Zlnrts - und Anzeiycblatt kür 7

Mit den illustrierten Unterhaltungsbeilagen Feierstunden" oudUnsere Heimat"

Bezugspreise: Monatlich einschließlich Trägerlohn -tl 1.80; Einzelnummer 10 L. Erscheint an jedem Werktage. Verbreitetste Zeitung im O.-A.-Bezirk Nagold. Schriftleitung, Druck und Verlag v. E. W. Zaiser (Karl Zaiser) Nagold

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Mit der landwirtschaftlichen Wocheubeilage Hans-, Garten- und Landwirtschaft"

Anzeigenpreise: Die 1-spaltige Borgiszeile oder deren Raum 15 L Familien-Anzeigen 12 Reklamezeile 45 -Z, Sammelanzeigen 50^ Aufschl.

ür das Erscheinen von Anzeigen in bestimmten -usgaben und an besonderen 'Plätzen, wie für telephonische Aufträge und Chiffre-Anzeigen wird keine Gewähr übernommen. : :

Telegr.-Adresse: Gesellschafter NagcklÜ. In Fällen höherer Gewalt besteht lein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Rückzahlung des Bezugspreises. Poftsch.°Kto. Stuttgart 511L

Nr. 10

Gegründet 1827

samstag, den 12. Januar 1S2S

Fernsprecher Nr. LS

103. Jahrgang

Der Verfall der Landwirtschaft

Ein eindrucksvolles Bild bei ständig zunehmenden Ber- ! kümmerung der Landwirtschaft geben nächst'hende Zahlen j der Berufszählungen von 18821925:

' Nchr

Beruss-

Enioerbs-

Erweist. in ^

zugehörige

tätige

der Bemftzgh.

1882

15 938 761

7 133 329

44.8

1895

15442 059

7182 301

46.5

1907

14 918089

8 556 219

57,3

1925

14 373 256

9 762 426

67,9 !!

Es hat also in dieser Zeit, wo sich das deutsche Volk von 40 auf 63 Millionen vermehrte, die Zahl der zur Land­wirtschaft Berufszugehörigen dauernd abgenommen, zugleich aber die Zahl der in der Landwirtschaft Erwerbstätigen dauernd zugellommen. Dies ist der klarste Beweis steigen­der Not der Landwirtschaft.

Von der landwirtschaftlich genutzten Fläche Deutschlands werden drei Mertel in bäuerlichen Betrieben bewirtschaftet, die in der Hauptsache mit familieneigenen Arbeitskräften des Besitzers arbeiten. Von den 14 373 256 zur Landwirtschaft berufszugehörigen Personen gehörten im 3ahr 1925 12 524 021 Personen Betrieben an, die einschließlich des Betriebsleiters weniger als 16 Personen zählten. Wenn in einem solchen bäuerlichen Betrieb der Ertrag der Wirtschaft nicht mehr ausreicht, die ganze Familie zu ernähren, muß der arbeits­kräftige Familiennachwuchs sich eine andere Existenz suchen, und die weiblichen und alten F. misten» glisder müssen an­gespannt werden, um die Scholle hasten zu können. Dieser Vorgang, millionenfach vervielfältigt, drückt sich in obigen Zahlenreihen aus.

Das schlimmste aber ist, daß trotz dieses verzweifelten Kampfes der wirtschaftlich c Rückgang der Sand-

Verschwundene Akten

Die Teilung der Welt

Saarbrücken, 11. Jan. Der vorige französische Präsident der völkerbündtichen Regierungskommission, Ra ult, tat unter anderen schönen Eigenschaften auch die besondere Neigung eifrig betätigt, Saarbewohner, die seinem Bestre­ben das Saargebiet französisch zu machen, besonders hin­derlich schienen, a u s z u w e i s e n. Im Regierungsgebaude in Saarbrücken füllten die Ausweisungsakten ganze Kästen. Diese Aktensindnun verschwunden. An ihrem Verschwinden sind natürlich genügend Interessenten vor- .handen, einmal diejemam Angcder, die damals eine be­deutende Rolle gespieh haben, und endlich die Militär- Gewalt, die durch Blankofsemula'-e, die mit Schreib­maschinenschrift l'-rmelsültigi waren, deutschgesinnte Saar­länder von Haus und Hof vertrieben. Nicht zuletzt hat auch Ra ult selbst Interesse an den Verhandlungen, da ihm die volle Verantwortung für dieses trübste Kapitel seiner Amtstätigkeit in vollem stmfang zusällt. Immerhin muß­ten innerhalb der Negicrungskommission noch Leute vor­handen sein, die über den Verbleib der Answeisungsakten einwandfrei Auskunft geben könnten. Die Regierungskom- misiion hat aber in Prozessen, wo Aussagen über Aus­weisungen van Wichtigkeit waren ihren daran betell'gten Beamten Schweigepflicht auferlegt und sie nicht vom

Me Stadtverwaltung von Berlin ist in Verhandlungen zwecks Erwerbs eines Geländes in Skaaken für die geplante Lufkschisshalle Berlin eingetreten. Voraussichtlich wird die Siadk auch, wie verschiedene andere deutsche Slädke, eine Anwendung an die Zeppelinba« A.G. in Friedrichshafen «achen.

Die Auflösung der Guksbezirke in Preußen ist lautVor­wärts" jetzt durchgeführt. Insgesamt wurden 11 894 Guts­bezirke aufgelöst.

Wie dieK. V." ans Rom berichtet, hak Papst Pius XI. anläßlich des Gedenkjahrs seines Goldenen Priesierjubi- laums eine apostolische Konstitution erlassen, in der ein «vßer-rdentlichesHeiligesIahrfärden ganzen ^katholischen Erdkreis verordnet und die besonderen geist- Kcheu Gnadenprivilegiou dieses Inb'läums'ahrs festaelsgt werden. Anch Papst Leo XIII. bat seinerzeit ein außer- frdenlWes Heiliges Jahr eingesetzt.

Der Republikaner Fish brachte im Abgeordnetenhaus kn Washington den Antrag ans Einführung des Volksent­scheids im Fast eines Angriffskriegs ein. Dies sei eine selbst- «erständliche Folgerung ans dem Kellogg-Verkrag.

König Aman Allah gibt bekannt, daß er fast sein gpnzeK Reformprogramm zurückziehe. / > , ^ ,

Rach japanische» Berichten hak der Sohn Tsckunsis 'i «r. Tschangsühstana, sich des Zenobauses in Mukden bemächtigt «ad den ehemaligen General stabschef feines Vaters, den zu Japan haltenden Tangjnking mit zwei andern Feinden der Nanking-Negierung gefangen genommen. Lanasuking iei verwundet oder ae ölet worden.

Neueste Nachrichten

hoesch beim Reichspräsidenten ^

Vertin. 11. Jan. Der Reichspräsident empfing heute den deutschen Botschafter in Paris, Dr. Hoesch.

Der Fehlbetrag des Reichshaushalks

Berlin, 11. Jan. Nach halbamtlicher Mitteilung wird der Reichsfincmzminstter in der Sitzung des Reichskabinetts am Montag vorschst,en, den Fehlbetrag im Reichshaushalt 1929, dessen Höh« jetzt auf 800 Millionen Mark an­gegeben wird, folgendermaßen zu decken: durch Vereinba­rungen mit den anderen Reichsministerien sind Abstriche im Betrag von 300 Millionen durchführbar, so daß noch 500 Millionen zu decken wären. Die Biersteuer soll so erhöht werden, daß sie statt 370 (Jahr 1928) nun 470 bis 486 Millionen einbringt. Ebenfalls um etwa 100 Millionen soll der Ertrag aus dem Spiritusmonopol (1928 270 Will.) gesteigert werden. Ferner soll die Vermögenssteuer (1928 520 Will.) und die Erbschaftssteuer (100 Mill.) einenAusbau" erfahren, letztere Steuer besonders in der Weise, daß künftig auch von der Erbschaft der Ehe­gatten untereinander Steuer genommen werden soll. Sckstießlich soll die Abgabe der Reichspost an das Reich er­höht werden. Insgesamt sollen durch diese St.'uern 400 Mil- kumen aufgebracht werden. Die restlichen 100 Millionen sollen den Landern an ihrem Anteil an den Uebcrschüssen der großen Reichssteuern abgezogen werden. Zugleich soll die Verlange, ung des jetzigen Finanzaus­gleichs mit den Ländern, der am 31. März ablaufen würde, um ein Jahr beantragt werden.

Lin böser Hörfehler

Berlin, 11. Jan. DieB. Z. am Mittag", die am Mitt­woch die bekannte Meldung über die dem Kommerzienrat Röchling zugestellte Zahlungsaufforderung des französi­schen Gerichts gebrockt hat. bringt heute die schon von andern Blättern veröffentlichte Richtigstellung des Sach­verhalts, wonach der Zahlungsbefehl des Metzer Gerichts gegen Röchling sich nicht auf die 1920 verhängte Geldstrafe in höhe von 12K Millionen Franken bezog, sondern auf die angelaufenen Kosten des Verfahrens in höhe von 14 441 Franken, also etwa 2400 Mark. Das Blatt erklärt, daß bei der telephoniscken Uebertragung der Meldung bei der letzt­genannten Zahl infolge einestechnischen Fehlers" das Wort Millionen irrtümlich eingeschaltet worden sei.

Die Zerstörung der Münsterwalder Brücke

Berlin, 11. Jan. Zu einer Nachricht desTag", wonach wegen der Zerstörung der Münsterwalder Brücke (an der polnischen Grenze) durch Polen eine Note an Polen gerichtet worden sei, wird mitgeteilt, das Reich habe in dieser An­gelegenheit eine Reihe von Schritten unternommen. Das

Auswärtige Amt hak. «rutschen Gesandten in Warschau angewiesen, gegen den Abbruch Einspruch zu erheben. Eine Antwort sei von polnischer Seite nicht gegeben worden.

Der deutsch südafrikanische Handelsvertrag

London. 10. Jan. DieTimes" läßt sich aus Kapstadt berichten, in Südafrika (England) sei man über den deutsch­südafrikanischen Handelsvertrag, der Deutschland dieselben Vorteile einräume wie England, erbittert. Der frühere Mi­nister Reitz habe in einer Versammlung erklärt, der Ver- trag müsse entweder abgeändert oder zurückgezogen werden. (Was unmöglich ist, denn der Vertrag ist bereits vom Deut­schen Reichstag angenommen. Diejenigen Mitglieder des gegenwärtigen südafrikanischen Kabinets hertzog, die den Vertrag abgeschlossen haben, werden ihn also verteidigen und, wenn er vom südafrikanischen Parlament abgelehnt werden sollte, zurückireten müssen.)

Schaumburg-Lippe und Preußen

Hannover, 11- Jan. Der Landtag von Schaumburg- Lippe hat die Richtlinien ausgestellt, die für den etwaigen Anschluß an Preußen maßgebend sein sollen. Die Ve- dingungen gehen über die bereits im Jahr 1926 ausgestellten Grundsätze der damaligen Vorverhandlungen zugunsten Lippes hinaus.

Los von Thüringen"

Weimar. 11. Jan. Die thüringische Landesregierung beabsichtigt, mehrere der früheren Hostheater des Thüringer Landes aus^uheben, was im Land oieljach einen Sturm der Entrüstung entfacht hat. In Sondershausen erklärte der Landtagsabgeordnete Bauer, vormals Staatsminister von Schwarzburg-Sondershausen, in einer großen Einspruchs- Versammlung. wenn im Lande nicht eine solche Mißwirtschaft

Wirtschaft immer weiter fortschreitet. Nach den Ermittlung«» des Instituts für Konjunkturforschung sind die erfaß­baren kurzfristigen Agrarkredite wie folgt ge­stiegen (Zahlen in Millionen Reichsmark): 31. 12. 25 : 3195, 31. 12. 26: 4012, 31. 12. 27: 5150, 31. 3. 28: 5447. 30. 6. 28 5773, 30. 9. 28: 5888. Zu diesen jetzt rund 6 Milliarden Kreditschulden kommen noch mindestens 3 Milliarden Schul Sen für aufzuwertende Hypotheken und knapp 2 Milliarden Schwimmkredite. Außerdem sind 2 Milliarden Rentenbank­grundschulden mit etwa 100 Millionen jährlich zu verzinsen, so daß die gesamte Schutdzinslast der Landwirtschaft heute schon mshr als eine Milliarde jährlich beträgt. Dazu kom­men Steuern und Lasten aller Art, die insgesamt jährlich mindestens zwei Milliarden betragen. Das jährliche Roheinkommen der deutschen Landwirtschaft beträgt rd. 9 Milliarden, davon sollen mindestens 3 Mil­liarden, also ein volles Drittel, an Steuern und Lasten ab­geführt und außerdem die Löhne für die fremden Arbeits­kräfte bezahlt werden. In vielen Betrieben ist jetzt schon die Höchstgrenze der Verschuldung erreicht. Durch verstärkte Anspannung der Familienangehörigen Ersatz und Erspar­nismöglichkeiten zu schaffen, ist aber nicht mehr möatich, da der Prozents«^ der Erwerbstätigen im Landvolk (67.9 v. h.) den Prozentsatz der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter innerhalb der Reichsbevölkernng (68 v. H.) bereits erreicht . hat. Geht die Entwicklung in den bisherigen Dahnen weiter, dann ist über kurz oder lang bestimmt zu erwarten, daß londwirtsckaftilche Betriebe massenhaft zuscmnnenbrechen und deutscher Boden in größerem Umfang unbestellt liegen bleibt, weil es nicht mehr lohnt, ihn zu bewirtschaften und die Arbeitskräfte fehlen. Dann aber Hüfte das deutsche Volk seine Rahrunasfreikeit und damit seine wirtschaftliche und politische Selbständigkeit endgültig verloren.

Washington, 11. Jan. Während der Aussprache über den Kriegsverzichtsvertrag im amerikanischen Senat am Mittwoch hielt der republikanische Senator Vlaine eine bemerkenswerte Rede. Die britische Note zum Kelloggpakt. so sagte Warne, habe bewiesen, -ah Großbritannien durch­aus Herr seiner weitverzweigten Besitzungen zu bleib«« wünsche. Dieser neue britische Imperialismus bedeute aber, daß die beiden großen englisch sprechenden Nationen der WÄt sich aus einen Wettbewerb mit dem Ziel der Teilung der Welt vorbereiteten, einen Wettbewerb, der sich auf den Landbesitz, den Handel, die Roh­materialien und andere wichtige Hilfsmittel erstrecke. Neben dem Kelloggpakt liege dem Senat ein großes Flod tenbauprogramm vor, das nichts anderes als die Vorbereitung für den Krieg bedeuten könne. Der Kelloggpakt stelle nicht einen Waffenstillstand in diesem Kampf zwischen den angelsächsischen Mächten dar. Er sei vielmehr der Beginn eines unverständigen Kampfes um die Weltvorherrschaft und Gebietsausde-nung.

bestünde, müßte es ein leichtes sein, die alten, bewährten Theater, die der Bevölkerung ans Herz gewachsen seien, zu erhalten. Es gebe nur zwei Wege der Abwehr gegen die Mißgriffe der heutigen Thüringer Regierung: Klage beim Staatsgcrichlshos oder eine VolksabstimmungLos von Thüringen!"

VüMemd?m

, Stuttgart. 11. Januar.

Bau einer Rohrpost, und Signalkabelanlage. Wie ber-ik» gem.-Idet, soll das Zentraldriefpostamt im Gelände des neuen Bahnhofs mit dem Hauptpostgebäude durch eine Rohrleitung und Signalkabelanlage verbunden werden. Mit dem Bau ist jetzt begonnen worden.

Neubau für die Cannsta ler Feuerwehr. Die Feuer­wache 3 (Cannstatt) bedarf eines Neubaus, der aus einem städtischen Platz an der Wernerstraße beim Cannflafter Wasen erstellt werden soll. In dem Plan sind vorgesehen ein genügend geräumiger Hof. ein Turm mit Schlauch- krockenvorrichkung, eine Fahrzeughalle, ein Telegraphen­zimmer, Schlaf- und Tagesräome. Dienstwohnungen für den Machvorstand, den ältesten Obenvachlmeister und Haus­meister. Turn- und Lehisäle, Wohlfahrlseinrichtungen und Werkstätten. Der Ban soll 1930 bezogen werden.

Tödlicher Betriebsunfall. In einer Werkstälte in der Re.nsburgstraße verungückte heute vormittag der in- lingcn wohnhafte verh. Floschnergeselle Stock dadurch töd­lich. daß er .ei Arbeiten in einer Bodenvertiesuno. in der