ittwoch, 23. Januar 1328

Seite 3 Nr. 19

Nagolder TagblattDer Gesellschafter"

Mittwoch, 23. Januar 1923

dem Schwarzwald seien rigorose Vorgehen mancher w iss er Generalunternehmer . Nichts sei jedoch verfehl­en zu weifen und sich orga- eit walten zu lassen. Der otz bemessen und manchem Mark Monatsbeitrag nicht an der Opserwilligkeit der piel nehmen, die mit Be- > großenteils auch erreicht fern: die erste, gliicklicher- derheit befindliche Gruppe tfein, die hierzu Gehörigen n wie Menschen zweiter ssgenossen immer nur den kennen kaum einen Feier­schimpfen und jammern, ndwerkstüchtige Qualitäts- Leistung ein angemessener

Entkräftung Deutschlands lt werden konnten, weil >s in dieser Zeit für etwa :n zu gewähren. Die igkeit war also g e-

sialisierung-

elastung sin-, wie wir ge- orm von Schuldverschrei- d Industrie). Zu einer das heißt Umwandlung !-Skaatsschuld in hige Privatschuld talmarlit fehlen aber ätzte die TranSser- jede Barübertragung an wisenmarkt dadurch nicht ohlicher Weise beeinflußt n g v o n 5. o. H. z u r - >en Kauf der beiden Ob- >ationales Vublikum reiz- mre eine Stückelung r Einheiten, wie sie im

r deutschen Reparatiins- re Grenzen gezogen, t, und zwar dadurch, daß raktisch Anleihen sicher :ichsmark hinaus ch nicht, wenn man sie tlich hintereinander auf- irwiegend von ausländi- zur Erörterung gestellt, Form der Bezahlung lden, will sagen der taliens usw. an die Der- sieparationsschuldscheinen läre natürlich wegen der rgcndeine finan- ! stehen bleibt, vom verlockend.

ar kein sinteresse ung, es sei denn, daß Herabsetzung der n verbunden ist. Eine auf den Transferschutz r auch wird jede Aus­ter deutschen Vervflich- gehoben. wenn erst ein- i Form von Schuldver- n Tausenden non dan. t in der ganzen

ine glühende Röte trat

klick begegnete.

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ische vor.

:ern wollten, halten sich der als Interpret ihrer

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i, Herr Geheimrat Ich an mir entgegenbringt.

r nützten nichts. Heyden

eitung von Grütz und . empfing ihn auf der auf ihren vergötterten

)en dreien, ins Auto zu

ur durch die Massen

g mit einem müden :n ihm gegenüber. Sie Fahrt die Augen leicht

>nd nachdem die letzten Billa Engst betraten.

runden.Jetzt bin ich zu war Stunden froh zu-

eyerabend.Geh' zur

.Bleibt! Ich bin nicht Menschen lftgt wie ei» Mensch. Kommt. wir n. Und ein Glas Sekt t beide bei mir." zen aus die Schwestern

.schläft unser Kind?" . (Fortsetzung folgt.)

Preis. Diese halten selbst in bescheidenen Verhältnissen auf standeswürdige Lebensweise, sind bemüht, ihren Kindern eine gute Ausbildung zuteil werden zu lasten und beanspruchen nach vielen mühevollen Arbeitsjahren auf Grund ihres Fleißes und ihrer Sparsamkeit einen geruhsamen Lebensabend sichergestellt. Sie stellen sich nicht unter den Arbeiter, sie organisieren sich, wollen durch ihre Berufs- und Standesorganisation auf dem Gebiete des Arbeitsschutzes usw., gegenüber den Kunden, Lie­feranten und Behörden sich behaupten und dulden nicht, daß nach dem Jnflationsraub, auch nicht angesichts der erdrückenden Steuer-, Soziallasten uss. die Handwerksideale wie Berufsehre und Ctandesbewußtsein zu inhaltsleeren Begriffen hcrabgewür- digr werden. Mit dem Wunsche, daß der Innung neues Leben im neuen Jahre beschieden sein möge, schloß der Redner seine kernigen Ausführungen, denen ein nachhaltiger Eindruck nicht versagt blieb.

Sodann ergriff Landrat Baitinger vom Oberamt Nagold das Wort, nahm zu den für die Jnnungslösung in Betracht kommenden Bestimmungen der Gewerbeordnung und der Jn- nungssatzungen Stellung und gab seiner Meinung dahin Aus­druck, daß eine im Mai 1927 gegründete Zwangsinnung bis jetzt doch eine zu kurze Probezeit hinter sich habe, um nun schon aus ihre endgültige Leistungsfähigkeit hin beurteilt werden zu können. Dian möge sich gründlich überlegen, ob man jetzt schon das Kind mit dem Bade ausschütten" wolle. Obermeister Con- zelmann vermerkte noch kurz, daß er alle vorgebrachte Be­schwerden bezüglich der Handwerkskammer einer genauen Un­tersuchung unterziehen werde. Da die durch die Satzungen vor­geschriebene qualifizierte Mehrheit nicht erreicht werde, schloß Obermeister Dorn die Versammlung und eröffnete nach fünf Minuten eine zweite Versammlung. Da auch hier die vorge­schriebene Mehrheit bei der Abstimmung nicht erreicht wurde, war die Jnnungsauslösung hinfällig. In der weiteren Aus­sprache einigte man sich dahin, nach einem demnächst aufzustel- lendcn Arbeitsplan mit neuem Mut die im Interesse der In­nung und des Elaserhandwerks nötigen Aufgaben in Angriff zu nehmen. Der Versammlung schloß sich ein gemütliches Bei­sammensein an.

Essringen, 22. Jan. Der Militär- und Beteranenver­ein hielt am Sonntag seine jährliche Generalver­sammlung bei Kamerad Vihler zumHirsch" ab. Vorstand Georg Schroth begrüßte die erschienen Ka­meraden und dankte für das zahlreiche Erscheinen. Er gab einen kurzen Rückblick auf das vergangene Vereins­fahr und gedachte des vor noch nicht ganz 3 Jahren ge­wählten, nunmehr verstorbenen Vorst. Joh. St äugle, der mit seiner treudenkenden Gesinnung allzufrüh dem Verein entrissen wurde. Schriftführer Dürr erstattete den Kassenbericht. Zu Ehrenmitgliedern wurden für 30- jährige Mitgliedschaft ernannt: Fr. Traub, Joh. Holz­äpfel. Jakob Stahl, Martin E i s e n b e i s, Gemeinde- Pfleger Dürr, Fr. Dürr, Eemeinderat, Georg Niko­laus, Eemeinderat u. Fr. Sattler. Ehrenvorst. Rol- l e r sprach über Vaterlandsliebe und Kameradentreue, daß diese und auch im neuen Jahre geleiten sollen. Insbeson­dere dankte er der Vorstandschaft und dem Ausschuß für ihre treue und aufopfernde Mühewaltung und wünscht, daß ne im Verein als liebe und gute Kameraden viele Jahre an der Spitze stehen möchten. Der Verein ging mit dem tsiedanken auseinander, daß er im vaterländischen Geist als eine Familie zusammengehöre.

Haitcrbach, 22. Jan. Generalversammlung des Musik­verbandesNeckar-Schwarzwald-Eau. Der Musikverband .,Neckar-Schwarzwaldgau" hielt am Sonntag im Löwen i nicht imLamm", wie es in dem Bericht vom 18. Jan. hieß), seine diesjährige ordentliche Generalversammlung ab. Sie war von den angeschlossenen Eauvereinen sehr zahlreich beschickt; auch eine große Anzahl Freunde und Interessenten des Gaues hatten sich empfunden. Der 2. Gauvorstand, E f ö r e r-Weitingen begrüßte alle Erschie­nenen aufs herzlichste. Haiterbach selbst hieß durch seinen <-tadtvorstand den Gautag in seinen Mauern freudig will­kommen und umrahmte durch seine tüchtige Kapelle die ernsten Beratungen mit lieben Klängen. Der Jahresbe­richt des Eauverbandes, gab Kunde von der reichen Arbeit des Gaues im Jahr 1928, das überstrahlt ist von dem glänzend verlaufenen Gaumusikfest in Horb. Der Kasten­bericht war sehr erfreulich. Auf Grund der vorgenomme­nen Ergänzungswahlen setzt sich die künftige Gauleitung wie folgt zusammen: 1. Eauvorstand Jos. H a,i e r-Freu- denstadt, 2. Eauvorstand Karl E f ö r e r-Weitingen; Eau- schriftführer Hauptlehrer S t o r z-Seebronn; Eaukastier Finanzastistent Maier-Horb; Beisitzer Josef Rupp- Lützenhardt und Karl Maurer-Horb. Das Gaumusikfest 1929 findet in Seebronn statt; als Tagungsort der nächstjährigen Generalversammlung wurde Lützen­hardt bestimmt. Die Anschlußfrage an den Süddeutschen Mufikerverband ist noch nicht spruchreif; sie wird in der Gauleitung "weiter beraten und das Ergebnis der nächsten Generalversammlung zur weiteren Erörterung vorgelegt.

Egenhausen, 22. Jan. Gemeindeabcnd d. C. B. I. M. Am Sonntag abend veranstaltete der hiesige christl. Jung­männerverein in unserer Kinderschule einen Eemeinde- abend. Den Mittelpunkt desselben bildete die Aufführung des StückesGlaube und Heimat" von dem österreichischen Dichter Karl Schönherr. Man war überrascht, wie gut die jungen Männer das schwierige Stück vorbereitet hatten und wie sie mit innerem Verständnis es darstellten. Die tiefe Wahrheit und der große Ernst des Stückes verfehlte seine Wirkung nicht.

Oberjettingen, 21. Jan. Schubert-Feier-und Famllien- abcnd. Am Sonntag, den 20. Jan. ds. Js. f»nd hier der Familienabend des Liederkranzes Oberjettingen statt. Die Veranstaltung ließ die in großer Anzahl erschienenen Zu­hörer voll auf ihre Rechnung kommen. Ganz besonders galt es an diesem Abend, den Frauen einige schöne Stun­den zu bereiten, haben sie doch während der letzten Mo­nate so manchen Abend einsam zu Hause gesessen, indessen die Sänger in anstrengenden Singstunden übten und prob­ten. Mit dem wirkungsvoll vorgetragencn Chor:Hebt die Herzen empor" nahm die Feier ihren Anfang. An- ichließend beleuchtete Herr Vorstand Renz die Schicksale des Vereins, bis er der sicheren Führung des Hrn. Haupt­lehrers Baach anvertraut wurde. Der Abend hat gezeigt, daß der neue Dirigent dem Verein in kurzer Zeit neues Leben eingehaucht hat, und wenn in Zukunft mit dersel­ben Liebe und Energie gearbeitet wird, dann werden die Erfolge nicht ausbleiden. Nach den einleitenden Worten des Herrn Vorstand ergriff Herr Hauptlehrer Baach das Wort und zeichnete in kurzen Zügen das Programm des Abends, das in seinem ersten Teil dem Gedenken v. Fr. Schubert und in seinem zweiten Teil mehr der Geselligkeit gewidmet sein sollte. In klarem Vortrag entrollte er den aufmerksam lauschenden Hörern ein Bild von dem Leben und Schaffen des großen Tonkünstlers, dem besonders auch der Männerchor zu Dank verpflichtet ist für seine mit zu den edelsten Proben des Männergesangs zählenden Schöp­fungen. Einzig in ihrer Art find sie bis heute unübertrof­

fen geblieben. Ganz Künstler, aber auch ganz Mensch, so stand er vor unfern Augen. Eine unvergleichliche Schaf­fenskraft ließ ihn in seiner kurzen Lebenszeit eine Fülle von Kompositionen schassen, die ihm den Kranz der Un­sterblichkeit errungen haben. Es schien, als ob eine dunkle Todesahnung seiner Seele Flügel verliehen hätte, die den Frühvollendeten seine höhere Bestimmung erfüllen ließ be­vor der Heldengeist seine Augen im Jahre 1828 für immer schloß. Der Nachwelt war es Vorbehalten, ihm die Aner­kennung zu zollen, die ihm seine Zeit selbst in den größten Geistern (Goethe) schuldig blieb. Darauf gaben uns die Herren Baach und Stockinger auf dem Klavier einige Probe Schubertscher Musik. Herr Hauptlehrer K l a i b e r- Eärtringen trug durch den warmempfundenen Gesang von Sah' ein Knab ein Röslein stehen" undWach auf, du schöne Müllerin" in überaus freundlicher Weife zur Ver­schönerung des Abends bei. Der erste Teil fand sein Ende mit der Ueberreichung der Sängernadeln mit Ehrendiplom für 25jährige treue Mitgliedschaft an die beiden Sänger Herrn Fr. A r m b r u st e r und Herrn Heinr. Forten­bacher. Nach der Pause führten die Sänger einige Schwänke von Hans Sachs (Heiße Eisen",Kälberbrüten" u. a.) in wohlgelungener Weise vor. Mit beißendem Witz verstand es der Nürnberger Schuhmacher und Poet, die Schwächen seiner Zeit aufzudecken. Jeder Spieler gab sein Bestes. Die Pausen waren ausgefüllt durch eindrucksvollen Vortrag einiger Chöre (Ringlein",Vale cariss"). Lei­der litt der Abend etwas an dem Mangel einer größeren Räumlichkeit, und es wäre zu wünschen, daß diesem llebel- stand durch einen Saalbau bald abgeholfen würde.

OefchelLronn, 22. Jan. Messerheld. Sonntag nacht 11 Uhr gerieten heimkehrende Gäste der Wirtschaft zur Krone vor der Wirtschaft in Streitigkeiten, in deren Verlauf Christian Büchsen sie in, Terrazzogeschäft, zwei Messer­stiche, einen ins Gesäß und einen gefährlicheren in die Nierengegend erhielt. Der telefonisch herbeigerufene Arzt Dr. Niehm aus Herrenberg brachte den Verletzten sofort in die Klinik nach Tübingen. Da jedoch die Kliniken ge­genwärtig überfüllt sind und die Verwundung des Bllch- senstein nicht als unbedingt lebensgefährlich betrachtet wurde, mußte er wieder heimgebracht werden. Als der Tat verdächtig wurde der 20jährige Alfred Ei pp er von hier verhaftet und ins Amtsgerichtsgefängnis nach Herrenberg eingeliefert.

Calw, 22. Jan. Rodelunfall. Auf der Altburger Straße wurde am Sonntag nachmittag ein dort die Straße auf­wärts gehendes Ehepaar von einem dahersausenden Ro­delschlitten angefahren und zu Boden geworfen. Die Frau war nicht mehr fähig, aufzustehen, und mußte durch zwei Sanitätsleute nach Hause gefahren werden. Wie sich nun durch den zugezogenen Arzt feststellen ließ, hat die be­dauernswerte Frau bei dem Sturz den Fuß gebrochen und mußte ins Vezirkskrankenhaus überführt werden.

Rök, OA. Freudenstadt, 22. sian. Bühnenbrand im SchulhauS. Gestern nachmittag brach im hiesigen SchulhauS ein Brand auf der Bühne aus, der zur Nachtzeit gefährlich geworden wäre. Durch das rasche Eingreifen der Bewohner des Echulhauses und der Feuerwehr gelang es das Feuer auf den Bühnenraum zu beschränken.

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wissen doch, daß am Donnerstag Markt ist und eine

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Ihnen stets neue Kundschaft zuführt

Gerichtssaal

Versuchter Mord.

Tübingen, 22. Jan. Schwurgericht. Der erste Fall der Schwurgerichtssitzungen betraf die Anklagesache gegen den 27 Jahre alten ledigen Landwirt Christian Wackenhut in Egenhausen. Dem Angklagten war zur Last gelegt, er habe in der Nacht vom 26. auf 27. August v. Js. die ledige 26 Jahre alte Frida Braun zu töten versucht, indem er ihr mit einer Pi­stole einen Schuß in die Brust beibrachte. Die Einzelheiten des Falles waren folgende: Wackenhut suchte schon seit drei Jah­ren mit der Braun ein Verhältnis anzuknüpfen, um sie zu hei­raten, wurde aber von ihr abgewiesen. Am Sonntag, den 26. August fuhr Wackenhut, nachdem er erfahren hatte, daß die Braun in Böfingen mit ihrer Freundin zum Tanz gegangen sei, mit dem Omnibus in Begleitung eines Kameraden nach Bösingen und begab sich in den Hirsch, wo der Tanz üattfand. Wackenhut tanzte mit Frida Braun, entfernte sich aber gegen 11 Uhr schnell, noch bevor die andern zum Aufbruch gerichtet waren, und rannte nach Egenhausen, wo er in seiner Wohnung die Pistole holte. Er stellte sich an einem Hause auf, an dem die Braun vorbeikommen mußte und forderte, als die drei bald da­rauf kamen, seinen Kameraden auf, er solle mit der anderen weitergehen, er habe mit Frida noch etwas zu sprechen; als die beiden weitergegangen waren, wandte er sich an Frida mit den Worten: jetzt frage ich dich zum letztenmal, willst du mich heiraten oder nicht? Darauf gab sie ihm zur Antwort: ich kann dich nicht heiraten, weil ich keinen Bauern will. Wackenhut gab darauf ihr zurück: mich, sonst keinen, jetzt mußt du sterben. Wackenhut umfaßte das Mädchen an der Schulter und brachte ihr mit der Pistole einen Schuß in die Brust bei, der aber glücklicherweise nicht tödlich war; nach 4 Wochen konnte sie aus dem Krankenhaus in Nagold wieder entlasten werden, und nach weiteren daheim verbrachten 4 Wochen konnte sie vom Arzt ge­sund geschrieben werden.Nach oollbracht.Tat brachte sich Wacken­hut selbst 2 Schüsse in den Kopf bei. die aber ebenfalls nicht tödlich waren, er ist heute wieder als hergestellt zu betrachten. Frida Braun gab an, sie habe nie ein Verhältnis mit Wacken­hut gehabt. Als sie vor 3 Jahren von der Schweiz wieder heim- aekommen sei, habe er sie von da ab fortwährend mit seinen Werbungen belästigt, die sie stets abgewiesen habe; sie habe ihm immer erklärt, daß sie keinen Bauern heirate. Wackenhut erwiderte auf diese Aussagen, hätte ihm Frida dies schon im ersten Jahr gesagt, dann wäre es nicht so weit gekommen. Der neben Dr. Vogel in Altensteig und dem Chefarzt des Kranken­hauses in Nagold Dr. Ulmer als ärztlicher Sachverständiger der Verhandlung anwohnende Oberarzt Professor Dr. Hoff­man an der Rervenklinik hier brachte in feinem Gutachten zum Ausdruck, daß Wackenhut ein durchaus rechtschaffener, or dentliiber Mensch sei, der die Tat unter dem Einfluß des zuvor reichlich genossenen Alkohols begangen habe, aber für sie ver­antwortlich zu machen sei: eine geistige Störung sei in keiner

Weise vorhanden; er verdiene mildernde Umstände in weit­gehendem Maße.

Der Antrag des Oberstaatsanwalts lautete wegen ver­suchten Mords auf 5 Jahre Zuchthaus und Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von 3 Jahren. Das Schwurgericht fällte folgendes Urteil: Der Angeklagte wird wegen eines Verbrechens der versuchten Tötung zu 4 Jah- r e n Gefängnis verurteilt; die benützte Pistole wird ein­gezogen. In den Urteilsgründen wurde ausaeführt, daß auf Grund der Voruntersuchung und der Hauptverhandlung hervor­gegangen ist, daß der Angeklagte vorsätzlich gehandelt'hat. Ur­sprünglich hat er die Absicht der Tötung zugegeben, heute wollte er aber nur die Absicht gehabt haben, der Braun eine« Denkzettel zu geben. Aus seiner gegenüber Braun unmittelbar vor der Tat gemachten Aeußerung:mich oder keinen, jetzt mußt du mit mir sterben" geht der Vorsatz der Tötung hervor. Aus Ueberlegung weist der Umstand hin, daß er vor den An­dern von Böfingen aus schnell heimgegangen ist, um seine Pi­stole zu holen und die Braun an einer geeigneten Stelle ab- zupassen, ferner, daß er seinen Kamerad., der mit ihr kam, weg­schickte um mit ihr allein zu sein, und daß er dann die Tat ausführte. Das Gericht konnte sich aber nicht davon überzeugen, daß er schon auf dem Heimweg den Vorsatz zur Tötung Hltte, so daß nicht Mord, sondern Tötung in Frage kam. Dem Ange­klagten wurden mildernde Umstände zugebilligt, er wurde aber sofort in Haft genommen.

kleine Nachrichten aus aller Dell

ep. Das Reformationsjubiläum in Basel. Vom 25. bis 27. Januar wird in Basel das 400jährige Jubiläum der Reformation der Stadt begangen. Am 25. Januar sollen 2000 Konfirmanden und Vorkonfirmanden als Gäste der reformierten Stadtjugend nach Basel kommen und gemein­sam eine kirchliche Feier im Münster und eine besondere Aufführung eines Resormationsjpiels in der Mustermeh- halle besuchen. Am 26. Januar hält die theologische Fakultät der Hochschule ihre Feier ab und am Sonntag, den 27., ist im Münster die große Hauptfeier, bei der Vertreter der kirchlichen und weltlichen Behörden der beiden Halbkantone das Wort ergreifen. Abends geht das von Emanuet Stickelberger, dem bekannten Reformationsschrift- steller, gedichtete und von Musikdirektor Münch komponierte Reformationsspiel über die Bühne. Das Stück, an dessen Ausführung 150 Spieler, 400 Sänger und das Orchester der Basler Orchestergesellschaft beteiligt sind, stellt in seinem eigenartigen und farbigen Charakter ein lebendiges Spiegel­bild der großen Zeit vor 400 Jahren dar und wird einen schönen Ausklang der Resormationsseierlichkeiten bilden.

Von Schneemassen zugedeckt und erfroren. Der Landwirt Johann Leber von Hierholz bei Waldshut kam abends, als er auf deni Heimweg von Strittmatt war, anscheinend zu Fall und wurde von den Schneemassen zugedeckt. Am Sonntag fand man ihn erfroren auf.

Ein raffinierter konkursbekrug. Ein aus Polen zuge­wanderter Kaufmann errichtete in Berlin ein Pelzwaren- gefchäft, machte aber in auffallend kurzer Zeit im vorigen Jahr Bankrott. Es war keine Masse vorhanden, und die Lieferanten erlitten «inen Verlust von über 80 000 Mark. Durch Zufall kam nun die Polizei darauf, daß der Betrüger an allen Bahnhöfen Berlins die Pelzwaren der Konkurs­masse in Paketen als Lagergut untergebracht und die Lager- scheine jeweils vor Verfall wieder erneuert hatte. Die Pelze wurden nun für die Konkursmasse beschlagnahmt.

Tod durch Kohlenoxyd. Auf dem Gut Haselau bei Hei­ligenbeil (Ostpreußen) find drei Melker durch Kohlenoxyd­vergiftung infolge vorzeitiger Schließung des Ofens ums Leben gekommen.

Ausgebrochen. Aus dem Gefängnis in Gollnow (Meck­lenburg) sind wieder einmal vier Schwerverbrecher aus­gebrochen.

Letzte Rach richte«

Reichstagsabgeordnctcr Ulitzka über Lic Rot der Grenzläuder.

Düsseldorf, 23. Jan. In einer großen Kundgebung, die von den Grenz- und Ausländsdeutschen Vereinen veran­staltet wurde und an der die Vertreter aller Reichs- und Staatsbehörden teilnahmen, sprach Reichstagsabgeordne­ter Ulitzka über die brennende Not in den Erenzländern des Westens und Ostens. Er schilderte die furchtbaren wirt schaftlichen Schäden, die als eine Folge des Versailler Dik­tats angesehen werden müßten. Der Westen habe ein be­sonders trauriges Geschick erfahren müssen. Das Saarland sei ein Ausbeutungsgebiet der französischen Wirtschaft ge­worden, aber dennoch werde das Jahr 1935 ein glänzen des Bekenntnis zum deutschen Baterlande werden. 2n den Gebieten des Aachener, Trierer und Pfälzer Bezirkes seien die Bezugs- und Absatzgebiete so ungünstig geworden, daß große Teile vorhandener Produktionsanlagen stillgelegt worden wären. Die untragbare Vorbelastung erledigte diese Bezirke wirtschaftlich völlig, wenn nicht eine große Aktion, die Dinge meistere. Die Grenzziehung im Osten habe die Wirtschaft bewußt geschädigt. Ostpreußens Not sei bedingt durch die Abschnürung vom Reiche. Die Folge sei eine Zermürbung der treudeutschen Bevölkerung. Im öst­lichen Industriegebiet sei die wirtschaftliche Not so stark durch die Zerreißung Oberschlefiens. Der jetzige Entwurf des deutsch-polnischen Handelsvertrages cnhalte schwere Schädigungen der östlichen Wirtschaft. Der Redner forderte den Ausbau der Oder, tatkräftige Siedlungspolitik und Aufträge von Wirtschaft und Staat für die Industrie der östlichen Randgebiete. Die Abwanderung sei dort so groß, weil die Wirtschaft die Grenzen fliehe und für die Bevöl­kerung keine Lebensmöglichkeiten mehr vorhanden seien Selbsthilfe und Staatshilfe müßten mit der Solidarität des ganzen deutschen Polkes im östlichen Grenzgebiet hel­fen.

Neuer Millionenbetrug in Paris.

Paris, 23. Jan. Die französische Öffentlichkeit wird durch dieAufdeckung eines neuen Krachs, bei dem Sum men von rund 80 Millionen in Frage kommen, in Auf­regung versetzt. Es handelt sich diesmal um eine Gesell­schaft, dieSocite Fermiere de Sucrerie" in Paris, die aus Naturalleistungskonto bedeutende Mengen von Zuk ker aus Deutschland geliefert erhielt und es dann ver­stand, durch ihre Betrügereien den französischen Staat um große Summen zu schädigen. Der von Deutschland gelte feite Zucker soll mit Hilfe englischer Kaufleute und engli scher Zuckergesellschaften weiter veräußert worden sein. Die dem Staat geschuldeten Beträge von zunächst 9 Millionen und dann 32 Millionen Franken konnten nicht geleistet werden.