virkenseld, 30. Jult. Wir stehen vor der Ernte. Die Fruchtselder stehen prächtig. Schlagregen und Hagel sind schonend vorbeigegangen. Gerste und Roggen beginnen zu gelben. Die Aehren sind voll. Der Kern ist gut. Weizen und Dinkel stehen in satten Kolben. Auch die Haberäcker sind schön. Die Kartoffeln blühen gut und versprechen einen schönen Ertrag, aber nur bann, wenn an Stelle des naßkal­ten Wetters endlich trockene, sommerlich warme Witterung treten würde. Auch die Imker klagen über die sich schon seit Wochen hinziehende schlechte Witterung. Die Hoffnung auf «in gutes Honigjahr schwindet mehr und mehr. Schon müs­sen einzelne Völker und Schwärme gefüttert werden. Von »erschiedenen Wanderständen hört man, bah verschiedene Völker verhungert seien. Hoffen wir, daß an Stelle des kal­ten, regnerischen Wetters bald sommerliche Witterung tre­ten und die Tannentracht noch einmal einsctze» möge, so wie

begonnen hat.

SCB. Entringen, OA. Herrenberg, 30. Juli. Der ledige Bauer Johannes Gauß verunglückte beim Stangenablaöen tn Tübingen dadurch, daß ihm eine Stange auf den Bauch siel. Zunächst beachtet« der Verunglückte die Verletzung wenig und fuhr mit seinem Wagen nach Entringen. Aber bald stell­ten sich Schmerzen ein, so daß sich Gauß genötigt sah, in di« Tübinger Klinik zu gehen, wo er gleich nach seinem Ein­treffen operiert wurde.

SCB. Vaihingen a. E., 30. Juli. Mit dem 1. August d. I. übernimmt die Post die Autoverbindung zwischen der Stadt und dem Neichsbahnhof, nachdem der Privatvertrag mit der Firma Auto-Bader abgelaufen und nicht wieder erneuert wurde.

SCB. Kornwesthcim, 30. Juli. Die Firma Salamander AG. hat auch dieses Jahr ihrer Belegschaft 8 Tage Ferien gegeben und ihr zugleich einen Ausflug ermöglicht, und zwar ins befreite Rheinland. Am Montagmorgen setzte sich die Salamanderbelegschaft in vier Sonderzügen in Bewegung. Die Fahrt ging nach Mainz und dann auf vier festlich ge­schmückten Dampfern nach Koblenz. Nachmittags sammelten sich sämtliche Ausflugsteilnehmer auf Einladung der Kob­lenzer Gewerkschaften in der Rheinhalle, um an einer ge­meinsamen Feier teilzunehmen. Abends fuhren die Teil­nehmer mit der Bahn wieder nach Kornwestheim zurück.

SCB. Stuttgart, 30. Juli. Nachdem nun der Reichstag aufgelöst ist, werden unsere Leser folgende Einzelheiten in­teressieren. Alle Abgeordneten des jetzt aufgelösten Reichs­tags haben das Recht der Freifahrt bis zum Ablauf des 8. Tages nach der Wahl des neuen Reichstags, diesmal also bis 12 Uhr Mitternacht vom 22. zum 23. September, da die Wahl am 14. September stattfindcn wird. Die Aufwands­entschädigung beträgt ein Viertel des Grundgehalts eines Reichsministers, also für das Jahr 9000 RM. oder im Mo­nat 750 IiM. Auf diese Summe hat der Abgeordnete An­spruch bis zum Tag der Neuwahl, demnach bis zum 14. Sep­tember. Sonach erhält jeder Abgeordnete noch rund 1400 Reichsmark bis zur Neuwahl. Die Immunität erlischt je­doch in dem Moment, da der Reichstag aufgelöst ist. Zwei Ausschüsse bestehen nach der Auflösung des Reichstags eben­falls weiter, nämlich der Ausschuß für die Wahrung der Rechte für die Volksvertretung und der Ausschuß für aus­wärtige Angelegenheiten. Ebenso bleibt der Reichstags- Präsident tu feinem Amt, bis der neue Reichstag sich zur Wahl des Alterspräsidenten zusammenfindet.

SCB. Stetten a.k.M., 30. Juli. Der hiesige Mesner Goreth konnte seinen 84. Geburtstag begehen. Goreth ist noch sehr rüstig und versieht sein Mesneramt täglich ge­wissenhaft und pünktlich. Goreth ist der älteste aktive Mesner des ganzen Heuberges.

SCB. Holzelfinge« OA. Reutlingen, 30. Juli. Eine sel­tene Beobachtung machten Landwirte an ihren aus hiesiger Markung gelegenen Grundstücken, die sie mit Dinkel ange- pflanzt haben. Die Dinkelfelder, die vor kurzer Zeit noch als wogende Aehrenfelder dastanden, haben in der Haupt­sache die schönen, voll entwickelten Aehren verloren, so baß hauptsächlich nur noch die unvollkommen entwickelten ba- stehen. Woher der Schaden entstanden ist, ob vom Wind oder riner Mäuseart oder sonstigen Krankheiten, konnte bts jetzt »och nicht festgestellt werben. Merkwürdig ist, daß der Halm unversehrt ist.

SCB. Snlge« OA. Oberndorf, 30. Jult. In der letzten Gemeinderatssitzung hatte der Gemeinderat u. a. sich noch einuml mtt der Vereinigungsfrage von Sulgen und Sulgau zu befassen. Da eine Einsparung durch Zusammenschluß der beiden Gemeinden weder in der Gemeindeverwaltung noch tm Schulwesen zu erzielen, vielmehr, wie auch höhererseits sestgestellt werden mußte, mit einem finanziellen Nachteil zu rechnen wäre, wurde von dem Gemeinderat Sulgen mit einer Stimme Mehrheit beschlossen, die Vereinigungsfrage unter den bestehenden Umständen bts auf weiteres als erledigt zu betrachten. In Sulgen wird nunmehr, nachdem die Orts­oorstehergeschäfte 2 Jahre lang von einem Amtsverweser versehen wurden, zur Schultheißenwahl geschritten. Für die Bewerbung sind Fach- und Nichtfachleute zugelassen.

Göppingen, 31. Juli. Oberarzt Dr. Krauß, ein gebore­ner Calwer, von der Chirurgischen Abteilung des Bezirks­krankenhauses hat ein« ehrende Aufforderung des Gehetm- rats Professor Dr. Sauerbruch, des berühmten Lungen­chirurgen und Leiters der Chirurgischen Universitätsklinik der Charits in Berlin, an seine Klinik zu kommen, erhalten und angenommen.

SCB. Bückingen OA. Heilbronn, 30. Juli. Eine seltene Jagdbeute machte der Landwirt und Farrcnhalter Wilhelm Schnepf. Beim Abmähen eines Weizenfeldes im Gewand Brug stießen die Pferde mit der Mähmaschine an eine lok- kere Stelle und sanken in die Erde ein. Beim Nachsehen zeigte es sich, daß man einen großen Dachsbau überfahren hatte, dessen Insassen auch gleich darauf durch Schreien ein Lebenszeichen gaben und anfingen, durch starke Erdstöße ans dem zugeschtttteten Bau herauszukommen. Dem Landwirt und einigen weiteren Erntoarbeitern gelang es, unter Zu­hilfenahme von eisernen Gerätschaften und Gabeln die alte Dächsin und drei weitere, stark entwickelte Tiere nacheinan­der zu töten und somit den ganzen Bau auszuheben. Das Grundstück war in weitem Umfang bis nahezu zwei Meter Tiefe unterhöhlt und man konnte gleichzeitig auch an dem zerhackten Getreide den von den Dächsen angerichtetcn Schaden feststellen.

SCB. Heilbronn, 30. Juli. Die Straße fordert in un­ersättlicher Gier ihre Opfer. Das Schöffengericht mußte sich wieder mtt einem Unglücksfall befassen, dem ein achtbarer Landwirt, Berner aus Steinheim a. d. Murr, seinerzeit znm Opfer fiel. Es war am 23. März, als der Berner mit sei­nem Schwager Dernadegg auf dem Heimweg von einem Spaziergang abends durch Murr kam. Etwa 100 Meter vor dem Ort kam ihnen ein Auto von Steinhetm her entgegen und schaltete plötzlich Licht an. Zum gleichen Zeitpunkt ver­nahmen sie ein Rauschen von hinten her. Berner, der ganz rechts am bzw. zeitweise auf dem Bankett ging, wurde es zu gefährlich auf seiner Straßenseite und er sprang über die Straße hinüber, wurde aber von dem hinter ihm herkom­menden Wagen des Schreiners Pantle aus Steinheim er­faßt, hing einige Augenblicke auf dem Kühler und wurde dann zu Boden geschleudert, wobei ihm das linke Näder­paar über den Körper hinwegfuhr. Nach dem Gutachten des Sachverständigen, Dipl.-Jng. Geyer, konnte der Vorwnrf gegen Pantle, er sei zu schnell gefahren, nicht aufrcchtcrhalten bleiben. Die Schuld trifft den Verunglückten selbst. Das Gericht schloß sich den Ausführungen des Sachverständigen an und kam zu einem Freispruch.

Jagstfeld OA. Neckarsulm, 30. Jult. Gut üavongekommcn ist ein junges Mädchen, das auf den schon im Anfahren be­griffenen Neckarelzcr Zug aufspringen wollte, ausrutschte und unter den Zug zu liegen kam. Durch die Geistesgegen­wart des Schaffners wurde der Zug rasch zum Halten ge­bracht und das Mädchen ans seiner gefährlichen Lage unter dem Zug hervorgezogen. Mit einigen Hautschürsungen konnte es seine Reise antreten.

SCB. Schwenningen a. N., 30. Juli. Seit 23 Wochen sind auf dem Sauren Wasen einige Leute männlichen und weiblichen Geschlechts in ärztlicher Behandlung. Neuerdings kamen zu diesen Erkrankungen weitere hinzu, so daß man zur Zeit von etwa 1015 Erkrankten reden kann. Die Krank­heit äußerte sich durch außerordentliche Mattigkeit, Durch­fall, Kopfschmerzen, hohes Fieber und sonstige verdächtige Erscheinungen, die eine Art Typhuserkrankung befürchten ließen. In letzter Zeit verstärkte sich dieser Verdacht, so daß man die betreffenden Erkrankten in den Wohnungen streng isoliert hielt, die Wohnungen selbst desinfizierte und alle Vorkehrungen zur Vermeidung einer eventuellen Weiter­verbreitung der Krankheit traf. Damit blieb die Krankheit, die auf dem Sauren Wasen ausbrach, auf die Wohnungen der Erkrankten abgcriegelt. Blut- und Urinproben wurden zur bakteriologischen Untersuchung nach Tübingen einge­schickt und am Montag kam nun das Ergebnis der Unter­suchung: In einem Fall der Erkrankung ist mit Sicherheit Typhus festgestellt. Ob es sich bei den weiteren Erkrankten um die gleiche gefährliche Krankheit handelt, muß die wettere Untersuchung ergeben.

SCB. Günzkofen OA. Saulgau, 30. Juli. Wie gefähr­lich wildgewordene Bienenvölker werden können, bewies ein Vorkommnis in hiesiger Gemeinde. Im Garten eines Bie­nenzüchters kamen die Gänse einem Bienenstände zu nahe. Sofort wurde die vor dem Bienenstände sich befindenden Bienen unruhig. Durch ihren leicht unterscheidbaren Kampf- ton alarmierten sie die Bewohner der Stöcke. In kürzester Zeit waren, wie derOberländer" berMtet, alle Völker iik Freien und überfielen mit unbeschrEicher Wildheit die Gänse. Diese wurden von den immer rabiater werdenden Bienen dermaßen verfolgt, daß bald kein weißes Fleckchen mehr an ihnen zu sehen war und sie nur noch schwarzen Klumpen glichen. Ein Einschreiten menschlicherseits war unter den gegebenen Umständen vollständig ausgeschlossen. Erst nach Einsatz von Hydrant und Wasserstrahl aus Feuer­wehrschläuchen konnte man an die Gänse herankommen.

Diese waren jedoch G ausgewachsene Exemplare) schon d?r» maßen zerstochen, daß keine einzige mehr mit dem Leben da- vonkam. Zu allem Mißgeschick waren die Gänse noch frisch gerupft, so daß die Bienenstiche um so wirksamer waren. Selbst den ältesten Bienenzüchtern hier, die zum Teil eine 50jährige Jmkerpraxis hinter sich haben, ist ein ähnlicher Fall noch nie vorgekommen.

SCB. Vom Lande, 80. Juli. Man dürfte auf einen frü­hen Herbst rechnen, da die Zugvögel schon Konferenzen in großen Scharen abhalten, um sich für den Mzug vorzuberei­ten. Von Lauffen und Bönnigheim wird gemeldet, daß sich dort bereits Störche zu dem Flug nach Süden einfanden.

Vermischtes

Wasserstoff als Treibmittel für Luftschiffe.

In einer längeren Abhandlung über Kraftanlage uni Geschwindigkeit von Luftschiffen in der ZeitschriftDie Luft­wacht" behandelt A. E. Thiemann auch die Möglichkeit, das tragende Wasserstoffgas zum Antrieb mitzuverwenden. Er geht dabei von der als Mißstand empfundenen Tatsache aus, daß die dem Verbrauch an flüssigem Betriebsstoff entsprechende Erleichterung des Luftschiffes nur durch Abblasen von Trag­gas ausgeglichen werden kann. BeimGraf Zeppelin" hat man die Beseitigung dieses Ilebelstandes bekanntlich in der Richtung gesucht, daß man als Treibmittel Blaugas verwendet. Thiemann hält dagegen es handelt sich um eine zu Be­rechnungszwecken angestellte rein theoretische Erörterung an Motoren für flüssige Brennstoffe als Hauptantrieb fest und will nur den hohen Energieinhalt des Wasserstoffes, der zum Gewichtsausgleich abgeblasen werden muß, ausnutzen. Da sich Wasserstoff nicht zum Antrieb im Explosionsmotor eignet, mutz er unter einem Dampfkessel verbrannt werden. Dafür wird an Stelle der gewöhnlichen Gasheizung eine katalytische Ober­flächenverbrennung mit Hilfe feuerfester Glühkörper empfoh­len. Als Antriebsmaschinen sind Turbinen vorgesehen. Als Nachteil einer solchen Anlage müßte allerdings die Uneinheit­lichkeit der Kraftanlage und der Raumbedarf des Dampf­kondensators mit in Kauf genommen werden.

Geld-, Volks- und Landwirtschaft

Berliner Briefkurse.

100 holl. Gulden 168,69

100 sranz. Franken 16,48

100 schweiz. Franken 81,42

Börsenbericht.

SCV. Stuttgart, 30. Juli. Bei geringem Geschäft herrschte an der Börse eine freundlichere Stimmung mit leichten an­ziehenden Kursen.

Weilderstadter Marktbericht.

Zufuhr: 5 Läuferschweine,- 110 RM. pro Paar. 225 Milch- schwcine,- 5678 RM. pro Paar. Handel infolge der drin­genden Erntearbciten gedrückt. Händler nachgiebig.

Bichpreise.

Balingen: Fairen 8501030, Ansetzlinge 800850, Zug­ochsen 1000-1030, trächtige Kühe 480565, leer« 380460, trächtige Kalbinnen 560680, leere 540635, Jungvieh 110 bis 350 NM. Niedlingen: Farren 450760, Ochs«n 400 bis 500, Kühe 300580, Kalbeln 3440630, Jungrinder 190 bis 360 RM.

Schweinepreise.

Balingen: Milchschweine 2642 NM. Backnang: Milch­schweine 2840 NM. Bopfingen: Läufer 3565, Saug­schweine 3240 RM. Niederstetten: Milchschweine 37 bi» 45 RM. Oberstenfeld: Milchschwein« 25-42 RM. Wei- kersheim, OA. Mergentheim: Milchschwein« 8242 RM.

Frachtpreise.

Aalen: Kernen 14,50, Weizen 14,50, Rogg«n 8,308,80, Gerste 10,50, Haber 7,808 NM. Heidenheim: Kerne« 14,80, Weizen 13,20, Roggen 8,509, Haber 7,307ch0 RM. Leut- kirch: Roggen 8,308F0, Gerste 911, Haber 8,80-OPO RM. Tuttlingen: Weizen 1415, Roggen lOchO, Gerste 10, Haber

8.80 9 RM. Rieblingen: Reps 1111P0, Gerste 9, Haber

7.80 8 RM.

»

Die rrtltchen KlelnhandeUpreife dürfen selbstvrrstLndltch nicht an den vtrsrr»- «ck Großhandelspreisen gemessen Verden, da für jene noch dk sog. wirtschaftlichen Vre» kehr-kosten ln Zuschlag kommen. Die Schristltg.

Büchertisch

W-gkarte des SchwarzwaldcS. Das Statistische Sande», amt hat soeben ein« sehr schön« und preiswerte Wegkarte des ganzen Schwarzwildes im Maßstab 1 :200 000 herau»- gegeben, die allen Wanderern wärmsten» empfohlen sei. I« 6farbiger Ausführung die Gewässer blau, die Wälder grün, die Wcgbezeichnungen in den natürlichen Farben reicht ste von Karlsruhe bis Basel, östlich bis Stuttgart, Reutlingen, Konstanz.

Für die Schriftlg. verantwortlich: I. B. Oberpräzeptor Barnchle.

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