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Festzeitung des Nagoldcr Tagblattcs „Der Gesellschafter"
Montag, 24. September 1928
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es schreibt, das manches Schöne, Idyllische und Romantische verloren ging, aber seine Hoffnung wird auch bestätigt, daß „in anderer Richtung Ersatz für das Verlorengehende" geschaffen werden soll. Der moderne Mensch sieht auch Schönheiten dort, wo es vielleicht Menschen von einst nicht fanden. Technische Werke in imposanter Größe, zweckmäßiger Anlage und doch einer der Umgebung angepaßten Linienführung, wirken sie nicht ebenso schön? Können Gefühlswerte nicht durch Zweckmäßigkeitswerte ersetzt werden, wenn sie den Zweck einer großen Idee verkörpern, sich in den Dienst der Menschheit stellen? Unbedingt muß dies bejaht werden! Aus der Enge haben wir einen Schritt in die Weite gemacht, aus der Enge des Blickes und des Raumes, in die Weite des Blickes und des Raumes. In freier Sicht erschließt sich uns heute die ganze Schönheit des Tales, der Zauber des Schloßberges und von der anderen Seite die Romantik unseres Heimatslädtchens. Ruhig können nunmehr die Anwohner der Flüsse der Schneeschmelze und den wochenlangen Niederschlägen entgegensehen, die hochgehenden Wogen werden nur noch lästernd an den glatten und hohen Mauern der Böschungen emporklettern und sich nicht mehr an der Anwohner Gut und
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Gesamtansicht des Krankenhauses mit Nebengebäuden und Anlagen vom Flugzeug aus
Nordansicht des alten Krankenhauses
Leben vergreifen können. Unbeschränkter Raum bietet sich auch der sportfreudigen Menschheit, die schon in diesem Sommer mannigfaltigsten Wassersport treiben konnte und vielleicht, dies wird allerdings erst der Winter beweisen müssen, auch eine einzigartige Eisbahn vorfinden wird.
Kaum einige Jahre wird es mehr dauern, so kommen auch die Ufcrbepflanzungen, die schön angelegten Wege im Zauber der alles verschönenden Natur richtig zur Geltung — idyllisch, romantische Natur, dem Menschenwille einen Weg gewiesen hat, und der Geist des Fortschrittes reichen sich versöhnlich die Hand. Segen sei auch diesem Werk be- schieden, das einen erfreulichen Fortschritt in dem steten Aufstieg unserer Vaterstadt bedeutet.
Auf kommenden Seiten wollen wir unter Leitung der Schöpfer und Fachmänner einen Gang durch die Geschichte beider Errungenschaften, durch die Räume und Einrichtungen des Krankenhauses, über die Wege entlang der neuen Ufer machen. Dankbar aber wollen wir auch der Männer gedenken, die uns diesen Gang heute ermöglichen, die, durch das „es soll und es muß" bewogen, „frisch in die Nesseln gegriffen" und uns den Freudentag in der Neige des Jah
res 1928 geschenkt haben. Zuvörderst seien genannt der entschlossene Herr Landrat Baitinger an der Spitze seines Bezirksrates und der Amtsversammlung, der bewährte Chefarzt Herr Dr. Ulmer, der nimmermüde und zielbewußte Herr Stadtschultheiß Maier als Führer der Stadt und des Gemeinderates, die tüchtigen, ausführenden Köpfe, Herr Oberamtsbaumeister Schleicher, Herr Baurat Eroßjohann von der Ministerialabtei- lung für Straßen- und Wasserbau, Herr Vauinspektor Bauer von der gleichen Behörde und als örtlicher Bauleiter, Unternehmer, Baumeister, Handwerker, Lieferanten und all die andern, die mit Kopf und Hand mitgewirlt haben. Ihnen allen in Dankbarkeit ein gut deutscher Händedruck!
Und nun zuletzt dem Herrn Staatspräsidenten, der Abordnung der Regierung und den Gästen ein herzlich Willkomm und mögen sie von neuem erkennen, welch rühriges Völkchen, das an der Heimatscholle und seinen Schönheiten hängt und doch den Forderungen des Fortschrittes Rechnung zu tragen versteht, im Nagoldtal zu Hause ist.
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Von Landrat Baitinger
Ter Tag der Einweihung unseres Bezirks-Krankenhauses, das in seinem neuen Gewand so stolz in das Nagoldtal herabgrüßt und das eine Zierde des Nagolder Stadtbildes darstellt, bildet einen so wichtigen Markstein in der Geschichte der Amtskörperschastsverwaltung. daß es für die breitere Öffentlichkeit von Interesse sein mag, auf den 26 erdegang dieser stattlichen Heilstätte zurückzublicken.
Als vor nunmehr bald einem halben Jahrhundert das Reich die sogenannte soziale Gesetzgebung eingeleitet hat u. in den 80 er Jahren das Krankenkassenwesen allmählich aufgebaut worden ist, als für die werktätigen Schichten der Bevölkerung kraft Reichsgesetzes ein immer höher steigender Schutz gegen Krankheit, Unfall und Invalidität geschaffen wurde, regte sich auch in unserem Bezirk mächtig das soziale Gewisien. Gebieterisch forderte der Zeitgeist, daß an Stelle der bisherigen, vielfach völlig unzureichenden Krankenstuben, neuzeitliche Krankenhäuser geschaffen werden. Die Versuche zur praktischen Lösung dieser Fragen muten heute teilweise merkwürdig an. Ich darf daran erinnern, daß die Amtsversammlung am 1. Juli 1890 den Bau von zwei Bezirkskrankenhäusern mit je 28 Betten in den Städten Nagold und Altensteig und im folgenden Jahr am 12. Mai 1891 die Erbauung zweier weiterer Krankenhäuser in Haiterbach und Wildberg mit je 18 Betten beschlossen hat. Die Bauplätze hiefür sollten von den beteiligten Städten bereit gestellt werden, der Bauaufwand für sämtliche vier Krankenhäuser war auf 100 000 Mark veranschlagt. Diese Beschlüsse, die unter dem Vorsitz des Oberamtmanns Dr. Gugel gefaßt worden sind, mögen unfern Vorfahren als zweckentsprechende Lösung erschienen sein, die Träger der Gegenwart mit ihren völlig veränderten Verhältnissen stehen ihnen heute nahezu verständnislos gegenüber. Diese Pläne sollten jedoch nicht zur Tat werden.
Lange Jahre gingen ins Land, Jahre reiflicher lieber legung und sparsamster Wirtschaft, ohne daß die Kranken- haussrage praktisch gelöst worden wäre. Erst Ende der 90er Jahre hat die Amtskörperschaft unter der Leitung des Oberamtmanns Ritter sich zum Bau eines Bezirkskrankenhauses in Nagold und zwar im Gewand Lemberg entschlossen. Der Plan ist seinerzeit nach dem Muster des Böblinger Vezirkskrankenhauses von dem inzwischen verstorbenen Oberamtsbaumeister Schuster in Nagold entworfen, von anerkannten Fachleuten geprüft und verbessert und schließlich unter tatkräftiger Mitwirkung des jetzigen Oberamtsbaumeisters Schleicher und des Stadtbaumeisters Lang in Nagold ausgeführt worden. Die Höhe der Kosten, die den aufgestellten Voranschlag bedeutend überschritten, haben sich auf 226 000 Mark belaufen. Hiezu hat der Staat in dankenswerter Weise einen Beitrag von 10 v. H. verwilligt. Am 17. Dezember 1900 ist das neue Krankenhaus mit 45 Betten eröffnet worden und zwar — bezeichnend für die damalige Zeit — ohne jede Feierlichkeit! Die ärztliche Leitung hat Oberamtsarzt Dr. Fricker übernommen, als sein Mitarbeiter war Oberamtswundarzt Dr. Ulmer tätig. Die Krankenpflege haben die Schwestern der Evang. Diakonissenanstalt Stuttgart besorgt. Die Verwaltung des Krankenhauses ist dauernd mit der Oberamtspflege verbunden worden.
Bei seiner Errichtung hat das Bezirkskrankenhaus dem Krankenhausbedarf des Bezirks vollauf genügt und in seinem Aufbau und seiner Einrichtung den Bedürfnissen der Zeit und den Forderungen der Wissenschaft durchaus Rechnung getragen. In den folgenden Jahren ist lediglich ein Jsoliergebäude, als Heilstätte für ansteckende Krankheiten erbaut und in Betrieb genommen worden.
Der Ausbruch des Weltkrieges, seine lange Dauer, sein
unglücklicher Ausgang und die schweren Jahre der Nachkriegszeit haben es der Amtskörperschaft nicht ermöglicht, den Krankenhausbau und seine Einrichtung den grundstürzenden Aenderungen auf dem Gebiet der Krankheitsbekämpfung und dem ständig steigenden Krankenhausbedarf der Bevölkerung anzupassen. In den Jahren 1922 und 1923, den Zeiten der stärksten Geldentwertung hat die Amtskörperschaft auf Grund eines Beschlusses vom 24. April 1922 die Schaffung von fünf weiteren Krankenzimmern durchgeführt. Diese Erweiterung, die nach dem Voranschlag einen Bauaufwand von 630 000 Mark verursachen sollte, tatsächlich aber rund 2 Millionen Mark verschlang, bedeutete das Allernotwendigste, was zur Aufrechterhaltung eines geordneten Krankenhausbetriebes geschehen mußte. Die Zahl der Betten ist damals auf 55 erhöht worden, eine Verbesserung der übrigen Einrichtung des Krankenhauses mußte leider unterbleiben.
Nach Schaffung geordneter Verhältnisse, insbesondere nach Festigung unserer Währung hat das Schlagwort vom Wiederaufbau dessen, was in 9 schweren Jahren zerstört und abgewirtschaftet worden ist, wie im ganzen Reich, so auch in unserem Bezirk starken Widerhall gefunden. Dieser Ruf galt in erster Linie dem Wiederaufbau der Gesundheit, dem wertvollsten Gut der Menschheit. Dem neuzeitlichen Gedanken der Ertüchtigung von Körper und Geist durch Leibesübungen und Schulbildung entspricht der Ruf nach möglichst rascher Heilung der Krankheiten, nach Schaffung vorbildlicher Krankenhäuser.
Landauf, landab sind die Amtskörperschaften und Städte genötigt, unter hohen Aufwendungen ihre Krankenhäuser zu erweitern und zu verbessern. Auch unser Nagolder Bezirkskrankenhaus hatte schwere Mängel aufzuweisen. Es fehlten vor allem zeitgemäße Operationsräume
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