlein vorhanden ist. Dann wird von den Aeltesten keines mehr erzählen.

Unterjesingen OA. Herrenberg. 11. Febr. Rücktritt. Schultheiß Wizemann hat aus Alters- und Geiand» heitsrücksichten sein Amt. das er beinahe 40 Jahre beklei­dete. niedergelegt. Die Neuwahl wird am 17. März er­folgen, die Vorstellung der Bewerber am 10. März.

Eine Nürnberger bastnacht im Jahre 1588 ,

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Rach einem zeitgenösischen Bericht mitgeteilt von !

D. Hans Duttmann. >

Vor Vartolomäus Viatis stand zur Fastnachtszeit 1588 ' fein Gesell Ulrich Wirschung aus Augsburg und bat um Urlaub für den nächsten Tag, um die Fastnacht in Nllrn- i bcrg mitfeiern zu können. Herr Biatis. der Vcnetianer. lächelte; er erinnerte sich der frohen Carnevale seine Va s terstadt. Erst 1538 war er nach Nürnberg gekommen, wo ^ er der Begründer eines großen Handelshauses wurde. ^ Heute dachte der sonst etwas genaue Handelsherr nicht ans Geschäft, sondern freute sich des kommenden Tages, an dem i »eine zweite Heimat der Tummelplatz fröhlicher Masken ' werden sollte. Deshalb fiel seine Antwort freundlich aus: , Ihr habt fleißig und fein vorgcarbeitet, junger Mann, so feiert denn den Carnevale in Fröhlichkeit".

In Ulrich Wirschung.der Viatischen Handlung Die- i ner". steckte ein guter Beobachter, und er gab in seinem ^ Tagebuch eine Beschreibung jener Fastnacht, die heute noch i interessant und lesenswert ist.

Sich selber hatte er eine besondere Rolle zugcdacht, in ; der er den Nürnberger» zeigen wollte, daß auch die Äugs- ! burger sich auf Fastnachtsschcrze verstehen. Ta er aus j wohlhabender Familie stammte, konnte er sich eine söge- j nannte Eugelfuhre bauen lassen, eine Eauklerfuhre; die ; war wie ein Drache geformt und schleppte einen großen > Sprenzel und Schwanz hinter her." s

Doch Wirschung mußte noch warten, bis er sich mit sei­ner Eugelfuhre vor den Nürnbergern zeigen konnte. s

Endlich erklangdas Elöcklein bei St. Sebald, und der s edle Rat ließ die Eröffnung der Fastnachtsfreude ausru- s sen. Alsobald sprangen aus den Häusern heraus die Mum- > men, gar fröhlich und froh, hatten sich angepuppt als ! Mohrenweiber, Heidenmännsr, als lustfeinc, schöne > Frauen und fahrende Weiber, einige als Vögel, Meerwei- i bei, auch als heidnische Prinzessinen, Zauberinnen. Non­nen, Klausnerinnen, Besenmädchen, andere als Sänger, Pfeifer, Pickelheringe, Hofnarren. Leiermänner. Bauern, Mönche, Witzbolde und in allerlei Trachten und Kleidun­gen. Wo nun da die Musika erklang, formten sich allent- > halben Springlustige, nahmen die Plätze und Märkte ein und tanzten einen Mummenschanz nach Belieben."

Nun wurde es für die Eugelfuhre Zeit, aus dem Haus des Herrn Viatis auszufahren. Der Drache war besetzt mit Aerzten, llrinmännern, Badern, Apothekern mit großen Spritzen, die gar tapfer zuschießen konnten".

Die Eugelfuhre bildete die Mitte eines großen Zuges, der sich durch die Gassen Nürnbergs drängte. An der Spitze, so erzählt Ulrich Wirschung,ritt ein gar kurzwei­

liger Narr (war mein Nebengesell, Bastei Niebelunger, der Brandenburger), fitzend auf einem grauen Esel, füh­rend das Narrenpanier; das hatten gestickt und verbrämt mit Spitzen und Bändern, bemalt mit Brillen, Nasen, Affenschwänzen, so angeordnet und bestickt unsere Haus­jungfrauen, die aber nicht mitzogen" Der Narr lockte die Leute an und warf Hornaffen, ein beliebtes Backwerk.

Hinter dem Narren aber gingen zwei Schreiber mit Papierrollen, anhängend Tintenfässer, in den Händen tragend große Schreibfedern, behängt mit kleinen Schel­len und Affenschwänzen, und taten gar wichtig. Hinter diesen trabten zwölf wilde Männer. Dann aber kam ge­ritten die Torheit, gar wohl geschmückt und geziert mit Schellen, Pfauenfedern, Spiegeln und allerlei Kleidern, ein Luchsauge auf der Stirn. Nahm sich gar wohl aus, saß festlich auf dem mit lauter Lappenwerk gezierten Zelter und blendete die Zuschauer mit ihrem Spiegel, der umfaßt war mit Narrenköpfen. Hinter der Torheit her kamen zwei Afrikaner mit großen Schirmen, die Torheit gegen Schneeflocken zu schützen, dann die Hörner und Zin­kenbläser und die Jungen mit den Lärmbecken".

Ihnen folgte die Eugelfuhre unseres Ulrich Wirschung. Er selbst hatte sich auf ihr den auffallendsten Platz ge­wählt. Er stand vorn, als Arzt verkleidet,die Arme um­herspreizend, die Augen verdrehend, allerlei Arcana an­preisend und sich ganz närrisch benehmend, weil in der Fastnacht doch alles voll Narren war, überall vom Mor­gen bis zum Abend".

Natürlich schloß sich dem lustigen Zug ein Teil derer an, die auf den Straßen umher tollten,sonderbare Figu­ren, gehörnt, geschnäbelt, geschwänzt, bekrallt, bebuckelt, sausend und brausend, schnalzend, pfeifend, zischend, schnar­rend, blökend und brummend", offenbar das ganze wilde Heer und in der MitteFrau Holda, die wilde Jägerin, i stoßend ins Iägerhorn, schwingend die knallende Peitsche. ! ihre Haupthaare wild umherschüttelnd". . l

Wirschung erzählt von einem Wagen, auf dem der Ve- , nusberg mit demerfreulichen Venushof" zu sehen war. Es saß die zärtliche Frau Venus auf einem mit Tauben ! bespannten Muschelwagen, umgeben von ihren schönen s Jungfrauen, wozu die Tändlerinnen ihre Töchter und sei- - 'neu Knaben hergegeben hatten, die alle gar fein ange­puppt, geschminkt und zugeschickt worden waren. Und mit- j ten unter ihnen saß der edle Ritter Tannhäuser". Offen- § bar regt sich im Herzen Ulrich Wirschungs ein gewaltiger Neid, denn er fährt fort:Den Tannhäuser stellte mein Bruder dar, der immer so etwas Eigenes habende Fant". > Auch der zweite Festwagen, dessen er ansichtig ward, er­regte den Neid unseres lustigen Bruders, der am liebsten überall dabei gewesen wäre: Die Junker Löffelholz und ! Holzschuher führten Len Zwergenkönig Laurin vor.

Letzte Nachrichten

Schweres Eisenbahnunglück aus der Strecke Berliu-Halle- Stuttgart.

Berlin, 12. Febr. Wie von der Reichsbahndirektio« mitgeteilt wird, fuhr der Schlaswagenzug Berlin-München um 23 Uhr bei Burgkemnitz auf den D-Zug nach Stuttgart auf. Rach den bisherigen Feststellungen hat das Unglück einen Toten und 20 Verletzte gefordert. Däs Unglück scheint auf das Ueberfahre» des Aussahrtfignals bei Erä- fenhainischen durch den Münchener D-Zug zurückzusühre« zu sein.

Ungeheure Kälte überall

Die Vereisung der Ostsee hat selbst die Seebunde an die pommersche Küste getrieben, wo sie nur äußerst ielte» beobachtet werden So wurden mehrere dieser Tiere in Ahlbeck und am Wellenbrecher von Heringsdorf lpomm. Insel Usedom) aus dem Eis gesehen.

Bei Brunsbüttel Koog hoben sich sehr starke Eisstauungen angesammelt. Technische Hilfsmittel werden angewandt werden, um nach Möglichkeit bald die Befahrbarkeit de« Nord-Ostlee-Kanals wieder berzustellen.

In Breslau ist bei 30 Grad Kälte die Wilhelms, brücke über die Oder mit lautem Krachen in ihrer ganzen Breite gesprungen. Am User klafft ein 3 Zentimeter breiter Riß. Der Fuhrwerksverkehr wurde gesverrt. bi« jestgestellt ist. ob auch die Konstruktion gelitten hat.

In Landeshut lSchlesien) sank das Thermometer in der Nacht zum Montag aus 45 Grad.

Der Eisstoß auf der Donau ist in NiederSsterreich bis Koh'enbergensdorf bei Wien vorgedrungen. Der Skrom Hai nur noch eine Fahrrinne von 18 bis 20 Meter- Breite.

In Holland sind die Binnengewässer zugesroren, s» daß der Sckiffsoerkekr eingestellt werden mußte.

Hsn-el und Verkehr

Zwangsversteigerung. Die Wageufabrik von I. W»genast in Kleineislingen OA Göppingen ging aus dem Wege der . wargsveistcigerung um 27 000 in den B sch der Dr. Voghchen Bank. Kommanditgrsellschast in Stuttgart, über.

»

viehpreise. Dornhan: tröcht ge Kühe 510600, Kalbinnen 355 bis 600, Rindle 160-220. Stiere 321-119, 1 Paar Ochsen 1380 bis 1120, ein Zuchtsarren 7008S0. Wii-tecstettenstadtr Farce» 100- 780, Kalbinnen 120-520. Jungvieh 100- 300 ^t.

Fruchlpreise. Lttierach: Weizen 11 30-11 50 Gerste 1111 7V. Hafer 10.8011. Lrolzhcim: Kernen 11.20, Besen 8 30. Weizen 11, Roggen 10 50. chaser 10 30-1130, Gerste 1120-12. - Gienien a. Bk.: Gerste 118012 Weizen 11 201130. Hafer 10 bis 10 60. - Tübingen: Dinkel 8 80-iO. Hafer 12-12 30. Weizen' 1213. Gerste 12-1220. Winnenden:. Weiten 11 5012.30. Hafer 108v11.20. Dinkel 10. Roggen 11.401150. Gerste 11 50 d. Atr.

Wetter für Mittwoch und Donnerstag Infolge des nordöstlichen Hochdrucks ist für Mittwoch and Donnerstag immer noch frostiges Wetter zu erwarten.

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Die hentige Nummer umfaßt 8 Sekten einschließlich der BeilageUnsere Heimat".

Nagold.

Instandsetzung von Ältwohnunyen.

Bis spätestens 15. Febr. ds. sind etwaige Ge­suche um Wohnungsbeihilfen u. Instandsetzungs- Darlehen zu 5 Proz. für Altwohnungen aus Mit­teln des Staats und der Wohnungskreditanstalt beim Stadtsch-Amt einzureichen. 469

Den 11. Febr. 1929.

Stadtsch.-Amt: Maier.

Realschule Wildberg.

AnsMWklUjliW.

Die Aufnahmeprüfung in Klasse 1 der Real­schule findet Mittwoch, den 6. März, morgens 8 Uhr, in der Realschule Wildberg statt. Die An­meldungen bitte ich mir bis 2. März zuzusenden. Anzuschließen find ein Geburtsschein und Schul­zeugnis. Anmeldungen besonderes begabter Schü­ler, die schon aus Klasse 3 in die Realschule über- treten sollen, bitte ich ebenfalls bis 2. März ein- Mreichcn.

WUdberg» den 9. Febr. 1929. 4VV

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Einladung

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Generalversammlung

hlS Brziik Wmrrkiüs NaM

am nächsten Sonntag, den 17. ds. Mts., nachm. h»2 Uhr, im ,Hi>sch' in Wart.

Tagesordnung:

1. Neckerischatts- und Kaff nb»richt

2. Vornog über die LanbrsoersuNimlung in Stuttgart

I. Vornog über Schädlingsbekämpfung im Obst­bau und Obstversand von Overamlsbaumivart Walz

4. An»äge u. Wünsche

Tie Mitglieder und alle Freunde des Obstbaus werden zu zahUeickem Be'ucb herzlich eingeladen.

(Auiooerbinvuug Eohausin ob >3*°)

472 Der Vorstand: Wal^

Die ausklärende Broschüre:

Dawespakt

Noch dem Oiiginaltrxt deS Sachverstän- digcnkomitees vom 9. Apiil 1921 mit Kommentare» ist zu 2 von der

Buchhandlung Zaiser

zu beziehen.