Seite 2 Nr. 286

Nagolder Tagblatt «Der Gesellschafter"

Mittwoch, 5. Dezember 1928.

Der Ernahrungsminister zur

R Berlin, 4. Dezember.

Reichsernührungsminister Dietrich: Bei seinem Dienstantritt sei das Schielesche Notprogramm erst zu einezn kleinen Teile ausgeführt gewesen, weil die damalige Re­gierung kurz darauf zurücktreten mußte. Die Rationali­sierung des Genossenschaftswesens, die Meliorationen 30 Prozent des deutschen landwirtschaftlichen Grund und Bo­dens seien noch entwässerungsbedürftig seien noch durch­zuführen. Ein großer Mißstand auf diesem Gebiet sei der schwierige Instanzenzug, den er zu vereinfachen hoffe. Trotz des Notprogramms sei die Lage der Landwirtschaft schlecht. Geradezu gefährlich wird die Lage durch die Entwicklung der Verschuldung und der Zinsen. Vom 1. Oktober 1927 bis 1. Oktober 1928 sei abermals eine Mehrbelastung um rund 800 Millionen festzustellen. (Hört! Hört!) Die Gesamtoerschuldung der Landwirtschaft ohne Rentenbank­grundschuld sei auf 11,5 Milliarden zu schätzen, die Zins­last über eine Milliarde. Die Kreditfrage wachse sich 'innrer mehr zum Hauptstück der Agrarfrage aus. Nur eine ver­nünftige Lösung der Reparationssrage könne einen kräf­tigen Anstoß zur Kapitalbildung geben und die Landwirt­schaft entlasten. Eine Zollerhöhung würde nach seiner Meinung die Getreideoerkäuflichkeit nicht lösen. Soweit verlangt werde, die Zölle für lebendes Vieh zu erhöhen, sei die Regierung zu einer Prüfung bereit. Zur Bekämpfung der Verhältnisse auf dem Zuckermarkt sei dem Reichs­rat bereits eine Vorlage zugegangen, die den Zoll für Berbrauchszucker um 10 Mark erhöht. Diese Maß­nahme sei allerdings verbunden mit einer energischen Wahrung der Rechte der Konsumenten. Der Finanz- minister werde ermächtigt, den Zoll herunterzusetzen, wenn der Preis an der Magdeburger Börse für den Zentner über 21 Mark hinausgeht. An dem Zustandekommen des deutsch-polnischen Handelsvertrages ar­beite er mit. Es sei etwas krankbaftes, wenn man glaube, alle Schwierigkeiten mit zöllnerischen oder sonstigen gesetzgeberischen Maßnahmen heben zu können. Das ein­malige Notprogramm solle durch ein laufendes Produktion?- und Absatzförderungsprogramm ersetzt werden. Das Milch- mch Molkereiwesen müsse vollständig umgestaltet werden. Auch ein Milchgesetz werde baldigst vorgelegt werden. Trotz der ungeheuren Not der deutschen Finanzen sei die Reichs­regierung entschlossen, auf 5 Jahre den Betrag von 20 Millionen Mark, zusammen also 100 Millionen, für diese Zwecke bereit zu stelleen. Das Steuervereinheitlichungsgesetz werde wohl eine geeignete Grundlage für eine Reform des landwirtschaftlichen Steuerwesens abgeben. Die Agrarkrise

Notlage der Landwirtschaft

könne nur der deutsche Bauer selbst überwinden, wenn er einen klaren Kopf habe, eine unvoreingenommene Meinung zu den Dingen und dm Willen, sich auf der Scholle zu er­halten.

Abgeordneter Frey (Wirksch-P.) fordert die völlige Aufhebung der Einfuhr von zollfreiem Gefrierfleisch. Die Not der Landwirtschaft sei eine Folge der verkehrten Wirt­schaftspolitik, die seit der Staaksumwälzung getrieben wor­den sei. Die Zollerhöhung für Zucker sei zu begrüßen, aber sie dürfe nicht zu einer Liebesgabe für die Großindustrie werden. Die Regierung sollte endlich einen klaren endgül­tigen Verzicht auf die Beisteuer aussprechen. Der ost­preußischen Landwirtschaft könne am besten geholfen wer­den durch eine Äerabehung der Frachtsätze für Lebendvieh.

Abg. Tanken (Dem.) ist der Meinung, daß der deut­schen Landwirtschaft nur geholfen werden könne, wenn sich die Landwirke selbst verständigen und über die Parkeigrenze hinweg die Landwirtschaftspolitik nach rein sachlichen Ge­sichtspunkten treiben. Die Landwirtschaft müsse einsehen, daß sie nur in Verbindung mit allen anderen Wirkschafts­gruppen vorwärtskommen könne. Die Grundlagen der deutschen Landwirtschaft seien noch gesund. Der Groß­grundbesitz leide ebenso wie der Kleinbesih. An der wirt­schaftlichen Struktur würde sich nicht viel ändern, wenn man den Großgrundbesitz für Siedlungszwecke aufteilen würde. Mit Zöllen allein sei der Landwirtschaft nicht zu helfen. Ganz Europa sollte einmal von einer einzigen Zoll­grenze umschlossen sein. Allzu schwer sei die landwirtschaft­liche Verschuldung nicht anzusehen. Die deutsche Landwirt­schaft könne die Zinsen tragen, wenn der Staat ihr enk- gegenkomme. Der Finanzminister sollte verzichten auf die jetzt von den kleinen Bauern aufgebrachten KO Millionen Mark Einkommensteuer, die nicht die Erhebungskosken loh­nen. Die Vealsteuern müßten beschränkt werden auf Prozent des Einheitswerks.

Aus dem Reichstag

Berlin. 4. Dez. Die Reichstagsfraktion der Wirtschafts­partei hat eine Große Anfrage eingebracht, welche Maß­nahmen die Reichsregierung gegen das ungesetzliche Vor­gehen des, preußischen Wohlfahrtsministers Hirtsief er zu unternehmen gedenke. Die Regierung wird aufgefordert, bei der preußischen Regierung gegen die ungesetzliche Ver­ordnung des Ministers Hirtsiefer Einspruch zu erheben und dafür Sorge zu tragen, daß keinerlei Zahlungen aus den Reichskassen geleistet werden, die nicht in Uebereinstimmung mit dem Reichstagsbeschluß vom 17. November stehen.

Die württembergischcn Landwirischastsschnlen sind in diesem Winter wie folgt besucht: Aalen mit 36 Schülern, Backnang 35. Balingen 16, Viberach 70, Blaubeuren 49, Blaufelden 37, Calw 38. Crailsheim 32, Ehingen 41, Gail­dorf 27, Geislingen 27, Gmünd 46, Göppingen 31, Hall 40, Heidenheim 40, Heilbronn 82, Herrenberg 14, Horb 53, Kirchheim 36, Künzelsau 67, Lausfen 53, Laupheim 45, Leonberg 35, Leutkirch 53, Ludwigsburg 67, Mergentheim 66, Nagold 32, Nürtingen 17, Oehringen 84, Ravensburg 53, Reutlingen 54, Riedlingen 40. Rottenburg 26, Rottweil 46, Saulgau 47, Tettnang 75, Ulm 72, Vaihingen a. F. 37. Vaihingen a. E. 35, Waiblingen 28, Waldsee 29, Wangen 53, Reresheim 108, insgesamt 2003.

Gemeindeanteite an der Einkommen-, Körperschaft- und Umsatzsteuer. Die Staatshauptkasse hat den Gemeinden als Abschlagszahlung auf ihre Anteile am Einkommen-, Kör­perschaft- und Umsatzsteueraufkommen des Rechnungsjahrs 1928 überwiesen: 3 v. H. ihrer Gesamtrechnungsanteile im 7 Verteilungsschlüssel für die Einkommensteuer, 6 v. H. ihrer Gesamtrechnungsanteile im 7 Verteilungsschlüssel für die Körperschaftsteuer und 0,24 RM. auf den Kopf der Wohn­bevölkerung.

Rotstandsdarlehen an die Stadtgemeinde MIdberg. Das Staatsministerium hat dem Präsidium des Landtags mit Schreiben vom 1. Dezember 1928 den Entwurf eines Ge­setzes über Notstandsdarleben an die Stadtgemeinde Wildberg OA. Nagold übermittelt. Nach dem Gesetz­entwurf erhält die Stadtgemeinde Wildberg Staatsdarlehen bis zum Betrag von 200 000 RM unter der Voraussetzung, daß auch die Amtskörperschaft Nagold der Stadtgemeinde Darlehen mindestens in halber Höhe des staatlichen Dar­lehens und zu keinen ungünstigeren Bedingungen gewährt.

Oberböbingen OA. Gmünd, 4. Dez. Einen Fisch­otter erlegt. Dem Pächter der hiesigen Gemeindejagd, Schuhmacher Rieg von Möggiingen, gelang es, in einem Nebenbach des Klotzbachs ein Prachtexemplar der immer seltener werdenden Fischottern zu erlegen. Das Tier hatte eine Länge von 125 Zentimeter und ein Gewicht von an­nähernd 20 Pfund.

Illm. 3. Dez. 3 2. Schwäbisches Liederfest. Vach einer Bekanntmachung in derSchwäbischen Sänger- zeitung" beginnt das Sängerfest in Ulm am Samstag, den 29. Juni mit dem Preisgesang der Abteilung 13, dem sich am Sonntag die Abteilungen 4 bis 5, sowie die Son- derkonzerke anschließen. Bis jetzt sind preissingende Ver­eine angemeldek: Abteilung 1, Einfacher Volksgesang: 86 Vereine mit 3387 Sängern, Abteilung 2, Geh. Volksge­sang: 61 Vereine mit 3377 Sängern, Abteilung 3, Eins. Kunstgesang: 50 Vereine mit 4350 Sängern, Abt. schwerer Kunstgesang: 0 Vereine mit 1380 Sängern, Abteilung 5 Ehrengesang: 1 Verein mit 300 Sängern. Zusammen 207 Vereine mit 12 794 Sängern. _

Aus Stadt und Laub

Nagold, den 5. Dezember 1928.

Es gibt Menschen, die nur von sich zu reden wissen; ihre Worte find keine Gedankenbälle, sondern Seifenblasen, in denen sie sich eitel bespiegeln.

Der Niklas und dein Kind

^ Bekämpfung der Leberegelseuche. Die Abg. Muschler und Stroebele (BB.) haben im Landtag folgende Kleine Aufrage gestellt: Nach den Bestimmungen über die Ge­währung von erhöhten Staatsbeiträgen zu Bach- und Fluß- korrektionen zwecks Bekämpfung der Leberegelseuche sollen diese Beitrage nur noch für das Jahr 1928 gewährt wer­den. Die in großer Anzahl eingereichten Gesuche auf Durchführung entsprechender Maßnahmen können wegen Arbeitsüberhäufung von den Kulturbauämtern im laufen­den Rechnungsjahr nicht mehr berücksichtigt werden, sodaß sehr dringende Arbeiten nicht in Angriff genommen wer­den können. Ist das Staatsministerium bereit, im Haus­haltplan 1929 wieder Mittel für diesen Zweck in ausreichen­der Höhe oorzusehen?

Jahresversammlung des Waldbesitzerverbands. Der Waldbesitzerverband für Württemberg und Hohenzollern hält am 15. Dezember hier im Hotel Banzhaf seine 11. Jahres Versammlung ab. Vorträge werden dabei halten: der 1. Vor­sitzende des Reichsforstwirtschaftsrais über Wirtschaftspolitik und Waldbesitzerverbände, Präsident Dr. Kälin über die Aufgaben der Reichsonstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung, und Oberforstrat F los-Dessau über das Thema: Gehört die Zeitstudie in den Wald?

Tübingen. 4. Dez. 8 5. Geburtstag. Am 1. Advent­sonntag durfte Frau Oberförster Rau in körperlicher und geistiger Frische ihren 85. Geburtstag feiern.

Bochoo a. F 4. Dez. Heiratsschwindler. Ein früher hier ansässiger Hilfsarbeiter wurde wegen Heirais- mrd Unterstützungsschwindels verhaftet. Er hat sich, trotz- d«« er schon verheiratet und Vater eines Kindes sein soll, mit einem hiesigen Mädchen verlobt und bereits auf dem Rathaus das Aufgebot und in verschiedenen Geschäften die Möbel- und Wäscheausstattung (natürlich auf Pump) be­ste«.

Ochsenhausen, 4. Dez. Gewerbeausstellung. Der Gewerbeoerein beschloß in seiner letzten außerordent­lichen Versammlung die Abhaltung einer Gerne rbe- ausftellung im Jahre 1929 Nom Landesgewerbeamt wird ein Berater zugezogen werden.

Für die Wunderwelt der Sagen hat unsere Zeit wenig mehr übrig. Sie will alles in den Bann des Technischen zwingen, auch der Jugend Träume. Da muß man sich wehren, daß man wenigstens den Kleinen so lange als möglich der Kindheit köstlichsten Besitz erhält, ihre naiv aus­malende Phantasie. Denn der liebliche Gemütsreichtum, der aus diesem Quell entspringt, ist so leicht nicht durch an­deres zu ersetzen.

Wenn nun Weihnachten naht, das schon von den langen Herbstabenden an sein Licht in die Kinderherzen ooraus- wirft, und wenn die Rute des Niklas an den ersten Dezem­berabenden an die Fenster klopft, dann Vorsicht, ihr Eltern! Nicht mit täppischer Nüchternheit hineingreifen in das gläu­bige Staunen eurer Kinderl Nicht die traute Gestalt des Pelzmärtes unbarmherzig alles beglückenden Zaubers ent­kleiden! Es gibt Törichte genug, die sich dazu für berufen halten.

Wir müssen diesem Ungeschick entgegentreten und unsern Kindern die Welt schier überirdischer Seligkeiten so lange als möglich erhalten. Wir wissen doch, wie fest sie sich an das Reich ihrer Phantasie klammern. Und das ist ein Zeichen gesunder Entwicklung. Zudem läßt sich durch Mär­chen und Sagen oft sehr wirkungsvoll Gemütspflege treiben, und an ihren Beispielen wird manches Kind erzieherisch gelenkt werden können. Deshalb dürfen wir eine Gestalt wie den Niklas nicht aus unsern Händen geben. Wer ihn aber der Kinderstube lange erhalten will, der laste ihn nicht persönlich erscheinen. Er wirkt auch so außerordentlich er­zieherisch und setzt sich vor allem nicht der rotenden Kritik der Kleinen aus. Ich habe meinen Kindern auf diese Weise bis zum 12. Jahr die Freude des Niklastages erhalten, und als mein Jüngster eines Tages aufgeklärt wurde» weinte und klagte er:Nun ist alles Schöne aus!"

Will aber eines deiner Kinder frühzeitig irre werden, weil so viele Pelzmärte herumlaufen, dann, du Mutter, erhalte ihm seine Seligkeit noch eine kleine Zeit. Nimm ihn im Dämmerstündchen zu dir, erzähle ihm vom Bischof Niklas, der vor vielen hundert Jahren einsam in einem dunkeln Wald lebte und ihn nur einmal im Jahr, an seinem Namenstag, verließ. Da besuchte er alle Kinder, die guten.

um sie zu belohnen, die schlechten, um sie zu strafen. Wen sich nun aber die Menschen so ungeheuerlich oermshrien, io daß er nicht mehr nachkam, bat er Freunde, ihm bei seinem Liebeswerk zu Helsen, und das ist nun so geblieben, bis aus den heutigen Tag.

Ein glückseliges, überzeugtes Lächeln wird dir banken, und dein Kind wird noch ein oder zwei Jahre den Glauben an den Vorboten und Helfer des Christkindchens als Schatz Mit sich herumtragen.

Zur Gemeinderatswahl

sind in Nagold 4 Wahlvorschläge eingegangen, von denen die Vorschläge der bürgerlichen Wählervereinigungen Nr. 3 und 4 miteinander verbunden sind mit der Wirkung, daß sie gegen die Wahlvorschläge 1 und 2 als ein Wahlvorschlag gel­ten. Äus den 4 Wahlvorschlägen sind 30 Kandidaten verzeichnet, die bei der Wahl am 8. Dezember gewählt werden können. Andere zu wählen ist unzulässig. Zu wählen sind 8 Eemeinderäte. Zeder Wähler hat also 8 Stimmen. Mit diesen 8 Stimmen kann er 8 einzelne Kandidaten wählen, die er den 4 Wahlvorschlägen entnehmen muß. Hiebei nimmt er den Stimmzettel, der ihm am meisten zusagt, streicht dieje­nigen Kandidaten durch, die. ihm nicht gefallen und setzt an deren Stelle solche von anderen Wahlvorschlägen. Der Wähler kann aber auch einem Kandidaten bis zu 3 Stim­me n geben, also im Höchstfall 2 Kandidaten je 3 Stimmen und einem 2 Stimmen. Das tut er so. daß er hinter dem Namen einer 3er oder einen 2er anbringt oder er kann den betreffen­den Namen aus dem Stimmzettel wiederholen. Auf alle Fälle muß der Wähler darauf sehen, daß der Stimmzettel im ganzen nie mehr als 8 Stimmen enthält. Mehrere Stimmzettel, die nicht gleichlautend sind, können nicht abgegeben werden. Ge­schieht dies trotzdem, so sind sie ungültig.

Wie soll sich nun der Wähler taktisch einstellen? Sein Be­streben ist doch, daß die von ihm Gewählten auch den Sieg da­vontragen. Dazu ist nötig, daß der Wahlvorschlag, dem die Kandidaten des Wählers angehören, auch die nötigen Sitze er­hält, die dann den KKandidaten mit den meisten Stimmen zu­geteilt werden. Wenn in Nagold 80 Prozent der Wahlberechtig­ten abstimmen, so braucht jeder der Wahlvorschläge (bezw. die beiden miteinander verbundenen zusammen) mindestens 1880 Stimmen, um überhaupt einen Sitz zu bekommen. Disziplinierte Wähler werden deshalb darauf sehen, daß sie ihre Stimmen möglichst Kandidaten von einem Wahlvorschlag geben, der auch Aussicht auf entsprechende Sitze bietet. Das geschieht auck bei den rein parteimäß-^ -

den größeren Städten.

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bei den rein parteimäßig eingestellten Wählern hauptsächlich in

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nisten sieht der Einzelne sich aber mehr den Mann an; daran, daß auck der betreffende Wahlvorschlag im ganzen zum Zug kommt, senkt er meistens nicht. Dem Grundgedanken der Ver­hältniswahl würde es aber am ehesten entsprechen, daß der Wähler seiner Anschauung entsprechend nur einen Wahlvor­schlag vornimmt und nur die aus diesem genannten Wähler wählt. Dies ist aber, je kleiner die Verhältnisse sind, desto weni­ger zu erreichen. Dadurch, daß der Wähler seine Männer oft aus verschiedenen Wahlvorschlagen herausnimmt und dadurch, daß Einzelne der Jnteressentengruppen ihre Männer dreifach wählen, gibt es manchmal die überraschenden Wahlergebnisse.

Handelskarmnersitzung

Am 30. November fand in Calw auf dem Rathaus eine Sitzung der Handelskammer Calw statt. Es wurden zunächst die Vorbereitungen zu der am 31. Januar 1929 stattfindenden Neu­wahl von 5 Mitgliedern, die satzungsgeinäß ausscheiden, be­sprochen. In den Landeseisenbahnbeirat wurden wiederum ge­wählt die Herren Sannwald, Calw, als ordentliches Mit­glied, Lemppenau, Höfen, als Stellvertreter. Im Früh­jahr 1929 wird wieder eine Kurzschriftprüfung durch die Handelskammer abgehalten werden. Ein Zeugnis solcher Art ist bekanntlich von erheblichem Wert für die weitere Lauf­bahn des jungen Kaufmann. Die Bedingungen für die Zulas­sung zu der Prüfung wurden neu festgesetzt und die Gebühren ermäßigt. Nach Berichterstattung über größere Fragengebiete des Steuerrechts und des wirtschaftlichen Siedlungswesens wurde der Kammer Kenntnis gegeben, daß von diesem Win­ter an die seit Jahrzehnten in llebung gewesenen Bespre­chungen des Fahrplanreferenten der Reichs­bahndirektion Stuttgart mit den Handelskammern und den Verkehrsinterestenten der Bezirke in Wegfall kommen sollen. Die Kammer bedauert diese Maßnahme außerordentlich, da derartige Besprechung» allgemein das Publikum auf dem Laufenden gehalten haben über wichtige Fragen im Fahrplcm- und sonstigen Eisenbahnwesen. In Anbetracht der besonders schwierigen Lage in unserem Grenzgebiet soll versucht werden, mindestens alle 2 Jahre eine solche Bespreuung doch noch im Bezirk möglich zu machen. Gegenüber einer Anregung, die Sonntagsf/chrkarten auch für die Rückfahrt am Sams­tag gelten zu lassen, verhält sich die Kammer ablehnend, da eine derartige Neuerung nur noch mehr Käufer dem Einzelhandel aus dem Land entziehen würde. Ebenso widerspricht die Kam­mer dem Vorschlag, die Po st Zustellung am Sonntag entsprechend der Regelung in Bayern auszuheben. Endlich stimmt die Kammer einem Vorschlag des Einzelhandelsverban- des Eroß-Stuttgarts zu, die Saisonverkäufe je aus 1 Monat zu beschränken, im Winter am 15. Januar, im Som­mer am letzten Samstag des Juli beginnen zu lasten und jeder Firma den Ausverkauf für 2 Wochen und 1 Tag zu genehmi­gen.

Beerdigung Karl Lang

Morgenrot, Morgenrot, leuchtest mir zum frühen Tod". Im jugendlichen Alter von erst 26 Jahren hat ein Sohn des Stadtbaumeisters Lang, der Kaufmann Karl Lang, nach langer, schwerer Krankheit sein Leben aushauchen müssen, nachdem er erst im vergangenen Jahr Heilung in einem Bade gesucht hatte. Welch großer Sympathien sich der Verstorbene erfreute, zeigte gestern das Leichenbegäng­nis, denn Liederkranz und Alterskameraden legten mit herzlichen Worten Kränze am Grabe nieder. Treue Ka­meradschaft zeigten dem Verstorbenen auch die Kamera­den der S. A.-Abteilungen der NSDAP, von hier, Asten- steig und Calw, die in Uniform und Fahne den ersten aus ihren Reihen mit schwerem Herzen zu Grabe trugen. Dies kam auch in den Abschiedsworten eines SA.-Kameraden bei der Kranzniederlegung zum Ausdruck. Die Fahne schwarz in weißem Felde und auf rotem Grund", sie senkte sich zum letzten Gruß, dasStumm schläft der Sänger" des Ver. Lieder- und Sängerkranzes erklang . . ein junges, hoffnungsfrohes Menschenleben war von uns gegangen.

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