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Ragolder Tagblatt »Der Gesellschafter"

Montag, 17. Dezember 1928

Württemberg

16- Dez. Vom Landtag. Der Finanz­ausschuß des Landtags bewilligte einen einmaligen Beitrag von 15 000 Mark für Reit- und Fahrkurse beim Württ. Landesgestüt und einen laufenden Beitrag von 15 Mark für jeden Kursteilnehmer. Angenommen wurden zwei Anträge:

1 die Regierung wolle für die Zwecke der wertelchaf­fenden Arbeitslosenfürsorge weitere Mittel c-n- fcrdern, wenn die schon vorgesehenen aufgebraucht sind, lo­dern ein weiteres Bedürfnis besteht, auch alle sonstigen Maßnahmen zu solchen Zwecken sollen ergriffen werden:

2 die Regierung wolle bei der Reichsregierung dahin wir­ken. daß diese in Bälde dem Reichstag einen Gesetzentwurf verlege, der den Kleinrentnern einen gesetz­lichen Anspruch auf hinreichende Rente gewährleistet.

Gegen das Schähesammeln der Gebäudebrandversiche­rungsanstalt. Anfragen des Abg. Stroebele (Bauernd.) und einiger Zentrumsabgeordneten an das Innenmini­sterium wenden sich gegen die Absicht der Gebäudebrand­versicherungsanstalt, den Beitragssatz von 7,5 Pfg. zu er­höhen. Diese Mehrbelastung würde z. B. für die Landwirt­schaft unerträglich sein. Die Gebäudebrandversicherungs­anstalt solle zur Deckung eines etwaigen Mehrbedarfs im Jahr 1929 vor allem ihren Reservegrundstock von fast neun Millionen heranziehen. Ein weiteres Anwachsen dieses Grundstocks sei als volkswirtschaftlich schädlich zu erachten. Eine Anstalt, die ihre Mittel durch Umlagen aufbringe, dürfe nicht die Politik des Schatzansammelns betreiben.

Isolde Kurz, die bekannte schwäbische Schriftstellerin, feiert am 21. Dezember den 75. Geburtstag.

Errichtung einer Abteilung für Angestellte beim Arbeits­amt Stuttgart. Der Sondernachweis für kaufmännische, technische und Büroangestellte, Wilhelmsplatz 13 s, bisher eine Abteilung des Landesarbeitsamts Südwestdeutschland, und die weibliche Angestelltenvermittlung des Arbeitsamts Stuttgart, sind am 15. Dezember d. I. im Arbeitsamt Stuttgart zu einer Abteilung für Angestellte (Stellenver­mittlung für kaufmännische, technische und Büroangestellte, sowie freie Berufe) vereinigt worden. Die Vermittlungs­räume für männliche Angestellte befinden sich Wilhelms- Platz 13», 3. Stock, diejenigen für weibliche Angestellte Schmalestraße 11, 3. St., Zimmer 35. Telephonanschluß für die ganze Abteilung ist derjenige des Arbeitsamts (Nr. 286 41. 287 41 und 285 56). Vom 1. Januar bis 30. No­vember 1928 wurden 1067 Stellen für männliche kaufmän­nische und Büroangestellte, 531 Stellen für technische An­gestellte und Beamte, 1747 Stellen für weibliche Angestellte und Anfängerinnen, zus. 3345 Stellen vermittelt.

Der Dürtt. Bauern- und Weingärtnerbund (Bund der Landwirte) hält am 21. Dezember nachmittags im Festsaal der Liederhalle seine Landesversammlung ab. Hauptredner ist der Präsident des Reichslandbunds, Reichsernähcungs- minister a. D. Dr. M. Schiele. Er wird über das Thema sprechen: Der Weg zur Rettung des deutschen Volks und seiner Landwirtschaft. Weitere Ansprachen werden die neu­gewählten Abgeordneten Dingler (Cakv), Bauer (Marbach. Herrmann (Oehringen), Dr. G öz (Stuttgart), Muschler (Crailsheim), Stooß (Blaubeuren), Lückert (Waiblingen) halten.

Eine teure Anfrage- Auf einer offenen Postkarte rich­tete die 42 Jahre alte ledige Vertreterin Paula liebele von Cannstatt an einen Amtsrichter eine Anfrage, was wohl mit einem Amtsrichter, der das Mitglied einer weit­verzweigtenRäuberbande" sei, geschehen würde. Ob so ein Schurke nicht an den Füßen, mit dem Kopf nach unten, als abschreckendes Beispiel am Iustizgebäude aufgehängt werde. Außerdem bezeichnet sie sich noch alsJustizopfer", das unter die Räuber gefallen sei. Diese schmeichelhafte Anfrage hatte darin ihre Ursache, daß die Uebele kurz zu­vor einen Prozeß bei diesem Richter verloren hatte. Das Schöffengericht in Stuttgart, wo sie sich jetzt wegen Be­leidigung zu verantworten hatte, gab ihr die Antwort auf die Frage, indem es sie zu 2 Monaten Gefängnis ver­urteilte. _ _

Besigheim, 16. Dez. Ein hies. Landwirt hatte sich in der Futterschneidmaschine einen Finger verletzt und der Wunde nicht die nötige Beachtung geschenkt. Es trat Starrkrampf hinzu und nach wenigen Tagen starb der etwa 50jährige Mann in einem Stuttgarter Krankenhaus.

Gerabronn, 16. Dez. Brand. Zn Naicha sind die großen Scheuern des Gutsbesitzers Otto Nicklas infolge Heißlaufens eines Transmissionslagers vollständig ab­gebrannt, die ganze unausgedroschene Ernte und ein Muk- terschwein samt Zungen sielen dem Feuer zum Opfer. Die am Tag vorher eingeweihte Wasserleitung hat sich vorzüg­lich bewährt, sonst wären noch einige angebaute Häuser ein- geäschert worden.

Oberkirchberg OA. Laupheim, 16. Dez. Ein Sym? pathiedoktor. Sympathiedoktor Friedrich Wirth von hier, der sog.Balthes", ist im Alter von 81 Jahren nach längerer Krankheit gestorben. Friedrich Wirth ent­stammte der schon längst hier eingesessenen Familie Wirth, deren Glieder sich bis zum Jahr 1687 zurück verfolgen lassen, auch soll die Heilkunde in dieser Familie stets aus­übende Vertreter ihr eigen genannt haben. Alt und jung, reich und arm, groß und klein, ja hoch und nieder, hat den Oberkirchberger Balthes in der ganzen Gegend gekannt von Ulm bis nach Memmingen hinauf, hinein bis nach Augs­burg, hinüber bis nach Ehingen. Er hatte einen großen Zulauf von weither, ja sogar mit Autos, Fahrrädern, Chai­sen und Bernerwägelchen sind die verschiedenartigsten Pa­tienten zu ihm gekommen.

Zsny, 15. Dez. Einweihung. An der Einweihung der neuen Heilstätte Wtlhelmsstift am 16. d. M. wird auch Staatspräsident Dr. Bolz teilnehmen. Das Innenmini­sterium wird durch Ministerialrat Dr. v. Scheurlen und Obermedlzinalrat Dr. Gnant vertreten sein. Auch die Stadt Stuttgart wird voraussichtlich einen Vertreter entsenden.

Tellnaag. 15. Dez. 49 000 Mark Strafe für Biersteuerhinterziehung. Ein Bierbrauerei­besitzer aus dem Bezirk Tettnang hatte unter Mittäterschaft seines Bruders, der als Baumeister bei ihm tätig ist, in seiner Brauereiwirtschaft und in seinem Saalbau seit 1926 regelmäßig größere Biermengen unversteuert ausgeschenkt. Das Gericht kam zur Verurteilung der beiden. Der Straf­berechnung wurde ein nicht versteuerter Bierverbrauch von rund 62 000 Liter zugrunde gelegt. Dies ergibt eine Bier­steuernachholung in Höhe von rund 3600 Mark, für den Brauerelbesttzer und den Braumeister eine Geldstrafe von je rund 14 000 Mark, und für das Bier, das der Einziehung unterliegt, ist eine Wertersatzstrafe in ^Höhe von rund 20 000

wcarr ausgesprochen, was einem Gesamtstrafbetrag von rund 49 000 Mark entspricht.

Ariedrlchshafen, 15. Dez. Eine große Tagung. Mitte September 1929 wird in Konstanz die Jahresver­sammlung des Reichsbunds der Gendarmerie- und Land­jägereibeamten Deutschlands und Oesterreichs stattfinden. Gleichzeitig wird auch der Badische Gendarmeriebeamten­verein in Konstanz tagen und dabei das 100jährige Bestehen der badischen Gendarmerie feiern. Geplant ist'weiter ein Zusammentreffen der Gendarmerie- und Landjägereibeam­ten dtzr Bodenseeuferstaaten. Es werden etwa 1300 Ta­gungsgäste erwartet.

Aus Stadt und Land

Nagold, den 17. Dezember 1928. Ihrer eigenen Halbheit huldigen, die nur immer sich entschuldigen!

Wer ein Ganzer werden will,

Hält dem rechten Tadel still!

Reinhold Braun.

liche Höhe und gutes Können zeigten. Besondere Aner kennung verdientDer alte Dessauer" mit Herrn Barth als Trompetensolist. Wollen wir hoffen, daß nach diesem erfreulichen Anfang unsere Nagolder Stadtmusik in Einigkeit und ernstem Streben weiter vorwärts schreiten möge, dann darf sie auch versichert sein, bei einem künfti­gen Konzert ein volles Haus vorzufinden.

Gleichzeitig mit dem Konzert derConcordia" wurde ein stimmungsvolles und echtes deutsches Jugendweih­nachten des Sportvereins abgehalten, das wie immer dem Sportverein Gäste aus allen Bevölkerungskreisen brachte Den Beginn mit offiz. Weihnachtsfeiern hatte am Abend vorher das Seminar durch die Aufführung seines Weih- nachsspieles aus dem bayr. Wald gemacht. Auch hier ward

reges Interesse für eine wirkliche weihnachtliche Darbietung zu erkennen. Um halb 8 Uhr lauteten nochmals die Glocken und riefen die Gläubigen zu einer Advents- und Weihnachtsfeier in die Kirche. Die liturgischen Gottesdienste scheinen auch hier, wie in anderen Teilen unseres Vaterlandes schon vor vielen Jahren immer mehr Boden zu gewinnen. Und nun noch sieben Abende, noch siebenmal Erwachen, dann kommt das Christkind!

Ein Adventssonntag

Noch 14 Tage und wieder wrden die Weihnachtslichter brennen, werden, die Kinderaugen leuchten und der Mun­det Höchstes wird sich erfüllen: Weihnacht steht vor der Tür! Schon kündet es sein Nahen an mit hell erleuchteten Schaufenstern strahlenden Lhristbäumen in den Ausla­gen der Geschäfte, vor deren Fenstern sich die Kauflusti­gen stauen mit Wunschzettelausfüllen, mit Wunschzettel­inempfangnehmen und -prüfen. Eine Vorschau für das Fest war der gestrige Sonntag, an dem die Läden zum zweitenmale nicht geschlossen hatten und an dem man wählen, prüfen und kaufen konnte, soviel das Herz be­gehrte. War es nun wirklich der vielsrsehntesilberne Sonntag" gewesen? Wir glauben beinahe, wir dürfen diese Frage bejahen, wenn wir von den vielen Leuten, die mit Paketen und Päckchen auf der Straße zu sehen wa­ren auf die Geschäfte schließen dürfen. Das prächtige trockene und frostige Wetter gab inen guten helfenden Kumpanen ab," fiel doch allen dadurch das Bummeln durch die Geschäftsstraßen nicht schwer. Trotz des herrli­chen Sonnenscheins machte sich die schneidende Kälte wohl bemerkbar und kündete das Weihnachtsfest, ein Fest an, dessen Art auch Heuer wieder Schenken und Veschenktwer- den sein möchte. Daran ist nun einmal nichts zu ändern, daran ändert auch der vielfach magere Geldbeutel nichts; irgendwo ist doch vielleicht noch ein Markstück zu finden, das gerne in ein Weihnaichtsgeschenk umgesetzt und das auf dem Altar der Freude für die Lieben geopfert sein möchte. Silbern war nun gestern die Parole, gol­den oll sie in acht Tagen sein!

Um die Mittagstunde erklangen die Glocken und lu­den zum Kirchgang ein. Zwar war es kein üblicher Got­tesdienst. sondern s galt dem hochgeschätzten Ehepaar Her­mann Müller, Metzgermeister, und seiner Frau bei ihrem goldenen Hochzeitsfest die Ehre zu erweisen. Zu Eingang der Feier sang der LieedrkranzBefiehl du deine Wege". Der Altar war sehr sinnig geschmückt, der Adventskranz brannte und die bald bis auf den letzten Platz gefüllte Kirche gab Zeugnis von der Beliebtheit des Jubelpaares. Der Geistliche sprach über den Hochzeitstext 1 Moses 17, 1 mit dem vor 50 Jahren das damals jugendliche Paar den Bund fürs Leben eingegangen war. Die erhebende Feier wurde noch weiter verschönt durch dasSanctus" des Liederkranzes aus der deutschen Messe von Schubert. Am Vorabend des goldenen Hochzeitstages hatte der Ge­meinschaftschor dem Jubelpaar ebenfalls ein Ständchen gebracht. Herr Müller hat mit seiner treuen Gattin man­ches Schwere im Lben ertragen müssen. So verlor er im das e,ne Auge und auch das andere hat in diseem lan­gen Leben. Herr Müller steht heute im 75. Lebensjahr, an Sehschärfe nachgelassen. Die Ehefrau im Alter von 71 Jahren lag bis vor einigen Tagen im Krankenhaus, doch darf man heute froh berichten, daß es ihr wieder bester geht. Vor 8 Tagen wurden ame Krankenbett von Herrn Dekan Otto die Glückwünsche der Evangel. Kirchenge­meinde Nagold und die des Herrn Kirchenpräsidenten überbracht zugleich unter Ueberreichung eines Gesangbu­ches in Großdruck mit einer entsprechenden Widmung. Die Glückwünsche des Herrn Staatspräsidenten mit dem Ee- denkblatt der Württembergischen Staatsregierung, sowie der Stadtgemeinde Nagold mit dem üblichen Geschenk überbrachte am gleichen Tage Herr Stadtschulth.M a i e r. Auch die Metzgerinnung ließ durch ihren Obermeister Häußler Glückwünsche und Geschenk übermitteln. Das Jubelpaar war während seines ganzen Lebens sehr flei­ßig und überaus wohltätig. Leider mußte es sein nicht unbeträchtliches Vermögen der Inflation zum Opfer ge­ben. Wir wünschen den beiden Alt-Ehrwürdigen einen segneten und zufriedenen Lebensabend!

Nach langer Pause ließ sich auch wieder einmal die Stadtkapelle, alias MufikvereinConcordia", hören. Nach all den Stürmen innerhalb des Vereins war es dank der Rührigkeit des Herrn Möbelfabrikanten Schnepf, ge­lungen, die Kapelle unter neuer Stabführung, des Herrn Kapellmeister L. Fischer aus Rottweil, zu neuem Le­ben und Wirken zu wecken. Trotz der kurzen Zeit, in der Herr Fischer dem Musikverein, vorsteht, dürfen die gestern in dem Konzert im großen Löwensaal gezeigten Leistun­gen als gut und Hoffnung erweckend bezeichnet werden. Eingeleitet wurde das" Konzert durch den schneidigen Triumphmarsch zu Ven-Hur von Armandola, für Blech­musik, der den Dirigentenfähigkeiten des Herrn Fischer und dem Können, vor allen Dingen, aber dem ernsten Streben der Musiker das beste Zeugnis ausstellte. Die schwierigere OuvertüreTeufels Anteil" von Auber wurde nicht weniger gut gemeistert, auch die heiklen Stel­len für Holz. Etwas ernüchternd wirkten dagegen die bei­den folgenden Darbietungen für Streichorchester, in denen die 1. Geige imAve Maria" mehr und in derVallett- musik Rosamunde" weniger daneben griff. Wir wollen hierbei manche Schuld dem vielleicht nicht ausreichenden. Instrument und der neuen ungewohnten Umgebung zu­rechnen und weniger Wert auf die Behauptung wie es vielleicht bei späteren Stücken angebracht wäre legen, daß man sich an zu schwierige Themen herangewagt hat. Die Zigeunerweisen mit Herrn Fischer als Solist zeigten ihn als Musiker mit sehr guter Technik und anerkennens­werter Virtuosität. Eine gute Ausgeglichenheit des Spiels zwischen Klavier und Geige und eine überraschende Reine und Sicherheit zeigten die beiden Violinsolis des Herrn FischerPoem" undElfentanz". Stürmischen Beifall ernteten sämtliche Darbietungen der Blechmusik, die wirk­lich ein für die kurze Zeit des Zusammenspiels erstaun­

Warenhäuser und Konsumvereine

Dies war das Thema, zu welchem die NSDAP, am Samstag Abend in den kleinen Löwensaal eingeladeu hatte. Der Saal war nicht überfüllt aber doch gut besetz! wenigstens von. Mitgliedern der Partei und deren poliii- schen Gegnern. Die Wirtschaft!. Interessierten waren sehr War/lch vertreten. Der Vorsitzende der hiesig. Ortsgruppe richtete Begrußungsworte an die Versammlung und sprach dabei den Wunsch aus, daß die bei den letzten Wahlen verschwendeten Energien auf ein positives Ziel gerichtet §5*" mochten, z. V. Beseitigung der Wohnungsnot und Bekämpfung der Daweslasien, dann würde viel Gutes im deutschen Vaterland geschaffen worden sein Das Be­streben der NSDAP, sei es. die Herzen der' deutschen grauen und Männer für ihre Bestrebungen und Ideale zu erobern, das Beste für sie zu suchen und dies in die Tal umzusetzen,. Der Referent des Abends, Herr Schreinerme: ster und Eemeinderat Philipp Bätzner, verbreitete sich nun. über das ThemaWarenhäuser u. Konsumvereine" Zeit, wie jetzt vor Weihnachten, in der jedes Geschäft um die Kunden ringe, sei es an der Zeit auf­klärend zu wirken. Er wolle keine Hetzrede halten er spreche auch nicht um persönlicher Vorteile willen, sondern weil die beiden Einrichtungen volksschädigend seien. Er gebe zu, daß hin und wieder die Konsumvereine billiger lieferten, aber niemals preiswürdiger, denn es wäre un­möglich, eine Genossenschaft mit ihren Angestellten usw rentabler zu bewirtschaften als einen Gewerbebetrieb, in dem der Inhaber mit seinen Angehörigen ihr Aeußerjtes an Leistungen und Zeit geben würden und weil diese alle in erster Linie interessiert seien. Die Konsumvereine Nagold stelle in gewissem Sinne eine der wenigen rühm­lichen Ausnahmen dar, seien eine Vergewaltung der Konsumenten, sie würden dazu mithelfen, den heute schon an und für sich schwer kämpfenden Kleingewerbetreiben­den vollends' zugrunde zu richten und sie würden durch ihre teilweise Steuerfreiheit die Lasten auf den Schul­tern der anderen vergrößern. Kirchen und Museen wür­den heute in deutschen Landen kaum mehr erstellt wie in früheren Zeiten, dafür aber prunkvolle Warenhäuser. Das internationale, jüdische Großkapital sei es, das aus den Lnl -l, ndkeBäOEspd.onentes.Vl ge umlh dgo lhwov erwucherten und dem deutschen 'Volke herausgepreßten Vermögen solche Bauten erstellen könne. Auch hier sei es wie bei den Konsumvereinen, daß man vielleicht um ein Geringes billiger aber niemals preiswürdiger sei, denn die hohen Direktorengehälter wollten neben den ungeheu­ren Baukosten bezahlt sein. Und dies sei ein Ding der Un­möglichkeit, wenn diese Warenhäuser billiger denn ein Gewerbebetrieb arbeiten würden. Allein der Platz, auf dem das Kaufhaus Schocken in Stuttgart erstellt worden sei, koste 3 Millionen Mark! Sie würden nicht, dagegen kämpfen, wenn sie nicht sehen müßten, daß der Mittel­stand der gesündeste Kern eines Staates, dabei vernichtet würde. Der größte Feind des deutschen Volkes sei das Großkapital, in dessen Händen diese ganzen Einrichtun­gen lägen, das Großkapital, das das deutsche Volk zum Sklaven mache und zum Untergang führe. Es gehöre scheinbar auch in Nagold zum guten Ton, wenn, man seine Einkäufe in der Großstadt mache, anstatt diejenigen zu berücksichtigen, mit denen und von denen man lebe. Das Schlußwort des Referenten klang darauf hinaus: Kauft nichts in den Warenhäusetn und in den Konsumvereinen, denn sie sind im Schlepptau des Großkapitals, dem größ­ten Feind unseres Volkes! Als Geschäftsführer des hiesi­gen Konsumvereins anerkennt Herr Eugen Schnabel in seiner Gegenrede die Pflicht, sich gegen das Eroßkapi- tal zusammenzuschließen und geht auf die Eründungsge- schichte der Konsumvereine ein. Die Bewegung sei gerade aus diesem Grunde entstanden, sich gegen die Knechtung des alles beherrschenden Großkapitals zu wehren. Nicht 1 Pfennig sei ihnen von jüdischem Kapital vorgeschosten. sondern alles sei erarbeitet und jeder Verdienst werde der Allgemeinheit zugute geführt. Um eben von der Preisdiktatur unabhängig zu werden, seien alle verdien­ten Gelder zum Bau von eigenen Fabriken, deren sie nun 42 besäßen, verwandt worden. In den Händen des Groß­kapitals seien die großen Magarinefabriken, Persil, Kath­reiners Malzkaffee usw., die die Preise vorschreiben wur­den. Von all diesem wollten sie sich frei machen, in eige­nen Fabriken ihre Waren Herstellen und durch Ansamm­lung gewisser Reserven dem Großkapital die Spitze bie­ten. Er verstünde deshalb die Angriffe der NSDAP, ge­gen die Konsumvereine nicht, da sie doch die gleichen Ziele hätten. Er weist auch den Vorwurf zurück, daß sie keine Steuern bezahlen, denn sie seien einzig und allein von der Körperschaftssteuer befreit und zwar aus dem Grunde, weil ihr Verdienst nicht einem Einzelnen nutzbar wäre, sondern durch die schaffende Anlage des Geldes der Ver­dienst der Allgemeinheit zugute käme. Die Nationalsozia­listen sollten aus wirtschaftlichen Gründen mit ihn^l in einer Reihe stehen und gegen das internationale Groß­kapital kämpfen. In seinem Schlußwort S^bt Herr Batz- ner nochmals auf einzelne Themen ein Nach -lemyalv- stündiger Aussprache konnte die Versammlung durch den Vorsitzenden geschlossen werden, mit dem Wunsche, daß auch die Sprechabende der NSDAP., in denen über national­sozialistische Lebensanschauungen, über ideelle Euter unv nicht nur wie an diesem Abend über ein wirtschaftliche Thema referiert würde, ebens o gut besucht fern mochten

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