Nr. 2«
Nagolder Tagblatt ^Der Gesellschafter-
Donnerstag, 31. Januar 1»L8
...Keile 2 —
der Universität Könivc.k'erq. Mteüed der banr. Afad-nie der Wissenschaften. ini Alter von 55 Jn^ren gestorben. Seit 1922 lebte der Gelehrte in Stuttoarr. Als kein ^'»ntnerk ßilt die von 1599 bi?!902 erschienene vierbäi dine ,.Preußische Geschichte"
Geburtstag des llatiirsorichers Alfred Brehm. An, 2 Februar dieses Jahres iäbr: sich zum bnndertsten Mal der Geburtstag des nnlkstnm-ichcn ?lv>nrsor?chees 2llfred Brehm. des Versaisers mni . Bredins T-erlphen". Die Schulen werde» angein' je». im ncitnraeschichtlicheii lln:ei eicht oller Aloise» d'-'les Wsi:»'»« r»
Stuttgart. 30. Jan. K r a n k l, e i t s st a t i st i k. In der 3. Jahreswoche vom l3.—20. Januar wurden in Württemberg folgende Fälle von gemeingefährlicl-en und sonstigen übertragbaren Kranklzeiten amtlich gemeldet: Diphtherie 24 (tödlich —). Genickstarre 1 (1). Kindbettfieber 3 (1). Tuberkulose der Lunge und des Kehlkopfs, sowie anderer Organe 2 fS4>, Scharlach 45 (—), Typhus 2 (1). Typhusverdacht 1 (—). spinale Kinderlähmung 1 (—).
Lohnstreit in der württ. Metallindustrie. Die Schlichter- kammer hat in ihren Beratungen am 30. Januar einen '"Schiedsspruch gefällt, der samt Begründung am Freitag, den 1. Februar verkündet werden wird.
Stuttgart, 30. Januar.
Am 20. d. M. hat bei der Reichsbahndirektion Stuttgart die erste Sitzung des für die Heit vom 1. Januar !929 bis 31. Dezember 1931 neu aufgeltelltcn Landeseiscnbahn- rats stattgesunden. Präsident Dr. Sigel eröffnete die Tagung. Die Wahl der vorn Landeseitenbahnrat in den Reichseisenbahnrat zu entsendenden drei Mitglieder entfiel auf die Herren Fabrikant Dr. Z ö p p r i tz in Mergelstetten, Gewerkschaftsführer Weimer in Stuttgart und Oekono- mierat Heiner in Neuhaus OA. Mergentheim. In den ständigen Ausschuß des Landeseisenbahnrats wurden geprahlt die Herren Direktor B ö s ch - Cannstatt, M d L D i» g l e r - Calw, M. d. L. G e n g l e r - Stuttgart, Kommerzienrat Gminder - Reutlingen. Gewerkschaftsbeamter Huber- Stuttgart, Generaldirekior Dr Kilpper - Stuti gart, Oberbürgermeister Dr. L a u t e n s ch l a g e r - Stuttgart., Schlossermeister M aier - lllm und Oekonomierat L e i n e r - Neuhaus.
Zur Tagesordnung führte Präsident Dr. Sigel aus, daß eine Ermäßigung des Tarifs für Muster ko ffer von Geschäftsreisenden um 25 o. H. für die Reichsbahn einen Einnahmcausfall von 750 000 bis 830 000 RM.. eine Ermäßigung von 33v. 5). einen Einnahmeausfnll von mindestens 1 Million RM. bedeuten würde. Der Aus fall müßte durch Belastung anderer Verkehrszweige aus geglichen werden. Zum Schutz gegen mißbräuchliche Ausnützung eines ermäßigten Tarifs mären umständliche Kontrollmaßnahmen notwendig. In Deutschland werde für Fahrt und Gepäck zusammen weniger bezahlt Äs trotz des Freigepäcks in England und trotz des ermäßigten Gepäcktarifs in der Schweiz. Es sei daher nicht in Aussicht zu nehmen, daß die gewünschte Tarifermäßigung auf den Reichsbahnen eingeführt werden wird.
Auch der Wunsch nach Zulassung der Sonntags- rückfahrkarten.zur Rückfahrt am Samstag habe keine Aussicht auf Erfüllung. Die Schaffung einer verbilligten Rücksahrmöglickskeit am -samstag, die übrigens nicht mehr im Einklang mit der mit der Einführung der Sonntagskarten verfolgten Absicht stünde, würde dazu führen, daß Geschäftsbejorgnngen in großem Umfang auf den Samstag nachmittag verlegt würde», so daß sich der Verkehr in einer Zeit zusammenballen würde, in der die Bewältigung des Verufs- und Arbeitcrverkehrs ohnehin Schwierigkeiten macht. Um den Unterschied zwischen dem gewöhnlichen und dem ermäßigten Fahrpreis auszugleichen, wäre eine Verkehrs- steiaerung von 50 v. H. erforderlich. Diese würde bei einer Zulassung der Samstagsrückfahrkarten nicht erreicht, da die
Rottweil. 30. Jan. Guter Fang. Roben der Ermittlung eindr raffinierten Schwindlerin gelang es dem Polizeiwachimeister Lambrecht, den von mehreren Behö'dcn gesuchten 25 Jahre allen Bauarbeiter Taoer Schneide von Stetten in Hohenzollern fcstzunehmen. In Rottweil hat Schneider in mehreren Geschäfte» Zigaretten >- b Schnaps erschwindelt und die Ware teilweise bei hiesigen Wirten- wieder abgcsetzt. Da der Hansierhcmdelt mit Zigaretten verboten ist. machten sich die Abnehmer wegen Hehlerei straj- bar
Rottweil, 30. Jan. Im diplomatischen Dienst. Dr. Fritz Schellhorn, Sohn des Rechtsanwalts V. Schellhorn, ist zum Botschaftsrat in Wien ernannt worden.
Blaubeuren. 30. Jan- Diamantene Hochzeit. Am kommenden Stmskag, 2. Februar, kann Schneidermeister Freudenreich mit seiner Gattin das seltene Fest der diamantenen Hochzeit feiern.
Friedrichshofen. 30. Jan. Einstellung des Schiffsbetriebs bei Radolfzell. Dienstag früh wurde der gesamte SchiffSbekrieb auf dem Aadolfzeller See (Linie Oehningen—Reichenau—Radolfzell! wegen starker Eisbildung eingestellt. Eine Behinderung des Verkehrs aus dem Ober- und Untersee ist bis jetzt nicht zu befürchten.
Tagung des Landeseisenbahnrats
gewünschte Neuerung vorwiegend meyenoen zugute -am-, die sowieso reisen müssen.
Das Klagelied über die ungünstige Finanzlage der Reichsbahn müsse er leider auch bei dieser Tagung des Landeseisenbahnrats aufs neue anstimmen und demzufolge darauf Hinweisen, daß Sparsamkeit für die Reichsbahn auch auf dem Gebiet der Fahrplanlei st ungen geboten sei. Die Pläne der Reichsbahn zur Anpassung der Reichsbahnanlagen an die immer wachsenden Anforderungen des Verkehrs und der Wirtschaft können nur durchgeführt werden, wenn es gelingt. neuesKapitalauf- zu nehmen. Dafür bestehe aber bis auf weiteres keine Aussicht und es seien daher namentlich Bauwünsche. mögen sie noch so berechtigt sein, vielfach unerfüllbar. Neuerungen in der Gestaltung des Fahrplans, die eine Erhöhung der Ausgaben zur Folge hätten, können auf keinen Fall in Frage kommen.
Der Fahrplandezernent der Reichsbahndirektion. Reichsbahnoberrat Kühleisen, gab sodann einen lleberblick über die Gestaltung des am 15. Mai d. I. in .Kraft tretenden Jahresfahrplans 1929/30. Mit der Erörterung war die Behandlung einer außerordentlich »roßen Anzahl einzelner Anträge zum Fahrplan verbunden.
Aus Stadt und Land
Nagold, den 31. Januar 1929
Wohl dem, der seiner Väter gern gedenkt, der froh von ihren Taten, ihrer Größe den Hörer unterhält und still sich freuend ans Ende dieser schönen Reihe sich geschlossen sieht. Goethe.
Der Wehlag
Von Hermann Bitzer, Pfalzgrafenweiler,
(Nachdruck verboten.)
Als wir in der ersten Seminarklasse waretl, spielten > wir einmal auf einer Wiese Fußball. Wir waren gerade j im wärmsten Eifer, als der Feldschütz mit einem Schlauch : im Sturmschritt aus uns zuram und drohend rief: „Ihr waidagada Schualmaster, ihr waidagada, gao'd ihr aus deana Wiasa naus!" Wir flüchteten in alle elf Himmelsrichtungen und kamen jeder auf anderen Umwegen heim in die Präparandenanstalt. Einer, der mutig zurückgeblieben war, bekam, wie er sagte, „den Wanst voll". — Der Feldschütz nahm das „Bälle" mit. —
König lllssz Ueck
ULLSS LtLLaü tMLlLS «LSÜLO 4^
lse. Fortsetzung.)
. Mutter Roland reichte dem Kantor den Brief. „Sei'n Sie so M. lieber Kantor, und lesen Sie den Brief mal vor. Der Haans und der Otto möchten doch hören, was drin steht, an' ich kann nich lesen, ich muß ja fast heulen vor lauter dolle Freude."
Der Kantor nahm den Brief. Die beiden Dienstleute laßen mucksmäuschenstill und lauschten.
»Liebe Mutter Roland! Sie werden sich noch an den Heyden erinnern, den einmal ein gütiges Schicksal just zur rechten Stunde auf den Rolandshos geführt hat. Schon lange wollte ich mit meinem Töchterchen Sie auf Ihrem idyllischen Hof betuchen, aber ich hatte nie Zeit. Mein Beruf als Sänger gahm mich zu stark , in Anspruch. Nun Hot mir aber das Schicksal Zeit geschafft. Ich habe meine Stimme verloren, ich bin nicht mehr der bekannte Sänger Heyden, sondern nur noch em müder Menick> der eine Stätte zum Ausruhen sucht. Und gestern, da ich von meinem Fenster aus in das Schneegestöber blickte, erschien Ihr weltverlorener stiller Heidehof vor meinen Augen, und Sehnsucht wurde in mir wach. Darf ich mit meinem Kinde zu Ihnen kommen, haben Sie Platz für uns? Nicht nur für ein paar Tage, ich will länger bleiben, vielleicht sehr lange. Schreiben Sie mir doch, ob es geht und ob ich Ihnen willkommen bin. Ich erwarte recht, recht bald Ihre Antwort.
Mit den herzlichsten Grüßen an Sie und Ihre beiden Getreuen Ihr Willmar Heyden.
za son juler Mensch, er Hai damals die Mutter Rolanü'n jeholfenl"
Der Vorschlag des Schäfers wurde mit Begeisterung angenommen. Sie aßen Abendbrot, dann stapfte Hanus los. zusammen mit Otto, der es sich nicht nehmen ließ, mitzugehen.
„Dann wird wohl nichts daraus, Mutter Roland, daß ich zu Ihnen ziehen kann, wenn mein Nachfolger kommt?"
Mutter Roland sah aus. „Warum denn nicht. Herr Kantor! Ich Hab doch fünf schöne Stuben frei. Der Rolandshot ist groß und hat viel Platz. Wenn Ihnen zwei Stuben genügen, dann sind Sie mir jederzeit willkommen. Drei räume ich dann Herrn Heyden und seinem Kinde ein. Da haben Sie auch gleich einen interessanten Nachbarn, mit dem Sie über alles reden können, was wir andern doch nicht verstehen."
Roten nickte erfeut. „Schönen Dank. Mutter Roland! Dann werde ich morgen umräumen, wenn es Ihnen recht ist. Mein Nachfolger kommt noch vor Weihnachten an. Hab' ja nicht viel umzuräumen, meinen Flüge! vor allen Dingen und verschiedenen kleinen Kram Ich freu' mich jetzt doppelt auf das Wohnen bei Ihnen. Der Heyden . .. wie gern hätte ich ihn einmal singen hören. Im Radio Hab' ich ihn einmal gehört, da klang die Stimme schon wunderbar. Jetzt Hai er die Stimme verloren. Ist das nicht bitter. Mutter Roland? Nun. wir wollen uns nichts merken lasten."
Mutter Roland war wieder in Gedanken. „Ein Kindchen bringt er mit! Das freut mich io. daß ich heulen könnte, i Lin den Kindern immer so gut gewesen, und der Herrgott ! hat sie mir verjagt. Will das Kindchen lieben, als ob es das ^ meine wäre."
Dann saßen sie noch eine Welle still beisammen. Der Mann j störte die Frau nicht in ihrem Sinnen. Er fühlte, was in > ihr vorging. Es war wie Beglückung über sie gekommen.
daß sie alle Mutterliebe über ein Welen auslchütten durfte. ! über das Kind des Mannes, der ihr den Nolandshof erholten ^ hatte. Seligkeit durchbrandete das Herz der alten Frau, da ihr jetzt im Alter Gott noch die Erfüllung ihrer Sehnsucht gab.
* . *
Eine Weile war alles still, dann erhob sich Hanns und sagte zum Kantor:
„Herr Kantor, würden Sie mir wolt wat usfschreiben?"
Erstaunt sah ihn Rosen an. „Gern, lieber Hanus. Was denn?"
«Een Telegronim oder wie dak heeßl. Ich loofe heute noch nach Ulzen und jede dat Telegramm dort uff. Dann hat er reell heute noch de Antwort Dok mach' ich! Ree. ich treue i.j'ch ja so sehr, bat der hohe Herr zu uns kommt! Er ist
Der kleine Irländer, der gute John, hatte bittere Tränen geweint, da er sich von Willmar trennen mußte. Aber er sah ein. daß es nicht anders ging.
Willmar hatte ihm eine Stelle als Page kn einem großen Berliner Hotel verschafft. Dort hatte man ihn. der Englisch und Deutsch sprach, sehr gern genommen. Er verdiente gut - und fühlte sich bei seiner Arbeit sehr wohl. Jede freie Stunde ^ aber benutzte er. um Heyden aufzusuchen und mit der kleinen > Else, die sehr an ihm hing, zu spielen.
Auch sonst konnten wir oft genug das Wort Waidag (Wehtag) oder waidagad (wehtagig — mit dem Wehtag behaftet) aus Nagolder Mund hören und denen, in deren Heimat das Wort ungebräuchlich ist» fiel es natürlich stark auf. Ein Seminarist behauptete gar einmal allen Ernstes, in Nagold sei „Waidag" das dritte Wort, das die Kinder lernen: Mama und Papa seien die zwei ersten, dann komme gleich „Waidag". Und in der Tat kann man diesen Ausdruck schon von ganz kleinen Kindern hören.
Wir wollen ihn nun heute einmal näher betrachten und nach seinem Sinn und seiner Geschichte untersuchen.
Das Wort, früher wetag geschrieben, findet sich in Büchern und Urkunden seit der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Seine Verbreitung und Verwendung nimmt rasch zu. und vom 15. Jahrhundert an erscheint es über aus häufig in Gebeten, Segenssprüchen u. Arzneibüchern, während es heute in der Schriftsprache nicht mehr gebräuchlich ist. l
Der Wehtag war natürlich ursprünglich ein T a g, und zwar einer, an dem einem etwas weh tat, cs war ein Tag, an dem eine Krankheit einen Menschen besond.leiden ließ. Allmählich aber nannte man die Krankheit selbst den Wehtag.
Es ist leicht verständlich, daß man mit dem Wort besonders solche Krankheiten bezeichnete, die nur von Zeit zu Zeit (an gewissen Tagen) in Erscheinung traten oder schlimmere Formen annahmcn. Das tut aber vor allem die Fallsucht oder „das fällige Weh", wie sie auch heißt. Der Tag, an dem die Krankheitsanfälle auftraten, war der Wehtag: hernach hieß auch die Krankheit selbst „der Wehtag".
Wenn sich zwei Menschen bekämpfen, so wünscht einer dem anderen gern Böses an. Etwas sehr Schlimmes, ist nun eine schwere Krankheit, etwa die Fallsucht, d. h. der Wehtag.
So kam es, daß einer dem anderen den Wehtag nn- wünschtc. Wer also seinem Feind „Wehtag!" zurief, meinte mit dieser Verwünschung, der Feind sollte Len Wehtag bekommen, er sollte schwer krank werden.
Wenn man heute das Wort gebraucht, ist man sich freilich seiner Grundbedeutung nicht mehr bewußt: „Wehtag!" ist zu einem bloßen, allerdings sehr derben und groben Ausruf geworden.
Eine andere Bedeutungsentwicklung ging außerdem vor sich: „Wehtag" bedeutet auch den Mann, dem man Böses anwünscht: der Feind ist „der Wehtag". In diese-m Sinn wird das Wort hauptsächlich heute gebraucht. Es ist zum Scheltwort geworden.
Ein aufmerksamer Beobachter kann feststellen, daß „Waidag" auch lobend oder anerkennend sein kann. Man kann von jemand achtungsvoll sagen: „Das ist einmal ein Waidag!" Die' Brücke, auf der die Bedeutung vom scheltenden zum lobenden Wehtag hinüberlief, ist der Begriff der Leistung. Der Wchtag hat etwas fertiggebracht, und zwar, wenn ich ihn mit diesem Namen schelte, etwas mir Schädliches, wenn ich ihn lobe, etwas mir Nützliches oder wenigstens Nichtschädliches.
Somit haben wir den ursprünglichen Sinn und die wichtigsten Bedeutungsentwicklungen des Wortes „Wehtag" kennen gelernt und gesehen, daß cs die Bezeichnung für einen bösen Krankheitstag, ein Krankheitsname, eine Verwünschung, ein bloßer Ausruf, ein grobes Scheltwort und ein Wort der Anerkennung sein kann.
Und die Moral von der Eeschicht . . .: Geh mit diesem Wort ein wenig sparsamer um, denn im Ernst wünschest Du doch Deinem Nächsten den Wehtag nicht an. Wozu cs dann sagen, wenns nicht so gemeint ist?
Jagd und Fischerei im Februar
Die meisten Wildarten genießen nun wohlverdiente Schonzeit. Dem Abschuß von Fasanenhähnen steht in Bayern noch bis 15. bei entsprechend gutem Bestand nichts im Wege. Wildenten, deren Reihzeit beginnt, haben in allen deutschen Staaten mit Ausncibme Thüringens noch während des
Heule war er nun wiedergekommen. Die kleine Else empfing ihn mit Freudengeschrei, durchstöberte die Tasche» seines Mantels und war glücklich, als sie endlich die Tüte mit Bonbons fand.
„Denk' mal." sagte sie dann, „ich verreise mit Papa ganz weit."
John hörte die Worte des Kindes und erschrak. Dann sah er Heyden fast vorwurfsvoll an.
„Elschen hat recht, mein guter John," sagte Heyden. „Wir verreisen, nicht für immer, aber für einige Zeit. Kannst du dich noch auf den Herdehof besinnen, wo wir geschlase« haben, als wir in Deutschland landeten?"
John nickte. „Ja. Mister. Dort war eine gute Frau!"
„Ja, mein Junge! Siehst du. dort fahre ich mit Elschen hin. Aber ich schreibe dir. und du iollst uns einmal beiuchen. Du darfst den Kopf nicht hängen lassen. Wir bleiben gute Freunde» wenn wir uns auch trennen müssen."
„Können Sie mich nicht mitnehmen. Mister! Ich will alles tun. was Sie von mir verlangen. Vielleicht gibt's Arbeit für mich auf dem Hof."
Lange bat er. aber Willmar mußte ihn abweisen. Er vertröstete ihn. so gut es ging. Er versprach ihm. daß er. iobald es möglich sei. wieder nach Berlin komme, oder daß er ihm in seiner Nähe eine Stelle verschaffen wolle.
Damit beruhigte sich John. Als er aber nach einigen Stunden Abschied nahm, standen ihm doch die Tränen in den Augen.
„Vielleicht bist du mir nun gram, lieber John, daß ich dich aus dem Astorschen Haus herausgerissen habe. Dort hattest du es vielleicht besser."
„Nein, Mister," sagte John, „wenn ich nur bei Ihnen bleiben dürfte."
Als John fort war, sagte der alte Feyerabend zu seinem Schwiegersohn: „Der Junge hängt an dir. der ginge durchs Feuer für dich! Wie machst du es nur, Willmar, daß dir die Herzen so zufliegen?"
Verlegen blickte Willmar den Sprecher an.
„Nicht-- tue ich. Vielleicht hat der Junge das Gefühl, daß ich es herzlich gut mit ihm meine. Das wird's wohl lein. Es ist ja auch das schönste in unserem armseligen Leben: einander ein wenig gut sein. Dann läßt sich das Bitterste ertragen."
* - »
Am nächsten Morgen begleitete Feyerabend mit schwerem Herzen die beiden zur Bahn. Elschen war ganz ausgeiastea.
(Fortsetzung folgt.) .