Samstag, 17. November 1928
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18. Nov., abends Vs8 Ahr im Berinshaussaal ' ^
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Ansprachen von D. Niethammer und anderen stk und Gesang
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„Feierstunden" u. „Unsere Hei« nt"
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Nr. 272
Gegründet 1827
Montag, den 19. November 1928
Fernsprecher Nr. 29
102. Jahrgang
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Aus der Panzerkreuzer-Debatte
Berlin. 18. November.
' Abg. Lemmer (Dem.): Die Demokraten haben im vorigen Reichstag gegen den Bau des Panzerkreuzers gestimmt. Am 10. August d. I. hat aber das ganze gegenwärtige R e i ch s k a b i n e t t den Bau beschlossen, ohne daß der Reiü-sfinanzminister Hilferding von seinem Einspruchsrecht Gebrauch geinacht hätte. Die Behauptung, die soz. Minister stimmen jetzt aus Reichshaushaltgründen dagegen, ist also unhaltbar. Das junge Geschlecht wende sich gegen den Zickzackkurs des heutigen politischen Lebens.
Abg. Dr. Wirth lZtr.): Ich bin von meiner Fraktion beauftragt, von der Regierungsbank und den hinter der Regierung stehenden Parteien klipp und klar eine 'Antwort zu verlangen, wie es in Zukunft mit dem parlamentarischen System und der Hcrausarbeitung einer klaren Verantwortung werden solle. Wir sind betrübt, daß ein Riß auch durch die gegenwärtige Regierung geht. Unsere Fraktion bat gelobt: Wenn ein solcher Fall sich wiederholen sollte, wird- das Zentrum einen Mißtrauensantrag gegen die Negierung einbringen. Der sozialdemokratische Abgeordnete Hün- lich sagte damals im Reichstag: Die gegenwärtigen geflickten deutschen Marineschisfe genügen den bescheidensten Anforderungen nicht mehr und gefährden die Sicherheit der Marinesoldoten in einem Maß, das nicht mehr verantwortet werden könne. (Hört, hört, rechts.) Warum konnte man, fragt Dr. Wirth, jetzt über den ersten Ersatzbau nicht ebenso sachlich sprechen? Wir wollen eine Reinigung dieser vergifteten politischen Luft. Wir wollen in diesem Reichstag keine Regierungskrise heraufführen, weil wir Las demokratisch-parlamentarische System nicht durch immer neue Krisen erschüttern wollen. Mit der Ablehnung des sozialdemokratischen Antrags muß die Angelegenheit des Panzerkreuzers usw. von der politischen Bildfläche verschwinden. Ist diese Lufireinigung nicht möglich, dann wäre es allerdings im Interesse der politischen Klarheit
Die Reichsbeihilfe für die
In der Samstagsitzung werden die Anträge des sozialpolitischen Ausschusses über die Reichsunterstützung der Ausgesperrten in Westfalen behandelt.
Abg. Dr. PfefferD. Vp.) begründet den Antrag des Ausschusses, wonach die Reichsregierung nach näherer Ver- .einbarung mit Preußen zur Abstellung der Notstände, die ^ durch die Aussperrung entstanden sind, Mittel zur Verfügung stellen soll, um den in dem genannten Gebiet gelegenen Gemeinden in Gemeinschaft mit Preußen eine ausreichende Erfüllung der ihnen obliegenden Fürsorge- pflicht zu ermöglichen. Weiter beantragt der Ausschuß unverzügliche Feststellung der Schädigungen, die dem Handwerk und Einzelhandel und der für den Lebensmittelmarkt tätigen Landwirtschaft durch die Aussperrung entstanden sind.
Abg. Großmann (Soz.) gibt eine Erklärung ab, in - der bedauert wird, daß die sozialdemokratischen Anträge zur Unterstützung der Ausgesperrten im Ausschuß abgelehnt worden seien. Die Fraktion stimme trotzdem der Ausschußentschließung zu, weil die Beratungen des Reichstags im Interesse der Ausgesperrten nicht ohne Ergebnis bleiben dürften.
Abg. Brüning (Z.) stimmt gleichfalls dem Ausschußantrag zu, um die notwendige Unterstützung der Ausgesperrten und der Gemeinden nicht aufzuhalten. Die Zentrumsfraktion habe sich im Ausschuß damit einverstanden erklärt, daß die Beratung und Abstimmung über ihre grundsätzlichen Anträge, die un Interesse des Wirtschaftsfriedens gestellt seien, zurückgestellt werde.
Abg. von Lindeiner-Wildau (Dntl.) erklärt, der Antrag bedeute eine Vollmachtserteilung an die Reichsregierung, deren finanzielle und rechtliche Ausführung noch nicht zu übersehen. Angesichts der bisherigen uneinheitlichen Haltung der Reichsregierung und der hinter ihr stehenden Parteien könne die deutschnationale Fraktion eine solche Vollmacht nicht geben. Es werde der Eindruck erweckt, als ob mit öffentlichen Mitteln in den schwebenden Lobnkamvs einaeariffen werden solle. Die deutschnationale Fraktion überlasse die Verantwortung dafür den Regierungsparteien and werde sich der Stimme enthalten.
Abg. Rädel (Komm.) erklärt, der Betrug an den Arbeitslosen sei von den Sozialdemokraten und den bürgerlichen Parteien gemeinsam verabredet. Der Redner fordert Unterstützungszahlungen in Höhe der Arbeitslosenunterstützung.
Abg. Schneider-Berlin (Dem.) stimmt in einer Erklärung dem Ausschußantrag zu.
Abg. Wagner (Nat.-Soz.) nennt das Verhalten des Reichstags demagogisch und erklärt, die Verhältnisse würden sich erst ändern, wenn die Arbeiterbataillone in den Reichstag, dieses Haus der Demagogie, einmarschieren. (Der Redner erhält einen Ordnungsruf).
besser, die Krise schon heute zum Ausbruch kommen zu lassen.
Abg. Dr. Breit scheid (Soz.) (von rechts mit dem Schillerwort empfangen: Zurück, du rettest den Freund (Wels) nicht mehr!) führt aus: Es sei verwunderlich, daß die Politik der Sozialdemokraten nicht nur draußen, sondern auch hier im Reichstag unehrlich genannt worden sei, und daß es ihnen mit ihrem Antrag gegen den Panzerkreuzer gar nicht ernst gewesen sei. Die soz. Fraktion habe keinen Anlaß, von dem, was Abg. Wels am Donnerstag gesagt habe, etwas zurückzunehmen. (Lachen und lebhafte Zurufe.) Die Sozialdemokratie halte den Panzerkreuzer für wertlos. Die Verantwortung trage das Zentrum, das ja auch in der Regierung sitze, nicht weniger als die Sozialdemokraten. Eine Koalitionsregierung bestehe überhaupt nicht. Eine Krise wollen die Sozialdemokraten auch nicht.
Abg. Dr. Wendhausen (Christl.-nat. Bauernp.): Nur bei dem heutigen System der organisierten Verantwortungslosigkeit sei der ganze trauriglächerliche „Fall Panzerkreuzer" möglich. In keinem andern Land der Welt wäre eine derartig unwürdige und beschämende Behandlung von wichtigen Fragen der Landesverteidigung denkbar.
Abg. Jö os (Ztr.): lieber die Frage der Zweckmäßigkeit des Panzerschiffbaus seien einige Mitglieder der Zentrumsfraktion abweichender Meinung gewesen. Nachdem sie aber nun erfahren haben, daß der Reichskanzler Mül - l er und das Kabinett selbst der Bauauftragserteilung von 32,5 Millionen zugestimmt haben, und Müller und die übrigen soz. Minister trotzdem hernach dagegen stimmten, sei die Sachlage eine ganz andere geworden. Sie werden daher mit der übrigen Zentrumsfraktion für den Panzerkreuzer stimmen.
Der sozialdemokratisch« Ants-bg wurde daraus, wie bereits berichtet, mit 255 gegen 203 Stimmen bei 8 Stimmenthaltungen abgelehnt.
Die kommunistischen Mißtrauensanträge gegen Müller und Gröner wurde mit 392 gegen 62 Stimmen der Antragsteller und der Nationalsozialisten abgelehnt.
Ausgesperrten angenommen
Der Reichstag nahm den kompromißankrag des sozialpolitischen Ausschusses mit 267 gegen 59 Stimmen der Kommunisten und Nationalsozialisten bei 55 Stimmenthaltungen der Deukschnationalen an. Der kommunistische Antrag wurde abgelehnk.
Berlin. 18. Nov. Im sozialpolitischen Ausschuß des Reichstags machte Reichsfinanzminister Hilferding den Vorschlag, für die ausgesperrten Arbeiter in Nordwestdeutschland 20 Millionen Mark auszuwerfen. Ohne sich auf die Höhe des Betrags festzulegen, traten Zentrum, Demokratische und Sozialdemokratische Partei dafür ein, daß den Gemeinden ihre Auslagen aus der Unterstützung der Ausgesperrten durch das Reich im Benehmen mit Preußen ersetzt werden. Auf dieses Kompromiß einigte man sich, nachdem die ursprünglichen Anträge des Zentrums und der Sozialdemokraten, die Unterstützungen aus die gesetzliche Arbeitslosenunterstützung zu ''ibernehmen, auf den Widerspruch der Deutschen Volkspartei gestoßen war, die dr.ohte, in diesem Fall ihre Minister aus dem Kabinett zurückzuziehen. Die Uebertragung der Unterstützung auf das Fürsorgegebiet fand sodann auch die Zustimmung der Deutschen Volkspartei.
Neueste Nachrichten
Verlängerung des Steuermilderungsaesetzes
Berlin. 19. Noo. Der Reichstag hat den Antrag, durch den die Geltung des Skeuermildernnqsgesetzes bis zum 30. September 1929 verlängert wird, in der dritten Beratung angenommen
Von der Fraktion der D. Vp. wurde ein Antrag eingebracht, es solle ein Gesetzentwurf vorgelegt werden, durch den festverzinsliche Werte von der Kapitalertragssteuer befreit werden.
Wisset! über seine Eindrücke im Ruhrgebiet
Berlin, 18. Nov. Im Sozialpolitischen Ausschuß des Reichstags führte Reichsarbeitsminister Wisset! aus Grund seiner persönlichen Eindrücke im Ruhrgebiet aus, daß das Verhältnis der Parteien zueinander noch überaus gespannt sei, doch seien die Fäden nicht abgerissen. Eine gemeinsame Sitzung mit den Arbeitgebern und Arbeitnehmern sei bis jetzt noch nicht möglich gewesen. Die Hauptschwierigkeiten liegen in der Frage, ob sich eine Lösung finden lasse, die die Wiederaufnahme der Arbeit ermöglicht, ohne daß die Rechtsfragen damit schon endgültig geklärt sein sollten. Auf Arbeitgeberseite scheine für eine endgültige Lösung Neigung zu bestehen, die Arbeitnehmer dagegen schienen einer Endlosung abgeneigt.
TkMssMZe!
Im Reichsministerium des Innern stt ein vorläufiger Entwurf zur Aenderung des Wahlgesetzes serkiggestellt worden, der u. a. eine kontingentierte Reichsüste vorsieht.
Am Samstag haben in Düsseldorf unter dem Vorsitz des Regierungspräsidenten Bergemann die gemeinsamen Der- s Handlungen von Arbeitgebern und Arbeitnehmern über eine i Verständigung begonnen.
Günstige Aussichten s-'ir eine Verständigung?
Düsseldorf, 19. Nov. Die Verhandlungen zwischen den Arbeitgebern und Arbeitnehmern im nordwestdeutscher. Lohnkampf dauerten zwölf Skunden. Wie verlautet, soll bas Ergebnis nicht ungünstig sein und die Aussicht auf eine Beilegung des Streiks erölfnen.
Ein Hiklermann ermordet
Berlin» 19. Nov. Einige Zeit nach der Hitlerversammlung im Sportpalast wurde der Anhänger Hitlers, Kaufmann Kütemeyer als Leiche aus dem Landwehrkanal gezogen. Man hakte kurz vorher Hilferufe gehört- Dem Kütemeyer war das Nasenbein zertrümmert worden, auch sonst zeigte die Leiche schwere Verletzungen im Gesicht. Er ist ohne Zweifel von polnischen Gegnern überfallen, übel zugerichkek und in den Kcm"l geworfen worden.
Auch Jouhaux krilk als Vertreter zum Völkerbund zurück
Paris, 17. Nov. „Volonte" kündigt den Rücktritt der Generalsekretärs des französischen Allgemeinen Gewerk- schafksbundes (EGT.), Leon Jouhaux, als französischer
Vertreter beim Völkerbund als bevorstehend an. Paul- Voncour (st Bekanntlich dieser Tage ebenfalls aus Veranlassung der soz. Partei zurHckgctreten.
Auch das Schweskerschiff der „Beskris" beschädigt
Das Schwesterschiff der „Beskris". der Dampfer „Voltaire", kam mit einem Tag Verspätung aus Buenos Aires in Neuyork an. Auch er hakte eine schlimme Neise hinter sich, wobei die Schiffsschraube beschädigt wurde.
Bei der Untersuchung des Falles „Vestris" in Neuyork wurde durch Zeugenaussagen festgestellk. daß die Manns- zucht der Besatzung des Dampfers außerordentlich gering gewesen sei. Die Mannschaft, unter der sich viele Neger befanden, bemächtigte sich zuerst für sich der Rettungsboote. Daher sind verhältnismäßig so viele Matrosen und so wenig Fahrgäste gerettet worden.
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Skukkgart, 18. November.
s ^^?"^Esausstel1ung Württ. Kunsthandwerk. Im Staatlichen Ausstellungsgebäude, Kanzleistr. 28 (gegenüber dem Landesgewerbemuseum, findet vom 24. November an eine 5 /°?ere Verkaufsausstellung des Württ. Kunsthandwerks statt. Die Kunstgewerbeschule Stuttgart, der Verein Kunsthandwerk Schwaben und der Verein der Württ. Wertarbeit Stuttgart, Werkhaus und Werkschule Merz Stuttgart, die ttlmer Kunsthandwerkgilde Ulm, sowie zahlreiche Kunsthandwerker aus Gmünd. Göppingen, Reutlingen, Heilbronn und anderen Städten, werden mit auserlesenen Qualitätsarbeiten vertreten sein.
§ -A'-Hbhafen anläßlich der Amerika-Aahrt des Zeppelin --L.Z. 127". Das Postamt Friedrichshafen hatt der Amerika-Fahrt des Zeppelinluftschiffs „L. Z 127 einen außerordentlich starken Verkehr zu bewältigen In den Stunden des Starts wurden dort 1069 abgehend Ferngespräche vermittelt und 421 Telegramme aufgegeben Ueber die Zeit der Landung wurden 1417 abgehende Ge spräche und 424 aufgegebene Telegramme verarbeitet. Dil Zahl der während der Landung angekommenen Telegramm, überstieg mit 440 und 546 Stück noch diejenige der auf gegebenen Telegramme. Die mit dem Luftschiff aus Ame rika eingegangene Briefpost bestand aus 35 Säcken mi etwa 100 000 Briefen und Postkarten; sie war am 1. No vember um 9 Uhr vom Luftschiff übernommen und un 19.30 vollständig verarbeitet. Zur Abwicklung des Fern sprechverkehrs standen dem Postamt u. a. 7 Leitungen nack Stuttgart. 6 Leitungen nach Berlin. 1 Leitung nach Frank furt (Main) und 2 Leitungen nach München zur Verfügung Für die Rundfunküberlragungen aus Friedrichshafen waren außerdem noch 2 Leitungen nach Stuttgart bereitgestellt Der gesamte Verkehr hat sich ohne nennenswerte Anitändk abwickeln lassen.
Skullgarl, 19. Nov. Das Pressefest. Die großen gesellschaftlichen Veranstaltungen des Winkers wurden am Samstag abend im Kunstgebäy.de durch das Pressefest eingeleitek. Es ist das dritte in seiner Art. Die Arbeitsgemeinschaft der Württembergischcn Presse (Berlegerverein. Neichsverband der Deutschen Preise und der Württ. Journalisten- und Sckriststellerverein) verlolaen wohltätig? Zwecke