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Nr. 34
Gegründet 1827
Tugesssnesel
LMcher Reichstag
Der Re?chs"agsansschuß für soziale Angelegenheiten nahm «inen Antrag mit Mehrheit an, der die Ausdehnung der Krisenfürforge auf alle Berufe und die allgemeine Verlängerung der Bezugsdauer für die Krisemmierstühung auf 52 Wochen fordert. Ferner wurde ein Antrag angenommen» der für die allere« Angestellten und Arbei er die Krisenfür- forge allgemein mindestens bis zum 4. Mai 1929 ausdehnen will.
Beim Arbeitsausschuß deutscher Verbände hak sich ans « Vertretern der verschiedenen politischen Richtungen ein Ausschuß gebildet, der die einheitliche Durchführung der von vie'en Sei en beabstchtigken Veranstaltungen zur zehnjährigen Wiederkehr des Taas der Ankerzeichnung des Versailler Dikkats am 28. Juni d. 3. sichern will. Aus inner- und außenpolitischen Gründen soll jede Art von Zersplitterung vermieden werden.
Der .Bayrische Kurier" meldet. es scheine Aussicht vorhanden zu sein, daß die Reichsregierung das Nachgeben in der Biersteuerung einer Regierungskrise vorziehe.
Anker dem Vorsitz des Ministerpräsidenten Braun hat am ö. Februar eine Besprechung der Führer, des Zenterums. der Sozialdemokrakie, der Demokrakie und der Deutschen Volksparkei über eine etwaige Koalition in Preußen staktgefunden Die Deutsche Bolksparkei wiederholte ihre Forderung vor» zwei Ministerstellen.
Der Kaiser-Mlhelm-Konal ist für Dampfer unter 1890 Lruttoregiskertonnen und für alle Ballastdampser wegen Eis geschlossen worden.
Die an den Vatikan auszuzahtende Entschädigung des Italienischen Staats soll noch einer Meldung aus Rom 2909 Millionen Papierlire (rund 469 Millionen Mark) betragen. Die Bestätigung des römischen Abkommens, das .Laleran- Dertraq" keiften wird, kann erst nach den Kammerwahleu vom 21. April staklsinden.
- Arbeilsschuhgeseh
Berlin. 8. Februar.
Dbg. Fahrenbrach (Z.) weist auf die Bedeutung der bevorstehenden Reparalionsverhandlungen hin. Von dem Maß der Deutschland auserlegten Lasten werde der Umfang der möglichen deutschen Sozialpolitik abhängen. Als notwendig bezeichnet« der Redner einen verstärkten Kinder- und Frauenschutz.
Abg. Rödel (Komm.) erblickt in dem Gesetz keine sozialen Gesichtspunkte.
Abg. Schneider (Dem.) nannte den Entwurf einen bedeutsamen Fortschritt auf dem Weg zu einem einheitlichen Arbeitsrecht. Der Zeitpunkt der Einbringung erscheine allerdings nicht besonders günstig.
Abg. Beier (Wirtschastspartei) erklärte, solange die anderen Länder ihren Zollschutz und ihre lange Arbeitszeit ausrecht erhalten, werde das vorliegende Gesetz in seiner Wirkung das Gegenteil eines Schulgesetzes sein. Unsägliches Unheil sei bisher schon entstanden, weil man Schritt für Schritt den Forderungen der Gewerkschaften nachgegeben habe.
Abg. Schwarzer sBVP.) wies darauf hin, daß weder Arbeitgeber, noch Arbeitnehmer von dem Gesetz befriedigt feien. Düs beste Gesetz sei immer noch der Tarifvertrag.
Abg. Stöhr (Natsoz.): In den letzten 10 Jahren hätten alle Reden und Beschlüsse im Reichstag zu einer Verschlechterung der Verhältnisse der Arbeiter geführt.
Abg. Jacker (Soz) bedauerte die Herausnahme der Landarbeiter aus dem Gesetz.
Neueste Nachrichten
Der Prinz von Wales über seinen Besuch im Grnbcngebiet
London, 8. Febr. Der britische Thronfolger besuchte kürzlich die Grubengebiete von Durham und Nort- humberland, um sich über die Lage der Wirtschaft und der Arbeiter zu unterrichten. Von der Arbeiterbevölkerung wurde er mit Begeisterung begrüßt. Ueber die Eindrücke keiner Reise hat er sich nun privatim mit dem Erstminister Baldwin ausgesprochen. Der Bericht muß sel-r ernst gewesen sein. denn Baldwin berief sofort einen Minister- r a t ein. der über eine Stunde lang die Notlage der Gruben in jenen Bezirken behandelte.
Sieg der englischen Arbeiterpartei bei einer Nachwahl
London» 8. Febr. Bei einer Parlomentsnachwahl in South Baktarses siegte der Vertreter der Arbeiterpartei. Der Wahlkreis war bisher im Besitz der Konservativen.
Ein politisches Todesurteil gegen Großbauern
Moskau. 8. Febr. 3m Dorfe Orlowskoje in der Wolgadeutschen R-e publik war die Gerichtsverhand- «ng gegen die reichen Bauern Otto Weiß und Trie-
Sam-iag, den 9. Februar 1929
Fernsprecher Rr. 2» 103. Jahrgang
Vatikan und Völkerbund
Genf, 8. Febr. Die Tatsache, daß der Heilige Stuhl demnächst durch die Zuerteilung eines Landbezirks wieder zu einem, völkerrechtlich genommen, souveränen Staatswesen werden wird, hat auch die Frage in die Erörterung gebracht, ob der Kirchenstaat dem Völkerbund beitreten wird. Die italienische Regierung ist bereit, dem zu erneuernden Kirchenstaat die Bürgschaft Italiens zu ver- oriefen, sie will aber nicht zulassen, daß der italienischen Unterschrift eine internationale Bürgschaft etwa durch die europäischen Großmächte oder durch die katholischen Mächte, zugefügt werde. Anderseits hat man in manchen Staaten, zum Beispiel in Amerika, Frankreich und Deutschland, Sorge, daß die italienische Bürgschaft allein für ein Abkom- men nicht genügen werde. Dieser Zwiespalt würde sich, völkerrechtlich betrachtet, ohne weiteres lösen, wenn der Kirchenstaat in den Völkerbund aufgenr —ren würde. Daün treten für das neue Mitglied die Best: nungen des Artikels 10 der Völkerbundsatzungen in K st. wonach die Mitglieder des Völkerbunds sich verpflichten die Unversehrtheit des Gebiets und die gegenseitige politische Unabhängigkeit aller Mitglieder zu achten und gegen Angriffe von außen autrecktzuerbatten. Dann* hätte der Vatikan die in-
ternationale Bürgschaft im weitesten Umfang. Für der» Heiligen Stuhl und eine ganze Anzahl von Mächten spHtk dieser Teil der Folgen aus einer Mitgliedschaft des Kirchenstaats im Völ^rbund eine nicht unbedeutende Rolle.
Das Gebiet des neuen päpstlichen Staats wird nur »eilig über den jetzigen vatikanischen Besitz hinausgchen. Müa rechnet allerdings damit» daß die Straße mit den an liegenden Gebäulichkeiten, die hinter Sk. Peter herum Z» den Museen des Vatikans führt, in das Gebiet einbegriffen sein wird. 3n diesem Fall lägen wahrscheinlich der Camp» ^anko der Deutschen, das Museum von Sk. Peter und dcrPaiest des Heiligen Officium? im neuen Staat. Gegenüber dem Einwand, daß in diesem Fall die Gesandtschaften und Botschaften keinen Patz mehr haben würden, um sich in diesem Gebiet niederzulasten, wird vpn geistlicher Seite erklärt, daß dies auch nicht notwendig sei. weil die Botschaften und Gesandtschaften dort bleiben würden, wo sie seien- Die Frage bleibt offen, was in einem Kriegsfall geschehen würde, und ob küe Botschaften dann den italienischen Boden verlosten müssen. . i
ber, die ungetriagt waren, den Knecht Erfurt getötet und den Knecht Sauer schwer verwundet zu haben. O.kko We ß wurde zum Tode durch Erschießen verurteilt, Trieber zu zehn 3ahren Gefängnis" beide zur Enteignung -des Vermögens. Die Angeklagten verneinten bis zum Schluß ihre Schuld, die auch durch Zeugen nicht bewiesen werden konnte.. 3n der deutsch geführten Verhandlung trat als Offizialverteidiger ein nur Russisch sprechender Anwalt auf. Er und ein zweiter, Deutsch sprechender Verteidiger hoben hervor, daß über der ganzen Sache ein dichter Schleier liege, der durch die Verhandlung nicht gelüstet sei. Trotzdem fällte das Gericht das unerhörte Arteil .im Kampf der aktiven Landarbeiter gegen die kapitalistischen Elemente des Dorfs". Dem Pubikum wurde während der Gerichtsherakung durch Vorträge aber Art die Zeit vertrieben. Der Prozeß hak offenbar die Hauptbedeutung einer Kundgebung im Hinblick auf die Neuwahlen der Dorfräte.
Der Abtransport der Ausländer aus Kabul
Dehli, 8. Febr. Seit dem 23. Dezember haben die britischen Truppen und Militärflugzeuge 308 Personen aus Kabul abtransportiert.
Mrtlemberg
Stuttgart. 8. Februar.
Außerordentliche Volksbeihilfe. Mit Rücksicht auf den strengen Winter beschloß der Eemeinderat, den in Unterstützung des Wohlfahrtsamts stehenden Hilfsbedürftigen, soweit sie eine eigene Wohnung haben, eine außerordcnt iche Beihilfe von 5 bis 10 Zentnern Koks zu gewähren. Auch sämtlichen Erwerbslosen soll eine einmalige Koksbeihilfe gewährt weiden, sofern sie eine eigene Wohnung haben. Der Gesamtaufwand beträgt zirka 180 000 Mark.
Die Zahl der Arbeitslosen, die zur Zeit unterstützt werden, beträgt 6368. von denen.2008 in Klasse 1—7 und 4360 in Lohnklaste 8—11 ihre Unterstützung beziehen.
Einheitsdroschke. Der Gemeinderat beschloß die Einführung der Einhettsdroschke. Die Karostreifen an den Droschken sollen durch andere Merkmale ersetzt werden. Der Tarif ist kleiner als derjenige bei den seitherigen Großkraftdroschken. dagegen um einiges höher als bei den Kleindroschken
Fahrplanbesprechungen. An die Stelle der bisher in Anwesenheit der Fahrplanreferenten der Reichsbahndirek- rion üblich gewesenen Bezirks-Fatrplanbesprechunqen der Handelskammern sind von diesem Jahr ab Fahrplanbesprechungen am Sitz der Reichsbahndirektion getreten.
Aus dem Iustizdienst. Der Staatspräsident hat den Landgerichtsräten Dr. Schneider in Ulm und Faber in Rottweil je die Amtsbezeichnung „Landgerichtsdirektoc" und dem Amtsgerichtsrat Holland in Waiblingen die Amtsbezeichnung .Amtsgerichtsdirektor" verliehen.
Der Staatspräsident hat die Wiederwahl der ordentl. Professors Dr. Brigl zum Rektor der Landw. Hochschule Hohenheim für das Studienjahr 1929/30 bestätigt.
Skahlhelmtag in Stuttgart. Der .Stahlhelm", Bund der Frontsoldaten, berust am 16./17. März 1929 einen allgemeinen Skahlhelmtag nach Stuttgart. Auf Ihm werden die Ortsgruppen des Bundes in Württemberg zum erstenmal zu einer öffentlichen Kundgebung vereinigt sein, weshalb der Bundesführer Kamerad 6 e l d he - Magdeburg sein Erscheinen zu der Tagung zugesagt hat.' Die Tagung nimmt am Samstag, den 10. März, abends 6 Uhr 30 vor dem Schilierdenkmal in Stuttgart ihren Anfang, dem sich ein Festakt in der Liederhalle anschließt, wobei der Bundesführer über .Zehn 3ahre Ekahlhelm" sprechen, sowie die Kreis- und Landeskübrer Ankvrachen halten werden.
Die Vorführung des Filmes über den Skahlhelmtag 1928 in Hamburg wird Einblick in diese große Bewegung geben. 3m Mittelpunkte der geschlossenen Erörterungen am Sonntag wird das Stahlhelm-Volksbegehren stehen. Der Stahl- he'mtag dient der politischen Schulung der Anhänger des Bundes, doch sind auch die Angehörigen der vaterländischen Verbände bei den Veranstaltungen herzlich willkommen. Wegen der Einzelheiten der Tagung wird auf die Rundschreiben und Plakate verwiesen. Auskünfte erteilt die die Geschäftsstelle des .Stahlhelm". Stuttgart. Sliflstr. Ü
Lin Familiendrama. Das Schwurgericht hat den 40 I. a Werkmeister Otto Bräutigam von Backnang wegen Tötung seiner Frau zu 2 Jahren Gefän^is verurteilt. Die Frau war sehr jähzornig und zänkisch und es gab zwischen den Eheleuten deshalb öfters Streik. 3m Oktober v. H. ließ sie ihn nicht ins Schlafzimmer hinein. Er drohte die gewaltsame Oeffnung mit dem Dell, führte diese Drohung aber zunächst nicht aus. Als er dann wiederkam. hing das ganze Bettzeug über dem Treppengeländer. Als die Frau der Aufforderung, es wegzunehmen, nicht nachkam und ihm das Trinken vorhielt, griff er schließlich doch zum Beil und versetzte der Frau fünf Hiebe mit dem stumpten Teil auf die Schädeldecke. Kurze Zeit darauf starb die Frau.
Aus dem Lande
Schorndorf. 8. Febr. 25jährigesJub>läumder Wurst. Porzellan-Manufaktur. Die Württ. Porzellan-Manufaktur A.-G. in Schorndorf konnte am 6. Februar d. I. auf ein 25jähriges Bestehen zurückblicken. Heroorgegangen aus der ehemaligen offenen Handelsgesellschaft C. M. Ba u e r u n d P f e i f f e r hat sich der Betrieb aus kleinen Anfängen zu seiner heutigen Bedeutung entwickelt. Die Erzeugung erstreckt sich in der Hauptsache aus Gebrauchsgeschirr aller Art, es werden ober auch Lusus- gegenstände und Zierporzellane hergestellt. Der Betrieb steht seit 25 Jahren unter Leitung des früheren Inhabers und jetzigen alleinigen Vorstands der Aktiengesellschaft, Dr. Ing. h. c. Richard G. Pfeiffer.
hedelfingen. 8. Febr. Erstickt. In einem Haus der Rohracker Straße wurde gestern eine 86 Jahre alte Frau tot im Bette liegend aufoefunden. Die angestellten Ermittlungen ergaben, daß die Frau beim Dersckch des Anzündens eines Kerzenlichtes ihr Bett in Brand gesteckt hatte und durch den entwickelten Rauch erstickte.
Eßlingen. 8. Febr. Selbstmord durch Erfrie- r e m Aus eigenartige Weise tötete sich eine 22jährige Professorstochter aus München selbst. Anscheinend wollte sie eine leichte Art des Sterbens wählen, weshalb sie aus den Gedanken kam, den Tod durch Erfrieren zu suchen. Sie erstieg eine Anhöhe, nahm ein Schlafpulver zu sich, da» seine Wirkung lat, und erwachte nicht mehr. Der Beweggrund zur Tat soll unglückliche Liebe sein. Die Leiche wurde in die Heimat übergesührt.
Rottenburg. 8. Febr. Romsahrt des Bischofs. Bischof Dr. Sproll wird nicht nur am St. Meinradspilgerzug nach Einsiedeln, sondern auch an der Württ. Romfahrt teilnehmen, die bekanntlich von den Caritasverbönden Württemberg und Schwoben-Neuburg vom 9. bis 22. April dieses Jahres veranstaltet wird.
Engstlalt, OA. Balingen, 8. Febr. Ein bösartiger Farren. Am letzten Freilag wurde der stellvertretende Farrenwärter Christian Rist von einem Farren durch Hornstöße ,m Gesicht und am Leib so übel zugerichtet, daß der Mann nach Kinderark mit der Flasche ernährt werden muß. Lebensgefahr ist glücklicherweise nicht vorhanden. Noch schlimmer erging es am Mltntag dem a's Ersatz bereitwillig eingcsprungenen Balthos Vogel. Er wurde von demselben Farren ebenfalls durch Horristöfte ans den Unterleib so verletzt, daß seine sofortige Ueberführung in die Chirurgische Klinik nach Tübingen nötig war